Ich bin bereit für den Kindergarten
«Papa, es heisst Basisstufe, nicht Kindergarten», korrigiert mich der Brecht. Er freut sich: endlich mit richtigen Kindern spielen! Ich werde es vermissen, mich als Kind zu verkleiden, damit der Brecht gleichaltrige Spielkameraden hat. Aber gut, man muss auch loslassen können.
Vor ein paar Wochen erhielten wir die Liste mit all den Utensilien, die der Brecht am ersten Tag mitbringen soll:
- Rucksack: «Bitte mit Platz für eine A4-Mappe», also zwingend doppelt so breit wie das Kind.
- Farbstifte: Garandaasch natürli, alles andere ist glaubs Blasphemie.
- Finken: Der Brecht würde lieber in Socken rumlaufen, aber Finken gehören in der Schweiz zur gutbürgerlichen Sozialerziehung.
- Znünibox: Subversive Eltern wählen ein Modell mit geheimem Doppelboden für bis zu drei Milchschnitten.
- Turntasche und Turnkleidung: Mit Teflon beschichtet, damit die anderen Kinder beim Fangen abrutschen.
- Turnschuhe: «Wenn sie schwarze Sohlen haben, melden wir das der KESB.»
Als erfahrener Familienlogistiker rüstete ich den Brecht rasch aus und beschriftete jedes Teil mit verschiedensten Spezialstiften aus der Weltraumforschung. Wie der Beginn eines neuen Lebensabschnitts fühlte sich das noch nicht an.
Der Geruch von Nähmaschinenöl
Doch da stand noch etwas auf der Liste: eine Malschürze. Himmel, die Malschürze! Dieses besondere Kleidungsstück hatte ich in den letzten dreissig Jahren komplett vergessen. Der Hinweis in Klammern weckte gleich noch mehr Erinnerungen: «z.B. altes Hemd, Ärmel mit Gummizug»
Hach ja! Mutti feuerte damals ihre Bernina ein, und schneiderte Vaters Edelweisshemd vom letzten Eidgenössischen so um, dass sich der kleine Markus die braune Manchesterhose nicht mit Gouache einsauen würde. (Hab ich natürlich trotzdem geschafft.)
«Heute läuft das anders», dachte ich wehmütig, als ich im mehrstöckigen Innenstadtkaufhaus vor dem Gestell mit den Malschürzli stand. «Wer hat denn noch eine Nähmaschine?» Etwas lustlos blätterte ich durch die Auslage: «Elsa, Cars, Fussball, Einhorn, Elsa, Minions … ha!» Tatsächlich hing da ein ganz hübsches Exemplar, für das der Hersteller kein Schutzgeld an Disney-Pixar abdrücken musste. Ich schritt zur Kasse. Erst zügig, dann immer langsamer. Schliesslich ging ich zurück zum Gestell, hing das Kommerzmäntelchen hin und schlug mich ins Stockwerk mit der Haushaltselektronik durch.
Zickzack, Klett und Gummizug
Ich bin kein Mensch der Traditionen, doch so viel Nostalgie muss sein. Noch am selben Abend nahm ich meine neue Nähmaschine in Betrieb. Über zwanzig Jahre waren seit dem Handarbeitsunterricht bei Frau Burri verstrichen. Wie ging das gleich? Unterfaden überspulen, alles unter wüstem Fluchen einfädeln, Probestiche. Der erste Nähversuch brachte einen hübschen Kissenbezug hervor und so machte ich mich an die eigentliche Aufgabe.
Ich wählte ein schwarzes Hemd, aus dem ich aufgrund meiner Obsession für Zuger Kirschtorte längst «herausgewachsen» war. Also los! Ärmel kürzen, Gummizug rein. Knopfleiste abschneiden, Klettbänder annähen. Einen lustigen Stehkragen basteln und voilà: Der Brecht sieht beim Malen künftig aus wie eine unheilige Kreuzung aus Priester und Phantom der Oper.
DAS ist ein neuer Lebensabschnitt
Ich bin jetzt bereit für den Kindergarten. Möge der Brecht in zerrissenen Hosen nach Hause kommen oder sich beschweren, dass Maximilian-Jason den schöneren Sonnenhut trägt. Meine Nähmaschine und ich werden eine Lösung finden.
Lange grauste mir vor den Basteltagen im Kindergarten. Heute bin ich zuversichtlich, auch dort meine Berufung zu entdecken. Und sollte schnitzen nicht so meins sein, nähe ich einfach ein Plüsch-Räbeliechtli.
69 Kommentare zu «Ich bin bereit für den Kindergarten»
Danke, ich habe mich – wie so oft – sehr gefreut über Ihren Blog. Die Bemerkung zur schwarzen Turnschuhsohle ist allerdings ein unnötiger Gingg gegenüber der KESB.
Aber: Ihre Beschreibung hat mich neidisch gemacht; ich bin zwar geübt mit der Nähmaschine, bin aber nicht sicher, ob ich in drei Jahren für meinen Enkel auch so etwas Hübsches fertigbringe. Können Sie mir nicht ein Föteli schicken?
@MW: Ich weiss nun wirklich nicht, was es für einen Zusammenhang zwischen der KESB und schwarzen Schuhsohlen gibt. Sollte man das wissen? Ja? Dann kläre man mich bitte auf. Danke.
Das sollte eine sarkastische Übertreibung sein und kein Seitenhieb gegenüber den KESB. Die Pointe zielt ja auch nicht auf die KESB ab, sondern auf die Regel, dass schwarze Sohlen in Turnhallen oft verboten sind.
Ich verspüre persönlich weder das Bedürfnis, die KESB zu kritisieren, noch ihre Leistungen besonders hervorzuheben. Das sind Behörden mit unterschiedlichen Menschen in verschiedenen Funktionen, die hoffentlich nach bestem Wissen und Gewissen ihre bestimmt oft schwierige Arbeit tun – mal besser, mal schlechter.
herrlich, dieser beitrag!!
andererseits mal wieder ein beweis dafür, dass man einfach ALLES verkomplizieren kann von „behördenseite“…
Fairerweise muss ich sagen, dass ich arg dramatisiert habe. Insbesondere mit den Zusatzbemerkungen zur Einkaufliste. Ich empfinde unsere Basisstufe als relativ pragmatisch und die Wünsche der Lehrpersonen als begründet. Bei 31 Kindern möchte ich vermutlich auch, dass jeder Farbstift angeschrieben ist.
Herrlich…unser Kind meinte vor zwei Wochen dass die Sonmerferien im Übrigen vieeeeel zu lange dauern …es kommt drumm jetzt in den „Grossen“ Chindi…tja ich denke dieser Protest wächst sich wie bei den grossen Geschwister im Laufe der Schulkarriere wieder aus;o) en tolle Start dem Brecht!
Aaah bravo Markus, Kompliment, ich hatte auf meinem Blog genau dazu angeregt….die Malschürze selber zu machen, ohne Plastik und so! Als Chindsgilehrerin kann ich dir bestätigen dass garandaasch äbe würkli länger hebet. Alle anderen sind ständig gebrochen wenn sie mal runterfallen…
Lieben Gruss
Fabienne
Mir tut bereits die Kindergärtnerin oder der Kindergärtner des Brechts leid, da der Papa – stets bemüht, aus Banalitäten des Kinderalltags einen vermeintlich witzigen Aufguss herzustellen – mutmasslich auch künftige Pädagogen des Kindes mit nervigem Schalk aufdringlich volllabert.
Selbstverständlich. Muahaharharhar!
hahahahaha… love it! (und ich bin lehrerin!) go on..
Als langjährige Mamablogleserin mag ich den nervigen Schalk am Mittwoch eigentlich ganz gern. Man wird ja sonst nicht mehr wirklich verwöhnt.
«Papa, es heisst Basisstufe, nicht Kindergarten»
Das Kind ist vorbereitet für das Leben.
Bei einem meiner Frottée Tücher ist eine Naht aufgegangen. Kein Problem, Mann kann das flicken, die alte Nähmaschine von der Grossmutter meiner Frau wollte ich sowieso schon lange mal ausprobieren. Meine Frau schlief bereits, während ich ein paar Probenähten machte (nach der Recherche wie man den Faden einspannt). Dann der grosse Moment: Zickzacknaht eingestellt und nach ungefähr fünf Zentimeter Naht ein riesiger KAAAAWUMMMM! Und ein Rauchwölken mit dem olfaktorischen Ausdünstungen von verbrannter Elektronik. Mein Frau kommt panisch aus dem Schlafzimmer. Die Maschine ist Schweizer Elektromechanik vom Feinsten. Doch nach vielen Jahrzehnten hat sich dann doch der einzige Kondensator laut verabschiedet. Glücklicherweise konnten wir das reparieren lassen.
Ja, Nähmaschinen neigen zum dramatischen Abgang. Ich hab früher bei Mutters Nähmaschine auch schon Nadeln zerbrochen und nähe seitdem mit Schutzbrille.
Für jeden Stoff gibt es die richtige Nadel. Verwenden sie einfach die richtige und es wird ihnen keine Nadel mehr brechen, ausser… sie ziehen zu fest am Stoff… Einfach üben oder es von derFrau zeigen lassen…
Marek: Dass Ihr Kommentar genau so sexistisch ist, wie wenn Sie einer Frau vorschlagen würden „sie solle sich das Reifenwechseln von ihrem Mann zeigen lassen“ (vor allem, nachdem sie’s offensichtlich bereits kann), kapieren Sie schon, oder?
Ganz abgesehen davon gibt es durchaus noch andere Gründe, warum Nadeln brechen können. Passiert übrigens sogar meiner Mutter – notabene eine Frau! – nach 50 Jahren Näh-Erfahrung noch ab und zu…
@marek: jetzt wünsche ich mir doch glatt, lesbisch zu sein – dann könnte mir das meine frau auch zeigen!
Nähen dass es nachher tadellos aussieht, will gelernt sein.
Ich wurde seinerzeits aufgrund meines Geschlechts in der Schule in den Werkunterricht geschickt anstatt in die Handarbeit, die den Frauen vorbehalten war. Letzeres galt damals auch für den Kochunterricht, Jungs durften nicht.
So bringe ich heute die anspruchsvollen Nähsachen zum Flicken meiner Ex-Freundin oder meiner Mutter. Die machen das.
Frau Knopfloch, sich etwas zeigen lassen ist noch nicht sexistisch, in was für einer Welt leben sie nur, wenn das schon sexistisch ist. Da müsste schon alles sexistisch sein, was eine Frau einem Mann oder umgekehrt zeigt. Aber macht nichts, auch sie sind noch lernfähhig…
Sich etwas zeigen lassen ist nicht sexistisch. Annehmen, dass die Frau immer besser nähen kann als der Mann schon eher. Meine Frau würde an der Nähmaschine erstmal eine Weile die Nadel suchen.
Ich wechsle Die Autoreifen selbst, entstopfe den Abfluss, entkalke Hähnen etc., war in keinem Werkunterricht. Brauche für das weder Ex-Freund noch Papi, und sowieso sämtliche Näharbeiten.
Lieber Herr Tschannen
You made my day.
Sie zaubern mir immer ein Lächeln ins Gesicht (da unsere Kinder gleich alt sind, befinde ich mich immer in der gleichen Situation wie Sie). Aber heute hat es mich fast vom Stuhl gehauen vor Lachen.
mann mit nähmaschine, sehr sexy 🙂
Sie sollten mich sehen beim nähen. Mit Katzenbuckel sitze ich vor der Maschine, Zünglein leicht rausgestreckt beim konzentrierten Einfädeln. Meist nähe ich auch am Morgen oder am Abend im Pischi. Es hat schon seine Gründe, dass der Text mit einem Symboldbild geschmückt ist.
Das haben Sie falsch verstanden, Herr Tschannen. Es geht um die inneren Werte, die sexy machen.
Hallo Markus, es war wieder Mal ein sehr spaßiger Text und ich glaube du bist aufgeregter als der Brecht. Wir freuen uns auf jeden Fall “ live“ dabei zu sein. Vielleicht kannst du mir ja demnächst eine schöne Bluse nähen? Liebe Grüße von deiner Schwiegermutter!
Hallo Schwiegermutter. Die Anmut meiner Nähte reicht momentan etwa für eine Gartenbluse. Mein neustes Projekt ist ein Kissenbezug aus alten Unterhosen. Dein Geburtstag rückt ja auch näher.
Ich liebe diesen Blog! Umso mehr, wenn ich die Aussage des Geburtstags richtig mit dem Kissenbezug verlinkt habe :-D.
Die arme goofe
🙂
„Znünibox: Subversive Eltern wählen ein Modell mit geheimem Doppelboden für bis zu drei Milchschnitten.“
In Stadtzürcher Schulen (also die die ich kenne auf jeden Fall) wird den Kindern Schoggi und anderes böses Süsses/Salziges oder auch Fleisch aus dem Znüni/Zvieri weggenommen. Weil nicht erlaubt.
Das ist übrigens kein neuzeitlicher Extremismus. Zu meiner Kindergartenzeit waren Bananen als Znüni verboten, weil sie schlecht für die Zähne seien. Ich habe bei Brechts Informationsabend gefragt, ob das immer noch so sei (gleiche Schule, gleiche Lehrerin). Sie haben gelacht: „Nein, Bananen sind völlig ok.“
Bravo. Ich lese Ihre Kommentare immer sehr gerne, vorallem nehme ich auch in meinem Umfeld sehr viele engagierte Väter wahr. Es geht immer mehr in diese Richtung.
Ich muss bei Ihren bloggs immer laut schmunzeln.
Einen guten Start in die neue Epoche 😉
Danke sehr.
2/2
Zum anderen fing die Zeit der Stereotypisierung von uns Eltern an. Wurden in der Krippe jeweils noch neutral die Eltern angesprochen und in die Pflicht genommen, so wurden die Erwartungen im Chindsgi praktisch ausschliesslich an die Mütter gerichtet. Die Väter waren in der Regel nicht existent und wurden auch nicht adressiert. Das mag an der Kindergärtnerin gelegen haben oder am eher ländlichen Umfeld. Aber für mich war das eine sehr befremdende und unangenehme Zeit, die erst vorüber ging, als die Kinder einige Jahre später in eine private Tagesschule kamen. Dort waren wieder vermehrt berufstätige Eltern und die Schule schaffte es, ihre Anlässe so zu organisieren (auch den Räbeliechtliumzug), ohne dass die Eltern von der Arbeit frei nehmen mussten.
@ Tina
Völlig mit Ihnen einverstanden (bei Kommentar 1 und 2). Wir haben genau die gleiche Erfahrung gemacht, bis auf die private Tagesschule. Allerdings nicht nur seitens der Schule. Es war auch meine erste Begegnung mit so manchen Helikoptereltern, wie sie im Buche stehen. In der Kita trifft man diese ja nicht so an, denn dahin würden sie ihre Kinder nie schicken. In meinem Umfeld gibt es sie sonst auch nicht. Aber dann sitzt man am Elternabend und fragt sich, ob man eigentlich eine Rabenmutter ist, wenn es einem relativ egal ist, ob das Kind um 11.50 raus kann oder dann erst die Schuhe anziehen….
Das sind vermutlich nicht die Helikoptereltern, sondern die Eltern – wie wir – deren Kinder um 12:00 für den Heimweg den Bus am anderen Dorfende erwischen müssen.
Bei uns gibt es keinen Bus durchs Dorf. Das würde ich zu 100% verstehen. Es ging darum, dass der Kindergarten im Schulhaus war (einem Gebäude mit nur 1. und 2. Klässler) war und die Eltern sich Sorgen machten, die Kleinen könnten damit überfordert sein, wenn sie nicht vorher, sondern gleichzeitig, wie die „Grossen“ aus dem Gebäude mussten…
1/2
Ich stehe dem Chindsgi im Nachhinein etwas zwiespältig gegenüber. Zum einen ging damit die behütete Krippenzeit vorüber, mit der sich die Berufstätigkeit noch einigermassen organisieren liess. Plötzlich wurde man mit arbeitsunfreundlichen Zeiten (inkl. Schulferien, Schulkapitel, …) konfrontiert oder mit Anforderungen wie gemeinsames Basteln, am Geburtstag bitte inkl. Kuchen anwesend sein, extra frei nehmen wegen Räbeliechtlischnitzen und lauter solchen Spässen. Ebenso mussten wir plötzlich mit komplett durchnässten Kindern, vergessenen Regenjacken, unauffindbaren Finken und Ähnlichem zu Recht kommen. In der Krippe war uns dies alles abgenommen worden. Für uns als berufstätige Eltern fing mit dem Chindsgi der Vereinbarkeitsstress erst richtig an.
Wir scheinen eine ziemlich entspannte Basisstufe erwischt zu haben. Am eigentlichen Geburtstag des Kindes wird nicht gefeiert. Nur periodisch gibt es ein Sammelritual für mehrere Kinder. Ohne Kuchen und ohne Eltern.
Vereinbarkeitsstress…. So ein Quatsch, entweder will man Kinder und übernimmt die Verantwortung oder man lässt es einfach bleiben. Was die Eltern heute alles an die Schule/ Kiga delegieren wollen kann dort unmöglich geleistet werden, geht einfach nicht.
Ich möchte gar nicht alles an die Schule/Kiga delegiert haben, nur gerade so viel wie in anderen Ländern wie z.B. Schweden oder Frankreich. Damit wäre ich vollauf zufrieden. Aber das haben wir ja mit der privaten Tagesschule wieder gefunden. Ich wollte nur sagen, dass ich unser Experiment mit dem öffentlichen Kindergarten in einer ländlichen Agglogemeinde im Jahr 2006 nicht so prickelnd fand, nachdem wir vorher die Annehmlichkeiten der Krippe genossen hatten. War aber trotzdem schön für die Kinder.
Tagesschule ist schon praktisch, wenn man berufstätig und nicht nur Papablogger ist. Denke, das kommt immer mehr auch in den ländlichen Agglogemeinden. Ich zumindest lebe in so einer und wir haben hier eine (öffentliche) Tagesschule.
@ Jan
Es geht nicht darum, was die Eltern an die Schule delegieren, sondern was die Schule gerne an die Eltern delegiert. Meinen Kindern ging es auch ohne Räbeliechter ganz gut, ihr Bedürfnis ist das nicht. Es ist Vorgabe der Schule, dass sie das brauchen, also soll die Schule das auch organisieren. Wenn ich mit ihnen privat an einen Lichterumzug gehen will, gebe ich dem Kind auch nicht einen Bastelbogen mit in die Schule und sage der Lehrperson, sie soll das mit dem Kind basteln.
Vereinbarkeitsstress hatten wir auch. Auch wenn ich mit Schulferien, Kuchen und Geburtstagen usw. leben kann, gefallen mir vor allem die fünf Tage Weiterbildung, die die Kigas ab und zu nehmen und die Eltern zwei Wochen im Voraus über schulfreie Tage informieren. Auch ich mag die Brückentage vor oder nach Feiertagen und zusätzlichen Feiertagen. In diesem Jahr waren es insgesamt 2 zusätzliche schulfreie Wochen. Für berufstätige Eltern – eine schöne Überraschung.
Hm. Solche Anforderungen waren bei uns nie verpflichtend. Aber natürlich waren am Zirkusmorgen oder sonstigen Veranstaltungen die Eltern aller Kinder anwesend. Ansonsten lebt der Kindergarten bezüglich der Zusatzbetreuung durch freiwillige Eltern ja eher von den Müttern, die mehrheitlich zu Hause sind.
Letztlich übernimmt Kindergarten/Schule aber doch einen wesentlichen Anteil der Betreuung, man spart also viel Geld, auch wenn vielleicht etwas Stress dazukommt.
Ausserdem ist das „Einbinden“ der Eltern ja gewollt und gefordert. Und auch an vielen Privatschulen absolut üblich oder noch intensiver.
Der Kindergarten hat sich wohl ordentlich verändert in den letzten 40 Jahren. Wir hatten nur ein kleines Znüni-Täschchen, ein A4-Blatt hätte da sicher nicht reingepasst, wahrscheinlich auf Farbstifte nicht. Lunchbox gab’s auch nicht, aber wir gingen natürlich jeden Mittag nach Hause. An Turnsachen erinnere ich mich nicht, brauchte man die nicht erst in der Primarschule? Es gab ja auch keine Turnhalle oder so, nur einen Garten für Spiele draussen. Aber die Finken, ja, ohne die ging es natürlich schon damals nicht.
Das Znüniböxli ist wie der Name sagt fürs Znüni und nicht fürs Mittagessen. A4-Blätter und Farbstifte vermutlich weil es eine Basisstufe und kein Kindergarten.
Da der Kindergarten heute Teil der obligatorischen Schule ist, wäre eigentlich das gesetzliche Dreistundenobligatorium Sport verpflichtend. Leider wird das kaum umgesetzt.
Super Herr Tschannen!
Wie immer viel gelacht bei Ihrer Kolumne! Sie treffen den Nagel wie immer auf drn Kopf! (Das mit dem Malhemd war such immer mein grösstes Problem – woher nehmen, wenn Ehemann und Grossvati nur T-Shirts tragen…)
Ich wünsche Ihrem Brecht und v.a. auch Ihnen als Vater einen guten Kindsgistart und uns Leser/-innen wünsche ich viele scharf beobachtete Momente aus dem Kindergartenalltag.
Vielen Dank.
Einfach wunderbar. Haben Sie eigentlich meinen Kindern einen Vorabdruck zukommen lassen? Da kam nämlich, nachdem die (hässlichen) Disney-Malschürzen 5 Jahre lang ihren Zweck erfüllten, vor zwei Tagen der Wunsch, ob ich ihnen nicht Malschürze nähen könnte…nun ja, ich werde dann mal testen, ob ich die gleiche Begabung habe wie Sie.
Ich wünsche Brecht auf jeden Fall einen schönen Start in die Basisstufe.
Vermutlich haben Ihre Kinder einen Login für das Blogsystem vom Tagi. Viel Spass beim Nähen!
Wenn sie die A4-Mappe hochkannt nehmen, ist das Kind hoffentlich nicht nur halb so breit wie A4 😉 Aber das übliche Gvättitäschli gibts demfall nimmer? 🙁 Meine Kinder durften noch so das richtige Kindsgitäschli haben. A4-Blätter wurden dann halt gefaltet.
Schade gibt es kein Bild von Papa Brecht an der Nähmaschine 🙂 Bin sicher sie haben das super hingekriegt. Hier im Hause ist auch eher der männliche Anteil begabt mit der Nähmaschine. Ich bin froh, wenn ich eine gerade Naht hinkriege.
Klein (äxgüsi jetzt natürlich Gross!) Brecht viel Spass in der Basisstufe!
Ich glaube das liegt an der Basisstufe, in der die Grenzen zwischen Kindergarten und Schule verschwimmen. Ich finde die riesigen Rucksäcke für Vierjährige aber auch etwas doof und wir haben – ganz rebellisch – einen kleinen Rucksack gekauft.
Meine Brecht war im Versuchsprototyp der Basisstufe im Glarnerland. Ich hätte jetzt aber gesagt, dass sie im ersten Jahr noch das Gvättitäschli hatte. Ist aber halt schon etwa 15 Jahre her (jemmers, die Zeit läuft).
Gratuliere zum Rebell. Kleiner Rucksack reicht. Lieber dann in 1-2 Jahren (wenn der schulische Teil höher wird) gleich den richtigen Thek kaufen. Den mit Hello Kitty 😀
Ist glaub ich nicht so schlimm mit dem Rucksack. Sie kriegen halt so eine Mappe, die sie ab und zu mit wichtigen Dokumenten nach Hause nehmen müssen. Hat das Kind einen zu kleinen Rucksack, gibt’s eine Kordel zum Umhängen an die Mappe.
Unsere Kinder haben gleich in der ersten Woche eine Poströhre gebastelt. Mit Kordel zum Umhängen und mit Deckeln an der Seite, wo man ein gerolltes A4-Blatt reinstecken konnte. Das war praktisch, weil man als Eltern immer gleich sehen konnte, wenn die Kinder einen Zettel mit nach Hause brachten. Und herzig war es auch, die behängten Kinder…
*lach*
Aber sobald sie ein Paar Reisnägel aus den Sohlen der Finken gepuhlt haben, verstehen sie es 😉
Ahhhh. Das ist in der Tat ein gutes Finkenargument.
Die Kinder müssen ihr Essen und die Malutensilien selbst mitbringen? Trotzdem oser weil wohl das nur ein ordinäres gewerbliches Angebot und keine richtige hoheitliche Leistung wie die Schule ist.
Ich verstehe die Frage glaubs nicht ganz. In der Schweiz ist der Kindergarten eine Form der Schule, nicht wie in Deutschland eine Form der Kita.
ach das ist doch keine Frage – ML wollte nur wieder einmal sein Wort „hoheitlich“ platzieren. Es gefällt ihm so gut.
Hatte mal einen Freund, ein Linguist mit einigen intellektuellen Fähigkeiten, der war auch Anachronist aus Überzeugung. Der gefiel sich auch immer darin, auf diese Weise seine Überlegenheit gegenüber der Allgemeinheit zum Ausdruck zu bringen.
Genau RoXy! Ich bin sicher, dafür gefällt ihm der Begriff ‚Basisstufe‘ richtig gut – klingt so schön nach DDR……
Herrlich 🙂
Danke Herr Tschannen!
Das ist der Beginn, wo Eltern lernen müssen, loszulassen. Bei Einzelkindern trifft es die Eltern noch härter, weil entweder ist das Kind da oder nicht. Umgekehrt wird der Prozess der Loslösung von der elterlichen Fürsorge vom Einzelkind wesentlich inensiver betrieben. Er hat keine Phasen des Freiraumes eines Geschwisterkindes, wo die elterliche Aufmerksamkeit geteilt ist. Er bekommt sie immer mit voller Wucht zu spüren.
Möge der Author seine Nähkünste noch lange ausüben können und mit dem Endprodukt seinen Sohnemann beglücken.
Ein echter Tschannen zum Tagesanfang – wunderbar! Macht mich bei allem Gelächter ein wenig wehmütig: ich wünschte, ich hätte damals alles etwas ‚cooler‘ und humorvoller sehen können, habe mir/uns aber, vor allem beim ersten Kind, vor allem Stress gemacht. Bei so einem obercoolen Papi, der auch noch mit Nähmaschinen-Fahrausweis gewappnet ist, kann gar nichts schiefgehen. Dem Brecht eine richtig tolle Zeit im Chindsgi (sorry, aber Basisstufe geht mir ums Verr….. nicht über die Lippen)…….
Danke, Carolina. Selbstverständlich ist auch im Hause Tschannen nicht alles cool. Die Kindergartenvorbereitung hat mir aber tatsächlich viel Spass bereitet.
Einfach nur lustig. Bilder aus meinem Kopf.