Bloss locker bleiben!

Mamablog

Ihm sind Selbstzweifel fremd: Jack Black als Lehrer in der Komödie «School of Rock». Foto: PD

Nun haben wir also gebadet. Ausgiebig. Oder Island bereist, Strassburg besichtigt, einen Arabischkurs belegt. Was Lehrerinnen und Lehrer halt so tun in den Ferien. Träumen unter dem Sonnenschirm. Jetzt sind wir zurück, und schon beginnt das nächste Schuljahr. Wir sitzen wieder am Schreibtisch, noch etwas fahrig, mit dieser sommerlichen Mischung aus leer gespültem Kopf und neuem Elan.

Mit dem neuen Schuljahr kommen die Vorsätze. Unser Berufsstand macht dieses Prozedere ja immer doppelt durch: einmal an Neujahr, dann noch mal im August. Im neuen Schuljahr wollen wir ganz vieles, aber diesmal richtig! Bevor wir anfangen, Themenskizzen zu erstellen und Termine einzutragen – nur schnell die Internetverbindung konfigurieren, Moment –, bevor wir uns also verlieren in den Banalitäten des Schulalltags, jetzt, aus jener Distanz, die nur Sommerferien möglich machen, stellen wir Grundsatzfragen: Was will ich eigentlich? Und warum weiss ich das immer noch nicht? Was sollen die Jugendlichen lernen? Diesmal werden wir sie abholen, alle! Der Unterricht wird persönlich, intensiv, verbunden mit ihrem Leben.

Aber halt! Wir werden uns nicht überfordern. Von wegen charismatischer Lehrer. Work-Life-Balance statt Burnout. Nicht wieder auf dem Zahnfleisch in die Ferien. Sondern achtsam! Wir werden uns einteilen. Drei Stapel: dringend, bei Gelegenheit – was war schon wieder der dritte? Wie wir gelernt haben in der Weiterbildung: zuerst die grossen Steine rein, dann die mittleren, dann erst der Sand. Genau: Weniger Mails checken, nur im Zeitfenster, einmal am Tag. Oder doch zweimal?

Raus aus den Gedankenmühlen

Einfach organisiert. Nicht wie in diesen Lehrerträumen, wo man durch Gänge irrt, die Lektion vergisst, die Schüler sind nicht da, sie hören nicht zu, Chaos. Verloren hetzt man durch irgendwelche Skigebiete – oder ist es das Schulhaus? Überall gehen Sessellifte, wohin bloss? Überhaupt: Schluss mit dem blöden Träumen. Und Schluss mit den Selbstzweifeln. Dass eines Tages rauskommt, was für ein Hochstapler am Lehrerpult sitzt. Schluss mit den Erinnerungen an peinliche Situationen, wo man sich dermassen blamiert hat. Gedankenstopp! Wir sagen Nein. Und hören auf, dieses Nein halblaut zu zischen im Zugabteil. Zum Glück tragen die meisten Kopfhörer.

Wir kommen raus aus unseren Gedankenmühlen und hören aktiv zu. Wir nehmen unser Gegenüber wirklich wahr. Denn das macht unseren Job aus: das Verstehen der Lernenden. Oder? Wo waren wir? Bei der Ordnung. Ausgeglichener, übrigens, wollen wir auch werden. Nicht ein Tag hüst, dann wieder hott. Nicht dieses Launenhafte, wo die Kinder nie wissen, woran sie sind. Sondern pädagogisch temperiert. Nicht roboterhaft kalt, oh nein. Sondern menschlich. Einfach nicht allzu menschlich. Einfach ohne diese lästigen, wie sagt man, menschlichen Nachteile.

So. Jetzt bloss sich nicht versteifen auf die Vorsätze! Locker, sag ich, ins neue Schuljahr. Innere Mitte, hallo! Und neugierig (fast vergessen: die Neugier behalten) auf die neuen Schülerinnen und Schüler. Es kann losgehen. Hnnnng!

9 Kommentare zu «Bloss locker bleiben!»

  • Lace sagt:

    @Röschu, es gibt Menschen die MLs Kommentare durchaus schätzen!

    • Röschu sagt:

      Nun, dazu gehöre ich definitiv nicht.
      Für mich ist ML nichts weiter als ein Blender, der sich hervorragend darauf versteht seine (oftmals absurden) Theorien mit Hilfe ausgezeichneter sprachlicher Fähigkeiten als allgemeingültiges Wissen darzustellen. (Zu) viele fallen mMn darauf herein.
      .
      Aber selbstverständlich ist es jeder und jedem freigestellt sich sein eigenes Urteil zu bilden.

      • Lace sagt:

        @Röschu ML ist nie beleidigend und vorallem greift er nicht persönlich an!
        Der MB wäre doch sowas von langweilig ohne ihn!:-)

  • @Lace sagt:

    Super Text!Es geht uns doch allen gleich.Vorsätze müssen gebrochen werden um zu überleben!;-)

  • Röschu sagt:

    Ein etwas sonderbarer Artikel mMn. Wer sich zwanghaft vornehmen muss locker zu sein, hat doch eben gerade keine Chance diese Lockerheit jemals zu erreichen. Die grösste Akzeptanz erreicht meiner Erfahrung nach, wer sich nicht verstellen muss, sondern sich selbst treu bleibt. Auf Dauer kann die Verstellung nämlich ohnehin nicht aufrecht erhalten werden.

    • Muttis Liebling sagt:

      Wie bleibt man sich selbst treu?

      • Marc sagt:

        Ganz einfach: Achtsamkeit, Mediation, spazieren und viel Langeweile. Die Umstellung kommt unweigerlich

      • Röschu sagt:

        @ML
        Die Diskussion über Authentizität und das (Vor-)Spielen von Eigenschaften hatten wir bereits an anderer Stelle hier im Blog geführt.
        .
        Ihre Frage zielt doch ohnehin nur darauf ab, uns allen nachher zu erklären, dass es Ihrer Meinung nach (die dann selbstverständlich als einzig richtige Ansichtsweise zu gelten hat…) gar keine Authentizität gebe. Ich erspare mir daher genauere Ausführungen.

  • Divi D. sagt:

    Da geht es den Lehrern halt etwa ähnlich wie ihren Schülern, die sollen sich ja auch bei jedem Zeugnis neue, noch bessere Ziele fürs neue Semester setzen.
    Schöner schreiben, weniger schwatzen, nicht so schnell aufgeben, sich im Unterricht mehr melden, Hausaufgaben sofort erledigen, jeden Tag für den in der Schule gelernten Stoff zu Hause nochmal 10 Min. investieren, Franzwörtli jeden Tag 1 x durchgehen, Englischwörtli natürlich auch, früher aufstehen um Zeit zum Frühstücken zu haben, für Prüfungen früher mit Lernen beginnen, Freizeit sinnvoll nutzen, konzentrierter arbeiten, früher schlafen gehen usw.
    Und wie bei den Lehrern ist es auch bei den Schülern vorprogrammiert, dass sie scheitern und frustiert sind. Weniger wäre halt wohl doch mehr, Perfektion als Ziel hilft meist nur wenig.

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