Erziehungstipps? Nein, danke!

Gemeinsam unter einer Decke: Letztlich ist Erziehung Familiensache und sehr individuell. (Foto: iStock)

Schatz, lies das mal! Meine Frau schickt mir regelmässig Links zu Erziehungsratgebern, in denen Wissenschaftlerinnen, Mütter, Väter und Pädagogen erklären, wie die Trotzphase – Entschuldigung, die Autonomiephase – am besten zu überstehen sei. Oder wie die Kleinen so schnell wie möglich dem Nuggi entwöhnt werden können. Drei oder vier Tage später fragt sie dann subtil nach: «Und?»

«Äh, und was?»

Meistens muss ich dann kleinlaut zugeben, dass ich die Lektüre versäumt habe. Nicht ohne Grund: Es kommen mir mindestens 1001 Dinge in den Sinn, mit denen ich mich lieber beschäftige als mit Erziehungstipps. Ganz egal, ob sie von Ratgeberpäpsten wie Remo Largo oder Jesper Juul stammen, oder – ohne das werten zu wollen – von der bloggenden Nachbarin.

Kinder und Katar

Als naiv-optimistischer Gutmensch gehe ich einfach davon aus, dass sich meine Kinder so entwickeln, wie sie es für richtig halten. In ihrem Tempo. Sie werden von sich aus trocken, sie schlafen von sich aus durch und geben von sich aus den Nuggi ab. Ich bin sicher, dass die Vergabe einer Fussballweltmeisterschaft nach Katar beeinflussbarer ist als die Entwicklungsschritte von Kindern. Warum sollte ich ihnen also den Nuggi wegnehmen, wenn sie noch nicht bereit dazu sind?

Das klingt jetzt, als würde ich die Kleinen grundsätzlich einfach machen lassen. Aber meine Frau und ich erziehen sie überhaupt nicht nach der Laisser-faire-Methode. Die Schlafenszeit, wann der Fernseher ausgeschaltet wird oder dass vor dem Essen die Hände gewaschen werden müssen, bestimmen wir und nicht sie – auch wenn sie damit nicht immer einverstanden sind. Ich bezweifle nur, dass mir irgendein Ratgeber dabei hilft, einen unangenehmen Entscheid durchzusetzen. Sei standhaft, müsste wohl drinstehen. Und fertig ist der Ratgeber; die restlichen 300 Seiten kann man sich schenken.

Ob Erziehung besser oder schlechter funktioniert, hängt – davon bin ich überzeugt – stark von der Persönlichkeit eines Kindes ab. Ich sehe das an unseren grundverschiedenen Zwillingen. Beim Essen sollen sie etwa ruhig sitzen oder nicht mehr im Befehlston «Du sollst» sagen. Während Felix meist auf uns hört, klappts bei Bastian weniger gut. Mittlerweile ist es schon so weit, dass Felix seinen Bruder korrigiert, wenn dieser mal wieder «Du sollst mir etwas holen» sagt. «Bästi, säg ‹chasch du mir bitte öpis hole›».

Getrötzelt wird ein Leben lang

Aus solchen Gründen halte ich die Ratgebermaschinerie für reine Geld- und Angstmacherei, die Eltern eher verunsichert als stärkt. Nichtsdestotrotz – ich bin nebst meiner Gutgläubigkeit auch brutal inkonsequent – habe auch ich einen Rat an Eltern parat: Habt Vertrauen zu euch selbst und zu euren Kindern. Und: Getrötzelt wird ein Leben lang. Das tun auch wir Erwachsenen noch – etwa, wenn wir die Leseempfehlungen des Partners gekonnt ignorieren.

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50 Kommentare zu «Erziehungstipps? Nein, danke!»

  • Chrigel Boch sagt:

    Wenn es eine „Empfehlung“ ist, bedeutet das Wort an sich ja schon, dass es kein „Muss“ ist. Von Trötzeln kann deshalb keine Rede sein. Es wäre aber vielleicht hilfreicher wenn Sie Ihre Frau darauf hinweisen dass sie von Ratgebern nicht viel halten, anstatt uns das im Blog zu sagen.
    Vielleicht haben Sie das ja, nur ist mir nicht ganz klar warum dann der Blog, ist er ja nichts anderes als ein persönlicher Ratgeber zu Dingen die Sie beschäftigen.
    Da stellt sich mir die Frage: Kann es sein, dass es gerade furtbar „in“ ist allen Ratschläge zu geben, aber möglichst die der anderen zu ignorieren?

  • Esthi sagt:

    Das üble Erwachen kommt erst, wenn die Kinder eingeschult werden. Bei uns gab es einen Kriterienkatalog von 38 Fähigkeiten, welche die Kinder für den Eintritt in die erste Klasse Volksschule Baselland bewältigt haben mussten (fehlerfrei gerade schneiden können, schwimmen, alle Buchstaben kennen, alle Zahlen bis 20 kennen) Wir haben uns da gedacht, was die Kinder in der 1. Klasse lernen sollen, wenn sie schon voll ausgebildet eintreten sollen… und die Kinder wurden nach 6 Monaten gemäss ihrer mitgebrachten Fähigkeiten in Weizen oder Spreu aufgeteilt.

  • Sabine sagt:

    Lieber Herr Vogt
    Kann es sein, dass Sie die Sekundärbezugsperson Ihres Kindes sind? Sich also mit Fragen und Ideen zunächst mal vertrauensvoll an die Primärbezugsperson des Kindes wenden? Die Primärbezugsperson, also die Person, die mehr Zeit zu Hause und mit dem Kind verbringt, ist manchmal ziemlich froh um Ratgeber, wenn man (meist frau…) nicht mehr weiter weiss.

  • Maja sagt:

    Ich fände es auch etwas speziell wenn mein Mann Texte generell nicht liest die ich ihm schicke. Da es mich auch wirklich interessiert was er denkt und mit ihm gemeinsam unsere Kinder erziehen und begleiten will. Ich red auch gern mit ihm über andere Sachen, meinen Job, seinen Job und freue mich, wenn ihm meine Ideen helfen bei einer Entscheidung. Da sind doch solche Texte such eine Grundlage dafür (und ja ich versteh wenn man nicht den ganzen Largo am Stück lesen will/kann, aber Ausschnitte die gerade zum Kind/Thema passen sollte doch möglich sein und eine Sichtweise mehr ermöglichen. Mit einander sprechen ist toll, auch mit der bloggenden Nachbarin, (offensichtlich hat sie ein Mitteilungsbedürfnis 🙂 ). Wir machen das (die Kindererziehung) ja alle das erste mal und sind da Anfänger.

  • Hans Minder sagt:

    Die kritisierenden Blogger scheinen eine Stelle im Text übersehen zu haben: „…es kommen mit 1001 Dinge in den Sinn, mit denen ich mich lieber beschäftige.“
    Beispiel: während sich meine Frau sich mit Erziehungsratgebern weiterbildet, rasen meine Kinder unter meiner Aufsicht mit dem Scooter steile, geteerte Strassen runter…inkl. Stürze mit blutigem Knie, was mein Bauchgefühl als lehhreich einstuft.
    Mit andern Worten: Wenn ein Elterneil mittels Ratgebern in der Erziehung vieles reibungsloser gestalten kann, während der andere Elternteil – halt ohne Ratgeber – die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lässt, dann ist scheint eine ausgewogene Erziehung erreicht zu sein. Dies bestätigt einmal mehr den erzieherische Vorteil von zwei grundverschiedenen Elternteilen.

  • Gruber Beat sagt:

    Lieber Reto – weiter so!! Ich habe als 80 % iger genau das gemacht was der gesunde Menschenverstand vorgibt. Meine Frau und ich hatten zum Glück die gleiche Einstellung. Angefangen beim Stillen bis zur Erziehung. Bücher und Einflüsterungen führen nur zu Verunsicherungen. Wir sind mit diesem Vorgehen super gefahren und unsere 2 Kinder haben sich prächtig entwickelt. Sie sind inzwischen 29 und 31 Jahre alt.

  • Marie sagt:

    Bekannte von mir fuhren in die Ferien mit ihrem kleinen Kind, und Freunde mit gleichaltigem Kind (ca 2 Jahre). Meine Bekannte brüsteten sich weil sich ihr Kind so gut verhielt und das andere stängig weinte. Aber hopla ! Als das zweite Kind zur Welt kam, wurde daraus exakt ein Kind wie das der Freunde : immer schreiend, immer unglücklich ! Dies zeigt einmal mehr dass jedes Kind verschieden ist : nicht verzweifeln !

  • Anya Meyer sagt:

    Tipps und Ratschläge sind doch nicht dazu da, um unreflektiert übernommen zu werden, sondern dienen als Input für Gespräche, neue Ideen und Sichtweisen. Wenn Sie die nicht zu brauchen glauben, ist das okay, aber vielen Leuten dienen sie und haben daher eine Daseinsberechtigung. Ich habe schon gelegentlich ein Aha-Erlebnis gehabt. Man muss sich halt drauf einlassen und darf auch alle Tipps und Ratschläge, die man nicht übernehmen möchte, ignorieren… Genauso machen wir’s doch auch mit all den gutgemeinten Ratschlägen unserer Eltern. Wer das Gefühl hat, alles schon selber zu wissen, ist mir ehrlich gesagt etwas suspekt und wirkt zudem leicht arrogant.

    • Widerspenstige sagt:

      Anya Meyer, ich sehe das auch so und habe es jeweils als Bereicherung meines Wissensschatzes gesehen. Schliesslich bin ich ja nicht perfekt und immer noch lernfähig – auch im fortgeschrittenen Alter.

  • Othmar Riesen sagt:

    Früher hatte ich Prinzipien, heute habe ich Kinder!
    Beste Grüsse
    O.R.

  • Shekina Niko sagt:

    Herr Vogt, ihre Haltung der Gelassenheit ist eine feine Sache. Sie entspricht übrigens in etwa dem, was Remo Largo empfiehlt. Nur war er mit seinen Thesen eben damals eine Art Revolutionär. Vorher war die Art Kinder aufzuziehen extrem reglementiert, und es wurde schrecklich viel bewertet und verglichen. Wenn z.B. ein einjähriges Kind noch nicht laufen konnte, wurde es mit allen Mitteln dazu getrimmt. Das war schädlich für Körper und Seele des Kindes. Deswegen war und ist Largos „Babyjahre“ ein so wichtiges Werk.
    Sie sind hauptberuflich Journalist. Wahrscheinlich bilden Sie sich darin weiter. Ihre Frau ist wohl hauptsächlich für die Betreuung der Kinder zuständig. Sehen Sie doch ihr Interesse an Ratgebern auch als Weiterbildung an. Anerkennung dafür würde Ihrer Frau zumindest zustehen.

  • tina sagt:

    hahaha das ist lustig: über ratgeber motzen und am schluss einen rat geben :).
    als meine kinder klein waren, war ich einfach dankbar über input. ich hatte einfach zu wenig zeit, um mich auszutauschen mit anderen. ratgeber (oder internet-themenforen) lesen war wie mit einem freund zu sprechen: man muss es ja nicht so machen, er hat auch kaum 100% recht, aber man kann ja mal drüber nachdenken. eine andere perspektive einnehmen. das hilft sehr wohl dabei, einen standpunkt zu finden, der einem mehr entspricht als vor der lektüre+nachdenken. gerade juul fand ich dabei wirklich hilfreich. ich finde, eine haltung von verschiedenen seiten beleuchten hilft immer

  • 13 sagt:

    Es ist wie so oft eher eine Beziehungs- als eine Erziehungsfrage. 3-jährige (das stimmt doch?) sind üblicherweise mit etwas Bauchgefühl nicht so schwer zu „erziehen“. Dieses besteht offensichtlich. Wenn dann die Persönlichkeit des Kindes, wie Sie es ausdrücken, mit dem Erziehungsstil nicht mehr so gut übereinstimmt, wird es vielleicht etwas schwieriger und dann muss man von seinem hohen Ross runter und zugeben, dass das eine oder andere Problem besteht.
    Die Beziehung zwischen den Eltern ist etwas anderes. Da wäre m.M.n. ein Gespräch besser und v.a. respektvoller als kommentarlose Links verschicken und diese zu ignorieren. Aber immerhin muss man Ihrer Frau zugute halten, dass sie dieses ja ein paar Tage später sucht. Schade ist es Ihnen offensichtlich egal, dass es ihr wichtig ist.

    • Martin Frey sagt:

      @13
      „Die Beziehung zwischen den Eltern ist etwas anderes. Da wäre m.M.n. ein Gespräch besser und v.a. respektvoller als kommentarlose Links verschicken und diese zu ignorieren. Aber immerhin muss man Ihrer Frau zugute halten, dass sie dieses ja ein paar Tage später sucht. Schade ist es Ihnen offensichtlich egal, dass es ihr wichtig ist.“
      Ein Lehrstück an dysfunktionaler weiblicher und männlicher Kommunikation. 🙂 Notabene auch Deine im letzten Satz zu lesende Reaktion , 13. Denn das ist die klassisch weibliche Interpretation der Dinge. Dasselbe wird die Frau nämlich auch denken. Aber ganz sicher nicht den Fehler bei sich selber suchen.

      • 13 sagt:

        @ MF
        Die Kritik ist unfair, zumal ich geschrieben habe, dass ich das kommentarlose Verschicken von Links auch nicht den besten Zugang halte. Der Fehler liegt daher nicht nur einseitig bei einem.
        Alles andere ist mir etwas zu klischiert. Aber der letzte Satz ist keine Interpretation, sondern wird, wie du richtig sagst, vermutlich ihr Gefühl sein. Welches durch seine Taten aber klar bestätigt wird. Auch wenn Du das wohl als Haltung zeigen, um die Frau zu erziehen (?), anschaust.

      • Sportpapi sagt:

        Es ist ja auch die richtige Interpretation der Dinge. Was sonst?
        Auf der anderen Seite ist es ihr ja auch egal, dass er explizit und sicherlich mehrfach besprochen solche Ratgeber nicht lesen möchte.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        „Der Fehler liegt daher nicht nur einseitig bei einem.“
        Das hast Du klar so beschrieben, wie ich übrigens auch. Trotzdem ist es das Klischee schlechthin, dass Frau irgendwelche rauchzeichenartige Andeutungen in die Welt setzt in der Erwartung, dass Mann selbstverständlich all ihre Gedanken, Wünsche und Vorstellungen nicht nur erspürt sondern auch umgehend umsetzt. Und wenn dem (oft naturgemäss) nicht so ist, Frau ganz viel (unterstellendes) reininterpretiert. Wie zb., dass es ihm offensichtlich egal sei, was ihr wichtig ist.
        Mann, anstatt Klartext zu reden, das Gegenüber ernst zu nehmen, und vielleicht auch mal auf die Thematik einzugehen, stellt einfach auf Durchzug und widmet sich „wichtigeren“ Dingen (wie wenn das andere nicht wichtig wäre).
        Das nenne ich dysfunktional.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Beides richtig. Und eben könnten beide Bedürfnisse in einem Gespräch bereinigt werden und evtl. sogar eine Lösung gefunden? Ich gehe ja auch mal nicht davon aus, dass sie dies aus Langweile verschickt. Vermutlich bestehen ja Erziehungsdiskrepanzen. Nur mit Ignorieren führt man eben keine Gespräche. Und während sie sich offensichtlich Gedanken macht, wieso und weshalb (was nicht heisst, dass sie in der frage selber recht hat!), ist die Haltung des Autors, dass er nichts von nichts wissen will, sondern einfach sein Ding durchzieht. Kommt mir ein bisschen vor, wie ein Kind, das sich die Ohren zuhält und laut schreit, um die Mutter (Vater) nicht zu hören. Keine sehr respektvolle Handlung.

      • 13 sagt:

        @ MF
        Wer interpretiert denn hier? Die Frau hat ja weder die Erwartung, dass er ihre Gedanken etc. liest, noch umsetzt. Sondern dass er sich damit, womit sie sich beschäftigt (eben die Texte) auch auseinandersetzt und sie dann zusammen darüber sprechen. Und warum ist es „naturgemäss“ so, dass er das nicht tut? Und wie soll man das anders verstehen als desinteressiert?

      • Anh Toàn sagt:

        @13: Also wenn Mann keine Ratgeber will, aber Frau findet er müsse sich mit den Ideen darin auseinandersetzen, muss Mann dies tun, aus Respekt vor der Frau. Die Frau hingegen muss nicht die Meinung des Mannes respektieren, dass er keine Ratgeber braucht, sondern sendet ihm richtigerweise immer wieder Links, ermuntert ihn, sich mit den Ideen in Ratgebern auseinanderzusetzen, diese zu diskutieren und so?

        Echt jetzt?

      • Martin Frey sagt:

        @13
        „Wer interpretiert denn hier?“
        Wir alle tun das, ich auch. Du auch, mit folgendem Satz:
        „Schade ist es Ihnen offensichtlich egal, dass es ihr wichtig ist.“
        In Tat und Wahrheit wissen wir das nicht. Wir wissen nicht, wie oft sie ihn mit Ratgebern bombardiert. Und wir wissen nicht, ob er überhaupt schon mal klar äusserte, dass er dies nicht möchte. Wir wissen nicht mal, ob er grundsätzlich Ratgeber doof findet oder einfach des Themas resp. der Diskussionen überdrüssig ist.
        „Die Frau hat ja weder die Erwartung, dass er ihre Gedanken etc. liest, noch umsetzt.“
        Aus irgendeinem Grund macht sie es jedenfalls.
        „Sondern dass er sich damit, womit sie sich beschäftigt (eben die Texte) auch auseinandersetzt und sie dann zusammen darüber sprechen.“
        Das pflichte ich Dir 100% bei.

      • 13 sagt:

        @ Anh
        Wer behauptet denn so etwas? Ich habe das nicht geschrieben. MF und SP meines Erachtens auch nicht.

        @ Martin
        Das stimmt, wobei ich immer noch nicht einsehe, wie man das sonst verstehen könnte. Eine Antwort darauf bist auch Du mir schuldig geblieben.

        Sie schickt es ihm ja in erster Linie als Diskussionsgrundlage. Darum auch die Frage „Und?“ und nicht: „Warum hat das Kind immer noch einen Nuggi, ich habe Dir doch schon gesagt, wie Du ihn abgewöhnen solltest!“
        Aber eben, ein Gespräch wäre so oder so sinnvoll und zwar nicht nur über die Frage, ob man aktiv in die Entwicklung des Kindes eingreifen soll oder nicht.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Eine Antwort worauf?
        Ich meine, es ist ein Stück weit selbsterklärend, dass Mann beim Gedankenlesen eigentlich nur verlieren kann (zum Thema „naturgemäss“). Und ja, man kann es auch anders sehen als desinteressiert, wenn man denn will. Zb. genervt, ermüdet („hatten wir doch schon“).
        Meine Gegenfrage: wenn die Frau Erziehungsfragen thematisieren will, weshalb sucht sie nicht das direkte Gespräch? Denn ich sehe es eher anders als WS: Männer sind oft direkter, während Frauen zwar mehr reden wollen, aber trotzdem oft mit klaren Ansichten/Ansagen hinter dem Berg halten. Und sich dafür ein Stück weit darauf verlassen, dass man sie richtig interpretiert.
        Das ist dann die angeblich so kommunikative Frau, die eines Tages sagen wird: „Schatz, wir haben uns auseinander gelebt.“ 😉

      • Anh Toàn sagt:

        @13 Doch, auf genau dies läuft hinaus, was Sie geschrieben haben:

        „Nur mit Ignorieren führt man eben keine Gespräche. Und während sie sich offensichtlich Gedanken macht, wieso und weshalb (was nicht heisst, dass sie in der frage selber recht hat!), ist die Haltung des Autors, dass er nichts von nichts wissen will, sondern einfach sein Ding durchzieht. “

        Sie will diskutieren, er nicht. Aber er muss diskutieren, sagen Sie. Aber dann zieht einfach sie ihr Ding durch.

      • 13 sagt:

        @ MF
        Auf die Frage, wie die Reaktion des Autos anders zu werten ist als desinteressiert.

        @ Anh
        So gesehen ja. Ich bin der Meinung, wenn ein Partner ein Redebedürfnis hat, dann sollte der andere darauf eingehen. V.a. wenn unterschiedliche Vorstellungen bestehen und das eine Seite belastet. Was er hingegen nicht muss, ist die Tipps und Ratschläge aus der Lektüre einfach übernehmen, weil sie sie gut findet.

      • Anh Toàn sagt:

        @13 Wieter unten sagt @sportpapi: “ Wenn allerdings meine Frau mir einen Text zu lesen gibt, dann lese ich auch. Ich finde, das gehört sich so.“

        Wenn ich meiner Frau etwas zu lesen gebe, sagt sie manchmal einfach nein, keinen Bock. Ich finde, das ist ihr gutes Recht.

      • Sportpapi sagt:

        @AT: Natürlich ist es auch mein gutes Recht, mich daneben zu benehmen, die Wünsche meiner Partnerin nicht zu respektieren.
        Ich entscheide mich bewusst anders.

      • Anh Toàn sagt:

        Zum Erwachsen sein gehört das Aushalten von Ambivalenz. Auf Beziehungen bezogen ist das, einerseits den Partner zu respektieren, seine Wünsche zu berücksichtigen, andrerseits auch sich selber zu respektieren und seine eigene Wünschen zu berücksichtigen. Manchmal geht halt nicht beides. Immer sich nur am anderen orientieren, die Wünsche des Partners respektieren, mache ich nicht, auch ganz bewusst.

      • Sportpapi sagt:

        @AT: Kein Bock ist eben ein klares Signal.
        Mir liegt etwas an meiner Frau und unserer Beziehung. Also lese ich die paar Minuten, sind ja nicht ganze Bücher. Was keineswegs heisst, dass wir uns dann einig werden. Bzw. ich mich überzeugen lasse.

    • Widerspenstige sagt:

      Das ist verlorene Liebesmüh‘, 13. Denn viele Frauen wollen reden über Dies und Das des Alltags, zu viele Männer wollen genau das nicht und ignorieren deshalb alles, was nicht in ihr ureigenes Konzept der Dinge des Alltags passt. Um dann eines schönen Tages mehr oder weniger fassungslos dazustehen, wenn die kommunikative Frau an ihrer Seite a) öfters eine Auszeit nimmt und ein paar Wochen abwesend ist b) in der Auszeit bleibt, sich gar trennt und anderweitig Gehör verschafft.

      Alles hat ein Anfang und ein Ende – auch die beste Beziehung leidet bei Ignoranz von wichtigen Alltagsthemen des anderen Partners. Die Brisanz der Wichtigkeit eines Themas zu erkennen ist die Essenz.

  • Kurt sagt:

    „Schatz, lies das mal! Meine Frau schickt mir regelmässig Links…“

    Typisch Frau. Meint, sie müsse den Mann und Vater erziehen.

    Und kriegt von den Medien auch noch Support, so im Stil: Männer sind schlecht, toxisch und haben keine Ahnung, und Frauen seien immer im Recht und wüssten alles besser (Womensplaining). Der ganze Zirkus wird immer peinlicher.

    • Mic sagt:

      Ihr Kommentar ist ebenfalls peinlich.

    • 13 sagt:

      Ähm, eigentlich schreibt ja hier gerade ein Mann, dass er ohnehin alles besser weiss und im Recht sei und es darum weder nötig habe, etwas zu lesen, noch seine Frau auch nur anzuhören…..

      Aber ja, so ein bisschen Frauenbashing schadet grundsätzlich nie. Sie können sich daher auf die Schulter klopfen. Gut gemacht.

    • Enrico sagt:

      Wie recht Sie haben, Kurt.
      Lesen Wir mal die Antworten der Bloggerfrauen.
      Geben Sie der Frau nicht grundsätzlich Recht und loben Sie der Allwissenheit, betreiben Sie Frauenbashing.
      Halt Gleichstellung alla Frau. Hör mir zu und mache, was ich Dir sage, den ich bin in solchen Sachen dem Mann überlegen.
      Bei mir war das auch so. Und was für eine Erlösung nach der Trennung, als ich mein Ding einfach durchziehen konnte. Ohne mich dauernd vor der ExPartnerin rechtfertigen zu müssen.
      Mein Erziehungsstiel ist wohl dem Reto Vogts ähnlich. Eigentlich habe ich nie erzogen, sondern den Rücken meiner Töchter einfach gestärkt.

  • Roy Lembo sagt:

    Lieber Herr Vogt. Sie scheinen es im Griff zu haben, daher haben Sie recht! SIE brauchen keinen Ratgeber! Und jetzt gehen Sie mal mit ihrer Frau und/oder auch den Kindern in ein Restaurant, wo sich Familien tummeln. Dort finden Sie dann ganz viele Eltern, denen Sie die Ratschläge am liebsten auf die Stirn tackern würden. Nicht alles kommt von selbst. Am Kommentar von Ahn Toan sehe ich, dass er ihren differenzierten Beitrag nicht verstanden hat. Ohne Ratgeberlitetatur hätte ich heute nicht zwei glückliche Kinder, die frustfrei durch die Schule gehen (ja, die berühmte Frustrationstoleranz muss man anerziehen, die kommt nicht von alleine). Davon bin ich überzeugt!

  • Anh Toàn sagt:

    Erziehungsratgeber, Diätratgeber, Schwangerschaftsratgeber, Reiseratgeber, Social Media Ratgeber, Ratgeber für berufliche Selbständigkeit, Ratgeber zum Leben in Konkubinat oder solche für die Ehe, Sexratgeber. Ratgeber gibt es für alle Lebensbereiche, sie haben eine Gemeinsamkeit, man braucht die so dringend wie einen Kropf.

    • Muttis Liebling sagt:

      Gerade im Radio gehört. Millionärin geworden durch Aufräumratschläge. Mit Kröpfen lässt es sich gut leben.

    • Samira sagt:

      Ich bin ganz froh, gibt es einen Ratgeber fürs Konkubinat – so weiss ich welche Rechte wir haben, wie es mit den Versicherungen läuft und was wir tun müssen, damit dass mit der Pensionskasse im Fall der Fälle klappt.
      Alles selber zusammensuchen ist im Zweifel schwieriger, aufwändiger und führt auch mal auf einen Holzweg.

      • Anh Toàn sagt:

        „…und führt auch mal auf einen Holzweg.“

        Während Ratgeber ja immer richtige Wege weisen?

        Wenn Ratgeber immer den richtigen Weg weisen würden, würde ein einziger völlig reichen: „Wie werde ich reich?“

  • Martin Frey sagt:

    Herrlich geschrieben, und erfrischend quer in der Landschaft liegend.
    In der Tat, standhaft sein, Haltung zeigen, Vorbild und Struktur vorleben sowie Authentizität sind Kernelemente von Erziehung und so ziemlich das Ggt. von Laissez-faire. Klar, kann man im Detail noch auf dies und das Einfluss nehmen, aber die grossen Entwicklungsschritte sind weitgehend vorgegeben, von Entwicklunsstörungen abgesehen. Und die im Text genannten Bsp. zeigen schön, wie Kinder sich auch gegenseitig beeinflussen.
    Wenn es wirklich Probleme geben sollte, kann man sich immer noch Hilfe holen. Dann aber bitte nicht bei der bloggenden Nachbarin. Und was Ihre Frau angeht, auch da müssten Sie Haltung zeigen. Denn sonst hört das nie auf.

    • Muttis Liebling sagt:

      Die einzigen authentischen Menschen sind Autisten. Niemand ist ohne Training in der Lage, Authentizität länger als 10 min auszuhalten.

    • Röschu sagt:

      „Dann aber bitte nicht bei der bloggenden Nachbarin“
      Sondern bei „Vorzeigepädagogen“ wie Juul, Largo oder – zumindest bis vor rund 2 Jahren – Jürg Jegge?

    • Martin Frey sagt:

      @Röschu
      Um die Reformpädagogen hätte ich auch schon früher einen grossen Bogen gemacht. 😉 Aber auch bei Vorzeigepädagogen schrillen bei mir die Alarmglocken, sobald sie zusehr in den Guru-Adelsstand gehoben werden. Und falls sie dann noch therapeutisch mit den Schutzbefohlenen in die Kiste steigen wollen, wäre spätestens dann auch klar, was davon zu halten wäre.
      Notabene etwas offtopic, aber auch Kitamitarbeiter sollten meiner Auffassung nach nicht mit ihren Schutzbefohlenen in die Kiste steigen. Nur so.

      • tina sagt:

        was genau ist denn die kritik an juul? ich habe mindestens 1-2 bücher von ihm gelesen und die haben mir damals viel gebracht. aber ich suchte ja auch keinen guru.
        „in die kiste steigen“??? hey es geht um bücher.

      • Martin Frey sagt:

        Da müssen Sie Röschu fragen, tina. Selber habe ich weder etwas gegen Juul noch Largo, von beiden halte ich einiges, und würde sie v.a nie mit Jegge in einem Atemzug nennen. Einzig der Hype um Juul gefällt mir persönlich etwas weniger.

  • Sportpapi sagt:

    Ich kann das ja durchaus nachvollziehen. Wenn allerdings meine Frau mir einen Text zu lesen gibt, dann lese ich auch. Ich finde, das gehört sich so.

    • Andrea sagt:

      Das finde ich super! Auch ein gutes Beispiel für die Kinder. Finde, es hat mit Respekt zu tun und Interesse für die Innenwelt und Interessen der Partnerin. Eine gute Voraussetzung für eine schöne Beziehung.

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