Immer dieser Zeugnisstress
Bald ist es geschafft. Die meisten Abschlussfeste sind gefeiert. Die Kinder taumeln zwischen Übermüdung und Überzuckerung den Sommerferien entgegen. Seit Tagen bringen sie statt Hausaufgaben Migros-Säcke voll mit Heften und Basteleien nach Hause. Das sich leerende Klassenzimmer wird zum Kinosaal umfunktioniert. Es gibt Popcorn und Coci statt Voci.
Und morgen um 11 Uhr ist dann endlich Schluss! Aber halt: Bevor es klingelt, gibt es noch Zeugnisse. Oder, wie es bei uns so schön heisst: Beurteilungsberichte. Schon die Erstklässler werden bewertet. Zwar nicht mit Noten, aber eigentlich wissen alle, dass ein «sehr gut» im Schreiben eine 6 wäre, ein «ungenügend» im Sport eine 3. Beurteilt werden nicht nur die Fächer, sondern auch das Arbeits- und Lernverhalten.
Was wird benotet?
Bei «Plant und organisiert die Arbeit zweckmässig» kann die Lehrperson auswählen, ob das meistens, selten oder irgendwo dazwischen zutrifft. Andere Bewertungspunkte sind «Zeigt auch nach Misserfolgen Einsatz», «Lässt sich wenig ablenken» und «Kann mit anderen zusammenarbeiten». Wenn ich an meinen Arbeitsalltag denke, kommen mir einige Erwachsene in den Sinn, bei denen ich das Kreuzchen nicht überall ganz links machen würde – ich selbst eingeschlossen.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Und die Schule ist keine Vorbereitung darauf, sondern das Rennen beginnt schon in der ersten Klasse. Ob Zeugnis oder Beurteilungsbericht: Das Kind bekommt Ende Schuljahr schwarz auf weiss eine Rückmeldung zu seiner Leistung. Aber Zeugnisse zeigen nicht alles. Mein Sohn ist zwar ein bequemer Zeitgenosse, der nie lernt und Hausaufgaben so selten wie möglich macht. Trotzdem wird er in Mathematik vermutlich mindestens eine Fünfeinhalb bekommen. Ein anderes Kind hat vielleicht das ganze Jahr geübt, sich angestrengt, zusätzliche Hausaufgaben gemacht und mit den Eltern fleissig das grosse Einmaleins geübt – und bekommt für seine Bemühungen trotzdem nur eine Viereinhalb. Welches Kind hat mehr geleistet?
Schlechte Noten – schlechte Stimmung
Die Noten zeigen nicht die eigene Lernkurve, sondern wie man im Vergleich zu den Klassenkameraden dasteht. Um gut zu sein, muss man besser sein als die anderen. Aber ist das die richtige Motivation fürs Lernen?
Für viele Kinder bedeutet der Zeugnistag Angst und Stress. Zuerst gilt es, das Zeugnis einzupacken, bevor die Kameraden – «Was häsch?» – einen Blick darauf werfen können. Dann schlurfen sie langsam nach Hause, die Zeugnisblätter liegen schwer wie Steine im Schulthek. Daheim warten die (an-)gespannten Eltern. Die Mutter öffnet das Zeugnis, fotografiert mit dem Handy die Noten und schickt sie dem Vater – mit einem Smiley, das den Mund zu einer Zickzacklinie verzieht. Vielen Eltern rutscht an dieser Stelle eine saublöde Bemerkung raus wie: «So kommst du aber nicht ins Gymi!» oder «Du bist einfach ein Minimalist!».
In diesem Moment denken wir Eltern nicht an Bildung im ganzheitlichen Sinn. Wir sehen nur noch Zahlen und rechnen uns den beruflichen Erfolg unserer Kinder aus. Aus dem 1A-Sohn soll mal was werden: Arzt, Anwalt, Architekt. Also muss er ins Gymi, oder in Bern zuerst in die Sek und dann in den Gymer. Für den Übertritt zählt bereits die Leistung in der fünften Klasse. Und was, wenn das Kind schon in der zweiten Klasse in Mathematik beim Bewertungspunkt «Vorstellungskraft» nur knapp genügend ist? Uuiui! Die Vorstellungskraft der Eltern ist leider gross genug, um sich bereits jetzt Sorgen zu machen.
Entspannen Sie sich!
Aber bringt das was? Werden die Noten besser, wenn man dem Kind am Zeugnistag so richtig ins Gewissen redet? Wenn man den Sohn für jede Vier zur Schnecke macht? Oder der Tochter 50 Franken pro Sechser im nächsten Zeugnis verspricht? Ich habe mir bereits vor der Einschulung der Kinder vorgenommen, diesen Noten und Berichten nicht zu viel Gewicht zu geben. Ich schaue das Zeugnis kurz an, kommentiere vielleicht Unterschiede zum Vorjahr und frage das Kind, was es von seinen Noten hält – und fertig. Weder analysiere und kritisiere ich «schlechte» Noten, noch lobe ich überschwänglich für die «guten» Noten.
Zeugnisse sind eine interessante Rückmeldung. Die Kinder sind aber nicht ihre Noten. Sie können mehr und anderes, als diese Zahlen und Kreuze zeigen. Ihre Zukunft und ihr Lebensglück hängen nicht davon ab, ob sie im Franz in der vierten Klasse eine Fünf haben oder eine Viereinhalb. Ob Drei, Vier oder Fünf: Am letzten Schultag gehen wir jeweils einen Coupe essen. Mit dieser kleinen Familientradition feiern wir das Ende des Schuljahrs. Zum Spass probieren und benoten wir alle Glace-Kreationen auf dem Tisch. Dass der Bananasplit letztes Jahr Noten zwischen Drei und Sechs bekam, sagt übrigens auch etwas aus über Zeugnisse.
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88 Kommentare zu «Immer dieser Zeugnisstress»
Bei mir hiess es damals:
„Ganz helle, aber stunkfaul.“
Mich ärgert am Zeugnis, dass man der totalen Lehrerwillkür ausgeliefert ist. Prüfungen sind nicht mehr ausschlaggebend für die Noten, sondern v.a. Beobachtungen im Unterricht. Da kann man locker Noten massiv abrunden, „weil das Kind das Thema am Anfang nicht versteht, dann aber an der Prüfung eine gute Note schreibt“. Und ich dachte immer, man gehe zur Schule um zu lernen… Diese Willkür eignet sich auch hervorragend, um Eltern, die nicht zu allem ja und amen sagen, über die Kinder abzustrafen. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass wir im Notfall über genügend Mittel verfügen, um uns für ein paar Jahre eine Privatschule leisten zu können.
Ich habe drei erwachsene Söhne, jeder von ihnen ist lernbehindert laut der Schule. Heute kann ich nur darüber lachen, es war ein sehr harter Kampf sie durch die Schule zu bringen und immer wieder diese predigungen um Lehrstellen. Keine Problem ein mal schnuppern und sie konnten sich die Lehrstellen aussuchen um die drei Jungs wurde fast gekämpft. Heute hat jeder einen gut bezahlten Job und die Arbeitgeber wünschten sich es gäbe noch mehr von dieser Sorte. Mit der Lehrstelle kam auch das Interesse am lernen . Sie haben alle mit Diplom abgeschlossen.
Um was geht es eigentlich in Ihren Beiträgen, Frau Meier? Sie halten nicht viel von den Schulstrukturen und -systemem, wie man aus Ihren Beiträgen schliessen könnte. Sie wehren sich gegen das Leistungsprinzip, teilen uns aber zugleich völlig unnötigerweise mit, wir gut Ihre Zöglinge sind. Bescheidene Angeberei ist das: zugleich das andere abwerten und das eigene aufwerten. Pah!
Ach, ich habe doch tatsächlich vergessen, auch meine Tochter zu erwähnen. Sie ist ein wahnsinnig intelligentes Kind!
In meinem Beiträgen geht es darum, mich und meine Familie abzufeiern. Und worum geht es in Ihren Kommentaren?
😀
„Ihre Zukunft und ihr Lebensglück hängen nicht davon ab, ob sie im Franz in der vierten Klasse eine Fünf haben oder eine Viereinhalb. Ob Drei, Vier oder Fünf…“
Vielleicht eben doch? Was wissen Sie (und wir) schon?
Noten sind Wertungen durch Zahlen ausgedrückt. Sie können Sie ersetzen durch Worte, es bleiben Wertungen. Die Nuancen, die Ihnen die Zahlen nicht liefern (können) erfahren Sie spätestens im Jahresgespräch mit der Lehrperson, die bestimmt auch während des Jahres Zeit für Sie findet. Bereiten Sie sich gut darauf vor und stellen Sie die richtigen Fragen. Die negativ erscheinende Einstellung macht das aber nicht einfach.
Wenn Kinder die Einstellung Ihrer Eltern als positiv gegenüber der Schule empfinden, haben Sie eher selber auch eine positive. Das fördert das Lernverhalten.
„Ein anderes Kind hat vielleicht das ganze Jahr geübt, sich angestrengt, zusätzliche Hausaufgaben gemacht und mit den Eltern fleissig das grosse Einmaleins geübt – und bekommt für seine Bemühungen trotzdem nur eine Viereinhalb. Welches Kind hat mehr geleistet?“
Gerade das ist doch eine wichtige Erkenntnis: in der „Leistungsgesellschaft“ geht es eben nicht um „Leistung“ im Sinne von investierter Zeit und Energie, sondern nur um das Resultat und darum natürlich auch um Effizienz. Wobei jene mit einem Ressourcenvorsprung zwangsweise vorne liegen werden, sei es intellektuell oder materiell. Aber ändern lässt sich das kaum, erst recht nicht in der Schule, es sei denn man will die cleveren Schüler noch zusätzlich mit Unterforderung bremsen und demotivieren.
Jaja, solche Eltern sind mir die liebsten: Neinnein, das Zeugnis ist nicht so wichtig. Übrigens, habe ich schon erwähnt, dass mein Sohn nie lernt, kaum Hausaufgaben macht und in Mathe mindestens eine 5.5 heimbringen wird?
Mein Gedanke… das musste man bemüht (un)auffällig einfliessen lassen. Dabei schätze ich Frau Meiers Beiträge sonst sehr!
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Wenn ein Kind jedoch immer knapp unter dem notwendigen Schnitt liegt, und deshalb die Sekundarschule nicht schafft , dann kann man das ganze halt leider nicht so locker sehen. Die Realschulen sind leider nach wie vor Sackgassen.
Das grösste Problem finde ich, dass die Lehrbetriebe heute keinen Glauben mehr an die Zeugnisnoten der Lehrer schenken. Heute geht in Sachen Lehrstellen nichts mehr ohne Multi-Check, Stellwerktest oder irgendwelche internen Prüfungen. Leider wirft das ein ganz schlechtes Licht auf unsere Volksschule, die zu einer Art Wohlfühloase verkommen ist.
„hervorragende Leistungen mit wenig Aufwand“. Wow, sie haben ja eine ganz tolle Brut.
@Lorena
Das Niveau der Schulen wurde in den letzten Jahren systematisch nach unten nivelliert, damit auch die letzten, die kein Deutsch können noch mitkommen. Man nennt das Chancengleichheit. Ohne Auwand hervorragende Noten ist keine Kunst. Das grosse Aufwachen kommt dann, wenn sie an die ETH gehen, Maschineningenieur studieren wollen und auf einmal merken, dass sie doch nicht so gut Math können, wie ihnen die Lehrer mit ihren Supernoten vorgegaukelt hatten.
@Jürg Brechbühl: „Das Niveau der Schulen wurde in den letzten Jahren systematisch nach unten nivelliert.“
Das ist jetzt einfach Quatsch.
Es soll tatsächlich intelligentere Kinder geben als der Durchschnitt halt ist. Das darf man jedoch als Eltern auf keinen Fall aussprechen. Der Neid ist garantiert.
Das Problem ist eher, dass, gemäss Elternaussagen, etwa 85% aller Sprösslinge überdurchschnittlich intelligent sind (die 60% hochbegabten sind mitgemeint…).
Für die einen ist’s Neid, für die anderen halt bloss Angeberei: Mein Auto, mein Haus, meine hochbegabten Kinder!
Nicht immer wenn etwas bemängelt wird steckt gleich Neid dahinter. Mit der Neidkeule lässt sich halt so schön jede Diskussion im Keim ersticken.
Darum sag ich ja, spricht ja nicht darüber. Ihr Kind darf in allem begabt sein, nur nicht kognitiv.
„hervorragende Leistungen mit wenig Aufwand“ scheint den Rahmen hier schon zu sprengen.
Gerade für ein kognitiv begabtes Kind ist es aber von Vorteil, wenn es einen Bereich findet, in den es sich ‚reinhängen‘ kann, in dem es auch mal lernen (lernen) muss, und üben. Das muss noch nicht mal etwas ‚Kognitives‘ sein, aber etwas, dass Disziplin, Beharrlichkeit und Zielstreben fördert (und erfordert). Sonst bleiben solche Überflieger im späteren Leben gerne mal irgendwann auf der (Durst-)Strecke.
Der Artikel sagt viel mehr über die Eltern, als über die Zeugnisnoten aus…..
„ein «ungenügend» im Sport eine 3.“
Ich kenne allerdings nicht so viele Lehrer, die im Sport ungenügende Noten verteilen. Leider.
Dass Sport überhaupt benotet wird (und im Zeugnis oft sogar gleich gewichtet wird wie Mathematik, Deutsch oder Englisch), ist ein Witz.
.
Bin aber mit Ihnen einverstanden, Sportpapi: Wenn eine Benotung vorgesehen ist, sollte diese auch die tatsächlichen Gegebenheiten abbilden und somit eine ungenügende Leistung auch zwingend mit einer ungenügenden Note bewertet werden.
Leider zählt Sport meist gerade eben nicht zur Promotion. Im Gegensatz etwa zu Musik oder Zeichnen.
Den Witz verstehe ich gerade nicht. Aber natürlich war mir schon klar, dass ich solche Antworten auslösen würde…
Sport sollte überhaupt nicht benotet werden. Es ist kein richtiges Schulfach, man lernt dort nichts was man im späteren Leben braucht. Es ist schon richtig dass man den Kindern Freude an der Bewegung und am Sport beibringt und das in der Schule platz dafür ist. Das gibt es aber auch privat in jedem Sportclub. Das dieses „Fach“ aber gleich bewertet wird wie Geschichte, Geographie etc und so mitunter über den beruflichen Erfolg mitentscheiden kann ist mehr als lächerlich. Sportlehrer ist auch kein richtiger Beruf – jeder Sportlehrer müsste m.M. zwingend noch ein richtiges Fach studieren und unterrichten neben Sport.
@L.T.: Wie definiert sich denn ein „richtiges“ Schulfach in einer Schule, die sich Kopf, Herz und Hand auf die Fahne geschrieben hat?
Warum soll Geschichte und Geographie für den „beruflichen Erfolg“ – z.B. im Handwerk – entscheidender sein als all das, was im Sportunterricht bewertet wird?
Und warum soll hier Freude wecken entscheidender sein als Kompetenzen ausbilden, im Gegensatz zu allen anderen Schulfächern?
Und was ist ein „richtiger“ Beruf und ein „richtiges“ Fach? Wissen Sie, wie man Sportlehrer wird?
Das sehe ich ganz anders. Sport und Bewegung ist immens wichtig in unserer Gesellschaft, welcher immer mehr Leute ihr Berufsleben unbeweglich vor dem Computer sitzen und sich krank arbeiten. Wahrscheinlich könnten wir unsere Krankenkassen-Kosten halbieren, würden sich die Erwachsenen mehr bewegen.
Vor diesem Hintergrund ist es super wichtig, dass die Kinder entsprechend sportliche Kompetenzen entwickeln und verschiedene Sportarten kennenlernen, um mindestens ein Basis-Können ins Erwachsenen-Leben mitzubringen. Mehr geht ja nicht in den wenigen Stunden, in denen Sport angeboten wird.
@L.T.
also ich war immens dankbar für auf aktuellstem Stand studierte Sportlehrer die dadurch unsre Kinder, besonders auch was motorische/anderweitig kombinierte Schwächen betraf hervorragend einschätzen und dementsprechend unterstützen konnten!
Ich war eine Niete im Sport und es störte auch niemanden. Ich war sowieso nicht gerade eine eifrige Schülerin. In meiner Mädchensek unterrichteten älter „glismete“ Tanten , die selber nur herumstanden, was mich auch nicht motivierte. Dann kam 1956 plötzlich eine ungarische, geflüchtete Turnleherin, klein und agil und machte alles vor. Wir guckten nur so. Leider blieb sie nicht. Trotzdem: Turnen ist sehr wohl zu etwas nutze: Z.B. um zu lernen, wie man im Team Erfolge erreicht, wie man sichauf ein Ziel hin konzentriert. Zudem entwickelt sich auch das Hirn durch Bewegung.
@ SP: als richtiger Beruf würde ich definieren, wenn man abends in den Spiegel schauen und ehrlich sagen kann: ich weiss wofür ich mein Geld verdient habe. Wenn ich meinen Tag damit verbracht hätte Jugendlichen den Felgaufschwung beizubringen oder beim 12-Minutenlauf die Zeit zu stoppen und dafür das Gehalt eines Oberarztes an einem öffentlichen Spital kassieren würde wie es Sportlehrer an Gymnasien tun, dann könnte zumindest ich das nicht. Ich bleibe dabei: Sportunterricht hat seine Berechtigung, die Leistungen dort zu benoten wie Mathematik oder Sprachen ist meiner Meinung nach einfach falsch. Ich war nicht schlecht im Sport und hatte immer Spass dabei, aber im Gegensatz zu allen anderen Fächern hat der Sportunterricht nichts zu meinem privaten oder beruflichen Wohlergehen beigetragen.
@LT: Der Sportlehrer hat die gleiche Ausbildung wie jeder andere Lehrer am Gymnasium, nämlich universitärer Master plus Lehrdiplom. Arbeitsbewertungen kommen zum Schluss, dass Sportlehrer eher mehr leisten als andere Lehrer, insbesondere wegen der (Lärm-)Belastung der Kinder, die ja nicht ruhig am Platz sitzen. Welcher Lohn für Gymnasiallehrer angemessen ist, darüber könnte man diskutieren. In vielen Fächern gibt es allerdings nicht zu viele Lehrer…
Und ja, zu meinem privaten und beruflichen „Wohlergehen“ haben einige Fächer letztlich nicht beigetragen (der Sport allerdings schon – gerade auch in Bezug auf Wohlbefinden). Aber ich bestreite nicht, dass es wichtigere Fächer gibt.
„als richtiger Beruf würde ich definieren, wenn man abends in den Spiegel schauen und ehrlich sagen kann: ich weiss wofür ich mein Geld verdient habe.“
Hm.
Und Kindern etwas beibringen, was sie gerne können würden, zählt da also nicht dazu.
Gerne würde ich fragen, was Sie denn selber wertvolles arbeiten.
@sportpapi
Meine schon, bei mir, aber das war anno dazumal.
Ich betrieb in der Freizeit vor allem Ausdauersport, aber nie Wettkämpfe, sonder mehr, um einfach draussen zu sein. Das Schulturnen fand ich vor allem seltsam mit dem ganzen zur Schau gestellten Ehrgeiz.
Ja, wir fanden diese Streber in allen anderen Schulfächern auch immer seltsam…
Ja, das kenn ich.
„Ihr“ (wohl das, was in amerikanischen College-Filmen als „Jocks“ bezeichnet wird) habt im Turnunterricht (und in der Pause, und nach der Schule, …) ja auch immer gerne dafür gesorgt, dass jeder dieser „Streber“ (und Streber war ja jeder, der schlecht im Fussball und gut in anderen Fächern war) für sein Strebertum bezahlte.
An unserer Oberstufe gibt es sehr wohl Sportlehrer, die deutlich ungenügende Noten verteilen. Die Frage ist halt, was es bringt. Aus einem unsportlichen Kind zaubert man damit kein sportliches und besonders motiviert ist es bei einer solchen Bewertung wohl auch kaum. Ich bin froh, hat meine Tochter eine Sportlehrerin, die neben den „harten Fakten“ auch den Einsatz und das „Probieren“ sehr stark gewichtet. So hat meine Tochter jeweils eine recht gute Sportnote im Zeugnis, obwohl ihre Leistungen in Crosslauf, Schwimmen, Bodenturnen etc. aufgrund angeborener körperlicher Probleme ungenüged wären. Motiviert sie deutlich mehr, sich zu bewegen, als eine 3 im Zeugnis.
Sport, Zeichnen, Musik sollten meiner Meinung nach im Zeugnis nie ungenügend benotet werden, sofern sich das Kind Mühe gibt.
@Divi: Es bringt das gleiche wie in jedem anderen Fach. Bei einigen ist das ein Grund, sich etwas anzustrengen. Bei anderen nicht.
Motivation kommt jedenfalls nicht von geschenkten Noten, sondern vom Spass im Unterricht, vom erleben, dass man Fortschritte macht und etwas erreichen kann, wenn man sich engagiert.
Nur eben – zuerst muss man sich mal engagieren.
Es ist allerdings eine verbreitete Haltung, dass Noten im Sport nicht fair sind, wenn sie sich auf gezeigte Leistungen beziehen, weil doch das Talent so ungleich verteilt ist.
Als ob das in anderen Fächern nicht so wäre.
Aber ich glaube auch: Wer sich wirklich reinhängt, wird kaum je ungenügend abschneiden.
@Sportpapi: Nun, Franzvoci, 1×1, die Berggipfel der Schweiz – das kann man alles lernen, hat mit Fleiss und Willen zu tun. Aufgrund eines Herzfehlers kann sich meine Tochter halt noch so anstrengen, sie wird es nie schaffen, z.B. die 2 Runden Crosscountry in einer Zeit zu schaffen, die auch nur einen Punkt einbringt. Da sie aber weiss, dass ihre Sportlehrerin ihren Einsatz stark mitwertet, läuft (z.T. geht) sie die 2 Runden trotzdem mit, obwohl sie sich dank Arztattest auch einfach hinsetzen und zuschauen könnte. Eine 3 im Zeugnis wäre da recht kontraproduktiv. So wie bei ihrer Kollegin in der Parallelklasse (mit anderem Sportlehrer), die diesen Bonus trotz Asthma nicht hat, da steht dann eben die 3,5 im Zeugnis und die Motivation ist im Keller.
@Divi: Auch in anderern Fächern werden Kinder mit anerkannten Beeinträchtigungen lernzielbefreit. Einige werden gar gleich ganz vom Sport befreit, was ich in der Mehrheit der Fälle gar keine gute Idee finde.
Asthma ist weit verbreitet, auch unter Leistungssportlern. Bedeutet eine Einschränkung, ist aber eher ein Grund, mehr Ausdauer zu traineren als weniger. Die Sportnote hängt nun aber sicherlich nicht ausschliesslich von diesem einen Ausdauertest ab. Wenn das Kind eine 3.5 im Zeugnis hat, dann ist dies sicherlich nicht auf Asthma zurückzuführen.
Also ich hatte in der Oberstufe regelmässig eine Zwei in Sport – und das gemäss Aussage des Turnlehrers auch nur, weil er fand, eine Eins könne er nicht ins Zeugnis setzen …
Und was war der Grund für die schlechten Noten? Leistungsverweigerung?
Oh, was würde ich meine damaligen Lehrer aus den frühen 80er-Jahren heute noch hassen, hätten sie mir solch schwülstige Pseudo-Bewertungsberichte ins Zeugnis geschrieben!
Nein, ich fand und finde klare Noten von 6 bis 1 immer noch am aussagekräftigsten, gerade für die Kinder! Ich erinnere mich ganz genau daran zu wissen, dass ich im Rechnen sehr gut, im Lesen genügend und im Sport eine Pfeife war. Daran konnte ich mich selber messen. Ich weiss beim besten Willen nicht, weshalb dies heute schlecht sein soll…
Dass unsere Leistung auch objektiven Kriterien unterliegt, nennt sich Realitätsbezug.
Am Ende interessiert es mich an einem Konzert nicht, wie sehr der Sänger singen geübt hat, es zählt nur, ob er die Töne trifft oder nicht.
Ob der Ingenieur für die Planung Nachtschichten einlegen muss oder nicht, interessiert auch nicht. Nur, dass die Brücke am Ende auch hält (=Resultat) ist entscheidend. Dem einen fällt es leichter, dem anderen schwieriger. Wenn es mir schwerer fällt, muss ich mehr leisten, früher aufstehen. Und oft gewinnt am Ende die Schildkröte das Rennen und nicht der privilegierte Hase. Wenn unsere Kinder nicht von Almosen leben wollen, müssen sie diese Lektion begreifen.
Was mich an Ihrer Argumentation etwas holprig dünkt, ist Ihr Vergleich:
Der Sänger muss AM KONZERT seine Leistung bringen, der Ingenieur muss dafür sorgen, dass die Brücke AM STICHTAG steht. Dass aber Kind X im Alter von Y das Leistungsziel Z erreichen muss, wurde ja vom Lehrplan für alle Kinder so vorgegeben, ohne den eigentlichen Entwicklungsstand des einzelnen Kindes zu berücksichtigen.
Dies lediglich als Feststellung, nicht als Wertung.
Wenn die Brücke zusammenkracht, interessiert auch niemanden, ob der Ingenieur grad von der Hochzeitsfeier seiner Cousine kam und stockbesoffen war, als er die dicke der Bolzen ausrechnete….
Sorry, was soll das? Wenn das Kind nicht reif genug ist, dann kann es das Schuljahr wiederholen.
„Sorry was soll das?“
Was soll denn diese Bemerkung? Ich schreibe zuunterst extra, dass ich nur etwas feststelle und nichts werte, und Sie antworten dann trotzdem derart gehässig? Haben Sie irgendein Problem?
@Elmar Scherrer
Zu Ihrer Frage:
Ja, ich habe ein Problem mit der neumodischen Ideologie von der individuellen Unterrichtsgestaltung und dem selbstgesteuerten Lernen im Lehrplan 21!
Die individuelle Förderung in der Schule funktioniert nur in der Theorie der Erziehungsplaner. In der Realität des Unterrichtes geht das nicht. Entweder ein Kind bringt die Leistung oder nicht. Wenn es sie nicht zu bringen vermag, so muss man das aktzeptieren und andere Prioritäten setzen – schauen was ihm liegt und was es kann.
Leistungsziele sind zum Erfüllen und zur Kontrolle da. Wenn sie diese nicht überprüfen, kennen Sie nicht einmal den Entwicklungsstand des Kindes.
Nur ist der Zusammenhang zwischen Noten und Lebenserfolg höchstens marginal. Die Vorstellung, dass jemand mit einem 5.5er Schnitt in der Schule zwangsläufig ein besserer Arzt oder Ingenieur wird, als jemand mit einem 4.5er Schnitt, ist lächerlich.
Der Systemfehler liegt darin, dass man diesen Noten heutzutage zu viel Gewicht gibt. Ich konnte in Latein einen 2er und in Franz einen 3er machen und trotzdem erfolgreich abschliessen. Man musste einfach im Durchschnitt einen 4er haben, alles andere interessierte Keinen. Später studierte man das, was einem lag, und da spielte die schlechte Leistung in einigen Schulfächern sowieso keine Rolle mehr.
Dass man heute erwartet, dass ein Kind jederzeit abrufbare Universalbegabung zeigt, nur schon um aufs Gymi zu kommen, ist schlicht Blödsinn.
Stefan W.
ja, da stimme ich überein.
Dass man heute Noten mehr Gewicht gibt, ist mir neu.
Zu meiner Zeit schaute man nur auf die Noten.
Heute werden auch Kompetenzen beurteilt. Diese sind letztlich der Schlüssel zum Erfolg.
Auch zu meiner Zeit konnte man sich an meinem Gymnasium keine 2 leisten. Und schon gar nicht noch eine zweite ungenügende Note dazu. Wird vermutlich früher genauso unterschiedlich gewesen sein wie heute. Und ausserdem geht es nicht um Universalbegabung. Es wird ja jeweils nur ein „genügend“ verlangt…
Stefan trifft es genau. Natürlich stimmt es, dass das Resultat zählt, aber das Mathegenie ohne Musikgehör wird erst gar kein Konzert geben, derjenige, der zwei Zahlen nicht zusammenzählen kann, keine Brücke bauen. Und auch der Topingeneur wird das Brückenbauen nicht in der Schule lernen. Die Schule sollte in erster Liniedazu sein, eine Grundbildung zu erhalten und herauszufinden, was einem liegt, was weniger. Dafür bräuchte es eigentlich keine Noten.
@13: Das Gymnasium und die Schule generell ist halt mehr Bildung als Ausbildung. Und zielt damit darauf ab, bei den Schülerinnen und Schülern ein breites Fundament zu bauen, auf dem dann Berufsausbildungen und Studiengänge aufbauen können.
Würde man das nicht so handhaben, wären die Weichenstellungen noch viel früher als ohnehin schon, und die Durchlässigkeit gar nicht gegeben.
Ob es Noten braucht, ist eine andere Frage. Sicher ist aber: Viele Schülerinnen und Schüler brauchen Noten, sonst würden sie ganze Fächer einfach fallen lassen. Dass alles aus eigenem Antrieb gelernt wird stimmer sicher nicht, und dass schon Kinder entscheiden sollen, was sie dereinst können wollen/brauchen, ist auch illusorisch. Dann bleiben einige ganztags auf dem Fussballplatz…
@ SP
Was die Grundlage betrifft, sind wir uns einig, etwas weniger, wie breit diese sein muss. 11 Jahre nur Grundlagen spricht eher nicht für die hochgelobte Effizienz.
Oben schreibst du betreffend Turnen „Motivation kommt vom Spass am Unterricht). Dem stimme ich zu und ein motiviertes Kind lernt, ob es dafür mit Noten konditioniert wird oder nicht.
@13: Wer schon einmal mit Kanti-Schülern und Studenten zu tun hatte, wird sich schnell von der Idee verabschieden, dass „motivierte“ Kinder von selber lernen, in allen Fächern, ohne jeden Notendruck.
Man ist ja auch noch etwas ökonomisch und hat in der Freizeit noch andere Pläne, als immer nur zu üben.
Grundsätzlich ja. Man muss die Noten im Hinblick auf die Zukunft nicht überbewerten, unser Schulsystem ist so wunderbar durchlässig, dass man auch etwas später noch „den Knopf auftun kann“.
Trotzdem finde ich es wichtig, dass man als Eltern auch authentisch bleibt. Ich selbst bin immer gespannt auf die Zeugnisse, doch, wie auf meine Quali auch.
Ich habe ein Kind, das hervorragende Leistungen mit wenig Aufwand bringt, eines, das eher auf dem Sportplatz Gas gibt und eines, das so richtig gerne fleissig ist. Bei Semesterende lobe ich alle gleich für die Schritte, die sie gemacht haben.
Ich spreche aber an, wenn das Kreuz beim Sozialverhalten gegen links wandert. Das stört mich viel mehr als nicht so tolle Noten – und da erwarte ich von meinen Kindern auch die nötige Kooperation.
Hmmm…. also bei uns werden die Noten vorbesprochen mit dem Lehrer, das Zeugnis ist eigentlich keine Überraschung. Man muss ja auch jeden Test unterschreiben. Will heissen, es ist nur für die Eltern eine Überraschung, welche sich nicht für die Schule interessieren.
Dann ist es auch nicht so, dass die Leistung des Kindes nicht bewertet wird. Eine Steigerung 4 auf 4,5 wird gelobt. Wer nachlässt von 5,5 auf 5, wird danach gefragt, woran es liege…
Will heissen, die Lehrer reden sehr wohl auch darüber wie die Note zustande kam und wenn die Eltern sich dafür nicht interessieren, dann sind wohl die Eltern das Problem und nicht die Noten.
schliesse mich vollumfänglich an! Auch oberem Eintrag.
Zählen denn bei Ihnen nur die schriftlichen Tests? Wir schauen uns alle Tests an, unterschreiben diese, prüfen die Hausaufgaben etc. Von mangelndem Interesse kann keine Rede sein. Aber die Lehrer haben klar angekündigt, die Note sei NICHT der Schnitt aus den Tests, sondern da zählen noch x andere Aspekte wie Teilnahme am Unterricht, Gruppenarbeiten, die in der Schule gemacht und nicht unterschrieben werden etc. Das Eltergespräch war im Nov, man besprach also, wo das Kind dann stand, vor über einem Semester. Natürlich wissen wir, wo das Kind in etwa steht, aber die einzelne Noten werden durchaus eine Überraschung sein, trotz vorhandenem Interesse.
„Aber die Lehrer haben klar angekündigt, die Note sei NICHT der Schnitt aus den Tests, sondern da zählen noch x andere Aspekte …“
Mit anderen Worten: Wenn dem Lehrer die Nase eines Schülers nicht gefällt ist dieser dann plötzlich eine Note schlechter in Mathematik…
Nein, das bedeutet eben, das schriftliche Arbeiten nicht alles sind.
@13: Vor allem die Primarlehrer betonen gerne, dass die Note aus mehr als nur den Prüfungsnoten besteht. Steht auch so in den Weisungen im Kanton Zürich.
Dennoch wäre wohl bei grösseren Abweichungen Diskussionsbedarf. Und wenn das passiert, ohne dass die Eltern das Problem mal in einem Gespräch mitbekommen haben, dann ist sicherlich Feuer im Dach.
„Dass der Bananasplit letztes Jahr Noten zwischen Drei und Sechs bekam, sagt übrigens auch etwas aus über Zeugnisse.“
Was denn? Dass Noten irgendwie vor allem aus dem Bauch heraus entstehen?
So ist es in der Schule aber hoffentlich nicht. Und nein, bei uns sind die Zeugnissnoten eigentlich keine Überraschung. Sie basieren ja auf dem, was während einem halben Schuljahr geleistet, und in vielen Leistungskontrollen dokumentiert wurde, plus der Entschätzung von Lehrer/Lehrerin, die ja auch schon am Elterngespräch durchdrang.
Und natürlich sind die Noten immer auch in Bezug zur Klasse zu sehen, aber vor allem zu den vorgesehenen Lernzielen. Insofern ist ein Notenverlauf über die Jahre doch schon aussagekräftig für die individuelle Entwicklung.
„Dass Noten irgendwie vor allem aus dem Bauch heraus entstehen?“
Nicht aus dem Bauch heraus, aber weitaus willkürlicher als weitherum angenommen…
Winfried Kronig: Die systematische Zufälligkeit des Bildungserfolgs
Er schreibt dazu: „Noten werden nicht nach jeweiligem Gutdünken der Lehrperson und schon gar nicht nach persönlicher Sympathie für einen Schüler oder eine Schülerin verteilt. Untersuchungen belegen immer wieder einen Zusammenhang zwischen Noten und der gemessenen Schulleistung, auch wenn dieser zumeist viel lockerer ausfällt, als man es sich wünschen würde.“
Ansonsten sind die Probleme bekannt, aber schlecht lösbar.
Bei mir nicht.
In vielen Fächern waren grosse Schwankungen zwischen einzelnen Prüfungen normal. z.B. schnelles simples Kopfrechnen lag mir überhaupt nicht, dafür komplexe Rechenaufgaben =>Zeugnisnote von 3 auf 6 verbessert.
In Fächern (zB. Geschichte, Naturkunde) welche aus einzelnen getrennten Themen bestanden, waren die Noten je nach Interesse und Vorwissen => bekam einmal eine 7 und bei der nächsten Prüfung eine 3irgendwas.
Daneben hatte auch mein Verhalten einen Einfluss => Absichtliches falsch verstehen der Aufgeben und Kommunikation gab Note 0. Hatte vorher eine 6 im Zeugnis, bekam danach willkürlich eine 4 statt 3 ins Zeugnis.
Konstant bzw. nur leicht schwankend waren meine Noten vor allem in Fächern, welche ich wichtig aber schwierig fand und wo Inhalt zusammenhängend war.
@Lea: Was wollen Sie uns damit sagen? Dass Sie offensichtlich schwer in der Pubertät waren und queruliert haben, aber doch klug genug waren, von Zeit zu Zeit wieder mal ein Glanzlicht zu setzen?
Dass Sie Lehrer hatten, die offenbar eigenartige Bewertungen kannten?
Wenn die Noten immer vom gleichen Lehrer vergeben werden und nur die relativen Unterschiede angeschaut werden, dann sind sie sehr aussagekräftig.
Die absolute Höhe kann meiner Erfahrung nach bis zu 1 Punkt variieren, je nach dem welchen Lehrer man hat. Bei mir so gewesen in Geschichte und Englisch. Die Noten blieben immer gleich, solange ich den gleichen Lehrer hatte. Nach dem Wechsel jeweils 1 Punkt höher, resp. tiefer. Bei gleichem Lernverhalten….
2/
Nicht nur in der 5. Primarklasse klingt das Thema „Übertritt“ an, auch nach dem Übertritt können die Noten/Verhaltenskreuzchen,
(manchmal spielen gerade die Verhaltenskreuzchen Hauptrolle wenn zwischen Bewerbern entschieden werden muss!)
ab erster Klasse für die spätere Lehrstellensuche von entscheidender Bedeutung sein.
Nicht zu verspannt, aber auch nicht zu locker sehen…
Cpupeessengehen finde ich super, die Glacebewertung ist eine lustige Idee aber so vergleichbar zur Schulbenotung nicht wirklich; im Normalfall hängt die Benotung nicht nur vom Geschmacksinn ab.
Das finde ich jetzt spannend. Inwiefern sollen Innovationszyklen (genauer gesagt: Welche kommenden Innovationen?) Leistung und Wettbewerb in die Acht stellen?
„Um gut zu sein, muss man besser sein als die anderen.“
Das ist nicht richtig, um gut zu sein genügt es besser als weniger gut zu sein, ausser Sie hätten „um sehr gut zu sein“ gemeint.
Zeugnisnoten sind idR keine Überraschung wenn man das Jahr über das schulische mitkommen-können verfolgt, somit erübrigen sich tiefgründige Analysen, da sich diese nicht auf Schuljahrende beschränken sondern im normalen Begleitprozess vorgenommen werden.
Selbstverständlich ist es bitter für grosse Anstrengungen/Zeitinvestion „nur“ eine 4 zu bekommen, besonders wenn ein Geschwister mit null Aufwand 5&6-er einsammelt. Lernen müssen da Beide etwas, denn „locker Bestnoten kassieren“ verheisst nicht zwangsläufig eine glänzende Zukunft ohne Anstrengung… .
@Brunhild Steiner
Sie schreiben „Zeugnisnoten sind idR keine Überraschung wenn man das Jahr über das schulische mitkommen-können verfolgt“
Das gilt vielleicht für Eltern, die sich um ihren Nachwuchs kümmern und ab und zu beim Mittagstisch fragen, wie es in der Schule läuft.
Wer aber die Erziehung delegiert und die Kinder zuerst in der Kita und später bei Sportclubs und in der Tagesschule deponiert, der bekommt das dann halt nicht mehr mit.
Aber keine Bange solche Doppelverdienerinnen leisten sich dann halt die Privatschule und die privaten Ferienpauker, damit es die Goofen doch noch ins Gymi schaffen.
herr brechbühl: man kann auch beim znacht fragen wies läuft.
nur so am rande: kann sich herr brechbühl erinnern, dass mami mal fragte „wie läufts in der schule“ und kleinbrechbühl sagte „alles super, habs total unter kontrolle“, und dabei war das gelogen? 😉
nur fragen klingt nach theorie weit weg vom alltag. wer hat wohl die erziehung der brechbühlkinder übernommen?
@tina
Ich habe mich in der Schule tödlich gelangweilt.
Da war das Gespräch am Mittagstisch eine richtige Erholung und so konnte ich erzählen, was in der Schule alles gelaufen ist. Dass ich gute Noten hatte, brauchte ich nicht zu erwähnen. Das war so selbstverständlich, dass man sich schon wieder gelangweilt hätte.
Hä? Wie jetzt genau? War die Schule zu ihrer Zeit nicht soooo viel besser und anspruchsvoller? Und trotzdem haben sie sich „tödlich gelangweilt“? Und was genau gab es am Mittagstisch zu erzählen, wo es doch so „tödlich langweilig“ war?
In meinen Primarschulzeugnissen (70er Jahre) gab es Noten für „Fleiss“, „Betragen“, „Ordnung“. Heute wird dasselbe überakademisiert, sozial-psychoschwanger mit ausgetüftelten wissenschaftlich pädagogisch erforschten Formulierungen versehen. Es kommt auf das gleiche heraus: Mädchen sind brav, Buben nicht.
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Meine Eltern setzten Prioritäten: Solange die Noten im Rechnen, Schreiben, Lesen gut sind, ist alles in Ordnung. Der Rest sind halt die Probleme, die das Fräulein Lehrerin mit dem Jürg hat.
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Geschafft hätte ich gar nichts von all dem wo ich mich in den letzten Jahrzehnten durchbeissen musste, wenn ich brav, ordentlich, überfleissig wäre oder schlecht lesen, schreiben, rechnen könnte. Die Prinzipien meiner Eltern haben sich bewährt. Jürg Brechbühl, Diplombiologe UniBE
Gut geschrieben!
“Die Mutter öffnet das Zeugnis, fotografiert mit dem Handy die Noten und schickt sie dem Vater […]” … und wieder mal (hat eine Frau!) tief in die Klischeekiste gegriffen. Offenbar ist es immer noch unvorstellbar, dass eine Frau die Ernährerin der Familie ist. Traurig!
Vorstellen kann man sich alles.
Sie interpretieren da etwas wo es nichts in diese Richtung zu interpretieren gibt. Die Autorin zeigt lediglich ein Szenario auf. Vielleicht leben die Eltern getrennt? Oder beide arbeiten Teilzeit und am Zeugnistag war gerade der Vater am arbeiten?
Fragt sich wie und warum Sie zu diesem Schluss kamen. Eventuell haben Sie selbst ebenfalls das eine oder andere Klischee verinnerlicht?
Ein durchaus vorstellbares Szenario in unserem Haushalt, auch wenn beide arbeiten. Meinem Mann käme es nie in den Sinn, irgendwas (Prüfung, Zeugnis, Notiz des Lehrers) zu fötelen und mir zu schicken. Während ich das mit besonders guten oder schlechten Nachrichten / Noten absolut tue (allerdings jetzt nicht grad vor den Augen meiner Kinder).
Grundsätzlich richtig.
Es ist aber natürlich auch einfach entspannt zu bleiben, wenn das Kind ohne lernen mindestens eine 5.5 nach hause bringt.
Da gebe ich ihnen recht. Aber mein Sohn hat ja nicht nur eine Math-Note, auch Französisch wird bewertet. Und ich habe eine Tochter, die mit einem Bücherwurm gar nichts gemeinsam hat.
Kommt jetzt drauf an auf welcher Stufe. War bei mir so ähnlich aber später bin ich bei zwei Anläufen im Gymnasium gescheitert. Ich wusste einfach nicht wie lernen geht. Wenn Ihr Kind also ohne zu lernen gute Noten macht, sollten Sie sich auf jeden Fall überlegen wie es das Lernen lernen könnte.
‚Wir leben in einer Leistungsgesellschaft.‘
Noch, aber wenn die heute Neugeborenen erwachsen sind, dann nicht mehr. Wer im 21. Jahrhundert seine Kinder nach den Kriterien des 20. erzieht, schadet ihnen nachhaltig. Eigentlich sollte jeder von selbst darauf kommen, dass, wenn die Innovationszyklen immer kürzer werden, bis biografische Dimension erreicht ist, sich auch die Kriterien biografisch ändern werden und müssen.
D.h. die Kinder wachsen in eine anderes Wertesystem als das, in welchem ihre Eltern leb(t)en. Leistung und Wettbewerb werden, wenn die heutigen Säuglinge erwachsen sind, geächtet sein, im besten Fall neutral bewertet werden. Erwartet wird unbedingte Fähigkeit zur Kooperation und zur Selbstbeschränkung.
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Ist ja immer wieder interessant, Pronosen früherer Jahre nachzulesen. Fast nie ist es so gekommen, wie gedacht.
Schon gar nicht, wenn man sich vor allem von Fantasie und Wünschvorstellungen leiten lässt.
Es gibt nur zwei Prognosetypen.
Alles bleibt wie es war, oder alles ändert sich. Tendenziell kann man sich da nicht oft irren. Alles bleibt wie es war findet auch in Punkto Leistungsgesellschaft eine Ende, wie jedes andere.
Nur weil Sie hier bei jeder Gelegenheit ihre Dystopie verbreiten, wird deren Eintreffen auch nicht wahrscheinlicher…