Wie man als Eltern den Tag rettet

  • Dort ist der Aletschgletscher! Wie schön! (Fotos: Rémy Kappeler)

  • Anfangs der Wanderung sehen wir noch etwas von der Umgebung.

  • Rennen, sich fallen lassen: Steile Winterwanderwege haben ihr Gutes.

  • Ab und zu aufsteigen auf den Schlitten – warum auch nicht?

  • Der Nebel verschluckt uns zeitweise. Zum Glück sind die Wege gut markiert.

  • Wunderschön! Wir stellen uns den Aletschgletscher in seiner ganzen Wucht vor.

  • Doch eigentlich ist den Kindern die Aussicht egal. Hauptsache, Spass!

  • Aha, so würde es aussehen. An der Talstation verabschiedet uns ein altes Tourismusplakat.

Ich hatte meinen Kindern den Aletschgletscher versprochen. Die Winterwanderung von der Moosfluh auf die Riederalp sollte das Versprechen einlösen. Doch das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nach einigem Widerstand seitens der Kinder zogen wir trotzdem los auf eine vernebelte Familienwanderung.

Ein grauer Sonntagmorgen auf der Riederalp. Die Luft ist definitiv raus bei den dreien, wir sind seit zwei Tagen hier und viel draussen gewesen. Wir haben heute Morgen gepackt, die Rucksäcke mit der Gondelbahn ins Tal geschickt und geplant, auf dem Winterwanderweg zur Mittelstation Ried-Mörel zu wandern. Es liegt so viel Schnee auf der Riederalp, dass ich einfach angenommen habe, der Schnee reiche auch für tiefere Lagen aus und der Wanderweg sei sowieso präpariert.

Das Gejammer ist gross, als wir vor Ort feststellen müssen, dass der Weg weder markiert noch gepfadet ist. Auch der Schlitten, den ich zuvor kurzfristig ausgeliehen habe, nützt nichts mehr. Zauberfee und Lichterprinz wollen einfach nur noch in die Gondel rein und nach Hause. Und als müsste es sein, zieht in diesem Moment noch der Nebel aus dem Tal herauf und trübt jegliche Aussicht – auf besseres Wetter wie auch auf bessere Laune.

Noch mehr Nebel – oh nein!

Meine Frau rettet schliesslich die Situation und kann die beiden müden Gesellen motivieren. So besteigen wir den Sessellift auf die Moosfluh. Er bringt uns hinauf in noch mehr Nebel, und wir ziehen ernsthaft die Option in Betracht, oben gar nicht auszusteigen.

Weil es eben in diesem Moment etwas klarer wird, steigen wir trotzdem aus. Auch wenn wir von hier aus nur viel Weiss sehen, das den Aletschgletscher schluckt. Auch unsere Panoramawanderung fällt also ins Wasser bzw. in den Nebel. Und so warten wir nicht lange und wandern los. Es ist das Beste, was wir an diesem Sonntag machen können: Die Stimmung verbessert sich auf den ersten paar Hundert Metern schlagartig. Der Weg verläuft in stetigem Auf und Ab, windet sich in zahlreichen Kurven den Grat oberhalb des Gletschers entlang, und immer wieder säumen tief verschneite, kleine Bäume den Weg. Jedenfalls wird uns so nie langweilig. Wir kugeln die steilen Stücke hinab, schlitteln, bis wir mit den Kufen tief im Boden einsinken oder im Schneewall am Rande des Weges stecken bleiben.

Das Gletschertor! Die Murmeli! Wie schön!

Immer wieder halten wir an und geniessen das wunderschöne Panorama des Aletschgletschers. Oder tun jedenfalls so – es wird zum Running Gag, über die Schönheit des Gletschers zu schwärmen. Wir setzen uns auf die Bänkli am Wegrand und beeindrucken uns gegenseitig mit immer tieferen Gletscherspalten, langen Moränen, einem Gletschertor mit lieblich dahinfliessendem Gletscherbach. Auch Murmeltiere sehen wir plötzlich herumtollen. Pfeifen sie einmal, droht Gefahr von oben. Zwei Pfiffe warnen vor dem Fuchs, drei Pfiffe bedeuten, dass sie Hunger haben. Und viermal pfeifen sie, um unsere Familie durch den Nebel zu begrüssen.

Doch das Wetter wird immer unwirtlicher, und jetzt ist es der Zwergenkönig, der langsam keine Lust und keine gute Laune mehr hat. Wir verzichten also auf die Verlängerung über die Riederfurka und nehmen auf der Hohfluh die Sesselbahn. Nicht bevor wir aber noch ein letztes Mal einen genussvollen Blick auf den atemberaubenden Aletschgletscher geworfen haben.

Wir hatten eine tolle Winterwanderung – trotz allem. Und schliesslich wissen wir jetzt, was wir noch vorhaben: Wiederkommen, wenn das Wetter gut ist, vielleicht im Sommer? Und diesen wunderschönen Gletscher auch einmal wahrhaftig zu sehen. Und dazu vielleicht noch ein Murmeltier entdecken, das viermal pfeift. 🙂

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7 Kommentare zu «Wie man als Eltern den Tag rettet»

  • Glasmost sagt:

    Schöner Beitrag und cooles Erlebnis für die Kinder! Diese nicht ganz 08.15-Ausflüge sind immer irgendwie die Besten. Ins Hallenbad können sie dann ja den Rest des Jahres….
    Die Tour ist übrigens auch im Sommer super schön, der Blick auf den Gletscher vom Grat aus unbeschreiblich und auch für kleinere Kinder bis zur Mittelstation gut machbar.

  • Sportpapi sagt:

    Hm. Das Wetter kommt überraschend, der (fehlende) Schnee, die Wegbeschaffenheit.
    Das Programm kann nicht durchgezogen werden, es muss ein Plan B her. Warum dieser nun zwingend heisst, trotz fehlender Aussicht zu wandern, und die Kinder mit viel Aufwand dazu zu motivieren, verstehe ich nun nicht ganz.
    Runter und in ein Hallenbad wäre z.B. auch eine Alternative gewesen.

    • 13 sagt:

      Verstehe ich auch nicht. Die Familie hatte offenbar einen tollen Tag, ein Erlebnis, dass sie nicht so schnell vergessen, aber manche müssen immer etwas kritisieren….

      • Sportpapi sagt:

        @13: Weiss du, ich bin manchmal auch so unflexibel und halte an meinen Plänen fest, auch wenn das vielleicht nicht immer sinnvoll ist. Manchmal wird daraus ein tolles Erlebnis, manchmal nicht. Hier würde ich jetzt eher sagen: Das hätte auch ganz anders herauskommen können.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Unflexibel und auch etwas fantasielos scheint mir hier eher Ihr Vorschlag mit dem Hallenbad, aus Kindersicht der wahrscheinlich gefühlt hundertste Besuch (gähn). Flexibel scheint mir hier eher die Idee mit der Winterwanderung wie sie der Autor durchgeführt hat. Der Weg ist übrigens sicher und gut markiert.

      • Sportpapi sagt:

        @Ach, der Steinadler wieder. Ja dann machen Sie mal mit Ihren Kindern.
        Und gell, von gefährlich habe ich nichts gesagt.

  • Maike sagt:

    Wow – gut gemacht. Aber was ist daran so bemerkenswert ? Bis zu dem Alter wo die Kinder es lernen, sich selber ohne eine Anleitung oder Vorgabe zu beschäftigen, ist man als Eltern doch der Entertainer schlecht hin. Und man lernt schnell, das man bei geplanten Veranstaltungen mindestens einen Plan B, wenn nicht sogar C und D parat haben sollte.

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