War früher alles besser?

Mamablog

Früher spielten Kinder auf dem Spielplatz – heute hängen sie nur noch am Smartphone. So scheint es zumindest manchmal. Foto: iStock

Es war letzten Sonntag. Eine andere Mutter, eine Patentante und ich unterhalten uns über den Nachwuchs. Irgendwann erzählt die eine etwas von «diesem seltsamen Tik Tok», das Gespräch wandert weiter zu den Themen Smartphone und Youtube, von dort zur kindlichen Körperwahrnehmung und Fluchwörtern. Und dann fällt er, d e r Satz. «Früher», sagt eine von uns, «früher war das anders.»

Wir hätten uns damals als Siebenjährige ganz sicher noch nicht mit dem Umfang unserer Oberschenkel beschäftigt. Oder die Wörter «Sex» und «Fuck» ausgesprochen – wahrscheinlich hätten wir nicht einmal gewusst, was die überhaupt bedeuteten. «Und anstatt uns selber beim Schminken zu filmen und auf Influencer zu machen, haben wir mit neun noch mit Puppen gespielt.» Zustimmendes Nicken. Früher, da war alles einfacher. Einfach besser.

Die Vergangenheit verherrlichen

Seit meine Tochter sich dem Teenie-Alter nähert, rutscht mir der Satz manchmal auch über die Lippen. Dabei gehöre ich eigentlich nicht zur Fraktion der Vergangenheits-Verherrlicher. Ich glaube sogar, dass einen der Kopf diesbezüglich gerne täuscht und die schönen Erinnerungen ganz besonders leuchten lässt, während er die weniger schönen irgendwo in einer dunklen Ecke versteckt. Denken Sie nur einmal ans Kinderkriegen: Blieben die Schmerzen der Geburt genauso präsent wie der unglaubliche Moment, wenn man das Baby zum ersten Mal in den Armen hält, würde wohl kaum eine Frau ein zweites Kind bekommen.

Tatsächlich belegen verschiedene Studien, dass wir Menschen dazu tendieren, die Vergangenheit allzu rosig zu sehen. Eine Gruppe Forschender hat untersucht, wie Leute sich vor, während und nach einem wichtigen persönlichen Ereignis wie einer grossen Reise fühlen. Das Resultat: Der Mensch malt sich solch ein Abenteuer davor viel schöner aus, als es in Wirklichkeit je sein wird. Ist er dann aber zurück von der Reise, dauert es nur ein paar wenige Tage und das dreckige Hotelzimmer, die quengelnden Kinder und die vielen Mücken sind vergessen, und in der Erinnerung waren es Traumferien.

Funktioniert es also ähnlich mit der Jugend? Sehen wir die eigene deshalb oft positiver, weil sie in der Vergangenheit liegt, die unserer Kinder aber im Jetzt passiert?

Das Jammern beginnt mit 40

Aber wenn ja, weshalb befällt dieser «Früher war alles besser»-Virus dann so gerne die Übervierziger, während man einen Mittzwanziger höchst selten jammern hört, dass alles toller war, als er noch als kleiner Knirps herumspazierte?

Eine Erklärung könnte der sogenannte «Reminiscence Bump» sein. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die autobiografischen Erinnerungen nicht gleichmässig übers Leben verteilt sind. Es gibt einen klaren Peak zwischen dem Alter von zehn und dreissig Jahren. Die Gründe dafür? In dieser Phase werde die Persönlichkeit geformt, sagen die einen. Während dieser Zeit mache man am meisten erste und somit prägende Erfahrungen, meinen die anderen. Ist man in seinen Zwanzigern also noch mit dem Sammeln der Erinnerungen beschäftigt, schaut man in den Vierzigern lieber darauf zurück. Und beginnt zu verklären.

Die heutige Jugend verliert immer

Kommt hinzu, dass man mit Mitte zwanzig meist noch keinen Nachwuchs hat. Hat man hingegen die vierzig hinter sich gelassen, tummeln sich im Umfeld meist Kinder – seien es die eigenen oder Patenkinder, Nichten und Neffen. So wird man unweigerlich mit der heutigen Jugend und ihren Problemen konfrontiert. Und die kann nur verlieren, wenn man die eigene Vergangenheit daneben durch die rosa Brille sieht.

Dabei ist es doch sowieso zweitrangig, ob früher etwas besser, schlechter oder einfach nur anders war. Wir leben mit unseren Kindern im Jetzt. Investieren wir unsere Energie also lieber darin, mit ihnen gemeinsam die aktuellen Herausforderungen zu meistern, als uns die alten wieder herbeizuwünschen.

Lesetipps: Warum kriegen wir Kinder? und Die Zukunftssorgen der Eltern.

34 Kommentare zu «War früher alles besser?»

  • Hermann sagt:

    Als ich in den 50 er Jahren ein Kind war, seichte mein Vater meine Mutter oft an für nichts. Er merkte nie, wenn sie Tränen in den Augen hatte. Ich hasste ihn dafür. Meine Kinder und Grosskinder sind offen und laut und die Mütter lassen sich nichts gefallen. Ich werde traurig, wenn ich daran denke, was sich meine Mutter alles gefallen lassen musste. Scheisszeit damals.

  • Yosh Eden sagt:

    Der Verlust an Werten ist offenkundig und Fakt. Das kann auch das coolste Hippster-Gespräch nicht wegdiskutieren. Dieser wird zwar begleitet von sinnvoller Befreiung von einigen Konventionen. Doch unterm Strich dominiert der Werteverlust und ein Mass an Hedonismus und ein Irrglaube an ein abstruses ‚Recht auf Individualismus‘ (das nichts anderes als Egoismus ist), der einfach nur bedenklich ist! PS: bin keine 40ig

    • Carl sagt:

      Da ist überhaupt nichts offenkundig und Fakt. Lesen Sie den Kommentar von Herrmann 06:09, genauso sah es früher aus. Viel mehr psychische und physische Gewalt als heute.

  • Paolo Martinoni sagt:

    Die, die denken, früher war alles oder vieles besser, sollten ihre Geschichtskenntnisse auffrischen. Die Welt, in der ich lebe, ist bei Weitem nicht das, was ich mir wünschte – denn ich kann mir viel schönere Welten vorstellen. Ich meine: Mein Blick auf die Gegenwart ist extrem kritisch. Ein Blick zurück auf die letzten zweitausend Jahre lässt mich aber zutiefst erschauern. Wer meint, früher was alles oder vieles besser, weiss nicht, wirklich nicht, wovon er spricht.

  • Paolo Martinoni sagt:

    Jahrhundertelang und bis vor wenigen Jahrzehnten hat es hier im Westen Kriege gegeben, schreckliche Kriege, beinahe pausenlos. Der „Vater“ Europas, Karl der Grosse, hat zum Beispiel ununterbrochen Kriege geführt, Völker ausgerottet – auch im Dienste der damaligen Päpste. Früher hat es im Westen Hungersnöte gegeben, Epidemien, die ganze Völker dahingerafft haben (man denke dabei an den Dreissigjährigen Krieg). Früher waren die Massen völlig entrechtet, nicht mehr und nicht weniger als Kriegsfutter (man denke dabei an die vielen Kreuzzüge). Jahrhundertelang hat man bestenfalls drei oder vier Jahrzehnte gelebt. Früher hat man Kinder arbeiten lassen unter schrecklichen Bedingungen, man hat Frauen verbrannt auf dem Scheiterhaufen und viele Krankheiten, die man heute heilt, verliefen tödlich.

  • graf beat sagt:

    früher war nicht alles besser oder schöner, aber auf dem Lande aufwachsen war sicher das Beste, das einem Kind passieren kann. Meine Kollegen im Kindergarten und Primarschule waren Bauersöhne und so kam es, dass man sozusagen jeden freien Nachmittag, damals gab es mehre einfach mit den Bauern und dem Kollegen aufs Feld, arbeiten ging. Grasen, Härdöpfle, Heuen, Stall ausmisten, Kühe füttern, Stroheinlagern, Eiersuchen im Hühnerstall etc. etc. Arbeit? Nein, ein produktiver Zeitvertreib. Dann gab es auch noch „Zvieri“ mitten auf dem Feld oder halt unter einem Baum.

    • Lala sagt:

      Also ich erinnere mich auch noch an meine Kindheit und die von Ihnen genannten Tätigkeiten waren ganz klar „Arbeit“ und in dem Moment weder Spass noch sonst was.
      Geschadet hats sicher nicht, aber um es als supertoll und spassig zu betiteln braucht es schon einen stark verklärter Blick.

      • graf beat sagt:

        Na ja, Lala, alles Ansichtssache. Arbeit war es definitiv nicht. Wir wurden ja nicht gezwungen aufs Feld mitzukommen. Also auch nichts verklärtes.

  • fufi sagt:

    Also ALLES war früher (vor 55-45J, in meinem Fall) bestimmt nicht besser.
    Aber ES war bestimmt weniger hektisch.
    Und vor allem: Es gab noch keine Smartphones!

    • Reincarnation of XY sagt:

      Ja und es gab mal eine Zeit, da gab es kein TV und kein Telefon und auch keine Motorfahrzeuge.
      Und damals sagten die Alten auch: „Es war früher nicht so hektisch“.
      Vor hundert Jahren fanden die Leute auch, dass die Menschen zunehmend „nervös“ seien. Und man ging in „Kur“. Man philosophierte darüber wie so schnelle Motorfahrzeuge (35 km/h) jegliche Musse zerstören …. etc.
      Aus heutiger Sicht irgendwie lustig.

      Wir sollten uns etwas intensiver mit Geschichte auseinandersetzen, dann würden wir unsere Zeit realistischer einschätzen.

  • tststs sagt:

    Äch, wir sagten einfach „Bümsle“ und „Figgdiisknü“ und spielten gerne „Verkleiderlis“ und dokumentierten es mit der Polaroid … alles in allem einfach alter Wein in neuen Schläuchen.

    Aber ja, sicherlich lässt sich an der Häufigkeit und Grad der Verwendung von „früher™ “ bis zu einem gewissen Grad das Alter ablesen 😉

    • Anh Toàn sagt:

      Ich sage auch, es war nicht nur früher fast genau gleich, es ist auch überall auf der Welt fast genau gleich: Die menschliche Rasse halt.

  • Gerhard Engler sagt:

    In den 70er Jahren gab es drei Mal mehr Verkehrstote als heute. Aus diesem Grund bin ich froh, dass meine Kinder heute leben und nicht vor 40 Jahren. Es hat sich vieles verbessert in den letzten Jahrzehnten.

  • Valentin Brazerol sagt:

    Früher war nicht alles besser. Aber vieles gut!

  • Momof4 sagt:

    Ich denke man erinnert sichhauptsächlich an das gute, das liegt in der natur des menschen, was ja auch nicht schlecht ist, sonst wäre die menschheit wohl schon längst ausgestorben wenn frau den geburtsschmerz nie vergessen könnte oder die wehwehchen der schwangerschaft. Vieles hat man ja auch selbst in der hand. Jeder ist seines eigenen glückes schmied. Zum beispiel das thema mit den smarthphones. Wir haben unseren kids die geräte vor einiger zeit entzogen. Und es gibt sie auch nicht mehr zurück. Wir hatten die ständigem diskusdiomen und das gezanke einfach satt. Zudem denke ich auch das es nicht förderlich ist ein sich entwickelndes gehirn solchen reizen auszusetzen. Sie sollen sich in der realen welt entwickeln und mit den gspändli real spielen und reden.

    • Anh Toàn sagt:

      „Jeder ist seines eigenen glückes schmied. Zum beispiel das thema mit den smarthphones. Wir haben unseren kids die geräte vor einiger zeit entzogen.“

      Na ja, dann sind aber Sie die Schmiedin des Glückes ihrer Kinder.

      „Sie sollen sich in der realen welt entwickeln und mit den gspändli real spielen und reden.“ Nun smartphones gehören zur realen Welt, die Teenager reden darüber miteinander. Wer Kindern grundsätzlich den Umgang mit smartphones verbietet, verbietet ihnen die reale Welt und versucht sie für eine Welt vorzubereiten, die mal war.

      • momof4 sagt:

        @ an toàn

        nun, das sehe ich etwas anders. die reale welt findet da draussen statt und anstatt im selfiemodus zu versinken oder ein game nach dem anderen zu spielen reden sie lieber richtig miteinander. unseren kindern hat es jedenfalls nur gut getan, wir haben die kinder zurück die wir vor der ganzen game und internet zeit hatten, sie sind glücklicher, sie haben wieder mehr phantasie und unserer ältesten haben wir sozusagen eine last abgenommen. nun ist sie nicht mehr drauf fixiert ständig auf ihren bildschirm zu kucken ob wieder wer geschrieben hat oder was gepostet hat, oder muss dinge verarbeiten die sie eigentlich noch nicht sehen sollte in ihrem alter (der eingeschränkte modus auf youtube bringt nur für jüngere kids etwas, die älteren wissen genau wie sie ihn wieder löschen).

      • momof4 sagt:

        zudem sind wir eltern die, welche das glück unserer kids in der hand haben. das ist nunmal so und wird immer so sein und wir sind auch dazu da sie auf das leben da draussen vorzubereiten. wie man gamet oder selfies macht oder auf youtube filmchen ankuckt erscheint mir nichts das wichtig und wertvoll ist. zudem ist es auch unsere aufgabe sie zu schützen vor schlechten einflüssen und da gibt es leider zu viele im internet. das internet ist eine super sache wenn es sinnvoll genutzt wird. kinder sind aber noch nicht in der lage das selber abzuschätzen, dazu sind wir eltern da.

      • tststs sagt:

        momof4

        Ich gratuliere Ihnen! Sie bringen Ihren Kids das einzige bei, was man überhaupt im Umgang mit Smartphone lernen/trainieren muss (alles andere ist selbsterklärend): Abstinenz!
        Anwendung, Umgang und süchtig werden, kommt ganz von alleine.

      • Anh Toàn sagt:

        „…zudem sind wir eltern die, welche das glück unserer kids in der hand haben.“ das widerspricht aber Ihrem =Jeder ist seines eigenen glückes schmied“. Und ich halte es für einen dummen Spruch: Gerade Glück und Pech liegen nicht in unserer Hand. Auf dem Weg zum erwachsen werden gibt es viele Einflüsse, die nicht in der Hand der Eltern liegen, die zu früh sind für das Kind, die schlecht sind für das Kind (von anderen Kindern in der Umgebung, schlechte (vielleicht für dieses Kind) Lehrern, so vieles beeinflusst unsere Kinder auch früher auf dem Dorf, ganz ohne Einfluss eines Smartphones. Unsere Aufgabe als Eltern ist, unseren Kinder beim Erkenntnis statt Schaden bringenden Umgang mit solchen Einflüssen zu helfen.

      • momof4 sagt:

        @tststs
        Wir leben es Ihnen auch vor. Das gehört zum Elternsein auch dazu. Was nicht bedeutet das wir deswegen im „Gestern“ leben oder leben möchten.

      • momof4 sagt:

        @ Anh Toàn,

        Da geb ich Ihnen einerseits Recht. Aber, wir hatten Regeln, die jedoch nicht eingehalten wurden und darauf folgten dann Konsequenzen und danach ging alles von vorne los. Irgendwann hat man auch keine Lust mehr auf das Theater und es ist ja nicht so das sie diese Geräte wirklich brauchen. Handys sind nicht mehr wie früher mobile Telefone womit man im Notfall jemanden erreichen konnte. Es sind unter anderem kleine Gameboys für unterwegs. Sogar Kindergartenkinder haben sie schon. Und wozu? Es ist vieles Gut in der heutigen Zeit aber das gehört definitiv nicht dazu. Man sieht immer weniger Kinder draussen rumtoben weil alle drin sitzen. Zudem, die Gefahren des Internets müssen sie bestimmt noch nicht kennenlernen. Das kommt später ganz allein. Dann sind sie aber Reifer.

  • Maike sagt:

    Das was immer so gerne als Verklärung bezeichnet wird, ist nichts anderes als einen Schutzfunktion des Gehirns. Es speichert langfristig nämlich lieber positive als negative Dinge. Kann man gerne selber einmal ausprobieren, in dem man zu Zettel und Bleistift greift und spontan eine Liste aufstellt, was einem in seinem bisherigen Leben Gutes und Schlechtes widerfahren ist.
    Würde das Gehirn mit der gleichen Intensität auch die schlechten Dinge speichern, würde es uns mit Sicherheit nicht so mental gut gehen.
    Weiter frage ich mich, warum man die Kindeheit heute mit der Kindheit von damals vergleicht ? Das die Kindheit heute eine andere ist, dafür haben doch ausschliesslich wir Erwachsene gesorgt. Und jetzt will man es den Kindern übelnehmen, das sie diese Umwelt so nutzen ?

    • tststs sagt:

      Hmmmm, momof4 schreibt ja ähnliches….
      Einerseits bin ich geneigt, Ihnen beiden zuzustimmen. Andererseits kenne ich schon das eine oder andere Exemplar der Gattung Mensch, das ständig nur darüber spricht, was ihm alles Schlechtes widerfahren ist (bis hin zum Suhlen im eignen Unglück).

      • Reincarnation of XY sagt:

        Diese Schutzfunktion ist ein zweischneidiges Schwert. Sie führt nämlich zu einer Verdrängung unserer schlechten Erfahrungen. Und das wiederum führt zu einer verzerrten Wahrnehmung sowohl der Vergangenheit, wie auch der Gegenwart. Eine verzerrte Wahrnehmung ist nie wirklich hilfreich.
        Wie meinen, bloss weil wir etwas „vergessen“ haben, hätte es keinen Einfluss auf uns.
        Das ist komplett falsch.
        Wir müssen vielmehr die Reife erlangen, dass wir uns all dem Verdrängten stellen können. Dann geht es uns viel besser und wir können unseren Kindern viel bessere und weisere Eltern sein.

  • Muttis Liebling sagt:

    Früher war alles anders, ob besser oder nicht, darüber kann man streiten, aber nicht entscheiden. I.A. war man früher mit 40 alt und mit 60 tot. Jetzt ist man mit 40 nicht mehr jung und trotzdem noch nicht alt. Rückblickend ist die Zeit zwischen 40 und 60 die schrecklichste.

    Oder wie man so sagt: Die Jugend ist schön, aber zu früh. Die Jugend sollte erst mit 40 beginnen und danach geht man in Rente.

    • Ruth sagt:

      Ich weiss nicht von welchem „früher“ Sie hier schreiben, aber es muss schon sehr, sehr lange her sein, so dass wir Lebenden uns nicht daran erinnern können! Auch die Jahrgänge vor 1900 wurden meist wesentlich älter.
      Ob man mit 40 jung oder alt ist liegt im Auto des Betrachters, d.h. 20-jährige werden sicher der Meinung sein, dass das die „Alten“ sind während die 40-jährigen eher glauben, noch zu den Jungen zu zählen. Es ist kaum anzunehmen, dass sich an dieser Denkweise in den letzten 200 Jahren viel geändert hat!
      Leider haben Sie uns verschwiegen, wann „man“ überhaupt noch arbeiten soll?!

  • Rosche Meyer sagt:

    In meinem Umfeld beobachte ich überhaupt nicht, dass sich die Leute das Knirpssein zurückwünschen bzw. es glorifizieren. Es geht vielmehr um die unbeschwerte Zeit, bevor die Kinder da waren. Man glaubte damals, man könne das ja alles nachholen, wenn die Kinder dann ausgeflogen sind, während die Spätzünder noch Mitten in der Betreuung sind. Irgendwann beginnt man dann zu bemerken, dass man mit 50+ vielleicht doch nicht mehr so energetisch sein wird, um die verrückten Ferien zu machen, die man eigentlich mit 30 noch hätte machen wollen, dann aber auf 50+ verschoben hat.

  • sophie sagt:

    Heute gibt es (leider) keine Langeweile : alle Kinder haben ihr Handy, oder wenn klein sind sie im Hort. Also können sie ihre Fantasie nicht entwickeln und werden auch nicht kreativ. Kinder sollten manchmal zeit haben, nichts tun, ihren Gedanken nachschweben. In den 60’ger Jahren da kam man heim von der Schule, machte die Aufgaben nach dem zvieri, und dann hinaus ins grüne ! Im Winter war Schnee und so spielte man auch draussen. Es gab auch noch Zeit zum Lesen. Auch musste man in der Küche mithelfen und auch im Haushalt am Samstag. Es war ein gesunderes Leben für die Kinder als heute.

    • Michelle sagt:

      Wie bitte? Was haben sie denn für eine komische Vorstellung von einem Kinderhort? Das sind keine Gefängnisse für Kinder sondern Brutstätten für Kreativität und sozialer Interaktion! Unsere Kinder waren nie kreativer als in ihrer Zeit in den Kitas. Und nach draussen ging es mindestens 2x täglich. Und ob Langeweile wirklich erstrebenswert ist, wage ich zu bezweifeln. Sie meinen wohl eher, dass Kinder lernen sollten, sich mit sich selbst zu beschäftigen, als ständig unterhalten zu werden. Auch das lernen die heutigen Kinder. Ich würde sogar behaupten, mehr denn je, denn oft haben sie keine Geschwister oder Eltern, die sich eben nicht in jeder freien Minute um sie kümmern können. Ich frage mich manchmal wirklich, was Leute wie sie für Vorstellungen haben…

    • Carl sagt:

      Schön, wie Sie der Bloggerin recht geben und die Vergangenheit verklären.
      In den 60ern war es gar nicht besser. Kinder prügeln war gesellschaftlicher Standard, Ausländerfeindlichkeit auch. Lebenserwartung war geringer, Kinderkrankheiten häufiger. Kindern mit psychischen Problemen wurde nicht geholfen, sondern sie wurden einfach als „gaga“ abgestempelt.
      Ich weiss nicht, ob Ihr nostalgischer Rückblick ironisch gemeint war, ich hoffe es jedenfalls nicht. Ich möchte nicht mehr zurück.

      • Ruth sagt:

        Ich bin in den 60-er gross geworden und habe nichts von dem erlebt, was Sie beschreiben, jedoch viel von dem, was Michelle geschrieben hat. Nein, es war längst nicht alles aus Gold und die Kinder mussten gehorchen und hatten Ämtli, aber die Freiheit im Wald herumzustreichen und machen zu können, was immer man wollte, wenn man nur rechtzeitig zum Znacht wieder auftauchte, diese Zeiten sind vorbei!

    • Lisa sagt:

      Im Verklärungsmodus gebe ich Ihnen recht, Sophie. In meiner Erinnerung waren wir am Nachmittag immer draussen, im Wald, immer viele Kinder. Ja, war schön. Aber es gab auch vieles, was nicht so toll war – das verdränge ich (auch) ganz gerne. Dass es noch Schläge gab (von Eltern und Lehrer). Dass die eigenen Wünsche kaum wahrgenommen oder berücksichtigt wurde. Dass man kaum gefördert wurde – man musste mit der Menge mit schwimmen. Dass Erwachsene IMMER recht hatten. Nein, das Materielle vermisse ich im Rückblick nicht, auch wenn wir wirklich nicht viel hatten. Aber die Enge und die Zwänge – die vermisse ich eben auch nicht.

    • sonic sagt:

      ungefähr so ist es bei unseren Kinder auch heute noch..

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.