Wie viele dieser Fachbegriffe kennen Sie?
Sagen Sie bitte tausendmal hintereinander «Nuggi». Nach etwa drei Minuten wird Ihnen das Wort seltsam vorkommen. Funktioniert natürlich auch mit «Windle» oder «Riiswaffle». Das Phänomen kennen Sie bestimmt, aber Sie wissen nicht, wie es heisst. Ich verrate es Ihnen, wenn Sie brav weiterlesen.
So geht es uns mit vielen Alltagsdingen: Wir kennen sie, nicht aber ihren Namen. Deshalb habe ich für Sie recherchiert. Es folgen 10 wissenschaftliche Fachbegriffe, die Eltern von kleinen Kindern beherrschen sollten:
Tripptrapplack: Er wird ähnlich dem Klavierlack über längere Zeit in vielen Schichten aufgetragen und besteht aus verschiedenen Zuckersorten mit Speichel als Bindemittel. Tripptrapplack ist je nach Bananenanteil in unterschiedlichen Klebrigkeitsstufen erhältlich. In über 99 Prozent der Fälle entsteht er in Kinderarbeit.
Elmextränen: Ihr Kind wehrt sich mit viel Tamtam gegen etwas, was es ohnehin nicht vermeiden kann. Keine Schande, das machen auch viele Erwachsene so.
Fremdwischen: Wenn Sie dem Gastkind untenrum bei der Beseitigung von Verdauungsrückständen helfen. Eine hohe Kunst, erfordert es doch soziale Kompetenz und physiologisches Umdenken. Unter dem Slogan «Keine zwei Füdlispält sind identisch – wähle deine Technik mit Bedacht» findet an der Olma 2020 eine Sondershow zum Fremdwischen statt.
Glutengeröll: Es bleibt typischerweise nach dem Verzehr von gebackenen Weizenprodukten unter dem Tisch liegen. Bei Körnungen unter 1,5 mm spricht man auch von Glutensand und bei Körnungen unter 0,2 mm von Glutenstaub. Aufgrund der Toxizität setzen manche Familien auf Dinkelgeröll.
Ventildruckgrauen: Das bedrückende Gefühl, wenn Sie mit einem Kind, das länger als vier Tage nicht mehr «gross» gemacht hat, fernab sanitärer Anlagen und ohne Feuchttücher reisen: «Bitte nicht jetzt, bitte lass es verstopft sein!»
Klauenschock: Sie merken erst im Wartezimmer der Kinderärztin, dass Ihr Kind an den Fingern längere Schaufeln trägt als im Mund. Mangels Schere versuchen Sie, ihm die Nägel noch etwas zurückzubeissen.
Geschenkwertparadoxon: Die kindliche Freude an einem Gegenstand ist umgekehrt proportional zu dessen Kaufpreis. Beispiel: Das Gotti bringt am Geburtstag eine von Entwicklungspsychologen empfohlene Kugelbahn aus unbehandeltem Birkenholz. Das Kind spielt den Rest des Tages mit einer toten Fliege.
Polymeres Abrüsten: Sie befreien Ihr Kind nach einem regnerischen Kindergartentag von allerlei Kunststoffen: Täschli, Zeichnungsmäppli, Leuchtweste, Regenmützli, Regenjäggli, Regenhösli, Elsa-Thermowäsche.
Snackfehlwahlumkehrgrenze: Der Moment, wenn Sie feststellen, dass Sie dem Kind einen nicht zur Situation passenden Snack angeboten haben. Gleichzeitig können Sie keinen Rückzieher machen, weil schon versprochen und sonst Theater. Beispiele: Gipfeli im Auto, Glace im Sandkasten, Pflaumen vor der Flugreise, Bratwurst im Streichelzoo, Schoggi… überall.
Featuring-Erziehung: Es ist zwar nicht Ihre Art, aber Sie müssen das Gastkind auf Regeln aufmerksam machen, die im eigenen Haus gelten, aber offensichtlich nicht bei ihm zu Hause: «Maximilian-Jason, wenn du schon aus der Kloschüssel trinkst, dann nimm wenigstens ein Röhrli!»
Das eingangs erwähnte Phänomen heisst übrigens «semantische Sättigung». Es hätte auch auf dieser Liste stehen können. An einem Familienfest durfte ich während vier Stunden einer Gruppe Kindern beim «Schäri, Stäi, Papiir» zuhören. Die drei Wörter haben in meinem Hirn jegliche Bedeutung verloren. Für immer.
Für frischgebackene Eltern empfohlen: Das Posting 10 Lieblingsdinge eines Kleinkinds
13 Kommentare zu «Wie viele dieser Fachbegriffe kennen Sie?»
Fast hätte ich diesmal mit Maximilian-Jason ein wenig Mitleid gehabt, aber nur fast 🙂
Herr Tschannen, Merci, dass Sie mich immer wieder zum Lachen bringen. Sie sind das „Highlight“ dieses Blogs.
Priceless! Danke!
Der Klauenschock: Den hatte ich gerade erst gestern wieder. Hektisches Nachdenken wann denn der letzte Schnitt stattgefunden habe!
Und ich habe ja nach der Schule gefeiert, dass ich nie wieder Wörter büffeln muss 😉 Herrliche Auflistung!
Krümel sind und bleiben Krümel – oder warum sollte ich sie je anders benennen ? Oder sind Sie gar ein Jäger und die Jägersprache hat bei Ihnen jetzt mental zugeschlagen ? Indem man normalen Dingen einen ganz anderen Ausdrück verleiht wie z.B. häuten nicht häuten sondern aus der Decke schlagen heisst, nur um sich einen Hauch von Exklusivität zu verleihen ??
Nun seien Sie doch nicht so künstlich entrüstet. Just laugh!
Falsch – Krümel sind und bleiben Brosmen! Jedenfalls hierzulande. Oder versuchen Sie sich mit Ihrem ganz anderen Ausdruck einen Hauch von Exklusivität zu verleihen?
Mitnichten liebe/r Küsü ! Krümel ist kein ganz anderer Ausdruck sondern ein Überbegriff für kleinste Dinge und da gehören Brosmen auch dazu.
Brösmeli. Im Fall.
Viel wichtiger! Dinkel ist mitnichten glutenfrei!!!
Herzlichen Dank für den Kicher-Anfall! 😉
Glutengeröll und polymeres Abrüsten sind meine Favoriten.
just made my day.
Oh Herr Tschannen! Sie haben nicht nur meinen Tag gerettet sondern die ganze Woche!
Gestern gelesen: „Ein guter Vater ist einer, der seinem Kind morgens das Marmeladenbrot streicht.“. Ich ergänze: „Ein guter Vater ist einer, der polymeres Abrüsten und Featuring-Erziehung praktiziert“.