Eltern, lasst eure Kinder selbstständig lernen!

Das hilft eben nicht: Mutter erledigt die Hausaufgaben ihres Sohnes. Foto: iStock

Ich schätze es sehr, wenn Eltern ihre Sprösslinge bildungsnah begleiten, ihnen bereits im frühkindlichen Alter Geschichten erzählen, mit ihnen diverse Aktivitäten – insbesondere auch draussen – unternehmen und den Bildschirmkonsum dosieren.

Wenn das eigene Kind aber zum Lernprojekt fürs Gymnasium wird, wenn Eltern mit ihm lernen müssen, dann finde ich das doch deutlich zu viel des Guten. Leichte Magenkrämpfe bekomme ich, wenn sogar die eigene Berufskarriere der Mutter zurückstehen muss, wie kürzlich in diesem Blog beschrieben, damit das Lernen der Kinder adäquat gefördert werden kann. Stand die Berufskarriere des Vaters auch zur Diskussion? Wir wissen es nicht – ich hoffe schon!

Täglich zwei Stunden Hilfe?

Moderne Schulen versuchen mit diversen Methoden, die durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gesichert sind, ihre Schülerinnen und Schüler zu selbstständigem Lernen anzuleiten. Auf der Primarstufe hat sich das «Churer Modell» in vielen Schulen etabliert, und in Oberstufen sind es Lernlandschaften, in denen mit gezieltem Coaching das individualisierte und eigenständige Lernen gefördert wird. Dies, weil damit das nachhaltige Lernen am besten unterstützt wird und mittel- bis langfristigen Schul-, Lern und Lebenserfolg ermöglicht.

Kürzlich hat sich bei mir ein Fall ereignet, der genau diese Bemühungen verhindert hat. Der Schüler – nennen wir ihn Daniel – hat in der Lernlandschaft immer sehr fleissig gewirkt. Seine Aufgaben hatte er immer pünktlich am Ende der Woche fertig gelöst und abgegeben. Nur der Erfolg in den Lernkontrollen blieb aus. Das unvermeidliche Elterngespräch brachte es ans Licht. In Tat und Wahrheit hatte Daniel in der Lernlandschaft gar nichts gemacht und nur jeweils bei der Kontrolle durch die Lehrperson so getan, als würde er arbeiten. Zu Hause hatte er dann alles mit seiner Mutter gemacht, die sich am Elterngespräch bitter beklagt hat, dass sie jeden Tag bis zwei Stunden mit Daniel arbeiten müsse, damit er die Aufgaben überhaupt lösen könne.

Schreiben Sie sich nicht ab!

Seit dem Gespräch begleiten wir Daniel in der Schule intensiv und individuell, zeigen ihm Lernstrategien auf und fordern nun auch die Aufgaben täglich in der Schule ein, sodass wir sicherstellen können, dass sie von Daniel selber gelöst wurden. Und siehe da, die Noten sind jetzt plötzlich im grünen Bereich, die zunehmend angespannte Situation zu Hause hat sich entspannt.

Deshalb mein Aufruf an alle Eltern: Sorgen Sie zu Hause für eine gute, ruhige und verlässliche Lernumgebung. Stellen Sie mit dem Kind Pläne für Lernzeiten auf und fordern Sie diese auch ein. Aber lassen Sie das Kind selbstständig lernen. Und verfolgen Sie doch bitte auch weiterhin Ihre eigene Berufskarriere.

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78 Kommentare zu «Eltern, lasst eure Kinder selbstständig lernen!»

  • Michael M. Maurantonio sagt:

    Die beste Kombination ist laut OECD Studie „How can schools and families work together to support students‘ academic and social well-being?“ : engagierte, präsente und kompetente Lehrer im Team mit motivierenden und coachenden Eltern und Kinder, die nicht ständig vor einem Screen (u.a. Schulstoff büffelnd) sitzen. Zudem vergisst das hiesige Schulsystem, welche Motivatoren bei Kindern (w vs. m) eine zentrale Rolle spielen (OECD The ABC of Gender Equality in Education). Cognitive Activation hilft v.a. Mädchen, aber kaum Knaben, bei Mathe. Leider geht die Schweiz diesbezüglich gerne ihren eigenen Weg und macht aus Schulkindern dank Lehrplan21 Versuchskaninchen. Da werden Fakten (OECD Langzeitstudien etc.) ignoriert und stattdessen kommen Lobbyisten zum Zuge.

  • Hermann sagt:

    Wir machen seid dem Camp Fire darum herum in die Schweiz zurück zu kommen. Doch wenn ich diese Diskussionen lese, vergeht mir der Appetit dazu. Ich dachte nur Chinesen und Inder würgen ihre Kinder in Schemas. Ich erinnere mich an meinen ersten Job nach dem Poly. Zufälligerweise war einer da, der das Poly mit absoluten Bestnoten abgeschnitten hatte. Er brachte aber nichts zustande, denn er ging alles mit Schulwissen an und brachte keine Kreativität zustande. Bei uns ist Aufgabenbetreuung unserer zwei Buben ganz einfach. Wir haben einen abschliessbaren Werkzeugkasten. Werden Aufgaben nicht gemacht, kommen die Videospiele in diesen Kasten. Wirkt Wunder. A und A+.

  • C. Sommer sagt:

    Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einig. Was machen Sie aber, wenn das Kind zu einer Lehrerin geht, deren Erklärungen es nicht versteht und bei der man nicht fragen darf? Tja, daheim alles nachbüffeln – notabene 1. bis 3. Klasse. Versucht man das Thema mit der Lehrerin zu besprechen, heisst es „Es gibt Kinder, die es einfach können“. (Ich habe übrigens auch ein Kind, „das es einfach kann“ – es ist eindeutig kein Massstab für die anderen durchschnittlich begabten Kinder). Dann 4. Klasse neuer Lehrer – neues Glück und alles klappt tiptop. Hilfe ist meist nur noch nötig beim Vorbereiten von Prüfungen und Erstellen von Vorträgen – nicht fachlich, sondern mehr methodisch. Und in den Fremdsprachen geht es meiner Meinung auch nicht ohne Hilfe zu Hause.

  • Rudolf Beglinger sagt:

    Fünfundvierzig Jahre lang war ich Lehrer. Die Schüler mochten mich und die Eltern auch. Die politisch Verantwortlichen und später die Schulleitung mochten mich nicht. Die sind von Berufs wegen oft ideologisch gespurt und verteidigen ihre Innovationen mit sturer Kurzsicht. Wichtig ist die Methodenfreiheit. Sie wurde immer mehr beschnitten. Dafür alle ab ins Lernatelier (na ja, ein bisschen überspitzt, zugegeben) und alles wird gut. Von wegen. Ich bin jetzt pensioniert und könnte von morgens bis abends Schülern aus den besagten Lernateliers den Pythagoras oder den Konjunktiv II erklären. Das Kommutativgesetz ist ebenfalls ein Hit. Oder die Minusregel. – Der wichtigste Faktor ist die Lehrerin. Das hört man selten seitens der Politik, weil sonst müssten sie die Lehrer besser bezahlen!

  • Anita sagt:

    Danke Herr Lambert für diesen Artikel. Als Primarlehrerin und Mutter sehe ich das natürlich sehr ähnlich. Anfügen möchte ich: es gibt kaum den ausschliesslich selbstorganisieren Unterricht. Gerade beim Churer Modell findet das vermitteln von Stoff grundsätzlich jede Lektion, strukturiert und höchst fokussiert statt. Guter Unterricht immer ist ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Lernformen, angepasst an Inhalt, Gruppe, Ressourcen und vielen weiteren Faktoren. Selbstständigkeit ist eine (über)lebenswichtige Kompetenz, meines Erachtens viel wichtiger als ein möglichst früher Prestige Eintritt ins Gymnasium, nur richtig, dass die Schule die Kinder aufs Leben und nicht nur aufs Gymi vorbereitet.

    • Andrea Fux, Schulleiterin im Mädcheninternat am See sagt:

      Ja, ich kann dies nur unterstützen. Dass Kinder selbstständig lernen sollen, ist ein grosses Ziel, welches viele kleine Schritte benötigt, um erreicht zu werden. Die Begleitung bei diesen Schritten ist meiner Meinung nach für Eltern manchmal schwierig. Es gibt teilweise gar einen Rollenkonflikt.
      In unserem Mädcheninternat lernen Schülerinnen im gemeinsamen Studium (Hausaufgabenzeit, einzeln oder in Gruppen), ihre Aufgaben möglichst selbstständig zu lösen. Die meisten diesbezüglichen Konflikte zuhause bleiben aus. Der regelmässige Zeitpunkt, das gemeinsame Studium in der Peergroup usw. sind oft hilfreich für die kognitive und emotionale Entwicklung. Es liegt in der Verantwortung von uns Erwachsenen, eine „verlässliche Lernumgebung“ anzubieten – im Internat oder zuhause.

      • asouka sagt:

        Ich finde,das was Sie beide u die Autorin schreiben,ist in der Theorie ja nett,in der Realität können Kinder aber daran scheitern.Ich bin wirklich grundsätzlich pro Lehrer.Deshalb habe ich mich auch jahrelang an die“Anweisung“gehalten u mein Kind der Schule überlassen.Ich würde das nie mehr so machen!Was,wenn der Lehrer der Tochter freistellt,ob sie das schwierige od das leichte Blatt als Hausaufgabe machen will,ihr nachher aber ankreidet,dass sie das leichte genommen hat,wo sie doch das schwierige lösen könnte,wollte sie nur.Natürlich will sie nicht,so hat sie nämlich mehr Zeit um mit Freunden zu spielen.Mit 10 Jahren kann ich fast nicht erwarten,dass sie das anders wählt.Würde der Lehrer Verantwortung übernehmen,MÜSSTE sie das schwere Blatt lösen!Deshalb müssen d Eltern ran!Schade!

  • Divi D. sagt:

    Selbstgesteuertes Lernen ist ebensowenig für alle Kinder geeignet wie der altbekannte Frontalunterricht. Die ältere Tochter konnte mit dem neuen System recht gut umgehen, die jüngere geht nun mit demselben System und denselben Lehrern völlig unter. Wir versuchen, zu Hause aufzufangen, was nicht so einfach ist bei einer 14jährigen, die vieles gerne macht, aber sicher nicht mit den Eltern am Tisch sitzen und sich mit ihnen durch Mathe- und Physikaufgaben oder Franzgrammatik quälen. Die Schule blockt Kritik am System total ab, Unterstützung für Schüler, die mit dem selbstgesteuerten Lernen Mühe haben, gibt es kaum. Was bleibt ist bezahlte Nachhilfe (in Mathe für mehr als 50% der Schüler in der Klasse meiner Tochter) und versuchen, dass die Eltern-Kind-Beziehung nicht ganz daran kaputt geht.

    • Samira Maurer sagt:

      Vielleicht wäre der Eltern-Kind-Beziehung auch gedient, wenn man sich eingesteht, dass das Gymi vielleicht für dieses Kind nichts ist?
      Das Kind wird es mit einer entspannten Jugend danken.

      • Divi D. sagt:

        Liebe Samira, bevor sie urteilen: das Kind geht nicht ans Gymi und das ist auch nicht das Ziel, sondern es steuert eine Lehre an. Nichts schöneres als Leute, die meinen, nach ein paar Zeile über andere urteilen zu können.

  • Niklas Meier sagt:

    Es gibt mehrere Studien die ganz klar aufzeigen, dass klassischer Frontalunterricht, ergänzt mit Gruppenarbeiten, weit mehr bringt als diese Lernlandschaften, Themenprojekte und was es sonst noch so gibt.
    Viele Lehrer sehen das auch so, melden es zurück, werden aber ignoriert.
    Ideologie über alles eben.

    • Zindl sagt:

      Dem muss ich zustimmen. Leider. Ausserdem haben die Lehrer heute mit viel mehr zu kämpfen als früher, v.a. mit auffälligen und schwachen Schülern (um es mal beim Namen zu nennen), so dass sie sich auf andere hat nicht mehr einlassen können. Leider führt es dazu, dass die Eltern nachhelfen müssen. Tschüss Chanchengleicheit!

    • 13 sagt:

      Welche wären das? Und was genau bedeutet „weit mehr bringt“?
      Geht es um die (kurzfristige) Kenntnis des Schulstoffes oder fallen darunter auch Dinge wie Zufriedenheit, Motivation, Selbständigkeit, Flexibilität, Kompetenzenerwerb etc.?
      Wenn wir etwas die letzten 50 Jahre gelernt haben, dann dass der Stoff vergänglich ist. Zu meiner Schulzeit hiess es noch „ihr werdet nicht immer einen Taschenrechner im Hosensack haben“, „der Pluto ist ein Planet“ und „Schönschreiben ist das A und O, das werdet ihr immer brauchen“. Aus heutiger Sicht völlig überholt. Die Kinder sollen auf eine Zukunft vorbereitet werden, die wir heute nicht kennen. Das geht nicht mit Frontalunterricht, sondern indem wir sie lehren, auf Neues entsprechend zu reagieren.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Das wären z.B. alle die Forschungsarbeiten unter dem Stichwort „Direkte Instruktion“, z.B. von Hatie, von der Gruppe Stern, usw.
        Ausserdem würde ich dir auch in den weiteren Punkten widersprechen. Seit Jahrzehnten spricht man davon, dass Wissen immer schneller veraltet, und man es deshalb nicht mehr zu lernen braucht. Und es wird dennoch nicht wahrer. Wissen baut auf Wissen auf. Und vieles, was ich vor 30 Jahren im Gymnasium gelernt habe, ist heute noch gültig.
        Und selbstverständlich kann man auch mit Frontalunterricht Interesse für die Welt wecken, für Zusammenhänge, für spannende Geschichten. Noch extremer an der Uni, wo es nicht nur Praktika und Seminare gibt, sondern nach wie vor wenig interaktive Vorlesungen.

      • Lisa sagt:

        Der Punkt ist doch der, dass man weder mit Frontalunterricht noch mit Lernlandschaften noch mit einer sonstigen Methode ALLE Kinder erreichen wird. Zu keiner Zeit. Auch wenn in den nächsten 10 Jahren garantiert die nächste Nonplusultra-Methode auftauchen wird. Kinder (und auch wir Erwachsene) sind verschieden, das macht das Mensch sein aus. Und man hat Glück oder Pech, wenn jetzt gerade diese oder jene Methode angesagt ist. Ist im Arbeitsleben übrigens nicht anders. Entweder man kanns, oder man passt sich an, oder man rutscht durch die Maschen. Und das in allen möglichen Schattierungen.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Du vermischst jetzt ein paar Sachen: was ich gerne wissen wollte, ist wie dieses „weit mehr bringt“ definiert wird. Welche Kriterien werden da gebracht? Danke für die Inputs, ich werde entsprechend googeln.
        Auch hat kein Mensch gesagt, dass man nicht mehr lernen braucht, sondern dass Lerninhalte angepasst werden sollten, da andere Fähigkeiten als reines Abrufen von Wissen gebraucht werden. Das Interesse ist eine andere Frage. Natürlich geht das auch frontal.
        Der Vergleich mit der Uni hinkt völlig, da mind. bei uns in den Vorlesungen nur ein Bruchteil des prüfungsrelevanten Stoffes durchgenommen wurde. Das könnte schon fast als das Pendent zum Input im Kreis beim Churer Modell verstanden werden. Der Rest ist/war Übungen und Selbststudium.

      • 13 sagt:

        Wichtig wäre aber auch noch zu wissen, welchen Prozentteil des Gymnasiumstoffes Du heute tatsächlich noch a) weisst und b) anwendest.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Weit mehr“ kommt nicht von mir. Aber dass man eine der effizientesten Methoden so verpönt ist, ist sicherlich nicht sinnvoll.
        Bei uns an der Uni war praktisch ausschliesslich der vorgetragene Stoff prüfungsrelevant. Und wir haben fleissig geschrieben! (und weil das mit dem Schönschreiben nicht mehr so klappte, musste ich jeweils ganze Dossiers kopieren…).
        Zum Gymnasiumsstoff: Einiges brauche ich noch heute, vieles bin ich froh, habe ich das mal begriffen und gelernt. Aber vor allem wusste ich damals noch nicht, was ich später einmal brauchen würde. Sprachen zum Beispiel. Und Biologie, was ich gar nicht geliebt hatte (wegen dem vielen Auswändig lernen…)

      • 13 sagt:

        Ich habe ja auch den ersten Kommentar nicht an dich gerichtet. Ich halte die Methode nicht für völlig falsch, aber dass sie die wirkungsvollste ist, glaube ich eher nicht (eben betreffend langfristig, Kompetenzen, Methoden).
        Uni: ich rechne einfach mal: rund 10’000 Seiten Prüfungststoff pro Jahr, rund 600 Stunden Vorlesung…das wäre gar nicht alles gegangen.
        Apropos Biologie: wir hatten da openbook-Tests. Ich hatte stets 4-4,5, bis ich in der Bibliothek ein anderes Buch fand, das mir mehr lag. Seither hatte ich 5-5,5. Das war wohl die lehrreichste Lektion, nicht die Zellteilung o.ä.
        Was man braucht: an der Uni hatten Studierende ohne Wirtschaftgymer nach ca einem Jahr den Vorsprung der anderen von 4 Jahren! aufgeholt. Geht also fix, wenn man es braucht.

      • Anh Toàn sagt:

        „Wissen“: Alles Wissen hilft nichts im Leben, wenn man nichts kann.

        ,

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Ich habe inzwischen deine Inputs gegoogelt und finde v.a. zwei Sachen:
        1. Die direkte Instruktion darf nicht mit dem Frontalunterricht verwechselt werden. Es ist also nicht das Gleiche.
        2. Genau wie ich dachte, wird der Lernerfolg von als rein „fachliche Kompetenzen“ definiert, was aus meiner Sicht eben nicht das einzige Ziel sein sollte. Das war ja die Aussage meines Inputs.

        PS:
        „Und wir haben fleissig geschrieben! (und weil das mit dem Schönschreiben nicht mehr so klappte, musste ich jeweils ganze Dossiers kopieren…).“
        Während meiner Unizeit (2001-2006) schrieben bereits fast 50% mit dem Laptop, das wird heute nochmals mehr sein. Darum sage ich ja, das Schönschreiben ist wohl eine vergängliche Kunstform. Sogar das Tippen wird vergehen…

    • Elmar Scherrer sagt:

      Statt dem üblichen Kampfbegriff „Ideologie-Keule“ wäre eine oder mehrere Quellenangaben zu diesen angeblichen Studien weit nützlicher.
      Und dass Leute, die ihrerseits selber nur Kampfbegriffe nachplappern können und lieber nicht selbstständig denken, vielleicht auch etwas neidisch moderne Bildungskonzepte ablehnen, ist vielleicht menschlich, tut aber wenig zur eigentlichen Sache.

  • Jan Holler sagt:

    Sorry, dass ich das Forum so zuspamme. SP, „Wenn für die Fremdsprachen z.B. Wörter gelernt werden müssen, dann ist das sowohl Aufgabe als auch Prüfungsvorbereitung. Ebenso, wenn zur Vertiefung 50 weitere Matheaufgaben gelöst werden sollen.“
    Eben, denn genau diese, für manche Schülerinnen und Schüler, notwendigte Zeit nehmen die angeordneten Hausaufgaben (mit Lerninhalten) weg oder im wahrscheinlichen Fall: Sie kommt noch dazu. Was dann zur Überbelastung führen und damit das Gegenteil bewirken kann.
    Darum die Unterscheidung zwischen Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitung/Vertiefung. Das eine soll nun wirklich weg fallen, damit für das notwendige andere, die Vertiefung des im Unterricht Gelernten, Zeit bleibt.

    • Sportpapia sagt:

      @Jan Holler: In diesem Fall meinen Sie mit Hausaufgaben offensichtlich völlig sinnlose, irrelevante Aufgaben?
      Solche habe ich bei meinen Kindern eigentlich noch gar nie erlebt.
      Oder aber die selbstständige Erarbeitung eines neuen Themengebietes? Ich verstehe gerade nicht, worauf Sie hinauswollen.
      Bei uns sind Hausaufgaben praktisch immer angeordneter Wissenserwerb (Vokabeln) oder vertieftes Üben (Mathe, Deutsch, z.B. Vorlesen). Oder selten einmal eine kleine Rechercheaufgabe in Zusammenhang z.B. mit einem Vortrag.

  • Heinz Burkhardt sagt:

    Endlich mal ein vernünftiger, gelassener Kommentar zu diesem Thema (Kinder, Schule usw.). Vielen Dank.

  • Olive Grün sagt:

    Fragt sich denn hier niemand, warum der Lehrer nicht gemerkt hat, dass „Daniel“ in der Schule nichts gemacht hat? Wäre das nicht Aufgabe des Lehrers gewesen?

    • tststs sagt:

      Daniel hat währenddessen „getan als ob“ und am Ende das gewünschte Produkt geliefert; was hätte da auffallen sollen?

    • Albert Meier sagt:

      Er hat es ja gemerkt. Und er hat die Ursache abgestellt und er hat Erfolg gehabt. Ist Ihre Arbeit frei von Umwegen? Zudem würde ich vermuten, dass die Aufsichtsführende Person nicht immer der Fachlehrer ist und zudem auf wechselt.

  • A. Zindel sagt:

    Leider sind viele Kinder mit dem selbständigen lernen überfordert. Ich wurde auch ohne elterliches zutun gross, inkl. Studium und wollte es bei meinen Kindern genau so handhaben. Das Schulsystem wurde jedoch seither zu Grunde gerichtet die Kinder lernen nicht mehr das, was wir früher gelernt haben. Gerade das genannte „Churer Modell“ kommt meinen Kindern alles andere als entgegen und so sehen wir uns als Eltern gezwungen unsere Kindern zusätzlich zu unterstützen. Als Mittelschullehrer wiederum sehe ich deutlich, dass die Schüler nicht mehr die gleichen Grundlagen mitbringen wie früher. Schade! Wirklich nur noch schade!

    • Urs Forster sagt:

      Ich kann dies nur unterschreiben, die heutigen Lehrformen sind leider nicht auf das Erlernen sondern auf das Erleben ausgerichtet, was verheerende Folgen hat. Früher wurde uns in der Schule Wissen, hauptsächlich Grundwissen vermittelt. Heute sollten die Kinder dies sich selber aneignen, was natürlich ohne Mithilfe der Eltern schlicht unmöglich ist.
      LP21 und die unsäglichen Lernlandschaften bringen für das Basiswissen rein gar nichts, bzw. sind kontraproduktiv. Gerade das „Churer Modell“ ist eine absolute schulische Katastrophe, welche das Bildungsniveau massiv gefährdet!

    • tststs sagt:

      Natürlich sind Kinder mit selbstständigem Lernen idR überfordert. Was in der Schule jedoch gemacht wird, ist genau genommen kein selbstständiges Lernen, sondern selbstständiges Vertiefen.

      (Das selbstständige Lernen ist eine Fähigkeit, die nur ganz wenige Menschen besitzen.)

    • tststs sagt:

      Hmmmm…
      „die Kinder lernen nicht mehr das, was wir früher gelernt haben“ Beispiel? Ich würde nämlich genau das umgekehrte behaupten: Es wird dasselbe unterrichtet, plus noch mehr dazu!
      Zumal das Churer Modell ja auf die Art des Unterrichts (Methodenkompetenz) und nicht auf die Inhalte (Fachkompetenzen) anspielt. Also, nicht missverstehen, selbstverständlich können Kinder eine andere Form des Unterrichts (z.B. Frontalunterricht) bevorzugen; aber dem können Sie zuhause eh nicht Abhilfe verschaffen (wie denn, Sie könnne ja keine ganze Klasse zuhause simulieren).

      „dass die Schüler nicht mehr die gleichen Grundlagen mitbringen wie früher“ Ja hoffentlich, es wäre ja traurig, wenn sich die Inhalt die letzten 100 Jahre nicht verändert hätten…

    • Lisa sagt:

      Früher war alles besser? Zu „meiner Zeit“ war Auswendiglernen angesagt. Ob binomische Formeln, Grammatik, Zitronensäurezyklus oder irgendwas in Physik. Wirklich erlernt und verstanden habe ich nur das, was mich persönlich interessierte. Der Rest wurde für die Prüfung auswendig gelernt und danach vergessen. So auch obengenannte Beispiele (Adverb? was war das nochmal?). Aber man kann sowieso mit keinem „Modell“ allen Kindern gerecht werden, jedes lernt anders. Bei mir „ging der Knopf auf“, als ich erstmals Zugang zu Lexika hatte. Und als dann das Internet kam (da war ich längst erwachsen), konnte ich recherchieren vom hundertsten ins tausendste. Und plötzlich begriff ich Zusammenhänge. Und da kann es sogar passieren, dass ich an Artikeln über die verhasste Physik hängenbleibe.

      • Sportpapi sagt:

        @Lisa: „Wirklich erlernt und verstanden habe ich nur das, was mich persönlich interessierte. Der Rest wurde für die Prüfung auswendig gelernt und danach vergessen.“
        Und wenn man nun selbstorganisiert und/oder selbstbestimmt lernt, wird „der Rest“ nicht einmal angeschaut, da uninteressant.
        Dabei ist es ja nicht so, dass man immer schon zu Beginn eines Lernprozesses weiss, ob es am Schluss oder ein paar Jahre später interessant ist.

      • Divi D. sagt:

        @Sportpapi: Genau so ist es, und es ist nicht mal so, dass nicht nur das nicht angeschaut wird, was vielleicht später interessant/wichtig wäre, sondern auch ganz grundlegende Dinge.
        Hier läuft es so, dass die Jugendlichen wählen können, ob sie Mathe, Geo/Bio oder Physik/Chemie machen wollen. Bei vielen (inkl. meiner Tochter) läuft es so: Sie fangen mit Mathe an, stehen bei der 2. Aufgabe an, müssten sich dann an der Tafel in der Frage-Kolonne eintragen und darauf hoffen, dass jemand die Aufgabe erklärt (Lehrer direkt fragen ist nicht erlaubt). Meine Tochter packt also spätestens nach 5 Min. Mathe weg, nimmt Bio raus, was ihr sowieso mehr Spass macht, und das war’s dann mit Mathe. So ist sie dann zwar mit Bio fertig, das Mathedossier beim Prüfungstermin leider nur halb fertig.

      • Lisa sagt:

        @Sportpapi: Das ist richtig. Aber erklär mal einem Kind, dass ein Thema doch noch interessant werden könnte. Das Kind lebt im Hier und Jetzt und denkt noch nicht so weit, dass es als Erwachsener vielleicht doch einmal Physik brauchen könnte. So habe zumindest ich getickt vor 40 Jahren. Andere Kinder ticken anders. Wie ich schrieb – es gibt kein Lehr- bzw. Lernmodell, das ALLEN Kindern gleichzeitig gerecht wird.
        PS: Physik und sämtliche naturwissenschaftlichen Fächer interessieren mich auch 36 Jahre nach dem Abi noch immer nicht. Ich kannte wohl damals schon intuitiv meine Stärken und Schwächen, auch wenn ich sie damals noch nicht hätte benennen können.

      • Sportpapi sagt:

        @Lisa: Eben, weil die Kinder noch nicht wissen, was sie dereinst brauchen werden, kann man ihnen die Entscheidung nicht überlassen.
        Und wenn mich schon nicht alle Fächer gleich interessierten, die Noten dafür schon.
        Ich bedaure es heute sehr, so wenig Interesse an Fremdsprachen gehabt zu haben…

  • Lisa sagt:

    Danke für den Artikel. So soll es sein. Was nicht bedeutet, dass man seine Kinder zuhause nicht unterstützen soll. Z. B. in dem man ihnen einen richtigen Lernplatz zur Verfügung stellt, auf die Einhaltung der Lernzeiten achtet. Auch mal Vokabeln abfrägt oder sich vom Kind etwas erklären lässt (manche Kinder lernen besser, wenn sie den gelernten Stoff jemanden mündlich vortragen). Aber eben alles in Massen – grundsätzlich müssen die Kinder lernen, selbstständig ihre Dinge zu erledigen. Und auch die Konsequenzen tragen, wenn sie mal zu faul zum lernen sind 😉

  • derOnkel sagt:

    Werter Herr Lampert, vielen Dank für diesen Artikel. Nachdem ich in den letzten Wochen gleich mehrere Beiträge zu diesem Thema gelesen habe, O-Ton entsprechend der in der Aufstockung des Arbeitspensums durch die Gymi-Tochter verhinderten Dame, die sie auch verlinken, habe ich doch begonnen etwas an meinem gesunden Menschenverstand zu zweifeln und auch meine „Lern-Erziehung“ durch meine Eltern schien mir plötzlich sehr minimalistisch (was ich durchaus eigentlich nie schlimm fand). Jedenfalls klingen ihre Vorschläge sehr sinnvoll und ich denke wir sind in der privilegierten Lage, dass man jederzeit noch werden kann, was man werden will. Auch wenn man es z.B. nicht im ersten Anlauf aufs Gymnasium geschafft hat. Freundliche Grüsse, derOnkel.net

  • Julia sagt:

    Na ja,2 Std.mit dem Kind Zuhause Hausaufagaben oder üben ist schon sehr viel.Mein Sohn,2 Klasse,macht zwar alles selbständig,hat jetzt aber beim ersten Zeugnis eine 4 in Mathe.Bei den Hausaufgaben macht er meist alles richtig,Test fallen eher schwach aus.D.h wir werden Zuhause schon üben müssen,damit er doch besser wird!Wieviel üben Eure Kinder denn?Oder müssen die gar nix für die Schule tun?

    • Frank Z. Marg sagt:

      Die allermeisten Kinder müssen zuhause lernen und üben, nur schon wegen der Hausaufgaben. Und meine Erfahrung ist die, dass Eltern, die es können, mit den Kindern an den Aufgaben sitzen, manchmal mehr, manchmal weniger. Unsere Tochter, 4. Klasse, hat mindestens täglich 40 Minuten Hausaufgaben… Und nur schon der Motivation wegen ist es für sie hilfreich, wenn man ein bisschen dabei sitzt. Für angekündigte Prüfungen miteinander zu üben ist Ehrensache. Ich helfe da immer.

      • Tina sagt:

        „Und nur schon der Motivation wegen ist es für sie hilfreich, wenn man ein bisschen dabei sitzt“ und „Für angekündigte Prüfungen miteinander zu üben ist Ehrensache.“
        Sie beschreiben hier sehr schön diesen Graubereich zwischen Das-Kind-Zwingen und Gar-nichts-Tun. Ich denke, die meisten Eltern unterstützen ihre Kinder auf die eine oder andere Art. Sei es mit Motivation im Sinne von „zuerst die Hausaufgaben, dann darfst du zum Spielen rausgehen“, einem feinen Zvieri nach dem lästigen Voci-Üben, dem Erinnern an den Leseauftrag, dem Korrekturlesen des Englisch-Textes, dem Formattieren der ppt-Folien, dem Heraussuchen von alten Kinderfotis für das Poster, dem „während du Deutsch machst, räume ich die Abwaschmaschine aus“, etc. Wo ist hier die Grenze zum selbständigen Lernen?

    • tststs sagt:

      „hat jetzt aber beim ersten Zeugnis eine 4 in Mathe.“

      Liebe Julia, machen Sie sich und Ihrem Sohn einen Gefallen: streichen Sie das „aber“ aus diesem Satz. Diese 4 sagt nämlich genau eines aus: zum Zeitpunkt der Prüfung konnte das Wissen genügend widergegeben werden. Diese Note sagt überhaupt nichts über die generellen Fähigkeiten Ihres Sohnes in der Mathemathik aus. (Wenn diese Note bereits aus Erfahrungs- und Prüfungsnote besteht, dann könnte man schon genauer hinschauen, weshalb Ihr Sohn das Thema zwar versteht – Erfahrungsnote – aber nicht adäquat abrufen kann -Prüfungsnote -)
      Aber ein „Aber“ ist hier IMHO überhaupt nicht nöti 😉

      • Sportpapi sagt:

        Hm. Mein Sohn begreift eigentlich alles. Aber er übt noch zu wenig, konzentriert sich zu wenig, und hat deshalb an den Prüfungen nicht optimale Noten. Selbstverständlich werden wir nun üben und ein paar Strategien erproben, das Verstandene auch möglichst fehlerfrei widergeben zu können. Ist ja auch eine Kompetenz. Zudem eine, die zählt.
        Ausserdem ist dieses „ich hätte es eigentlich schon gewusst“ schon auch immer mit Vorsicht zu geniessen.

      • tststs sagt:

        Hm. Supi, da sind wir ja einer Meinung.
        (Zur Erinnerung: ich schreibe ja nicht, dass es kein Verbesserungspotential gibt, resp. man nicht daran arbeiten soll. Ich sage lediglich, dass das „Aber“ unnötig ist. Stichwort: Motivation/Lust)

      • Julia sagt:

        Ja,ich weiss!Danke!:-)

  • Reincarnation of XY sagt:

    Das ist alles formal richtig. Aber In den ersten drei Schuljahren war es reine Theorie. Wir mussten den Kindern bei den Husi helfen, erklären, dabei sein. Keine Chance, dass sie das ganz allein gekonnt hätten.
    Jetzt in der Mittelstufe, können sie es immer selbständiger. In einigen Fächern gibt es keine Hausaufgaben und die Noten stimmen trotzdem. In anderen Fächern jedoch ist zu Hause unterstütztes lernen unabdingbar, damit der Test gut rauskommt.

    Fazit: Es hängt ganz von der Schule und dem jeweiligen Lehrer ab, wie gut das klappt. Wenn man merkt, dass das Kind ansteht, hilft man ihm. (Natürlich nicht, dass man ihm die Aufgaben löst. Das ginge zwar schneller, aber logisch dass das nutzlos ist.)

    • tststs sagt:

      Natürlich muss jedes Kind zuerst lernen, was es überhaupt heisst „Hausaufgaben machen“; das können nur ganz wenige Genies von Haus‘ aus. Und eben, irgendwann können es die Kids besser und brauchen keine Unterstützung mehr.
      Ist wie beim Velofahren:
      Zuerst hält man sie fest (aka: sitzt mit ihnen am Tisch, hilft alles vorzubereiten, evtl. eine Reihenfolge festzulegen etc.)
      Dann kommen die Stützräder (man beobachtet nur noch, erinnert das Kind an die Husi, überprüft am Schluss, ob alles erledigt wurde)
      Am Schluss lässt man das Kind ganz alleine fahren/Husi lösen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Völlig logisch, danke.
        Nur hiess es schon in der Unterstufe, man solle nicht helfen und sie dürften nur 10 min haben.
        Das war dann ein Witz.

        Ich gehe auch in dieser Diskussion von einem Kontinuum der Standpunkte aus.
        An einem Ende ist der Mutter, die für die Kinder Husi und Vorträge macht, das Arbeitspensum reduziert, um Defizite auszubügeln, auf der anderen Seite das selbständige Genie. Und die familiäre Realität ist ganz individuell irgendwo dazwischen.
        Ich finde es falsch, wenn man so polarisierend redet, als gäbe es nur diese zwei Realitäten und nichts dazwischen.

      • tststs sagt:

        Ja, aber das mein ich doch RoXY, dieses „nicht helfen dürfen“ bezieht sich auf den Inhalt. Das meint aber keinesfalls, dass man nicht „selbstständiges Arbeiten“ mit dem Kind üben kann/soll/darf.

        Das mit dem „polarisieren“ verstehe ich nicht ganz, meinen Sie meinen Beitrag, den Blog oder die Diskussion allgemein?!?

      • Roxy sagt:

        Blog und Diskussion

  • Susi sagt:

    Aber dann war das Problem doch der Schüler, und nicht die Mutter! Ist doch klar, wenn‘s Kind heim kommt, nichts erledigt und nichts selber hinkriegt, dann sitzt man zusammen nochmal hin. Ich hätte mich dann allerdings ziemlich rasch beim Lehrer gemeldet, wenn es kein Einzelfall gewesen wäre – aber nicht alle Eltern trauen sich das. Man will ja den Lehrer nicht nerven…

  • Maike sagt:

    Gähn – das man darüber überhaupt reden muss ! Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, die Hausaufgaben für meine Kinder zu machen – schliesslich kann ich für sie ja auch nicht die Klassenarbeit schreiben ! Ich habe ihn aber wohl dabei geholfen, eine Strategie zu finden, wie sie am besten lernen können. Die Grosse hat sich gleich nach der Schule hingesetzt und alles weg gearbeitet, die Kleine hat erstmal ausgiebig gechattet, eine Stunde geschlummert und hat dann angefangen.
    Nur wenn sie wollten, haben sie mich zu etwas befragt. Je höher die Klassenstufen wurden, desto weniger konnte ich allerdings dazu beitragen – Mathe schon mal garnicht. Aber in ihren Fremdsprachen habe ich ihnen noch Stellen im Text zeigen können, wo sie sich eine andere Formulierung überlegen könnten. Mehr aber nicht.

  • Coco sagt:

    Ich kann m mich dem Autor des Blogs vorbehaltlos anschliessen. Wenn die Schule selbstgesteuertes Lernen fördert und Eltern sich nicht mit dem Kind auf die Schulbank/ans Hausaufgabenpult setzen, ist es auch wahrscheinlicher, dass ein Kind den unmittelbaren Zugang zu seinen Begabungen und Fähigkeiten behält und nicht elterlichen Wünschen und Vorstellungen entsprechen muss.

  • Klärli Benz sagt:

    Das klingt alles sehr einleuchtend. Meine Tochter besuchte in der Primar eine Schule, in der die Schüler sich ihre Kompetenzen nur noch „selbständig“ in „Projekten“ aneignen sollten. Das funktioniert bei starken Schülern gut. Die lernschwachen hingegen, mogeln sich durch und lernen nichts. Ich musste mit meinem Kind abends lernen, sonst hätte es nie gelernt flüssig zu lesen oder die vier Grundrechenarten anzuwenden. Bei Gesprächen wurde ich damit getröstet, dass es ja auch „Verkäufer und Bäcker“ brauche.

    • Reincarnation of XY sagt:

      So ist es.
      Kinder sind sehr unterschiedlich. Die einen brauchen mehr Zeit, die anderen weniger. Das gilt sowohl für das Lernen, wie auch für die Entwicklung im allgemeinen.
      Wenn man ein Kind hat, das länger braucht oder mental noch kindlicher und daher vom ernst der Sache überfordert ist, dann muss man es zusätzlich unterstützen, sonst verpasst es den Zug.

      Ich kenne gleich mehrere Familien, wo eines ihrer Kinder aus diesen Gründen „lernschwächer“ war und es nur mit Zusatzeinsatz von Mami oder Papi ging.

      • Klärli Benz sagt:

        Erschwerend kommt ja dann noch hinzu, dass man dann als Eltern so dasteht, als hätte man „es nicht begriffen“, man sei überambitioniert und schade der Entwicklung des Kindes.
        Für mich war es aber keine Option, mein Kind als Schulversager zurückzulassen, nur weil es nicht der Annahme des begeisterten Selbstlerners
        entsprach.

    • 13 sagt:

      Ich sehe das ähnlich. Das selbständige Arbeiten ist zwar gut, aber bedingt auch Lehrpersonen, die aufmerksam sind und merken, wenn ein Kind sich durchmoggelt. Dies wird jedoch schwieriger, wenn die Leistungen des Kindes durch Initiative der Eltern vernebelt werden.
      Ich sehe da bei uns in der Schule grosse Unterschiede. Es gibt Lehrpersonen, die merken das gut, sehen es auch als ihre Aufgabe das Kind aufzufangen, manchmal mit Unterstützung der Eltern. Da kommen auch klare Bitten: „Wir haben gemerkt, dass Ihr Kind mit dem Lesen noch etwas Mühe hat. Wir üben das jetzt. Vielleicht können Sie es auch unterstützen und täglich 10 Min. lesen?“ Dann klappt es gut. Der Lead bleibt bei der Schule. Andere hingegen lassen das Kind dabei alleine. Dann müssen Eltern ran. Wenn sie es können.

    • tststs sagt:

      Ich verstehe Euch total, aber diesem Problem könnte nur durch eine Sache wirklich Abhilfe geschaffen werden: Individualunterricht.

      Und noch einmal: ich glaube nicht, dass ernsthaft irgendeine Schule verlangt, dass Primarkinder sich die Grundrechenarten selber beibringen, sprich: selber lernen. Es geht immer nur ums Anwenden und Vertiefen (was natürlich auch ein Teil des Lernprozesses sein kann; also üben bis „de Zwänzger gheit“).

      Und noch ein kleiner Tipp: Wenn das Kind Mühe mit selbstständigem Arbeiten hat, dann würden Sie dem Kind evtl. mehr helfen, wenn Sie mit ihm das selbstständige Arbeiten (aka Selbstdiziplin und Selbstkontrolle) üben, und nicht irgendwelche Themen nachbearbeiten.

      • Klärli Benz sagt:

        Individualunterricht war ja dann das, was ich zu Hause gemacht habe. Von der Schule hätte ich mir zumindest in den Hauptfächern Frontalunterricht gewünscht.
        Und wie gesagt: Das mit der Selbstdisziplin usw. klingt einleuchtend und funktioniert bei einigen Kindern. Aber nicht bei allen. Hätte ich gewartet, bis mein Kind Interesse entwickelt, wäre es voll abgehängt worden!

      • tststs sagt:

        Jaaberfraubenz, Sie sehen doch hoffentlich auch, dass auf jedes Kind, das Frontalunterricht bevorzugt, eines kommt, das lieber in Gruppen arbeitet, und eines, das lieber für sich alleine arbeitet. So ist es halt in der gutdemokratischen Schweiz, wenn alle ein wenig unzufrieden sind, ist für die Zufriedenheit aller gesorgt 😉

      • Klärli Benz sagt:

        @tststs: Ja schon, aber wenn man mit den gegebenen Umständen klarkommen muss, dann ist es halt etwas verlogen zu sagen, man dürfe jenen, denen das System nicht entspricht, nicht helfen.

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Das ist Unsinn. Ein guter Lehrer hat den Rucksack voll mit Methoden. Und da gehört die direkte Instruktion als zeitsparende, effiziente Methode auch dazu und nicht verpönt.
        Und es ist auch Aufgabe der Lehrpersonen, die Schülerinnen und Schüler zu erreichen und dafür zu sorgen, dass sie Fortschritte machen (können). Man kann sich als Lehrperson nicht immer aus der Verantwortung stehlen.
        Und natürlich sollte man neue Lehrmethoden nicht nur ideologisch begründen können, sondern sie sollten im Alltag auch die gewünschte, nachvollziehbare Wirkung erzeugen. Insbesondere Lernwirkung…

      • tststs sagt:

        Werter SP, was ist Unsinn? Dass verschiedene Lernende unterschiedlich reagieren? Dass es eine gute Mischung braucht?
        Ich glaube, Sie wollen mir unterstellen, dass ich Frontalunterricht doof finde… (ganz ehrli SP, ich muss wieder mal auf die Metaebene wechseln, wenn Sie eher auf das hören, was ich schreibe und nicht auf das, was Sie lesen wollen, dann würden Sie sich wünschen, Ihre Söhne könnten bei einer so tollen Lehrerin wie mir in die Schule gehen 😉 😉 😉 )

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Unsinn ist das: „So ist es halt in der gutdemokratischen Schweiz, wenn alle ein wenig unzufrieden sind, ist für die Zufriedenheit aller gesorgt.“
        Ziel muss es sein, mit einem Methodenmix möglichst alle Schülerinnen und Schüler auf einen grünen Zweig zu bringen.
        Und: Letztlich zählt, was beim Unterricht herausschaut. Nicht, was man sich auch noch so alles erhofft und schön finden würde.

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Und nebenbei. Ich „höre“ vielleicht meine Gedanken, die ich mir innerlich laut vorlese. Aber Ihr Schreiben? 🙂

    • tststs sagt:

      Wenn nähttps://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/81704/eltern-lasst-eure-kinder-selbstaendig-lernen/#comment-2121407mlich sich mit dem Kind zusammen hinsetzen, dann lernt es eines genau nicht: selbstständig arbeiten (ohne dass jemand daneben sitzt und kontrolliert).

  • Jan Holler sagt:

    Genau so, dem gibt es nichts hinzuzufügen. Dieser Aspekt des LP21 (Lehrplan 21), der das SOL (selbsorganisierte Lernen) hervor hebt, war eigentlich auch schon im LP95 verankert, nur nicht so genannt, sondern so:
    „Hausaufgaben ersetzen nicht Übungsphasen im Unterricht und sollen nicht dem Ausgleichen von individuellen Defiziten dienen.“
    und:
    „… soll es den Schülerinnen und Schülern möglich sein, die Hausaufgaben ohne Mithilfe der Eltern oder anderer Erwachsener zu lösen“
    Und der LP21:
    „Die Schule fördert das selbständige Lernen und die zunehmende Verantwortung für den eigenen Lernprozess hauptsächlich im Unterricht. “

    Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Unsere Kinder haben gar keine Hausaufgaben mehr (5. Klasse). Und es funktioniert.

    • Sportpapi sagt:

      Keine Hausaufgaben mehr heisst mehr Unterrichtszeit? Die empfohlene Stunde täglich zum Ende der Primarschulzeit muss ja irgendwie kompensiert werden.
      Und wie ist es mit dem Lernen für Prüfungen?

      • Jan Holler sagt:

        LP21 bringt mehr Unterrichtszeit und genau deswegen wurden die Hausaufgabenzeit reduziert (nicht nur theoretisch gem. LP21 sondern hier bei uns auch tatsächlich).
        Lernen für Prüfungen gehört nicht zur Hausaufgabenzeit (, worüber man streiten könnte).
        Ob mehr Unterrichtszeit gut ist, ist eine andere Frage. Meines Erachtens ist der Stundenplan zu voll. Wüsste aber auch nicht, was ich als Erstes streichen würde.

      • Sportpapi sagt:

        @Jan Holler: Genau genommen bringt der LP 21 nicht mehr Unterrichtszeit. Allerdings wurde bei der Bestimmung der Kompetenzen die durchschnittliche Lektionentafel der Kantone als Grundlage genommen, und Bern hatte halt gerade in Deutsch und Mathe deutlich weniger. Mit der Steigerung der Lektionenzahl nähert man sich jetzt dem kantonalen Mittel an, offenbar…
        Dass man das jetzt kompensiert mit einer Reduktion von Hausaufgaben, ist eigentlich ein Witz. Dann hätte man es auch blieben lassen können.

      • Jan Holler sagt:

        SP, im Kanton Bern (und anderen) sind die Stundenzahlen bedeutend gestiegen (für die meisten Stufen) mit der Einführung des LP 21. Macht bis zu einem Halbtag aus.
        LP 95, 1.-9. Klasse: 23 24 28 28 29 29 31-33 28-31/32 27-30/31 (/x = mit Englisch/Italienisch)
        LP 21, 1. – 9. Klasse : 25 25 28 28 31 31 35 35 35

      • Jan Holler sagt:

        SP, „Dass man das jetzt kompensiert mit einer Reduktion von Hausaufgaben, ist eigentlich ein Witz. Dann hätte man es auch blieben lassen können.“

        Eben nicht. Wichtige Gründe, nicht neue, die waren schon im LP 95, nur eben in weiten Teilen nicht angewendet:
        1. Der Unterricht soll in der Schule stattfinden (repetieren kann jede/r zu Hause selber)
        2. Chancengleichheit und Integration (was darunter zu verstehen ist und was die Ziele sind, ist breit ausgeführt).

        Lernen für Prüfungen: Die Schule kann, soll und will die verschiedenen Begabungen und Entwicklungen der Kinder weder gleichmachen, noch vollständig ausgleichen. Wer langsamer lernt, muss mehr repetieren, um auf die gleich gute Note zu kommen. Genau hier kollidiert der Anspruch vieler Eltern mit der Realität.

      • Sportpapi sagt:

        @Jan Holler: Da widerspreche ich ja nicht. Aber noch einmal: Die Lektionenzahl ist gestiegen, weil man festgestellt hat, dass man unter dem interkantonalen Durchschnitt lag und damit das Erreichen der Lernziele/Kompetenzen in Frage gestellt war.
        Regierungsrat Puler an der Medienkonferenz 2016: „In den Fächern Mathematik und Deutsch werden zusätzliche Lektionen eingesetzt:
        Der Kanton Bern nähert sich damit dem
        interkantonalen Durchschnitt an.
        Mit diesen Mehrlektionen nehmen wir ein
        langjähriges Anliegen von Berufsbildung,
        Lehrerinnen und Lehrer, Eltern auf.
        Konkret stehen den Schülerinnen und Schülern von der 1.-9. Klasse 2 Lektionen mehr Deutsch und 5 Lektionen mehr Mathematik mehr zur Verfügung als beim Lehrplan 95.“

      • Sportpapi sagt:

        „Wer langsamer lernt, muss mehr repetieren, um auf die gleich gute Note zu kommen. Genau hier kollidiert der Anspruch vieler Eltern mit der Realität.“
        Voila. Und er/sie hat entsprechend auch länger an den Hausaufgaben, die in meinen Augen nicht von Prüfungsvorbereitung abzutrennen sind. Wenn für die Fremdsprachen z.B. Wörter gelernt werden müssen, dann ist das sowohl Aufgabe als auch Prüfungsvorbereitung. Ebenso, wenn zur Vertiefung 50 weitere Matheaufgaben gelöst werden sollen.

      • Jan Holler sagt:

        SP, das sind wir nicht weit voneinander entfernt. Finde es gut, wird das Thema Hausaufgaben endlich so angegangen mit dem expliziten und wiederholten Hinweis: Das Lernen findet in der Schule statt (und nicht zu Hause).
        Grund: Die Lehrperson soll die Hausaufgaben nicht dazu nutzen (können), Unterrichtsdefizite oder -unzulänglichkeiten wett zu machen oder im einfachsten Fall, das Lernen teilweise auf zu Hause zu verschieben. Hier musste, nachdem die Leitlinien schon im LP 95 standen, offensichtlich noch einmal betont darauf hingewiesen werden.
        Aus Sicht der Eltern ist das zu begrüssen.
        Dem Argument, dass man ohne Hausaufgaben nicht mehr wisse, was die Kinder lernen, kann man mit einfachen Mitteln kommunikativ seitens der LP reagieren.
        (PS: Mit Italienisch werden es oben 3 Std mehr 8./9.)

      • Sportpapi sagt:

        @Jan Holler: Ich weiss nicht, was Sie unter lernen verstehen. Üben und verfestigen, allenfalls gar sich in ein neues Thema einlesen, gehört für mich dazu und kann sehr wohl Hausaufgaben sein. Bis hin zu „flipped classroom“ bei Fortgeschrittenen.

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