Best of: Liebe Kita-Mitarbeitende …
Dieses Posting erschien erstmals am 25. Januar 2018.

Spielplatzausdauer oder Endlosverkäuferlisspiel: Warum Kita-Mitarbeitende Helden sind. (Foto: Getty Images)
Bevor ich meine Tochter in eure Hände gab, hatte ich so einige Bedenken. Ist Fremdbetreuung gut? Gehört das Kleinkind nicht zu seiner Mutter? Schauen die denn überhaupt richtig zu den Kindern?
Heute weiss ich: Ihr seid Helden. Ihr tröstet, verköstigt, spielt und erzieht. Nebenbei putzt ihr triefende Nasen, füttert, wickelt und schlichtet Streitereien. Ihr bastelt und baut Klötze-Türme. Und schnitzt Räbeliechtlis, die dazu noch schön aussehen. Nicht wie meine, die niemand am Umzug tragen will.
Kein Kind darf sich verletzen, keines verloren gehen. Jedes soll sich wohlfühlen und glücklich sein. Jede Allergie beachtet und jeder Entwicklungsstand gefördert werden. Eure Verantwortung, die ihr Tag für Tag übernehmt, ist riesig. Und das für wenig Lohn.
Täglich und bei jedem Wetter geht ihr mit den Kindern nach draussen. Ihr sammelt Blätter, sucht Tierspuren und erzählt Geschichten. Ihr beruhigt besorgte Eltern, kümmert euch, wenn eines der Kleinen Fieber bekommt und sorgt dafür, dass keines zu lange schläft, damit wir am Abend früh Feierabend haben.
Die Geduld, die ich nie haben werde
Dank euch kennt mein Kind das Technorama oder den Flughafen und jeden Spielplatz in der Gegend. Ich mag nicht stundenlang «Verkäuferlis» spielen, so gerne ich die Ausdauer dazu hätte. Ihr übernehmt das für mich. Wie auch das Fingerfarbenmalen. Oder das «Chrällelen». Ihr habt die Geduld, die ich nie haben werde.
Ihr müsst einige Kinder bereits ein paar Monate nach der Geburt betreuen, da der Mutterschaftsurlaub in der Schweiz meist nach 14 Wochen endet. Ihr tröstet nicht nur die Babys, sondern auch die Eltern, die es schmerzt, sich so früh von ihnen zu trennen. Ihr haltet viel aus. Und müsst viel schweigen. Denn es fragt euch kaum jemand nach eurer Meinung zur Familienpolitik; auch wenn ihr viel dazu zu sagen hättet. So tragt ihr manchen Säugling den ganzen Tag auf dem Arm, auch wenn ihr schon die x-te Sehnenscheidenentzündung hattet dieses Jahr.
Sparmassnahmen sind euch nicht fremd, genauso wenig wie Überstunden. Oder krank zu sein, denn ihr seid umgeben von Viren und Bakterien, von Magendarmgrippen, Scharlach und Bindehautentzündungen. Trotzdem bleibt ihr freundlich, auch wenn jemand wieder ein Kind mit Durchfall oder Ausschlag bringt. Und sich dann beklagt, die Kinder seien seit dem Kita-Eintritt immer krank.
Für unsere Kinder und uns Eltern
Uns Eltern dürft ihr kaum kritisieren, denn ihr seid unsere Dienstleister. Sei das Kind noch so anstrengend. Oder wir. Ihr haltet unsere Ängste aus, unsere Marotten, wartet geduldig, wenn wir unsere Kinder zu spät abholen und schickt uns nicht weg, wenn wir mal überraschend zu früh dastehen.
Viele Kitas arbeiten heute mit Qualitätsmanagement, Köchen und Köchinnen und einer Administration. So müsst ihr nicht nur bei uns Eltern einen guten Eindruck machen und von den Kindern gemocht werden, nein, ihr sollt auch noch die Ziele mit eurem Team und eurer Firma erreichen.
Ich habe grosse Hochachtung vor eurer Leistung, wie ihr eure Herausforderungen Tag für Tag bewältigt. Danke, für all das. Danke, dass ihr so viel tut für unsere Kinder. Und für uns Eltern.
10 Kommentare zu «Best of: Liebe Kita-Mitarbeitende …»
ja ein netter,gutgeschriebenen und lobreichen Bericht, welchen ich gerne gelesen habe, obwohl ich ( 72) gar keine Kinder habe und 1950 im Kindergarten in Wallisellen, wohl kaum sooooo liebe Fräuleins kennen lerne durfte. Bravo
ich stimmt frau rikli vollkommen zu, und lob ist auch jeden fall schon sehr viel wert. noch lässiger wäre es allerdings, wenn kita-mitarbeiter/innen mal endlich vernünftig bezahlt werden würden (vgl. https://trotzphase.ch/campa/trotzphase/) und lernende nicht zuvor jene schlecht oder unbezahlte praktikas machen müssten, um überhaupt eine lehre in einem betrieb machen zu können…
ps: das mit dem mageren lohn gilt übrigens auch für kindergarten-lehrpersonen, die eine enorm grosse und wertvolle arbeit leisten und dafür vom kanton leider immer wieder verschaukelt wurden und werden bei der bezahlung… (kein wunder deshalb auch, dass fast ausschliesslich frauen als kita-lehrpersonen arbeiten, im gymi aber mehr als 50% der lehrer männlich sind – dort verdient man nämlich viel mehr…)
Geriatrie Pflegende sind, wie auch Bauarbeitende um mal die ersten zwei mir einfallenden Berufe zu nennen, von Lobhudelei auf KITA Mitarbeitende dispensiert.
Bin Selber erziehrin in eine Kita. So etwas zu lesen oder hören zaubert einem ein lächeln ins gesicht.
Leider werden in Kitas so wenig feedbacks geben. Kein wertschätzung und das nicht nur von den Eltern sondern auch von der Kitaleitung.
Vielen Dank für diese schöne Feedback die ich in meine 7jahren als Erzieherin gelesen habe. 🙂
Kita? Nein, ich meine nicht, dass Kinder nicht täglich ein paar Stunden mit Gleichaltrigen spielen können. Nein, ich weiss, dass es in vielen Familien nötig ist, dass beide Arbeiten, damit man noch einen Mittelstands-Lohn erzielen kann. Vor der Einwanderungswelle waren das Kinderkrippen und Kinderhorte. Aber wir Schweizer passen uns ja an. Und dann klingt Kita plötzlich viel besser als Kinderkrippe und Kinderhort. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein so langer Tag in einer so grossen Gruppe Kinder auch überfordern kann. Ich, 1962 geboren, erlebte in einem kleinen Dorf an der Grenze zu Deutschland im Sommer (wenn die Bauern viel zu tun hatten) als 4jähriger einen Kindergarten mit Krippefunktion. 9 bis 16 Uhr war ich da, inklusive Mittagspause auf den Matratzen. Das war Stress!
Schön, wie Sie auch Positives benennen. Mir fehlen einzig noch die männlichen Betreuer in den Kitas. Fehlen diese nun, weil
a) kein junger Mann zu solch tiefen Löhnen hart zu arbeiten bereit ist?
b) das weltregierende Patriarchat (oder die erziehenden Väter) den Jungs beibringt, so was sei für Mädchen?
c) es unsexy wirkt, wenn die männlichen Betreuer nur mit aufpasser-Frau mit Kindern im Raum sein dürfen, und Kinder nur auf den Schoss nehmen sollen, wenn dort ein Kissen liegt?
d) männliche Betreuer gar nicht nötig sind?
e) keine Männerquote oder Bevorzugung von Männern im Stellenbesetzungsverfahren existiert?
f) …
Ich finde es immer äusserst toll, wenn ich männliche Betreuer, Lehrer, etc sehe. Die sind stets sichtbar anders, und die Kids begeistert, auch (!) die Mädchen.
Ich kenne drei männliche Kita- Mitarbeiter persönlich, alle in und um Zürich. Ausserdem begene ich oft Gruppen von Kitakindern im Bus, die immer von zwei männlichen und zwei weiblichen Betreuenden begleitet werden.
Ich bin diesen Frühling in der Tram einer Kita-Gruppe begegnet: etwa 6-7 Buben und Mädchen, begleitet von 3 Männern (alle recht jung, schätzungsweise unter 30, einer war entweder Praktikant oder neu oder einfach nur so dabei, kannte die Kinder noch nicht). Die Gruppe fiel natürlich auf, eben weil es nur Männer waren. Aber es lief ganz normal ab, mit allen Hilfestellungen, die man den Kindern so gibt (Jacke wieder anziehen, Nase putzen, an die Hand nehmen beim Aussteigen). Völlig unverkrampft. So soll es sein. Ich (Frau, 50+) finde es sowieso völlig daneben, dass man Männern teilweise immer noch nicht zutraut, Kinder zu betreuen. Oder ihnen womöglich noch weibliche Aufpasser an die Seite stellt.
Eine Mutter, die aussagt, dass sie in einzelnen Bereichen zur „Mutter“ nicht so ganz taugt! Achtung, das ist nicht nur mutig, sondern enorm ehrlich. Sie baut auf dem Können der Kita-Leute, die Kinder— und was man da alles darunter versteht, und erwartet, gut betreuen und begleiten. Kita ist, das Beispiel zeigt es, nicht nur ein Finanzfaktor für die Familie, es kann auch die optimale Symbiose zur beiderseitigem Erfolg sein. Gemeint ist Erfolg für Kind und Mutter.
Für einige stimmt doch diese Arbeitsteilung. Wer das nicht so will, muss es ja nicht so machen!
Danke Frau Rikli. Bin Grossmama von Zwillingen. Holte sie in der Kita in Basel ab und staunte immer wieder, wie toll die Kita-Frauen diese ‚wilden Kärli‘ begleitet haben, mich aufgestellt haben, immer ein frohes Wort. Und die Boys, mittlerweile 8 Jahre alt, erinnern sich an Sarah, Katja, Samira…Ja, eine wunderbare Einrichtung. Toller Artikel!