Wirklich gute Muttertagsgeschenke

Du gehst mit mir in die Bibliothek, in die Ferien und durch schwierige Zeiten: Danke, Mama! (Foto: iStock)

Am Sonntag ist es wieder so weit: Die Schweiz feiert Muttertag. Quasi der Valentinstag für Frauen, die sich fortgepflanzt haben. An beiden Tagen gibt es Blumen, Schokolade und Schaumwein. Im Februar vom Schatz, im Mai von den Schätzeli. Wer jüngere Schätzeli im Haus hat, bekommt selbst gebastelte Liebesbekundungen wie Badekugeln oder bemalte Blumentöpfchen.

Daran hat sich irgendwie nichts geändert, seit ich selbst ein Kind war. Auch die Geschenkideen der Detailhändler entlocken mir höchstens ein mütterlich-müdes Gähnen: Coop Bau und Hobby präsentiert neben Muttertagsrosen auch Topflappen und Ofenhandschuhe. Haha! Das Mami muss zwar am Muttertag ausnahmsweise nicht kochen, dafür aber an den anderen 364 Tagen im Jahr. Auch Famigros verortet die moderne Mutter in der Küche: Sie schlägt als Geschenk den Fotomagnet für den Kühlschrank vor.

Liebe geht durch den Magen

Bei Lidl wirbt man mit einer herzförmigen Fertigpizza (nur 1.99 Franken) für la Mama oder rät der Kundschaft, zum Muttertag gefüllte Windbeutel zu kaufen. Na ja, immerhin besser als gefüllte Windelbeutel. Mit Abstand am meisten überzeugt hat mich aber der Geschenktipp von Microspot: Noise-Cancelling-Kopfhörer mit «Lärmreduzierung in drei Stufen». Stufe 1 – stelle ich mir vor – ist für nörgelnde Teenager, Stufe 2 für streitende Geschwister und Stufe 3 für schreiende Babys oder trotzende Dreijährige. Endlich mal eine Geschenkidee, die den Bedürfnissen von Müttern wirklich gerecht wird.

Wobei 299 Franken ist für die meisten Kinder zu teuer. Es gibt auch günstigere Geschenke, die den meisten Müttern gefallen dürften:

  • Muttertagsfrühstück: Aber nicht so wie sonst. Kein Brunch mit 1000 anderen Familien in einem mittelmässigen Restaurant im Naherholungsgebiet. Auch kein kaltes Rührei mit verbranntem Toast, das von den Kindern ans Bett serviert wird. Am Muttertag geht der Mann (oder der Götti oder der Nonno) mit der Brut ausser Haus frühstücken. Die Mutter schläft zu Hause aus.
  • Frauenausflug: Wie am Vatertag in Deutschland. Einfach ohne Väter, dafür mit vielen Müttern. Die Mama zieht also mit ihren Freundinnen los und unternimmt einen fröhlichen oder sogar feucht-fröhlichen Ausflug. Am Abend kommt sie zurück in das frisch geputzte Daheim, das Essen steht schon auf dem Tisch.
  • WC-Gutscheine: Können schon Kita-Kinder basteln. Mit einem Gutschein darf die Mutter 10 Minuten aufs WC gehen. Ohne Begleitung. Ohne dass an die Klotür gepoltert wird. Ohne dass vor der Tür jemand «Mamaaaaa, hesch fertig bislet?» ruft.

Muttertag streichen?

Bleibt die Frage, ob man den alten Muttertagszopf nicht abschneiden soll. Wollen wir im Jahr 2018 wirklich noch Mütter feiern und beschenken für die kostenlose Putz-, Koch- und Betreuungsarbeit, die sie das ganze Jahr leisten? Sollten wir stattdessen nicht lieber gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern und eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie? Ich bin absolut der Meinung, dass die Situation von uns berufstätigen Frauen verbessert werden muss. Deswegen sollten wir aber nicht gleich den Muttertag abschaffen. Denn Mütter leisten nach wie vor Grossartiges. Wir sollten einfach darüber nachdenken, wofür genau uns die Kinder ein handgeknetetes Seifenherz schenken.

Ich finde es wichtig, den Kindern Dankbarkeit beizubringen. Es sollte aber nicht darum gehen, dass die Kinder mir fürs Putzen, Kochen und Nähen Merci sagen. Sie können aber durchaus dankbar sein dafür, dass ich sie begleite und unterstütze. Dass ich einen ordentlichen Teil zum Haushaltseinkommen beitrage. Und dass ich mit ihnen in die Bibliothek, in die Ferien und durch schwierige Zeiten gehe.

Väter und Mütter feiern

Anstatt den Muttertag abzuschaffen, sollten wir den Vatertag aufwerten. Die Väter unserer Kinder stehen deutlich häufiger am Herd und am Wickeltisch, als unsere eigenen Väter das taten. Das ist eine Entwicklung, die man feiern sollte. Der Vatertag findet in der Schweiz am 3. Juni statt. Es bleibt also genug Zeit, sich mit den Kindern ein paar gute Geschenkideen für Papi zu überlegen.

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24 Kommentare zu «Wirklich gute Muttertagsgeschenke»

  • Rufin Rüdisüli sagt:

    Dieser Bericht macht mich einerseits wütend und andererseits ohnmächtig. Also wenn man der Mutter nicht mal mehr ein Magnet für den Kühlschrank schenken darf, weil es die Mutter in die Küche verortet, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Es ist nun mal die Pflicht jeder Mutter ab und zu mal in der Küche zu stehen und für ihre Kinder zu kochen. Auch das mit dem WC-Gutschein… Ich gebe solchen Frauen, die diesen Artikel cool finden, einen guten Tipp auf den Weg: Lasst das Kinderkriegen einfach sein! Niemand zwingt euch dazu. Dann könnt ihr in Ruhe euer Geschäft (im doppelten Sinne) machen.

    • 13 sagt:

      Ich habe gestern tatsächlich 4 schöne gebastelte Magnete bekommen. Mein Sohn meinte: „Schau Mami, Du kannst sie an Deine Leselampe tun und dann glitzern sie so schön und Du siehst sie immer beim Lesen.“ Zu akzeptieren, dass auch Mütter Individuen sind und nicht jede die Küche als ihren Raum betrachtet, heisst ja nicht, dass man keine Muttertagsgeschenke mehr basteln kann.

  • Aunt v sagt:

    Ich habe gerade Tränen gelacht über den oberen Teil! Pizza für 1.99, die Kopfhörer oder die WC Gutscheine!
    Am besten gefällt mir der Ausflug! Wenn da ein paar coole Ladies dabei sind, die es so richtig krachen lassen, ist man doch gerne im Verein der Mamas.
    Toll, dass auch die Väter erwähnt werden, sie leisten wirklich mehr als das früher der Fall war. Danke für den coolen Blogeintrag

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    muttertag ist reiner kommerz für konsum-enten. schätzt man die mami, verwöhnt man sie das ganze jahr über. das mit dem muttertag ist die selbe schindluderei wie der kaufrausch „heuchlertag.“ (valentin).

  • Herr Zwicky sagt:

    Ich denke, ich meine, man sollte
    Sohntag, Tochtertag und
    Schweschtertag einführen. Und am
    Montag der Brudertag. Gruss
    oder lieber Montag der Tochtertag.

  • Michael sagt:

    Das hab ich mein Lebtag nicht verstanden, das man Kinder dazu auffordert, am Vater- und Muttertag ihren Eltern was zu schenken.
    Wenn ich im Biologieunterricht richtig aufgepasst habe, dann sind Mann und Frau dafür zuständig, das doch ein Kind entsteht oder ? Sie haben also selber entschieden ein Kind in die Welt zu setzte. Warum soll also das Kind – das im übrigen nicht gefragt wurde ob es auf die Welt kommen wollte – sich bei Vater und Mutter mit irgendwelchen Gimmicks bedanken ??? Maximal können sich Vater und Mutter beglückwünschen, das es mit dem Kinderkriegen geklappt hat. Danach ist es ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, sich um die Aufzucht des Nachwuchses so gut es geht zu kümmern *

    • barbara sagt:

      niemand kam freiwillig auf die
      welt und trotzdem finde ich es schön, wenn wir uns im getümmel mit allen anderen unfreiwillighierseienden dankbar verhalten und uns anständig begegnen.
      da gehören die beziehungen innerhalb der familie auch dazu.

  • Rémy sagt:

    Frauenausflug: Wie am Vatertag in Deutschland. Einfach ohne Väter, dafür mit vielen Müttern. Gibt’s schon. 2 x im Jahr:
    Sommerschlussverkauf
    Winterschlussverkauf

  • Sandra sagt:

    Liebe Nadia Meier, ich bin ganz und gar Ihrer Meinung! 🙂

  • Elke sagt:

    Absolut süffig geschrieben. Konnte beim WC Gutschein und Windbeutel herzhaft laut lachen. Danke vielmals!

  • Büchli Yvonne sagt:

    DANKE sagen aber ehrlich und mit Liebe das ist schon etwas.

  • Büchli Yvonne sagt:

    Am Muttertage habe ich und meine Schwestern immer das Frühstück bereitet und den Hund schon gefüttert und Blumen auf den Tisch gestellt. Dies war immer eine Freude für unsere Mutter die stets sehr viel Arbeit hatte und immer vor 6 Uhr aufstehen musste, aber nicht am Muttertag !

  • jürg. sagt:

    „Ich bin absolut der Meinung, dass die Situation von uns berufstätigen Frauen verbessert werden muss“
    Was machen wir berufstätigen Männer den besser?

    Obwohl Gleichstellung von berufstätigen Frauen an den Schulen thematsiert wird, ist ein Vatertag kein Thema.

    • 13 sagt:

      Die berufstätigen Männer resp. Väter haben in den allermeisten Fällen noch jemanden, der ihnen den Rücken freihält und einspringt, wenn es notwendig ist. Das macht es nicht besser, sondern einfacher.

  • 13 sagt:

    Ich bin nicht immer Ihrer Meinung, Frau Meier, aber heute nur Ja, ja, ja!

    Ja – das wären die perfekten Geschenke. Und auch wenn es um den Muttertag geht: Bitte Nr. 3 auch auf Mann und Kater ausdehnen.
    Ja – Dankbar sein und Dankbarkeit zeigen, nicht nur fürs kochen und putzen, sondern fürs Elternteil sein, unabhängig der konkreten Rollenverteilung. Und diesbezüglich die Gleichberechtigung der Elternteile anschauen.
    Ja – Elternteile zwischendurch mal würdigen. Beide. Oder auch je separat, damit Geschenke 1 + 2 möglich sind. Vatertag damit aufwerten.

  • Zufferey Marcel sagt:

    Blumen, aber wirklich nur ganz schöne: Am Helvetiaplatz z’Züri hat es jeden Donnerstag am Märit amix Blumen, die es sonst nirgendwo gibt. Die Sträusse kann man selber zusammenstellen. Ok, dieses Jahr fällt der Muttertag auf einen Sonntag, ergo schwierig 😉 Aber Blumen kann man ja jederzeit und ohne Grund schenken. Weil’s Freude macht.

    • maia sagt:

      @Zufferey: Da der Muttertag immer am 2. Sonntag im Mai ist, näme mich wunder, in welchem Jahr er denn NICHT auf einen Sonntag fällt.

    • 13 sagt:

      „Ok, dieses Jahr fällt der Muttertag auf einen Sonntag, ergo schwierig“

      Ja, davon wird mein Mann Jahr für Jahr überrascht 😉

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Oh, da wird seine arme Mama aber regelmässig entäuscht sein.
        Sie selber betrifft seine Vergesslichkeit in diesem Fall eher nicht, Sie sind ja nicht seine Mutter :-).

      • 13 sagt:

        Die ist leider schon lange nicht mehr da und wird daher nicht enttäuscht. Ich amüsiere mich eher darüber.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Oh, tut mir leid zu hören.

    • Zufferey Marcel sagt:

      Ach ja, stimmt: Sogar unseren Hochzeitstag vergesse ich amix..!

      Ich schäme mich, ganz ehrlich 😉

  • Röschu sagt:

    Der Muttertag ist (wie alle Feier-, Gedenk- und Welt-irgendwas-Tage) vor allem ein Mittel von Wirtschaft und Werbung um den gefühlsduseligen Menschen Geld aus der Tasche zu ziehen.

    • Ebe Nöd sagt:

      Bravo, wir sind imprägniert von dieser Coolness. Sollte uns also jemand wieder mal an das Ende eines Krieges oder gar einen explizit schönen Moment erinnern wollen, bellen wir ab jetzt auch: „Neineinein, ihr wollt nur mein Geld.“

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