Geh nicht mit Fremden mit!

Mamablog

Damit Kinder sich Annäherungsversuchen von Erwachsenen verweigern können, brauchen sie ein gesundes Selbstvertrauen. Foto: iStock

Seit die Kleine alleine in den Kindergarten geht, gibt es Aufklärungsbedarf. Wie bringen wir dem Kind bei, dass es nicht mit Fremden mitgehen darf? Das Thema ist heikel, denn ich möchte mit meiner Tochter darüber sprechen, ohne sie zu ängstigen. Ich möchte nicht, dass sie eine misstrauische Person wird, nur weil es da draussen neben Tausenden von gutherzigen Menschen vielleicht jemanden gibt, der schlechte Absichten hat.

Ich gehe in die Bibliothek und blättere in Bilderbüchern zum Thema. Das Buch «Ich geh doch nicht mit jedem mit!» geht auf die Frage ein, wer denn eigentlich ein Fremder oder eine Fremde ist – für ein Kind ist das gar nicht simpel. Ist die Mutter eines Gspänlis, die wir nicht kennen, eine Fremde? Ist der Nachbar, den wir zwar schon oft gesehen, mit dem wir aber kaum gesprochen haben, ein Fremder? Das Kind soll mit niemandem mitgehen, wenn es nicht vorher mit den Eltern besprochen wurde.

In anderen Bilderbuchgeschichten geht es um das richtige Verhalten, wenn ein Fremder das Kind anspricht – etwa in «Bei Fremden sag ich immer Nein»: Nie mit Fremden mitgehen, auch wenn Lego-Klötze oder ein herziges Hündli versprochen werden. Unhöflich sein und wegrennen. Jemanden zu Hilfe holen, den man kennt. Schreien, wenn man gepackt wird.

Das richtige Verhalten mit dem Kind zu besprechen, ist wichtig. Doch genauso unerlässlich ist etwas, das schon bald nach der Geburt beginnen sollte: Das Kind so zu erziehen, dass es mit einem gesunden Selbstvertrauen heranwächst. Kinder, die ihre eigenen Grenzen kennen gelernt haben und wissen, dass es in Ordnung ist, Nein zu sagen, wenn man etwas nicht will, sind weniger gefährdet, Opfer eines sexuellen Übergriffs zu werden. Sehr gut ist dieses Bilderbuch dazu: «Jetzt ist Schluss, ich will keinen Kuss».

Meist ist der Täter kein Unbekannter

Ein gesundes Selbstvertrauen kann auch ein Schutz sein gegen sexuelle Übergriffe durch eine Person im sozialen Umfeld. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fremder das Kind auf dem Schulweg abfängt, ist ungleich kleiner, als dass es von einem Verwandten, Nachbarn oder Sporttrainer missbraucht wird. Leider steigt auch diese Gefahr mit dem Kindergarteneintritt, denn von nun an ist das Kind nicht nur auf dem Schulweg immer häufiger ohne die Eltern unterwegs.

Die schwierigste Kinderfrage bleibt nach meinen Recherchen in Bilderbüchern und auf Internetseiten aber offen: «Warum?», will meine Kleine wissen, «warum will mich jemand mitnehmen?» Wie erklärt man einer Fünfjährigen die möglichen Beweggründe eines Kindsmissbrauchers? Wie redet man über jene Dinge, an die man selbst nicht einmal denken mag?

Möglichst ehrlich sein

Ich spreche mit Gisela Niederwieser darüber. Die Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche mit Praxis in Rüschlikon plädiert für Ehrlichkeit: «Ich finde, man sollte auf altersgerechte Weise erklären, was sexueller Missbrauch ist.» Man könne mit der Frage einsteigen, ob das Kind schon einmal von Sex gehört hat. «Manche Kinder haben schon Erfahrungen mit ihrer eigenen Sexualität gemacht», sagt Niederwieser, und da sei es wichtig, zu erklären, dass erwachsener Sex anders und nichts für Kinder ist. «Dass es aber Erwachsene gibt, die Sex mit Kindern haben wollen – und dass das nicht in Ordnung ist.»

Das Thema «nicht mit Fremden mitgehen» sei eine gute Gelegenheit, mit dem Kind über sexuellen Missbrauch zu sprechen, findet die Psychologin. «Aber es braucht Fingerspitzengefühl: Man sollte nur so viel erzählen, wie das Kind wissen will. Wenn es nicht mehr nachfragt, hört man auf.» Das Wichtigste sei ohnehin, dem Kind beizubringen, dass kein Erwachsener über seinen Körper verfügen darf. Damit könne man nicht früh genug anfangen.

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110 Kommentare zu «Geh nicht mit Fremden mit!»

  • gabi sagt:

    Tja. Schön und gut.

    Wir hätten hier also Mitgehen mit Fremden verhandelt, die nicht ganz unberechtigte Angst als Mann heute sofort generalverdächtigt zu werden (mir diesen Sommer im Bad auch passiert) und wir kommen zum Schluss dass Doktorspiele – wenn alle gerne mit dabei sein – unter Kindern okay ist.

    Bin ich ja bei allem dabei.

    Wie ich genau vorgehe, mit jenem zwei Jahre Älteren, vor dem sowieso alle Kleineren Angst haben in der Nachmittagsbetreuung meines Sohnes, der Andere zwingt sich harte Pornos auf seinem Handy anzusehen, welche die Kleineren verstören, weiss ich nicht.

    Ist auch stets ein Vieraugendelikt. Die Betreuung guckt ja schon bei physischen Übergriffen nicht so genau hin und faselt dort schon nur was von „no blame approach“ und beweisen lässt sich nix.

  • Sabine sagt:

    Es gibt keinen Grund dass Kinder alleine in den Kindergarten laufen müssen.
    Früher mag das noch vernünftig gewesen sein, heute empfiehlt sich sowas nicht mehr. Wenn etwas passiert macht man sich für den Rest des Lebens Vorwürfe weil man die eigene Besserwisserei und Ideologie über das Wohl des eigenen Kindes gestellt hat. Ein kleiner Spaziergang zusammen mit dem Kind jeden Morgen ist ausserdem noch gesund besonders wenn man den ganzen Tag sowieso nur rumsitzt.

    • Urs sagt:

      Was hat denn das mit Ideologie zu tun? Kinder müssen irgendwann auch lernen, dass sie etwas alleine können und Mami sie nicht bis ins Erwachsenenalter an der Hand halten wird.
      In dem Sinne mag der Spaziergang Ihnen gut tun, aber Ihrem Kind tun Sie vermutlich eben eher keinen Gefallen.

    • maia sagt:

      @Sabine: Was hast sich diesbezüglich gegenüber früher geändert? Denken Sie früher hat man sich nicht für den Rest des Lebens Gedanken gemacht, wenn etwas passiert ist?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        In den 80er Jahren verschwanden sehr viele Kinder. Die einen wurden ermordet aufgefunden, die anderen sind nie wieder aufgetaucht. Eine solche Welle von Kindermorden hat es seither nie mehr gegeben. Also hätte man die Kinder eher in den 80ern nicht alleine lassen dürfen als jetzt.

        Ich würde mal sagen, dass Kinder den KIGA Weg unbedingt ohne Eltern bewältigen sollen, solange keine ungesicherten Strassen überquert werden müssen und das Kind in unbelebten Gebieten den Weg nicht alleine gehen müssen, bzw sich während der Zeit, an dem das Kind unterwegs ist, sich auch andere Leute unterwegs befinden.

      • Duchesse sagt:

        Was waren eigentlich die Gründe für diese „Welle“ in den 80ger Jahren?

  • Anh Toàn sagt:

    Sexualmorde an Kindern sind nicht dramatisierbar. Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt etwa 1/10Mio. (Habe die Zahlen für D gesucht, CH ist zu klein)

    Bei Verletzung der sexuellen Integrität geht es in erster Linie um psychische Schmerzen und Schäden, die können unter Umständen gravierend sein. Solche Umstände wären, wenn dies auf Dauer wiederholt geschieht, typisch bei Missbrauch im engsten Familienkreis oder durch „Autoritätspersonen“ mit regelmässigem Kontakt, wie Lehrer und Pfarrer. Bei einem fremden Täter erscheint mit dies aber höchst unwahrscheinlich. Auch da gibt es noch immer psychische Schmerzen. Dauerhafte Schäden sind aber wohl die Ausnahme in diesen Fällen. Ich muss versuchen, mein Kind vor dauerhaften Schäden schützen, bei Schmerzen muss ich trösten.

    • Martin Frey sagt:

      „Bei einem fremden Täter erscheint mit dies aber höchst unwahrscheinlich. Auch da gibt es noch immer psychische Schmerzen. Dauerhafte Schäden sind aber wohl die Ausnahme in diesen Fällen. Ich muss versuchen, mein Kind vor dauerhaften Schäden schützen, bei Schmerzen muss ich trösten.“

      Jetzt ersetzen Sie mal „Kind“ mit zb „Frau“, und vielleicht erkennt man dann, auf welchem Terrain Sie sich bewegen, AT. Für einen Juristen immer wieder erstaunlich. Denn ausgedeutscht implizieren Sie bei diesem Thema grad nichts anderes, als „alles nicht so schlimm wenn der Vergewaltiger Dich nicht grad umbringt. Hauptsache, keine Schamgefühle, ansonsten Schwamm drüber.“
      Zumindest so lese ich Ihre Haltung. Und ich frage mich zusehends, wer da falsch liegt. Und was Sie antreibt.

    • Martin Frey sagt:

      Zu Ihren Zahlen, AT. Ich weiss zwar nicht wie Sie auf die ominöse 1/10 Millionen kommen, aber um Sexualmorde im Kindesalter geht es hier gar nicht primär. Beim Thema sexuelle Übergriffe besteht tatsächlich das Problem, dass sehr vieles, darunter auch die Dimension, nicht restlos bekannt ist. Aber im ggs. zu dem was hier öfters kolportiert wird, sind solche Übergriffe eben nicht selten sondern vielmehr eine Volkskrankheit. Konservative Schätzungen gehen von Hunderttausenden Fällen allein in Deutschland aus:
      https://amp.welt.de/gesundheit/psychologie/article152551577/Kindesmissbrauch-weiter-verbreitet-als-angenommen.html
      Die von ernsthaften Übergriffen Betroffene brauchen oft Jahrzehnte, manchmal ein ganzes Leben um überhaupt ihre Traumata anzugehen und darüber sprechen zu können.

      • Anh Toàn sagt:

        „Zu Ihren Zahlen, AT. Ich weiss zwar nicht wie Sie auf die ominöse 1/10 Millionen kommen, aber um Sexualmorde im Kindesalter geht es hier gar nicht primär.“

        Sie zweifeln meine Zahlen an, und dann lenken Sie ab, reden von was anderem, das es viel häufiger gäbe.

        „Und was Sie antreibt.“

        Ich habe keine Lust auf diesem Niveau zu diskutieren.

      • Anh Toàn sagt:

        MF: „Die von ernsthaften Übergriffen Betroffene brauchen oft Jahrzehnte, manchmal ein ganzes Leben um überhaupt ihre Traumata anzugehen und darüber sprechen zu können.“

        Und warum ist das so?

        Wenn Kinder verprügelt werden, können sie darüber sprechen, rennen sie heulend heim und erzählen es, aber bei sexuellem Missbrauch schweigen sie oft.

        Warum Herr Frey?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Anh Toàn

        Sie versteifen sich da zu sehr auf Ihren definierten Begriff von „Scham“ und ziehen ihn als Begründung fürs Schweigen der Opfer hinzu.
        Mit ua genau solcher Begründung wird von bestimmten Richtungen für Frühsexualisierung geworben und den Kindern keinen Freiraum für eigene Entwicklung in ihrem eigenen Zeitrahmen mehr gelassen.
        Zudem, nicht alle Kinder welche zuhause, oder auch auswärts verprügelt werden, erzählen das.

      • Brunhild Steiner sagt:

        2/
        Übergriffe, ob nun körperlicher, psychischer oder sexueller Natur zielen ua sehr auf den Selbstwert und das Selbstbewusstsein. Sind sie in einem längeren Zeitrahmen aufgegleist mit vielen, sie unterstützenden, Nebenfaktoren befindet sich der Betroffene in einer Art grossem Netz das ihm den Atem raubt; und Scham ist darin bloss ein Faden.
        Das Erleben/die Auswirkungen auf Opfer dermassen zu reduzieren „wäre keine Scham vorhanden alles halb so wild, resp dann bräuchte niemand Jahre bis er/sie endlich reden kann“ wird der Komplexität in keinster Art und Weise gerecht.
        Ich kann mich den Voten von MF und Roxy nur anschliessen.

      • Martin Frey sagt:

        Danke Frau Steiner, wichtige Ergänzungen.
        Im Ggs zu Ihnen AT, liefere ich wenigstens etwas Fakten. Im Ggs zu Ihnen, AT, kann ich gerne sagen was mich antreibt:
        – ich halte Kindesmissbrauch für etwas vom schlimmsten, was man einem Kind antun kann. Viele Opfer haben ein völlig zerrüttetes Leben, wie ich aus vielen Erfahrungen nur zu gut weiss.
        – ich denke daher nicht, dass man Kindesmissbrauch, welches von Fachstellen an Häufigkeit mit Diabetes Typ 2 verglichen wird, überhaupt „dramatisieren“ kann.
        – persönlich habe ich nichts übrig für pädosexuelle Straftäter.
        – persönlich bin ich der Ansicht, dass solche Leute, einmal verurteilt, nicht mehr mit Kindern arbeiten sollen.
        – mir ist klar, dass die Leute, die früher Pädophilie legalisieren wollten, sich heute einfach bedeckt halten.

      • Anh Toàn sagt:

        Warum reden so viele nicht über sexuelle Übergriffe wollte ich von Ihnen wissen Herr Frey, aber Sie bleiben die Antwort schuldig.

        @BS „Sind sie in einem längeren Zeitrahmen aufgegleist mit vielen, sie unterstützenden, Nebenfaktoren befindet sich der Betroffene in einer Art grossem Netz das ihm den Atem raubt; und Scham ist darin bloss ein Faden.“

        Das gilt bei Übergriffen im sozialem Umfeld, hier geht es um den Fremden. Aber auch im sozialen Umfeld: Wenn das Kind weiss, dass der Papa lebenslang weggesperrt wird, wenn es redet, redet es nicht, weil es hat lieber diesen Papa als keinen hat. Das Kind will nicht den Papa als das sehen, was ihn MF sieht, als ganz ganz schlimmen, der ganz schlimme Sachen macht mit ihm. Das ist das Netz in dem die Opfer gefangen sind.

      • Anh Toàn sagt:

        Welches Kind geht zur Polizei (oder zu einem Lehrer, verwandten wenn es denkt, der werde zur Polizei gehen), um zu sagen: Mein Papa ist der schlimmste Verbrecher den es überhaupt gibt auf der Welt?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Anh Toàn

        Sie, resp Ihre Voten klingen mir nicht danach als hätten Sie sich vertieft mit diesem Thema auseinandergesetzt. Das Kind welches familiär betroffen ist steht auch unter Existenzangst; es hat keine Perspektiven und kennt in der Regel auch nicht Hilfsangebote, wüsste nicht was nach einer Meldung geschieht.
        Im besten Fall kann es eine Vertrauensperson, oder dementsprechend geschulte Institutionen wie Pro Juventute, Castagna, andere Opferhilfestellen erreichen.
        Im schlimmsten Fall ist es ziemlich alleine und würde nicht mal von der Mutter geschützt, sondern seine Aussagen angezweifelt weil die Mutter Mittäterin und/oder selbst in diesem Netz gelähmt ist.

      • Martin Frey sagt:

        Ergänzend zu dem, was BS korrekt festhält, kurz folgendes auf Ihre Frage: Ein zentrales Element bei sexuellem Missbrauch ist die langfristige Verwirrung, der das Kind auf kognitiver, emotionaler und sexueller Ebene ausgesetzt ist. Oder einfach formuliert, es verliert seinen Kompass. Das gleichzeitige Zusammentreffen von körperlicher und seelischer Schädigung durch den sexuellen Missbrauch, oft im Sinne eines Verrats durch eine Vertrauensperson, der Hilflosigkeit und des Empfindens von Beschädigt- und Ausgestoßensein machen den sexuellen Kindesmissbrauch zu einem gravierenden traumatischen Erlebnis. Es verliert die Möglichkeit, die emotional intensiven und verwirrenden Geschehnisse zu begreifen und einzuordnen.
        Aber das sprengt jetzt etwas den Rahmen AT. Schöner Abend allerseits.

  • Esther Kessler sagt:

    Ein Kind muss von Eltern und /oder Verwandten (Tante, Goetti, Gotti,grosser Bruder und /oder Schwestern) zu einem autonomen Menschen erzogen werden. Wenn es ein gesundes Selbstbewusstsein bekommt, ist es gewappnet

  • Henri sagt:

    Ich bin als Junge mal zu einem Mann nach Hause gegangen, weil er sagte, dass er mir seine Eisenbahnanlage zeigen möchte. Es war zum Glück wirklich eine Eisenbahnanlage und passiert ist nichts. Die Mahnung meiner Eltern, nicht mit Fremden zu gehen, kannte ich zwar, aber ich dachte, dass damit ein böser Mann gemeint sei und nicht so ein freundlicher Grossvater, wie es dieser Mann war. Kinder interpretieren gewisse Sachen nicht immer logisch.

  • Karen sagt:

    Ich wurde als Kind selber sexuell misbraucht. Von einem Sportlehrer. Ich habe erste mal 15 Jahre später darüber reden können, mit meinem Freund. Meine Eltern haben es nie erfahren. Ich frage mich – warum? Ich hatte immer sehr gute und offene Beziehung zu ihnen. Ich behaupte – ich wollte sie so schützen. Und die Freiheiten die ich hatte nicht verlieren, da mir als Kind es immer wichtig war selbständig zu sein. Meiner 7-jahrigen Tochter versuche ich beizubringen dass niemand, sogar keine Artzin oder Verwande sie irgendwo anfassen darf wo sie es nicht will. Ich bin froh dass in der Schweiz die Warscheinlichkeit dass ihr das gleiche passiert wie mir so gering ist.

    • Anh Toàn sagt:

      @Karen “ Ich behaupte – ich wollte sie so schützen. “

      Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Und genau darum wehre ich mich gegen Dramatisierung von sexuellen Missbrauch. Ist der sexuelle Missbrauch des Kindes der „worst case“ für Eltern, und spürt das Kind dies, wird das Kind schweigen, um die Eltern zu schützen, und dann ist es der „worst case“, weil das Kind allein gelassen wird damit.

  • Gegenseitigkeit sagt:

    Bringt jemand, der meint, niemand, auch nicht die Tante, dürfe seinem Kind ein Küsschen geben, ohne sich zuerst versichert zu haben, dass es – das Kind – es auch möchte, demselben dasselbe bei, dass auch es um Erlaubnis bitten soll, bevor es Küsschen verteilt? Ich meine: Es ist schon schön, dass man seine Kinder vor Übergriffen schützen will und entsprechende Massnahmen trifft – wohl aber etwas weniger, wenn dies einseitig ist. Man stelle sich vor: Die Tante würde gerne dem Kleinen ein Küsschen geben und seine Eltern, da der Kleine sich windet, schreiten ein – mit dem Ergebnis, dass die Tante sich abgelehnt fühlt. Ihr Problem, keine Frage! Wie würden aber dieselben Eltern reagieren, würde die Tante allfällige Annäherungsversuche des Kleinen ablehnen, deutlich sagen – ich will keinen Kuss?

  • Yolanda Hecht sagt:

    Geh nicht mit Fremden mit. Die Urangst aller, Eltern, dass das Kind von einem fremden Mann mitgenommen wird und nicht mehr zurück kommt. Es ist die Angst der Eltern, nicht die wirkliche Gefahr für das Kind, welche die Situation bedrückend macht. Es stellt sich aber schon die Frage, ob man seine Kinder mit den eigenen Ängsten belasten soll, denn sie sind nicht begründet. Entführungen oder Morde bzw. Sexualmorde an Kindern durch Fremde sind extrem selten. Das grösste Risiko Gewalt zu erfahren, verletzt, entführt oder getötet zu werden, sind für Kinder die eigenen Eltern. Wer bereitet Kinder auf diese Situation vor?

  • Roman Liechti sagt:

    Ich (Mann, Jg. 1952) war bereits zweimal mit einer schwierigen Situation konfrontiert, u.a. mit einem verlorenen Kind auf einer nebligen Skipiste. Selbstverständlich habe ich mich damals (2007) des Kindes angenommen, bin mit ihm an der Hand ins Restaurant gefahren, wo wir die Polizei angerufen haben. Ob ich das heute noch tun würde? Vielleicht schon, obwohl das bei entsprechend hysterischen Eltern zu meinem völligen Ruin führen könnte. Das Ganze ist (wie auch metoo) völlig ausgeartet, als älterer Mann bin ich zum Freiwild von Verdächtigungen aller Art geworden, was mein Verhalten grundlegend verändert. Lieber wende ich mich ab, als dass ich spontan helfe.

    • Pusteblume sagt:

      Natürlich würden Sie das heute wieder tun! Sie würden nie ein verlorenes Kind alleine auf einer nebligen Skipiste zurücklassen, da bin ich mir ganz sicher. Und ich bin heilfroh, dass es Menschen wie Sie gibt, falls mal eines meiner Kinder verloren gehen sollte. Danke, dass Sie couragiert und menschlich sind!

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Roman Liechti

        Stimmt: Männer sind immer mehr unter Generalverdacht. Für mich unverständlich, da die Missbrauchsrate durch Frauen immerhin 20% beträgt, Tendenz steigend.

        Habe das aber selbst erlebt, als ich vor Jahren mit meinen Kindern in der Badi war und beobachtete, dass ein Mann bei meinem Kleinen mit der Hand herumfuchtelte. Als ich zu meinem Kind ging (ohne irgendwelche Gedanken an einen Kinderschänder), entschuldigte sich der Mann sofort und sagte, er habe ein Stichinsekt verscheucht. Ich war irgendwie gerade baff darüber, dass ein Helfer in der Not sich genötigt fühlte, sich für seine Hilfe entschuldigen zu müssen.

        Ich selber bin wirklich ein sehr vorsichtiger/misstrauischer Mensch, versuche aber, das nicht auf meine Kinder oder andere Leute zu übertragen.

    • Hannes H. Müller sagt:

      Geht mir ähnlich (mit gleichem Jahrgang). Bezeichnend finde ich auch, wie das Titelbild des Buches eine ganz andere Botschaft gibt als die Fakten im Text.

      • Markus sagt:

        @Pusteblume: So schlimm es klingt: Die Ueberlegungen sind durchaus ernsthaft. Schlimm ist, dass er sich diese machen muss, um sich selber zu schützen. Was, wenn man ihm nicht glauben würde. Ein Kind, allein im Nebel? Das kann es als Kind nicht selber verursacht haben. Das war der Kerl da…

        Und das Erlebnis von Tamar von Siebenthal spricht Bände…

    • Ama sagt:

      In der Tat ist es traurig, dass wir Männer per se verdächtigt werden. Auf der anderen Seite verständlich, da der Mann eher zu solchen Taten tendiert als eine Frau (so zumindest die Wahrnehmung).
      Auch ein spannendes Thema; wieso tendiert der Mann eher zu solchen Taten!?

      • Markus sagt:

        Nein, Ama, es ist nicht verständlich, es ist verallgemeinernd, diskriminierend und nicht akzeptabel.
        Ginge es darum, dass wir in gleicher Weise zum Beispiel über MigrantInnen urteilen würden, hätten wir hier einen Entrüstungssturm sondergleichen. Aber Männer kann man ja folgenlos alle in einen Topf werfen…

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Ama

        Die grösste Gefahr für Kleinkinder sind die eigenen Mütter, weil diese bei Misshandlungen (mitunter bis zu Todesfolge) die mit Abstand am häufigsten Täter sind. Also müsste man demzufolge Kinder von ihren eigenen Müttern fernhalten, um das Kindswohl bestmöglichst zu gewährleisten.

        Väter und Stiefväter sind die häufigsten Täter bei sexuellem Missbrauch und Misshandlungen ab KIGA Alter. Also müssten auch die Väter von ihren Kindern ferngehalten werden.

        Nein, ich als Frau finde solche Pauschalverurteilungen verheerend. Nicht nur für Männer, sondern auch für die Entwichlung von Kindern, inbs für Buben, die ja schon quasi ab Geburt zum falschen Geschlecht gehören und somit ebenso schon pauschalverurteilt sind.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Ganz wichtig finde ich, Kindern immer wieder zu vermitteln, dass sie nicht dazu verpflichtet sind, „Geheimsisse“ welche ihnen Unbehagen bereiten für sich zu behalten. Böse Geheimnisse welche Bauchweh verursachen dürfen/müssen/sollen immer unbedingt erzählt werden. Sei es, ein Nachbarkind welches von Misshandlungen erzählt, oder halt eben der Fremde/der Onkel/die Gotte, welche komische Sachen macht.

  • Sportpapi sagt:

    Diese infantile Schnäbizeigerei kann und muss man einfach abklemmen, und wenn es die Kleinen verbal gar nicht kapieren wollen, hilft auch mal ordentliches Füdlitätsche. Überhaupt macht es erzieherisch keinen Sinn, bei diesen sensiblen Themen lange um den heissen Brei herum zu erziehen. Eine klare Ansage, und wenn die nicht begriffen wird, darf’s auch etwas weh tun. Bei der Erziehung unserer Kinder lag jedenfalls das „Füdlelineal“, wie die Kleinen es ehrfürchtig nannten, stets gut sichtbar griffbereit.

    • Sportpapi sagt:

      Sorry, den Kommentar wollte ich unter denjenigen von Pusteblume platzieren.

      • Anh Toàn sagt:

        Vor allem sollten Sie Ironie kennzeichnen.

      • Pusteblume sagt:

        @Sportpapi
        Wir haben uns glaubs missverstanden. Ich meinte mit meinem Kommentar, dass man das Thema „nicht mit Fremden mitgehen“ und das Thema „mein Körper gehört mir“ nicht miteinander mischen sollte. Beim Thema „mein Körper gehört mir“ soll das Kind selber spüren, wann es ihm nicht mehr wohl ist und es darf ruhig mit dem Nachbarskind dökterle (das meinte ich mit Schnäbi-Zeigen), wenn es das will. Beim Thema „nicht mit Fremden mitgehen“ darf es kein Überlegen und Abwägen seitens des Kindes geben. Wenn dich ein Fremder ins Auto locken möchte: sag immer nein!

      • Sportpapi sagt:

        Ich halte fest: Der Kommentar ist nicht von mir!

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Sportpapi

        Das habe sogar ich gemerkt.

  • Pusteblume sagt:

    „Das Thema «nicht mit Fremden mitgehen» sei eine gute Gelegenheit, mit dem Kind über sexuellen Missbrauch zu sprechen, findet die Psychologin.“
    Das finde ich hingegen gar nicht. Meinen 5-jährigen Kindern habe ich gesagt, sie dürfen nicht mit Fremden mitgehen, weil die einen sonst vielleicht einsperren. Es muss ja etwas sein, das genügend „gfürchig“ ist, damit ein Kind freiwillig nicht mit jemandem mitgeht. Wie solle ich hingegen einem 5-jährigen Kind den Unterschied erklären, dass der Nachbarsbub ihm sein Schnäbi zeigen darf (natürlich nur, wenn es dieses auch sehen will), ein Fremder hingegen nicht? Und was sage ich dem Kind, wenn es mich fragt, warum darf ich das Schnäbi vom Mann nicht sehen? Und wenn ich es sehen will?

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Sehe ich ungefähr auch so. Sexuelle Gewalt kann man einem Kind schwer erklären, wohingegen unter wehtun oder wie Sie es Ihrem Kind vermitteln einsperren etwas ist, worunter auch schon kleine Kinder etwas vorstellen können.

      Auch wenn Kinder schon selber an sich herumgespielt haben, ist es für diese mitunter schwierig sich vorzustellen, dass Erwachsene „solche Sachen“ zusammen anstellen. Meine Kinder haben jedenfalls nie ein Interesse an meinem Sexualleben gezeigt. Somit können sie sich auch nicht vorstellen, dass es Erwachsene geben sollte, die sich auf diese Art an Kindern vergreifen.

  • Maike sagt:

    Ich hatte mal das Thema ganz anders rum erlebt ! Ich ging in einer Einkaufspassage so langsam vor mich her und sah mir die ganzen Auslagen an. Plötzlich merkte ich, wie sich eine kleine Kinderhand in meine schob, und wir sind Hand-in-Hand ein paar Schritte gelaufen. Dann sahen wir uns an und die Kleine bekam ein Riesenschreck, weil sie in mir nicht ihre Mutter erkannte. In dem Moment schoss von irgendwoher die Mutter herbei – die zum Glück ihr Kind aber so gut kannte, das nicht ich den schwarzen Peter einer Kindesentführung bekam. Sie sagte dann, das ihre kleine Tochter eben ein echtes Träumerle sei

  • Anh Toàn sagt:

    Wir sollten nicht unsere weitgehend irrationalen (Wahrscheinlichkeit) Ängste in unsere Kinder pflanzen.

    Gefährlich für unsere Kinder ist zuvorderst der Verkehr, dann ertrinken. Pädophile Übergriffe, insbesondere von Fremden, sind tausendmal seltener, als dass ein Fremder unser Kind vor einer akuten Gefahr für sein Leben rettet.

    Ohne entsprechende Erfahrung wage ich die Behauptung, dass ein pädophiler Übergriff, ausser dieser geht bis zur Ermordung, für ein Kind gerade dann besonders schlimm ist, wenn es selber Schuldgefühle hat und mit niemandem darüber reden kann: Die haben gesagt, ich soll nicht mit Fremden mitgehen, aber ich bin mitgegangen, also schuldig. Die haben gesgat, ich muss mich wehren, schreien, aber ich habe mich nicht gewehrt.

    • Martin Frey sagt:

      „Ohne entsprechende Erfahrung wage ich die Behauptung, dass ein pädophiler Übergriff, ausser dieser geht bis zur Ermordung, für ein Kind gerade dann besonders schlimm ist, wenn es selber Schuldgefühle hat und mit niemandem darüber reden kann.“
      Ohne entsprechende Erfahrung sollten Sie, AT, sich beim Aeussern solch steiler, im Prinzip beschönigender Thesen vielleicht etwas zurückhalten.

      • Anh Toàn sagt:

        Was ist beschönigend an meiner These?

      • Anh Toàn sagt:

        Ist es denn gleich schlimm, wenn das Kind mit niemandem darüber reden kann, sich selber schuld fühlt, weil es sich nicht an das gehalten hat, was die Eltern doch sagten?

      • Martin Frey sagt:

        Natürlich macht es das nicht besser sondern schlimmer, AT. Aber das ist immer so, und nicht nur bei sexuellen Übergriffen. Wenn Sie aber antönen, dass erst die Unfähigkeit, über die Schuldgefühle sprechen zu können, das Delikt schlimm macht, dann ist das in meinen Augen nicht nur Unsinn sondern eben auch eine Banalisierung des Delikts. Genau so wie Ihre Darstellung des „kindlichen Gemüts“ des Pädokriminellen („wird vom Kind als ihresgleichen wahrgenommen“) banalisierend wirkt. Wie wenn es quasi Spielereien unter seinesgleichen wären, wobei der eine dummerweise etwas älter ist…
        Das ist nicht nur falsch sondern hanebüchen; auch wenn viele Pädos es darauf anlegen, dieses Bild zu erwecken. Zumeist sind diese Leute hochgradig manipulativ. Aufklärung bedeutet auch, darauf hinzuweisen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Anh Toin – Ja, das ist eine beschönigende These.
        Vielleicht ist Ihre Kenntnis der menschlichen Psyche auch sehr gering. Bloss weil einem Kind vieles nicht bewusst ist, heisst das nicht, dass es immun dagegen ist.
        Viele Menschen tragen ein Leben lang Schäden mit sich herum (z.B. durch Abweisungen und Demütigungen), ohne bewusst sich bewusst zu sein, dass sie das erlitten haben. Im Gegenteil, sie verhalten sich dann vielleicht gleich „hat noch keinem geschadet….“
        Bei sexuellen Übergriffen zeigt sich, dass viele Leiden erst mit dem erwachen der Sexualität einsetzen. Ungesunde sexuelle Entwicklungen liegen oft in frühem (unerkanntem) Missbrauch.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Selbstverständlich sagt man dem Kind nicht einfach nur: DU DARFST NICHT. Und lässt es überfordert und allein mit einem unverständlichen Gebot zurück. Sondern sorgt für eine offene Atmosphäre damit Vertrauen da ist und das Kind offen erzählt, was es erlebt.
        Das ist mE der grösste Schutz. Täter gehen instinktiv auf die Kinder, von denen sie erwarten, dass sie durch keine tiefe Vertrauensbeziehungen geschützt sind.

      • Anh Toàn sagt:

        Martin Frey

        „Natürlich macht es das nicht besser sondern schlimmer, AT. “

        Und etwas anders habe ich nicht geschrieben, lesen Sie’s nach.

      • Anh Toàn sagt:

        „Kindliches Gemüt“

        aus: http://www.sexmedpedia.com/paedophilie-ursachen

        „Störungen in der Frühsozialisation sind so gut wie immer vorhanden.“

        „drei Kategorien zusammengefasst werden,

        – „regressiven Typ“, der anlässlich einer schweren Enttäuschung auf ein Art Sexualbetätigung zurückfällt, wie sie vielleicht in der Kindheit (Doktorspiele) noch möglich war
        – den früh fixierten Typ, der aus einer kindlichen Erlebnisweise nie herauskam und
        – den antisozialen Typ, der keinen Grund zur Rücksichtnahme sieht, und daher auch mit Kindern sexuell verkehrt.

        Beim letzten passt kindliches Gemüt nicht, beim Rest halte ich es für eine Kommentarspalte passende Zusammenfassung.

      • Anh Toàn sagt:

        “ banalisierend“.

        In den 70ern gab es eine Tendenz zur Banalisierung, heute geht die Tendenz zu Dramatisierung. Nützlich ist keines davon.

      • Martin Frey sagt:

        Mein Gott, AT, das sind psychopathologische Erklärungsansätze, weshalb es zu solchen Störungen kommen kann. Sie können doch nicht einfach etwas davon rauspflücken, und deswegen den Pädophilen im Erwachsenenalter ein kindliches Gemüt zuschreiben wie Sie es getan haben? Verstehen Sie nicht, dass das nicht geht? Analog der Aussage zur Scham und Schuld, wenn Sie nur das und dann in dieser Form so simplizististisch formulieren, machen Sie eine (m.e. unzulässige und völlig verkürzende) Wertung und banalisieren alles andere von mindestens ebensolcher Tragweite und Bedeutung. Man kann nicht alles im Leben auf 1-2 Sätze herunterbrechen.
        „Störungen in der Frühsozialisation sind so gut wie immer vorhanden.“
        Das ist eigentlich bei den meisten relevanten Störungen der Fall.

      • Martin Frey sagt:

        „In den 70ern gab es eine Tendenz zur Banalisierung, heute geht die Tendenz zu Dramatisierung. Nützlich ist keines davon.“
        Auch wieder so eine unzulässige, völlig verkürzende Aussage. Wir dramatisieren heute gar nichts, heute bekommt lediglich der Schutz und die sexuelle Integrität unserer Kinder nach Jahrhunderten endlich den Stellenwert den es verdient. Und wie bitter nötig das ist, sehen an den sich nahezu täglich jagenden Schlagzeilen zu teils systematischen Übergriffen, nicht zuletzt auch in Institutionen unterschiedlichster Art. Bei der überfälligen Aufarbeitung von „Dramatisieren“ zu reden wie Sie das tun, ist eben Ausdruck einer viel zulange geduldeten (die 80er Jahre lassen grüssen) Banalisierung der Pädophilie.
        Viele von uns sind Kinder dieser Generation. Auch Sie, AT?

      • Anh Toàn sagt:

        @MF Also ich fände es schlimmer, mein Kind hätte einen Unfall wie Michael Schumacher als wenn ein Fremder ihm sein Ding zeigt. Soll ich also mein Kind sagen, gehe ja nicht Skifahren, und mit dem Fahrrad auch nicht, dass kann ganz schlimme Folgen haben, irreparable Schäden, so wie bei Michael Schumacher?

      • Martin Frey sagt:

        Wieder ein hanebüchener Vergleich AT. Nein, solche Entführungen durch Wildfremde sind glücklicherweise relativ selten, auch wenn sie vorkommen. Sie sind aber primär darum selten weil die Prävention so gut funktioniert. Das hinterletzte, noch so bildungsferne Kind hat das normalerweise ziemlich gut intus. Pädophile jedoch haben iaR einen sehr guten Riecher dafür, wer sich als Opfer „eignet“, und wo sich Konstellationen oder ein Milieu anbietet.
        Pädophile hat es potenziell überall, aber wo es systembedingt viele Kinder hat, zieht es die Leute an wie das Licht die Motten. Dort Prävention zu machen ist schwieriger als auf dem Heimweg. Was nicht bedeutet dass letzteres vernachlässigt werden sollte, nur weil wegen solchen guten, sensibilisierenden Berichten relativ wenig passiert.

  • Anh Toàn sagt:

    Eigentlich ist es immer falsch, sich darauf zu konzentrieren, was man nicht soll, nicht will, man wird unweigerlich genau dort landen.

    Statt „geh‘ nicht mit Fremden mit“, erscheint mir besser, geh‘ zusammen mit Deinen Freunden aus dem Kindergarten, mit den Nachbarskindern, mit den Geschwistern.

    “ dass kein Erwachsener über seinen Körper verfügen darf.“

    Beim Kinderarzt verfügen Erwachsene über den Körper von Kindern.

    Kinder wissen auch nicht immer Erwachsene von Kindern zu unterscheiden. Pädophile haben oft ein sehr kindliches Gemüt und werden von Kindern als ihresgleichen wahrgenommen. (Nicht alle Erwachsenen, die von Kindern als Kinder wahrgenommen werden, sind pädophil)

  • Sportpapi sagt:

    Ich verstehe nicht, dass dieses „Geh nicht mit Fremden mit“ wirklich noch so hohe Priorität geniesst. Erstens weiss man, dass es im Zweifelsfall vielfach doch nicht wirklich klappt. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind in der Schweiz von einem fremden Unhold verschleppt wird, gegen null.
    Auf der anderen Seite werden Ängste geschürt, und schwierige Situationen geschaffen.

    • Christoph Bögli sagt:

      Ganz genau. Das wirkt auf mich immer mehr wie Erziehungsfolklore, die alleine aus Tradition und zur Selbstvergewisserung betrieben wird.

      Relevant wäre in diesem Kontext ja wenn schon eher das persönliche Umfeld aus Familie, Schule, Sportverein, Kirche, etc. Wie Frau Sattler ja eigentlich auch erwähnt. Aber dort sind die Mechanismen ungleich komplexer und wohl auch für Eltern unangenehmer um sich allzu sehr damit zu beschäftigen. Da ist die Warnung vor dem bequemen Sündenbock des bösen Unbekannten wesentlich praktischer und gibt wohl das angenehme Gefühl, man hätte seine Pflicht erfüllt.

  • Hanna sagt:

    Ich habe zwar selber keine Kinder, kann da aber auch ein bisschen mithelfen, Aufklärungsarbeit zu leisten.
    Oft bekomme ich in Geschäften ein Praliné oder sonst etwas Süsses, das ich nicht essen darf; bin Diabetikerin. Dann schaue ich, ob jemand mit einem Kind in der Nähe ist und gebe den B’haltis den Eltern. Dem Kind derkläre ich dann klar und deutlich, dass es gut daran tut, von niemand Fremdem etwas anzunehmen, denn nciht jeder meint es gut mit ihm.
    Einzig und allein die Eltern haben das Recht, dem Kind ein Goodie zu geben und ihm zu erlauben, etwas Süsses zu sich zu nehmen. Schon oft konnt ich so interessante und gute Gespräche führen, die Kinder haben dann auch verstanden, um was es ging. Wie es Jesus gesagt hatte: Das Korn fällt auf fruchtbaren Boden.

    • Leo Schmidli sagt:

      „Einzig und allein die Eltern haben das Recht, dem Kind ein Goodie zu geben und ihm zu erlauben, etwas Süsses zu sich zu nehmen.“
      Einzig und allein die Eltern haben auch das Recht zu bestimmen, wie sie ihre Kinder aufklären möchten. Ich fände ihr Verhalten anmassend, auch wenn es vielleicht gut gemeint ist. Niemand Fremdes muss meinen Kindern von bösen fremden Personen erzählen. Dafür ist das Thema zu sensibel, es kann halt auch Ängste auslösen.
      Nicht falsch verstehen, ihre Absicht ist ehrenvoll, aber für mich anmassend und übergriffig in MEINEN Umgang mit MEINEN Kindern.

  • Diana Prince sagt:

    Unfassbar dass dieses gefährliche Ammenmärchen aus den 70ern immer noch verbreitet wird. Wie im Artikel dann berichtigt, finden die Taten überwiegend im nächsten Umfeld statt.
    Unfassbar auch, dass weiter vor dem „bösen Mann“ gewarnt wird. Die Forschung zeigt, dass gegen 1/3 der Übergriffe durch Frauen ausgeübt wird. Und sogar bei diesen Zahlen besteht noch eine gewaltige Dunkelziffer.
    Unfassbar, dass im Artikel wieder einmal impliziert wird, dass nur pädosexuell veranlagte Menschen Kinder missbrauchen. 70 Prozent der «Hands on»-Delikte werden von nichtpädophilen Menschen begangen, sogenannten Ersatztätern.

    • Markus sagt:

      Danke für diesen Beitrag, speziell bezüglich „den Tätern“ – bei Frauen scheint das als angeborene „Mutterliebe“ durchzugehen – es gibt keine Täterinnen. Kein Wort im Artikel. Auf dem Bild des Buches ist natürlich ein böser Onkel. Ich fühle mich pauschal verurteilt und verunglimpft.
      Ich ignoriere Kinder schon seit langer Zeit komplett. Fragt mich auf der Strasse ein Kind etwas, oder bittet mich um Hilfe, hat es halt Pech gehabt. Soll sich eine Frau drum kümmern.
      Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, für meine Hilfsbereitschaft in die Bredouille zu geraten, weil vielleicht die Mama grad um die Ecke biegt, mich schreiend des des potentiellen Missbrauchs verdächtigt und noch die Polizei herbeiruft.

    • 13 sagt:

      Natürlich gibt es auch Täterinnen, aber ich hätte doch sehr gerne einen Beleg, dass es 1/3 sein sollte. Das wäre ja einiges mehr als der Anteil von Täterinnen bei Betrachtung aller Delikte…

      • Bruno sagt:

        Am Ende spielt die Verteilung keine Rolle, die Aussage des Artikels wäre did selbe gewesen, ohne das „er“ bei Kindsmissbrauch“er“, einfach ohne Schuldzuschiebung auf die männliche Hälfte der Gesellschaft. Schade dass dieser Geschlechterkampf überhaupt nötig ist, insbesondere in Artikeln wo es eigentlich um was ganz anderes geht.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ 13

        Ich kann jetzt auch nicht auf direkte Berichte zurückgreifen, bin aber schon über verschiedene gestolpert und diese verweisen alle auf 20%+ weibliche Täterinnen, Tendenz steigend. Bei körperlicher Gewalt bei Kleinkindern sind sogar Mütter deutlich in der Überzahl und auch Misshandlungen in Krippen durch weibliches Personal ist immer wieder ein Thema.

        Spätestens seit dem Fall in Deutschland, in dem eine Mutter ihr eigenes Kind an Sadisten vermietete, sollte die Denkweise, dass Täter (fast) immer Männer sind, vom Tisch sein.

      • Markus sagt:

        Wissen Sie, 13, das ist genau das Problem: Ich habe im Ernstfall leider keinen „Beleg“, dass ich nur Hilfsbereitschaft zeigen wollte. Ich bin dann bereits vorverurteilt, verhaftet und gesellschaftlich tot.

        Also: Ich lasse es lieber ganz bleiben. Was ich hier so lese, ist das viel zu gefährlich. Ich habe mir angewöhnt, gefährlichen Situationen aus dem Weg zu gehen und bin damit bisher sehr gut gefahren.

        …wobei ich anmerken muss, dass mir diese (meine) Haltung eigentlich zuwider ist. Aber ich kann leider NICHTS dagegen unternehmen, also halte ich mich ganz raus.

      • 13 sagt:

        @ Tamar
        Meines Wissens und auch gemäss meiner Kurzsuche jetzt sind es rund 10%. Darum die Nachfrage.

        @ Markus
        Üblicherweise sind die Folgen (solange Sie kein Promi sind) nie so schlimm, wie man denkt. Ich hatte beruflich schon mit solchen Anschuldigungen zu tun, die ins nichts führen. Es führt im Normalfall weder zum Jobverlust, noch zu Trennungen oder Verlust des Umfelds. Das sind Räubergeschichten. Und das beim laufenden Verfahren! Dazu führt lange nicht jede Anschuldigung überhaupt zum Verfahren, da braucht es einiges. Sie sind selbstverständlich nicht verpflichtet, irgendjemanden zu helfen, aber Ihre Angst ist genau so irrational wie die Angst vor Entführung von Fremden….es tönt bedrohlich, die Wahrscheinlichkeit, dass es wahr wird, ist aber sehr tief…

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ 13

        Ok, bei diesen 10% staune ich jetzt wirklich, da ich über dieses Thema in den letzten paar Jahren immer wieder gelesen habe und da war die Frauenquote 20% und höher.

      • markus sagt:

        @13: „Im Normalfall“ passiert da nichts, soso. Und im „Nicht-Normalfall“? Auch eine falsche Beschuldigung bleibt kleben – für immer. Mein Arbeitgeber hat mich dann ggf. bereits „im laufenden Verfahren“ entlassen. Da wird getuschelt und vermutet…

        Da bevorzuge ich, ehrlich gesagt, lieber den Verdacht, jemanden ermordet zu haben. Das gibt eine Beweisaufnahme, die sprechen nicht gegen mich und der Fall wird erledigt. Punkt.

        Den „Punkt“ gibt es bei unserem Thema hier nicht. Niemals. Es bleibt das irrationale Unbehagen der gesamten Umgebung. „Vielleicht war da ja doch was dran, passen wir lieber mal auf…“

        Ich bleibe dann lieber bei meinen irrationalen Aengsten.

      • 13 sagt:

        @ markus
        Das tut mir leid. Eigene Erfahrungen prägen immer. Ich bin sicher, so geht es auch jeder Frau/Mann/Kind, die tatsächlich Opfer sexueller Übergriffe werden. Aber auch diese sollte man von Fakten abgrenzen.

  • 13 sagt:

    Meine Kinder haben eine Karte mit meiner Nummer in der Tasche. Bevor sie irgendwo hingehen oder mit jemanden gehen, fordern sie diesen auf, mich anzurufen und dann kann ich ja oder nein sagen. Es funktioniert grundsätzlich, eine Garantie hat man nie.
    Das Thema „wer ist fremd“ ist einfach: Bei Menschen, bei denen ich ihnen schon mal erlaubt haben, mitzufahren, dürfen sie auch weiterhin. Bei „neuen“ nicht ohne zu fragen.
    Wichtig erscheint mir trotzdem, dass ein Kind weiss, dass ihm Menschen nicht grundsätzlich schlecht gesinnt sind. Wenn es Hilfe braucht, soll es ja auch Erwachsene ansprechen und darum bitten. Nur eben nicht mitgehen ohne zu fragen. „Nicht mit Fremden mitgehen“ ist ok, „nicht mit Fremden sprechen“ finde ich alles andere als gut.

    • Leo Schmidli sagt:

      Ich glaube, das mit der Nummer wird im Ernstfall nicht funktionieren. Die Person würde einfach vorgeben mit Ihnen gesprochen zu haben und Ihr (jedes) Kind würde es glauben. „Mami kann gerade nicht, aber ich soll dir sagen, du darfst mit mir mitkommen.“
      Und: Der Grossteil der Übergriffe findet im eigenen Umfeld statt. Wenn das Kind der Person vertraut. Wenn mein Kind schon einmal irgendwo mitgefahren ist, dann ist das kein Argument.

      • 13 sagt:

        @ Leo
        Bisher läutete 2x tatsächlich das Telefon. Einmal hat sich ein Kind wehgetan, einmal verirrt. Scheint also zu funktionieren. Und selbstverständlich spreche ich mit meinen Kindern nicht mit irgendjemanden. Das wissen sie auch. Solche „Ausflüchte“ sind ein Warnsignal.

    • Christoph Bögli sagt:

      @13: Bloss dass halt etwaiger Missbrauch und andere Verbrechen fast ausschliesslich von der ach so netten, nicht-fremden Person ausgeht, mit der das Kind schon x-mal mitgefahren ist. Weil sich dort überhaupt die dafür notwendige Konstellation ergibt. Sprich wenn etwas passiert, dann ists eben meist der tolle Sportlehrer, der liebe Grosspapi oder die Musiklehrerin, die sich immer alle so gut gekümmert haben. Oder, statistisch wohl noch häufiger, der Papa oder die Mama selber. Aber vor denen kann man als Eltern ja leider nur schlecht warnen..;)

      • 13 sagt:

        Richtig. Da ist die Prävention aber anders als „du sollst nicht mit Fremden mitgehen.“ Sporttrai er etc fahren meine Kinder nicht herum. Es sind eher Eltern von Schulgspänli, die wir kennen und wenn deren Kinder auch dabei sind.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Nicht mit Fremden sprechen sehe ich zwiespältig: natürlich soll (m)ein Kind mit einem Fremden sprechen dürfen, aber wenn Leute meinen, sie müssen aus dem Auto heraus ein Kind nach dem Weg fragen, finde ich das nivht erst seit der Erfindung von Navis befremdlich.

  • Shekina Niko sagt:

    Als Gesprächsgrundlage gut gefallen hat uns das Kinderbuch „Mein Körper gehört mir!“ von Dagmar Geisler und Pro Familia. Es legt den Schwerpunkt auf das Kind und sein Selbstbewusstsein. Das hilft ihm auch in Situationen mit Mitmenschen, die eben nicht fremd sind. Es kommt ja auch in Schule und Kita vor, dass andere Kinder Übergriffe vornehmen. Alles leider schon erlebt, wie auch durch einen erwachsenen entfernten Bekannten. Offenheit zu dem Thema hilft dem Kind das Erlebte daheim zu berichten, so kann man dann bei den ersten Anzeichen reagieren und Schlimmeres verhindern.

    • Martin Frey sagt:

      Schliesse mich vollumfänglich Ihrem Kommentar an, Shekina Niko.
      Bedauerlich an den aktuellen Fällen ist der Umstand, dass man es wohl wieder etwas auf ein „Männerding“ reduziert. Und damit Männern, die in diesen Branchen arbeiten, mit einer Art Sippenhaftung einen Bärendienst macht. Dabei kann die Gefahr von jedem ausgehen, Mann, Frau, Kind. Kinder sollen auch nicht mit Frauen mitgehen.
      „Es legt den Schwerpunkt auf das Kind und sein Selbstbewusstsein.“ Das ist der Kern der Aufklärung.
      Auch wenn es nie ein Nullrisiko geben wird, ist es m. E. trotzdem unverständlich, dass das System bei Risikoberufsgruppen immer noch nicht so funktioniert wie es sollte. Und auch überführte pädosexuelle Täter im Jahr 2019 nach wie vor mit Kindern arbeiten könnten wenn sie denn wollten.

  • I. Unternährer sagt:

    Wir haben ganz einfach ein Codewort angewendet und mit dem Kind abgemacht, dass es nie mit jemandem mitgehen dart der/die das Codewort nicht kennt, das hat super funktioniert.

    • Christoph Bögli sagt:

      Inwiefern hat das denn super funktioniert? Wie viele Situationen gab es denn, in welchen das Kind ohne Codewort mit jemandem mitgegangen wäre?

      Fakt ist doch, dass in den meisten Fällen nie etwas passiert ist, weil es gar nie eine Situation gab, in der etwas hätte passieren können. Trotzdem sind aber dann alle vom Erfolg ihres Erziehungsansatzes überzeugt sind, weil ja nichts passiert sei. Was aber dann natürlich reiner Wunderglaube ist.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Ich habe meinen Kindern beigebracht, dass sie nur mit mir und dem Grosi mitgehen dürfen und sie sonst fragen müssen, wenn sie irgendwohin gehen. Warum? Weil ich Angst habe, wenn ich nicht weiss, wo sie gerade sind. Trotz allem kommt man aber nicht drum herum zu sagen, dass es auch böse Leute gibt, welche Kindern weh tun wollen und deswegen das Mami die Leute genau anschauen will, mit denen das Kind mitgeht/verkehrt.

    Die wichtigste Vorbeugung ist nach wie vor, dass das Kind sich nur selber gehört und jede Umarmung und jeder Kuss den das Kind ablehnt grundsätzlich ganz einfach NICHT stattzufinden haben und das ab Babyalter. Da können Gotti, Grosseltern und Tanten noch so lange Gesichter machen. Will jemand einen Kuss als Dank für ein Geschenk, nimmt er das Geschenk halt wieder mit.

    • Leo Schmidli sagt:

      Genau so! Das ist nämlich Selbstbestimmung über den eigenen Körper. In unserer Familie hat dies auch schon für Kopfschütteln gesorgt. Uns egal.

  • H. Brunner sagt:

    Mit den Kindern ein Codewort zu vereinbaren, kann wenigstens im Fall hilfreich sein, bei welchem jemand dem Kind sagt, Vater oder Mutter hätten ihn geschickt um das Kind abzuholen.
    Das Kind soll in diesem Fall nach dem vereinbarten Codewort fragen, kennt er es nicht, in keinem Fall mitgehen.

  • Eva D sagt:

    Mit exakt den gleichen Fragen waren wir auch konfrontiert. Leider fehlte uns damals der hilfreiche Input der genannten Psychologin. Wir haben deshalb gesagt, es gebe leider Erwachsene, die Kindern wehtun wollen. Es war aber eine Gratwanderung zwischen Schutz/Prävention und dem Wunsch, unserem kontaktfreudigen Kind nicht die optimistische Weltsicht zu vermiesen.
    Sehr geholfen hat dann der IMPACT Kurs für Kids, der in der 1. Klasse in der Schule durchgeführt wurde. Den kann ich wärmstens weiterempfehlen.

  • Leo Schmidli sagt:

    „Das Wichtigste sei ohnehin, dem Kind beizubringen, dass kein Erwachsener über seinen Körper verfügen darf.“
    Da geht es ja schon los. Wieviele Kinder müssen heute anderen Menschen die Hand geben (weil MAN das so macht)? Oder Küsse und Umarmungen verteilen? Die Tante könnte ja sonst gekränkt sein. Wie soll ein Kleinkind über diesen Voraussetzungen Autonomie über den eigenen Körper erlernen?

    • Martin Frey sagt:

      @Schmidli
      „Wie soll ein Kleinkind über diesen Voraussetzungen Autonomie über den eigenen Körper erlernen?“
      Indem man dem Kind eben von ganz früh vermittelt, dass es all das nicht muss. Dass es kein Gadget ist dessen man sich einfach bedienen kann, und es letztendlich zweitrangig ist, wenn die Person, die gerade Bussi einfordert, das nicht versteht. Selbst wenn es die Tante ist (gilt notabene auch für uns als Eltern).
      Es ist dann an den Eltern, dies der Tante klarzumachen, und damit dem Kind den Rücken zu stärken.

    • 13 sagt:

      Ich bin völlig einverstanden. Es ist aber nicht nur das Küsschen der Tante, das zum Problem wird. Dieses kann man ja gut umgehen. Schwieriger wird es dort, wo nicht einfach verzichtet werden kann: Wickeln, Zähne putzen, waschen, anziehen, essen, Haare bürsten und schneiden etc. Auch der Umgang mit solchen Sachen, die zwar teilweise sein müssen, aber dabei immer noch die Würde des Kindes geachtet werden muss. Da sehe ich im Alltag viel mehr Übergriffe als beim berühmten Verwandtenküsschen…

      • Leo Schmidli sagt:

        Sehe ich anders. Wo kann denn nicht verzichtet werden?
        Wickeln: Man kann den Grund erklären, aber wenn es das Kind doch nicht stört, warum muss ich JETZT sofort wickeln? Dann halt in einer Stunde.
        Zähne putzen: Erklären, erklären, erklären. Und Geduld mitbringen.
        Waschen: Ebenfalls erklären. Und Kompromisse suchen. Man kann es vielleicht ja auch, statt unter fliessendem Wasser, mit einem Waschlappen machen.
        Anziehen: Warum?
        Essen: Warum? Wenn das Kind hungrig ist, wird es essen.
        Haare bürsten/schneiden: Warum? Wenn das gegen den Willen des Kindes geschieht, ist das für mich übergriffig!

      • 13 sagt:

        @ Leo
        Sie haben mich komplett falsch verstanden. Ich bin ja völlig einverstanden und wir achten auch sehr darauf resp. handhaben es So, dass wir immer eine Lösung/Kompromis finden, die auch für das Kind stimmt. Ich wollte damit nur sagen, dass ich da häufiger Übergriffe feststelle als beim Küsschen für die Tante.

    • Martin Frey sagt:

      @13
      Es gilt hier natürlich zu unterscheiden: Handreichen ist zb. in unserer Kultur schlicht ein Akt des Grüssens und somit des Anstandes (was gewisse Strenggläubige ja à tout prix nicht verstehen wollen), und kein Akt der Intimität. Dito für Handlungen der Körperhygiene durch die Bezugspersonen wie von Dir geschildert. Hier ist eher das Ziel, das Kind dazu anzuhalten, sobald möglich solche Dinge selber so zu erledigen, dass andere (typischerweise die Eltern) das nicht übernehmen müssen.
      Intime Handlungen, oder auch sonstige körperliche Berührungen ohne nachvollziehbare Beweggründe sind etwas anderes, und ich glaube, Kinder können das auch gut unterscheiden.

      • Leo Schmidli sagt:

        Falsch. Ein Handschlag ist nicht das Eine oder das Andere. Es ist beides: Kultur UND Intimität. Wie sollen denn Kleinkinder zwischen Kultur und Intimität unterscheiden können? Das ist kognitiv noch gar nicht möglich. Warum MUSS es denn zwingend ein Handschlag sein? Ich habe schon so viele Kinder gesehen, die dazu genötigt wurden. Warum kann man denn nicht auch winken, wenn das Kind gerade nicht möchte?

      • 13 sagt:

        Hmm, Kinder können auch gut zwischen Begrüssungsküsschen und weitere Intimitäten unterscheiden. Zumal das Küsschen geben in der Schweiz doch sehr verbreitet ist und es zu Irritationen führen kann, wenn man sich verweigert (jetzt bei Erwachsenen, ich bin überhaupt nicht der Meinung, Kinder sollen dazu gezwungen werden).
        Körperhygiene etc. ist halt auch eine Frage des persönlichen Wohlbefindens. Meiner 4jährigen ist es ziemlich egal, wenn ihre Haare verknotet sind. Sie würde es auch selber nicht tun. Ich sage ja nicht, dass man sie darum nie bürsten sollte, das mache ich logischerweise auch. Man sollte sich einfach dessen bewusst sein, dass auch das ein Eingriff ist und da die Notwendigkeit gegeben ist, kann man es zumindest behutsam tun.

      • Martin Frey sagt:

        @Schmidli
        Ja und nein. Ja, ein zu langer Handschlag kann durchaus intim oder sogar übergriffig (POTUS lässt grüssen) rüberkommen, ein quasi normaler Handschlag ist das aber nicht, sowenig wie ein Zunicken oder ein Grüezi. Das Wangenküssen ist schon einen Grad vertrauter, ja intimer, und wird auch in der CH obwohl sehr en vogue ausschliesslich unter Erwachsenen gebraucht, die sich bereits vertraut sind. Sie werden aber keine Kinder sehen die sich so begrüssen (weil eben, intim).
        Es gibt in allen Kulturen so etwas wie Umgangsformen, als Bestandteil von Sitten und Gebräuchen. Auch von Kindern ist je nach Alter zu erwarten, dass sie diese nicht nur kennen sondern irgendwann auch anwenden lernen. Was dabei intim oder gar übergriffig sein soll, erschliesst sich mir gerade nicht.

    • Sportpapi sagt:

      Hm ja. Aber wenn Kinder ihren Lehrerinnen den Handschlag verweigern, gibt es einen Aufschrei, und sogar der Bundesrat muss sich mit der Geschichte beschäftigen.
      Ich finde schon, dass man von Kindern eine angemessene Begrüssung erwarten darf. Küsschen müssen ja nicht gerade sein.
      Und ja, alltägliche Übergriffe finden statt. Fast unvermeidlich, denn mit den „natürlichen“ Konsequenzen möchte man als Eltern ja auch nicht leben. Und so weit manipulieren, dass ein Kind letztlich dann quasi von selbst tut, was es soll, ist in meinen Augen einfach unehrlich.

      • Röschu sagt:

        „Aber wenn Kinder ihren Lehrerinnen den Handschlag verweigern, gibt es einen Aufschrei, und sogar der Bundesrat muss sich mit der Geschichte beschäftigen.“
        Wenn MUSLIMISCHE Kinder den Handschlag verweigern, gibt es einen Aufschrei. Willkommen im Land des gepflegten Alltagsrassismus…

      • Leo Schmidli sagt:

        Sie definieren gerade, dass ein Handschlag angemessen ist, ein Küsschen aber nicht sein muss. Und wie definieren Kinder dies? Sie haben doch ganz andere Massstäbe. Es sind einfach die gesellschaftlichen Normen, die Sie als Massstab nehmen, was ein Kleinkind natürlich noch nicht kann.

      • 13 sagt:

        Danke, Röschu. Genau so ist es.
        Wenn der Seppli einfach zu schüchtern ist oder keinen Bock hat, ist es max. schlecht erzogen. Mehr passiert aber auch nicht…

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Leo Schmidli und 13

        Dass Kinder bis ins Schulalter Hand (aus Schüchternheit) geben verweigern ist ja keine Seltenheit, aber so ab 7 oder 8 Jahren empfinde ich es tatsächlich als schlecht erzogen, unabhängig von der Nationalität.

      • 13 sagt:

        @ Tamar
        Das ist schon ok, nur befassen sich Bundesräte normalerweise nicht mit schlecht erzogenen Kindern…

  • Martin Frey sagt:

    Guter Beitrag zu einem schwierigen Thema, mit umsichtigen Empfehlungen und richtig gesetzten Schwerpunkten.
    Was den Heimweg angeht, haben wir jeweils nicht von Fremden gesprochen, sondern nur gesagt: „ausser mit Mami und Papi gehst du mit niemandem mit.“ Wer fremd ist, ist Kindern gar nicht so einfach zu vermitteln, wie auch im Text erwähnt wird. Und bei dem Punkt sollte man nebst den etwas abgedroschenen Katzen uä auch nicht vergessen, dass zb auch „Mami hat mich geschickt, sie hat einen Unfall gehabt/ihr geht es nicht gut“ kein Grund ist, mitzugehen.

  • Koller sagt:

    Warum sollte man nicht misstrsauisch sein? Damit man jeden scheiss ungefragt glaubt? Zu dem kennen die Kinder ja den bösen Wolf, die Bösen Kinder in der Klasse, die Eltern die böse sind und für den bösen Mann soll es keinen Platz haben? Schauen die Kinder nie fern? Gibt es dort nicht auch bösrewichte. Wiedermal ein ideologischer Beitrag ohne Bezug zur Realität.

    • Roger sagt:

      Ja stellen Sie sich vor, es gibt Kinder die kein Fernseh gucken – und noch erstaunlicher: es sollen sogar schon Erwachsene gesichtet worden sein die ohne überlebt haben.

    • Lutz sagt:

      Ja, die Bilder vom Fernseher entsprechen immer und sehr der Realität….. Wiedermal ein sehr interessanter Kommentar zu einem guten und realitätsnahen Beitrag. Der Beitrag regt zum Denken an. Der Kommentar auch.

      • Koller sagt:

        Fernsehen entspricht nicht der Realität, die Charateren in den Filmen aber schon. Grössenwahn, Hass, Neid etc. Sind doch menschliche Eigenschaften.

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