Unter Fleischfressern
Es gibt Dinge, über die ich nur rede, wenn ich darauf angesprochen werde. Oder wenn es eine Kolumne zu schreiben gilt und ich feststelle, dass ich über bestimmte Dinge nur rede, wenn ich darauf angesprochen werde. Religion zum Beispiel. Als Atheist habe ich mir angewöhnt, die religiösen Überzeugungen meiner Mitmenschen nur auf Nachfrage zu kommentieren und meine eigene Auffassung für mich zu behalten. Klar können der Gretchenfrage gute Gespräche folgen. Aber in den meisten Fällen wird das nichts. Stattdessen folgen oftmals Variationen von Protzgeplänkeln: mein Haus, mein Auto, meine Religion. Also meiner läuft ja ohne Monotheismuskatalysator. Wie kannst du nur auf Katechismusstossdämpfer verzichten? Oder so ähnlich.
Noch schlimmer als Religion – und der Atheist in mir ringt noch damit, ob er sich darüber freuen soll – ist allerdings Ernährung. Ersatzreligion also. Das Thema ist deshalb so furchtbar, weil sich Fragen danach, warum ich als Vegetarier kein Fleisch esse, wesentlich häufiger ergeben, als Mutmassungen darüber, dass ich sonntags womöglich keinen Gottesdienst besuche. Beim Essen hat sich Säkularismus scheinbar noch nicht durchgesetzt. Dabei ist eine friedliche, ja entspannte Koexistenz möglich.
Abschmecken müssen die anderen
Ich bin der einzige Vegetarier in meiner sechsköpfigen Familie, zeichne mich hauptsächlich fürs Kochen verantwortlich, und es funktioniert trotzdem. Ich habe lange genug Fleisch gegessen, um mich an die entsprechenden Rezepte für Lasagne und Geschnetzeltes noch zu erinnern. Abschmecken müssen die anderen. Die essen es ja schliesslich auch.
Sie werfen mir nicht vor, dass ich weniger Fleisch als früher koche, und ich gebe keine Würgegeräusche und Schlachterzählungen von mir, während sie ihr paniertes Schnitzel verputzen. Essen und essen lassen. Das funktioniert erstaunlich gut. Nach der ungewohnten Anfangsphase fragt auch niemand mehr nach, warum ich nicht mitesse oder was ich denn dann stattdessen esse. Mein Sendungsbewusstsein ist ebenso wenig ausgeprägt wie ihre Begeisterung dafür, sich unaufgefordert mit mir moralisch zu messen.
Ausserhalb meiner Kernfamilie herrschen allerdings andere Sitten. Und das schliesst ausdrücklich Menschen mit ein, die kein Fleisch essen. Sowohl vor als auch nach meiner Entscheidung zum Verzicht auf Fleisch sass ich beim Essen Menschen gegenüber, die mich leicht abschätzig anblickten, sich zu mir herüberbeugten, um mir so laut wie möglich zuzuflüstern: «Du fragst dich sicher, warum ich kein Fleisch bestellt habe.» Und sowohl als Fleischesser als auch als Vegetarier habe ich das Gleiche gedacht: nein, eigentlich nicht.
Die andere Seite ist nach meinen Erfahrungen allerdings zahlenmässig sehr viel stärker vertreten und nicht weniger nervig. Menschen also, die mir aufgrund meiner Bestellung zu Recht Vegetarismus (oder noch schlimmer: Veganismus) und zu Unrecht ein moralisches Überlegenheitsgefühl unterstellen. Und dann geht es los: Also ich esse ja so gut wie nie Fleisch und wenn dann nur Bio, ich suche mir mein Schwein persönlich aus, Fisch ist ja kein Fleisch, hihi, und in meiner Familie gibt es ganz viele Vegetarier. Insbesondere wenn ich gerade beim Essen bin, beantwortet sich die Frage, ob mich das interessiert, wie von selbst. Siehe oben: nein, eigentlich nicht.
«Aber ich habe doch nur Essen bestellt»
Interessant finde ich vielmehr, dass mir einige später auf Nachfrage erklären, mein moralisches Überlegenheitsgehabe hätte sie zu diesen Äusserungen veranlasst. «Aber ich habe doch nur Essen bestellt», wende ich ein. «Trotzdem», lassen sie mich wissen. Tatsächlich verhält es sich ein bisschen anders. Um ein Gefühl der moralischen Unterlegenheit zu erzeugen, reicht meine Anwesenheit.
Ich störe einen Verdrängungsprozess, der andernfalls reibungslos abläuft. Dabei wollte ich doch nur in Ruhe essen. Zwischen «Warum bist du eigentlich kein Veganer» und «Ich werde mich doch vor DIR nicht für meinen Fleischkonsum rechtfertigen!» ist es ziemlich ungemütlich geworden. Und sosehr ich mir wünsche, dass wir alle bewusster essen, so sehr erinnern mich Missionierungs- beziehungsweise Rechtfertigungsversuche beim Essen im Nachgeschmack an Gummisohle. Vielleicht könnten wir ja gemeinsam beschliessen, darauf zu verzichten. Das würde mir schmecken.
Weitere Postings zum Thema: «Über Nacht zum Vegetarier» oder «Unser Kind wächst vegan auf».
83 Kommentare zu «Unter Fleischfressern»
Ich finde das eine tolle Idee, weniger Fleisch essen damit mehr Menschen ernährt werden können, die dann wiederum viele kleine Menschlein produzieren, die sich dann um so schneller den Schädel einschlagen.
Toller Artikel – schade das Sie es schaffen Ihre ganzen Aussagen in nur einem Satz zu Wiederlegen:
„Um ein Gefühl der moralischen Unterlegenheit zu erzeugen, reicht meine Anwesenheit.“
Schade, wäre sonst ein wertvoller Artikel geworden – so leider nur der übliche und langweilige Fleischesser vs. nicht Fleischesser Brei.
Vielleicht hat es ja schon wer geschrieben: Der Autor scheint nicht aus ethischen Gründen kein Fleisch zu essen, sonst würde er solches wohl auch nicht für seine Familie kochen.
Es gibt keinen einzigen Grund warum man Fleisch essen soll. Aber viele Gründe, es nich zu tun.
Ganz zuerst ist es Gewalt gegen Tiere.
Ausserdem ist der Wasserverbrauch für 1 Kalorie Fleisch etwa 15 x höher als bei Gemüse.
Nachdem unser Planet gerade auf dem Weg ist auszutrocknen wird sich die Frage von alleine regegel. Nicht heute und nicht morgen aber etwa ab dem Jahr 2100.
So lange es Schlachthöfe gibt, gibt es auch Sclachtfelder, Alber Schweizer!
Warum fragen Leute nach, wenn jemand Vegetarier ist? Ganz einfach: Vegetarier und Veganer sind eine sehr seltene Spezies – in der Schweiz unter 5 % der Bevölkerung. Das sagen zumindest die aktuellen Daten des Bundesamt für Gesundheit. Angesichts dessen, was man über Umfragen weiss, dürfte das eher eine Überschätzung sein. Da aber so viele Artikel über Vegetarier oder Veganer erscheinen, wird der Anteil dieser Personen auch von den Zeitungslesern massive überschätzt.
Wenn jemand einen seltenen Lebensstil pflegt, dann werden die anderen neugierig und fragen nach. Was, Du spielst Rugby? Wo kann man das in Zürich spielen? Ist das nicht gefährlich? Oder zu brutal? Das scheint mir einfach eine normale Reaktion auf ein seltenes Hobby zu sein.
Tja, Herr Pickert, Sie verkennen leider, was Brecht schon vor langer Zeit festgestellt hat: Das (fr)essen und Moral miteinander verknüpft sind. Auch wenn Ihnen das nicht gefällt, es ist so. En guete!
Bin voll bei Ihnen. Als Atheistin und seit ca. 25 Jahren Vegetarierin, sind es interessanterweise immer die anderen, welche entsprechende Diskussionen lostreten. Im Fall von Fleischkonsum verfallen auch viele in einen regelrechten Rechtfertigungszwang, was mich immer schmunzeln lässt. Ich selber verliere wirklich nie ungefragt ein Wort darüber.
@Synn: Also diese Kolumne, die wurde…..von einem Vegetarier geschrieben 😉
Ich gehöre zu den Fleischessern. Tiere sind Fleischfresser.
Ein zurückhaltender und auf Nachhaltigkeit beruhender
Konsum von Fleischprodukten ist sicher wünschenswert.
Trotzdem hat die Fähigkeit, Fleisch in gewissen Mengen,
entsprechender Qualität und Zubereitungsart
konsumieren zu können, die Entwicklung des Gehirns in
der Evolution stark begünstigt.
Erst in der jüngeren Menschheitsgeschichte sind wir wieder befähigt,
bei unserem Entwicklungsstand genug Nährstoffe durch pflanzliche
Nahrung zu erhalten. Es ist also schlussendlich immer die Vielfalt die uns
weiter bringt. Nicht nur beim Essen!
„Tiere sind Fleischfresser.“ Ist das Ihr Ernst? Ich jedenfalls sah noch nie eine Kuh eine Maus jagen. Sie vielleicht? Das sollten Sie dann unbedingt filmen, das brächte Ihnen Millionen von Klicks. viel Erfolg !
Die Theorie mit der Hirnentwicklung durch Fleischkonsum ist auch herzig unbeholfen.
Sie dürfen Sich gerne genauer informieren Herr Niederer. Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen.
Sie würden in, wahrscheinlich entsetztes, Erstaunen verfallen, wenn Sie wüssten, was Kühe so alles fressen.
Ihre Bemerkungen zeugen von einer eher idealisierten, romantischen Haltung, die mit der Realität nicht viel zu tun hat.
Ich bin seit über 30 Jahren Vegetarierin (der Rest der Familie und auch der Freunde essen Fleisch). Ich habe es nie als Angriff verstanden, wenn man mich nach den Gründen gefragt hat. Hätte ich das? Habe ich das Interesse und den Türöffner falsch gedeutet? Kann man überhaupt ein Gespräch noch unverkrampft beginnen, wenn man sich so schnell über Gesprächsthemen irritiert zeigt?
Genau so sehe ich das auch. Ich finde die vielfältigen Gründe durchaus interessant und man kann gute Gespräche darüber führen. Selbst esse ich Fleisch.
Vor etwa einem Jahr in einem Restaurant in Züri, wir waren eine sehr grosse Gruppe, das Essen war vorbestellt, wir wussten aber nicht genau was. Der Kellner ging durch und fragte „Fleisch oder Vegi“? Ich fragte nach, was es denn genau gäbe… zur Antwort kam, ich müsste doch wissen ob ich Vegetarier sei oder nicht. Wie bitte? Werde ich nun gezwungen, als Nicht-Vegetarier unbedingt das Fleischmenu essen zu müssen?
Übrigens frage ich bei Vegetariern/Veganern gerne mal nach, warum sie kein Fleisch usw. essen. Denn die Gründe sind vielfältig und mich interessiert es einfach. Dadurch können gute Gespräche entstehen. Und ich habe dann auch nicht das Gefühl, mich für meinen Fleischkonsum rechtfertigen zu müssen.
War das ein Restaurant mit einer kleiner Mittagskarte – je ein Fleischmenu und ein Vegi-Menu?
Dann würde die Frage nämlich voll Sinn machen. Vegi oder Fleisch ist die korrekte Frage. Lesen können die Leute selber was es denn genau ist.
Wie ich schon schrieb, wir wussten nicht, was es tatsächlich gab = keine Karte.
Ich esse was mir schmeckt und Schluss. Und ich werde mich auch gegenüber Anderesessern nicht rechtfertigen. Ich stehe ja auch nicht Rede und Antwort, warum ich Motorrad fahre, nach Paris in Urlaub fliege, in der Limmat bade und James Bond Filme schaue.
Mittlerweile ist es ein echtes Problem, Leute zum Essen einzuladen, jedenfalls wenn man sie nicht gut und sehr genau kennt. Jeder zweite isst mittlerweile dieses oder jenes aus Prinzip nicht oder hat eine (oft eingebildete) Unverträglichkeit gegen irgendwas, das gerade in (nein, „ausser“) Mode ist.
So ein Problem ist es jetzt auch wieder nicht. Ein feines Gemüse-Curry mit Kokosmilch und Basmati geht immer, dazu einen scharf-süsslichen Linsendal. Laktosefrei, glutenfrei, vegan, alles tip top. Da kann man nichts sagen.
„Nach dem Motto: „Wie erkenne ich einen Vegetarier?“ Antwort: „Er wird es mir schon mitteilen“? Wie oft habe ich den Witz (ha, ha) schon gehoert. Und dann gab es noch meine Kollegen, die nach ueber einem Jahr Bekanntschaft mit mir Essen gehen, mir etwas von ihrem Essen zu probieren geben, ich sage nein danke, und sie sagen dann „Ach, du bist Vegi? Wusste ich gar nicht!“. Nach ueber einem Jahr. Weil es eben auch die gibt, die es nicht dauernd allen auf die Nase binden. Aber von denen hoert man eben logischerweise nur selten.
Das tausendste Bekenntnis eines feigen Fleischverweigerers, den rücksichtslosen ach so sensiblen Tierproduktekonsumenten ihr inakzeptables Verhalten unter die Nase zu reiben. Nein, Fleischkonsum geht gar nicht mehr. Aus den bekannten Gründen. Der wichtigste Grund ist aber das monströse Leid, das er verursacht. Und zwar nicht nur, aber vor allem wegen dem verheerenden Leiden der sogeschimpften „Nutztiere“, sondern auch wegen den TÄGLICH Tausenden von Kindern, die verhungern, weil die tiere der Fleischfresser ihnen das Essen wegfressen. Hat noch jemand die sich anbahnende Klimakatastrophe erwähnt? Die Tierausbeutung muss ganz einfach verboten werden, denn für empathische und intelligente Menschen gibt es absolut keine Gründe dafür, aber sehr sehr viele dagegen.
es gibt da noch mehr gründe, auf tierprodukte zu verzichten, beispielsweise die umwelt so ganz allgemein.
es wäre gar nicht nötig, irgendwas zu verbieten, wenn man es aus vernunft reduziert betreiben würde und damit sind auch andere vermeidbare verhaltensweisen gemeint, die die umwelt belasten.
meiner ansicht nach ist es absolut in ordnung, wenn man nicht alles verbietet, ich halte es eigentlich für besser, die menschen freiwillig wählen zu lassen, wo sie mehr und wo weniger verzichten mögen.
beispiel: was nützts, wenn einer kein fleisch isst, aber täglich eingeflogene avocados verzehrt und mehrere kurz- und langstreckenflüge jährlich macht?
Avocados sind allerdings ein Sonderfall, was die Ökobilanz von Nahrungsmitteln betrifft. Kein anderes hat ein derartiges Schadenspotential, nicht einmal die gemeine argentinische Fleischkuh.
Wenn man es pointiert ausdrückt, kann man sagen, ein Staat wie Mexiko exportiert 80% seines knappen Trinkwassers in Form von Avocados nach Europa.
Eigentlich sollte man jedes Lebensmittel aus ökologischer Sicht proportional zum Abstand zwischen Herkunft- und Verzehrort qualifizieren. Da sind nördlich der Alpen die tierischen den pflanzlichen Produkten klar überlegen. Eine regionale vegetarische Ernährung ist nur in Gegenden mit zwei Ernteperioden möglich, also nicht in der Schweiz und noch weiter nördlich.
Ihr Fokus liegt auf den Umweltschäden masslosen Verhaltens, die ich übrigens auch angesprochen habe. Mein Fokus liegt klar auf dem für mich absolut inakzeptablen Leiden, das man sensiblen leid- und freudfähigen Mitgeschöpfen zufügt, bevor man ihnen auch noch das Leben stiehlt. Dieses arrogante Herrschen über Leben und tod des Homo sapiens muss schlicht beendet werden, da es höchstgradig unmoralisch und jenseits des kruden Anthropozentrismus klar illegitim ist.
Genau solche faschistoiden Hardcore-Vegetarier wie Sie, Herr Niederer, vergiften das Klima zwischen den Angehörigen verschiedener Essenskulturen! Wegen Leuten wie Ihnen bestelle ich manchmal zum Trotz ein 300g Steak, obschon 200g meinen Appetit auch stillen würden…!
Veganismus ist eine, wie Sie richtig sagen, faschistoide Ideologie, nicht wie Vegetarismus eine, wenn auch unsinnige, Spielart von Ernährung.
Der Veganer tritt im öffentlichen Raum in Form von Sendungsbewusstsein auf, nicht als Mediator von Inhalten oder Haltungen. Sie erkennen es am universellen Auftreten auf allen Bühnen, welche sich bieten.
Wer im MamaBlog nur derart eng themenbezogen erscheint, zu keinem anderen Thema sich äussert, macht das gezielt und bewusst, also ideologiegetrieben. Sonst wäre das um vieles breitere Medium dem Sendungsbewussten gar nicht präsent.
Oh, wie erwachsen! Aber wenn man sich schon Einzelkind nennt…
Die Kinder verhungern wegen dem Futteranbau? Jetzt lehnen Sie sich aber arg aus dem Fenster…
Zum Thema Nutztiere: „There is always a bigger fish“
Zwischendurch mal Luft holen, Herr Niederer. Falls sie es noch nicht mitbekommen haben, der Mensch neigt nicht zwangsläufig zu Intelligenz und Empathie. So lange er sich selbst abschlachtet kümmern ihn die Tiere wenig.
Der bewusste Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel und die Diskussion darüber ist ein Erstweltproblem erster Güte. Wo Hunger herrscht kann man sich so einen Luxus eben so wenig leisten, wie darauf auf Weidewirtschaft zu verzichten. Ackerbau geht nun mal nicht überall.
Was wollen Sie damit sagen? Natürlich sind sämtliche Probleme hier „Wohlstandsprobleme“, aber sollen wir uns darum nicht mehr darum kümmern? Wenn man Ihre Logik zu Ende denkt, müsste man sich ja nur noch von Reis und Linsen ernähren weil alles andere Wohlstandsessen ist. Machen Sie das etwa? Nein? Eben.
Es ist mir darum ein Rätsel, woher solche „Einwände“ kommen. Nils Pickert hat ja nicht verlangt, dass Menschen in Entwicklungsländern, die nur mit Weidewirtschaft überleben können, kein Fleisch mehr essen dürfen. Er hat noch nicht mal verlangt, dass Sie oder ich kein Fleisch mehr essen sollen. Sondern nur, dass er in Ruhe essen darf, was er sich bestellt hat. Ist das wirklich zu viel verlangt? Muss er sich darum Moralpredigten von Leuten wie Ihnen anhören?
Die Möglichkeit, zwischen Nahrungsregimes zu wählen, gibt es erst nach 1945 und nur in Mitteleuropa und Nordamerika. Man darf davon ausgehen, dass alle Diskussionen über Nahrungsregimes in naher Zukunft völlig verschwinden, denn angesichts der Notwendigkeit, > 9 Mrd. Menschen biologisch in etwa gleichwertig mit Nahrung zu versorgen, kann man Wahlfreiheit und qualitative Regeln jenseits von nackter Ernährungsphysiologie nicht zulassen.
Absoluter Blödsinn. Die Menge von Nahrungsmitteln, die für Zuchttiere heutzutage beansprucht und verbraucht wird, ist weitaus grösser als die resultierenden tierischen Lebensmittel. Oder anders ausgedrückt: Man könnte viel mehr Menschen ernähren, wenn man die Fleischproduktion radikal einschränken würde.
Iss was du willst, aber rationalisiere es nicht mit Falschaussagen.
Ich lese da keine Falschaussagen, nur den Hinweis darauf, dass zur Wahl stellen von Ernährungsregimes auf einer Luxusversion von Leben beruhen.
Ansonsten gehe ich davon aus, dass die Menschheit noch in diesem Jahrhundert vollständig auf aktive Landwirtschaft, also auf Ackerbau und Viehzucht, verzichtet.
Das erscheint mir so wie: ‚Wo Armut herrscht, kann man aufs Auto nicht verzichten…. Velofahren geht nun mal nicht überall…‘
Doch, Ackerbau geht überall und ernährt massiv mehr Menschen. Man muss sich allerdings vom bequemen Vieh herumtreiben lösen und sich etwas einfallen lassen betreffend auffangen des vielerorts spärlichen Regenwassers und die Arbeit mit Bodenabdeckungen und Tröpfchenbewässerung, welche die Verdunstung minimieren.
Weidewirtschaft, ist nebenbei bemerkt, die Ernährungsform, bei der am wenigsten Tiere geötet werden. Vielleicht abgesehen von den Frutariern. Im Gegensatz zum Anbau und zur Lagerung von Pflanzen gibt es hier weniger Kollateralschäden in Form von Millarden geöteten Tieren. Diese Kollateralschäden blenden Vegetarier und Veganer in ihren wohlfeilen ethischen Überlegungen gerne aus.
@Problemfan: Es verhält sich genau anders rum. Da sämtliche „Tierprodukte“ einen verschwenderischen Luxus darstellen, den sich nur eine enorm reiche Gesellschaft leisten kann (es werden ca. 10 pflanzliche Kalorien für eine tierliche benötigt), sind nicht etwa die Veganer die verwöhnten Wohlstandskinder, sondern die Unveganer, die alles haben und auf nichts „verzichten“ wollen, egal, wie viele Ressourcen sie dabei verschleudern, wie sehr sie die Umwelt zerstören und natürlich erst recht egal, wie viele Tiere sie dafür einsperren, misshandeln und umgbringen lassen.
Artikel gefällt mir sehr gut. Lässt sich superleicht auch auf Alkoholabstinenz übertragen.
Das ist so. Wenig lässt eine vermeintlich „fröhliche“ Gesellschaften derart durchdrehen, wie jemand, der doch tatsächlich nicht mit trinken will. Fleischverzicht scheint da viele ähnlich zu triggern. Was vermutlich zeigt, dass viele mit ihrem Verhalten doch nicht so im Reinen sind, wie gerne behauptet wird, ansonsten würde es einem ja nicht weiter kümmern, wenn jeder einfach so macht wie es ihm am liebsten ist..
Es gibt weder moralischen noch ökologischen Grund gegen Bier und Wein. Alkohol ist eine organische Verbindung àhnlich Zucker, die überall enthalten ist.
haha
genau. chemisch betrachtet ist alkohol eine lösung 😉
Beim Alkohol gibt es gesundheitliche Aspekte. Die für manche Vegetarier übrigens auch der Grund für den Fleischverzicht sind. Und ja, es lässt sich übertragen. Erst letztes Wochenende hat ein Gastgeber wieder einmal derart insistiert dass ich doch ein Glas mittrinken soll, dass mir die Freude an der Einladung fast vergangen ist. Dabei bin ich nicht mal Alkoholabstinent, sondern war einfach mit den Auto da, und da trinke ich nun mal nichts. Musste mich schwer zurückhalten, dass ich nicht in den Rechtfertigungsmodus reinrutsche.
Alkoholkonsum bzw. die entsprechende Abstinenz hat durchaus einen moralischen Aspekt: Die Schäden, welche übermäßiger Konsum am eigenen Körper und an Aufwendungen für Prämien- und Steuerzahler aufbürdet sind horrend. Somit ist gemäßigter Fleisch- wie auch Alkoholkonsum absolut begrüssenswert. (Bin selber Fleisch- und Alkoholgeniesser, beides gemäßigt).
‚Die Schäden, welche übermäßiger Konsum am eigenen Körper und an Aufwendungen für Prämien- und Steuerzahler aufbürdet sind horrend.‘
Alkoholiker, vor allem in der häufigen Kombination mit Rauchen, haben die biografisch geringsten Sozialkosten, weil deren Lebenserwartung bis zu 20 Jahre geringer, als die der Normalbevölkerung ist. Deren Verhältnis von Steuer- und Prämieneinzahlung zu den verursachten Kosten ist das beste über alle Gruppen. Jahrzehnte in die AHV und PK einzahlen und dann nicht beziehen. Dazu noch die exzessiven Alkohol- und Nikotinsteuern. Besser kann eine abgaben-, ausgabenbezogene Lebensbilanz nicht aussehen.
Aus allein ökonomischer Sicht sollte man Rauchen und Alkoholismus fördern.
Ich habe noch niemals jemand angesprochen, warum er kein Fleisch isst.
Jeder soll essen, was er mag. Ich verabscheue aber Kommentare über meinen Speiseplan. Wenn mir ein Mitesser erzählt, mein Speiseeis wäre gefärbt, die Kartoffeln aus intensivem Landbau und das Schwein hätte leiden müssen, vergeht mir Appetit und Freude.
Ignoranz dem Leiden der Tiere gegenüber wie aus dem Lehrbuch. Man ist sensibel auf das eigene kleine überflüssige Vergnügen fokussiert auf dem Rücken von schwer missbrauchten und ermordeten Mitgeschöpfen mit dem exakt gleichen Recht auf Leben in Frieden und Freiheit wie der aufgeblasene Zweibeiner ohne Federn. Schlicht dekadente im übrigen auch selbstzerstörerische Hybris.
Herr Pickert,
Es tut mir leid aber ich kann das was sie schreiben nicht bestätigen.
Essen und essen lassen, dass würde ich gerne bestätigen, aber ich kenne es eher anderst. Nach dem Motto: „Wie erkenne ich einen Vegetarier?“ Antwort: „Er wird es mir schon mitteilen.
Die sogenannten „Nutztiere“, deren Körper und Sekrete zur Debatte stehen, haben keine Stimme. Wenn nicht wir Veganer uns für sie einsetzen, tut es niemand. Tiere aus niederen Motiven – und dazu gehören Kulinarik, Bequemlichkeit und Gewohnheit – einzusperren, auszubeuten und umzubringen, ist einem friedlichen und gerechten Umgang mit ihnen eindeutig ethisch unterlegen.
Dann werden also sie, Herr Florian Keller, all diese Zuchttiere, deren einzige Existenzberechtigung es ist gegessen zu werden, töten und entsorgen für uns? Wenn sie es nicht machen, macht es ja keiner und sie leben lassen ist auch keine Option. Sonst schaden die nur unserer Umwelt, haben keinen Nutzen, würden sich wie die Karnickel vermehren und das ganze Ökosystem zerstören.
Also, Herr Keller, greifen sie zum Gewehr und gehen Kälber töten. Viel Vergnügen wünsche ich Ihnen dabei.
@Saxer: Wenn unsere Gesellschaft ethische Fortschritte macht und es mehr und mehr Veganer gibt, werden diese Tiere nach und nach nicht mehr gezüchtet. Aber selbst wenn es absurderweise notwendig wäre, alle sogenannten Nutztiere aufs Mal umzbringen, wäre das immer noch die bessere Option, als unendlich viele von ihnen bis in alle Ewigkeit qualzuzüchten, und nach einem kurzen Leben in Gefangenschaft abzuschlachten. Darauf hätten Sie jetzt aber auch von selbst kommen können.
@Keller: na, dann legen Sie mal los. Wenn Sie keine Tiere umbringen wollen, dann werden Sie halt Frutarier (da tötet man nur noch Mikroorganismen – ups auch Lebewesen). Aber als Pflanzen verspeisender Veganer sind Sie halt an der Vergasung und Zerhäckselung von Milliarden Tieren schuld, die bei der Produktion und Lagerung Ihrer Lebensmittel getötet werden
@antha – echt, soll das jetzt ein Argument sein. Als Fleischesser und Autofahrer ist mir klar, dass ich damit dem Klima und den betroffenen Tieren mehr schade als es für mein Überleben nötig wäre. Es ist deshalb wünschenswert, dass es mehr Vegetarier gäbe, wie es auch weniger Autokilometer zurückgelegt werden – ganz zu schweigen von unnötigen Ferien-Flugreisen.
@Hübscher: das ist kein Argument gegen Vegetarismus oder die Reduktion des Fleischkonsums. Aber es ist ein Argument gegen die absolutistischen Argumente eines Kellers. Es geht hier halt nicht um moralisch schwarz oder weiss, sondern um eine Bewegung entlang von einigen Grauschattierungen. Veganer sind insofern genauso im moralischen Grau wie Fleischesser, aber vielleicht auf einer helleren Graustufe.
@antha: Das liegt an den Produktionsmethoden der unveganen Gesellschaft. Wenn und falls aber ein ethischer Fortschritt eintritt, indem die Leute vegan werden, wird der Anbau von Pflanzen selbstverständlich dahingehend optimiert, möglichst keinen Tieren zu schaden. Dass auch dabei Unfälle nicht ausgeschlossen werden können, rechtfertigt das Einsperren und Töten von Tieren ebensowenig wie die jährlich über 300 Verkehrstoten in der Schweiz den Mord an einem Menschen rechtfertigen könnten.
Top, Herr P.
Einige meiner Freunde sind Vegetarier und zwar genau so. Ist überhaupt kein Thema. Punkt.
Die Typen, welche Sie belästigen, können einfach nicht hinter ihrem eigenen Verhalten stehen. Die sind von sich selbst gestochen und hängen es ihnen an.
Ja, davon ich gleicher Meinung wie der Autor. Ich habe gleiche mehrerer Veganerinnen im Freundeskreis, die keine Gelegenheit auslassen, sich über die unmoralischen Sitten von Allesfressern/Leichenfressern aus zu lassen. Zusammen essen, ein ansonsten wunderbares Ritual, wird zur Qual. Schade!
Herr Pickert, ich habe beim Lesen geschmunzelt. Mir gehts manchmal ähnlich wie Ihnen.
Weil ich kein Fleisch esse, höre ich zudem auch den mütterlich gemeinten Rat–Schlag: “ Ein gutes Stück Fleisch würde dir nicht schaden!“
Oder eine junge Frau streckt mir am Tisch ein Stück Speck entgegen: “ Magst du das?“
Dankend lehne ich ab, und wir grinsen.
Isst Mann Fleisch?
Beim Essen auswärts mit meiner Tochter wiederholt sich ein neckische Muster:
Den Salatteller möchten sie meiner Tochter hinstellen, das Fleischmenu mir.
Dass ich vegetarisch koche und esse, führt auch immer wieder zu lebhaften Gesprächen. Über Ernährung, Genuss,und über feine, fantasievoll gestaltete Rezepte.
Sehr treffend. Geht mir genauso, und ich bin nicht mal Vegetarierin, nur Wenig-Fleisch-Esserin.
Interessant finde ich auch, wie oft manche Fleischesser auf missionierende Veg* treffen; ihrer Erzählung nach im Extremfall wohl alle paar Tage mal. Mir persönlich ist im ganzen Leben, glaube ich, einer untergekommen. Seltsam.
Mir hingegen ist noch nie untergekommen, dass ich beim Bestellen einer fleischlosen Mahlzeit darauf angesprochen wurde. Auch nicht von Personen, die gar nicht wissen können ob ich Vegi bin oder nicht (bin keiner).
Missionierende Vegis kenne ich sehr wohl, sind aber auch dort in der Minderheit..
Wenn wir nicht darüber diskutieren sollen, warum dann der Beitrag?
Genau. Und wenn die Unschärfe ebenso gross ist wie der nicht verstandene Unterschied zwischen Atheismus und Agnostizismus, dann kommt dabei auch nichts heraus.
Ich habe auch schon Pasta bestellt, während der Rest des Tisches Fleischgerichte bestellte. Wurde nicht als Vegetarier angemacht. Warum auch? Glaube es ist eben doch das Überlegenheits- oder je nach Sichtweise, das Unterlegenheitsgefühl, das rumort und einen nicht in Ruhe lässt und dann kommt solches heraus.
du musst ja nicht überall kommentieren, nur weil es die möglichkeit gibt
Das Kategorisieren und Ausgrenzen von Andersartigen scheint ein tiefes menschliches Bedürfnis zu sein. Es bringt (Selbst)Sicherheit, ohne fühlen wir uns ganz verloren. Ethnie und Geschlecht sind zur Abgrenzung und Sich-besser-fühlen nicht mehr erlaubt, Religion und Kultur auch immer weniger, umso grösser wird der Fokus auf Essgewohnheiten, richtige Hobbies und Freunde, Anzahl Follower, politische Einstellungen etc.
Treffend formuliert, Malena.
So gerne nivellierend, tolerant und Grenzen verwischend wir uns geben, es scheint tatsächlich nicht der menschlichen Natur zu entsprechen. Wir scheinen die Abgrenzung (im negativen Fall: Abschottung) ein Stück weit zur Identitätsfestigung zu brauchen, was man ja auch sehr gut bei vielen Leuten mit Migrationshintergrund beobachten kann. Oder anders formuliert, umso abgegrenzter ich mich gebe, und umso mehr ich „das andere“ ablehne, umso behaglicher kann ich es mir in der eigenen Blase einrichten. Wo ich unter meinesgleichen bin, mich verstanden fühle, und nicht genötigt bin, auch nur ansatzweise eigene Positionen und Haltungen zu hinterfragen.
Dito für Social Media. Es gibt Untersuchungen dazu, ob und inwiefern sich verschiedene Lager austauschen.
Mal wieder der beste Kommentar, Malena!
Passt wirklich wie angegossen – und zur Abgrenzung, zum Sich-moralisch-überlegen-fühlen eignen sich die Themen Ernährung, aber auch immer noch Religion und auch Klima hervorragend. Oder Politik! Bei mir führen diese Missionierungsversuche zu sofortigem Misstrauen; erwachsene Menschen sind für meine Begriffe in der Lage, auch andere Lebensstile zu respektieren (nicht: mögen) und nicht allen, die anders leben/wählen/essen/lieben, unlautere Motive zu unterstellen.
Von Beginn der Menschheit bis in Nordamerika und Mitteleuropa gegen 1955 konnte man Menschen grob visuell nach Ernährungsstatus und äusseren Gesundheitsmerkmalen klassifizieren. In den Salongesprächen thematisierte man dazumal vor dem eigentlich beabsichtigten Gespräch das Wetter.
Seitdem praktisch alle Mitteleuropäer und etwas weniger die Nordamerikaner gleich gut genährt und gleich gut gesund sind, eignen sich diese beiden Themen besser als das Wetter für unverbindliche Gespräche, die einen gewissen Anspruch simulieren sollen.
Gleich ist nur, so wenig unsere Grosseltern vom Wetter verstanden, so wenig verstehen auch die gebildeten Mitteleuropäer des 21. Jahrhunderts von Gesundheit und Ernährung. Sonst eigneten die Themen sich nicht für Salongespräche.
Ich gkaube, Ihr Wahrnehmungskompass ist irgendwie verstellt. Ich habe noch nie jemanden gefragt, wieso er kein Fleisch bestellt. Ebensowenig, wie ich jemanden fragen würde, wieso er keine Pommes oder keinen Rosenkohl bestellt. Geschmäcker sind nun mal verschieden, und ob man Vegetarismus als Religion oder einfach als Geschmacksvariante versteht, ist wohl eine sehr subjektive Sache. Und auch in gemischter Essenrunde habe ich bisher nie grössere Diskussionen zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern erlebt. Solche gibt es höchstens mit Veganern, die (in meiner begrenzten Erfahrung) eher zu Fundamentalismus neigen, als Vegetarier („Du hast mit deiner butterkontaminierten Serviette meinen Teller berührt!“).
Als ich aufgehört habe, Fleisch zu essen, wurde das sehr wohl thematisiert – und zwar nicht von mir. Fast meine gesamte Familie als auch fast alle meiner Freunde machten Bemerkungen und hinterfragten – und zwar immer und immer wieder.
Schön war auch, dass sie immer gleich alle fanden, sie würden also dann schon auch nicht so viel Fleisch essen. Obwohl ich das gar nicht wissen wollte, es war ja meine Entscheidung, nicht ihre. Aber wenn ich nachfragte, wurde klar, dass sie alle täglich Fleisch essen, aber es nicht merken. Schliesslich ist der Schinken im Sandwich auch Fleisch.
Ich kann dem Autor nur beipflichten: «Ich störe einen Verdrängungsprozess, der andernfalls reibungslos abläuft.»
Sehr einverstanden.
Es gibt wohl kaum ein Thema unserer Zeit, dass weniger dogmatisch aufgeladen und ideologisch überladen daherkommt. Das hat viel (aber nicht nur) mit dem missionarischen Eifer der kleinen, aber schrillen Gruppe der Veganer zu tun, die insbesondere in den Städten das Essen zum Kampffeld erkoren haben. Aus einer gewissen Gleichgültigkeit vieler Fleischesser ist dadurch teils tiefe, fast trotzige Abneigung entstanden.
Hauptproblem ist aber, dass viele nicht mehr leben und leben lassen können, dass viele glauben, sich ständig ungefragt ins Leben anderer einmischen zu müssen. Und beim Essen ist ja jeder Experte, genau wie in der Schule, in der Medizin, im Sport, in der Politik.
Bei der Religion nicht, die hat zusehr an Bedeutung verloren. Dafür haben wir das Essen.
Es ist aber interessant zu beobachten, dass es Ernährungsregeln offensichtlich schon gab, als die Schriftsprache entstand. In den ältesten Thorarollen findet man detaillierte Anweisungen, welche Tiere man wie verspeisen darf. Da 99.99% aller Tiere vom Verzehr ausgeschlossen werden, waren Menschen eigentlich immer schon Fastvegetarierer.
Als dann vor ca. 2500 Jahren der Begriff ‚Gesundheit‘ und damit Konzepte von Gesundheit zuerst in der griechischen Mythologie, dann auch schnell in den anderen Religionen, entstanden, sind in diese sofort die Ernährungsregeln eingeflossen.
Insofern war Nahrung schon immer moralisch und religiös aufgeladen und hat sich nach dem formalen Ablösen von den offiziellen Religionen als Ersatzreligion etabliert.
Ernährungsregeln waren und sind teils heute noch elementar fürs Ueberleben des Menschen, daher auch die teils sehr rigiden religiösen Essensvorschriften fast aller Weltreligionen. Die Religion war halt immer auch DAS Transportvehikel zur Vermittlung von Botschaften und Verhaltensregeln.
Wenn man das genauer anschaut, gab es auch zumeist gute Gründe für diese Essensregeln. Selbst wenn diese heute, etwas nüchtern betracht, oft obsolet geworden sind. Klassisches Beispiel: Verbot von Schweinefleisch.
Früher war die Religion im privaten Lebensbereich alles dominierend (und ist es teils heute noch). Darunter zentral, die Essensgewohnheiten. Heute sind es die Essensgewohnheiten, die zur Religion erhoben werden und alles dominieren. Sozusagen eine ‚Hierarchieumkehr‘.
meine güte. zufällig kenne ich eine menge veganer, und finde die weder schriller noch sind sie missionarisch. ganz und gar nicht.
genau, meine persönliche abneigung gilt dieser gleichgültigkeit, die zum beispiel ein teil leute an den tag legen, die gern fleisch essen. bezüglich gleichgültigkeit und konsequenz sind mir veganer vorbilder.
Tina: dann schauen Sie doch, wie sich die Diskussion weiterentwickelt – insbesondere Vegis wie Keller oder Niederer werden schon noch schrill und missionarisch werden. Und Inbrünstig ihre Moral heraushängen…
Wer genau hat denn hier gesagt, dass nur die Veganer/Vegetarier die Missionierenden sind? Ich habe NP so verstanden, und auch Martin und ML, dass jede Form von Missionierung, Besserwisserei und Dogmatismus, wenn es um Essengewohnheiten geht, Religionsersatz geworden ist. Das gilt auch für Fleischesser, die jedem ungefragt unter die Nase reiben müssen, dass sie sich ihr täglich Fleisch ganz sicher nicht verbieten lassen…….
carolina, ich reagierte auf den ersten post von MF, 6:59: „…..Das hat viel (aber nicht nur) mit dem missionarischen Eifer der kleinen, aber schrillen Gruppe der Veganer zu tun,….“ <– der Veganer
@Hasler: Statt zu quengeln könnten Sie es ja mal mit Argumenten gegen Veganismus versuchen. Oh Moment, es gibt ja keine.
Die Floskel „Leben und leben lassen.“ passt hier (Thema Vegetarismus/Veganismus) einfach gar nicht. Weil eben genau die Vegetarier und viel mehr die Veganer dies tun: Leben lassen. Und zwar alle Lebewesen ohne Ausnahmen.
Freundliche Grüsse
Auch Vegis essen Lebewesen. Planzen sind auch Lebewesen. Bakterien auch. Erzählen Sie doch nicht so einen Unsinn.
wenn man sich mit tierprodukten ernährt, musste das tier ja auch ernährt werden, darum verbraucht eine kalorie aus tierprodukten immer mehr pflanzen als vegetarische.
wer nicht komplett ignorant ist, kommt auch selber darauf, nichtwahr…
@tina
Wobei man dazu anmerken muss, dass >>50% der Pflanzen, welche zum tierischen Verzehr geeignet sind, es für Menschen nicht sind. Über den Umweg Huftier erschliessen sich der menschliche Ernährung die brachliegenden Ressourcen Weideland und Steppe.
Analog können Menschen auch > 99% der lebenden Tierwelt nicht für die Ernährung nutzen. Die direkten ernährungsbedingten Wechselwirkung der Menschen mit der Tier- und Pflanzenwelt sind vernachlässigbar. Ganz im Gegensatz zu den systemischen Wirkungen industriell betriebener Landwirtschaft, sowohl beim Ackerbau als auch in der Tierzucht.
Aus meiner Sicht kann nicht vegetarisch vs. omnivor die Frage sein, sondern die Frage ist, wie kann man intensive Landwirtschaft als Ganzes unterbinden.
das mit den 50% glaube ich darum nicht, weil die ganzen monokulturen der ganz üblen sorte (die, für die regenwald abgeholzt wird) hauptsächlich existieren um futtersoja für nutztiere zu produzieren.
ja genau, wenn vieh dort gehalten würde, wo man gar nichts anbauen kann, dann wäre das kein problem! aber auch dann würde natürlich meine aussage oben immer noch stimmen: ein tier das gegessen wird, muss selber viel mehr kalorien zu sich nehmen, als es als nahrung selber „ergibt“
korrektur: ich glaube die aussage, aber sie klingt anders als es sich wirklich auswirkt.
wenn halt 2 pflanzensorten weltweit am meisten angebaut werden, nur um viehfutter zu produzieren, dann ist es völlig irrelevant ob 50% aller pflanzensorten für tiere verwertbar sind aber für menschen nicht