Mal wieder Zeit zu zweit
Schaum berührt sanft den Nacken, den Rücken, die Beine. Die Seifenwolke, samten und weich, scheint auf und über einem zu schweben; und man glaubt irgendwann, es ihr gleichzutun. Schwebend, umhüllt von warmer Feuchtigkeit, duftend nach Amber.
Einzig die fliessenden Bewegungen der beiden Masseurinnen im Raum nehme ich noch wahr. Die Ritualmeisterinnen, wie sie sich nennen, ziehen Schaumteppiche über meinen Körper, immer und immer wieder. Hoffentlich hört das nie auf! Ob es mein Liebster, der zwei Armlängen neben mir auf dem Schragen liegt, auch so geniesst?

Und irgendwann beginnt man loszulassen: Stempelmassage während des Haki-Rituals. Foto: © Grand Resort Bad Ragaz
Dann denke ich, ich denke schon wieder, dabei sollte ich einfach sein. Wir sollten loslassen, vertrauen und uns in das Erlebnis hineingeben, sagten uns die Masseurinnen, bevor die über zweistündige Haki-Behandlung begann.
Entspannen und zueinander finden
Tamina-Therme Bad Ragaz, im Wellnessbereich. Mein Mann und ich befinden uns mitten in einem Paar-Ritual. Liegen dabei auf warmem Granit, grau und schlipfrig, in einem Raum namens «haki -Kunst der Berührung». Mithilfe von speziellen Massagegriffen, rhythmischen Schwingungen, Ölen, farbigem Licht, und viel Thermalwasser – auch kaltem –, sollen wir gestressten Menschen wieder ins Gleichgewicht kommen; auch als Paar. Dabei berühren wir uns nicht gegenseitig, sondern werden berührt.
Wir geniessen es, driften ab, jeder für sich. Hatte das Ritual mit Klängen und dem Singen von Vokalen begonnen, so endet es in einem Zimmerchen, wo wir wunderbar in einem Bett liegen könnten. Doch statt süssen Nichtstuns gibt es einen Auftrag: an uns zu arbeiten, uns mit einem selbst gewählten Symbol zu befassen und uns zu hintersinnen, wo wir uns im Leben sehen, was wir empfinden – und dies auf eine Leinwand zu pinseln.
Kitt für eine langjährige Partnerschaft
Es ist der Gschpürschmi-Teil, und wir witzeln darüber. Aber als wir uns wenige Stunden später bekleidet im Restaurant gegenübersitzen und uns verwöhnen lassen – hungrig und noch etwas entrückt –, greifen wir die Fragen wieder auf. Wir reden über unsere Gedanken, Gefühle und Wünsche, wie schon lange nicht mehr, dabei verbringen wir auch im Alltag nicht wenig Zeit miteinander und sind uns meist nah.

Im Restaurant Igniv by Andreas Caminada kann man nicht nur gut reden. Foto: © Grand Resort Bad Ragaz
Dennoch kommen gemeinsames Innehalten und ehrlicher gegenseitiger Austausch als Paar – der nicht mit dem Alltag und nicht mit den Kindern zu tun hat – oftmals zu kurz. Dabei sind diese Stunden miteinander auf Dauer gerade so wertvoll. Sie bilden den Kitt für eine langjährige Partnerschaft und Liebesbeziehung. Hat man Zeit füreinander, erhält auch die Kommunikation eine andere Tiefe. Man spricht eher an, was einen wirklich beschäftigt.
Nach unserem Verwöhnwochenende haben wir uns jedenfalls vorgenommen, solche Auszeiten öfter zu nehmen. Ob solche Gespräche bei einem Glas Wein, einem Waldspaziergang, auf einem Skilift, nach einem Paar-Ritual oder in einem riesigen Bassin in wohligen 36,5 Grad Thermalwasser stattfinden, ist letztlich egal. Hauptsache, man nimmt sich Zeit für einander – und der Alltagsstress, die Kinder und die Smartphones sind für einmal weit, weit weg.
In diesem Sinne wünsche ich allen schon jetzt ein sinnliches und glückliches neues Jahr.
Der Aufenthalt im Grand Resort Bad Ragaz erfolgte auf Einladung.
Lesen Sie zum Thema auch: Das hält Paare zusammen, Kann man seine Sexualität verlieren? – und Eine Liebeserklärung an die Treue.
9 Kommentare zu «Mal wieder Zeit zu zweit»
Ich entspanne mich besser bei einem guten long run im Wald, weit weg von lauten Menschen, Autos, surrenden und klingenden Schlau-Telefonen. Danach komme ich gemittet wieder zurück und geniesse die Anwesenheit meiner Partnerin umso mehr. Ich kenne Menschen, die ohne tägliches Yoga kaum zur Ruhe finden, andere, die sich bei Klangschalenklängen gerne massieren lassen, oder jene, die beim Kellerausmisten in Trance geraten. Quod libet. Aber damit kann man keinem Hotel einen PR Artikel schenken.
Das ausgesuchte Titelbild sagt vielleicht alles über den Emanzipations Stand einer Feministin.
Nix mit auf gleicher Augenhöhe verkehren.
Sich in den starken Armen des starken Geschlechts anschmiegen.
Bitte beschütze mich, Du starker Kämpfer!
Wirklich kein besseres Bild gefunden?
Liebe Frau Braun, ein wahrlich wichtiger Punkt im Leben eines jeden paares.
Dieser Beitrag scheint nur für die besser gestellten Menschen zu sein. Oder bekommen Paare mit geringem Einkommen in den Grand Hotels und Spas neuerdings Rabatt? Entspannen war schon immer einfacher wenn man Geld hat..
Gerechtigkeitsfragen sind zwar wichtig, aber andererseits wirkt es auch etwas bemüht, bei jedem zweiten Thema zu beklagen, dass sich das irgendwer (angeblich) nicht leisten könne. Bei den ganzen Klagen könnte man oft meinen, in der Schweiz würden 3.-Welt-Zustände herrschen. Aber in der Realität sieht das – zum Glück – doch etwas anders aus.
Im übrigen, nur weil Frau Braun sich offenbar einen Luxus-Tag gegönnt hat, heisst das nicht, dass das zwingend ist, um eine gute Zeit zu zweit zu verbringen. Das geht problemlos viel billiger, sogar kostenlos. Das Fazit ist ja nicht, dass jeder unbedingt ins Spa muss. Und überhaupt, vielleicht haben sich die zwei den Tag ja lange erspart. Die Welt kostet so eine Therme ja auch wieder nicht, bei den meisten ist es eher ein Frage der Prioritäten..
@ Ch. B.:
„Der Aufenthalt im Grand Resort Bad Ragaz erfolgte auf Einladung.“ 😉
Aber ansonsten bin ich ganz Ihrer Meinung. Da wurde vor lauter Neid die Aussage des Artikels irgendwie verpasst.
Ich will sowieso hoffen dass das Handy über die ganze Festtag abgestellt ist, sowie das Telefon. Einmal nur für einander zeit haben.
Etwas gar puritanisch und letztlich auch lebensfremd. Zumindest wenn man das so generalisiert. Beispielsweise gibt es auch Menschen mit Familie und Freunden weit weg, soll man die dann über die Feiertage einfach komplett ignorieren? Das scheint mir jedenfalls wesentlich unsozialer als einfach vernünftig mit dem Handy umzugehen. Achtsamkeit, Entschleunigung, Zeit zu zweit, etc. ist ja schön und wichtig, aber das tagelang krampfhaft zu betreiben kann auch schnell kontraproduktiv werden. Das grenzt dann eher an diesen Zwang von „perfekten“ und ach so harmonischen Festtagen, der dann meist ins Gegenteil umschlägt..
tja, Sophie – anstatt hier online-Zeit mit BaZ-Kommentaren zu verbringen, würden Sie besser mit gutem Beispiel vorangehen und nur Zeit füreinander haben!