Eltern, geht an eure Handys!

Sie muss sich nicht schämen: Eine Mutter mit ihrem Smartphone auf dem Spielplatz. Foto: Getty Images

Eltern, die ständig an ihren Handys sind und sich gar nicht mehr richtig um ihre Kinder kümmern? Also die sind ja wohl das Allerletzte. Auf diese Idee könnte man zumindest kommen, wenn man sich die entsprechenden Artikel zu dem Thema durchliest: «Blick auf Smartphone statt aufs Kind» heisst es da, oder es wird moniert, dass Mama und Papa dauernd am Smartphone hängen. Manche ernennen es gar zum elektronischen Familienmitglied oder fordern ganz unverblümt: «Eltern, legt das Handy weg!» Und in Hamburg fand jüngst eine Kinderdemonstration mit 150 Teilnehmenden statt, die dagegen protestiert haben, dass sich ihre Eltern nur noch mit ihren technischen Geräten beschäftigen anstatt mit ihnen zu spielen. Den Initiator der Veranstaltung trug sein Vater übrigens auf den Schultern, damit dessen Forderungen besser zu verstehen waren.

Ich finde das alles auf eine Weise irritierend, die Sie mir womöglich gar nicht zutrauen. Denn auf die Gefahr hin, meinen Ruf als nerviger Hippiefeminist zu ruinieren: Ich sehe das anders. Selbstverständlich kann und sollte die übermässige Nutzung von Smartphones kritisiert werden.

Aber als jemand, dessen Texte Sie eine Zeit lang nur deshalb lesen konnten, weil man auf Smartphones mit einer Hand tippen kann, während man mit der anderen versucht, irgendwie ein schreiendes Baby zu beruhigen; als jemand, der an Wochenenden unfreiwillig um 6 Uhr morgens aufstehen muss und neben monotonen Gurkenschnitzdiensten, ständiger Getränkebereitstellung und gebrüllten Alleinunterhalteranforderungen einfach nur die Nachrichten lesen will, um nicht vollständig unter Übermüdung, Fremdbedürfnissen und – nennen wir die Dinge beim Namen – Langeweile begraben werden will. Und als jemand, der seine Sozialkontakte oft gerade mal noch virtuell pflegen kann und auch notwendige Hilfe von befreundeten Eltern eben mit besagtem Teufelsding organisiert, finde ich diese generelle Verdammung des Smartphones einseitig, verlogen und kontraproduktiv.

In der Kritik stehen vor allem Mütter

Darüber hinaus hat sie – womit wir wieder bei mir als nerviger Hippiefeminist wären – eine sexistische Komponente. Denn man kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem gerne Mütter. Mütter, die sich erdreisten, auf Spielplätzen Mails zu checken, zu telefonieren, irgendwas zu spielen, zu lesen oder einfach ihren Alltag zu organisieren, anstatt ihre volle Aufmerksamkeit immer beim Kind zu belassen. Dass Frauen jene sind, die in Sachen Kinderbetreuung immer noch hauptverantwortlich sind und gemacht werden, fällt dabei schnell unter den Tisch. Wie ermüdend und belanglos Kinderbetreuung sein kann auch.

Und apropos Tisch: Wir reden hier nicht wirklich von Eltern, die während der gemeinsamen Mahlzeiten nicht mehr mit ihren Kindern sprechen, nur aufs Handy starren, um irgendwann doch aufzuschauen und festzustellen, dass dem Nachwuchs schon die ersten Barthaare wachsen. Wir reden von Eltern, die in der Rushhour des Lebens auch in ihrem Privatleben Multitasking praktizieren und nicht von denen, die  den Geburtstag ihres Kindes ignorieren, weil sie auf Youtube Affen dabei zuschauen wollen, wie sie sich mit Fäkalien bewerfen. Wir reden davon, dass es auch noch etwas zwischen absoluter Handyabstinenz und der totalen Smartphoneinvasion gibt.

Ich bin kein 24-Stunden-Zirkusclown

Praktisch alle Eltern, die ich kenne, befinden sich irgendwo in diesem riesigen Raum. Und zwar nicht nur zu Unterhaltungszwecken. Stattdessen lassen Freunde und Verwandte in einer eigens dafür eingerichteten virtuellen Gruppe am Familienleben teilnehmen. Nebenher checken sie, ob die hereinregnenden Nachrichten von Sportvereinen, Kindergärten und Schulen wirklich wichtig sind. XY bestellt bei der Trainerin ein Fussballtrikot in Grösse 164 mit der Nummer 11. Na ja. In der Krippengruppe gab es Fälle von Hand-Fuss-Mund-Krankheit? OHA!

Am seltsamsten ist allerdings, dass sich scheinbar die gleichen Leute über Handy-Eltern aufregen, die sich auch über Helikopter-Eltern aufregen. Ja was denn nun? Wo sie auch hinschauen, Elternblicke sind offenbar immer falsch. Und ein letzter Punkt in eigener Sache: Ich liebe es, mit meinen Kindern zu spielen, und ich halte es für wichtig, aktiv und zugewandt Zeit mit ihnen zu verbringen. Aber so nachvollziehbar der Appell «Spielt mit uns, nicht mit dem Handy!» sein mag, so dreist ist er auch. Ich bin kein 24-Stunden-Zirkusclown. Ihr habt Geschwister, ihr habt Freunde: Spielt gefälligst miteinander!

Lesen Sie dazu auch: Der Handy-im-Gesicht-Vater, Handy-Diät für die ganze Familie

57 Kommentare zu «Eltern, geht an eure Handys!»

  • Maike sagt:

    Was wäre die Welt doch kärglich ohne die Handys. Man könnte dann nicht über den Gebrauch lästern, noch über die gefährlichen Dinge die der Nchwuchs damit anstellen könnte, noch die noch nicht ermittelten gefährlichen Strahlungen, die von einem Handy ausgehen könnten, noch darüber, wie man zusätzliche Schichten schiebt, um sich immer neuste Handy zu leisten, noch über die gefährlichen Abo Fallen.
    Was haben wir bloss früher gemacht, als man mit diesen Dingern einfach nur telefonieren konnte. Das wir da nicht ausgestorben sind…

  • roy allen sagt:

    Ein graus die eltern die mit einer hand den kinderwagen stossen mit der anderen hand das handy bedienen. Geht ja gar nicht. Sehe ich x-fach.

  • Ruben Illi sagt:

    Wer keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen will soll nicht schwätzen. Etwa so könnte die Kolumne auch heissen. Da ich bei der Betreuung meiner
    Kinder das Brett vor dem Kopf weglasse und auf wundersame Weise dabei meinen 10 Monate alten Sohn versorge, koche, putze und Kleider Wäsche ohne das ich in der geistigen Wüste der endlosen Langeweile verende hat damit zu tun wie ich Medien konsumiere oder eben bewusst meide.
    Setz ich mich ins Tram oder Zug begegnen Sie mir überall die digitalen Sklaven.
    Es widert mich so an, dass ich gar keine Lust habe auf diese kollektive Gleichschaltung.
    Ich seh mir meinen Sohn an und es fällt mir ein wie ich als Kind mit meinen Verwandten sonntags Formel 1, beistrahlendem Sonnenschein ansehen musste.
    Fernseher hab ich keinen mehr.

  • champedissle sagt:

    Ich habe Ihren Beitrag mit großem Interesse gelesen. Was mir allerdings daran fehlt, ist das „warum“.
    Warum um Himmelswillen soll ein mündiger Mensch (egal ob Männlein oder Weiblein) das Handy seinen Kindern, bzw. sonst irgend jemandem vorziehen (und das tun Sie ganz offensichtlich).
    Sie können natürlich erwidern „Kinder braucht kein Mensch“. Da haben Sie Recht, aber ich denke es muss ja einen Grund haben, warum Sie Welche haben. Ich kenne nichts, was Entbehrlicher ist, als ein Handy, allenfalls die unseligen „Coffee to Go-Becher“ die unsere Welt Milliarden fach verschandeln. Und dies nur, weil viele Zeitgenossen das Gefühl haben, im nächsten Moment zu verdursten. Da Sie schreiben können, können Sie vermutlich auch lesen. Haben Sie es schon mal mit einem Buch versucht?

    • Lina Peeterbach sagt:

      Ach so ein Quatsch. Nur weil man manchmal etwas anderes macht als seine Kinder mit Aufmerksamkeit zu bedenken, heisst das doch noch lange nicht, dass man dieses andere den Kindern vorzieht. Ich ziehe duschen, putzen, die Küche machen etc doch nicht meinen Kindern vor – und trotzdem mache ich es regelmässig, und die Kinder müssen sich in dieser Zeit selbst beschäftigen. Und ja, das gleiche gilt eben manchmal, wenn ich eine Nachricht lesen/beantworten oder einen Artikel lesen möchte. Lassen Sie doch die Kirche im Dorf: davon wird kein Kind traumatisiert!
      Und was ich auch nicht ganz verstehe: ein Buch temporär dem Kind vorzuziehen ist in Ordnung, aber bei einem Telefon ist das höchst verwerflich?

  • Martin Waldner sagt:

    Wie bitte? Es seien vor allem Frauen, die dafür kritisiert würden, in Gegenwart ihrer Kinder aufs Handy zu starren, und Männer nicht? Sehr geehrter Herr Hippiefeminist, gestatten Sie eine Forderung nach Belegen für diese Aussage! (Es wäre ja nicht das erste mal, dass auf solche Art „Sexismen“ neu erfunden werden, wo vorher keine waren.) Mir scheint das Gegenteil der Fall: der auf dem Handy tippende Mann scheint mir zum neuem Lieblingsfeindbild der feministischen Szene geworden zu sein. Ich habe ihn kürzlich in mehreren feministischen Kolumnen angetroffen, mal um zu zeigen, dass die ganze Kinderarbeit an der Frau hängenbliebe, mal um ihn für erziehungsunfähig zu erklären. In jedem Fall ohne den Nachweis, dass der Handykonsum der Frau tatsächlich geringer oder angemessener sei.

    • maja sagt:

      Was waren das denn für „feministische Kolumnen“? Würden Sie die Links mit uns teilen? Oder kommen Ihnen die geheimen Quellen einfach gerade recht, um Ihre These zu stützen?

  • Lina Peeterbach sagt:

    Lieber Herr Pickert, vielen Dank. Ich glaube ich verstehe Sie richtig mit dem heutigen Post. (Mir scheint, dass viele Kommentarschreiber Sie heute bewusst falsch verstehen wollen.) Das Handy gehört zu unserer Zeit dazu, und es ist wichtig einen bewussten Umgang damit zu pflegen. Auch Kinder können das lernen/begreifen. Solange das Verhältnis zwischen zugewandter Zeit und „Telefonzeit“ stimmt und die Prioritäten richtig gesetzt werden… und hier setzt jede Familie ihre eigenen Regeln. Mir scheint, dass diese „immer nur am Handy hängenden und ihre Kinder deshalb vernachlässigenden Eltern“ eher ein Randphänomen sind, als die Regel – in meinem Umfeld jedenfalls.
    Beste Grüsse, geschrieben übrigens auf dem Natel, während die Kinder friedlich Lego spielen… 😉

  • Oliver van der Waerden sagt:

    Lieber Herr Pickert, ich habe mir erlaubt, Ihren Text abzukürzen:
    „Handynutzung ist oft nötig, Kinderzeit ist wunderbar, alles zu seiner Zeit, jeder wie er kann und: lasst einander leben.“
    So auf die Kernaussagen eingedampft könnte man Artikel auch mit einer Hand eintippen….

  • Lisa Schmid sagt:

    Diese Art Multitasking ist vor allem verlorene Zeit. Warum muss ich in diesem exakten Moment, beim Kochen oder Baby wickeln wissen, ob die Maul- und Klauenseuche im Kindergarten ausgebrochen ist? Warum muss ich überhaupt mit einer Hand Kind halten und mit der andern Neuigkeiten lesen? Das heisst doch nicht, dass ich dauern Kinder unterhalten muss, sondern dass alles seine Zeit hat. Auf dem Spielplatz lässt sich übrigens wunderbar Zeitung lesen. Und mit der Zeitung kann man dann Schiffchen falten. Versuchen Sie mal, ein Smartphone vom Stapel zu lassen!

  • hitch sagt:

    baby mit smartfon in der hand beruhigen?
    und ein (ihr) kind gesund zu ernähren, respektive es zu unterhalten ist einfach nur langweilig? echt jetzt?
    habe ich das Ironie-zeichen übersehen?

    • Lea sagt:

      Manche Babys (zB. meines) brauchen viel Körperkontakt. Um sich zu beruhigen, einzuschlafen oder einfach so. Sich ganz auf ein (ein)schafendens Baby zu konsentrieren, kann gelegentlich durchaus intressant sein. Täglich Stunden ohne Ablenkung ganz bei einem Baby zu sein, finde ich hingegen langweilig.
      Elten, welche sich zum Hauptunterhalter ihrer Kinder machen finde ich sehr suspekt. Kinder haben das Recht auf andere Sozialkontakte und Schutz vor dauerüberwachung. Wichtig ist, dass Eltern oder andere bei BEDARF Zeit haben.

  • Harald Beyer sagt:

    Ich fand es als Kind schon schlimm, dass für meine Mutter das Klingeln des Telefons immer über alles ging. Sofort wurde jedes Gespräch oder Tätigkeit unterbrochen, weil das Telefon ja ach so wichtig war. Und da rede ich von den 70’er bzw. 80’er Jahren, als es nur Festnetztelefon gab, und Telefonieren auch noch richtig Geld gekostet hat.

    Nicht auszudenken, wie es mit meiner Mutter heute ware, wenn sie Dank Handy und WhatsApp immer und überall erreichbar wäre, und zudem die Anzahl der Nachrichten inflationär zugenommen hat.

    • tina sagt:

      ja, früher musste man das telefon abnehmen wenn es geklingelt hat. das wurde erwartet. und weil man ja die nummer nicht sah, konnte man nicht klingeln lassen und dann zurückrufen.
      heute gehört es zur psychohygiene sich ja nicht von dem ding versklaven zu lassen. immerhin! eine wendung zum besseren. von mir jedenfalls ist bekannt, dass ich nunmal nicht immer lust habe zu telefonieren und mich auch weder verpflichtet fühle, zurückzurufen, noch mich sonst irgendwie zu melden. man kanns ja dann wieder probieren wenn man möchte. ich finde das muss man so machen und empfehle es

  • Simona sagt:

    Ich finde auch, dass Kinderbetreuung langweilig ist, aber daher habe ich auch keine Kinder. Mir scheint, viele Eltern brauchen Kinder auch für ihr Ego, ich sehe fast nur noch Profilbilder mit den Kindern drauf statt der Mutter oder dem Vater. Die Kinder werden instrumentalisiert. Schön, wenn sie Zeitung lesen oder ihren Job auf dem Handy, das weiss das Kleinkind aber nicht, es weiss nur, dass etwas anderes wichtiger zu sein scheint als es selbst. Zudem sehe ich sehr oft, wie Eltern ihr Handy im Kinderwagen aufbewahren, von Strahlung wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Nein, ich verstehe es nicht. Ich habe auch kein Smartphone, da ich lieber mit einem Lächeln auf den Lippen den Menschen um mich herum in die Augen schaue. Das ist zu einem Luxus geworden und ich schätze es.

  • diva sagt:

    … teil 2: aber die eventitis, die heute überall grassiert, macht anscheinend auch vor familien nicht halt. familien-leben ist heute event! einkaufen als event! an eine hundsverlochete gehen als event! im restaurant essen gehen = event! das ganze wochenende = event! und am montag werden total überdrehte kids wieder für 5 tage in hort und krippe abgegeben. die mitarbeiter dort können dann wieder gradbiegen, was veraut wurde. dass eltern heute dauernd am handy sind, liegt auch daran, dass sich im business als zu wichtige nehmen und diese dauernde erreichbarkeit ihren chefs nahezu aufdrängen… man könnte ja sonst plötzlich bei einer beförderungsrunde übersehen werden…

  • Harald Beyer sagt:

    Aus meiner Sicht liegt der Autor des Artikels völlig daneben. Für mich gibt es keine nervigere und unangenehmere Spezies Mensch, als diejenigen Leute, die immer und überall erreichbar sein müssen.

    Ich selbst meide weitgehend die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, weil das dauernde Geplapper Handy-süchtiger Mitmenschen massiv nervt (auch wissenschaftlich erwiesen, dass das Mithören eines Telefonats deutlich mehr stört als das Gespräch von Anwensenden).

    Am schlimmsten sind aber Mitmenschen, die einen im Gespräch oder einer anderen gemeinsamen Tätigkeit einfach stehenlassen, weil das klingelnde Telefon oder die SMS ach so wichtig ist, oder Gesprächspartner, die im Gespräch aufs Smartphone glotzen. Da hätte ich manchmal schon gerne das Handy aus der Hand gerissen und zerschlagen.

    • tina sagt:

      ah schon wieder wird diese studie erwähnt. ich habe sie darum gesucht. es wurden 149 leute getestet, wobei nur die hälfte dem mobiltelefongespräch ausgesetzt war. nunja…
      und sie mussten dazu aufgaben lösen. nur bei einem teil der aufgaben schnitten die probanden schlechter ab.
      also: ich glaube nicht, dass damit wissenschaftlich erwiesen ist, dass man irgendwie gestresst wird durch ein gespräch, von dem man nur jemanden hört.

  • diva sagt:

    Mir gefällt der letzte Satz: „ich bin kein Zirkus Clown“! mir ist aufgefallen, dass dieser appell, das eltern mit ihren kindern spielen „müssen“ noch gar nicht so alt ist. er kam mit der anti-autoritären welle in den 90er jahren. meine kindheit liegt in den 50/60er jahren. weder mir noch meinen gspänli wäre es in den sinn gekommen, eine derartige forderung an unsere bezugspersonen zu stellen. wir lernten dadurch einfach mal langeweile auszuhalten und aus uns selber heraus kreativ zu werden. ich wuchs in einer schneiderei auf und die andere hälfte der familie war fernfahrer. ich kann mich aber nicht erinnern, je mangel gelitten zu haben. im gegenteil, ich war froh, wenn die erwachsenen mich in ruhe liessen. bei meinen gspänli war es genau so! aber… siehe teil 2

  • Reincarnation of XY sagt:

    100% Herr P. !
    Gratuliere, besser kann man es nicht sagen.
    Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte – man sieht eine Mutter mit Handy und fabuliert, wie die Kinder ohne Liebe aufwachsen…. bla, bla, bla obwohl man keinen einzigen Fall persönlich bezeugen könnte. Es ist nur, dass man liebend gern die Mitmenschen abwertet, bzw. die junge Generation, bzw. Frauen im Allgemeinen etc. etc.

  • Miguel de Antoni y Maura sagt:

    Medienkompetenz? Fehl am Platz.
    „Wo sind deine Eltern?“
    „Die arbeiten den ganzen Tag. Und am Wochenende. Beim Essen. Auf dem Spielplatz. Auf dem Klo. Im Bett. Am Elterninfobend. Wenn ich gegen den FCW spiele und ein Tor schiesse. An meinem Geburri. Wenn ich mit ihnen reden will. Wenn ich weine. Wenn ich auf sie wütend bin. Wenn sie TV schauen. Auch in den Ferien. Sie arbeiten ununterbrochen.“
    „Wieso denkst du das?“
    „Weil sie mir mal gesagt haben, sie arbeiten mobil…auf dem Handy.“

  • Carolina sagt:

    Gratuliere, Herr Pickert, Ihrem Ruf (bei mir) als ‚Hippiefeminist‘ (cooler Ausdruck!) sind sie mMn hier voll gerecht geworden! Ich stimme Ihnen zu, dass gerade bei diesem Thema schnell mit Projektionen, eigenen Wahrnehmungen, die zu Allgemeingültigkeit hochstilisiert werden, gearbeitet wird – für mich ist das Smartphone eine absolute Bereicherung: ich habe halt, als meine älteren Kinder auf dem Spielplatz waren, ein Buch oder eine Zeitschrift gelesen. Wo die Grenze zur Sucht überschritten ist, ist auch eine individuelle Sache, die man von aussen wohl kaum be- und verurteilen kann. Wie Sie aber diese merkwürdige Verknüpfung zum Sexismus-Gedanken hineinbringen, ist – Verzeihung – für mich einfach nicht nachvollziehbar und geht völlig am Thema vorbei (ich bleibe mal höflich 😉

    • Reincarnation of XY sagt:

      Nein finde ich nicht Carolina. Es wird mehr über Mütter geschimpft als Väter. So erlebe ich das im Umfeld. Ich habe noch nie ein Lamento über Väter mit Handys gehört, sehr wohl über Mütter.
      Ich habe noch nie ein Lamento über Väter die Rauchen gehört. Aber über Mütter die Rauchen schon.
      Ist tatsächlich so. Am Anfang fiel es mir gar nicht auf, aber jetzt wo ich drüber nachdenke: Sexismus.

      • lala sagt:

        Nur sinds blöderweise bei weitem überwiegend Frauen die sich gegenseitig alles mögliche Vorwerfen.

      • Martin Frey sagt:

        Das empfinde nun wieder ich nicht so, RoXy, aber das mag auch mit unserem jeweiligen Umfeld zu tun haben. Respektive dem Umstand, dass Mütter sich tendentiell mehr über andere Mütter den Mund verreissen als Väter untereinander. Gerade aber was das Passivrauchen angeht, sehe ich nicht, dass Väter weniger schief angeschaut würden. Wohingegen es bei den Handys halt wohl doch so ist, dass der weibliche Gebrauch/Tag unter dem Strich iaR etwas ‚intensiver‘ ist als der männliche.
        Mit Sexismus hat Stutenbissigkeit sowenig zu tun wie zB. regelkonforme Sanktionierungen von Tennisspielerinnen. Hier verorte ich eher den Versuch, irgendwie noch ein paar höhere Argumente zu finden, um den ungelegenen, warnenden Stimmen der letzten Tage etwas den Wind aus den medialen Segeln zu nehmen.

      • Carolina sagt:

        Echt? Tja, dann müssen Sie in einer anderen Welt leben als ich……. Den erhobenen Zeigefinger sehe ich tatsächlich überall, und gerade Eltern (Mütter UND Väter) scheinen immer mehr zum Belehrmaterial zu werden – über jedes Detail gibt es heutzutage Diskussionen, Blogs, Belehrungen, moralische Imperative und Stirnerunzeln, zum Teil ganz sicher auch untereinander. Die Betitelung mit ‚Sexismus‘, die ja so beliebig geworden ist, dass die meisten Menschen sich nur noch angewidert abwenden und damit wirkliche Diskriminierung gar nicht mehr benennen (wollen/können), hilft bei dieser neuen moralischen Rigidität wirklich mMn nicht weiter, sondern führt nur dazu, dass Menschen sich ins Reduit verziehen.

      • Lichtblau sagt:

        Unvergessen sind mir die Lobeshymnen auf Väter, die ihre Kinder am Wochenende oder abends zum Spielplatz begleiten und dort gutgelaunt in der Gruppe ein paar Bierchen zischen. Durchaus sympathisch, nichts zu meckern. Aber allein die Vorstellung, eine Mütter-Gang würde ähnliches wagen: Da wäre wohl Feuer im Dach.

  • Jane Bissig sagt:

    Mir hilft das Handy auf dem Spielplatz, damit ich eben nicht helikoptere. Sowieso stelle ich fest, dass es zwischen meinem Kind und mir manchmal harmonischer ist, wenn ich etwas „zombiemässig“ drauf oder abgelenkt bin (aber nicht gestresst!) und nicht ständig aufmerksam und sofort reagiere. Würde vermutlich sogar manchmal fürs Essen funktioneren, dass nämlich das Kind dann eher seine Rüebli isst, wenn es unter dem Radar ist. Da will ich aber Vorbild sein und mache es nicht. Ist eben immer alles individuell halt.

    • Miguel de Antoni y Maura sagt:

      Das Handy als Mittel, um sich abzulenken. Das erinnert doch sehr an typisches Suchtverhalten: ich brauche meine tägliche Dosis, um runterzukommen, egal wann und wo. Wie drückt sich denn Ihr „helikoptern“ aus? Kontrollzwang? Belehrungen? Angst? Was könnte dem Kind auf dem Spilpi passieren? Vom 20m hohen Baum fallen? Mit den frischgewaschenen Hosen im Dreck wühlen? Anderen Kindern auf die Fresse hauen? Oder Sie würden sich zu sehr langweilen? Sowieso, „helikoptern“ kann man auch ohne Handy verlernen und würde dem Kind v.a. Sozialkompetenz beibringen: Mutter ist präsent und voll bei der Sache, weil jetzt nicht nur me-time ist, sondern we-time. PS: Sie wissen schon, dass Zombies seelen- und willenlose Wesen sind? PPS: ich kapiere, Zombies beissen…

  • Joerg Hanspeter sagt:

    „Den Initiator der Veranstaltung trug sein Vater übrigens auf den Schultern, damit dessen Forderungen besser zu verstehen waren.“ Ich bin vom Stuhl gefallen vor Lachen! Kinderdemo gegen was auch immer, das ist Satire vom Allerfeinsten, oder meinen die das wirklich ernst? Danke, dass ausser mir noch jemand findet, dass Erwachsene nicht zwingend das 24-Stunden-Unterhaltungsprogramm für Kinder sind.

  • Rüdiger sagt:

    Mir tun die Menschen leid, deren Leben sich zuviel ums Handy dreht. Und das schreiben von Nachrichten ist sowas von bequemer via Keyboard (kein Handy-Schreib-Gelenke-Krebs) und auf einem Flatscreen sieht alles viel besser/grösser aus. Ich mach da nicht mit, beim Staat-zwingt-Fussvolk-auf-die-eingeschränktere-Tech-Schiene (oder will hier jemand behaupten Handy sei kein Rückschritt). Aber soll jeder so machen wie er will…

  • 13 sagt:

    Hippiefeminist? Gefällt mir gut. Wie auch der Text. Schwarz-weiss mal beiseite lassen und grau oder noch besser bunt hervor nehmen. Was halt den Handy-Nörgeln immer etwas fehlt, ist die Einsicht nur einen kleinen Ausschnitt des ganzen Tags zu sehen. Wie auch das Wissen, was denn genau mit dem Handy gemacht wird. Ich stehe dazu, auf dem Spielplatz mein Handy hervorzunehmen, um keinen doofen Smalltalk mit anderen Eltern führen zu müssen. Und auch, dass ich die Eltern, die mitrutschen und sandelen, einiges schlimmer finde, als die, die mit dem Buch oder eben dem Handy in der Hand auf der Bank sitzen.

    • tina sagt:

      ein bisschen seltsam ist das schon, denn du textest täglich im mamablog, aber richtig sprechen mit eltern ist doofer smalltalk.
      ich finde eltern doof, die andere eltern doof finden, weil die mit ihren kindern spielen.

      • 13 sagt:

        Empfindest du das hier als Smalltalk? Ich diskutiere gerne, auch live, aber dieses: wie heisst es? Wie alt ist es? Wieder heiss für diese Jahreszeit. Wow, deins klettert schon gut etc. langweilt mich. Ich finde nicht andere Eltern doof, ich kenne sie ja gar nicht, sondern diese Art von Gesprächen, die sich automatisch ergibt, liegt mir nicht. Und „was hälst du eigentlich von der AHV/Steuerreforn?“ ist nicht gerade ein Einstieg für ein Spielplatzgespräch, das den sozialen Konventionen entspricht.

      • tina sagt:

        ich selber habe nie so dämliche gespräche geführt, mich aber immer super unterhalten mit den verschiedensten leuten. hier aber diskutierst du ja auch nicht über steuerreformen :). man muss keine sozialen konventionen einhalten und ich bezweifle, dass das von dir erwähnte erwartet wird. wenn du diese haltung hast, wie du es hier darstellst (was ich dir eigentlich gar nicht abnehme), dann ist dir aber schon klar, dass du das auch ausstrahlst

  • Madeleine sagt:

    In der Schule geht es ums Essen: „Ich esse alleine.“, meint ein Kind. „Also eigentlich nicht wirklich alleine – meine Mutter sitzt auch am Tisch, aber die ist mit Ihrem Handy beschäftigt.“ (Wahre Geschichte)

  • Anja Meyer sagt:

    Hell yeah! Danke, das musste mal gesagt werden. Ja, manchmal ist Kinderbetreuung langweilig, und wenn mir mein Phone meine Sanity bewahrt, dann sei es so. Meine Kinder werden dadurch nicht vernachlaessigt, ich verbringe auch genug Handy-freie Zeit mit ihnen! Wie vorschnell die Leute immer im urteilen sind, finde ich echt beeindruckend. Sogar hier in den Kommentaren…

  • Ursel sagt:

    Wenn es nicht so schlimm wäre, sie Sie in Ihrem Artikel schreiben – warum wurde diese Kinder-Demo von den Kindern ins Leben gerufen? Von nichts kommt nichts, oder? Auch ich habe schon beobachtet, dass Mütter auf dem Spielplatz sich mit ihrem Handy beschäftigt haben, anstatt einmal entweder mit anderen Müttern zu reden oder wenigstens nach ihren Kindern zu schauen! Das Handy ist mehr Fluch als Segen, das soziale Miteinander on der Familie verkommt total!

    • Anneliese Meyer sagt:

      Jesses, „mit anderen Müttern reden“ etc. Ist halt nicht jedermanns Sache auf dem Spielplatz. Persönlich geht mir small talk auf den Keks – muss schon genug dessen im Job ertragen. In der Freizeit? Nein danke! Lese lieber per Handy die neusten Nachrichten oder (weit häufiger in heutiger Zeit) ein Buch per App. Zu den Kindern schaue ich so viel wie nötig (IMHO): bin da falls Blut spritzt oder das neuste Kunstwerk aus Sand zu begutachten. Mitspielen – auf dem Spielplatz? Nö. Da würde mir ja das Gesicht einschlafen vor lauter Langeweile. Die Kinder haben Freunde, Geschwister oder andere Kinder zum spielen. Und wenn nicht, dann spielen sie halt mal für sich alleine. Gasp!

  • Coco sagt:

    Es sei dem Vater des „Spielt mit uns statt mit dem Handy-Kindes“ unbenommen, seine Haltung mittels Miniprotestzug kundzutun – es ist ihm ein Bedürfnis, sich so zu äussern. Dass er damit bei Herrn Pickert nicht uneingeschränkt Gehör findet, kann ich nachvollziehen: das Be- und Verurteilen des Tun und Lassen von Eltern nach subjektiven Kriterien, die hopp verallgemeinert werden, grassiert und nervt. Wir haben es mit unseren Kindern und uns selber als Individuen mit ureigensten Bedürfnissen in unterschiedlichen Konstellationen zu tun – wie diese miteinander vereinbart und befriedigt werden, ist kaum mit Gemeinplätzen wie „Eltern gehören nicht ans Handy“ abschliessend regelbar. Immer schön bei sich bleiben; was für das eine Kind/den Elternteil geht, mag bei andern nicht passen.

  • E. Brinkert sagt:

    Von Selbstkritik keine Spur.

    • Martin Frey sagt:

      Immerhin wird hier Suchtverhalten mit dem Kampf gegen Sexismus gerechtfertigt. Empörend also, von Fehlverhalten hören zu müssen, wenn man zu den Guten gehört.
      Damit ist der Autor ja in allerbester Gesellschaft. 😉

  • Vincent Jakob sagt:

    Ich vernehme aus Ihren Zeilen einen latenter Ärger auf das Ausmass an Protesten gegen die Handynutzung von Eltern. Niemand ist gegen Handynutzung der Eltern. Handyverbot für Mami und Papi? Geht ja gar nicht! Aber das Ausmass, indem Kinder von ihren Mütter und Väter (die wie Zombies in Ihre Handys starren) ignoriert werden, muss ich scharf kritisieren – sie bestimmt auch. Das Kind wird zwangsläufig annehmen müssen, dass sie weniger wichtig sind, als das kleine leuchtende Ding. Diese Proteste, egal ob auf der Strasse, auf Plakaten oder in Prosa, haben das Ziel auf diese Problematik aufmerksam zu machen und richten sich nicht an aufmerksame und achtsame Eltern. Deshalb empfinde ich Ihre Reaktion kindlich & trotzig und frage mich ob es sich bei Ihnen um eine Projektion handelt?!?

    • Martin Frey sagt:

      Guter Kommentar.
      „Das Kind wird zwangsläufig annehmen müssen, dass sie weniger wichtig sind, als das kleine leuchtende Ding.“
      Das sind dann eben die Leute, die sich wundern wenn ihr Kind zu quängeln und stören beginnt weil es etwas Austausch und Aufmerksamkeit möchte, wenn es irgendwann nichts anderes mehr im Kopf hat als selber so ein leuchtendes Ding der Begierde zu erlangen. Und die dann nicht verstehen können, weshalb nur noch ein solch leuchtendes Ding der Begierde ihr Kind überhaupt ruhig zu stellen vermag, und alles andere im Leben des Kindes plötzlich nicht mehr wichtig zu sein scheint. Schule, Hobbies, Selbstbeschäftigung und Aufmerksamkeit inklusive….
      ps wie wenn Erwachsene nur mit hereinregnenden wichtigen Nachrichten oder Seuchen im Schulzimmer beschäftigt wären…

    • mila sagt:

      Ich denke durchaus, dass Herr Pickert versucht hat zu differenzieren. Wo ich bei ihm bin: kein Kind braucht 24/7 elterliche Voll-Aufmerksamkeit. Was ich anders handhabe: auf dem Spielplatz will mein Kind (noch) meine Präsenz. Es will in seinen Tätigkeiten gesehen werden. Aber wenn wir im ÖV auf dem Heimweg sind, gönne ich mir ein paar Erholungsminuten mit meiner Kindleapp, während mein Kind anderweitig beschäftigt ist (mit Schauen, Singen, Chillen…). Wer dadurch den Eindruck bekommt, ich würde mich nicht genug um mein Kind kümmern, sondern mehr ums Handy, hat schlichtweg zu wenig Vorstellungskraft, um sich unseren Alltag auszumalen. Daher, bitte weniger Vor-Urteile auf Basis kurzer bis kürzester Moment-Aufnahmen.

      • Martin Frey sagt:

        Bei den Kinderdemos, den öffentlichen Aufrufen und den sensibilisierenden Artikeln geht es auch nicht um Sie mila, oder andere besonnene und das Smartphone vernünftig praktizierende Eltern. Sondern es geht um ganz andere Kaliber, sprich Süchtige. NP kommt mir da nicht wahnsinnig differenzierend vor, dafür eher wie ein Kind dessen Eltern wagen, ihm das Smartphone streitig zu machen. Und die Argumente wirken zumindest auf mich etwas rechtfertigend-gesucht (Sexismus, Mütterbashing etc).

  • Martina sagt:

    Dankeschön! Sie haben mir ein bisschen schlechtes Gewissen abgenommen.

  • Jänu sagt:

    Da ist mit das Tragen von Röcken aber doch lieber als diese Anbiederung hier. Hat da jemand die Orientierung verloren? Würde in den Wald laufen und an einen Baum hämmern, hat meine Mutter empfohlen, wenn es einmal raus musste.

  • Simone Neuenschwander sagt:

    Eltern, schaut auf die Handies eurer Kinder (ab dann, wenn sie schreiben können und ein Smartphone besitzen)! Lest mal, was sie alles in ihrem Chat schreiben. Wollt ihr das?

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