«Geburten lassen sich nicht planen»

«Die Frauen müssen verstehen, was im Gebärsaal passiert», sagt die Hebamme, «sie müssen mit uns auf dem Weg sein.» Foto: Rawpixel.com (Pexels)

Frau Krebs, meine Freundin möchte demnächst ihr Kind zu Hause gebären. Sie fürchtet die Entfremdung vom natürlichen Geburtsvorgang im Spital und die Interventionsspirale.
Die Interventionsspirale – wenn also ein Eingriff in den Geburtsverlauf viele weitere nach sich zieht – ist im klinischen Kontext tatsächlich ein grosses Thema. Ich bin aber überzeugt davon, dass sich diese Spirale beeinflussen lässt, und zwar sowohl auf psychologischer wie auch auf physiologischer Ebene.

Und zwar wie?
Unterstützend ist eine gute Geburtsvorbereitung. Nebst dem nötigen theoretischen Wissen über die einzelnen Phasen der Geburt geht es auch darum, dass sich die Gebärenden selbst kennen. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden: Was hilft mir, um in extremen Situation durchzuhalten? Welche mentalen Strategien und Körperübungen kann ich mir aneignen, um mit Schmerzen umzugehen? Wenn eine Frau vorbereitet und selbstbestimmt in die Geburt geht, ist es unser Ziel, die Frau darin zu stärken und zu unterstützen.

Ihr schweizweit einzigartiges Angebot der hebammengeleiteten Geburtshilfe soll diese natürliche, selbstbestimmte Geburt im Krankenhaussetting ermöglichen.
Genau. Die Gebärenden werden von einer Hebamme individuell betreut, während die Ärztinnen in Rufweite bleiben. Bei Komplikationen können wir sie jederzeit dazu holen.

Dominique Krebs, Hebamme seit elf Jahren, leitet die Gebärabteilung im Zürcher Stadtspital Triemli seit 2013. Sie ist Mutter einer 2-jährigen Tochter.

Das Beste aus beiden Welten?
Das Angebot ist auf Frauen ausgerichtet, die sich eine natürliche Geburt wünschen – dabei jedoch nicht auf die Sicherheit eines Spitals im Hintergrund verzichten möchten.

Natürlich und selbstbestimmt – was heisst das im Geburtskontext genau?
Natürlich gebären heisst in dem Fall: Ohne Schmerzmittel und in kontinuierlicher Betreuung durch die Hebamme, die auf die individuellen Bedürfnisse der Gebärenden eingehen kann. Dabei können zum Beispiel Methoden wie Homöopathie oder geburtshilfliche Akupunktur zum Einsatz kommen. Wir haben uns zurückbesinnt auf die Wurzeln des Hebammenhandwerks.

Zurück zu den Wurzeln – diese Sehnsucht ist in vielen Lebensbereichen spürbar. Stellen Sie einen Trend hin zu natürlichen Geburten fest?
Die Zahlen sind leicht steigend, ja. Es ist jedoch noch ein anteilsmässig kleiner Teil der Frauen, die sich für eine hebammengeleitete Geburt entscheiden.

Was geschieht, wenn diese Entscheidung bei der Geburt ins Wanken gerät?
Wenn sich eine Frau bewusst für die hebammengeleitete Geburt entschieden hat, steckt da ein gewisser Prozess der Auseinandersetzung dahinter. Ein Wunsch. Daran werden die Frauen auch erinnert – und entsprechend motiviert! Ganz wichtig sind dabei die Begleitpersonen, die diese Auseinandersetzung im besten Falle mitgemacht haben. Sie können ganz viel Kraft geben. Eine Geburt kann aber auch ganz anders verlaufen, als es sich die Frau im Vorhinein vorgestellt hat. Dann gilt es, gut zu informieren, um der Frau den Druck zu nehmen und Enttäuschungen zu vermeiden.

Enttäuschungen in welchem Sinne?
Dass eine Frau beispielsweise Schmerzmittel benötigt, obwohl sie sich das vor der Geburt nicht gewünscht hat. Hier ist es wichtig, der Frau zu erklären, dass sich eine Geburt nur bedingt steuern lässt und eine Abweichung von der gewünschten natürlichen Geburt – in welcher Form auch immer – nicht ihr Fehler ist.

Erleben Sie das oft?
Dass die Vorstellungen von der Geburt und die erlebte Geburt auseinanderklaffen, das gibt es immer wieder. Rigide Vorstellungen und fixe Geburtspläne sind da sicher nicht hilfreich. Geburten lassen sich nicht planen. Wichtig ist hier die Möglichkeit, die Geburt – übrigens auch noch viel später – mit uns nachbesprechen zu können. Das ist alles genau dokumentiert. Gerade auch vor der Geburt eines weiteren Kindes wollen viele Frauen die erste Geburt loslassen können.

Was aber, wenn dieses Loslassen nicht gelingt? Traumatisch erlebte Geburten – gar Missbrauchserfahrungen während der Geburt – werden immer mehr thematisiert.
Das ist ein Thema, das mich sehr betroffen macht. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass das geburtshilfliche Team nach bestem Wissen und Gewissen handelt, was nicht immer deckungsgleich mit der Wahrnehmung der Frau ist. Als Geburtshelfer(in) muss man sich vergegenwärtigen, wie gewisse Äusserungen und Interventionen unter der Geburt von Frauen empfunden werden können. Die Frauen müssen verstehen, was im Gebärsaal passiert – sie müssen mit uns auf dem Weg sein. In keinem Moment dürfen Sie das Gefühl haben, dass gegen ihren Willen Macht über sie ausgeübt wird. Sie stecken in einer psychischen und physischen Extremsituation, haben kein Gefühl mehr für Zeit und Raum, sind vollgepumpt mit Endorphinen …

… und unheimlich verletzlich.
Genau. Auch deshalb ist es so wichtig, dass Frauen ihre Bedürfnisse und ihre No-gos kennen – und diese ausdrücken können. Darin müssen wir sie stärken.

Fotos: Zürcher Stadtspital Triemli

Das Angebot der hebammengeleiteten Geburten in der Frauenklinik des Zürcher Stadtspitals Triemli besteht seit Januar 2015. Es entstand auch aus der Idee, die Kompetenzerfahrung der Hebammen im Spital zu stärken und diese ihr Wissen und ihr Handwerk voll ausschöpfen zu lassen.

Interessierte Frauen werden zu einem Vorgespräch eingeladen, bei welchem ihre Eignung abgeklärt wird. Voraussetzung ist eine gesunde, komplikationsfreie Schwangerschaft. Treten bei einer hebammengeleiteten Geburt Komplikationen auf, erfolgt automatisch der Übertritt in eine ärztlich mitbetreute Geburt. Mehr Infos gibt es hier.

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62 Kommentare zu ««Geburten lassen sich nicht planen»»

  • Senna sagt:

    So einzigartig ist das auch in Zürich nicht. Die Geburt meiner Tochter verlief genauso – narürlich und hebammengeleitet – in einem Zürcher Privatspital. Wir hatten nichts geplant, es hat sich einfach so ergeben. Die Frauenärztin war zwar auch vor Ort, kam aber erst nach der Geburt zum Einsatz. War super so.
    Auch die Pflege, Infrastruktur und Hotellerie waren grossartig.

  • Chantal Bögli sagt:

    Das Spital Affoltern am Albis bietet seit einigen Jahren ebenfalls hebammengeleitete Geburten an. Also ist das Triemli nicht das schweizweit einzige Spital.

  • Michael sagt:

    Hausgeburt mit einer Hebamme – das wäre super. Im grossen Kanton gibt es aber kaum noch Hebammen – das berufliche Risiko ist zu hoch, so das die Versicherungen exorbitante Summen für eine Berufsversicherung fordern.

  • Leo Schmidli sagt:

    Daten zur Hausgeburt in der Schweiz von Wikipedia:

    Bei den Erstgebärenden wurden 25 % in ein Spital verlegt, bei den Zweit- und Drittgebärenden 4 %. Die Notfallverlegungen betrugen 4,1 % aller Hausgeburten. 38 % der Frauen mit Hausgeburt hatten keine Dammverletzungen, bei Frauen mit Klinikgeburt waren es 9 %. Weiterhin wurden bei den Hausgeburten deutlich weniger Geburtseinleitungen, Kaiserschnitte oder Vakuum- bzw. Zangenentbindungen durchgeführt und seltener wehenfördernde und schmerzstillende Medikamente verabreicht. Bei den Neugeborenen beider Gruppen wurden keine Unterschiede in den untersuchten Gesundheitsmerkmalen gefunden.

    Vielleicht einfach mal die Ideologien aussen vor lassen…

  • Martina Gerber sagt:

    Unsere Tochter ist vor 7 Monaten mit Hebammengeleiteter Geburt im Triemli zur Welt gekommen. Alle waren unglaublich lieb und alles verlief völlig problemlos. Kann ich also absolut empfehlen. Ich verstehe die Diskussion hier auch nicht wirklich 1) Werden so oder so nur Schwangere ohne Komplikationen zugelassen. 2) Ist vermutlich der Ablauf mit oder ohne Hebammenleitung in der Mehrheit der Fälle (90% oder so) völlig identisch.

    Das Problem beim Triemli aus meiner Sicht ist die völlig veraltete Infrastruktur der Frauenklinik. Es zieht durch die Fenster rein, mit Pech erwischt man ein Mehrbettzimmer ohne Toilette (!), unter den Türen hat es einen 3 cm Spalt => keine Schallisolierung etc etc.
    Personal top, Infrastruktur flop

  • Tommelinde sagt:

    Nie im Leben hätte ich in einem Spital gebären können. Die Spitalroutine, die männlichen Ärzte, die anderen Patienten – das hat mir ein solches Unbehagen bereitet, dass ich es mir und dem Kind zuliebe lieber habe bleiben lassen. Für mich kam nur eine Geburt im Geburtshaus in Frage.

    • Lina Peeterbach sagt:

      Nie im Leben hätte ich zuhause gebären können. Meine Kinder und ich hätten wohl nicht überlebt. Bin meiner wunderbaren Beleghebamme sehr dankbar, mich im Spital bei einer versuchten natürlichen Geburt (über viele, viele Stunden ganz ohne anderes Personal oder irgendwelche Interventionen) und dann auch beim sekundären Kaiserschnitt hervorragend betreut zu haben. Bin dem ganzen Spitalteam (m&w) sowie meinem Belegarzt (mein Gynäkologe, m) sehr dankbar, auch die beiden Kaiserschnitte zu einem schönen Erlebnis gemacht zu haben.
      Insofern finde ich eine hebammengeleitete Geburt im Spital tatsächlich das Beste aus allen Welten!

    • tina sagt:

      ich war im maternitee triemli, bei der ersten geburt 2 tage geblieben, bei der 2. ambulant. ich finde, wir hatten die vorteile eines geburtshauses und die des spitals. ich sah da nur frauen und keinen patienten 🙂 und wurde von hebamme und pflegerinnen betreut. die ärztin wäre aber halt da gewesen. wassergeburt war geplant, aber wir waren schneller ;-). es war wirklich gemütlich und angenehm

  • Karin sagt:

    Kann ich aus eigener Erfahrung sehr empfehlen, hatte eine wunderschöne Wassergeburt mit Unterstützung von tollen Hebammen.

  • Schlumpfine sagt:

    Grundsätzliche eine sehr gute Sache, da der Wunsch nach einer natürlichen Geburtnicht zulasten der medizinischen Sicherheit geht. Hoffentlich werden die Hebammen aber auch dahingehend sensibilisiert und geschult, aufgrund persönlichen, ideologischen oder institutionellen Erfolgsansprüchen nicht unterschwellig Druck auf die Gebärenden auszuüben, „es auf natürliche Weise“ schaffen zu müssen. Auch Hebammen müssen den Umgang mit „Enttäuschungen“ reflektieren, nicht nur die betroffenen Frauen.

  • Michaela Meier sagt:

    Also ich hatte von Hebammen begleitete Geburten – im Spital.
    Im Spital Bülach ist das völlig normal.
    Ich wurde von Eintritt in die Geburtsabteilung bis zum Wechsel in die Wochenbettabteilung von Hebammen betreut.
    Das einte Mal verbrachte ich gut 24 Stunden auf der Geburtsabteilung und wurde hauptsächlich von Hebammen umsorgt.
    Die Ärztin kam dann jeweils kurz nach der Geburt zur kurzen Kontrolle des Baby.
    Die Geburten waren komplikationsfrei

    Die Hebammen-Geburt war sehr angenehm, da ich ja auch die Sicherheit des Spitals hatte.

    Es kommt wohl sehr auf die Einstellung und Politik des Spitals an.

  • Mira sagt:

    Ich kann die hebammengeleitete geburt im triemli aus eigener erfahrung empfehlen. Denn ich fühlte mich sicher und aufgehoben. Die alternativen schmerztherapien sind vielfältig und werden vernünftig eingesetzt.

  • Nina Bretscher sagt:

    Das Angebot in Zürich ist mitnichten schweizweit einzigartig, die Fauenklinik des Inselspitals in Bern bietet ebenfalls hebammengeleitete Geburtsbetreuung an.

  • 13 sagt:

    Ich weiss, es ist für Zürcher manchmal schwierig, sich vorzustellen, dass es auch noch eine Schweiz jenseits der Kantonsgrenzen gibt, aber dieses angeblich „schweizweit einzigartige Angebot“ besteht in Bern seit vielen Jahren:
    http://www.frauenheilkunde.insel.ch/de/unser-angebot/geburt/hebammengeburt/

    Ich habe selber bereits 2008 so geboren und kann es nur weiterempfehlen. Aus allem das Beste. Bei einer natürlichen, komplikationslosen Geburt braucht es keinen Arzt. Einen für den Notfall im Hintergrund zu wissen, ist aber ein gutes Gefühl.

    • Nina Bretscher sagt:

      Dafür ein merci von einer Froueli- Hebamme!

      • 13 sagt:

        Gerne. Wäre ich später nicht weiter weggezogen, so hätte ich bei den folgenden Geburten auch unbedingt das Froueli gewählt. Die Betreuung war wirklich 1a.

    • tststs sagt:

      Also ich bin in einem Spital unter Leitung einer Hebamme zur Welt gekommen (der Arzt kam jeweils für den berühmten Füdlitätsch vorbei), und das war Anfang der 80er…?!?

      • Martin Frey sagt:

        @tststs
        „der Arzt kam jeweils für den berühmten Füdlitätsch vorbei“
        Echt jetzt? Bei wem genau, wenn ich fragen darf? 😀 Old school, ts…

  • asouka sagt:

    Entfremdung vom natürlichen Geburtsvorgang im Spital heisst wohl, dass Mutter und Kind im Falle von Komplikationen eher überleben. Ich auf jeden Fall bin froh, konnte ich meine Kinder mit der (mehr oder weniger grossen) Sicherheit der modernen Medizin im Hintergrund zur Welt bringen. Mit so romantischen Zurück-zur-Natur-Ideen kann ich gar nichts anfangen. Gegen eine Geburt mit nur Hebamme (im Spital) ist das gar nicht gerichtet. Was Hebammen früher und heute wussten und wissen ist beeindruckend. Vor 150 Jahren hatte sogar Glück, wer nur mit der Hebamme gebären konnte, ein Arzt hat meist nur reingepfuscht, was dann zum Beispiel zu Kindbettfieber geführt hat.

    • Martin Frey sagt:

      Sehr einverstanden, asouka. Jahrhundertelang war frau auf Gedeih und Verderben von der Kunst der Hebammen abhängig. Die Geburtshilfe hat sich aber in den letzten Hundert Jahren durch den medizinischen Fortschritt revolutioniert, Geburten sind daher glücklicherweise nicht mehr dasselbe vitale Risiko für Mutter und Kind wie es historisch einmal war. Die Hebammen, aber auch die Gebärenden suchen verständlicherweise daher etwas die Balance zwischen Sicherheit und Natürlichkeit. Gegen den Ansatz des Triemli ist nichts einzuwenden.
      Was jedoch etwas skurril anmutet: wenn man sich einerseits auf die Wurzeln des Hebammenhandwerks beruft, und im selben Atemzug nicht evidenzbasierte, primär trendbestimmte, in der Geburtshilfe an sich neue Methoden wie Homöopathie oder Akupunktur aufführt.

      • Lina Peeterbach sagt:

        @MF, das ist mir auch aufgefallen. Was Homöopathie mit Hebammenwissen zu tun hat ist mir auch schleierhaft.
        @asouka, bin ganz Ihrer Meinung. Wir dürfen auch nicht vergessen, für wie viele Kinder und Mütter die Geburt früher den Tod gebracht hat. Wieder einmal ein klassisches First World Problem, das die „Natürlichkeit“ verklärt und die Realität ausblendet – und dabei dann noch grossen Druck auf Gebärende ausüben kann, im Sinne von „wenn du nur richtig gewollt hättest wäre es auch gegangen, also eigentlich hast du versagt, wenn es nur mit PDA /Kaiserschnitt /etc. gegangen ist“.
        Bin meiner Beleghebamme und meinem Arzt bis heute sehr dankbar, die mir immer wieder gesagt haben, dass die Geburt nicht über meine Qualität als Mutter entscheidet.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Hebammen-Geburt im Spital – ist völlig i.o., dazu gibt es nichts zu sagen.
        Aber eben, die Art und Weise wie man redet, wie man denkt…. Je länger, je mehr fällt mir auf, dass es unserem Bildungssystem nicht gelingt, ein gesundes Verständnis für die Grundlagen unseres Wohlstandes und unserer Freiheit zu vermitteln.

        Viele Zeitgenossen machen ausgerechnet die Faktoren, welche die Grundlage unseres Wohlstands sind(Wissenschaft und Wirtschaft) , als Sündenböcke für (vermeintliche) Probleme aus und suhlt sich in irgendwelchen Vorstellungen von „natürlichen alten Zeiten, in welchen die Probleme weniger gewesen seien“. Eine absolut faktenfreie Vorstellung, die 0,0% etwas mit der Realität zu tun hat.

      • 13 sagt:

        @ Lina
        „Was Homöopathie mit Hebammenwissen zu tun hat ist mir auch schleierhaft.“
        Ich nehme an, es ist schlicht und einfach häufig die gleiche Kundengruppe…

        Ich persönlich glaube nicht, dass es eine Verklärung der Realität ist, wenn man wieder mal von der HighTechMedizin runterkommt und sich daran erinnert, dass die meisten Geburten tatsächlich komplikationslos gehen. Ich denke nicht, dass irgendeine Frau, die den Wunsch zu einer selbstbestimmten Geburt nicht gleichzeitig froh ist, um die medizinischen Errungenschaften, wenn etwas schiefläuft. Aber darum geht es: bei Komplikationen, nicht einfach präventiv.
        Das andere sind Erwartungen für die letztlich auch jede selber zuständig ist. Mit Unterstützung empathischer Fachpersonen, da bin ich völlig der gleichen Meinung.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        „Was Homöopathie mit Hebammenwissen zu tun hat ist mir auch schleierhaft.“
        Ich nehme an, es ist schlicht und einfach häufig die gleiche Kundengruppe…

        Das ist richtig, aber gleichzeitig auch das Problem an der Aussage. Man lässt sich als Dienstleister im Gesundheitswesen u. U. schnell mal dazu verleiten, etwas anzubieten, nur weil ein Teil des Kundensegmentes darauf steht….

      • Lina Peeterbach sagt:

        @13: Nichts gegen Runterkommen von zu viel Hightech, und nichts dagegen, eine Geburt zuerst einmal als physiognomischen, nicht medizinischen Vorgang zu betrachten. Aber man muss vorsichtig sein, dass man damit nicht in eine Verklärungsecke abrutscht à la „jede Frau kann natürlich gebären“. Das stimmt nämlich einfach nicht. Natur heisst auch, dass es in manchen (vielen) Fällen nicht klappt, aber mit diesem Teil der Natur wollen wir uns dann eben doch oft nicht abfinden – was ja auch völlig legitim ist, wenn wir die Möglichkeiten dazu haben. Ich habe z.B. einige begonnene Hausgeburten im Umfeld, die am Ende im Spital geendet sind – mit gutem Ausgang: jeweils beide gesund. Die Frauen schwanken zwischen Dankbarkeit und Versagensgefühlen. Ich tendiere hier klar zur Dankbarkeit.

      • tststs sagt:

        Es ist halt – wie immer – nicht einfach schwarz/weiss.
        Und obwohl ich eigentlich eher der Typ rational/wissenschaftlich/argumentativ bin, kann ich eine gewisse Skepsis der Wissenschaft gegenüber schon verstehen. Ich mein, Trial-and-Error mag gut sein um einen neues REzept auszustesten, oder welche Betriebssoftware jetzt doch die bessere ist… aber bei der Geburt?!?
        Natürlich haben die letzten 80 Jahre „Geburtswissenschaft“ die geburtlichen Todesfälle nochmals massiv gesenkt, aber dass fast ein Jahrhundert lang Frauen im Namen der Wissenschaft zum Gebären in die Rückenlage und Steigbügel „gezwungen“ wurden, stärkt das Vertrauen in die Wissenschaft und deren Ratschläge schon nicht uneingeschränkt….

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Ich schwanke noch. Einerseits völlig richtig, andererseits ist es mir ehrlich gesagt lieber, wenn die Mediziner dem Wunsch der Patienten diesbezüglich etwas entgegenkommen, als dass diese Patienten letztlich ganz den Weg zum Arzt lassen und es zu einer (noch verstärkten) Parallelbehandlungsindustrie gibt. Gerade, wenn Kinder mit drinhängen, die letztlich keine Möglichkeit haben, sich dagegen zu wehren.
        Die liberale Gesellschaft hat halt auch zur Folge, dass Entscheidungen getroffen werden, die anderen, auch Fachpersonen, nicht passen. Aber v.a. dass Entscheidungen selber getroffen werden. Da eine medizinische Behandlung ausserhalb des OP-Tisches ohne eine gewisse Beziehung zum Patienten kaum möglich ist, muss diesem Bedürfnis Rechnung getragen werden.

      • 13 sagt:

        @ Lina
        Ich bin grundsätzlich vollumfänglich einverstanden. Schwierig finde ich es dann, wenn der Wunsch völlig ausser Acht gelassen wird. Auch wenn weder eine PDA noch ein KS schlimm sind und sicher niemanden zu einer schlechten Mutter machen, so ist der Wunsch, ohne all das zu gebären auch gerechtfertigt und sollte ernst genommen werden. Inkl. des Ernstnehmens der Enttäuschung, wenn es anders kam, anstatt sie kleinzureden oder als undankbar abzutun. Ich wurde auch vom GH ins Spital verlegt. Auch wenn es im Nachhinein betrachtet nicht unbedingt nötig war, war der Entscheid richtig und für mich völlig in Ordnung. Aber die Tatsache, dass die Hebamme danach kam und fragte, ob ich diesbezüglich noch Redebedarf hätte oder wie es mir damit geht, war sehr viel wert.

      • asouka sagt:

        @Martin Frey. Sie haben mich teilweise glaube ich falsch verstanden. Nicht die Hebamme war früher (also vor 200/150Jahren) das Risiko, sondern die Ärzte. Zum Beispiel wussten Hebammen schon lange, dass saubere Hände wichtig sind, während die Ärzte mit dem Pferd kamen und so wie sie kamen an den Frauen rumhantierten. Hebammen haben auch teilweise die Ehemänner auch aus den Geburtszimmer geworfen und ihnen gleich ein paar Tage Sexverbot gegeben. Beides Massnahmen gegen das Kindbettfieber. Später haben die Ärzte das mit der Hygiene dann ja auch mitgekriegt und seither bin ich auch um die Errungenschaften der Schulmedizin froh ;). Ich habe nur gegen Naturromantik und für die Hebammen (und die Schulmedizien) einen Pflock eingeschlagen :).

      • Lina Peeterbach sagt:

        @13: Ganz klar, der Wunsch ist völlig legitim, auch ich hatte mich vor der ersten Geburt mit Hynobirthing und selbstbestimmter Geburt beschäftigt. Das waren wertvolle Inputs, die ich während der Geburt umsetzen konnte, auch während des KS, und ich fühlte mich mit diesem Wunsch auch von Hebamme / Arzt / Klinikpersonal sehr ernst genommen. Dagegen spricht rein gar nichts – ausser man übertreibt es und gefährdet damit die Sicherheit des Kindes. Und das meine ich mit der Verklärung der Natürlichkeit. Natur ist nicht immer nur sanft und rosarot, sondern kann sehr brutal sein. Die Natürlichkeitsverfechter vergessen das in unserer sicheren Welt sehr gerne.

      • Martin Frey sagt:

        @asouka
        Ich glaube nicht, dass ich Sie falsch verstanden habe, ich teile Ihre Ansichten weitgehend. Und so spannend die Medizinalgeschichte ist, so voller Irrtümer und Kurpfuscherei präsentiert sie sich.
        Was Sie schildern, ist richtig, aber genau mit dieser (ein Stück weit) Umkehr der Präferenzen und Kompetenzen im Gebärsaal hat ein Teil der Hebammen zu kämpfen.
        @13
        Das Recht auf Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit schätze ich sehr hoch ein. Wenn jemand ins GH gehen möchte und das Restrisiko in Kauf nehmen will, fein. Schwierig wird es allenfalls dann, wo Erwachsene Entscheide von Tragweite für Dritte fällen, zb. ihre Kinder.
        Ich habe mich lediglich dagegen gewendet, Dinge anzubieten nur weil es Abnehmer gibt. Für mich wäre das mit meinem Berufsethos nicht vereinbar.

      • tina sagt:

        homöophatie: der grosse vorteil der homöophatie ist ja, dass sie den placebo effekt ausnutzt. das funktioniert nur zu 50%, aber immerhin. das kann man doch bei geburten nutzen, wenn es der werdende mutter recht ist und es nur um eine ganz normale, komplikationsfreie geburt geht

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Es ist immer eine Gradwanderung, ich kenne das ja selber auch. Aber das Recht auf Selbstbestimmung hochhalten und andererseits nur das anbieten, was man als richtig empfindet, ist etwas widersprüchlich. Ich weiss schon, man könnte es auch anderswo holen, wobei eben genau dann diese alternativen Angebot zum Zuge kommen, die ich vorher meinte. Auch wenn ich mich eigentlich bisher sehr selten gegen einen ärztlichen Rat gestellt habe und keine Globuli schlucke, so schätze ich doch diejenigen, die mir die Option aufzeigen und eine klare Empfehlung abgeben, aber halt damit leben, dass ich auch eine andere Entscheidung fällen kann, mehr als diejenigen, bei denen es von Anfang an nur die empfohlene Option gibt.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Vielleicht habe mich nicht klar ausgedrückt. Aber ich finde schon, es ist Aufgabe eines Dienstleistungserbringers (um mal allgemein zu bleiben) in der Medizin (anderswo aber auch), die Optionen aufzeigen, andererseits falls gewünscht eine klare Empfehlung abzugeben. Wie gesagt, ich kann auch sehr gut damit leben, wenn jemand dann eine andere Entscheidung fällt wenn sie ihn selber betrifft. Was aber nicht heisst, dass ich die andere Option auch selber anbieten muss. Denn mein Credo ist, nur das anzubieten, was ich gut mache und wo ich selber dahinter stehen kann.
        Mühe habe ich erst irgendwann, wenn jemand grundsätzlich immer alles an Vorschlägen und Optionen ablehnt. Umso mehr, wenn die Entscheide jemand betreffen, der nicht selber für sich entscheiden kann.

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Ich habe das schon verstanden, nur indem man es nicht selber anbietet, erschwert man natürlich dem Patienten den Zugang. Erinnert mich ein klein bisschen an die aktuelle Diskussion über Abtreibungen in Deutschland. Grundsätzlich sind sie legal, aber zu erfahren, wo man eine legale Abtreibung vornehmen kann, ist ein einziger Spiessrutenlauf. Man kann freie Entscheidungen auf verschiedene Weisen einschränken.
        „Mühe habe ich erst irgendwann, wenn jemand grundsätzlich immer alles an Vorschlägen und Optionen ablehnt. Umso mehr, wenn die Entscheide jemand betreffen, der nicht selber für sich entscheiden kann.“
        Dem kann ich zu 100% zustimmen.

  • Muttis Liebling sagt:

    ‚Sie stecken in einer psychischen und physischen Extremsituation‘

    Wenn eine Geburt eine Extremsituation wäre, eine überdurchschnittliche traumatische Potenz hätte, wären der Evolution andere Möglichkeiten der Reproduktion eingefallen. Es gibt sie ja, die ungeschlechtliche Vermehrung.

    Es gibt eine Grenze der Zulässigkeit von rein esoterischen Aussagen, welche überhaupt keinen Bezug mehr zu Biologie, Psychologie und erlebbarer Empirie haben. Die Natur ist so gebaut, dass man die eine oder andere Extremsituation erfolgreich überleben kann. Kaum aber eine Abfolge solcher. Deshalb heisst es ja extrem und ist vergesellschaftet mit sehr, sehr selten. Geburten aber sind nicht selten, wie auch schwere Krankheiten weder extrem noch selten sind.

    Extrem ist nur der Wunsch nach Extremität.

    • Frau Meier sagt:

      Haben Sie denn bereits ein Kind geboren?

    • Simona Seiler sagt:

      Als persönliche Erfahrung ist eine Geburt sehr wohl selten. Statistisch ca 1.5 mal im Leben einer Frau. In meinem Fall einmal. Ausserdem scheinen Sie ein falsches Verständnis von Evolution zu haben. Geburt ist für den Menschen kein Kuschelkurs, denn diese ist die direkte Folge des grossen Gehirns und damit des grossen Kopfs. Und der passt nunmal nur gradso durch das wg aufrechten Gang sehr enge Becken. Alles ist ein trade off. Als sich das alles entwickelt hat waren die menschlichen Vorfahren schon längst bei der geschlechtl. Fortpflanzung. Die Alternative zur komplizierten Geburt war somit nur das Aussterben.

    • tststs sagt:

      „Wenn eine Geburt eine Extremsituation wäre, eine überdurchschnittliche traumatische Potenz hätte, wären der Evolution andere Möglichkeiten der Reproduktion eingefallen.“
      Sie meinen so etwas, wie eine Hormon-Bombe? Am besten so eine, deren Wirkung gleich bei der Geburt einschlägt, so dass frau die ganzen Schmerzen etc. vergisst und gerne sofort noch eins machen möchte? Das wäre doch eine gute Lösung, wenn Geburten schmerzhaft und traumatisch wären…
      Nei ehrli, ML, Sie lassen wieder einmal Zeugs vom Stapel…

  • Jänu sagt:

    In einer medizinischen Umgebung kann im besonderen Fall entsprechend reagiert werden. Manchmal hängt das Leben der Mutter (oder des Kindes) am seidenen Faden,es könnte zu Blutungen (Uterusatonie) kommen, die häufigste Todesursache von Müttern bei der Geburt. Sind keine Blutkonserven vorrätig, wird die Hausgeburt sehr wahrscheinlich zur Todesfalle. Solche Gefahren hätte das Interview ebenfalls ansprechen sollen. Es geht nicht nur ums Wohlbefinden vor und während der Geburt. Manchmal geht es auch ums Überleben.

    • Divi D. sagt:

      Unsere jüngere Tochter hätte eine Hausgeburt nicht überlebt, schon nur ihre Geburt in einem Spital ohne angegliederte Kinderintensivstation brachte ihr Leben in Gefahr und es brauchte sehr glückliche Umstände, dass sie am Ende überlebte.
      Natürlich sind solche Fälle nicht alltäglich (bei uns ein äusserst komplexer Herzfehler, der in der Schwangerschaft nicht festgestellt wurde und der sofortiger Invertention bedurfte). Ich finde es aber schon ein bisschen fahrlässig, dies einfach zu verschweigen und auszublenden beim Thema Hausgeburten.
      Hebammenunterstütze Spitalgeburten ohne ärztliches Zutun hatte ich 2 x – einmal eine tolle Hebamme und ein wirklich gutes Geburtserlebnis, das andere Mal, naja… Hebammen sind halt auch nicht alle gleich.

    • Nina Bretscher sagt:

      Die medizinisch geleitete Geburt bringt oftmals mehrere Risiken für die Uterusatonie mit sich, beispielsweise Medikamente zur Wehensteigerung, aktives Pressen über längere Zeit oder die forcierte Plazentageburt. In der hebammengeleiteten Geburt sind diverse Risiken minimiert, da nicht in natürliche Prozesse eingegriffen wird. Es gibt mehrere Studien die belegen, dass bei richtigem Kollektiv die hebammengeleitete, sprich interventionsarme Geburtsleitubg sicherer für Mutter und Kind ist. Viele Komplikationen, die immer wieder als Beispiel herhalten müssen, wie gefährlich Geburten seien, sind (Kranken)hausgemacht.

      • Martin Frey sagt:

        @Bretscher
        Wenn nur nicht Ihr letzter Satz wäre….
        „Viele Komplikationen, die immer wieder als Beispiel herhalten müssen, wie gefährlich Geburten seien, sind (Kranken)hausgemacht.“
        Eine ziemlich steile These, die Sie belegen können müssten. Ansonsten einverstanden.

      • Nina Bretscher sagt:

        @Martin Frey: ich arbeite als Hebamme im Spital und habe leider schon oft erlebt, wie unnötige Interventionen eine ganze Kaskade von Reaktionen und Komplikationen nach sich zogen. Nicht empirisch, aber mein Erfahrungswissen. Viel nützt eben nicht immer viel.

      • Martin Frey sagt:

        @Bretscher
        Jede Intervention hat das Potential, Reaktionen oder Komplikationen nach sich zu ziehen. Aber zuerst müssten Sie belegen, dass a) diese Interventionen allesamt unnötig waren (und das können Sie wohl nicht, aus mehreren Gründen) und b) diese sicherlich ab und zu vorkommenden Ueberbehandlungen Geburten sicherer, oder eben unsicherer machen wie Sie behaupten. Und dass c) all das gerade im Vergleich zu Naturgeburten wie zu Gotthelfs Zeiten den damaligen Risiken zumindest gleichzustellen ist.
        Wenn Sie das aber nicht können, sollten Sie eine solche pauschale Aussage m. E. nicht in die Welt setzen.

      • Lina Peeterbach sagt:

        Frau Bretscher, ich glaube nicht, dass die Dinge so einfach liegen, wie Sie sie darstellen. Die Interventionsspirale ist sicherlich eine Tatsache, aber lässt sich daraus tatsächlich eine unsichere oder risikoreichere Geburtssituation ableiten – oder eben vielleicht einfach eine „unnatürlichere“, im Sinne von z.B. einer höheren KS-Rate? Evtl. ergeben sich bei einem gewissen %-Satz Komplikationen, die aus einer medizinischen Intervention resultieren. Aber im Spital können diese Komplikationen dann eben auch meist gut überwunden werden, mit positivem Endresultat. Und da frage ich mich dann doch, womit man eher leben will: mit den Über-Interventionen (meist glimpflich), oder mit den Unter-Interventionen (potentiell fatal).
        NB: beides kommt in der Schweiz zum Glück äusserst selten vor!

    • Martin Frey sagt:

      Es geht hier aber nicht um Hausgeburten, muss man fairerweise sagen, sondern um primär hebammengeleitete Geburten in entsprechenden Geburtskliniken mit medizinischem Backup. Das ist ein Riesenunterschied, gerade auch bezüglich des Risikos für die Gebärenden wie auch Neugeborenen. Und ich nehme mal an, dass es bei den hebammengeleitete Geburten ebenfalls einen pädiatrischen Austrittsuntersuch geben wird.

      • Jänu sagt:

        Das Interview fängt folgendermassen an:
        „Frau Krebs, meine Freundin möchte demnächst ihr Kind zu Hause gebären. Sie fürchtet die Entfremdung vom natürlichen Geburtsvorgang im Spital und die Interventionsspirale.“
        Frau Krähenbühl bringt es tatsächlich fertig, NICHT über die Risiken einer Hausgeburt oder fern von medizinischer Versorgung im Notfall zu sprechen. Warum eigentlich nicht? Stört es das Wohlgefühl?

      • Martin Frey sagt:

        @Jänu
        „Frau Krähenbühl bringt es tatsächlich fertig, NICHT über die Risiken einer Hausgeburt oder fern von medizinischer Versorgung im Notfall zu sprechen. Warum eigentlich nicht?“
        Vielleicht weil sie doch so professionell ist, nicht schlecht über andere zu reden, sondern mehr sich auf sich selber und die eigenen Leistungen konzentriert? Und diese Frage so auch nicht an sie gestellt wurde?
        Wahlfreiheit heisst, möglichst unvoreingenommen, jedoch gut informiert seine Entscheide fällen zu können. Wie gesagt, wer das Restrisiko einer HG eingehen möchte, fein. Aber wenn Sie beginnen, dies und jenes schlechtzureden, dann sind Sie nicht besser als die Leute, die das tun weil sie sich damit einen Vorteil zu verschaffen glauben. Und von denen gibt es gerade bei dem Thema genügend.

      • Jänu sagt:

        „Wahlfreiheit heisst, möglichst unvoreingenommen, jedoch gut informiert seine Entscheide fällen zu können.“
        Eben. Über die Risiken einer Hausgeburt zu sprechen heisst nicht, Hausgeburten schlecht zu reden. Es nicht zu tun, ist eben einseitig. Vor allem, wenn man umgekehrt direkt mit dem Begriff „Entfremdung“ und „Interventionsspirale“ hantiert. Ist etwas widersprüchlich, Ihre Aussage.

      • Martin Frey sagt:

        @Jänu
        „…Es nicht zu tun, ist eben einseitig. Vor allem, wenn man umgekehrt direkt mit dem Begriff „Entfremdung“ und „Interventionsspirale“ hantiert.“
        Ich verstehe Sie gut, Jänu. Und Sie haben nicht unrecht. Im Rahmen eines richtigen Aufklärungsgesprächs muss und wird dies auch zur Sprache kommen. Die Schulmedizin ist es sich aber (leider) gewohnt, von bestimmten Seiten regelmässig angefeindet zu werden. Sie können nicht auf jede tendenziöse Aeusserung oder gar Provokation eingehen, das ist letztendlich eine Frage des Niveaus sowie der Professionalität. Diese Leute wollen notabene genau das erreichen.
        Wo aber jemand Unwahrheiten verbreitet wie hier, muss man dem sachlich etwas entgegentreten. Meist kommt dann ja nichts mehr… 😉 Was wiederum auch immer eine Aussage ist.

      • Jänu sagt:

        @MF: Welche Unwahrheiten? Ich verstehe Ihre Antwort nicht. Meinen Sie die Aussagen von Nina Bretscher? Auf so etwas gehe ich gar nicht ein. Ihre Antwort hat ja auch gereicht.
        Ein Interview zu führen, ist nicht das Gleiche, wie ein Gespräch unter Gleichgesinnten. Das sollte man als Journalistin eigentlich wissen. Zu einem Interview gehören auch Fragen, die weniger angenehm sind.

      • Martin Frey sagt:

        @Jänu
        Ja, ich bezog mich auf Aussagen wie die von NB.
        „Ein Interview zu führen, ist nicht das Gleiche, wie ein Gespräch unter Gleichgesinnten. Das sollte man als Journalistin eigentlich wissen. Zu einem Interview gehören auch Fragen, die weniger angenehm sind.“
        Auch da, Sie haben recht. Aber nochmals, wenn Sie jedesmal sich enervieren, wenn teils elementarste Dinge nicht erfüllt sind, wenn Sie merken wie tendenziös nur schon die Fragen inkl. Wording/Framing sind, wollen Sie immer und überall darauf anspringen?
        Ich kritisiere die Medien oft genug, das Interview lässt für mich auch Fragen offen, allein schon dadurch, dass die persönliche Haltung der Interviewerin klar erkennbar ist. Zudem lässt sie Dinge weg und hakt andernorts nicht nach. Aber so ist Journalismus ein Stück weit.

    • Muttis Liebling sagt:

      Mit der Begründung sollte man sich auch nur unter ärztlicher Kontrolle rasieren. Es gibt immer ein basales Risiko, bei jeder Handlung auch immer. Der Wunsch, permanent Risiken zu minimieren, endet im Modell des begleiteten Pinkelns.

      Menschen sind eben sterblich, werden irgendwann schwer krank und müssen bisweilen schwer leiden. Das ist gut so, weil es Teil des Lebens ist.

      • Jänu sagt:

        Ihre Kommentare sind ja meistens ganz geistreich, aber dieser Vergleich hier ist es nicht.
        Sie könnten auch ganz einfach so antworten, es tönt auch gut, aber das heisst ja nicht, dass jedes Risiko eingegangen werden muss:
        „Das Leben ist ein Risiko und endet immer tödlich.“

        PS @MF. Habe nicht über Hausgeburten geredet, sondern angemerkt, dass ein wichtiges Thema im Interview fehlt.

    • 13 sagt:

      Hier geht es zwar nicht um eine Hausgeburt, sondern um etwas komplett anderes, aber trotzdem:
      Wieviele Todesfälle bei Hausgeburten oder z. Bsp. in Geburtshäusern haben wir denn in der Schweiz in den, sagen wir mal letzten 10, Jahren?
      Tatsache ist, dass gerade Hebammen bei solchen Geburten ausserhalb des Spitals sehr schnell reagieren und bei der kleinsten Komplikation verlegen, noch weit weg von Leben und Tod. Da wird nicht lange gefackelt, das könnte sich keine Hebamme und kein Geburtshaus leisten.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Eine gute und wichtige Frage, 13, die ich auch schon mit SP einer der berüchtigten Endlossschlaufen durchdiskutiert habe. Die möchte ich nicht wieder aufnehmen.
        Denn ein „Problem“ (respektive Bias), wenn man so will, aus meiner Sicht besteht darin, dass es eben dank den nahen räumlichen Gegebenheiten kaum mehr Todesfälle unter der Geburt gibt. Auch weil wie Du richtig sagst, Hebammen aus Hausgeburten oder Geburtshäuser bei den kleinsten Problemen die Kinder verlegen, Risikoschwangerschaften zudem wohl kaum durchführen. Und da die Geburten, bei denen etwas schief geht, zwar meist überleben (wenn auch vielleicht behindert) aber grundsätzlich ins Akutspital verlegt und dort teils monatelang weiterbetreut werden, was denkst Du, in welcher Statistik erscheint dieses Kind? 😉

      • 13 sagt:

        @ MF
        Schon klar, das ist wie die Vergleichsstatistik Regiospital vs Uniklinik, aber wie oft ist diese schwere Beeinträchtigung eine Folge der versuchten ausserklinischen Geburt? Auch wenn es dazu vermutlich wenig statistische Daten gibt, wäre das doch ein gefundenes Fressen für die Presse (siehe den Fall der Hausgeburtshebamme in D vor ein paar Jahren) und auch dies könnte sich kein GH oder Hebamme leisten. Ich sage ja nicht, dass es bei der ausserklinischen Geburt keine Komplikationen gibt, wobei ich aus eigener Erfahrung nicht bezweifle, dass einige durch die Geburtsumgebung verursacht wurden, sondern dass, wie Du auch sagst, sehr gut geschaut wird, wen man nimmt, und auch sehr schnell reagiert wird, so dass m.E. die Gefahr nicht grösser ist, als wenn man von Anfang an im Spital ist.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Wie Du sagst, es gibt m. E. nicht viele saubere Daten. Niemand hat zudem ein Interesse, freiberufliche Hebammen oder GH schlecht zu machen. Spitäler nicht, zudem sind die an die Schweigepflicht gebunden, die GH auch nicht.. 😉
        Mit Deinem Umkehrschluss „so dass m.E. die Gefahr nicht grösser ist, als wenn man von Anfang an im Spital ist.“ bin ich jedoch nicht einverstanden. Und zwar einfach darum, weil gewisse Dinge in einem gewissen Prozentsatz der Schwangerschaften einfach passieren. Und die unproblematische Schwangerschaft hat im Spital entgegen der Aussage von Fr. Bretscher natürlich kein höheres Risiko, die unproblematische GH Geburt kommt idealerweise nur daran heran. Es sind die problematischen Schwangerschaften und Geburten, die den Unterschied ggf. ausmachen.

      • 13 sagt:

        Natürlich geht es um problematische Geburten und nicht, dass persönliche Erfahrungen statistisch eine Relevanz hätten, aber trotzdem: Ich habe mein 1. Kind mit einer hebammengeleitenden Geburt im Spital geboren, das 2. mit einer „klassischen“ Spitalgeburt und das 3. war im Geburtshaus geplant, es kam zur Verlegung, bei der Geburt waren jedoch trotzdem nur zwei Hebammen anwesend, die Ärztin sah ich nach über 1 h nach der Geburt.
        Wenn auch subjektiv, so muss ich sagen, dass ein Risiko wohl bei der 2. Geburt am höchsten war, weil das ganze Personal v.a. mit Abwesenheit glänzte.
        Bei der 3. geschah die Verlegung innert 20 Min. vom Entscheid bis zum Spitaleintritt. Ab Spitaleintritt bis zum Eintreffen des Arztes vergingen knapp 2 Stunden. Schnelleres Reagieren? Ich bin skeptisch.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Aus einer gewissen Erfahrung: Solche Verlegungen sind oft Vorsichtsmassnahmen, wie richtig gesagt. Schon bei der Aufnahme wird triagiert. Und wenn es beim Eintreffen im Spital wirklich „brennen“ würde, hätten Sie innert Minuten das Team auf der Matte, das notwendig ist.

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Wenn ich schon angesprochen werde, äussere ich mich gerne dazu. Es ist nun mal nicht nur das „Zurück zur Natur“, sondern auch die Erfahrung mit Ärzten, die zwar vordergründig freie Wahl lassen, im Zweifelsfall aber sehr viel Druck ausüben das „Richtige“ zu tun, die Frauen auf die Idee bringen, lieber ohne Ärzte zu gebären. Die Pathologisierung der Geburt ist für viele ein Problem.
        Die je nach Kanton und Spital sehr unterschiedlichen Kaiserschnittraten helfen auch nicht gerade mit, das Vertrauen in das angemessene Handeln/Empfehlen von Ärzten aufzubauen.
        Persönlich finde ich es gut, wenn die Differenzen zwischen Ärzten und weiteren Fachgruppen ausgeräumt werden, und man miteinander arbeitet. Jeder da, wo er/sie wirklich kompetent ist.

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