Ist Informatik das neue Basteln?

Digitalisierung fungiert vor allem als Projektionsfläche für unsere Bildungsideale und Lebensentwürfe. Foto: Elaine Thompson (Keystone)
In der Primarschule wird seit diesem Sommer «Medien und Informatik» unterrichtet – in Lektionen, die vormals für musische Fächer reserviert waren. Wir beobachten die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: Mal lassen wir uns begeistern, dann wieder sehen wir in der Informatik ein notwendiges Übel, das wir am liebsten delegieren würden an die Interessierten.
Gründe für Computer im Unterricht gibt es wahrlich genug. Wir leben nun mal in modernen Zeiten. Trotzdem bleibt auf einer diffusen, emotionalen Ebene ein Unbehagen. Woher kommt es?
Digitalisierung entfacht in uns einen Kulturkampf. Wir möchten gern zu den Coolen gehören. Wir wären gern modern und technikaffin. Doch es gibt auch jene Instanz in uns, die sich partout nicht beschwatzen lässt. Informatik als das neue Basteln? Wir sind doch nicht naiv! So ertappen wir uns, wie wir Informatik beargwöhnen als Symptom. Wohlfeile Wendungen bieten sich an: Schule im Dienste der Wirtschaft. Zulieferdienst von Humankapital. Es sind Phrasen, gewiss, aber trotzdem.
Romantisch verklärt
Manchmal spüren wir einen fast körperlichen Widerwillen: gegen die Ästhetik der Software, gegen Knöpfe und Kabel, gegen die reglosen Körper am Bildschirm, gegen die platte Legitimierung durch Nützlichkeit. Gegen all das Überwinden und Motivieren.
Stattdessen erklären wir das Zeichnen und Malen zum Ursprünglichen. Wir schwärmen von Farbstiften und Ton, vom Kneten und Wühlen, vom Laubsägen. Dabei haben wir das nie richtig hingekriegt. Und recht besehen war auch der Sandkasten ein Screen.
Eigentlich wissen wir es: Das Humanistische steckt nicht nur im Musischen. Die Idealisierung des Strickens und Hämmerns als besonders menschliche Tätigkeiten ist vor allem eines: romantische Verklärung. Die Reformpädagogik hat ganze Weltanschauungen daraus gemacht. Handarbeit war kein Selbstzweck und schon gar keine Gegenwelt, sondern ein Abbild der damaligen Industrialisierung. Die Kinder sollten vorbereitet werden auf die Arbeitswelt: die Mädchen mit Kochen, die Buben mit Werken. Auch das Turnen hatte als Vorbereitung aufs Militär eine klare Funktion.
Im Maschinenraum der Gegenwart
Vielleicht hilft uns die Erinnerung an diese Zweckgebundenheit des Musischen, Informatik pragmatischer anzugehen. Sie historisch einzuordnen und zu reflektieren. Sie zu würdigen als Maschinenraum der Gegenwart. Dort ist es nicht nur schön, dort ist es anstrengend. Dort fliegen Späne, und man macht sich die Finger schmutzig, sozusagen. Dort begegnen wir dem eigenen Unvermögen.
So sind wir hin- und hergerissen. Und stellen fest: Digitalisierung fungiert vor allem als Projektionsfläche. Auf sie projizieren wir unsere Bildungsideale und Lebensentwürfe. Sie kann befreien von Entfremdung und Monotonie, von Fliessband und Stumpfsinn. Und sie kann genau in diesen Stumpfsinn hineinführen. Digitalisierung ist ein grosses Versprechen, doch die Einlösung ist keine Selbstverständlichkeit. Sie wird erarbeitet im Schulalltag – in der Schule 4.0.
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61 Kommentare zu «Ist Informatik das neue Basteln?»
Ich sehe darin nur Chancen für den verantwortungsvollen Umgang mit Medien und digitalen Welten, vermittelt durch klassisch ausgebildete Lehrpersonen. Der fächerübergreifende Unterricht mit Einbezug eines PC zB in Geschichte, in Fremdsprachen, in Deutsch ist doch keine so grosse Umstellung. Die SchülerInnen lernen spielerisch und ihrem Alltag entsprechend damit umzugehen. Auch das richtige Einscannen von Schriften als PDF-Dokument muss gelernt werden, damit Formulare in zukünftigem Kontakt mit Arbeitgebern, Behörden, Krankenkassen etc. digital erledigt werden können. Das nenne ich Lernen für den Alltag.
Grundkenntnisse sind inzwischen so wichtig wie das ABC-Lernen.
Vielleicht sollte man vor dem Lobhudeln der Informatik an Schulen auch mal die Konsequenzen sehen.
Es gibt Studien, unter Anderem in Kanada, dass Kinder mit diesen Helferlein langsam verblöden.
Somit sehe ich in diesem Artikel nur Inkompetenz.
Es geht um die Vermittlung von digitalen Kompetenzen für die Gegenwart und die Zukunft mit Einbezug der heutigen vielseitigen Möglichkeiten. Wer sich dem verweigert, steht bald da wie jemand, der/die das ABC-Lernen verpasst hat.
Der Tag hat 24h auch für SchülerInnen und die Einteilung der analogen wie digitalen Welten muss spielerisch und von pädagogisch geschulten Lehrpersonen in Übereinstimmung mit den Eltern vermittelt werden. Das geht nur mit vernünftigem Umgang erlernen so früh wie möglich.
P.S. Ich weiss von solchen Studien und dass ausgerechnet CEOs vom Silicon Valley CA ihre Kinder in Waldorfschulen stecken, um sie vor zuviel digitalen Welten zu bewahren. Das sind Kinder ab Kita bis Primarschulstufe, was absolut seine Berechtigung hat.
Als ich vor dreissig Jahren das erste mal ein Labor betrat, war ich beeindruckt von den vielen Flaschen, Dosen und Zylindern. Neben dem HP Taschenrechner war weit und breit kein elektronisches Gerät auszumachen. Wenn ich mich jetzt umdrehe und durch die Glasscheiben ins Labor schaue, dann sehe ich ein Roboter, der unermüdlich Proben abarbeitet. Überall stehen Computer und elektronische Instrumente. Mittlerweile stellen wir nur noch Laboranten ein, wenn sie programmieren könne oder es lernen wollen. Wer glaubt unsere Kinder kommen in Zukunft ganz gut ohne Informatik-Kenntnisse über die Runden, den möchte ich daran erinnern, dass dies in der Industrie schon heute nicht mehr geht. Programmieren sollte Pflichtfach sein.
Wenn ich sehe, was ein Bekannter in einem Fernstudium mit on-site Prüfungen in Data Science lernen muss, dann ist das sekundär die Programmierung. Die Methoden kennen, sie korrekt anwenden, beim Text Mining wieder wissen, was sind Pronomen, Adjektive etc, statistische Abhängigkeiten begreifen und die Prüfungen handschriftlich ablegen. Sprich: der alte Schulstoff ist immer noch das Wichtigste. Ohne das hilft die beste Programmierkenntnis nichts.
Der Text verfehlt das Thema: Es geht weder um Romantik noch um Humanismus, sondern ganz schlicht darum, was der Entwicklung junger Menschen NACHWEISLICH gut tut – Musik, Sport, Tun mit den Händen, Theater – und was nicht: Bildschirmmedien. Sie bewirken NACHWEISLICH Ängste, Aufmerksamkeitsstörungen, Kurzsichtigkeit, Haltungsschäden, Bewegungsmangel, Übergewicht, Depressionen, Schlafstörungen, Diabetes, Bluthochdruck, Sucht (sowohl nach Smartphones und Facebook als auch nach Alkohol und Drogen) und Risikoverhalten beim Straßen- und Geschlechtsverkehr. Schule dient zudem nicht primär der Vorbereitung auf die Teilnahme an Produktionsprozessen, sondern zur Bildung. Die wiederum ist die wichtigste Voraussetzung für ein aktives, teilhabendes, nachhaltiges glückliches und gesundes Leben.
Spitzers Studien in Ehren, aber meine persönliche Erfahrung zeigt etwas ganz anderes.
Ich (heute 32) leide als „Bildschirmkind“ an keiner der genannten Störungen und Verhaltensweisen an denen ich „nachweislich“ leiden müsste. Genauso geht es den anderen „Bildschirmkindern“ meines Jahrganges. Tatsächlich sind wir verglichen mit dem Rest des Jahrganges beruflich überdurchschnittlich erfolgreich, leben überdurchschnittlich oft in stabilen Paarbeziehungen, haben hohe Bildungsabschlüsse erzielt und scheinen mir auch sonst recht vernünftig zu sein.
Demgegenüber sind es die „Musiker“, die bei den Drogen landen und in der Schule scheitern oder die „Sportler“, die im Allgemeinen für ihr asoziales und empathieloses Verhalten bekannt sind.
Perception bias. Oder Sie hatten anno 1998 bereits ein Smartphone, surften auf sozialen Medien mit 10Mbit/s, erfanden gar die Likes dieser Welt?
Des einen Unvermögen ist des anderen Passion. Es geht doch in der Schule darum, den eigenen Rucksack möglichst vielseitig voll zu packen, weil man nicht weiss wohin die Reise geht. Darum sollten sich musische, sprachliche und MINT Fächer einigermassen die Waage halten.
„Gründe für Computer im Unterricht gibt es wahrlich genug.“ Falsch, die gibt es nicht und sind nur von „digital Fanatikern“ erfunden worden. Die Studienlage dazu ist erdrückend, aber das scheint niemand zu interessieren. Ansonsten würden solche PR-Beiträge, sorry Blogs, nicht so undifferenziert erscheinen. Als Unternehmer und Medienexperte kläre ich seit mehr als 20Jahren genau über das Thema Medienkompetenz auf. Es ist naiv, wenn gar fahrlässig, zu behaupten, Kinder bräuchten digitale Medien, um Medienkompetenz zu erlangen. Noch naiver ist es, wenn behauptet wird, man müsse die Kinder damit auf die „Challenges“ der Zukunft vorbereiten. Gefährlich wird es aber, wenn man Meinungen mit Fakten verwechselt. Meinungen: werbefinanzierte Medien. Fakten: OECD, Lancet, Nature etc.
Ich muss leider sagen, dass ich mal wieder die Hälfte dieses Blogs nicht verstehe, sorry. Trotzdem meinen Senf dazu:
Ich habe nie verstanden, warum ich in die Tiefen der Informatik abtauchen soll, genauso wenig, wie ich mein Auto verstehe – wenn etwas schiefgeht, rufe ich einen Experten. Was jedoch dringendst in der Schule Thema sein sollte, ist der Umgang mit den neuen Medien und der Digitalisierung, ihre möglichen Chancen und Gefahren. Da tut Aufklärung für meine Begriffe wirklich Not!
Für meine Begriffe sollte das Werken/das Musische (ist das wirklich romantisch verklärt?) gleichberechtigt neben der Informatik stehen – es ist etwas vom Wichtigsten, Vielfalt und nicht-Digitales jedem jungen Menschen näherzubringen. Denn vielleicht braucht er irgendwann einmal einen Rückzugsort.
Danke Herr Pfister, für diesen Beitrag. Er stellt interessante Fragen und regt mich zum Nachdenken an. Es ist viel einfacher, in die allgegenwärtige Litanei gegen Bildschirmzeit und für „zurück zur Natur“ einzustimmen, als kritisch zu hinterfragen, was denn der heutigen Welt gerecht wird. Wie auch sonst im Leben ist nichts eindimensional schlecht oder gut. Keiner will übergewichtige Screen-Zombies heranzüchten, aber ist dies nicht sowieso ein unrealistisches Horrorszenario? Die meisten Kinder interessieren sich doch für beides: Bildschirmzeit, aber auch draussen sein, selbst kreativ sein etc. Ich denke unsere Aufgabe als Eltern und auch die der Schulen ist es, beidem gerecht zu werden, da beides Teil unserer Lebensrealität ist.
@Peeterbach
„Keiner will übergewichtige Screen-Zombies heranzüchten, aber ist dies nicht sowieso ein unrealistisches Horrorszenario?“
Ist es nicht unbedingt. Es gibt diverse Studien zu dem Thema, was Zusammenhänge zwischen täglicher Bildschirmzeit (meist aber noch auf Fernsehen bezogen, dürfte aber übertragbar sein) und diverser Auffälligkeiten/Folgeprobleme betrifft. Zudem gibt es Kinder, die können mit dieser Balance besser umgehen als andere.
Persönlich frage ich mich nach der Stossrichtung des Beitrags, respektive nach dem Benefit eines weiteren Ausbaus von Informatik zulasten anderer Fächer. Kritiker einfach als Romantiker abzustempeln ist noch keine Beweislage, dass diese Kinder später auch digital kompetenter sein werden, nur weil sie früher Bildschirme befingern lernen.
Immer das Gejammer wegen den musischen Fächern.
Mit akkuratem Wissen und der richtigen Soft-/Hardware kann man auch mit dem Rechner Musik machen und Bilder malen bzw. ausgeben. Dabei kann man die Bilder auch auf der Stickmaschine ausgeben, wenn es denn wirklich sein muss.
Man kann seine Skulptur in 3D am Rechner gestalten und dann auf dem 3D Drucker ausgeben. Aber auch das will gelernt sein. Man kann auch zuerst Knetmasse nehmen und es dann scannen, um es dann am Rechner weiter zu bearbeiten.
Ich mag Musik und ich mag Bilder, sowie gute Bücher. Aber nicht jeder ist ein begnadeter Musiker, Maler oder Autor.
Es gibt Menschen, die sind gut im abstrahieren, haben eine gute räumliche Vorstellungskraft und können leicht Muster erkennen.
Ich verstehe den Text irgendwie nicht. Das Gestalten, also bildnerisches Gestalten (Zeichnen), textiles und technisches Gestalten (Werken + Handarbeiten) haben doch immer noch je nach Stufe 4 Wochenlektionen, Musik 2. Reine Informatik gibt es erst ab der 5. Klasse und zwar eine Stunde pro Woche. (Alles basierend auf den Kt Zürich)
Nur weil die Kinder zwischendurch auf einem Computer rumdrücken, viel häufiger in anderen Fächer, wie Mathematik oder Sprache als Begleitung, heisst das doch nicht, dass sie nie eine Säge in die Hand nehmen….
Leider nein- dank Lehrplan 21 haben die Kinder tatsächlich auf allen Stufen nur noch 2 Wochenlektionen textiles und technisches Gestalten. Damit müssen wir (Fach-LP wie auch die SuS) klar kommen, ob es uns gefällt oder nicht.
@ Wasabinüssli
Ja, 2 Lektionen TTG, 2 Lektionen BG, 2 Lektionen Musik. Das ergibt 6 Lektionen der „musischen Fächer“. Und Informatik ist ab der 5. Klasse eine Lektion. Es stimmt doch nicht, dass ausgerechnet diese eine Lektion die musischen Fächer verdrängt hätte…
@13: Es wurde zumindest in Zürich mit dem LP 21 Handarbeit abgebaut, obwohl die Stundenzahl dieses Faches eigentlich aufgrund eines Volksentscheides festgeschrieben war.
Aber nachdem man zuerst die Fachlehrerinnen abgeschafft hatte, gab es jetzt weniger Widerstand.
@ sp
Zugunsten der Informatik? Das geht eben gar nicht auf. Oder eher zugunsten der Fremdsprachen, die einmal mehr aufgebaut werden…
@13: Google „Informatik statt Handarbeit“ oder schau dir die Lektionstafeln an. Zumindest in ZH.
@ SP
Die Stundentafel habe ich ja oben hingeschrieben. Ich widerspreche ja nicht, dass das Handarbeiten gekürzt wurde resp. eher an anderen Kantonen angepasst, sondern dass diese eine Stunde „Informatik und Medien“ ab der 5. Klasse dafür verantwortlich sein sollte. Erst recht stimmt es nicht, wie im Blog angedeutet, dass Handarbeit zugunsten der Informatik ganz wegfällt.
Wenn ich es Google, komme ich noch auf viel mehr Fächer, die umgestellt wurden, insbesondere auch mehr Sprachen. Die Fächergruppe Gestalten/Musik/Sport macht immer noch einen Drittel der Lektionen aus, was einiges mehr ist als die Naturwissenschaften, sofern man Informatik und Medien, darunter subsumieren will. Ist halt höchstens eine gute Schlagzeile.
Danke, 13, ging mir genau gleich. Ich verstehe nicht genau, welche Meinung der Autor kolportiert. Mir ist einfach wichtig, dass ein Gleichgewicht – oder vielleicht besser gleichwertiges Angebot – an analogen und digitalen Inhalten herrscht, und dass vor allem Kritikfähigkeit geübt wird.
@13 und Carolina, ich habe den Text eben nicht als Statement oder Meinungsäusserung verstanden, sondern vielmehr als Fragen- und Inspirationskatalog: Was erwarten wir, wovor haben wir Angst, was wollen wir erreichen, wie gehen wir mit der neuen Realität der Informationstechnologie um. Und genau hier hat er bei mir einiges an Gedanken ausgelöst. Wissen ist überall verfügbar, aber wie unterscheide ich echte von Fehlinformation? IT macht das Leben leichter, aber wo liegen die Risiken? Etc… Diese Fragen (und mögliche Antworten darauf) gehören für mich in der heutigen Zeit in einen Bildungskanon. Damit will ich aber nicht sagen, dass Werken etc. nichts mehr wert ist. Das eine tun und das andere nicht lassen…
@ Lina
Ich finde die Fragenstellung auch wichtig und spannend wie auch die Frage, was wir unseren Kindern heute vermitteln, was sie brauchen werden. Aber wenn man dies anhand der Lektionenverteilung darlegen will, dann sollte es doch nicht mit einer Falschinformation beginnen. Dass das Fach Informatik Werken verdrängt hat, stimmt doch so einfach nicht. Vielmehr müsste man wenn schon die immer noch aktuelle Frage, ob es bereits in der 3. Klasse eine Fremdsprache braucht und auch insgesamt 2 für alle Schüler gestellt werden. Alles wird nie drinliegen, ausser, wenn die Kinder 30-40 Stunden Schule erhalten sollten. Wobei wir ja immer mehr darauf hinsteuern…
Lina, damit kann ich gut leben, aber ich habe es eher nicht so aufgefasst. Das meinte ich mit Chancen und Risiken weiter oben, dass ich es für ziemlich sinnlos halte, Programmiersprachen zu lehren (zum Beispiel!), während es unbedingt notwendig ist, einen kritischen Umgang mit Internet & Co zu erlernen und zwar kritisch im Sinne von sich mit den Gefahren und wirklichen Chancen auseinanderzusetzen, um dann, da haben Sie völlig recht, z.B. Information von Indoktrination unterscheiden zu können.
Kanton Schwyz hat nur 1-2 Lektionen Musik, oft wird nicht Mal eine Lektion pro Woche unterrichtet. Obwohl unbestritten ist, dass musikalisch geförderte Kinder besser lernen.
Ich sehe Informatik als das neue Latein. Logische Strukturen, deren Analyse, Einhaltung von Kohärenz, Stringenz: all das findet man in beiden Fächern. Der Wortschatz ist natürlich anders, aber man sollte ja vielleicht heutzutage schon auch wissen, was ein Cookie ist, nicht? Oder etwas genauer, welche Prozesse im Handy ablaufen.
Formale Logik kann man im Mathematikunterricht unterbringen, Analytik in der Physik und wenn man sogar Dialektische Logik lehren will, eignet sich das Fach Geschichte. Aber was zeichnet ein Fach Informatik in dem Zusammenhang aus?
Man muss nicht wissen, was Cookies sind, wie man nicht wissen muss, warum ein Auto fährt und wie man es baut oder repariert. Klassische Mechanik im Physikunterricht reicht aus, dass eine Minderheit später Auto bauen und reparieren lernt.
Also, was lehrt ein Fach Informatik in der Schule, was wirklich notwendig ist und andere Fächer nicht auch können?
Zum Beispiel der Umgang mit Excel, Power Point, Word, etc. Auch da liegt ein Kreative Potential und ist in den meisten heutigen Berufen ein Muss.
Nein, der allgemeine Umgang mit Computern und Software gehört zur Informatik, nicht aber der Umgang mit proprietärer Software. Nicht der Umgang mit Windows und nicht der mit Office- Paketen, oder mit Branchenlösungen. Zumal die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es diese Programme nicht mehr gibt, wenn die heutigen Schüler im Arbeitsleben sind befinden.
Auf dem Smartphone / Tablet rumzuwischen ist genauso wenig Informatik wie ein Nagel einschlagen Handwerk ist. Grundlagen sollte in moeglichst vielen Gebieten erlerrnt werden, Handwerk genauso wie Informatik. Informatik kann man uebrigens auch ohne technische Geraete unterrichten, dazu gehoert zum Beispiel logisches Denken, Algorithmen etc… Das kann spielerisch erlernt werden und dient schlussendlich allen.
Informatik ist ein überschaubares Teilgebiet der Mathematik, welches zu vermitteln man auch in diesem Unterrichtsfach unterbringen und integrieren kann, ohne anderswo oder im Fach Mathematik selbst, Inhalte zu streichen.
Wem? Mir hat es auf jeden Fall vor 30 Jahren nichts gebracht. Dagegen kann ich sowohl auf einem Smartphone herumwischen als auch einen Nagel gerade einschlagen und einen geraden Satz schreiben. Informatik im engeren Sinne soll den speziell Interessierten angeboten bzw. aufgezwängt werden. Und logisches Denken erlernt man definitiv nicht nur in mathematischen Fächern.
Da bin ich ganz mit Ihnen – die hier postulierte Opposition zwischen Informatik und Werken als Abstraktion versus Haptik erscheint mir gar nicht „4.0“: weshalb nicht auf möglichst vielen Gebieten Wissen und Erfahrung bezüglich Grundelementen, Zusammenhängen und Theorien erwerben? Auch in der Informatik muss erst das Handwerk erlernt werden, damit eine „Aesthetik der Software“ entsteht, umgekehrt schliesst ein Handwerk Kunst nicht aus, im Gegenteil!
Schon vor rund 20 Jahren am Gymnasium gab es Unterricht in einem Fach namens ‚Informatik‘. Unterrichtet wurde das bei uns damals von einem älteren Mathematik-Lehrer, der ganz offenbar weder Wissen noch Interesse in diesem damals neueren Fach hatte. Dementsprechend sinnlos war auch dieser Unterricht. Ich hoffe inständig, dass dies heute besser ist. Es fehlt mir dazu aber der Glaube. Denn für wirklich kompetente Informatiker, die vertieftes Wissen vermitteln könnten, ist wohl das Umfeld ‚Schule‘ nicht attraktiv.
Was wäre denn Inhalt eines Faches Informatik im Schuljahr 2018/19?
Informatik ist meines Wissens definiert als „Wissenschaft der systematischen Verarbeitung von Informationen“. Im Jahr 2018 geschieht diese Verarbeitung hauptsächlich durch Computer. Inhalt des Fachs Informatik müsste daher mMn sein, dass man den Lernenden beibringt wie sie den Computer effizient Nutzen können um diese Informationen sinnvoll zu erfassen, ordnen, verarbeiten, analysieren, usw.
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Was in der Schule im Jahr 2018 effektiv unterrichtet wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
@ ML
Und wer den Computer resp. die Suchmaschinen bedienen kann, wird das auch schnell herausgefunden haben:
https://zh.lehrplan.ch/index.php?code=b|10|0&la=yes
@13, der Link meldet
Startseite
You have an error in your SQL syntax;
Das passt zum Thema. Aber ich möchte das nicht selbst recherchieren, sondern vom Autor oder einem wissenden Kommentator kurz beschrieben haben. Sonst erkenne ich und offensichtlich auch andere in dem Blog nicht, worum es eigentlich geht.
@ ML
Wenn Sie nicht nur draufklicken, sondern ihn kopieren, geht es. Aber grundsätzlich sind das die Ziele:
– Die Schülerinnen und Schüler können Daten aus ihrer Umwelt darstellen, strukturieren und auswerten.
– Die Schülerinnen und Schüler können einfache Problemstellungen analysieren, mögliche Lösungsverfahren beschreiben und in Programmen umsetzen.
– Die Schülerinnen und Schüler verstehen Aufbau und Funktionsweise von informationsverarbeitenden Systemen und können Konzepte der sicheren Datenverarbeitung anwenden.
Und das betrifft nur den Teil „Informatik“, das Fach heisst Informatik und Medien und im Medienteil geht es um Medienkompetenz, die Nutzung, Analyse, Reflexion etc. Es ist ein Blog, er dient nicht der Information, sondern der Meinungsäusserung.
Hier der Link und dann unter ‚Medien und Informatik‘ nachlesen:
https://zh.lehrplan.ch/
Ich wollte bereits vor 30 Jahren ab Sekundarstufe einen Informatikunterricht am Wohnort einführen und stiess auf taube Ohren bei Eltern und Lehrpersonen. Es ist unglaublich, wie langsam die Mühlen in der Schweiz mahlen. Das wurde belächelt mit dem Hinweis, dass die Kinder erst mal richtig Lesen, Schreiben und Rechnen sollten nach Abschluss etc. Ich sagte an Sitzungen immer wieder, dass die Kinder nicht richtig auf das Leben vorbereitet werden und in Watte gepackt unter einer Glasglocke unterrichtet werden. Verdutzte Gesichter war die Reaktion.
@WS: Deine Gemeinde hat gar keine Kompetenz, die Stundentafel nach Gutdünken anzupassen. Sie hätten höchstens Freifächer anbieten können. Zumindest bei uns gab es das vor 30 Jahren.
Bei diesen Sitzungen ging es vorwiegend um die Einführung eines Lernateliers für Hochbegabte, die Einführung eines Mittagstisches und da ergab sich automatisch der Wunsch nach Informatikunterricht. Natürlich nur mit den jeweiligen Möglichkeiten wie Freifächer für speziell Wissensdurstige. Das Lernatelier wurde dann eingeführt, der Mittagstisch erst ein paar Jahre später. Unsere Kinder konnten nicht mehr davon profitieren, aber wir haben ihn trotzdem finanziell unterstützt.
Hatte vor 30 Jahre das Fach EDV (war an einer Privatschul)e). Hatten damals schon viel nützliches gelernt.Informatik gehört heutzutage zum Allgemeinwissen .Es soll und muss in den Schulen unterrichtet werden!
@Lace
Vollkommen einverstanden. Mein Einwand war lediglich, dass dieser Unterricht dann auch nur von Personen abgehalten werden soll, die über das entsprechende Wissen verfügen.
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Eigentlich scheint dies völlig logisch. Englisch wird ja auch nicht von einer Lehrperson unterrichtet, die ausschliesslich deutsch spricht. Gerade im Fach Informatik habe ich selbst aber eben andere Erfahrungen gemacht.
Informatik wird an den Gymnasien in der Schweiz auf das Schuljahr 22/23 obligatorisch. Bisher sind aber bei weitem nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer vorhanden, und auch viel zu wenig in Ausbildung. Im Kanton Zürich hat man nach meinem Wissen aktuell schlicht keine Ahnung, wie man das Obligatorium umsetzen soll.
Auch für das bereits eingeführte Fach „Medien und Informatik“ an der Volksschule fehlen ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, obwohl man die Unterrichtsbefähigung hier in einer Schnellbleiche erwerben kann.
Das kann ich für andere Kantone bestätigen. Also, der Lehrermangel ist in Bern, v.a. in ländlichen Gegenden, ohnehin ein Problem, in gewissen Fächern noch viel mehr. Ein Kollege hat Mathematik und Informatik studiert und das Lehrerpatent fürs Gymnasium erworben, jedoch bisher sehr wenig unterrichtet und mehrheitlich in der Privatwirtschaft gearbeitet. Er wurde nun vor Kurzem Vater und wollte sich v.a. der Kinderbetreuung widmen. Auf seine Anfrage am nächst gelegten Gymnasium, ob evtl. ein kleines Pensum möglich wäre, meinte der Rektor bereits am Telefon nach Einsicht in die Unterlagen, aber vor dem Bewerbungsgespräch, er könne das Pensum und die Tage selber bestimmen, sie seien einfach froh, wenn jemand käme. Schon verrückt.
@13: Das ist allerdings bei weitem nicht in allen Fächern so. Sondern nur da, wo das Fachgebiet a) nicht gerade dafür spricht, dass die sozialkompetenten Menschen es wählen und vor allem b) die Schule nicht den Lohn zahlt, den sich die guten Absolventen dieser Fächer gewohnt sind.
Ich sprach ja nicht von allen Fächern, sondern ausdrücklich von der Informatik. Der Lehrermangel in den meisten Fächern trifft ja ansonsten eher die Primarschule als das Gymnasium. Den Rest kann ich nicht beurteilen.
Wer ist „wir“? Lehrkräfte für die musischen Fächer, die nun um ihren Job bangen?
@Röschu: Die hat man vorsorglich abgeschafft, so dass jetzt weniger Widerstand kommt, wenn man beispielsweise Handarbeit wieder reduziert.
Informatik in Ehren. Aber einen Nagel gerade einschlagen können, etwas sauber sägen, feilen, schrauben, leimen etc. ist im späteren Leben so nützlich wie auf einem Smartphone oder (anderen) Computer herumzudrücken. Spätestens dann, wenn in den eigenen vier Wänden etwas montiert/repariert werden sollte… Coputeranwendungen lernt die heutige Jugend ohnehin, das meiste learning by doing.
Im Fach „Medien und Informatik“ wird keine Computeranwendung gelehrt. Ich bin immer wieder erstaunt, wer sich hier alles verpflichtet fühlt, einen Kommentar abzugeben, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben.
Was wird denn nun in dem Fach gelehrt? Davon habe ich immer noch nichts gelesen, weder im Blog noch in den bisherigen Kommentaren.
Dres : genau ! Ich bewundere immer Leute welche sogar ihr eigenes Haus bauen. Aber es braucht nicht so viel ! Jedoch sieht man dass die kinder nicht mehr mit dem Vater lernen weil der auch in einer wohnung aufgewachsen ist und nichts versteht vom reparieren und auch nicht von Tiere halten. Sehr schade. Es wäre gut dass das letzte Schuljahr jede Woche einige Lektionen für alle Teenager vorsehen würde, wo sie sowohl kleine reparaturen machen lernen sowie kochen und waschen. Das hilft ihnen für’s Leben viel mehr als Geschichte !
Verben konjugieren heisst nicht eine Fremdsprachen erlernen, dividieren allein macht keine Mathematik. Laubsägen und stricken sind lediglich handwerkliche Tätigkeiten, die in Gestaltungsprozessen im Technischen und Textilien Gestalten ausgeführt werden. – denn so heisst das Schulfach, gebastelt wird in der Freizeit zum Plausch. Kern des Schulfaches sind handelnde Erfahrungen in der Welt der Dinge: wie sie hergestellt sind, wie sie funktionieren, wie man sie selber machen oder gar erfinden kann. In diesem Prozess haben Hände und Hirn Gleichberechtigung; die Hand ist der sichtbare Teil des Hirns (Kant).
Lieber Herr Pfister, basteln Sie mit Ihren Kindern (Nichten, Neffen) ruhig Steckperlenuntersetzer zu Weihnachten, Sie sind dabei keinem Lehrplan verpflichtet, höchstens dem guten Geschmack.
Informatik ist ein grosses Gebiet. Welchen Teil davon will man warum in der Schule vermitteln? Mir fällt auf Anhieb weder dieses Gebiet, noch der Sinn und Zweck von Informatik- Unterricht für Nichtinformatiker ein. Also auch später macht es keinen Sinn, irgend etwas über Informatik zu wissen, wenn man das nicht zum Berufsinhalt oder Hobby macht. Einen Computer und Software bedienen, gehört nicht zum Fach Informatik, muss man aber auch nicht extra lernen.
Naja, mit der gleichen Argumentation können Sie in Frage stellen, ob man Fremdsprachen / Biologie oder welches Fach auch immer in der Schule unterrichten sollte: wer dies nicht zum Beruf macht, vergisst das meiste schnell wieder.
Daher kommt bei mir auch die zentrale Frage auf, ob die Schule Wissen oder Kompetenzen vermitteln soll. Früher war die Wissensvermittlung m.M.n. wichtiger; heute aber scheint es mir mehr auf Kompetenzen anzukommen. Ob man dies nun „Informatik“ oder „Medien- und IT-Kompetenz“ oder wie auch immer nennen mag, sei dahingestellt. Eine rückwärtsgewandte Verklärung des Schulkanons scheint mir aber in jedem Fall ein Verrat an der heranwachsenden Generation: diese will durch die Schule gewappnet sein fürs Leben – und dieses ist nun mal zunehmend digital.
Biologie ist eine Basis- Naturwissenschaft und Sprachen beherrschen ist eine Basis- Kompetenz. Informatik aber ist ein Querschnittsfach. Als Arzt kann man Medizininformatiker werden, aber nur, weil man erst einmal Medizin studiert hat. Dann kann man z.B. die Logik des Diagnostizieren versuchen, mit Algorithmen der Künstlichen Intelligenz nachzubilden.
Man kann umgekehrt Informatiker in der Medizin werden, dann ist man aber kein Medizininformatiker, weil man die Logik des Diagnostizierens oder des Therapierens nicht gelernt hat und deshalb auch nicht modellieren kann.
Mir fehlt beim Thema Informatik in der Schule nicht nur in diesem Blog und in allen Kommentaren bis jetzt die Ziel- und Gegenstandsbeschreibung. Was soll in dem Schulfach warum vermittelt werden?
Nach über 35 Jahren Berufserfahrung in der Informatik bin ich nur zum Teil Ihrer Meinung. Ich stimme Ihnen zu, dass nicht jeder programmieren lernen muss. Andererseits dürfte es nützlich sein ein Fach wie Logik, oder wie man es auch immer nennt, zu unterrichten. Es hilft in vielen Bereichen, wenn mann genau definieren kann. Zusätzlich hilft es vielen Menschen, wenn sie die Abläufe im Hintergrund kennen, da sie sich einfach nicht 30 Knöpfe merken können, die man nacheinander drücken muss, die Logik dahinter aber schon (z.B. ich). Es ist wie bei Autos, grundlegende Kenntnis kann beim Autofahren helfen, ohne dass man gleich Mechaniker sein muss. Zusätzlich wird die Kommunikation mit Fachleuten bei Problemen vereinfacht. Stellen Sie sich eine Welt vor in der z.B. Juristen Logik könnten 🙂
Soll im Informatikunterricht programmieren speziell oder allgemein gelehrt werden? Also entweder einen konkrete einfache Programmiersprache mit praktischer Anwendung, oder eher Algorithmenlehre im Sinne formaler Sprache? Compilerbau ist ein interessantes Thema und vermittelt logisches Denke, aber ob das viele verstehen, ist kaum anzunehmen.
Sollen die Schüler die Grundlagen der KI verstehen, oder sich einzelne Anwendungen dazu anschauen? Auch da ist wieder die Frage des wie und was. Die verschiedenen Methoden des maschinelles Lernens vermitteln viel über KI, aber wer kommt als Schüler da mit.
Es bleibt bei der Frage, welche Ziele Informatikunterricht in der Schule verfolgt.