Familienanfänger, aufgepasst!

Plötzlich wird alles anders: Die Geburt des ersten Kindes stellt den Alltag auf den Kopf. (Foto: iStock)
Sie werden Eltern und glauben, dass Sie das Ding schon schaukeln werden? Sehr schön! Das werden Sie garantiert – spätestens wenn sich das Ding als Baby herausstellt.
Zur Vorbereitung auf die neue Lebensphase präsentieren wir Ihnen vier Wahrheiten. Schreiben Sie sie mit Lippenstift auf den Spiegel – sie werden Ihnen das Leben retten.
1. Nicht verzagen, Schwarm anfragen
Sobald Sie die Verantwortung für vier Kilogramm Mensch tragen, werden Sie sich Fragen stellen wie: Hat mein Baby zu viel Ohrenschmalz? Und sich dann doch nicht trauen, deswegen den Kinderarzt zu behelligen. Herzlich willkommen in der unerschöpflichen Welt des Google-Suchfelds!
Danken Sie schon jetzt Susi aus dem Ruhrpott, Jessi89 und HappyMom4Ever, dass sie im Internet Details über sich und ihre «Motten» preisgeben. Es treibt einem zwar die Fremdschamesröte ins Gesicht, aber diese Frauen bringen einen rund um die Uhr auf hilfreiche Ideen. Dank ihnen habe ich besser geschlafen, Geld gespart und erfolgreich für die Ferien gepackt. In ihrer Gesamtheit, als Schwarm, sind sie die Quelle der Weisheit – nie, nie, nie darf man sie auslachen!
2. Netflix ist besser als Ausgang
Wer Kinder hat, ist häufiger zu Hause. Ist halt so, und ist nur eine Phase (siehe Punkt 4). Da gibt es kaum Besseres, als sich nach einem anstrengenden Tag eine gut gemachte Fortsetzungsgeschichte reinzuziehen, idealerweise so gut, dass man alles um sich herum vergisst. Zwanzig Minuten können reichen und man ist ein neuer Mensch! In der Steigerungsform nehmen Sie Ihren Partner und «chillen» noch dazu (falls Sie nicht wissen, was das bedeutet, siehe Punkt 1).
3. Schlafen ist Einstellungssache
Nicht schlafen zu können, wann man will, ist ein Schock. Aber man gewöhnt sich daran, und zwar nicht (nur) im Sinne von «ich akzeptiere das jetzt», sondern physisch. Während früher guter Schlaf hiess, acht Stunden lang in Quasi-Totenstarre zu verharren, beginnt man das allmählich für Zeitverschwendung zu halten.
Es können einem des Nachts nämlich auch gute Ideen kommen. Das gilt natürlich nicht für die Neugeborenenzeit oder bei Krankheiten. Aber in normaleren Zeiten ist es nicht weiter tragisch, ein-, zweimal pro Nacht aufzustehen. Da wir heutzutage so spät Kinder bekommen, geht das dann ja sowieso direkt in die senile Bettflucht über.
4. Es ist eine Phase
Und das, liebe Beinahe-schon-Eltern, ist die wahrste Wahrheit von allen. Die 24-Stunden-Betreuungszeit bei Neugeborenen – sie geht vorbei. Die Zeit der Schoppensammlung, die Breiphase, die Zeit des Windeleimers, sie alle gehen vorbei. Die genannten sind die längeren Phasen, aber es gibt auch kürzere, die plötzlich den Alltag bestimmen und ihn zäh und unendlich erscheinen lassen, bis sie wieder vergehen – wie Sternschnuppen. Sagen Sie probeweise innert einer Stunde tausendmal «Du sollst keine Legos essen!», und Sie bekommen einen Vorgeschmack. Die Natur hat das extra so eingerichtet, um uns vor Langeweile zu schützen, glaube ich.
Ich grüsse Sie von oben herab (= aus einer aktuell sehr guten Phase) und wünsche Ihnen von vornherein alles Gute. Tun Sie wie geheissen – und konsultieren Sie in ein paar Monaten dann einfach Ihren Badezimmerspiegel.
Weitere Postings zum Thema: «18 Dinge über Babys, die einem niemand sagt», «Eltern unterschätzen ihre Babys» oder «Spiel mir das Lied vom Babyblues».
9 Kommentare zu «Familienanfänger, aufgepasst!»
Eine Nachfrage zu Punkt 4: Die Phase des „Ich könnte eigentlich schlafen, aber frage mich stattdessen, wann die Kinder (die keine Kinder mehr sind) endlich nach Hause kommen“, geht die auch mal vorbei?
Aber ja doch, wenn sie ausgezogen sind
ich staune selber dass ich nur beim ersten mal ein problem hatte, als es spät wurde (respektive früh). bis jetzt haben meine söhne immer auf messages reagiert und abmachungen eingehalten (ich bin wirklich froh, wenn sie mir schreiben wo sie sind, mit wem und wann sie vorhaben heimzukommen). ich bin sicher, dass sie keinen schlimmen blödsinn machen und aufeinander „aufpassen“ (unter ihren freunden, nicht unbedingt die brüder). das hat sich auch wieder bewiesen, als ich kürzlich dem einen schrieb, ob eigentlich kollege xy mit ihnen unterwegs ist und die antwort kam „xy geht es gut“. hahaha. da wusste ich, ok, xy wird es nicht gut gehen, liess sie aber. sie wissen, dass ich sie holen kommen würde. xy hat zuviel getrunken und mein sohn hat ihn heimgebracht. ist mir wichtig.
Für alle Jungeltern die nie selbst Kinder waren empfiehlt sich die entsprechende Fachliteratur. 🙂 🙂
Alle anderen sind gut damit beraten in sich zu gehen, ihre eigene Kindheit zu analysieren, zu filtern was man „gehasst, geliebt und cool gefunden“ hat und nun die gleichen Fehler zu machen die schon die eigenen Eltern gemacht haben. Ich kann Ihnen versichern, die Kinder werden es überleben!
hahaha
wie ich es hasse, wenn ich mich beim selben tonfall erstappe, den ich schon an meiner mutter nicht ausstehen konnte….neulich nannte ich meinen sohn voller entrüstung nach dem richtigen wort ringend ähm „junger mann“. ich musste dann echt kurz kichern weil es zu doof war. das nahm natürlich der entrüstung schon die notwendige ernsthaftigkeit….
Den Schwarm zu fragen ist mit das dümmste was man als Jungeltern tun kann. Oder Zeitschriften wie Eltern lesen.
Zugegeben, beim ersten Kind ist man noch ziemlich unerfahren, aber da sollte man schon auf die Hebamme, den Kinderarzt oder das eigene Bauchgefühl vertrauen. Und nicht auf irgendwelche wildfremden. Wir sind mit unseren beiden Mädels damit bestens gefahren. So hat die zweite nach drei Wochen durchgeschlafen, die ältere hatte ich sieben Monate auf dem Arm in der Nacht. Hätte ich den einschlägigen Ratschlägen geglaubt, wäre das alles ein fall für den Arzt, Ernährungswissenschaftler oder Kinderpsychologe gewesen.
vor alle punkt 3 stimmt haargenau. man schläft einfach anders. ich war damals selbständig als designerin und alleinerziehend. ich bin altmodisch und bestand auf mittagsschlaf, was mehr für mich als für meine tochter essentiell war. bis sie etwa 3 jahre alt war, wurde sie jede nacht ein bis zwei mal wach. sie konnte jedoch gut und gerne 3 stunden mittagsschlaf halten und mit 2 x 3 stunden in der nacht, kam ich auf sagenhafte 9 stunden. für meine kunden war klar, dass sie mich zwischen 13.00 und 16.00 nur auf dem AB oder per mail erreichen konnten – im gegenzug war ich auch am weekend für sie erreichbar oder führte schon mal eine arbeitsbesprechung übers telefon nach 20 uhr. klar das funktioniert nur, wenn man seine mamipflichten nicht an die kita delegiert…
Meine Kinder gehen/gingen in die KITA. Wusste nicht, dass man seine „Mamipflichten“ (schon dieses Wort, würg) auch dort hinschicken kann. Wieder was gelernt fürs Leben! 🙂
Wenn Ihr Kind zeitweise in einer Kita gewesen wäre, hätten Sie ihre Geschäftsparter und Kunden nicht zu nächtlichen Arbeitsbesprechungen nötigen müssen. An wen haben Sie denn an den Wochenenden ihre Mamipflichten delegiert als Sie für ihre Kunden erreichbar sein mussten?