Vorbildlich trinken

Aus Kinderaugen: Wenn Erwachsene feiern, scheint Alkohol dazuzugehören. (Foto: iStock)

Vor ein paar Monaten waren wir mit der ganzen Familie am Samstagabend im Fussballstadion. Es war noch hell, als das Spiel begann. Beim Schlusspfiff war es dunkel und YB Schweizer Meister. Was für ein Spektakel! Wir gingen nach unten auf den Rasen und feierten mit.

Es dauerte nicht lange, da torkelten die ersten Fussballfans im Vollrausch an uns vorbei. Ein junger Mann versuchte vergeblich, das Handy, zwei Becher Bier und sein Gleichgewicht zu halten. Fast fiel er auf meine Tochter. «Mama», schrie sie mir ins Ohr, «ist der besoffen?» Ich nickte, und die Tochter beobachtete verängstigt-fasziniert den Wankenden im Wankdorf.

Tags darauf, als wir das Spiel Revue passieren liessen, waren Bier und Betrunkene auch ein Thema. «Die haben zu fest gefeiert», analysierte die Tochter. Zum Feiern – so viel hat sie von der Erwachsenenwelt schon mitbekommen – gehört Alkohol dazu.

Keine Feier ohne Alkohol

Das sieht sie mit ihren Kinderaugen schon richtig: Immer wenn Erwachsene in Feststimmung sind oder kommen wollen, wird angestossen. Nach dem Erlebnis im Stadion machte mich die Tochter regelmässig auf den Alkoholkonsum von Erwachsenen aufmerksam: Ein Cüpli beim Geburtstagsbrunch, zwei Bier am Schulfest, viel Weisswein am Hochzeitsapéro. Wir sahen Betrunkene an Polterabenden in der Stadt, am Sonntagnachmittag auf der Aare und am Strassenmusikfest. Wer genau beobachtet, merkt: Feiern heisst immer auch trinken.

Zwar trinken die meisten Eltern nicht so viel, dass sie torkeln müssten. Dennoch haben mich die Beobachtungen meiner Tochter nachdenklich gestimmt. Nicht wenige Menschen, die gerne zum Glas greifen, haben ihren Konsum nicht im Griff. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) trinkt jede fünfte Person in der Schweiz missbräuchlich Alkohol. Geschätzte 250’000 Personen sind abhängig. Und dann sind da noch 100’000 Kinder, die gemäss dem Blauen Kreuz unter der Alkoholsucht ihrer Eltern leiden.

Kokain am Schulfest?

Alkohol ist ein Genussmittel, aber auch eine Droge. Es gehört zur kulturellen Tradition, dass man an feierlichen Anlässen gemeinsam alkoholische Getränke zu sich nimmt. Alle stossen an, und niemand stösst sich daran. Wir konsumieren die Droge auch hemmungslos vor Kindern. Aber stellen Sie sich mal vor, am Schulfest würden neben Bier und Wein auch Cannabis und Kokain verkauft?

Ein Gläschen in Ehren, oder auch mehrere, das gehört halt einfach dazu. Gleichzeitig bekommen wir Eltern es mit der Angst zu tun, wenn unsere Teenager selbst mit Alkoholika feiern. Kürzlich sah ich weit vor Mitternacht, wie ein Mädchen in der Stadt an eine Hauswand kotzte. Ich schätze, sie war 15, höchstens 17 Jahre alt. Die Kollegin, die ihr die Haare hielt, erklärte nüchtern: «Zu viele Shots.» Ich musste an die Eltern des Mädchens denken. Und an meine eigene Tochter in ein paar Jahren.

Alkoholfrei anstossen

Jugendliche bis 15 Jahre, sagt das Bundesamt für Gesundheit, trinken weniger als früher. Aber kaum sind sie 16, nimmt der Konsum stark zu. Jeder vierte Teenager trinkt nach eigenen Angaben einmal pro Monat zu viel Alkohol. Bei den 20- bis 24-Jährigen sind es fast 40 Prozent.

Auch wenn ich ab sofort nur noch mit Rimuss anstosse, werde ich nicht verhindern können, dass meine Kinder später Alkohol trinken. Will ich auch gar nicht. Aber ich möchte ihnen einen genussvollen Umgang vorleben. Dazu gehört auch, dass ich nicht an jedem Fest ein Cüpli in der Hand haben muss. Ich wähle nun häufiger und ganz bewusst ein alkoholfreies Getränk, wenn sie dabei sind. Und ich spreche mit ihnen offen darüber, dass Alkohol ein beliebtes Genussmittel ist. Aber auch eine Droge, die viel Leid verursacht.

 

Wir danken Nadia Meier herzlich für vier Jahre Mamablog. Mit dem Posting 10 Gründe, warum ich gerne Vater wäre, gab sie einen fulminanten Einstand. Seither sind rund 100 Texte dazugekommen in welchen sie hinterfragt, gefordert, präzise analysiert und beobachtet hat- immer in ihrer eigenen so nüchternen und humorvollen Art. Wir werden die regelmässigen Beiträge von Nadia vermissen und freuen uns, dennoch hin und wieder im Mamablog von ihr zu lesen. – Alles Gute, liebe Nadia! Die Redaktion

71 Kommentare zu «Vorbildlich trinken»

  • Rage sagt:

    Ich trinke keinen Alkohol, weil ich ihn nicht mag. Ziemlich mühsam, wie hartnäckig man sich gegen den Konsum verdorbenen Traubensafts („nur ein Schluck zum Anstossen“) wehren muss (und bei manchen Leuten auch nach Jahrzehnten noch, es ist wirklich nicht zu fassen).

    Am Wichtigsten im Zusammenhang mit Alkohol und Kindern scheint mir, dass alkoholische Getränke nicht als besser oder wertvoller dargestellt werden, als andere Getränke. Mit den Wassertrinkern soll genau so angestossen werden, wie mit allen anderen auch. Nicht „Pling- zum Wohl“ bei Wein und „soll gelten“ bei Wasser. Warum um Himmels Willen braucht man ein ganz bestimmtes Gesöff in seinem Glas, um als vollwertiges Mitglieder der Abendrunde zu gelten?

    @Nadia: Schade… Werde ihre Blogs vermissen!

  • tina sagt:

    ich war sehr erstaunt, als einer meiner söhne ernsthaft betonte, dass er es schlecht gefunden hätte, wenn ich rum und gin und solche dinge zuhause gehabt hätte, als sie, meine söhne, noch jünger waren. früher habe ich nur wein oder bier zuhause gehabt, trinke selten. ich dachte eben auch, man könne ein gutes vorbild abgeben, indem man wenig trinkt, aber das reicht der ansicht meiner jungs nach nicht. sie schätzen, mich nie besoffen erlebt zu haben (das war nicht bewusst wegen ihnen, ich bin ein mensch der nicht in der lage ist, mehr als 2-3 gläser wein oder bier zu trinken, echt nicht).
    ich finde das eigentlich sehr hohe erwartungen an eltern und ein hartes urteil, und war etwas erschüttert

  • tina sagt:

    mir als teenie war ja überhaupt nicht bewusst, dass ein vollsuff wirklich wirklich wirklich lebensgefährlich ist. meine söhne sollen das wissen und ihre kollegen niemals liegen lassen, wenn sich einer unverantwortlich fest besäuft. mir wird der aspekt zu wenig betont bei der prävention. es geht da ganz direkt um ersticken am eigenen erbrochenen im vollsuff und natürlich auch so sachen wie im winter einschlafen draussen oder auf die strasse stolpern. sie sollen einfach ein wenig auf einander schauen in der gruppe. man hat als junger mensch die risiken nunmal nicht immer komplett unter kontrolle, da ist nötig, dass man einander schaut, in der situation, in der man gerade ist.
    das sind die direkten gefahren, da geht es nicht um sucht oder leberschäden

  • Henriette sagt:

    Ich erinnere mich gut an unsere Sonntagseinladungen mit Kind und Kegel. Wir Erwachsene sassen lange, sehr lange beim Apero, währen die Kinder je nach Wetter in Haus und Garten herumtobten. Irgendwann bekamen sie dann jeweils Hunger und erinnerten mich an meine Hausfrauenpflichten. Oft hatten sie schon Pfanne, Bouillonbüchse und Teigwarenbuchstaben bereit gelegt, weil nichts so schnell geht wie eine Suppe. Ich schäme mich heute noch, dass wir in einer Proseccowolke schwebend unseren Nachwuchs einfach „vergassen“.

  • Erich Bauer sagt:

    Meine ältere Tochter wurde gerade 16.
    Wir haben ein paar Tage später im Ausgang zusammen mit einem Bier angestoßen.
    War wirklich cool. Aber wissen Sie was ? Sie wird nie ( deswegen) Säuferin. Sie wird das Gymnasium durchziehen und später studieren.
    Ich halte Ihr verkrampftes Verhältnis als viel, viel gefährlicher.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Infolge Lager, Ferien im Ausland (Alkohol erst ab 18) und sofortigem Schulbeginn im Internat, wurde meines Jüngsten erstes Bier auf meine Hochzeit verschoben…..

      Nun, er mag kein Bier…. tja 😉

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Erich Bauer

      ehm, sind Sie ein bisschen mit den diversen Lageraktivitäten von Gymischülern vertraut?
      Nicht dass da alle Säufer werden, aber so erhaben über den Herausforderungen stehen die guten Gymeler dann doch wieder nicht…,
      und die guten Studis, falls Sie Gelegenheit haben mal eine Zufahrt zu deren WG’s zu beobachten; Sie würden sich möglicherweise wundern was da alles kistenweise an nicht nur tieferprozentigem antransportiert wird.

      Alkohol macht vor keiner Schicht und/oder Elite halt! Und falls sie Medizin studieren wollte, unter Ärzten ist Alkoholmissbrauch nicht mal so selten… .

      „Verkrampft“ scheint mir da also eher Ihr Weltbild, denn das Verhältnis der Autorin zu sein… .

      • Erich Bauer sagt:

        Schade, das Sie ihre Kinder nicht besser kennen und einschätzen können.
        Vertrauen, Rücken freihalten und stärken, aufbauen statt kontrollieren, Ihnen Liebe schenken ohne dauernde verhaltensforderungen daran zu knüpfen……..
        Naja, dieses Kinder zurecht biegen (oder brechen?) gilt ja heute als 70h Wochenjob einer führsorglichen Mutter.

  • Hans Schneider sagt:

    Als Vater und Kind von Alkoholabhängigen Eltern
    1. Es hat wohl Einfluss, wie man den Alkoholkonsum als Kind erlebt
    2. Eltern haben eine Vorbildfunktion – wer das anzweifelt und die Kindsentwicklung auf deren späteren Verlauf des Älterwerdens schiebt, der sollte das mit dem Kinderkriegen überlegen
    3.> 60% der Leute die Alkohol trinken haben es nicht im Griff, sobal sie etwas aus der Bahn wirft, greift man zum Glase (natürlich sind sie der das jetzt liest davon augeschlossen)
    4.Man braucht weder antimilitarische Haltung gegenüber Alkohol zu haben, noch welche zu konsumieren um Glücklich zu sein
    Daher Vorbild sein, den Kindern erklären warum man mit Alkohol und Gruppenzwang vorsichtig sein sollte, und ggf, sich eingestehen das man nur ein Mensch ist und Fehler machen kann (siehe Pkt 3)

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Ist 60% nicht sehr hochgegriffen? Ich bin selber väterlicherseits (min 3 Generationen) ein Abkömmling von Alkoholikern und bin weit davon entfernt, Alkoholabhängigkeit zu verharmlosen, zumal ich selber zeitweise gefährdet war abzustürzen. Trotzdem glaube ich nicht an 60%. In meinem jetztigem nahen Umfeld ist nur eine einzige Person, welche ihren Alkoholkonsum nicht im Griff hat.

  • tststs sagt:

    Leider ist das mit dem Vorbildsein so eine Sache… es gibt keine Garantie auf ein bestimmtes Folgeverhalten.
    Man spricht auch gerne von der heiligen Trias der Verhaltenspsychologie: 1/3 wird positiv beeinflusst, 1/3 negativ und 1/3 nicht.
    D.h. sind die Eltern Alkoholiker und verstecken dies nicht, wird ungefähr ein Drittel der Kinder ebenfalls eher Alkoholiker, ein Drittel wird eher Abstinenzler und ein Drittel wählt den Mittelweg.
    Andere Faktoren sind also viel entscheinender als das konkret vorgelebte Konsumverhalten.

  • Synn sagt:

    Liebe Nadia Meier, alles Gute und vielen Dank für Ihre für mich meistens sehr lesenswerten Blogs! Unvergessen der Znüni-Blog, ich lache heute noch bisweilen darüber:

    https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/42459/was-der-znueni-ueber-die-eltern-verraet/

  • Anh Toàn sagt:

    „Alkohol ist deshalb das harmloseste Gift, wenn man es überhaupt als Gift sieht.“

    Ein wenig Alkohol nach dem Training (Das verdiente Bier nach dem Sport). lässt sich an der sportlichen Leistungsfähigkeit noch nach drei Tagen wissenschaftlich messen.

    je mehr Untersuchungen gemacht werden, umso offensichtlicher wird, dass Alkohol die schädlichste aller Drogen ist, betreffend Schädigung des eigenen Körpers, betreffend Suchtpotential und betreffend Auswirkungen auf das Umfeld (macht aggressiv, insbesondere wenn aus Frust getrunken wird).

    Nicht wissenschaftlich ist meine Argumentation mit den berühmten jung gestorbenen Musikern, die gerne als Opfer von Konsum illegaler Drogen dargestellt wurden, mehrheitlich aber vor allem dem Alkohol zugesprochen haben.

    Sagt’s Euren Kindern!

    • Marcus Ballmer sagt:

      Berühmte, jung gestorbene Musiker? Meinen Sie Mozart? Hab gar nicht gewusst, dass er ein Alkoholproblem hatte.

  • Julinca sagt:

    Liebe Frau Meier
    Ihr Beiträge habe ich immer besonders gerne gelesen. Oft musste ich lachen, oft haben sie mir auch Mut gemacht. Z.B. Ihren Beitrag darüber, wie Ihr Sohn ein Superschläfer wurde. Oder die Geschichte mit den Taschentüchern mit Kamillenduft… Vielen Dank dafür.

  • Michael sagt:

    Es ist nun mal so, das der Mensch Trinken muss um zu Leben. Im Gegensatz zum Rauchen oder anderen Drogen wie Koks, Heroin etc. – man kann 100 und mehr werden ohne einen einzigen Zug an der Zigarette getan zu haben. Das ist der himmelweite Unterschied zum Trinken. Trittbrettfahrer dieses Vorganges ist aber, das man auch Alkohol trinken kann. Ohne Frage, es gibt auch ein Leben ohne Alkohol zu trinken und der Volksgesundheit würde es generell ohne jegliche Droge besser gehen.
    Aber wohin dann mit den ganzen arbeitslosen Medizinern, den finananziellen Einbrüchen bei den Pharamunternehmen und den Steuerausfällen ?

    • tststs sagt:

      Ich weiss selbstverständlich was Sie eigentlich meinen, aber dennoch muss ich entgegnen: Nennen Sie mir eine Kultur/Gesellschaft, die überlebt hat, ohne dass Rausch und Rauschmittel fester Bestandteil ebendieser waren… 🙂

    • Martin Vischer sagt:

      Gab es denn eine Epoche der Menschheitsgeschichte ohne Rausch? Rausch ist ein Urbedürfnis. Was Sie wollen stimmt für Sie, aber nicht unbedingt für alle anderen.
      Erwiesen sind nicht nur Gesundheitskosten im Zusammenhang mit exzessivem Konsum sondern auch Kosten im Zusammenhang mit der Langlebigkeit.
      Bitte verschonen Sie uns doch von dieser viktorianischen Lustfeindlichkeit.

  • Martin Frey sagt:

    Leider unterlässt es die Autorin, auch nur mit einem Satz zu erwähnen, dass von den gerne ein Vorbild abgebenden Müttern ein Drittel während der Schwangerschaft die Finger nicht vom Alkohol lassen kann. Obwohl davon auszugehen ist, dass für das ungeborene Kind bereits kleinste Mengen Alkohol toxisch sein dürften. Der kommenden 9. September, der Tag des alkoholgeschädigten Kindes (aber wen interessiert das schon?), wäre eine gute Gelegenheit gewesen, dies wieder mal in Erinnerung zu rufen. Dafür später, wenn die Fragen kommen, etwas pseudomässig zum Rimuss zu greifen, wird kein heranwachsendes Kind vom Alkohol abhalten, und bedient wohl eher die Kulisse, respektive das eigene (schlechte?) Gewissen.

    • Sportpapi sagt:

      @Martin Frey: Nach meinem Wissen ist die heikelste Zeit die, in der die Schwangerschaft gar noch nicht bekannt ist.
      Nach meinem Wissen sind es eher zwei Drittel als ein Drittel, die in der Schwangerschaft selten auch mal wenig Alkohol konsumieren. Das führt offensichtlich nicht zu breiten Schädigungen, weshalb auch ein schlechtes Gewissen ausbleiben kann.

    • Martin Frey sagt:

      Das stimmt so nicht, SP. Alkohol ist in jeder Phase der Schwangerschaft schädlich, und wahrscheinlich gibt es, im Ggs. zu Nicht-Schwangeren, auch keine unproblematische Menge. Aus Sicht des ungeborenen Wesens, wohlgemerkt.
      Gemäss einer eben erschienenen Untersuchung des BAG trinkt ein Drittel in der Schwangerschaft, insgesamt 6% aber massiv zuviel.
      „Das führt offensichtlich nicht zu breiten Schädigungen, weshalb auch ein schlechtes Gewissen ausbleiben kann.“
      Daran ist nichts richtig. Aber Sie werden erfahrungsgemäss sowieso bei Ihrer Meinung bleiben.

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: „Daran ist nichts richtig. Aber Sie werden erfahrungsgemäss sowieso bei Ihrer Meinung bleiben.“ Wenn Sie jeweils keine Ahnung haben, bemühe ich mich, Sie mit Daten, Fakten und Argumenten aufzuklären. Hätten Sie ja auch mal tun können, statt so auszuteilen.

    • mila sagt:

      Das Problem ist, SP, dass niemand wissen kann, ob das eigene Kind zu denen gehören könnte, die eine Schädigung davon tragen – es gibt meines Wissens Kinder von Alkoholikerinnen, die gesund zur Welt kommen, und bei anderen reicht(e) buchstäblich ein Gläschen. Die Wissenschaft kann es (noch) nicht schlüssig (er)klären. Frage: Will man (frau) angesichts dieser Faktenlage Roulette spielen? Zum Glück sind prozentual betrachtet wenig Kinder betroffen, aber jeder dieser Fälle wäre verhinderbar gewesen. Es ist daher wichtig, das vorhandene Wissen, so bruchstückhaft es auch ist, in die Gesellschaft zu tragen.

      • Martin Frey sagt:

        @mila
        Schätzungen zufolge kommen in Deutschland jährlich etwa 10’000 Babys mit FASD zur Welt. Man vermutet, dass davon mehr als 1.000 Kinder das Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS), eine schwerwiegende geistige und körperliche Behinderung, aufweisen.
        Persönlich finde ich das nicht wenig, und wäre durchaus mal erwähnenswert an dieser Stelle. Denn jeder dieser Fälle wäre verhinderbar gewesen, wie Sie richtig sagen. Und auch Menschen mit FASD sind geistig beeinträchtigt und zeigen Entwicklungs- und Verhal­tensauffälligkeiten, weswegen sie oft ein Leben lang Hilfe und Unterstützung benötigen.
        Sehe grad nicht, was es hier zu banalisieren gibt.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Sportler

        Alkoholkonsum in der Frühschwangerschaft (bevor man davon überhaupt weiss) führt aber meines Wissens nach zu frühen Fehlgeburten. Man nennt die ersten 2 oder drei Wochen ja auch die „alles oder nichts-“ Phase. Nach diesem Zeitpunkt sollte die Frau aber wissen, dass sie schwanger ist und spätestens ab diesem Zeitpunkt auf Alkohol und Tabak gänzlich verzichten. Alles andere werte ich als vorsätzliche, schwere Körperverletzung und müsste mMn auch dementsprechend bestraft werden. Es darf nicht sein, dass man den Wehrlosesten aller Geschöpfe keinen Schutz bietet.

      • mila sagt:

        Ganz klar bei Ihnen, MF. Wenn Schwangere bei allem anderen vorsichtig sind, macht es keinen Sinn, gerade in dem einen Punkt nachlässig zu sein, wo ein Schaden im Bereich des Wahrscheinlichen liegt.

      • Anh Toàn sagt:

        „Alles andere werte ich als vorsätzliche, schwere Körperverletzung ..“

        Konsequenterweise wäre der Selbstmord (-Versuch logischerweise) einer Schwangeren, als versuchte vorsätzliche Tötung (Evtl Totschlag, evtl Mord) zu bestrafen.

        Im Befruchtungsfall verliert die Frau das Recht an ihrem Körper. Die Gewsellschaft bestimmt, wie dieser zum Nutzen des Fötus zu behandeln ist.

        Zuvor wurde dies mit der Pflicht der Frau zu ihrem Mann begründet, nun halt zum Fötus, letztlich bleibt die gleiche gesellschaftliche Verfügung über den Körper der Frau.

      • Martin Frey sagt:

        @Tamar von Siebenthal
        „Nach diesem Zeitpunkt sollte die Frau aber wissen, dass sie schwanger ist und spätestens ab diesem Zeitpunkt auf Alkohol und Tabak gänzlich verzichten.“
        Etwas anderes kann man nicht mit gutem Gewissen empfehlen.
        Auch wenn niemand hier das Strafgesetzbuch ins Spiel bringen will, aber nicht ganz ohne Grund bezeichnet ein Chefarzt einer bekannten Kinderklinik Rauchen respektive Trinken in der Schwangerschaft als (Zitat) „Form von Kindsmisshandlung“.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @Martin Frey

        Natürlich ist das Kindsmisshandlung. Gilt auch, wenn in der Familienwohnung und Auto geraucht wird, wo Kinder vorhanden sind.

      • tina sagt:

        natürlich habt ihr recht. aber wieviele von uns sind so aufgewachsen. ich wuchs ja mit der überzeugung auf, dass pfeife rauchen wie nichtrauchen sei ;-). ich fühle mich nicht kindsmisshandelt weil mein vater pfeife rauchte. im nachhinein lustig finde ich, dass das auf eine art unter den tisch gewischt und etwas verleugnet wurde, als ob mein vater gekifft hätte :).
        wenn man das ernsthaft heute so hart verurteilt, und das ja zurecht, dann müsste man doch aber auch so hart über frühere generationen urteilen und ich finde das nicht richtig.
        ich kriege das nicht unter einen hut

      • mila sagt:

        tina, der Wissensstand bezüglich Schädigung durch Nikotin (besonders Passivrauchen) und Alkohol ist heute doch noch ein anderer als früher. Das kann und sollte man nicht direkt vergleichen.

      • tina sagt:

        mit dem wissen kann man es schlecht begründen, denn offenbar gelingt es mühelos, andere direkte schädigungen nicht mit dem selben massstab zu bewerten. mir geht es nicht in den schädel, wie man dermassen die auswirkungen der umweltverschmutzung verdrängen kann. wieviele tote haben wir jährlich, direkt wegen den auswirkungen des wirklich leicht einzudämmenden strassenverkehrs? will keiner wissen, wird heruntergespielt, einfach hingenommen. es wird nicht darüber gesprochen. eher verbreitert man die strassen für noch grössere autos

      • tina sagt:

        bafu:
        Wegen Luftschadstoff bedingten Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen werden in der Schweiz jährlich ca. 20’000 Tage im Spital verbracht. Die belastete Atemluft führt zu rund 17’000 Fällen von akuter Bronchitis bei Kindern und rund 3’000 neuen Fällen von chronischer Bronchitis bei Erwachsenen.
        —-
        todesfälle infolge luftverschmutzung durch mobilität (wovon 75% PW sind): 3000 pro jahr!

      • tina sagt:

        was kann man tun: um die grenzwerte einzuhalten müsste man 50% reduzieren! man kann sagen, sollen doch die anderen. oder man machts selber. klar gibt es wie in den 70er jahren damals eine lobby, die das verhindern möchte, aber die informationen sind da. wir können nicht sagen, wir hätten das nicht gewusst. wenn also jeder in seinem alltag stetig und fortlaufend ein wenig da und ein wenig dort reduziert rettet das leben. ganz direkt. jedes jahr

  • Meinrad sagt:

    Egal wie gut Sie als Vorbild sind, Sie werden kaum verhindern können, dass Ihre Tochter als Jugendliche zu viel trinkt. Aber keine Panik! Wenn das Umfeld stimmt und es keinen Grund zur Flucht in den Rausch gibt, hört das von selbst wieder auf.

    Meine Kollegen und ich sind alle in guten Verhältnissen aufgewachsen, unsere Eltern haben nie übermässig getrunken. Trotzdem haben wir uns eine Zeit lang fast jedes Wochenende voll-laufen lassen. War irgendwie so üblich und wir haben es nicht hinterfragt. Ungefähr mit 20 hat es dann bei allen aufgehört und ich sehe im Bekanntenkreis seit Jahren niemanden mehr betrunken.

    Die Vorbildfunktion wirkt also nur beschränkt in diesem Alter, der Einfluss der Kollegen ist stärker. Aber die Vernunft meldet sich dann ebenso.

    • Anh Toàn sagt:

      Die Frage ist doch, warum immer mal wieder ein wenig Alkohol als vorbildliches Genusstrinken gilt: Das ist nicht überall so, zwar in Mittel- und Südeuropa, vor allem den klassischen Weinländern. Die Skandinavier halten für vorbildlicher, meistens gar nichts zu trinken und es sich ehrlich zu sich selber halt ein- bis zweimal pro Monat oder im Urlaub richtig zu geben.

      Mir scheint der Umgang der Skandinavier mit Alkohol deutlich ehrlicher: Alkohol ist ein Rauschmittel, wird wegen der berauschenden Wirkung konsumiert, nicht wegen Genuss.

      • Rosche Meyer sagt:

        Und ist der halt doch relativ regelmässige „skandinavische Vollsuff“ denn auch weniger schlecht für die Gesundheit als regelmässig ein Gläschen zwei? Ihr Ehrlichkeitsargument in allen Ehren, aber das erscheint mir relativ schwach.

      • Carolina sagt:

        AT: Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Noch nie Schweden oder Norweger in den Ferien erlebt? Oder mal erlebt, wie Skandinavier eine Tagesfähre nach Deutschland oder England nehmen, sich aber so etwas von die Kante geben? Sie halten es für ehrlich, am Morgen um 10 zu saufen (das ist das einzige Wort dafür), nur weil Alkohol im eigenen Land so teuer ist und nur in staatlichen Abgabestellen verkauft wird? Die Prohibition in den USA lässt grüssen!
        Ich trinke nicht Wein (in Massen, weil ich nicht viel vertrage), damit ich berauscht werde, sondern weil er mir Begleitung für gutes Essen ist. Und gehe mal davon aus, dass das bei den meisten Menschen in unserem Kulturkreis so ist. Was ist daran verwerflich? Man könnte wirklich meinen, wir seien ein Land von lallenden, ständig Besoffenen……..

    • Seidenspinner sagt:

      Nur leider kann es gerade für Mädchen verheerende Folgen haben, in betrunkenem Zustand die Kontrolle zu verlieren. Es gibt genug Männer die das auzunützen wissen. Was für die Mädchen ein Leben lang traumatisch ist.

  • Muttis Liebling sagt:

    Kürzlich berichtete der TA als angebliche Neuheit, dass die Künste des Brotbackens und Bierbrauens bereits im Mesolithikum bekannt waren. Tatsächlich ist das ein alter Hut. Eher ist es historisch wahrscheinlich, dass die Menschheit ohne Bier und Brot nicht sesshaft geworden wäre.

    Alkohol ist schon deshalb eine besondere Droge, weil Alkohol eine kalorischen Wert hat. Das Getreide, welches man für Bierbrauen und nicht für Brotbacken verwendet, ist für die Ernährung nicht verloren. Alkohol ist zwar auch ein Gift, aber für dessen Abbau gibt es ein extra Enzym. Alkohol ist deshalb das harmloseste Gift, wenn man es überhaupt als Gift sieht.

    Alkohol ist aber vor allem eine Kulturkatalysator. Ohne Bier wären wir noch Nomaden ohne Schrift. Dieser Blog wäre nicht geschrieben.

    • Sportpapi sagt:

      Damals war der Alkoholgehalt von Bier nach meinem Wissen aber noch deutlich niedriger.

      • Muttis Liebling sagt:

        Damals hatte Bier 2% Alkohol. Man muss auch erwähnen, dass Alkoholmissbrauch in epidemischen Ausmass erst seit dem Brennen von Kartoffelschnaps möglich ist. Die Getreidemengen, welche nicht intensive Landwirtschaft oder die Weinmengen, welche natürlicher Weinbau erzeugen konnten, reichen nicht für das Durchtränken auch der damaligen Bevölkerungen.

        Der gesamte Weinertrag des Mittelalters wurde vom Adel und dem Klerus versoffen. Das Bier reichte nur für Volksfeste und wurde ansonsten in Apotheken abgegeben. Z.B. für stillende Frauen.

    • Michael sagt:

      Ist das jetzt ein Beitrag eines Alkoholabhängigen, der versucht, sich und uns seinen Konsum schön zu reden ? Klar hat Alkohol einen kalorischen Wert – aber ist das ein Grund, das man ihn verharmlost ? Und der Zusammenhang, das wir ohne Bier noch Nomaden wären, erschliesst sich mir ganz und gar nicht. Ist unsere Kultur also im Vollsuff entstanden ?

      • Muttis Liebling sagt:

        Wer sein privates Verhalten mit öffentlichen Regeln in Verbindung bringt, ist schon ziemlich arm dran. Alkohol ist auch für einen immer abstinent lebenden Historiker eines der höchsten Kulturgüter und die Aussage wird durch persönlichen Alkoholismus auch keine andere.

        Die ersten Zusammenkünfte von Menschen im Mesolithikum fanden in extra dafür errichteten Bauten im Zusammenhang mit Biertrinken statt. Ohne Bier hätten die Damen und Herren sich nicht getroffen und hätten so keine Heiratsvereinbarungen oberhalb von Sippen treffen können.

        Das Bierbrauen und Brotbacken machte die Kultivierung des Getreideanbaus und damit Landwirtschaft notwendig, was zur Sesshaftigkeit führte.

      • tststs sagt:

        Was ML versucht zu sagen, ist, dass Alkohol schon immer fester Bestandteil unserer (flüssigen) Ernährung war. Einerseits weil er eben auch nahrhaft war (die ersten Alkoholika sind sehr wahrscheinlich gar nicht als Getränk gedacht gewesen, sondern eingelegtes Getreide, und das „gegärte Wasser“ wurde mitgetrunken, und eben, weil halt Wasser nicht in der heutigen Form daher kam, sprich es war eher gefährlich.

      • Carolina sagt:

        Michael, das ist wohl genau so, wie Sie sagen.
        Alkohol soll eine besondere Droge sein, weil es kalorischen Wert hat? Also ist Spielsucht auch eine ganz besondere Sucht, weil sie ja das Gehirn trainiert? Oder Koks, weil es das Durchhaltevermögen steigert?
        Die allermeisten Genussmittel haben Suchtpotential, können bei Missbrauch schädlich sein, das Mass macht es aus. Das wissen wir seit jeher. Die Frage, die sich heute zunehmend vor allem dem Nannystaat stellt, ist, ob und wann und wie er eingreifen soll. Solange er allerdings noch Dealerfunktion hat (in Form von Steuereinnahmen), ist er doch ziemlich unglaubwürdig.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Carolina

        Falls Sie auf CH anspielen, warum nennen Sie diesen Staat einen „Nannystaat“?
        Und welchen Staaten würden Sie dieses Label eher nicht verleihen?
        Und jene nicht-Nannystaaten, wie siehts dort so aus mit Alkoholkonsum und seinen Folgen, was bedeutet es für dort betroffene Familien? Geht es denen dort besser weil sie nicht in einem Nannystaat zuhause sind, der sich dank „Dealerfunktion“ zusätzlich unglaubwürdig präsentiert?

        Mir ist das Wort „Nannystaat“ ein bisschen zu abwertend.

      • Carolina sagt:

        Ich denke, Brunhild, dass es keine Frage ist, dass zunehmend das Sozialverhalten (dazu gehört Essen, Trinken, Rauchen etc) politische Dimensionen annimmt, dass immer mehr in das (früher mal sakrosankte, ohne Beurteilung) Privatleben eingegriffen wird, zum Teil mit fragwürdigen Kampagnen, Präventionsaktionen, Studienzitaten, wenig Wirksamkeitsstudien und oft mit moralischer Keule (Umwelt, Ernährung etc). Der Grat zwischen notwendiger Aufklärung und Bevormundung scheint mir in letzter Zeit immer kleiner zu werden. Die Vorgaben, die auch bei uns in vielen Bereichen gemacht werden, halte ich oft für übertrieben, ja.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Carolina

        dass der Grat schmäler wird hat möglicherweise damit zu tun, dass das Wissen breiter wird.
        Der grössere Teil unseres Konsumverhaltens geht nicht mehr folgenlos an uns vorbei resp ungute Konsequenzen werden nicht mehr einfach so durchgelassen wie vor ein paar Jahrzehnten.
        Die Entscheidungsfällung wo jeder machen können soll was ihm beliebt (kein Eingriff ins Privatleben) wird immer komplexer, und folgerichtig macht es vor der politischen Dimension nicht Halt.
        Das ist nicht zwingend schlecht, sondern wir müssen uns dafür mehr damit auseinandersetzen wie wir Gesellschaft gestaltet haben möchten.
        Früher hat vielleicht „der Staat“ weniger dreingeredet, dafür je nach Wohnort/Familiensituation die dortigen „Platzhirsche&Oberhäupter“, ohne jegliche Einsprachsmöglichkeiten… .

  • Danielle sagt:

    Nadia, wir werden dich vermissen!!! Du hast so herrlich aus dem Bauch heraus formuliert und mich zum Lachen gebracht. Wo können wir von dir weiter lesen? Alles Gute!!

    • Nadia Meier sagt:

      Vielen Dank, das freut mich. Ich werde als Gastautorin weiterhin ab und an für den Mamablog schreiben.

  • Brunhild Steiner sagt:

    Wenn die Entwicklungen anhalten und sich irgendwann mal irgendeine Bundesstelle um objektive Kostenverursachung durch Alkoholmissbrauch kümmern muss weil es jedes Verhältnis sprengt, wird es auch den Letzten bewusst werden dass sich auf diesem Gebiet „Nutzen und Ertrag“ nicht mehr so die Waage halten.

    • Muttis Liebling sagt:

      Die Kombination Alkoholmissbrauch + Rauchen sichert 20 Jahre Lebenserwartungsverlust und ist damit die Garantie für die mit Abstand preiswerteste Krankenbiografie. AHV und PK eingerechnet, sollte man jeder Person, die ordentlich säuft und raucht, dann aber auch um 65 Jahre stirbt, posthum die Hälfte der Krankenkassenbeiträge rückerstatten. Das hat man sich redlich verdient, sprich erraucht und ersoffen.

    • Patrick sagt:

      Wessen Nutzen und wessen Kosten? Sind wir hier um BIP zu generieren?

    • tststs sagt:

      Äh äxgüsi, wir sind hier mitten im „Leben“ und nicht Teil einer tabellarischen Berechnung.
      Und selbst wenn wir es wären, so steht uns die Einordnung in die Tabelle (Nutzen und Ertag) gar nicht zu, die müsste von Aussen gemacht werden 😉

  • Brunhild Steiner sagt:

    Danke für diesen schönen Abschlusstext und ebenfalls von Herzen alles Gute!

  • Vreni Heimer sagt:

    Es ist auch kulturell bedingt. In Frankreich geht der Wein mit dem Essen und vorher gibt es vielmals einen Aperitif, auch durch die Woche, nicht nur am Sonntag ! Am Wochenende wird bei uns immer Rotwein getrunken beim Essen, es wirkt festlicher, einfach week-endlike ! Und Wein entspannt. Man soll es natürlich nicht übertreiben aber 1-2 Gläser beim essen ist ok.

    • tststs sagt:

      Ach bitteeeee, bis vor nicht allzu langer Zeit wurde auch bei uns fast nur Alkohol getrunken (halt auch 1-2%iger).
      Wasser wurde eher gemieden.
      Dies gilt auch für Kinder.

  • Roxy sagt:

    Sie haben schon recht: Alkohol ist die offiziell gesellschaftlich und kulturell anerkannte Droge. Es gibt viele Menschen die haben ein Problem damit, und es sterben mehr Menschen an Alkoholmissbrauch als man denkt. Dennoch würde ich nie wegen den Kindern Rimuss trinken. Ich trinke dann und soviel wie ich es für richtig halte. So bin ich für meine Kinder ein Vorbild. Ein selbstbestimmter, vernünftiger Drogenkonsum. Hinter Drogenmissbrauch stehen psychische Probleme. Die Menschen thematisieren viel zu stark das Suchtmittel anstatt die dahinterstehenden Ursachen welche zu Abhängigkeit und Selbstschädigendem Verhalten führen.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Roxy
      diese Reihenfolge muss nicht immer so gegeben sein, fragt sich eher wie „psychische Probleme“ und „Drogenmissbrauch“ definiert sind. Und was alles zu „Drogen“ gezählt wird.
      Manchmal genügt ein Erstkontakt um körperlich abhängig zu werden, was zu vermehrtem Substanzmissbrauch und in deren Folge zu psychischen Problemen führen kann.

      Neben der schon existierenden Präventionsarbeit (bspw Suchtmittelinfotag in Schulen) würde ich ein Werbeverbot für Nikotin/Alkohol sehr begrüssen. Ich schätze den daraus entstehenden Schaden für die (Hersteller bis Werbung-)Industrie geringer als der zZt existierende Schaden durch Missbrauch, nicht-hinschauen, weil überall-so-unproblematisch-promotet.
      Plus ein konsequentes Ausmerzen von Produkten mit hohem Schädigungspotential wie bspw Alcopops.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Liebe Brunhild – ich bin sehr drogenfreundlich eingestellt, das gebe ich zu. Ich glaube Drogen gehören zum Menschsein dazu. Ich stufe aber auch Religion jeglicher Art als Droge ein, oder Extremsport. etc. der Mensch hat auch körpereigene Drogen.
        Dass ein Erstkontakt genügt um körperlich abhängig zu werden, ist ein Märchen. Das stimmt definitiv nicht. Nicht mal bei Heroin.
        Natürlich gibt es solche, die behaupten, bei ihnen wäre das so gewesen. Aber nur weil sie nie bis zum wahren Grund, für ihren Drang zur Realitätsflucht vorgedrungen sind.
        Der Mensch ist viel komplexer als den meisten bewusst ist. Selbstschädigendes Verhalten kann viele Formen annehmen. Ein Abstinenzler ist keineswegs sicherer vor seinen dunklen Seiten. …

      • Reincarnation of XY sagt:

        … darum geht es mir. Brunhild, diese ganzen Abstinenzlerkampagnen sind mir viel zu oberflächlich. Sie externalisieren das „Böse“. „Eine Berührung kann dich für immer süchtig machen“ bla, bla, bla. Nein, wir müssen verstehen, dass es viele Drogen gibt. Dass Drogen auch Medizin sind, oder wenigstens Schmerzmittel. Ausgelassenheit kann gesund sein – aber kein gesunder Geist möchte permanent ausgelassen sein, möchte permanent nur in der Wellness-Massage liegen.
        Es geht darum eine gesunde Balance zu finden.

        Der andere Punkt ist der: solange ich etwas wegen der Kinder nicht tue, bin ich mit mir selbst nicht im Reinen. Wenn ich etwas nicht gut finde, dann tue ich es auch nicht – Kinder hin oder her.
        Verstehen Sie was ich meine?

      • Muttis Liebling sagt:

        Drogen sind per definitionem alle bioaktiven Substanzen. Von Kräutertee, über Eukalyptusbonbons, Wodka bis zu Heroin und den aktuellen synthetischen Opiaten. Ein kleiner Teil davon ist auch psychoaktiv.

        Allerdings zählen die Substanzsüchte nicht zwingend zu denen mit dem grössten pathologischen Potential. Aktuell sind die Suchtkliniken immer mehr mit Online- Junkies befüllt. Von den narzisstischen Ich liebe meinen Körper und arbeite jeden Tag 5 h an dem- Typen mal ganz zu schweigen.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Reincarnation

        ich meinte das eher als Ergänzung, grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie Sie.
        Und diese „Erstkontakt kann schon ziemlich heftige Auswirkungen haben“ habe ich nicht von einem „Süchtigen mit diesem Erfahrungshintergrund, resp Ausblendung seiner wahren Motive“, sondern von Suchtmittelinformationsabenden welche ich im Rahmen unseres Nachwuchses schulintern besucht habe. Da wurde jeweils sehr aktuell informiert, resp neueste Entwicklungen/Neueinschätzungen offen kommuniziert und keine Abstinenz-ist-das-Beste!-schiene gefahren.

    • Täglich trinkender und sportfanatiker sagt:

      Ausgezeichneter Punkt. Es gibt die interessante Aussage, dass noch nie jemand wegen Party feiern zum Alkoholiker wurde. Dies geschieht jeweils wegen versuchter selbst-medizinierung (self-medication).

  • Malena sagt:

    Übermässiger Alkoholkonsum ist Selbstschädigung, natürlich wollen wir unseren Kindern gute Vorbilder sein diesbezüglich. Ebenso wichtig wäre ein Fokus auf Fremdschädigung, hier haben wir meiner Meinung nach viel mehr blinde Flecken. Beispiele:
    – Überseeferien, Mobilität: Klimaerwärmung
    – Ernährung: Tierwohl, Zerstörung von Ökosystemen, Klimaerwärmung
    – Konsumverhalten (Elektronikartikel, Plastik, Kleidung…): Ressourcenverschleiss, Arbeitsbedingungen, Abfall
    – Umgang untereinander: Überheblichkeit, Ausschluss, Mobbing, Egoismus, physische und emotionale Übergriffe

    • Sportpapi sagt:

      Warum sind das blinde Flecken? Sind alles Gebiete, die nicht nur zu Hause angesprochen werden, sondern in der Regel auch in der Schule.
      Nur dürfen wir nicht erwarten, dass die Kinder letztlich anders entscheiden/leben, als die grossen Vorbilder. Und da fehlt es halt dann an der Lust auf Verzicht (und am Problembewusstsein).
      Übrigens wohl auch beim Alkohol.

  • Koller sagt:

    Tja ich trinke vor den Kindern und ja die werden und dürfen später selber saufen.

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