Best of: Wenn das Grosi nicht hüten will

Es sind Sommerferien. Deshalb publizieren wir einige Beiträge, die besonders viel zu reden gaben. Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. Januar 2018.

Rabengrossmutter? Grosseltern stehen unter Leistungsdruck. Foto: Shutterstock

«Meinen Schwiegereltern ist Mauritius wohl wichtiger als Anna-Matilda», empörte sich kürzlich mein Freund Tim und erntete grosse Zustimmung in der Runde. Grosseltern, die sich nicht als Ersatz-Kita oder Betreuungsdienst sehen, sind Egoisten. Dies scheint zumindest die verbreitete Meinung zu sein.

Das Thema ist ein Tabu. Mir sind kaum Grosseltern bekannt, die offen kommunizieren, dass sie lieber reisen oder arbeiten, anstatt die Enkel zu betreuen. Vor allem die Grosis sind die grossen Helfer in vielen Schweizer Familien, in denen beide Elternteile arbeiten: Gemäss dem Generationenbericht von 2008 betreuen die Grossmütter ihre Enkel geschätzte 100 Millionen Stunden jährlich.

Viel Arbeit, wenig zu sagen

Aber was, wenn Grosi findet, sie habe schon genug Kinder grossgezogen? Den Grossmüttern ergeht es dann wohl nicht besser als uns Eltern. Auch sie werden ständig bewertet und dementsprechend schubladisiert, belehrt oder diskriminiert.

Ich kann es den Grosseltern nicht verübeln, die sich gegen eine regelmässige Betreuung ihrer Enkelkinder entscheiden. Bei allem Idealismus ist die Realität doch auch die: Sie werden nicht bezahlt, ernten wenig Verständnis, wenn sie absagen oder auch mal krank sind, und müssen akzeptieren, dass sie zwar viel Verantwortung übernehmen, sich bei der Erziehung jedoch zurückhalten müssen: Gratisarbeit, die sonst vor allem die Mütter übernehmen, nur mit dem Unterschied, dass sie weniger zu sagen haben.

Doch Grosseltern die sich weigern, ihre Enkel zu betreuen, gelten schnell als Rabengrosseltern. Oftmals sind die eigenen Kinder beleidigt. Die Töchter leben emanzipiert, verlangen aber von den Grosis, in traditionellen Rollen zu verharren. Ein «Ego-Grosi», das ein paar Tage in den Bergen ihren Enkeln vorzieht, bekommt dasselbe zu hören wie ich, wenn ich 100% arbeite oder Ferien ohne meine Kinder machen möchte.

Ohne Grosseltern aufgeschmissen

Mein Sohn ist nun 13 Jahre alt. Wenn er so früh dran ist wie ich, könnte ich schon in zehn Jahren eine Grossmutter sein. Seine Schwester wäre zu diesem Zeitpunkt gerade mal 14. Was, wenn ich dann noch nicht bereit bin für Enkelkinder? Wenn ich nicht meine Arbeitstage umstellen möchte, damit ich diese betreuen kann? Vielleicht bin ich zu diesem Zeitpunkt froh, endlich die Kinder gross zu haben. Ich könnte alleine reisen, Zweisamkeit mit meinem Mann geniessen. All das, was mit kleinen Kindern für mich nicht möglich war. Bin ich dann, nachdem ich eine Rabenmutter war, auch eine Rabengrossmutter? Vielleicht sollten wir uns das hin und wieder mal fragen, wenn wir beleidigt sind, weil das Grosi nicht hüten will.

Denn auch ich fordere meine Mutter und Schwiegermutter in Bezug auf die Betreuung meiner Kinder. Zwar lösen mein Mann und ich es oftmals untereinander oder über die Kita, doch bei kranken Kindern, Schulferien und Überstunden wäre ich ohne die Grosseltern aufgeschmissen.

Zudem verschaffen sie meinem Mann und mir immer mal wieder eine kleine Auszeit und nehmen uns die Kinder übers Wochenende oder in den Ferien ab. Ich war auch schon irritiert, wenn es mal nicht klappte mit der Oma und dachte mir: Ist dieser Ausflug nun wichtiger als das Enkelkind?! Ja, ist er. Und das ist auch voll in Ordnung so.

Lesen Sie dazu auch: Was Grosseltern müssen, Schwiegermutter inside, Die Grossmutter solls richten

35 Kommentare zu «Best of: Wenn das Grosi nicht hüten will»

  • sophie sagt:

    Ich liebe Kinder aber ich finde 1 Tag pro Woche längt denn wenn man selbst dans ganze Leben gearbeitet hat, ist man einfach erholungsbedürfg. Dann für die Ferien, 1 Woche ok, je nach alter kann es mehr sein.

  • Andreas sagt:

    @13: Genau dieselbe – pardon – äusserst einfältige Frage – könnten Sie auch den Eltern stellen, die ihre Kinder oft (und noch so gerne) andern zur Obhut überlassen, sei es an die Grosseltern oder an wen auch immer? Mir würde es aber trotzdem niemals einfallen zu hinterfragen, ob sie denn ihre Kinder auch wirklich lieben usw.

    • 13 sagt:

      Wenn jemand Kinder bekommt und sie ohne Not 7 Tage pro Woche 24 Stunden am Tag jemanden zur Betreuung gibt, schliesse ich mich Ihnen an, ansonsten verstehe ich die Parallele nicht. Aber gerne nochmals (auch wenn ich davon überzeugt bin, dass dieser Part mit voller Absicht ignoriert wird): Meine Frage kam nicht wegen der Betreuung, sondern wegen des Tonfalls. Würde mein Arbeitskollege jeweils abends sagen: „Oh nein, jetzt muss ich heim zu den Kindern. Das ist so mühsam.“ und das Abend für Abend, würde ich mir die Frage auch stellen.
      Aber danke. Sie kennen das ja: Keine Antwort, Gegenfragen etc. sind eben auch eine Antwort…

  • Line sagt:

    Sehr spannend, all die verschiedenen Meinungen und Ansätze. Ich sehe es gleich wie in allen Arten der Familienbeziehungen: schön, wenn es klappt und alle dabei glücklich sind. Es sollte aber ja nicht erzwungen werden, „weil man es halt so tut“.

    Unser Kind wird an einem Tag pro Woche abwechslungsweise von den Grosseltern betreut. Weil sie es ausdrücklich so möchten – nicht weil die Kita zu teuer oder nicht machbar wäre. Nie würde ich mit dieser Forderung auf die Grosseltern zugehen, nachdem diese bereits uns gross gezogen und unserer Generation so viel ermöglicht haben. Erst recht nicht, wenn ich weiss, dass sie dafür in anderen Bereichen zurückstecken müssen (Ferien, Hobby, Engagement, Berufstätigkeit).

  • Anh Toàn sagt:

    Wenn das Grosi nicht hüten will, werden die Grosskinder wenn sie keine Kinder mehr sind, dafür Grosi im Heim oder zu Hause mit kleinem Bewegungsradius für soziale Kontakte sitzt, auch keine tiefe Beziehung zu ihm haben, die sie zumindest zu gelegentlichen Besuchen oder zumindest einem Telefonat veranlasst.

    Das ist Konsequenz, nicht Strafe.

    • Christina sagt:

      Ich kenne Kolleginnen , die alt oder gebrechlich, zu Hause oder im Heim sind, die ihre Enkel ausgiebig gehütet oder sogar während einiger Jahre täglich betreut haben. Und jetzt? Denkste, dass diese sich gelegentlich bei ihnen melden oder vielleicht sogar manchmal die eine oder andere beschwerlich gewordene Arbeit übernehmen? I wo, überbeschäftigt und lifestilehörig. Merke: Wer sich um seine Enkel kümmert, soll dies tun, weil er es für wichtig hält und nichts, rein gar nichts erwarten. Nur so wird er der Enttäuschung entgehen.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich rede weder von einer Verpflichtung der Enkel noch einer entsprechenden Erwartungshaltung. Ich rede über die Voraussetzung, dass sich die Enkel möglicherweise mal kümmern, mehr oder weniger.

        Ohne Interesse des Grosis an ihnen werden die bestimmt in Zukunft kein Interesse am Grosi haben.

    • Ursel sagt:

      Glauben Sie wirklich, dass – wenn man Kinder bekommt – diese sich auch im Alter um Sie oder ihre Grosseltern kümmern? Es ist nicht mehr wie früher, als die ganze Familie im Haus zusammen war und sich Jeder um Jeden gekümmert hat. Viele Kinder, die gross werden, führen dann nämlich ein eigenes Leben. Das heisst, sie wollen, dass die Grossmutter die Kinder hütet, aber sie wollen sich nicht um die Grosseltern im Heim kümmern – so ist das!! Deshalb sollen die Grosseltern sich im Alter um sich selbst kümmern, sich was gönnen und das ganze Geld für sich selbst ausgeben.

      • Gregor Steiger sagt:

        Ja, das glaube ich wirklich und ja, das habe ich bei meinem Kindern mit ihren Grosseltern so erlebt.
        Sie hatten über die Generartionen aber auch eine Verbundenheit, die mit dem Hüten alleine nicht zu schaffen ist. Es war eine tiefere Beziehung von gegenseitigem Interesse, Respekt, Achtung und Empathie. Die Kinder können das, wenn sie es als gegenseitig erfahren. Dann sind die Enkekinder auch für die Grosseltern da, wenn die Grosseltern Hilfe bedürfen.

  • k. miller sagt:

    Was sollen Grosseltern machen, wenn sie von ihren Kindern gefragt werden, ob sie Betreuungsaufgaben übernehmen? Sagen sie „nein“, werden sie schnell zu Rabengrosseltern abgestempelt. Sagen sie „ja“, sind sie in einer Pflicht, bei der sie häufig nicht überschauen können, in wie weit es das eigene Leben beeinflusst. Die Variante „keine regelmässige Betreuung aber wir sind da für Notfälle“ halte ich für die beste. Wenn sie dann noch räumlich in der Nähe sind und die Enkel sie ab einem gewissen Alter selbstständig und spontan besuchen können, dann steht einer guten Beziehung nichts im Weg.

    • 13 sagt:

      Eine Abmachung gilt ja nicht notwendig bis zur Volljährigkeit der Kinder. Sie kann sich auch ändern, wenn sich Wünsche und Bedürfnisse ändern. Wir setzen uns mind. einmal pro Jahr zusammen und ich frage meine Mutter ganz offen, ob sie im nächsten Schuljahr weiterhin einen Nachmittag pro Woche Betreuung leisten will oder nicht. Bisher war die Antwort immer „ja“ mit der Bedingung, dass sie aber im Sommer 2 Monate weg ist. Das ist für uns völlig ok. Sie weiss aber, dass auch ein „nein, lieber nicht mehr regelmässig“ ok wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei der Pensionierung meines Vaters nächstes Jahr der Fall sein wird. Kein Problem. Ich bin einfach, wie wohl jedes andere berufstätige Elternteil, froh, wenn ich es etwas im Voraus weiss, um planen zu können.

  • k. miller sagt:

    Interessante Kommentare. Ich halte die Beziehung zwischen Grosseltern und Enkeln sehr wichtig, diese werden aber nicht unbedingt durch „offizielle“ Betreuungsaufgaben gebildet, sondern weil sie einfach gerne zusammen sind. So wie es 13 beschrieben hat. Und keinesfalls darf es ein „Aufrechnen“ sein. Meine kinderlose Tante hütete jahrelang die Kinder meines Cousins mit dem Hintergedanken, dass diese dann nach ihr schauen, wenn sie alt ist. Ob das aufgeht? Bin mir da nicht so sicher. Aktuell sind die „Kinder“ um die 20 haben grad anderes im Kopf, als die (noch rüstige) Grosstante zu besuchen. Was diese grad nicht so goutiert.

    • Anh Toàn sagt:

      Habe genau diesen Fall in der Familie: Die Tante, welche jahrelang bei der Kinderbetreuung half, wird von ihren Grossnichten durchaus besucht im Pflegeheim, und zwar von denen, die sie als Grosskinder adoptierte. Ihre anderen Grossnichten und Neffen schätzen sie, aber sie ist ihnen nicht wichtig, geht vergessen.: Ein „Adoptiv-Grosskind“ ist jetzt ihr Beistand, die Mutter deren Kinder sie betreute, (also ihre Nichte) kümmerte sich um d4en Heimplatz, und all den Kram den sie nicht mehr selber machen kann.

      Es ist kein Deal, keine Verpflichtung zu einer Gegenleistung, schon gar nicht einer wie auch immer gemessenen Angemessenheit dieser, aber die Grosskinder betreuen ist zwingende Voraussetzung (conditio sine qua non), dass diese sich mal zumindest ein wenig kümmern.

  • lia sagt:

    bei uns hütet der Opa – die Oma arbeitet nämlich noch. Und wieso werden hier wieder mal nur die Mütter gebashed, die emanzipiert sind, aber von den Eltern Einsatz erwarten (wieso spricht der Artikel nur von Grossmüttern), aber die Väter, die genau dieselbe Erwartung haben, werden verschont?

    • k. miller sagt:

      Im ersten Teil des Artikels ist von Grosseltern die Rede. Erst im zweiten Teil wird nur noch die Grosi erwähnt. Dort geht es um persönliche Erfahrungen. Vielleicht, weil die Kinder der Autorin tatsächlich nur Grossmütter haben? Und sie selbst auch eine Frau ist? Blogs leben von persönlichem Erleben, da kommen solche Ungleichheiten schon mal vor.

  • Meier Roger sagt:

    Dani, wieso kritisieren Sie Michael. Zumindest steht er dazu, dass er seinen Part als erfüllt betrachtet. Viele andere würden um den Brei herumreden, und irgendwelche Ausreden anbringen. Und er schreibt ja, das er wenn nötig auch einspringen würde. Schauen Sie in die Tierwelt. Ein Vogelpaar brütet die Eier aus, wenn geschlüpft, werden sie gefüttert bis die Jungvögel flügge sind, und dann werden sie in die Freiheit entlassen, und sind auf sich selbst gestellt.
    Vielleicht hinkt mein Vergleich ein bisschen, aber Eltern welche nicht loslassen können, wie auch Grosis und Opas die sich auflösen in der Betreuung der Enkel, sind auch nicht das Optimale.

  • Olivia sagt:

    @L: Vielleicht legen sie aber auch überhaupt keinen Wert auf solche Besuche, weil sie genau wissen, dass es vorher vermutlich jedesmal einer längeren Diskussion bedarf, wer nun mit dem Besuch der „Alten“ dran ist. Wäre ja gelacht, wenn rüstige, unternehmungslustige und allseits interessierte Rentner jahrelang Balgen hüten würden, nur damit die und deren Eltern dereinst auf Besuch kommen. Das tun nur Grosis und Opis, bei denen die Betreuung der Enkel noch das einzige ist, das ihnen einen gewissen Lebenssinn gibt, weil sie sonst weder mit sich selber noch gemeinsam irgendetwas anfangen könnten.

  • Jasi sagt:

    Das Argument, bereits mehrere Kinder aufgezogen zu haben, kann ich gut verstehen. Ich finde es eine Zumutung der berufstätigen Mütter und Väter, selbstverständlich ihre Mütter für die regelmässige Betreuung einzusetzen. Und auch dem Kind tut es bestimmt nicht gut, nur mit „alten“ Leuten zusammen zu sein. Hin und wieder mal ein Wochenende oder die Ferien bei den Grosseltern (oder Gotti / Götti, Onkel / Tante etc.) zu verbringen, finde ich hingegen für alle Parteien eine Bereicherung.

    • 13 sagt:

      @ Jasi
      Nur mit „alten“ zusammen zu sein, wird ja in den meisten Fällen nicht stimmen. Die wenigsten Grosseltern betreuen ja 5 Tage pro Woche. Meine Kinder schätzten immer eine Teilung der Betreuung zwischen Kita und Grossmutter, da jedes sein Vor- und Nachteile hat. Auch jetzt als Schulkinder.

  • 13 sagt:

    Kein Grosselternteil ist je verpflichtet, zu hüten. Es ist schön, wenn sie es tun. Auch wir sind dankbar dafür. Eine Pflicht, darf es nicht sein. Und wenn es mal nicht passt, passt es eben nicht.
    Was mich aber bei dem Thema immer wieder erstaunt, ist die Beziehungsebene. Enkelkinder scheinen nur als Arbeit wahrgenommen zu werden, Grosseltern nur als Betreuungspersonen. Dabei ist die Beziehung Grosseltern-Enkel doch so viel wert. Ich frage selten, ob meine Eltern einen Samstag betreuen können. Sie fragen aber öfters, ob sie etwas mit ihnen machen dürfen. Oder die Kinder rufen die Grosseltern an und fragen, ob sie kommen dürfen. Weil sie alle die Zeit zusammen geniessen. Gleich wie ich selber die schönsten Erinnerungen an die Zeit bei meinen Grosseltern hatte. Das ist, was zählt.

    • tina sagt:

      sehe ich auch so. ich hätte auch freude auf meine enkel zu schauen, wenn ich mal welche haben sollte. aber schwierig ist dabei schon, dass ich ja noch viele jahre berufstätig sein werde und das auch mit auslandaufenthalten verbunden sein kann und ich natürlich auch ferien habe. so unregelmässig auf die enkelkinder schauen wäre im alltag nicht brauchbar

  • Lorena sagt:

    Da wundern sich dann die Alten, wenn sie mal ins Pflegeheim abgeschoben werden, dass man sie auch nicht ständig besuchen gehen will.

    • Myrtha sagt:

      Passiert auch so: in der eigenen Familie erlebt, dass Schwester, die viel vom Hütedienst meiner Mutter profitierte, die Mutter äusserst selten im Heim besuchte. Grundsätzlich denke ich aber, wenn man jemandem einen Gefallen tut, sollte man diesen nicht schon mit künftigen Vorteilen kalkulieren. Unterstützungen kommen oft von Seiten, die man nicht erwartet und so gehts dann auch wieder auf!
      Myrtha

  • Michael sagt:

    Ich bin ein bekennender Raben Opa ! Mit genau dem oben angeführten Argument – ich habe schon einmal Kinder grossgezogen. Die Kinder waren gewollt, aber es war anstrengend. Habe 25 Jahre meines Leben in den Dienst der Kinder gestellt. Jetzt stehen sie auf eigenen Füssen – und das schreibe ich mir und meiner Frau voll auf den Zettel – da stehen sie gut, sicher und selbstbewusst.
    Jetzt sind wir wieder drann. Klar, in Notsituationen springen wir natürlich ein. Aber nicht regelmässig jeden Montag nachmittag o.ä. Da sind wir golfen….

    • Dani sagt:

      Man könnte glatt meinen, Enkelkinder zu hüten ist eine echt üble Angelegenheit. Sie scheinen Familie mit Knochenarbeit gleichzusetzen. In Ihrem Alter werde ich sicher nicht so verkrampft sein.

      • Santa Verita sagt:

        @Dani:Aber ja, für mich war es nämlich schon „Knochenarbeit“, wenn ich als junges Mädchen zur Strafe für irgendeinen Blödsinn Nachbars Säugling hüten oder im Kinderwagen herumschieben musste. Das Gebrüll und die ewig vollen stinkenden Windeln gingen mir damals schon entsetzlich auf die Nerven. Auch im Laufe der vielen Jahren hat sich an der Problematik leider nichts geändert und es hat sich im Kreise meiner Lieben von nah und fern schnell herumgesprochen, dass man mich, was die Betrauung gewisser „Ämtli“ anbelangt, besser nicht anfragen sollte.

    • Jänu sagt:

      Bravo Michael, ja, gehen Sie golfen, Sie haben es verdient. Wir sind beide berufstätig und haben zwei nicht mehr kleine, aber noch zu junge Kinder. Wir sind das Paar, das nie die Grossmutter (-mütter) benutzt hat, vielleicht 3-4 Mal in 12 Jahren, während unsere Schwiegerpaare sie dauernd, jede Woche in Beschlag genommen haben. Sie hat es zwar gerne gemacht, aber es war trotzdem anstrengend für sie (13 Enkel inkl. unserer zwei). Hüten, Essen kochen, usw.
      Wir haben unsere Kinder für Zehntausende (geschätzte 150’000.- und mehr) Franken von Kitas und Tagesschulen betreuen lassen, die anderen haben sich das Geld gespart und dafür die ältere Generation „benutzt“.
      Lasst endlich die Alten in Ruhe, sie haben schon ihren Teil geleistet! Die Anspruchshaltung ist egoistisch.

      • Andreas sagt:

        @Michael und Jänu: Genau unsere Meinung. Mit welchem Recht sollte man von uns erwarten dürfen, dass wir die Kinder unserer Kinder hüten,, nachdem wir beide fast 50 Jahre lang gearbeitet haben – und nein – wir trieben uns während dieser Zeit im Büro weder auf einschlägigen Foren im Internet herum, noch bestand unsere Anstellung lediglich darin, für einen (zu) grossen Lohn Löcher in die Sessel zu furzen und depressiv oder burnoutgeplagt zu werden, sobald uns die Arbeit an die Finger kam. Und wenn wir abends nach Hause kamen, waren wir rechtschaffen müde und hatten keine Lust mehr auf Party. Nun geniessen meine Frau und ich unseren Ruhestand nach all den Jahren in vollen Zügen und überlassen das Kinderhüten gerne all denen, die sonst nichts mehr mit sich anzufangen wissen.

    • 13 sagt:

      Und genau hier meine Frage, die ich oben andeutete:

      Michael, Andreas, (Jänu):
      Wir sind uns durchaus einig, dass es keine Pflicht gibt, aber doch würde es mich brennend interessieren:
      Liebt ihr Eure Enkelkinder? Habt ihr Freude daran, mit ihnen zusammen zu sein? Geniesst ihr die Zeit? Wie ist Ihre Beziehung zu ihnen?

      • Jänu sagt:

        13, meine Mutter hatte es immer abgelehnt, Hüteaufgaben zu übernehmen, meine Schwiegermutter kann nicht nein sagen und lässt und liess sich wirklich völlig in Anspruch nehmen. Die Erschöpfung war ihr gelegentlich anzusehen. Später, all die Kinder der Schwiegerfamilien in der Ausbildung, wurde sie als Restaurant benutzt, musste (durfte…) einkaufen, kochen, die Nichten und Neffen liessen sich bedienen.
        Mich hat(te) das immer angewidert, dieses Ausnutzen. Aber wehe, man sagt einmal etwas, was ich nicht tue und nie tat, denn es geht mich direkt ja nichts an.
        Ich kenne eine Familie mit Einzelkind, das viele Tage der Woche und in den Ferien von den Grosseltern betreut wird – weils viel billiger ist.
        Ihre Frage, 13, ist keine redliche. Liebe hängt nicht von erzwungener Fürsorge ab.

      • Michael sagt:

        Danke Jänu für den Hinweis, das die Frage keine redliche ist. Ganz krass gefragt – muss ich meine Enkelkinder lieben ? Die Kinder die ich in die Welt gesetzt habe ja, ohne Frage. Aber was wäre der Grund, die Kinder meiner Kinder gernzuhaben ?

      • 13 sagt:

        @ Jänu
        Nein, das ist nicht wahr, denn ich habe ja absichtlich erwähnt, dass ich keine Betreuungspflicht sehe. Es ist die Tonart, die mich zu dieser Frage brachte. Es hat so etwas abschätziges, kühles, als wären Kinder wirklich nur Arbeit. Ich erlebe in meiner Familie zum Glück etwas ganz anderes und nein, das ist ganz sicher nicht, weil die Grosseltern keine anderen Hobbys hätten, und frage mich darum, woher dieser Ton oder diese Haltung kommt. Und deshalb die direkte Frage an die Grossväter, die sich hier gemeldet haben. Mit erzwungener Fürsorge hat Liebe nichts zu tun. Das bestreite ich nicht.

      • Jänu sagt:

        Die Tonart, 13? Sie lesen, Sie geben dem Gelesenen einen Ton. Und wenn es redlich wäre, würden Sie nicht das Schlechte, sondern das Gute vermuten. Darum ist Ihre Frage im Grunde genommen eigentlich unverschämt. Und wenn Sie den unterstellten Ton und die (schlechte?) Haltung des anderen dann noch mit Ihren eigenen Umfeld vergleichen, dann wird es auch noch überheblich. Schade.

      • 13 sagt:

        @ Michael
        Sie müssen gar nichts. Mögliche Gründe wären Familiensinn, Menschlichkeit etc. Aber nein, eine Verpflichtung besteht nicht. Ich staune einfach, lerne dabei und bin je mehr ich lese, dankbarer für meine privilegierte Situation. Als Vertreter der „mittleren Generation“ kann ich mir in etwa vorstellen, wie schmerzhaft es wäre, solches von meinen Eltern zu lesen. Aber auch hier: Danke, ich habe meine Antwort.

      • Anh Toàn sagt:

        @Michael: Nein Sie müssen ihre Enkelkinder nicht lieben. Und solange Sie sich so weit wie möglich fern halten, riskieren Sie auch nicht, diese plötzlich zu lieben.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.