«Beide Elternteile sollten einen 80-Prozent-Job haben»

Eine Familie, zwei Karrieren: Jeder muss auf sein eigenes Fundament von Ausbildung und Berufserfahrung achten. (Foto: iStock)
Tatjana Bandinu* coacht viele Frauen beim beruflichen Wiedereinstieg. Ein Gespräch über Geschlechterkampf im Job, das klassische Rollenmodell – und Fehler, die vor allem Frauen begehen.
Tatjana Bandinu, wie zeigt sich «Geschlechterkampf» in der Arbeitswelt?
Der zeigt sich am deutlichsten auf Managementstufe und den Stufen darüber. Es geht um die Frage, wer welche Kompetenzen erhält; aber es geht auch um das Salär und um den Anteil Frauen auf Führungsebene. Chefpositionen sind zu 80 Prozent von Männern besetzt, hier herrscht noch eine grosse Ungleichheit. Das wiederum hat Auswirkungen darauf, wie Entscheide getroffen werden, aber auch auf die Strategie und Unternehmenskultur.
Will heissen, Frauen brauchen sich noch immer der Männerwelt anzupassen, wenn sie beruflich weiterkommen möchten.
Ja, oft ist es so. Aber auch für Männer kann das herausfordernd sein. Auch sie müssen mitspielen und ihre Ellenbogen ausfahren, nur gestaltet es sich für sie vielleicht etwas einfacher.
Weil Männer bei einem Vorstellungsgespräch nicht nach der Betreuungssituation ihrer Kinder gefragt werden?
Ja, zum Beispiel. Bei Männern ist das nie ein Thema, auch wenn sie vier Kinder haben. Frauen erleben das aber oft. Die Ungleichheit beginnt bereits bei solchen Interviewfragen und geht danach weiter.
Sie coachen oft Frauen bei ihrem beruflichen Wiedereinstieg. Wie helfen Sie ihnen dabei?
Sie brauchen sich selbst bestimmte Fragen zu stellen, etwa: Wer bin ich? Was kann ich gut? Was motiviert mich? Hat man diese Fragen für sich geklärt, weiss man schon sehr viel mehr, wohin es einen beruflich zieht, was man erwartet und was zu einem passt. Ich helfe meinen Klienten oder Klientinnen bei diesem Prozess. Interessanterweise erlebe ich immer nur Frauen, die einen beruflichen Unterbruch über mehrere Jahre hatten, nie Männer. Frauen konzentrieren sich während ein paar Jahren voll auf die Familie. Das hat mit der klassischen Rollenverteilung zu tun, aber nicht nur. Hausmänner steigen meist nicht ganz, aber vor allem nie so lange wie Frauen aus dem Berufsleben aus. Sie arbeiten weiterhin als Freelancer oder pflegen wenigstens ihr Netzwerk.
Will heissen: Frauen, die sich ganz aus dem Job zurückziehen, um sich voll um die Familie zu kümmern, begehen einen Fehler?
Aus Karriereperspektive, ja. Doch nicht, wenn sie sich bewusst dazu entschieden haben und sie ihre Perspektiven mit den möglichen Konsequenzen kennen. Ansonsten wird es schwierig.
Schwierig inwiefern?
Fakt ist, dass es mit jedem weiteren Jahr Abwesenheit schwieriger wird, wieder in den Job einzusteigen. Denn Teilzeitstellen sind rar und meist anspruchslos, fordern aber dennoch ein hohes Mass an zeitlicher Flexibilität. Heutige junge Frauen haben zum Glück meist gute Ausbildungen, sie besitzen einen Master oder Bachelor. Dadurch finden sie einen einfacheren Einstieg nach einem Unterbruch. Besitzt jemand aber lediglich einen Lehrabschluss und setzt mehrere Jahre aus, ist ein Wiedereinstieg schwieriger. Die jüngere Konkurrenz wird im Bewerbungsprozess oft bevorzugt. Dies ist keinesfalls geschlechterspezifisch.
Was sollen Mütter und Väter beherzigen, die ein paar Jahre für die Familie da sind und kaum erwerbstätig sind?
Sie sollen sich während ihrer Auszeit weiterbilden oder sich an eine neue Ausbildung wagen sowie den Kontakt zu ehemaligen Kollegen oder Vorgesetzten nicht verlieren. Dass man sein Netzwerk pflegen soll, geht oft vergessen.
Männer monieren regelmässig, dass die Wahlfreiheit zwischen Teilzeit und Vollzeit meist nur Frauen zusteht: von den Arbeitgebern, aber auch in der Beziehung. Wie erleben Sie das?
Es ist für beide Geschlechter nicht einfach. Beide müssen sich darauf ausrichten, dass Job und Familie gemeinsam möglich sind. Auch ich habe mir diese Freiheit erschaffen. Uns Frauen ist bewusst, dass wir so beruflich langsamer vorankommen. Will ein Mann Teilzeit arbeiten, muss auch er die oft damit verbundenen Konsequenzen hinnehmen – das heisst weniger Verantwortung im Job und eine langsamere Beförderung. Ich bin überzeugt, dass die meisten Männer reduzieren könnten und ein 80-Prozent-Pensum bewilligt wird, auch auf allerhöchster Stufe. Es gibt ausreichend Belege und Beispiele dafür, dass dies funktioniert.
Männer könnten also durchaus reduzieren, wenn sie wollten?
Auch sie haben eine Wahl. Viele Arbeitgeber tun sich noch immer schwer mit Teilzeitarbeit, das stimmt. Doch will man unbedingt das Pensum reduzieren und der Arbeitgeber nicht, so müssen die Prioritäten klar sein. Allenfalls muss man sich nach einem anderen Job umsehen. Interessant ist ja, wie sich die Situation verändert, wenn plötzlich eine Scheidung ansteht. Dann beginnen Männer und Frauen, sich von eingefahrenen Mustern zu lösen, und werden flexibler.
Wegen einer Scheidung oder Trennung wird Teilzeit plötzlich möglich?
Väter betreuen dann öfter ihre Kinder. Sie holen sie vom Kinderhort ab und sind vermehrt allein für sie verantwortlich. Sie erleben plötzlich den Spagat zwischen Job und Kindern. Durch diese Erfahrung findet oft ein Umdenken statt. Und das ist wichtig, denn nur wenn wir persönlich unsere Einstellung ändern, kann sich diese auch in den Firmen ändern.
Halten Sie Paare, die am klassischen Rollenmodell festhalten, für blauäugig?
Ja, wenn die Wahl nicht bewusst und reflektiert getroffen wird. Man braucht sich nur die Perspektiven anzuschauen und zu überlegen, wie die Situation in 20 Jahren sein wird. Im Leben passiert Unvorhergesehenes wie Krankheit, Trennung, Tod. Das eigene Fundament muss finanziell, von der Ausbildung und der Berufserfahrung her stabil sein.
Welches Modell halten Sie für beide Elternteile für das beste?
Wenn beide zu 80 Prozent erwerbstätig sind. Es ist die ideale Ausgangslage. Mann wie Frau bleiben in ihren beruflichen Positionen mit besseren Entwicklungschancen und betreuen zudem die Kinder. Aber egal für welches Modell sich ein Elternpaar letztlich entscheidet: Verantwortung übernehmen bedeutet auch, dass man einander zuhört und auf die jeweiligen Bedürfnisse eingeht sowie die Konsequenzen in Kauf nimmt.

* Tatjana Bandinu ist Psychologin und Coach bei Advice Versa. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern.
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Themenschwerpunkt «Geschlechterkampf»: Diese Woche widmet sich der Mamablog Gender- und Vereinbarkeitsfragen. Unsere Autorinnen und Autoren beleuchten Missstände, Kämpfe und Krämpfe – beschreiben aber auch persönliche Einsichten und Lösungsansätze, wie die Geschlechter partnerschaftlich miteinander umgehen können. Wir freuen uns auf angeregte Diskussionen und wünschen viel Spass. Die Redaktion.
80 Kommentare zu ««Beide Elternteile sollten einen 80-Prozent-Job haben»»
Pauschallösungen helfen bekanntlich nur dem Papiertiger, der diese formuliert hat. Die Realität ist komplexer und muss mehr Faktoren berücksichtigen, um das System, in dem man lebt, zu stützen. Start-ups: suche, wer wirklich nur 80% arbeitet. Nachtarbeit: 80% von was? Vom Schlaf, der die jeweilige Person braucht? Globalisierung: um 17 Uhr ist fertig? Sagt der Kunde aus Seattle auch? Jobwechsel: Wenn’s nicht passt, sucht man sich einen anderen Job? Ob man ihn auch findet mit 50+?
Irgendwie typisch für die Zeit. ICH, ICH, ICH, ohne wenn und aber. Tönt wie ein Kind, das vor dem Coop-Regal (Schokolade, Spielsachen, Süssigkeiten etc.) steht… Sagt man dann: „ist ok“, „ja, aber…“ oder „sicher nicht“? Kinder wollen/können auch nicht mit Konsequenzen umgehen. Können es PapiertigerInnen?
Endlich einmal ein Beitrag zur Vereinbarkeitsthematik. Darüber habe ich in dieser Zeitung noch nie etwas gelesen.
Wie gut geht es der büntzligen Schweizer Mittelschicht und möchte gern fortschrittlich Denkenden doch geht!
Bravo, wer es sich leisten kann, nicht 100% arbeiten zu müssen. Leid tun mir die Kinder, die man vor zuviel Fremdbetreuung schützen will und möglichst nur mit Mami und Papi aufwachsen. Ziemlich anmassendes und egoistisches denken der Eltern. –
Wir arbeiten beide 100% , 4 Kinder mit Hort , Krippe ohne Grosseltern- und es funktioniert. Unser Kinder sind sozial hoch kompetent , glücklich und sehr zufrieden mit unserem Model-und wir auch, da uns tolle Betreuungspersonen von Hort und Krippe unterstützen und wir hochentspannt sind und die Zeit mit unseren 4 Kids voll geniessen .
Ich habe es erlebt wie andere auch : einen Job zu 80% ist in der Realität wieder ein 100%. Früher, mit 100% wars dann 120%. Also für mich gibt es nur noch 50% oder 100%, alles andere ist demotivierend.
Habe im Umfeld einige Väter gekannt, die einen Tag Kleinkinderbetreuung übernommen haben. Spätestens ab dem Schulalter wars bei allen gelaufen. Die Karrieren der Männer heben ab und sie arbeiten 120 Prozent zu unregelmässigen Arbeitszeiten.
Es braucht vielleicht einfach etwas Zeit?! Gerade eben noch war es undenkbar dass der Mann Kinder hütet und die Frau arbeitet, jetzt schwingt das Pendel vielleicht für einige zu weit. Aber es braucht Zeit, dass es auch gesellschaftlich ok ist für den Mann dann bei der Grillparty nicht zwischen Tür und Angel zu stehen; sprich als Hausmann mit den Frauen die Themen zu teilen aber dann von deren Männern schief angesehen zu werden oder als Karrierefrau von den anderen Müttern. Jede Familie ist anders. Aber was in Skandinavien geht sollte bei uns auch möglich sein. Für die Kinder finde ich den alltäglichen Kontakt zum Papa gensuso wichtig wie zur Mama und bei den heutigen Scheidungsraten ist für beide nicht falsch finanziell unabhängig zu bleiben, oder?
Ich finde die 80 /80 Regel nicht schlecht wir handhaben es auch so – wobei bei uns alles ein bisschen anders strukturiert ist da wir beide manchmal auch bis spätabends oder am Wochenende jeweils 12h arbeiten pro Tag. Aber funktioniert alles bestens wenn man flexibel ist, und haben zur Unterstützung Hort, Babysitter u Putzfrau. Auch kennen wir lässige Familien wo man übers WE mal nur mit den Vätern u nur einem Kind abmacht. Finde ich sehr gut nicht immer im Familienband am WE zusammenzuhocken. Bringt Abwechslung u stärkt die Kinder!
Und an alle Frauen spätensens wenn das jüngste Kind in der Schule ist wird es als nur Hausfrau sehr langweilig – außer man findet seine Erfüllung in putzen kochen Haushalt. Die Kinder werden neben der Schule bald ihren eigenen Hobbies nachgehen!!
Sinnvoll ist es nicht pro Woche oder Monat diese 80 Prozent zu machen. Besser 80 Prozent pro Jahr, dann kann man richtig lange oder anstrengende Reise machen.
Falscher Ansatz
80/80 funktioniert nicht, ist schädlich für die Kinder, zuletzt auch für die Volkswirtschaft. Sehr wohl würde es eine faire Variante für alle Beteiligten geben. Politische Anpassungen, Bildungswesen bereits vorhanden, mit super Möglichkeiten.
Ps: selber Vater von 4 Kinder mit Nachdiplomstudium, Ehefrau mit nachträglicher Matur.
Wir könnten Familien finanziell und gleichzeitig in der Bildung födern, schwergewicht auf die Frau, dass funktioniert und viele Ehen würden sogar noch sozial gestärkt. Ich verstehe viel heutige Ansätze nicht, alles viel zu kurzfristig überdacht, keine realen Lösungsvorschläge.
Wir arbeiten 80/80 und es funktioniert.
Sowohl der Blog, als auch ihr Kommentar sind viel zu apodiktisch.
Weder ist 80/80 für alle das Optimum, noch funktioniert 80/80 generell nicht.
80/80 kann funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ich habe eine Stelle angetreten, die weniger Herausforderungen und Spannung bietet, dafür geregelte Arbeitszeiten mit viel Flexibilität, keine Nacht-, Wochenend-, Pikettdienste. Das ermöglichte es meiner Frau von 60 auf 80% aufzustocken, nachdem das jünger Kind 8,5 Jahre alt war. Dies auch dank Unterstützung von Eltern und Schwiegereltern in der Kinderbetreuung und dank Mittagstisch der Schule.
Es kommt eben immer auf die Rahmenbedingungen an.
80/80 setzt Flexibilität bei beiden Parteien voraus. Ich möchte z.B. wann immer möglich meine Kinder morgens in die Kita bringen und abends abholen. Aber manchmal geht das nicht, und das ist auch ok – dann organisiere ich mich bestmöglich mit meinem Mann.
Wenn viel los ist, arbeite ich mal am Abend oder am Wochenende noch ein paar Stunden. Oder ich arbeite mal 1 Woche 100%, die nächste dafür 60%, und organisiere das mit meinem Mann.
Unsere Arbeitgeber sind flexibel, und wir sind es auch. Damit fahren wir seit 4 Jahren sehr gut. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Klar geht das nicht immer und überall, aber in vielen klassischen Büro / Management-Jobs sind solche Modelle gut umsetzbar. Wir sind auch nicht die einzigen in der Firma!
Achzigachzig war bei uns einfach perfekt. Okay, wir arbeiteten damals in der selben Firma und sogar im gleichen Job. Papa brachte das Kind in die Krippe, Mama holte es ab. Wenn es mal krank war, waren wir flexibel, was auch dem Arbeitgeber zugute kam. Dazu kam das vergleichbare Gehalt. Heute ist das Kind 20- und hat ähnlich gute Erinnerungen wie wir. Privilegierte Situation? Vielleicht. Aber da sich ja nicht wenige Paare via Arbeitsplatz kennenlernen, ein Modell nicht nur für einzelne.
Warum finden eigentlich alle die 80%(Mann)/80%(Frau) Lösung so schlimm, aber 100%(Mann)/60%(Frau) sind ganz normal? Nur weil die beiden Tage einmal vom Vater und einmal von der Mutter abgedeckt werden, und nicht beide von der Mutter? Wir teilen 80/80 und sind glücklich mit dieser Lösung (die Kinder übrigens auch – sie lieben die 3 Tage Krippe sowie den Mama- und den Papatag).
Also nein Christina, wo kommen wir denn da hin, wenn nicht jedes Paar die Bünzlilösung er Vollzeit sie Teilzeit „um noch etwas unter die Leute zu kommen“ arbeiten würde. Das geht ja gaaaar nicht ;D
@Synn
Wenn Sie verlangen, dass dem von Ihnen gewählten Modell Akzeptanz entgegengebracht werden soll, starten Sie doch bitte damit sich nicht (pseudo-)lustig über andere Modelle zu machen. Toleranz ist keine Einbahnstrasse!
Wir arbeiten übrigens ebenfalls nicht 80/80 🙂
In meinem Umfeld sind 100/40 eher die Regel. Und die 40% Betreuung werden meist durch die Grosseltern geleistet.
Aber ich gebe Ihnen absolut recht, wir leben auch 80/80 und sind 100% glücklich damit. Beide Eltern haben eine berufliche Perspektive, die Kinder sind gerne in der Kita, freuen sich jeweils auf Mama- und Papatag und wir geniessen das gemeinsame Wochenende.
@Röschu
Obwohl ich das so geschrieben habe, sollte das kein Angriff auf irgendein Modell sein, sorry. Es sollte eher die Aussage von Christina unterstreichen.
Völlig einverstanden. Ein sehr gangbares Modell, das vermehrt zu propagieren ist. Die Gemeinschaft hat ein sehr grosses Interesse an diesem Modell. Im Gegensatz zum lange zu unrecht gerühmten und sehr riskanten traditionellen Rollenverständnis. Aber es beginnt langsam in die Köpfe zu sinken. Gut so!
Seit ich über solche Statement nachdenken kann (>1974) hat sich kaum etwas geändert. Da sitzen also irgendwelche Theoretiker und überlegen sich in ihrem Kämmerlein, was es wohl bedürfe für eine schöne neue heile Welt. 80:80 ist ja ein interessantes Model – aber gibt es überhaupt noch genug Arbeit respektive Arbeitsmodelle, wo so etwas realisierbar ist ? Viel wichtiger wäre es nach meiner Meinung, sich einmal um die zunehmende Zahl von Menschen ohne Arbeit Gedanken zu machen. Wie man deren Leben finanzieren will. Und Nein – es sind nicht alle faule Menschen, die es sicherlich auch darunter gibt. Ein Grossteil davon ist halt nicht mehr im Fokus der Wirtschaft. Mutig, wer heute noch Kinder in die Welt setzt !
Ich bin mit einigem, was Bandinu aussagt, überhaupt nicht einverstanden. Aber es ist müssig, darüber im Detail zu diskutieren.
Viel mehr würde vermutlich die Situation verbessert, wenn die Politik die Steuern dem „Unternehmen Familie“ anpassen würde. Ich sehe nicht ein, warum z.B. nur ein Teil der Kosten für den Kinderhort abgesetzt werden kann, aber sogar gar nichts für einen Haushälter, Babysitter, Putzer etc. , dem man Lohn zahlt, AHV und Versicherung.
Wer sich „2 x 80%“ leisten kann, aber lieber „2×100%“ arbeitet, sollte die Möglichkeit erhalten, das zu tun, indem der Haushalt anderweitig vergeben wird. Unter dem Strich profitierte der Staat davon, weil gerade in dem Bereich vermutlich sehr viele Arbeitssuchende existieren.
Die Neidpolitik, „Reiche“ profitieren, ist Unsinn.
Immer wieder dieselbe Frage: Machen Kinder Sinn, wenn sie weder von Vater noch von Mutter betreut werden können. Und: Jedermann weiss, dass Teilzeitarbeit teurer ist als eine Vollzeitstelle. Was heisst das für den Verbraucher? Aber die Frage aller Fragen: Wie um Himmels willen, haben die Menschen vor 40,50 Jahren arbeiten Kinder kriegen und leben können?
Das Modell, in dem sich ein Elternteil vollumfänglich um die Kinder und den Haushalt kümmern konnte, war ein Privileg und nur von kurzer Dauer. Vorher mussten beide Elternteile arbeiten um die Familie versorgen zu können- überspitzt formuliert: die Männer als Jäger, die Frauen als Sammler. Die Kinder wurden in der Sippe von Grosseltern, Geschwistern, anderen Verwandten oder Bekannten betreut. Heute bewegen wir uns wieder dahin zurück, nur übernimmt die Krippe jetzt die Funktion der Sippe .
Schade, dass niemand die Kinder fragt…
Wer für die berufliche Karriere lebt, soll sich überlegen, ob Kinder Sinn machen. Gilt für Männer und Frauen…
Wir arbeiten sowieso zu viel und leben zu wenig. Also lieber 50:50, oder 40:60.
Ich halte die 80/80-Familie für absolut realistisch und bis weit ins einfache Angestelltenmilieu hinein auch für machbar. Voraus gesetzt, man stellt den Beruf zumindest so weit hinten an, dass man auf eine Karriere weitgehend verzichten kann. Warum es sich bei der Teilzeit/Teilzeit-Familie bis dato trotzdem um die zweit seltenste Familienform auf der ganzen Welt handelt, bleibt genauer abzuklären. Eines ist allerdings klar: An den Männern alleine liegt es ganz bestimmt nicht, wie immer insinnuiert wird!
Wir hatten mal 70(m) und 80(w)% Pensen mit zwei kleinen Kindern. War familientechnisch nicht sehr gemütlich. Vielleicht wenn man gar nicht pendeln muss und keine anderen Verpflichtungen hat ok, aber eigentlich zu viel.
Sollten, müssten, hätten, dürften … und schon sind wir wieder in einem Dilemma ohne die wichtigen Fragen überhaupt zu benennen. Kinder brauchen Eltern die sie erziehen, wer diese Rolle übernimmt, ist egal. Falsch ist es sie fremdzuplatzieren. Auch falsch ist es aus Sicht der Vorsorge / Pensionkassen Teilzeit zu arbeiten, dass ist nur etwas für überdurchschnittliche Verdiener. Auch falsch ist es der Industrie nachzugeben ohne zu fragen, weshalb ein Verdienst während und nach der Arbeitszeit nicht mehr reicht um während der Arbeit und nach der Pension anständig zu leben!
Beide Elternteile sollen 80% arbeiten. Ein Beispiel:
MO-DO arbeitet der Mann, am FR betreut er die Kinder zu Hause
DI-FR arbeitet die Frau, am MO betreut sie die Kinder zu Hause.
SA/SO betreuen beide die Kinder gemeinsam.
DI, MI & DO müssen die Kinder in eine Krippe / Hort.
Find ich jetzt nicht ganz so schlimm, wie es sich zuerst angehört hat, aber trotzdem ist dies fast die hälfte der Tage der Woche. (3.5 wäre die Hälfte von 7)
Besser jemand könnte 60% oder sogar beide 60% arbeiten. Schliesslich gäbe das immer noch ein Gehalt von 120% welches bei nicht allzu teurem Lebensstil locker ausreichen sollte. Meine Meinung.
Wir handhaben es genauso wie von Ihnen beschrieben, ausser dass die Grosseltern noch einen der drei Krippentage übernommen haben. Und es ist wirklich nicht ganz so schlimm, wie es sich zuerst anhört (Augenroll).
Wir hatten es lange auch je 80%, wobei wir die Arbeitszeit deshalb auf 6 anstatt 5 Arbeitstage erstreckt haben. Jedes Elternteil 2 Tage, 2 Tage Kita, ein Familientag. Das war eine sehr gute Lösung. Das Probleme sehe ich gerade nicht. Gerade wenn die Kinder in der Schule sind, sind ja die Stunden im Hort wirklich nur noch wenige. Und oftmals haben die Eltern die Möglichkeit, dass einer früh beginnt und abends auch früh heimkommt und der andere die Kinder morgens in die Schule schickt.
Der Unterscheid zwischen 60 und 80 ist oft nicht so sehr der Lohn, aber umso mehr Aufstiegschancen und Kompetenzen. Aber das je nach Branche und einzelfallspezifisch. Es gibt auch Ausnahmen.
Wir machen es genau so. Und es ist wirklich nicht schlimm 😉 im Gegenteil, für uns und unsere Tochter ist es so sehr stimmig. Sie liebt auch die Krippe und all ihre Freunde und Freundinnen dort 🙂
Ich danke für eure Antworten! 🙂 Schön zu hören, dass es so gut klappt!
Je 80% mag in gewissen Situationen eine gute Wahl sein, wohl aber nicht überall (insb. bei Managementfunktionen bei welchen selbst 100%, i.e. fixer Feierabend zB um 18.00h, nicht möglich ist).
Ob 2×80% ökonomisch Sinn macht, ist eine andere Frage. Letztlich muss das jeder für sich entscheiden
Doch ist möglich. Mein Mann ist Senoir Partner bei einer der big4 und ich in de Geschäftsleitung einer Firma mit rund 1000 MA. Wir beide arbeiten 80% und machen spätestens um 17:30 Feierabend.
@Sabine
Wäre dieses Modell für ALLE ihrer 1000 MA ebenfalls möglich?
@Röschu
Alle kann ich nicht abschliessend beurteilen, da ich nicht jede Familiengeschichte kenne. Aber bei uns ist 80% die Norm, viele arbeiten auch weniger. Daher würde ich sagen, für fast alle JA!
“Beide sollten 80% arbeiten“- äh, hallo?! Wie wärs mit Löhnen, die hoch genug sind, dass eine Familie von einem Salär leben kann?
Warum? Ist der andere Elternteil nicht arbeitsfähig? Eigentlich eine unglaubliche, schweizerische Arroganz, dass von der Arbeitsleistung einer Person 4-5 Personen (gut) leben sollten. Das geht dann auch nur mit sehr tiefen Abzügen, Steuern etc. für die Gutverdienenden. Die Hälfte, die unter dem Medianlohn ist, spürt eher den damit zusammenhängenden Abbau der Sozialleistungen als die tieferen Abzüge/Steuern und muss im Schnitt eher mehr arbeiten oder kann sich keine Kinder leisten.
@13
Tatsächlich, extrem arrogant, einen Lohn zu haben, von dem eine Familie leben kann. Allerhand so öppis! Bringen wirs auf den Punkt: Wer nicht von der Sozialhilfe lebt, ist ein arroganter Sack.
Wir könnten vom Salär meines Mannes alleine leben, doch ich MÖCHTE aus allerlei verschiedenen Gründen ebenfalls berufstätig bleiben. Ich hoffe, ich habe Ihr Weltbild jetzt nicht zu sehr erschüttert.
@ Jane
Was? Egoistische, selbstverwirklichende Rabenmutter 😉
Aber im Ernst: Der Umstand, dass Ihr Mann gut verdient und Sie trotzdem arbeiten, könnte man ja auch so auslegen, dass er zuviel arbeitet. Denn Sie könnten ja offensichtlich von einem Teil seines heutigen Lohnes und ihrem Lohn leben. Aber so wird das selten betrachtet. Es heisst dann immer so furchtbar: „Die Frau muss nicht arbeiten.“
@13: Ja, das stimmt, wir könnten finanziell gesehen mit weniger Stellenprozenten überleben, doch wenn mein Mann weniger als 80% arbeiten würde, wäre es schwierig für ihn, eine Stelle zu finden, die seinen Qualifikationen entspricht. Das gilt auch für mich. Da ich das für eine Verschwendung der guten Ausbildung halte, ist 80%/80% für uns die beste Lösung. Und nebenbei, auch wenn das in der Schweiz nicht gerne gesehen wird, ich finde, auch als Mutter darf man noch etwas egoistisch sein 😉
Ja, das kann ich gut nachvollziehen und ich verurteile ja ganz sicher nicht Ihr Modell, i m Gegenteil.
Ich finde es einfach immer wieder bemerkenswert, zu welcher Interpretation das führt, wenn ein Paar mehr arbeitet, als es für den Lebensunterhalt tatsächlich notwendig wäre. Nie höre ich dann, dass er zuviel arbeitet. Aber Sie haben natürlich recht, das Bild der aufopfernden Mutter wird hierzulande sehr gross gehalten.
Nicht wirklich mit dem Thema zu tun aber: ich habe 1-2 Jahre mal 80% gearbeitet. Schlussendlich durfte/musste ich meine gewohnte Arbeit erledigen – d.h. gleich viel Arbeit erledigen in weniger Zeit und ich bekam aber nur 80% Lohn. Für mich wäre es also nix.
Sie hätten einen Tag „homeoffice“ statt 80 Prozent verlangen sollen.
Zitat:
Wenn beide zu 80 Prozent erwerbstätig sind. Es ist die ideale Ausgangslage.
Vielleicht was das Berufliche betrifft, aber was ist mit den Kindern?
Kein Problem für die Kinder. Im Gegenteil. Ich spreche aus Erfahrung.. 🙂
Und wer denkt an das, was das Kind möchte? Warum hat man Kinder (gilt für m wie w) ?
Sorry, Sie sind im falschen Zeitalter gelandet.
Wobei ich Ihre Frage bestens verstehe.
Ich denke an meine Kinder. Und weil sie allen viel Freude bringen 🙂
80%-Pensum bedeutet in der Praxis meiner Erfahrung nach häufig 100%iges Arbeitspensum zu 80%iger Entlohnung. Daher ist die hier empfohlene Ideal-Lösung mMn nicht effizient.
ja und? dafür haben sie die kinder einen tag und die kinder haben sie. da nehm ich gerne den finger raus und mache die arbeit von 5 tagen an 4.
@lara
Wenn das für Sie und ihre Familie so ok ist, ist selbstverständlich nichts dagegen einzuwenden. Jede/r soll das Modell wählen und Leben, dass für sie/ihn am besten passt.
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Ich persönlich bin aber überzeugt, dass es eine bessere Lösung gibt als meinem Arbeitgeber einen Fünftel meines Lohnes zu schenken.
Aber warum machen Sie das mit 80% Bezahlung. Ich arbeite Freitags auch nicht und bin mit den Kindern.. Aber ich arbeite dafür Montag, Dienstag und Mittwoch mehr – und bekomme mein 100% Gehalt.
80% Verträge kommen meiner Erfahrung nach nur den Arbeitgebern zu Gute.
Das war bei mir genauso. Auch eine anspruchsvolle Arbeit kann einem leichtfallen – vor allem, wenn sie geschätzt wird.
Danke für den etwas gemässigten Wochenschluss. Mann und Frau haben beide die gleichen Chancen – nutzen wir sie und jammern nicht immer. In der Realität gibt’s nur Salär gegen Leistung.
„Frauen brauchen sich noch immer der Männerwelt anzupassen“ – Falsch: Es ist die Arbeitswelt, der wir uns alle anzupassen haben. Korrekt wäre allenfalls, dass mehr Männer Führungspositionen bekleiden, die Türe dazu steht aber allen – mit entsprechendem Einsatz – offen.
„Im Leben passiert Unvorhergesehenes wie…“ – Absolut korrekt. Hinzu kommt noch, dass ab 45 die Jobsituation sich dramatisch verschlechtern wird.
Schönes Wochenende!
„Frauen brauchen sich noch immer der Männerwelt anzupassen“ – Falsch: Es ist die Arbeitswelt, der wir uns alle anzupassen haben.
Auch falsch: Die Arbeitswelt, so wie sie heute noch mehrheitlich ist, wurde von Männern ohne Betreuungsaufgaben (da Hausfrauen zu Hause) für Männer ohne Betreuungsaufgaben (da Hausfrau zu Hause) gemacht. Das entspricht heute gerade nicht Menschen mit Betreuungsaufgaben, Männern wie Frauen, nur dass aufgrund des in den Köpfen verankertem klassischen Modells dieses Problem oft so gelöst wird, dass die Frau dem Mann die Betreuungsaufgaben abnimmt und dieser darum sich der Arbeitswelt anpassen kann, zu Lasten ihrer Attraktivität in der Arbeitswelt. Es ginge aber durchaus auch anders.
@13: Richtig ist, dass die Wirtschaft die Stellen so ausschreibt, wie sie Leute dafür findet. Und gerade bei Karierejobs finden sich nun mal genügend junge Menschen, die auch 70-80 Stunden zu arbeiten bereit sind, die auch flexibel auf der ganzen Welt arbeiten, wo der Arbeitgeber sie gerade hinschickt.
So oder so: Männer und Frauen sind da gleich betroffen, müssen gleich entscheiden, ob sie mitspielen oder nicht.
Und wenn dereinst alle nicht mehr mitspielen, wird das Jobprofil geändert…
Nebenbei: Selbstverständlich wurden die Sollarbeitszeiten längst und immer wieder massiv gekürzt. Während man plötzlich immer mehr Zeit für Haushalt und vor allem Betreuung benötigt.
Die Leute findet man ja heute gerade nicht mehr unbedingt. Fachkräftemangel lässt grüssen, wieviele Arbeitsgeber haben Mühe ihre, teilweise qualifizierten, Jobs zu besetzen und die Politik wird von Männern über 60 gemacht, weil weniger jüngere alles unter einen Hut bringen können.
„Männer und Frauen sind da gleich betroffen, müssen gleich entscheiden, ob sie mitspielen oder nicht.“
Das stimmt eben nur oberflächig. Tatsache ist, dass Familien mit eine paritätischen Modell oder Lebenseinstellung überproportional betroffen sind gegenüber den klassischen Familienmodellen. Darum schrieb ich nicht „Männer“ sondern „Männer ohne Betreuungsaufgaben“ und „Menschen mit Betreuungsaufgaben“. Da aber nur bei den Ersten auch Frauen arbeiten, sind sie überproportional betroffen.
Zusammenfassend trifft es damit eben fast alle Mütter, weniger die kinderlosen Frauen und einige 8immer mehr!) Väter, die neben der Arbeit auch eine namhafte Betreuung leisten wollen.
Zusätzliche Faktoren wie bspw. Nicht-Einstellung wegen eines „Schwangerschaftsrisikos“, Nicht-Zutrauen des Durchsetzens o.ä., was ich eben Diskriminierung und Du wohl eher Erfahrung nenne, kommen bei Frauen einfach noch dazu.
„Die Leute findet man ja heute gerade nicht mehr unbedingt. Fachkräftemangel lässt grüssen…“
Wenn die Stelle in mehrere Teil-Pensen aufgeteilt wird, bräuchte es ja dann noch mehr der nicht vorhandenen Fachkräfte um das gesamte Pensum abdecken zu können.
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„…Politik wird von Männern über 60 gemacht, weil weniger jüngere alles unter einen Hut bringen können“
Bei den letzten Wahlen hatte es – wenn ich mich richtig erinnere – keineswegs nur „Männer über 60“ zur Auswahl. Es geht nicht an persönliche Probleme auf die (Ihrer Ansicht nach natürlich nur männlichen) Politiker, die ja bei uns notabene von der Gesamtbevölkerung (Männer und Frauen, Alte und Junge) gewählt werden, abzuschieben.
@13: Wenn die Firmen wirklich Mühe haben, die Stellen zu besetzen, werden sie auch umdenken. Zur Politik: Wir leben in einer Demokratie. Wenn die Jüngeren, die eigentlich noch viel mehr zu verlieren hätten, sich nicht interessieren, dann sind sie selber schuld.
Es ist klar, dass Menschen, die nur teilzeit arbeiten wollen, davon betroffen sind wenn teilzeit nicht für Karriere reicht. So setzt halt jede/r seine Prioriäten. Warum das Frauen mehr betrifft, bzw. warum es offenbar quasi eine gegebene Tatsache ist, dass Mütter nicht Vollzeit arbeiten können, weiss ich nicht. Aber eben, man kann nicht gleichzeitig bei den Kindern und im Beruf sein.
Und natürlich leisten die vielen Frauen und Politikerinnen, die auf allen Kanälen fordern, dass Karriere auch in teilzeit und mit Priorität Familie möglich sein soll, den ambitionierten Frauen einen Bärendienst. Denn das verstärkt den Eindruck, dass es für eine Mutter offenbar völlig undenkbar ist, Vollzeit und flexibel zu arbeiten (im Gegensatz zu den Vätern, zumindest heute noch). Wie viele Frauen kehren denn nach Geburt im bisherigen Pensum zurück? Und da wunderst du dich, dass das als Risiko angesehen wird?
@ Röschu
Es sind ja Fachkräfte da, nur oftmals nicht bereit, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Wenn zwei Fachkräfte je 60-80% arbeiten haben wir eher mehr Einsatz als wenn eine Fachkraft 100% arbeitet und eine zu Hause bleibt.
Ich mache niemanden für persönliche Probleme verantwortlich, ich stelle nur fest, dass diejenigen, die „die Bevölkerung repräsentieren und vertreten sollen“ nicht wirklich sehr „repräsentativ für die Bevölkerung sind“. Und ja, in erster Linie zu alt und ein zu hoher Männeranteil, was sich dann in Entscheidungen niederschlägt. Also, ich schaffe es auf jeden Fall immer, meine Liste so zu füllen, dass gute Leute drauf sind UND die Verteilung jung/alt, Männer/Frauen stimmt.
@ Sp
Du gibst Dir die Antwort doch selber:
„Warum das Frauen mehr betrifft, bzw. warum es offenbar quasi eine gegebene Tatsache ist, dass Mütter nicht Vollzeit arbeiten können, weiss ich nicht. Aber eben, man kann nicht gleichzeitig bei den Kindern und im Beruf sein.“
„Wie viele Frauen kehren denn nach Geburt im bisherigen Pensum zurück? Und da wunderst du dich, dass das als Risiko angesehen wird?“
Natürlich betrifft es mehr Frauen, weil nun mal jemand bei den Kindern sein muss, zumal wir ja über eine so grosszügige Elternzeit verfügen. Nicht 100%, aber um Kinder muss man sich kümmern. Und ja, es ist die Sozialisierung (von Männern und Frauen!), die dazu führt, dass es meistens die Frau ist resp. das gleiche „Gen“, das dafür sorgt, dass Mädchen mit Puppen spielt.
@ SP
Aber mal so allgemein, stört mich bei deiner Argumentation immer wieder eins sehr:
Einerseits führst Du immer wieder aus, dass Frauen die gleichen (nein, sogar angeblich bessere!) Chancen haben als Männer, sie werden gefördert, könnten problemlos 100% arbeiten oder mehr, niemand hindert sie daran, Karriere zu machen etc.
Andererseits jedoch verteidigst Du mit Inbrunst diejenigen, die sie tatsächlich hindern (weil sie sie als Risiko ansehen…), dass sie dies ja nur aus Erfahrung tun.
Das ist in meinen Augen sowohl widersprüchlich wie auch extrem anmassend.
@13: „Natürlich betrifft es mehr Frauen, weil nun mal jemand bei den Kindern sein muss.“
Ich stelle mal die These in den Raum, dass viele Väter damit leben könnten, dass ihre Kinder vollzeit fremdbetreut werden, z.B. durch eine Nänny im Haus. Zumindest wenn die Alternative heisst, selber teilzeit zu arbeiten und beruflich zurückzustecken. Nicht dass ich das gut finde.
Wenn zwei Eltern beruflich Karriere machen möchten, ist eben die Lösung nicht „beide stecken zurück“, sondern man sucht einen Weg. Insofern: Nein, es muss eben nicht ständig ein Elternteil um die Kinder herum sein.
@13: „Andererseits jedoch verteidigst Du mit Inbrunst diejenigen, die sie tatsächlich hindern (weil sie sie als Risiko ansehen…), dass sie dies ja nur aus Erfahrung tun.“
Das ist Quatsch. Ich kritisiere Gesetze, die es Arbeitgebern verunmöglichen, das tatächliche „Risiko“ zu bewerten. Ich finde es schade, dass Frauen, die den Karriereweg gehen möchten, Schwierigkeiten haben, berechtigte Vorbehalte aus dem Weg zu räumen.
Ich bedaure es, dass es wohl wenig Möglichkeiten für Arbeitgeber gibt, sich abzusichern, analog zu den üblichen „Verpflichtungen“/Weiterbildungsvereinbarungen, teilweise auch, wenn der Arbeitsvertrag über die RS andauert. Obwohl die natürlich neue Probleme aufwerfen.
meine worte 🙂
wobei wahlfreiheit hinsichtlich teilzeit ja nicht heisst, dass man zum arbeitgeber geht und sagt „ich nehme mal sagen wir 80%. ab morgen“.
das wort nervt zunehmend. die wahlfreiheit (ächz) besteht darin, sich ein feld zu suchen, das auf die familie zugeschnitten ist, und ob es einem gefällt und erfüllt ist dann sekundär…. das ist auch der grund, war ich das schon nicht wirklich empfehlen würde. man kann nicht nach 15 jahren einfach so zagg wieder zum berufsfeld wechseln, das einem besser liegt und viel mehr interessiert….und immerhin verbringt man viel zeit am arbeitsplatz
„Interessanterweise erlebe ich immer nur Frauen, die einen beruflichen Unterbruch über mehrere Jahre hatten, nie Männer. Frauen konzentrieren sich während ein paar Jahren voll auf die Familie. Das hat mit der klassischen Rollenverteilung zu tun, aber nicht nur.“
Das ist ein Punkt, wo man vielleicht nachhaken müsste. Denn die Frage steht im Raum: womit es dann zu tun hat? Sind es die Erwartungen an die Frauen, oder doch die Erwartungen der Frauen, sich bei erstbester Gelegenheit in die traditionelle Rolle der Hausmutter zurückzuziehen und die Ernährerrolle dem Ehemann zu überlassen? Oder beides? Wenn man der Glücksforschung Glauben schenken soll, macht dieses Modell unter optimalen Bedingungen beide glücklich.
Nur wenn es nicht nach Plan läuft, sind potentiell beide gelackmeiert.
Es liegt an den Maennern! Ich (in IT) verdiente mehr als das Doppelte als mein Mann. Am Anfang arbeiteten wir beide und die Kinder waren in einer Tageskrippe. Die Kosten der Kinderbetreuung und Steuern waren enorm und frassen fast das ganze Salaer meines Mannes auf. Logische Folge, mein Mann blieb zu Hause und ich ging weiter arbeiten. Das war keine gute Idee, denn nun betreute mein Mann die Kinder, aber den eigentlichen Haushalt mit Einkaufen, Kochen und Putzen erledigte immer noch ich. Nebst Vollzeiarbeit und erwarteten Ueberstunden (da IT). Wir zogen es ein Jahr durch, dann schickte ich ihn wieder zur Arbeit. Wir stellten alles finanziell so um, dass wir vom Salaer meines Mannes leben konnten, dann gab ich meinen Job auf. Heute arbeite ich nebenbei wie und wann es mir passt.
@Susan Meier: Naheliegender wäre es wohl gewesen, wenn der Mann selbstverständlich den Haushalt auch erledigt hätte. Wie es sich gehört.
Wenn Sie schon in der Lage sind, ihn zur Arbeit zu „schicken“, dann können Sie ja auch sonst mal Klartext sprechen.
Aber ich komme gerade aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, wirklich. Und das liegt dann – an den Männern?
@Susan Meier
Nur weil ihr Mann es offenbar nicht auf die Reihe brachte, heisst das noch lange nicht, dass alle anderen Männer auch nichts taugen.
Und weshalb konnte/durfte/musste ihr Mann den den Haushalt nicht machen? Evtl. lag es in diesem Fall am Mann, daraus eine allgemeine Aussage zu tätigen, ist aber schlichtweg falsch.
Auf Augenhöhe verkehren Sie und Ihr Mann offenbar gar nicht, Frau Meier. Wer dermassen abschätzig über den eigenen Mann wie über einen schlecht funktionierenden Gegenstand spricht, hat wohl tieferliegende Probleme, nicht nur mit dem anderen Geschlecht.
Herr Frey, ich glaube hier sprechen Sie wieder mal einen wichtigen Punkt an, den ich auch schon in früheren Diskussionen erwähnt habe: Auch die Frauen treffen die Wahl, wir sind nicht nur Oper „der Gesellschaft“! In meinem Umfeld haben sich nur eine ganz kleine Zahl der Paare ernsthaft hingesetzt und überlegt, wer wieviel arbeiten will / kann / soll. Es war bei allen schnell klar: Mann 100, Frau so viel sie will bzw. so viel wie die Grosseltern bereit waren zu hüten. Selbst hier nehmen sich viele Frauen noch heraus, „auch mal einen Tag für sich zu haben“. Frauen lehnen sich sehr gerne auch oft zurück und schlüpfen in die „traditionelle“ Rolle. O-Ton vieler Bekannten: „Mehr zu arbeiten wäre mir zu viel.“
Ah well, das Leben ist kein Wunschkonzert, liebe Frauen!!!
Frauen, die sich in Zeiten härterer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wieder ausschliesslich auf ihre biologische Mutterrolle zurück ziehen, sind in der Regel sehr jung und weisen einen tiefen Bildungsabschluss auf. Meistens sind sie in Tieflohnbranchen tätig und haben sog. „Dead End-Jobs inne: Ihre beruflichen Perspektiven sind, gelinde ausgedrückt, mau und ihr Interesse an einer besseren Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt (Weiterbildung) nicht- oder nur kaum vorhanden. Die Arbeitswelt hat ihnen (ihrer Ansicht nach) nichts zu bieten also verlegen sie sich halt auf die Mutterrolle. Rein ökonomisch betrachtet, macht das sogar Sinn. Aus individueller Sicht hingegen ergibt sich daraus ein wenig schmeichelhaftes Bild. Auch solche Frauen wären mal einer vertieften Betrachtung wert!
Mir begegnet das ebenfalls dauernd, Argumentation inklusive, die 100/40 dürften schweizweit wohl der gelebten Realität am nächsten kommen. Zumindest was den Mittelstand betrifft, die Unterschicht, von der hier leider viel zu wenig die Rede ist, hat meist diese Wahl nicht.
Es lohnt sich wirklich, auf die Mechanismen, die trotz aller Rahmenbedingungsoptimierungen und Lippenbekenntnissen zu einem Fall in das von Ihnen skizzierte Rollenmodell führen, einen genauen Blick zu werfen. Ein Stück weit ist das natürlich Ausdruck dessen, dass es dem Mittelstand bei uns einfach sehr gut geht. Aber Gedanken an Karrierechancen, echte paritätische Teilung der Lasten zuhause wie im Beruf, sowie gleiche Vertretungen in verantwortungsvollen Aufgaben werden so natürlich irgendwann schon Makulatur.
@M. Frey: So lange die debattierende Klasse nur sich selbst und ihre eigenen Lebensverhältnisse sieht, wird es kaum mehr Fortschritte im Bereich Gleichstellung geben. Das sieht man auch im Mamablog sehr gut: Eine sozial hoch mobile, bestens ausgebildete und einkommens- oder zumindest vermögensstarke Minderheit hält hier lautstark ihr Lebens- und Familienideal feil, geradezu so, als ob alle Menschen gleichermassen frei in der Wahl ihrer Möglichkeiten wären. Nur ist das multipotionale Leben nicht für alle Familien erschwinglich. Und genau das ist der springende Punkt: Für Menschen, die sozial und wirtschaftlich weitgehend immobil sind, müssen sich die Blogbeiträge dieser Woche wie eine Art Art Science Fiction anhören, also etwas, dass mit ihrem eigenen Leben gar nichts mehr zu tun hat!
Mein Eindruck ist, dass Tatjana Bandinu eigentlich auf alle wesentlichen Fragen ziemlich ausweichend geantwortet hat. Zum Beispiel hier: „Männer monieren regelmässig, dass die Wahlfreiheit zwischen Teilzeit und Vollzeit meist nur Frauen zusteht: von den Arbeitgebern, aber auch in der Beziehung.“
Schade.
Und warum ist jetzt 80:80 das beste, und nicht etwas 100:100? Oder doch 60:100? Kann man überhaupt solche pauschalen Aussagen machen? Und wenn, wäre doch der wesentliche Punkt, dass die Reduktion vorübergehend ist, nicht ewig dauert. Wenn man wirklich Karriere machen möchte.