Prügeln, filmen, verschicken – was tun?

«Happy Slapping» nennt sich das Phänomen, das mit fröhlich nichts zu tun hat (gestellte Szene). Foto: Martin Rütschi (Keystone)

Neulich kam ich dazu, wie sich zwei Teenager, beide etwa 14-jährig, vor dem Supermarkt rauften. Während ich mein Velo abschloss, beobachtete ich die Szene aus dem Augenwinkel. Was zuerst wie ein harmloses Schubsen und Kräftemessen unter Freunden aussah, wurde zunehmend ernster, die Gesichter verbissener. Da kamen plötzlich zwei weitere Jugendliche angerannt. «Das müssen wir festhalten!», rief der eine, zückte sein Smartphone und filmte die Szene, nicht ohne den einen Jungen lautstark anzufeuern und dumme Sprüche zu machen.

Musste ich eingreifen? Ja! Aber wie? Ich rief der Gruppe ein eher erbärmliches «Hey Jungs, jetzt hört mal auf!» zu. Die alte Frau neben mir handelte entschlossener, fuchtelte mit dem Gehstock herum und schrie, dass jetzt aber Schluss sei. Zum Kämpfen sei es doch viel zu heiss, schickte sie noch hinterher. Ich hatte meine Zweifel, ob dieses Argument Gehör finden würde, doch ehrlich gesagt fiel mir auf die Schnelle auch nichts Besseres ein.

Unbeirrt machten die Jungs weiter. Ein Ladenbesitzer, der die Szene ebenfalls beobachtete, gab uns zu verstehen, dass er die Rauferei im Auge behalte und notfalls eingreifen würde. Jetzt steckte der Junge zumindest sein Handy weg, das Ganze schien sich etwas zu beruhigen. Ich wartete noch einen Moment und betrat dann mit mulmigem Gefühl den Supermarkt. Nachdem ich meinen Einkauf erledigt hatte und zum Veloständer zurückkam, waren die Jungs verschwunden.

Eingreifen – aber wie?

Zurück blieben viele Fragen: Wann und wie müssen Erwachsene in solchen Situationen eingreifen? Wann ist die Grenze zur normalen Rauferei überschritten? Wenn mehrere Kinder oder Jugendliche physisch und verbal auf einen Einzelnen losgehen? Immer, wenn Schlägereien gefilmt werden?

Natürlich gab es auch während meiner Schulzeit Prügeleien, diese gehören ein Stück weit zum Erwachsenwerden dazu; und auch früher eilten viele Mitschüler herbei – nicht etwa um einzugreifen oder zu Vernunft zu mahnen – sondern um Zeuge eines Spektakels zu werden. Irgendwann kam dann eine Lehrperson dazu, die dem Ganzen ein Ende bereitete und alle in ihre Klassen zurückschickte. Im schlimmsten Fall folgte eine Aussprache im Lehrerzimmer.

Gewiss war das auch nicht schön, aber immerhin am nächsten Tag meist wieder vergessen. Nicht so, wenn der Vorfall per Handy gefilmt und unter Freund und Feind geteilt und verbreitet wird. Eine schreckliche Vorstellung, und für die Unterlegenen eine zusätzliche Demütigung.

Alle machen sich strafbar

«Happy Slapping», fröhliches Schlagen, nennt sich denn auch das Phänomen, das mit fröhlich so überhaupt gar nichts zu tun hat. Die Rede ist von Jugendlichen, die gegen Mitschüler, Lehrer oder zufällig ausgewählte Passanten gewalttätig werden, ihre Attacken mit dem Handy filmen und die Aufnahmen über Social Media verbreiten. Die von mir beobachtete Szene ist, wenn überhaupt, erst eine Vorstufe dazu – doch wer weiss, ob der unterlegene Junge nicht regelmässig unter die Räder gerät? Woher kommt das Bedürfnis, daneben zu stehen, eine Schlägerei zu filmen und diese viral zu verbreiten? Welche Motivation steckt dahinter?

Der, der prügelt, ist im Zweifelsfall nicht besser, und trotzdem löst bei mir die Rolle des Filmenden ein grösseres Unbehagen aus. Wahrscheinlich weil die Handlung feige ist und die Konsequenzen für die Betroffenen so erniedrigend sein können. Doch kommt es hart auf hart, machen sich alle strafbar: Nicht nur die, die schlagen und filmen, sondern auch die, die zu- oder wegschauen.

Lesen Sie zu diesem Thema auch: Der Keim der Jugendgewalt, Ewig dieser Streit, Lasst Kinder kämpfen!

52 Kommentare zu «Prügeln, filmen, verschicken – was tun?»

  • Andreas Auer sagt:

    Was soll das ganze Theater? Jungs haben sich schon immer geprügelt und werden das hoffentlich auch in Zukunft tun. Mir graut vor diesen ganzen besserwisserischen Trantüten, die jeden gesunden Streit unter Jungs „ausdiskutieren“ lassen müssen, die jeden Klaps als Gewaltexzess patholgisieren und jeden, der diesen nicht beachtet, am liebsten in den Knast schicken würden. Ist diesen ganzen Weltverbesser*innen hier eigentlich schon mal eingefallen, dass es sie einen Dreck angeht, wie diese Jungs ihre Angelegenheiten regeln? Sicher nicht, sonst würden sie sich nicht so aufspielen.

  • Linguaccia sagt:

    Was tun? Ganz einfach: Verhüten, immer verhüten.

  • Rolf Gerber sagt:

    Was tun? Wie wäre es damit, Jungen zu empathischen Wesen zu erziehen und der geprügelten Leid nicht einfach als Kollateralschaden anzuschauen? Aber nein: Ein Junge weint nicht, ein Junge muss das wegstecken können (wenn Opfer). Aber nein; Ein Junge muss sich durchsetzen können (wenn Täter).
    Die Ursache: Die evolutionsbiologische Prägung der Mütter, die lieber einen erfolgreichen Rücksichtslosen erziehen der sich im Selektionskampf durchsetzt, damit er mit den „Starken“ zusammen überlebt und eine Chance bekommt, die Gene weiterzugeben. Mütter, hört auf eure Jungen zu dem zu erziehen, was aus eurer Sicht für einen Mann unabdingbar war um als „Mann“ zu gelten. Der Entwicklung zu einem friedlicheren Zusammenleben wäre ein ganz ganz grosser Dienst getan.

    • 13 sagt:

      Erster Abschnitt: Ganz richtig. Sehe ich auch so. Nur, wenn man das tut, wird aufgeschrien, von der Verweiblichung der Jungs gesprochen, der Unterdrückung der Männlichkeit und davon, dass man Jungs doch Jungs sein lassen soll. Tut man das Gegenteil, ist man resp. frau schuld, dass sie rücksichtslos sind. Kümmert man sich um sie, bemuttert man sie und helikoptert. Geht man z. Bsp. arbeiten, vernachlässigt man sie. Richtig kann Frau/Mutter es ohnehin nie tun.
      Daher würde ich sagen: Väter, fängt damit an, euren Jungs ein gutes Vorbild zu sein und helft mit, sie zu erziehen, damit solches nicht geschieht. Überlässt nicht alles den (in euren Augen inkompetenten) Müttern.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Ist das so?
        Unsere Jungs mobben nicht – und halten eher zum Opfer als zum Täter. Nicht weil wir sie so „erzogen“ hätten. Das ist sind einfach unsere Werte, die wir intuitiv (oder durch die Gene?) weitergegeben haben.
        Wir wurden deswegen noch nie kritisiert. Im Gegenteil. Und in der Schule sind unsere Jungs deswegen auch nicht benachteiligt. Im Gegenteil.

        Das eine ist das Geschwätz im Netz, das andere die eigenen Ängste und Vorurteile (bzw. intuitiv vorgelebten Werte) und noch etwas anderes ist die Realität.

      • 13 sagt:

        @ roxy
        Eben. Das richtige Vorbild. 😉

      • Sportpapi sagt:

        @RoXY: „Unsere Jungs mobben nicht – und halten eher zum Opfer als zum Täter.“
        Ich würde das ja ein typisch männliches Verhalten nennen. Ich möchte als Erwachsener nicht ständig einschreiten müssen, und auch nicht jede Rangelei unterbinden. Viel lieber ist es, meine Jungs machen das.
        @13: Väter erziehen schon immer. Und meist deutlich mehr als nur zu „helfen“. Aber es stimmt auch, dass sie da manchmal andere Ideen haben als die Mütter.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Ja, logisch. Ob das nun eher geschlechts- oder charakterabhängig ist, könnten wir diskutieren, ich habe auch viele andere Ideen als meine Schwester, meine Nachbarin oder die Mutter eines Kindergartenfreundes meines Kindes. Wo aber Mütter in der Lage sind, ihre Söhne zu verkorksen, wie Herr Gerber es beschreibt, wird der väterliche Einfluss vermutlich relativ klein bis inexistent sein. Wer also davon ausgeht, muss auch davon ausgehen, dass die Väter nichts tun.

  • mira sagt:

    Schwierig. Meiner Erfahrung nach lassen sich prügenlde und pubertierende Jungs höchstens von einem kräftigen Mann, aber eher nicht von einer körperlich schwächeren Frau beeindrucken. Ich weiss nicht, wie ich reagieren würde. Wahrscheinlich würde ich im Härtefall die Polizei anrufen.

    Ich habe einen Bruder, der jahrelang von stärkeren Jungs körperlich angemacht und auch bestohlen wurde. Seine Erfahrung war, dass ihm niemand geholfen hat. Auch keine kräftigen Männer. Das ist bitter und spricht nicht für unsere Gesellschaft.

    • Rolf Gerber sagt:

      Ein Mann (oder Junge), der am Boden liegt ist nicht ein Opfer dem es z helfen gilt, sondern ein Schwächling der ausselektioniert wird. Unsere Gesellschaft ( männer UND Frauen) will das offenbar so.

  • Stefan Moser sagt:

    Ich griff kürzlich ein, als zwei Jugendliche einen dritten zuerst spasshalber dann immer stärker neckten, sein Velo nahmen, den Velohelm in den Fluss schmeissen wollten, ihn in den Schwitzkasten nahmen etc. Als ich hingekommen bin war alles easy. Auch vom Opfer. Es sei nur ein Spass gewesen und alle drei zogen lachend davon. Und trotzdem würde ich es wieder tun. Selbst wenn es Spass gewesen wäre ist es in aller Öffentlichkeit vorgetragene Gewalt. Und darauf muss man reagieren.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Stefan Moser
      fnde ich super, besonders dass Sie sich nicht vom „dann war alles easy“ beeindrucken lassen; ob das Opfer wirklich auch innerlich, und nicht nur äusserlich um sich keine Blösse zu geben, gelacht hat ist für die Umgebung schwer zu erkennen.

  • Niklas Meier sagt:

    Happy slapping und das Filmen einer Schlägerei in der schule sind unterschiedliche Themen.
    Beim Happy Slapping werden irgendwelche Passanten zufällig ausgewählt und von einer oder mehreren Personen angegriffen. Ohne Vorwarnung.
    Die Täter sind mehrheitlich Afroamerikaner, die Opfer Weisse.
    Raufereien in der Schule zu filmen ist da ein anderes Paar Schuhe. Happy Slapping ist rassistisch und kriminell. Zwischen diesen beiden Ausprägungen kann dann irgendwo das Filmen von Mobbern gewertet werden.

  • Martina sagt:

    Frau Portillo, achten Sie bitte auf gendergerechte Sprache, zB. die Lehrpersonen, anstatt Lehrer.

    • Martin Frey sagt:

      „Frau Portillo, achten Sie bitte auf gendergerechte Sprache, zB. die Lehrpersonen, anstatt Lehrer.“
      Das ist jetzt ein Witz, oder? So als Aufmunterung am Montagmorgen gedacht?

    • Muttis Liebling sagt:

      Warum falsches Deutsch benutzen? ‚Lehrer‘ ist laut amtlichen Duden ein geschlechtsneutraler Begriff. ‚Lehrperson‘ hingegen ist schlechtes Deutsch, welches man im öffentlichen Raum nicht benutzen sollte, auch wenn das von sprachinkompetenten Strukturen empfohlen wird.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @ML
        „auch wenn das von sprachinkompetenten Strukturen empfohlen wird.“

        😀

      • Muttis Liebling sagt:

        Tja Brunhild, an der Sprache erkennt man den kulturellen Trend. Geht die Kultur bachab, folgt die Sprache auf dem Fuss. Eine Besonderheit der deutschen Sprache ist die Bildung von Doppelwörtern. Nur passt nicht alles zusammen, was man so aneinanderhängen kann.

        ‚Lehrperson‘ ist schon der Hammer, noch trivialer geht es kaum. Ergänzen müsste man die Lernperson, die Schulschwänzperson und die Lehramtsaufsichtsperson.

        Die Hausmeisterperson vergas ich. Wahrscheinlich benutzt man deshalb lieber Anglismen, facility manager darf sich auch eine militante Feministin nennen, so die facility managed.

      • 13 sagt:

        Ja, und diejenigen, die es nicht schaffen, mit der Zeit zu gehen, jammern ja allzu gerne über den „Untergang der Kultur“ und „neue Unsitten“. Gerne verbunden mit „man soll…“ resp. „man soll nicht…“. Entwicklung scheint da ein Fremdwort zu sein. Aber das generische Maskulinum als geschlechtsneutral zu bezeichnen und dann andere Personen 😉 sprachinkompetent (ob das zusammen gehört darf offen bleiben) zu nennen, ist irgendwie schon witzig.

      • Muttis Liebling sagt:

        Das generische Maskulinum ist per definitionem geschlechtsneutral. Die Auseinandersetzung darüber führten die Brüder Grimm seinerzeit in der sich gründenden Dudenredaktion und da wurde es entschieden und so ist es bis heute im Duden deklariert.

        Sprache entwickelt sich täglich, ganz zweifellos. Aber wie alle Sachgebiete entlang von Regeln, in dem Fall semantischen und deklarativen. Nicht nach linguistischen Regeln.

        Die Entwicklungsrichtung ist immer von peripher nach zentral. Sprache entsteht nicht in Sprechregelungskommissionen, sondern um neu auftauchende Objekt, die sprachlich beschrieben sein wollen.

        Aber das Objekt ‚Lehrer‘ ist nicht neu und seit Jahrhunderten beschrieben. Es ist ein Berufsbezeichner und als solcher geschlechtsneutral.

      • Muttis Liebling sagt:

        2/ Die beiden Teilsätze

        a) Lehrer lehren ..
        b) Lehrerinnen und Lehrer lehren …

        unterscheiden sich semantisch. Beide Satzfragmente drücken etwas anderes, sich gegenseitig ausschliessendes aus, deshalb muss man auch wählen, in welchem Kontext man mal die eine, mal die andere Formulierung benutzt.

      • 13 sagt:

        …führten die Brüder Grimm seinerzeit …..

        Was eben meine These, dass es nicht mehr zeitgemäss ist, bestätigt. Natürlich wurde das generische Maskulinum von irgendjemanden als geschlechtsneutral definiert, aber gilt es dafür für alle Zeiten? Nein. Inzwischen weiss man, dass es eben nicht so gelesen wird und es darum nicht funktioniert. Wer Lehrer hört, denkt nicht automatisch an eine weibliche Person und letztlich dient ja Sprache der Kommunikation. Das mag im 18. Jahrhundert kaum jemanden interessiert haben, ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob es da wirklich auch Lehrerinnen gab, aber wir sind heute weiter. Die Vorherrschaft der männlichen Form in der Sprache sollte zusammen mit der männlichen Vorherrschaft in der Gesellschaft der Vergangenheit angehören.

      • Sportpapi sagt:

        @13: ML hat völlig recht. Die Funktion und die ausführende Person unterscheiden sich. Und der Begriff Lehrperson ist ein Witz.
        „Inzwischen weiss man, dass es eben nicht so gelesen wird und es darum nicht funktioniert.“ Zuerst hat man allen erklärt, dass Frauen bei der männlichen Form nicht mitgemeint sind. Und jetzt erklärt man, dass es auch tatsächlich so gelesen wird, wie man es in den letzten Jahren immer wieder erklärt hat?
        Und nein, wenn ich an Lehrer denke, dann in der Regel an die, die ich kenne. Und die sind ganz häufig weiblich.

      • Muttis Liebling sagt:

        ‚Inzwischen weiss man, dass es eben nicht so gelesen wird und es darum nicht funktioniert.‘

        Das wird behauptet. Wäre es so, verwiese es auf einen Bildungsmangel auf der Zuhörerseite .

        Lehrer ist primär eine Berufsbezeichnung, wer sich darunter einen Mann vorstellt, der den Beruf ausübt, hat ein Problem mit der Semantik der deutschen Sprache.

        Es gibt im Deutschen nur 5 Begriffe, die Menschen meinen. Das ist ‚Mensch‘ selbst, ‚Mann‘, ‚Frau‘, ‚Person‘ und ‚Kind‘. Alles andere sind Rollenbezeichner, welche von allen menschlichen Eigenschaften, auch vom Geschlecht, abstrahieren.

        Wenn ich in der Ausnahme Rolleninhaber meine, mache ich das kontextuell kenntlich. Das unattributierte generische Maskulinum meint immer eine Rolle, keinen Menschen.

  • Sportpapi sagt:

    Ich glaube nicht, dass ausgerechnet das Filmen mit dem Handy den grossen Unterschied ausmacht.
    Was mir aber mehr Sorgen macht ist, dass offenbar Erwachsene nicht in der Lage sind, in der Situation entschlossen einzugreifen. Sondern beobachten und/oder gar mit schlechtem Gewissen davonlaufen.
    Noch den zu den Begrifflichkeiten: Für mich ist eine Rauferei etwas anderes als eine Schlägerei oder Prügelei.
    Aber so oder so: Wenn ich der Meinung bin, das geht zu weit, über ein normales Kräftemessen hinaus, die Kraftverhältnisse sind ungleich oder es gibt Tränen oder Raserei, dann greife ich ein. Konsequent.

    • Cybot sagt:

      Also bist du eben genau auch einer von denen, die nicht eingreifen, sondern nur zuschauen, solange du es für ein „normales Kräftemessen“ hältst. Und genau das ist ja die Frage: Wo soll man die Grenze ziehen? Das ist eben keineswegs immer so einfach zu entscheiden.

      • Sportpapi sagt:

        @Cybot: Die Grenze ziehe ich für mich, auf Platz, spontan. Aber ich kann doch nicht sagen, man sollte eingreifen, und dann doch nichts tun.
        Und das dann damit entschuldigen, dass der nebenan auch nichts tut, weil er/sie es noch nicht nötig findet (oder das zumindest sagt).

      • Reincarnation of XY sagt:

        Ich finde SP macht das genau richtig.
        Es braucht Augenmass und Erfahrung. Und genau das erwarten die Jugendlichen doch von uns Erwachsenen: Orientierung.

        Wenn wir uns ständig so hilflos präsentieren, wie sollen sie dann eine Fähigkeit wie Augenmass entwickeln?

    • 13 sagt:

      Nun, die erste Regel jedes Eingreifens ist ja eigentlich, sich selber zu schützen. Dass sich eine zierliche Frau nicht mit 3 prügelnden Jugendlichen anlegt, erachte ich grundsätzlich als nicht ganz falsch. Aber ja, eine Möglichkeit etwas zu tun, besteht immer. Notfalls halt die Polizei rufen, wenn es nicht anders geht.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Sportpapi

      bezieht sich das „glaube nicht, dass ausgerechnet filmen mit dem Handy den grossen Unterschied macht“ auf den Entscheid ob nun einzugreifen ist oder nicht?

      Wenn nicht mehr zurückholbares Bild&Filmmaterial herumzirkuliert, ist es für die unter-die-Räder-gekommenen schon schwieriger; da sehe ich einen grossen Unterschied zu „früher“ wo es, nach einer gewissen Zeit&je nach Vorfall/Vorfällen, möglicherweise einfacher war eine Art Reset zu machen.

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Ich wüsste gerade nicht, was „nicht mehr zurückholbares Bild&Filmmaterial“ mir schaden sollte, wenn ich darauf gerade auf den Deckel bekomme.
        Ausser der Täter ist einen Kopf kleiner…

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi
        vielleicht fehlt Ihnen da mangels diesbezüglicher Erfahrungen einfach ein bisschen der Zugang? Dass es Ihnen unvorstellbar erscheint ein Kind/Jugendlicher könnte unter zirkulierendem Bildmaterial wo man sich über ihn hermacht/der Lächerlichkeit preisgibt, nicht leiden?
        Dann liegt es vermutlich einfach an seiner zu geringen Robustheit?
        Und dass ihm das Wissen darüber, dass es zirkuliert, zu schaffen macht wird wohl auf seine schwache Psyche geschoben? Ist grundsätzlich einfach mal illegitim? Weil Sie es sich nicht vorstellen können und deshalb die Möglichkeit auch ausschliessen?

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Dass ich mir nicht „vorstellen“ kann, was ich nicht selber kenne, ist eine alte Platte, die einige hier immer wieder abspielen.
        Vorstellen kann ich mir alles.
        Ich habe nur Mühe damit, immer die schlechtesten Fälle zum Standard zu machen.
        Und ja, ich finde wir sollten unseren Kindern genug Selbstvertrauen auf den Weg geben, dass sie nicht vom kleinsten Windhauch umgeblasen werden.

      • Reincarnation of XY sagt:

        ich stimme mit SP überein. Der durchschnittliche Blick- und 20min Leser, ist stets empört, wie schlimm die neuen Sitten sind.
        Dabei sind die Bad News nicht die Realität.
        Ja, das gibt es. Ja, das ist schlecht. Aber hört mal auf uns ständig zu skandalisieren. Genau deswegen werden Extremisten gewählt. Weil die Bevölkerung durch dieses Skandalisierung das Gefühl bekommt, wir stünden kurz vor der Apokalypse.
        Coolstes Beispiel: ein Youtuber bringt Storys von Kinderverbrechern und sagt: „schon schlimm was die Kinder heute machen, zu meiner Zeit habe ich in diesem Alter noch Pokemon Karten gesammelt“ – ha, ha, ha sagt der Youtuber von der „Problemgeneration“.
        Es ist ein Aufgeilen an Bad News. Die breite(!) Realität ist eine andere.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Für mich ist es einfach schwer verständlich, dass wir alle so vergesslich sind. Schon zu unserer Zeit war es so: die Klasse von 1984 – verwilderte Schüler, welche mordend und vergewaltigend den Untergang des Abendlandes herbeibringen.
        Und in Wahrheit? Führten wir Velohelm, Gurtpflicht, Rauchverbot und Anti-Rassismus Normen und ähnliches ein.

      • Martin Frey sagt:

        @RoXy
        Ich finde, da sollten Sie schon etwas mehr differenzieren. Wo ich Ihnen beipflichte: das Wehklagen über Sittenzerfall/“heutige“ Jugend/moderne Zeiten gibt es seit der Antike. Etwas mehr Entspannung und realistische Einschätzung wäre oft angebracht. Oder anders formuliert, wer sich über die „heutige“ Jugend beklagt, weiss, dass er nicht mehr dazu gehört. 😉
        Andererseits gibt es sehr wohl neue Entwicklungen die in ihrer Form nie da gewesen sind, und hier pflichte ich BS vollumfänglich bei. Cyberbullying zb. existiert erst seit dem Internetzeitalter und ist in seiner Macht im Schulalter immens. So gibt es immer wieder Kinder die dadurch in den Tod getrieben werden. Das hat mit Skandalisierung nichts zu tun, im Ggt. wäre seitens LP eher etwas mehr Sensibilität wünschenswert.

      • Reincarnation of XY sagt:

        MF
        ich sagte: „ja, das gibt es – ja, das ist schlimm“
        Aber in der Realität haben weder meine Kinder, noch die Kinder meiner Kollegen, noch die verschiedenen Babysitter, noch irgendwelche reale Jugendlichen tatsächlich einen solchen Fall erlebt.
        Durch die Medien wird unsere Wahrnehmung der Realität verzerrt. Jedesmal wenn wieder ein Wiederholungsartikel publiziert wird, bekommt man das Gefühl, dass dieses Problem allgegenwärtig sei. Ist es aber definitiv nicht.
        Aber dieses negative Gefühl verzerrt unsere Wahrnehmung von der Jugend, von der Welt, von allem.
        Fragen Sie sich doch einmal selbst, wie viele Kinder sie kennen, die schon verprügelt und dabei gefilmt und danach durch die Mobbing-Hölle geschickt wurden.

      • Martin Frey sagt:

        „Aber in der Realität haben weder meine Kinder, noch die Kinder meiner Kollegen, noch die verschiedenen Babysitter, noch irgendwelche reale Jugendlichen tatsächlich einen solchen Fall erlebt.“
        Jetzt machen Sie m. E. den selben Fehler wie SP. Sie gehen vom eigenen Umfeld, dem eigenen Milieu, der eigenen Blase aus, und extrapolieren das. Was ich normalerweise von Ihnen weniger kenne.
        Zur Ihrer Frage: Ja, ich kenne solche Fälle. Das hat aber damit zu tun, dass ich mich berufsbedingt regelmässig ausserhalb meiner eigenen Blase bewege. Und mir dessen sehr bewusst bin, dass es noch andere Realitäten gibt als meine eigene, eher „behütete“.
        Dass die Wahrnehmung durch die Medien (teils auch gezielt) verzerrt wird, ist hingegen klar. Unser Ziel muss es sein, dies einordnen zu können.

      • Reincarnation of XY sagt:

        MF – um meinen Einwand zu erklären
        natürlich ist eine Diskussion berechtigt, unter Menschen/Fachleuten die mit dem Thema tatsächlich betroffen sind
        Aber die klare Tendenz ist, dass die Medien diese Skandalthemen mit grosser Freude in regelmässigen Abständen thematisieren und da die – wie soll man sie nennen? die „apokalypse-geile Gesellschaft“(?) sie mit grossem Hurra konsumiert. obwohl sie eben gerade NICHT zu ihrem erlebten Alltag gehört.
        Diese Negativität richtet m.E. grösseren Schaden an, als die angebliche „Aufklärung“.
        Es ist wie mit der „Ausländerkriminalität“. Wenn ich den Blick lese, habe ich ein ungutes Gefühl was unsere Zukunft betrifft, obwohl ich selbst noch nie ein Problem hatte und die Kriminalität statistisch gesehen sogar gesunken ist.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Ich finde deshalb ist es Pflicht – in den Medien auch mal darauf hinzuweisen, dass sehr sehr vieles auch gut läuft. Dass es auch sehr sehr viele positive Entwicklungen gibt. Dass die schlimmsten Verbrechen – glücklicherweise – Ausnahmefälle sind. Die es notabene schon immer gegeben hat.
        Wenn die Berichterstattung unverhältnismässig ist – ist sie falsch und irreführend, selbst wenn nichts falsches darin vorkommt.

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Als Lehrer und freiwilliger Jugendarbeiter und einer, der mit ziemlich viel Kindern zu tun hat lebe ich in einer Blase. Aber ein Arzt, der nur kranke Menschen sieht, natürlich nicht?
        Mein Eindruck ist ja sehr häufig, dass Sie – wie ein Polizist die Verbrecher – überall nur Risiken, Übergriffe und Unglücksfälle sehen. Vermutlich Persönlichkeits- und berufsbedingt. Aber Sie haben doch ebenso wenig den Durchblick wie andere.
        Kommt mir vor, wie der viel beschriebene „gesunde Menschenverstand“. Von dem niemand so recht weiss, was es ist, aber jeder überzeugt ist, über ihn zu verfügen.

      • Martin Frey sagt:

        @Sportpapi
        Wie gesagt, jeder Mensch lebt in einer Blase, Sie, ich, andere. Meinerseits habe ich nie etwas anderes behauptet.
        „Mein Eindruck ist ja sehr häufig, dass Sie – wie ein Polizist die Verbrecher – überall nur Risiken, Übergriffe und Unglücksfälle sehen. Vermutlich Persönlichkeits- und berufsbedingt.“
        Das mag sein, und beruht auf Ihrer Fremdwahrnehmung, die ist legitim.
        „Aber Sie haben doch ebenso wenig den Durchblick wie andere.“
        Das können Sie gerne so sehen. Meist aber weiss ich, wovon ich eine Ahnung habe, und wovon weniger. Bei Ihnen jedoch entsteht (nicht nur in meinen Augen) immer wieder der Eindruck, dass nicht existiert was Sie nicht kennen, ansonsten aber überall den Durchblick haben.
        Oder anders gesagt, ein Missmatch zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung.

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Sie drehen da gerade wieder mal im Kreis.
        Meine Selbstwahrnehmung ist, dass ich alles nachschlage, was ich nicht sicher bin. Entsprechend lasse ich mich gerne belehren, wenn es Zahlen und Fakten gibt, die meinem ersten Eindruck oder meinen Erfahrungen widersprechen. Das ist allerdings selten der Fall.
        Aber eigentlich haben wir gerade auch über Sie gesprochen…

    • Michael sagt:

      Früher hat man sich geprügelt, weil einem die Nase des anderen nicht gepasst hat oder weil man seine Sachen vor ungerechtfertigem Zugriff sichern wollte. Heutzutage wird sich geprügelt, weil man dann das Opfer doppelt treffen kann – zuerst pyhsisch und dann dadurch, das man seine Niederlag im Netz veröffentlicht. Das sollte man nicht unterschätzen.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Woher kommt das Bedürfnis? Fragen Sie mal die „Erwachsenen“ die in ihrer Freizeit vor allem Klatschhefte lesen, Reality-Shows schauen in denen man vornehmlich über idiotische Teilnehmer lachen kann oder „Komiker“ bejubeln, welche sich einfach über andere lustig machen oder sonst wie gerne Leserreporter spielen etc. etc.
    Seit jeher tendiert ein grosser Teil der Menschheit zu dieser Art Vergnügen. Die Jugendlichen führen nur fort, was ihnen die Erwachsenen vorleben.

    Psychologisch gesehen entspringt diese Schadenfreude, wohl der enormen Erleichterung, dass der Säbelzahntiger im letzten Moment anstatt mich den Nachbarn erwischt hat. Leider geil.

    Mich hätte aber mehr interessiert, wie ihre Jungs den Mexico Sieg über D in der Schule gefeiert haben.

    • Martin Frey sagt:

      „Mich hätte aber mehr interessiert, wie ihre Jungs den Mexico Sieg über D in der Schule gefeiert haben.“
      Vielleicht haben sie gar nicht gefeiert, sondern mitgelitten? Ich vermute eher das zweite.
      Aber eine Antwort würde mich jetzt doch auch noch interessieren. 😉

  • Malena sagt:

    Woher das Bedürfnis kommt? Wie alle Bedürfnisse, aus der menschlichen Natur und unserer Sozialisierung. Wir erwachsenen Vorbilder (und andere Tiere) stellen auch Hierarchien her, markieren Einschluss und Ausschluss, und können uns gut vom Leid anderer abgrenzen, auch wenn wir es verursachen. Gemeinsames Mobben schafft Zugehörigkeit und Sicherheit, weil man zu den Starken gehört und vor Ausschluss einigermassen geschützt ist. Es braucht grossen Mut, sich dem entgegenzustellen. Videos auf Youtube stellen würden wir Erwachsenen eher nicht (falsche Generation), wir gehen subtiler vor mit hinten rum Lästern, abweisender Mimik und Körpersprache, etc. Und sind wir meist insgeheim froh, dass unsere Kinder zu den Mobbern gehören und nicht zu den Gemobbten. Kinder sind feinfühlig und lernen von uns.

    • Muttis Liebling sagt:

      Soziales Verhalten gründet ausschliesslich in Kultur und nicht in Natur. Höhere Tiere schliessen sich zu sozialen Gemeinschaften zusammen, um die Bandbreite des gemeinsamen Handelns gegenüber der individuellen markant zu erhöhen. Es gilt die Regel Soziale Bandbreite >> Individuelle Potenz. Die Gruppe ist umso stärker, je mehr Mitglieder die hat und je verschiedener die sind.

      Wenn wir nun beobachten, dass die individuelle Bandbreite zunimmt, ohne die soziale zu verändern, muss man sich überlegen, warum das so ist. Die Menschen werden ja nicht schlechter, ihre Verhaltensverteilung wird breiter und flacher und schliesst immer mehr Schlechtes ein, ohne Gutes seltener zu machen.

      Die Gründe dafür sind bekannt, es gibt inzwischen ganze Bücher zum Thema.

      • Malena sagt:

        „Soziales Verhalten gründet ausschliesslich in Kultur und nicht in Natur. Höhere Tiere schliessen sich zu sozialen Gemeinschaften zusammen.“
        Warum die höheren Tiere? Warum Affen anders als Wölfe, und ganz anders als Insekten? Hat offenbar sehr viel mit Natur zu tun…

  • Martin Frey sagt:

    „Doch kommt es hart auf hart, machen sich alle strafbar: Nicht nur die, die schlagen und filmen, sondern auch die, die zu- oder wegschauen.“
    Das tönt ein bisschen nach reinem Wunschdenken, zumindest wenn es um Jugendliche geht. Schliesslich hat die Schweiz das wohl nachsichtigste Jugendstrafrecht Europas. Als Grundsatz wäre es richtig aber eben… Derartige Handlungen haben bei uns ja schon für Erwachsene null Konsequenzen. Die ja oft auch überall ihre Handys zücken, um ohne mit der Wimper zu zucken Schlägereien oder Unfälle mit Verletzten und Sterbenden zu filmen. Und wenn etwas null Konsequenzen nach sich zieht, weshalb sollen irgendwelche testosterongeschwängerte Jugendliche sich davon abhalten lassen? Schliesslich haben sie grosse Vorbilder, und hey, viral ist geil!

  • Muttis Liebling sagt:

    Wenn man sich mit nicht ganz trivialen Fragen beschäftigt, ist es hilfreich, sich zu bemühen, wenigstens einen klitzekleinen Blick, mindestens einen Nanometer tief unter die Oberfläche zu wagen. So überhaupt nicht tief, nur Oberfläche, ist jede Zeile Text reine Zeit- und Energieverschwendung.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.