Wenn das meine Kinder wüssten!

Moralisch nicht ganz einwandfrei: Sind die Kinder im Bett, darf hemmungslos geschlemmt werden – und das erst noch auf dem Sofa. Foto: iStock

Über diesen Satz bin ich so oder in abgewandelter Form schon ziemlich häufig gestolpert. Bei einer Freundin, die in einer stressigen Lebensphase mit anderen mal wieder zu einer Zigarette gegriffen hat. Oder bei einem Kollegen, der sein Reisegepäck so schlampig gepackt hat, dass er sich vor Ort erst mal neu einkleiden muss. Eine Vorgehensweise, die er bei seinen Kindern nachdrücklich zu unterbinden versucht.

Oder eben auch bei mir und meiner Lebenskomplizin. Wenn wir den Abend in die Länge ziehen, weil wir zwar wissen, dass wir morgens früh rausmüssen, aber einfach schon viel zu lange keine Zeit mehr miteinander verbringen konnten. Oder weil der Winter so grau und zäh ist, dass der eine Schokoriegel, den unsere Kinder zum Nachtisch haben dürfen, uns nicht reicht. Der zweite auch nicht. Womöglich nicht einmal der fünfte.

Handyregeln? Gelten nur für die Kinder

Das gehört nämlich auch zur Frage moralisch einwandfreier Elternschaft: Es gibt sie nicht. Die Tatsache, dass meine Partnerin und ich nicht rauchen und keinen Alkohol konsumieren, bietet zwar womöglich einen Anlass, sich anderen Eltern moralisch überlegen vorzukommen, aber keinen guten Grund. Irgendwas ist nämlich immer. Ob es nun sehr grosszügige Handynutzungszeiten der Erwachsenen sind, an die die Kinder nicht einmal zusammengezählt herankommen, oder auch die Tatsache, dass man sich für seine Bemühungen, möglichst kleine ökologische Fussabdrücke zu hinterlassen, mit und vor den Kindern feiert – nur um dann schon mal die Flüge zum nächsten Ferienziel zu buchen und zu verschweigen, dass man mit diesem Schritt die schwächeren Spuren einstampft.

Es lohnt sich nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das macht schlechtes Karma und schlägt einem baldmöglichst als Bumerang die Füsse weg. Ausserdem ist es ziemlich unsolidarisch.

Gute Gründe gibt es immer

Bleibt also die Frage, wie wir das vernünftig organisieren. Diese moralisch hohen Ansprüche, mit denen wir unsere Kinder konfrontieren und die Lebenswirklichkeit der Erwachsenwelt, in der man sich schon auch darüber freuen würde, wenn es einem gelänge, dem Finanzamt in Bezug auf die sauer bezahlten Steuern irgendwie auszutricksen. Oder davon profitiert, dass wir befördert werden statt einer anderen Person, die mindestens genauso qualifiziert ist und, wenn wir ehrlich sind, länger drauf gewartet hat. Aber wir brauchen die Beförderung doch. Da macht sich niemand eine Vorstellung davon, wie wichtig die gerade jetzt für uns ist. Dabei lassen wir uns nicht von den gut gemeinten Ermahnungen unseres Nachwuchses gegenüber stören, er möge doch gut, fair, nett, tolerant und (hier bitte ein Dutzend weiterer wünschenswerter Eigenschaften einfügen) sein. Denn wie gesagt: Irgendwas ist immer. Gründe haben alle, doof sind eher die anderen. Warum zu schnell fahren verwerflich ist, aber eben nur eigentlich und gerade im Moment ist ja auch Ausnahme xy… ausserdem hat man ja… und muss ja noch… und überhaupt. Aber grundsätzlich ist Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit sehr gefährlich. Also für andere jetzt. Man selbst ist immer die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Es bleibt ein moralisches Gewurstel

Erwachsensein, das wäre nach dieser Logik die Zone, in der man in der Lage ist, nicht nur zwischen moralisch fragwürdig und einwandfrei zu unterscheiden, sondern diese Unterscheidung auch ausser Kraft setzen kann. In der man die Regeln nicht nur kennt, sondern auch weiss und entschieden hat, welche zu umgehen sind und an welche man sich überhaupt nicht hält. Nur dass die meisten (mich eingeschlossen) dabei meistens davon auszugehen scheinen, dass alle anderen doch bitteschön gefälligst tun, was von ihnen erwartet wird. Andernfalls würde ja alles im Chaos versinken.

Ehrlich gesagt, habe ich dafür noch keine Lösung gefunden. Als Eltern wurschteln wir uns in dieser Sache mehr oder weniger durch. Denn weder der vollständige Verzicht auf die Vermittlung eines moralischen Grundwertgerüsts an unsere Kinder, noch das Führen eines moralisch absolut einwandfreien Lebens kommen für uns in Betracht. Wir pendeln uns wie die meisten dazwischen ein und versuchen, mit den Mehrdeutigkeiten und Grautönen zurechtzukommen, ohne vollständig auf Eindeutigkeit von Schwarz und Weiss zu verzichten. Manchmal gibt das ein schlechtes Gewissen. Aber meistens kommen wir damit klar. Und unsere Kinder hoffentlich auch.

Lesen Sie auch die Postings «Wann es erlaubt ist, die Kinder anzulügen», «So belügen wir unsere Kinder» und «Und plötzlich versteht man die eigenen Eltern». 

51 Kommentare zu «Wenn das meine Kinder wüssten!»

  • Michael sagt:

    Was hat den Moral mit Kindererziehung zu tun ? Ich habe versucht, meine beiden Mädels eine – in meinen Augen – vernünftige Lebenseinstellung zu vermitteln. Was für mich vernünftig ist, hat sich bei in den 35 Lebensjahren herausgestellt, bevor die Kinder zur Welt kamen. Ganz wichtig – da stimme ich RoXY zu, ist Authentizität. Wenn man kein Alkohol trinkt oder die vegane Lebensform für sich entdeckt hat, dann dazu stehen. Und nie dem Mainstream hinterher hecheln. Das geht schief.

  • Tina Kuster sagt:

    Ich möchte, dass meine Kinder ein besseres Meinerselbst werden. Z.B. fluche ich leider viel zu oft, eine Tatsache, die ich wohl auch meinem (fluchenden) Vater zu verdanken habe. Das ist auf jeden Fall etwas, dass ich mit meinen Kindern angehen möchte. Dass ich ihnen erkläre, dass man das nicht machen soll und warum. Und dass sie es besser machen sollen als das Mami. Auf der anderen Seite versuche ich mich gerade in Anwesenheit meiner Kinder mehr zusammen zu nehmen. Ich habe schnell gemerkt, dass Kinder der Spigel einerselbst sind. Sie übernehmen vorallem in den ersten Jahren so ziemlich alle guten und schlechten Verhaltensweisen. Somit sind Kinder auch immer gut, sich selber zu verbessern. Denn von irgendwo her haben die Kinder dieses Verhalten, höchstwahrscheinlich von uns Eltern.

    • Bozena G. sagt:

      Von Kindertagesstätte und Schule; wo sie die den grössten Teil des Tages verbringen, bringen sie auch einiges nach Hause.

  • Jane Doe sagt:

    Für mich vermischt dieser Artikel moralische Grundwerte, die man seinen Kindern mitgeben möchte mit Freiheiten, die man nur als Erwachsener hat. Als Beispiel: Wenn am Esstisch ein Handy Verbot gilt, weil diese Zeit dazu da ist um miteinander zu sprechen, dann sollte dieses Verbot auch für die Eltern gelten. Allerdings dürfen die Eltern ein Glas Wein zum Essen geniessen, ohne ein schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber zu haben.

  • Sam Fuller sagt:

    Und ja, meine Kinder wissen nicht nur über meine Schwächen Bescheid (‚Papi scho wieder rauche!?) sondern auch über meine echten Probleme: “ Isch wieder der Herr Unglück bi dir z Bsuech?“.
    Und bis jetzt passt es. Trotz meinen psychischen Problemen und meinen Lastern sind meine zwei Kinder (5 und 7 Jahre alt) neugierige, fröhliche und selbstbewusste Kinder.

    Glück? Sicher, ja.
    Und: Altersgerechte Offenheit.
    Und: gelebte Liebe. Meine Partnerin und unsere Kindern mag ich richtig gerne. Verdammt gerne 🙂

  • Sam Fuller sagt:

    Und erst beim essen: wir Eltern essen nur was uns schmeckt. Unsere Kinder aber: „Probieren muss sein“. Oder: „falls das und das nicht gegessen wird gibt es kein Dessert“.
    Solange ich mich nicht daran halte, müssen es meine Kinder ab dem zweiten Lebensjahr auch nicht.
    Vorher schon, da: Essen = (kennen-) lernen bedeutet.
    Aber so oft erlebe ich bei anderen Familien Essensdramen: Kinder werden (subtil) gezwungen und deren Eltern sind schnäderfrässig.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Lustig: genau über dieses Thema haben mein Mann und ich vor ein paar Tagen gesprochen. Wir beide halten nichts davon, dass meine Kinder alles essen müssen, was auf den Tisch kommt, da man als Erwachsener auch nichts isst, was man nicht gerne mag. Da ich kein Fleisch esse, meine Männer aber sehr wohl koche ich eh zweierlei.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Nun ja, was ist falsch daran, als Eltern mit gutem Beispiel voranzugehen? Wenn der eine Elternteil Kette raucht, regelmässig säuft und sich nicht an Verkehrsregeln hält, so ist es doch besser, wenn der andere Elternteil sich zurücknimmt. Kinder lernen aus dem Vorbild und mit schlechten Angewohnheiten werden sie auch von Ausserhalb genügend konfrontiert.

    Ich versuche nicht perfekt zu sein, aber möchte ein möglichst gutes Vorbild für meine Kinder sein.

    • 13 sagt:

      @ Tamar
      Wenn das „zurücknehmen“ so gehandhabt wird, dass man es dann ganz unterlässt, ist daran nicht auszusetzen. Wenn man es aber nur versteckt, ist es nicht authentisch. Es ist immer gut, ein gutes Vorbild zu sein, wer sich aber zu perfekt darstellen will (das meine ich nicht auf Sie bezogen!), der wird schon daran scheitern, dass die Kinder, sofern sie die Perfektion überhaupt glauben, was ich oftmals bezweifle, das Gefühl bekommen, sowieso nie dahin kommen zu können. Und wie das mit unrealistischen Zielen oftmals so ist, lässt man es dann von vornerein.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Es ist so: meine Kinder wissen, dass ich ab und zu Alkohol trinke, aber sie wissen nicht, dass ich ab und zu rauche. Warum? Weil man im Normalfall Alkohol ab und zu Alkohol geniessen kann, ohne Alki zu werden, aber es praktisch keine Raucher gibt, welche nicht süchtig sind.

  • Widerspenstige sagt:

    Kleines Beispiel aus unserem Haushalt:
    Wir haben eine gut bestückte Hausbar, frei zugänglich und offen sichtbar in einer Nische (kein Tageslicht auf die feinen Spirituosen, versteht sich von selbst). Diese Bar hat zu diversen Ausrufen der Entrüstung bis wohlwollendem Geniesserlächeln bei unseren Besuchern angesichts der Kinder im Haushalt geführt: ‚Denkt doch an die Kinder, sie werden so zu Alkoholikern geradezu eingeladen, was seid ihr aber für Eltern!‘ Was ist wirklich passiert mit unseren drei Kindern in so einer verruchten Umgebung aufwachsen zu müssen? Nichts besonders – im Gegenteil. Sie wissen seit Kindheit, dass Spirituosen als Apéro dienen, als Speisezusatz, als Dekoration. Kein Kind ist dem Alkohol verfallen, da keine Verbotstafeln daran hingen. War das nur Glück?

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Das kommt doch wohl einfach darauf an, wie oft man als Eltern von dieser Deko Gebrauch macht: trinkt man ab und zu ein Gläschen, lernen die Kinder das als Genussmittel kennen. Ist aber Alkohol regelmässig oder täglich „zu Gast“, lernen die Kinder, dass es ganz normal ist, wenn dauernd Alkohol konsumiert wird.

    • romeo sagt:

      Lach. Das war bei uns (in den 70ern) genau so. Die Flaschen standen sogar im untersten Regal bzw. auf dem Schrankboden, da wär ich sogar als Einjähriger dran gekommen. Ist mir aber nie im Traum eingefallen. Gesoffen hab ich später, ab 17 – allerdings nie aus der Hausbar.

    • 13 sagt:

      Nein, war es nicht. Ich bin auch so aufgewachsen. Der Umgang mit Alkohol war „normal“. Ein Glas Wein oder ein Bier zwischendurch durfte sein. Kam Besuch, durfte es auch mal ein Glas mehr sein. Da wir Kinder ohnehin immer bei allen Festen dabei waren und kein Babysitter gesucht wurde, weil ja Kinder um 20.00 Uhr ins Bett gehören, kam es auch mal vor, dass wir unsere Eltern angesäuselt sahen und kaum waren wir alt genug, wurde uns auch etwas angeboten. Keiner von uns sah je einen Zweck in übertriebenen Alkoholexzessen oder wurde Alkoholiker. Im Gegenteil stellte ich als Jugendliche eher fest, dass diese Exzesse von denen gefeiert wurden, die sich aus dem strengen Elternhaus zuerst befreien mussten und keine Erfahrung mitbrachten. Ich mache es daher heute gleich.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Bei uns war es leider umgekehrt: mein Vater war Alkoholiker und man redete mir ein, dass es lustig und normal ist, wenn der Vater öfters einen „Chlapf“ hat. Ich selber war über Jahre gefährdet, selber Alkoholikerin zu werden, habe es aber irgendwie geschafft, den feinen Grat nicht zu überschreiten, wohl Dank meinen Kindern.

      • 13 sagt:

        @ tamar
        Als Alkoholiker lebt man den Kindern aber nicht einen normalen Umgang mit Alkohol vor, wie das bei Widerspenstige oder mir der Fall ist.

    • mila sagt:

      Ich bin da etwas zwiegespalten, ein Bier mal hier, mal da ist kein Problem (und kein Thema). Aber wird den Kindern nicht eigentlich vorgelebt, dass es keinen ‚geselligen‘ Anlass geben kann ohne Alkohol? Gibt es nicht ganz grundsätzlich zuviele Menschen, die mehr trinken, als ihnen gut tut (ohne deswegen Alkoholiker per definitionem zu sein)? Alkohol ist zweifellos die Gesellschaftsdroge Nr. 1, also möchte ich meinem Kind zumindest vorleben, dass Alkohol nicht zum normalen Alltag gehört. Und man an einer Feier nicht zwingend ein Glas Wein in der Hand braucht, um es lustig zu haben.

      • mila sagt:

        PS: Das ist nun kein Plädoyer für verstecktes Trinken. Aber wenn man sich selbst etwas reflektiert, und sich dann fragt, wieso bereits Jugendliche zur Flasche greifen, wenn sie feiern wollen, dann muss man sich eingestehen: weil das ganz offen (und fest) zu unser Kultur gehört.

    • Lichtblau sagt:

      Nicht selten werden ja französische Kinder bewundert, die sich auch in guten Restaurants zu benehmen wissen. Da kriegen sie automatisch mit, dass Wein zum Savoir-vivre gehört und eher nicht dazu da ist, sich zuzuschütten. Gutes Essen und Wein als Kulturgut vermitteln – für mich kein schlechter Ansatz. Bei unserer Tochter kam das gut, sie hat von klein an alles geschätzt und (fast) nichts abgelehnt – inkl. „gesunde“ Dinge.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ 13
        Natürlich nicht. Siehe meinen Kommentar weiter oben.

        Ich habe damit nur sagen wollen, dass in Alkoholikerfamilien das Problem negiert und einem eingeredet wird, dass das normal ist. Dasselbe wenn Eltern dauernd streiten: da wird einem gesagt, dass Streit halt zur „Liebe“ dazugehört und es wird eingeredet, dass täglich mehrmals Streit in Familien/Ehen normal ist.

  • Marianne sagt:

    Moral und Ethik geben uns Leitlinien zum Umgang mit anderen MENSCHEN. Zigaretten, Alkohol, Handynutzung etc. haben per se so viel mit Moral und Ethik zu tun, wie ein Küchenmesser: man kann anderen Menschen damit Nutzen oder Schaden zufügen. Wenn Sie das Küchenmesser dazu nutzen, Essen zuzubereiten, das Handy, um den Kindern mehr Spielplatzzeit zu ermöglichen, und ein Glas Wein, um sich zu entspannen, geht es letztendlich allen besser. Vor allem, wenn Sie Ihren Kindern nichts vorlügen, sondern ihnen klarmachen, dass während sie manchmal Dreckspatz sein dürfen, Sie sich manchmal ein Glas Wein gönnen dürfen, damit scih alle ein bisschen wohler fühlen dürfen 🙂

  • Marta sagt:

    Ich finde es einfach schon beruhigend, dass jemand sich Gedanken zu diesem Thema macht. Es zeugt von Respekt den Kindern gegenüber. Vielen Eltern fällt nicht einmal auf, dass sie sich selber mehr „Schwächen“ zugestehen als ihren Kindern.

  • Erich Müller sagt:

    Authentisch ist auch, dass man den Kindern nicht alle schlechten Gewohnheiten mitgeben will. So zu tun, als hätte man die schlechten Gewohnheiten nicht, vermittelt: Hauptsache man tut so, oder Perfektionsdruck.
    Man kann ja schon mit den Kindern über Werte und Moral sprechen, ohne von sich oder den Kindern Perfektion zu erwarten. Für einige ist es nicht die Lösung, einfach die eigenen schlechten Gewohnheiten weiterzugeben. Nur, wenn man sich selbst bei den vermittelten Werten reflektiert, sind diese glaubwürdig. Dann kann es aber sein, dass die Kinder die Werte schneller umsetzen können. Die Kinder darin unterstützen, statt zu moralisieren.
    Und ja, bitte mit der Schauspielerei aufhören, und den Kindern als echter Mensch begegnen.

  • 13 sagt:

    Ich kann es leider auch nicht nachvollziehen. Warum genau wird geflunkert? Das absolut Spannendste am Elternsein ist die Tatsache, dass sie Dir den Spiegel vorhalten. Ja, warum fährt man denn zu schnell? Ist der Termin so wichtig? Braucht es diese Zigarette wirklich?
    Aber wo man sich sagt: Das ist nicht so schlimm, das gönne ich mir, dort ist es auch erlaubt, dazu zu stehen und in manchen Fällen die Kinder sogar daran teilhaben zu lassen. Ja, eigentlich würde ein Riegel reichen, aber so als Ausnahme, ist ein zweiter halt fein. Und ja, früh ins Bett wäre sinnvoll, aber der Film ist halt spannend. Niemand ist perfekt, auch die Eltern nicht und es schadet den Kindern nicht zu wissen, dass auch sie es nicht immer sein müssen.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Genau so ist es, 13.
      Es gibt nichts spannenderes und nichts lehrreicheres und nichts konfrontativeres – als wenn man in der Familie Offenheit lebt.

      Wenn die Kinder begreifen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen, dann entsteht eine echte Beziehung, die eben auch wechselseitig ist. Das lässt nicht nur die Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten reifen, sondern auch einem selbst.

      (Aber viele wollen das ja gar nicht. Viele wollen sich nicht verändern.)

      • tina sagt:

        natürlich braucht es diese ganze tafel schoggi im bauch nicht :D. manchmal gönnt man sich etwas unvorbildliches, und manchmal findet man sich selber gar nicht so gut wenn man sich sowas gönnt. das alles ist doch menschlich. oft genug präsentiert man auch seine nicht vorbildlichen seiten und dann muss man ja auch nicht sagen „ach, niemand ist perfekt“, sondern kann wirklich dazu stehen, dass das so nicht gut ist. auch wenn man nicht immer alles offenlegt lügt man seine kinder nicht mies an deswegen und hat vielleicht sogar eine offenere beziehung, als wenn man sich einbildet, man müsse IMMER ALLES offenlegen. auch die kinder möchten vielleicht nicht immer alles offenlegen und wollen sich trotzdem nicht schlecht fühlen müssen. geht doch auch

    • 13 sagt:

      Das ist richtig. Ich denke aber, dass noch eine andere Sache mitschwingt: Man will nicht vor dem Kind schwach dastehen, weil das die Autorität des Erwachsenen schmälern könnte. Wenn die Beziehung der Erwachsenen zum Kind darauf beruht, dass das Kind das tun muss, weil der Erwachsene das Sagen hat, so ist es klar, dass man diese Stärke manifestieren will. Wer aber ohnehin die Beziehung auf Gleichwertigkeit baut und Verantwortung damit übernimmt, dass er dafür sorgt, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder, eben auch der Kinder berücksichtigt werden und Grenzen gewahrt werden, für den spielt es auch keine Rolle, wenn er mal schwach dasteht. Schliesslich besteht ja dann als Team die Möglichkeit, etwas zu verändern.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Exakt – 13!
        letztlich geht alles viel tiefer als man meint.

        Unser „gleichberechtigter Stil“ und dass wir uns „vor den Kindern“ nicht anders benehmen als sonst, war weder geplant, noch haben wir uns bewusst damit auseinandergesetzt. Wir fingen einfach an, mehr und mehr so zu leben.
        Wie tiefgreifend das alles Einfluss auf das ganze Gefüge hat, merken wir jetzt einfach.
        Schön, wenn man Leute trifft, welche dieselben Erfahrungen machen.

  • Röschu sagt:

    Wasser predigen und Wein trinken. Das gab es schon immer und wird es leider wohl auch immer geben. Zu gross ist die Versuchung Macht – und sei es auch nur gegenüber den eigenen Kindern – ausleben zu können.
    .
    Meiner Meinung nach ist das (Haupt)-Problem, dass viele sich zu sehr beeinflussen lassen durch die Meinung anderer und durch ‚political correctness‘. Man will immer höchsten moralischen Ansprüchen genügen, schafft dass dann aber doch nicht und tut das vermeintlich Falsche dann halt einfach versteckt.

  • @Santihanslemer sagt:

    Eltern werden ist nicht schwer,Eltern sein hingegen sosehr! Was ich täglich erlebe ist,gelinde gesagt,eine Zumutung für (zu)viele Kinder auf dieser gestörten Arbeitswelt! Es geht jeweils schon früh morgens los.Da werden Kleinkinder per Auto,in Fahrradkisten oder zu Fuss,herangekarrt um sie dann entweder in die KITA oder einer „Ersatz-Tages-Mama“ ab zu schieben!Das Schauspiel wiederholt sich jeweils von Montag bis Freitag!Ich weiss,nun kommen die vielen „Ja aber ich bin doch Alleinerziehend“!Nein liebe Mütter; Eure Kinder erziehen sich selbst und dies erst noch ohne Mamis Nestwärme, Geduld und Einfühlsamkeit!Ist sich überhaupt noch irgendjemandem bewusst,dass genau dies seit Jahren unsere Problematik ist?!„Geiz ist absolut mit Nichten Geil“!

    • cyan jaeger sagt:

      Gemäss Ihnen obliegt die Erziehung einzig den Müttern und der Vater hat keinerlei Verpflichtung in der Erziehung? Aus welchem Jahrhundert stammt denn diese erz-konservative Ansicht (sicherlich ist diese nicht mehr zeitgemäss).
      Grundsätzliches Problem unserer Arbeitswelt (in der Schweiz) ist, dass es keine organisatorische Unterstützung bei der Bewältigung des Alltages gibt, wenn die Kinder erst mal im Kindergarten sind. Das CH System baut darauf auf, dass ein Elternteil zu hause bleibt und die Betreuung übernimmt – hier fehlen Ganztages-Schulen, Bring- und Abholdienste etc. – zudem sind die Arbeitsstunden einfach zu hoch, denn wer kann das Kind schon um 15.30h aus der Schule holen bzw. zu hause sein, wenn das Kind ankommt? Ihr Text entlarvt sie als Ewiggestriger…

    • 13 sagt:

      Hat das jetzt etwas mit dem Thema zu tun oder geht es eher unter „keinen Anlass verpassen, um berufstätigen Eltern, ups ich meinte natürlich ausschliesslich Müttern, ans Bein zu pinkeln“?

    • Jane Doe sagt:

      @Santihanslemer: Ihr Kommentar passt eigentlich besser zum Mamablog vom Montag, warum Frauen wohl finanziell immer noch weniger gut dastehen als Männer. Solange sich dieses veraltete Weltbild, dass Kinder nur glücklich sind wenn sie 24/7 an Mamis Rockzipfel hängen, in den Köpfen nicht langsam ändert, werden Frauen auch nicht mehr arbeiten und sich finanziell besser absichern können.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Selten so einen Schwachsinn gelesen. Eltern mussten schon immer arbeiten, um ihre Kinder zu ernähren und das wird sich auch nicht ändern. Ihre Schreibe kommt aus der Feder einer Hausfrau, welche sich rechtfertigt, warum sie ihr Leben lang auf Kosten anderer eine faule Kugel schiebt. Erst auf Kosten ihres Ehemannes und später auf Kosten der Allgemeinheit, welche ihre Rente finanziert.

      Übrigens: wenn ich sehe, wie wenig Zeit Hausfrauen mit ihren Kindern verbringen, bzw mit ihren Kindern unternehmen, da bleibt mir nur ein Adjektiv: faul, faul, faul

      • Jeanne sagt:

        @Tamara Also,Ihr Kommentar/Ansicht ist ja genauso dumm….Man sollte sich als Menschen gegenseitig respektieren.Jede Familie lebt wie sie will und vorallem wie sie kann.
        Zum Text; Meine Kinder wissen wie ihre Eltern sind und vorallem wer sie sind,Ich bin ein Schoggimonster und esse den Kindern alles weg….

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Jeanne

        Respektlosigkeit verdient keinen Respekt und ja: die meisten Hausfrauen welche ich kenne sind faul. Stört mich nicht, solange diese nicht herumposaunen, dass Kinder von arbeitenden Müttern arm dran sind.

      • Regula Habig sagt:

        Da sind wir ja schon mitten im Thema: sich vermeintlich rechtfertigen müssen. Die Ansichten einer Frau von Siebenthal haben mich beim genussvollen Faulenzen noch nie gestört, wenn ich es nicht nötig habe, arbeiten zu müssen und Sie meine Rente ja bezahlen werden. Und machen Sie sich nur ja um unsere Kinder keine Sorgen. So, geht es Ihnen jetzt besser?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Frau Habig

        Warum fühlen Sie sich angesprochen? Ich sagte, die meisten, die ich kenne. Da sind Sie ja schon mal ausgeschlossen, weil ich Sie nicht kenne. Rechtfertigen müssen Sie sich auch nicht. Dass ich Ihre Rente finanzieren muss, nervt mich zwar, aber das braucht Sie ja nicht zu stören.

        Übrigens: meine beiden Kommentare beziehen sich auf obigen Grundkommetar und nicht auf Sie. Also?

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        TvS: ich mag mich erinnern, dass Sie in früheren Blogs Eltern als faul beschimpft haben die ihre Kinder in externe Betreuung geben, damit sie arbeiten gehen können. Jetzt beschimpfen sie Mütter als faul welche sich entschieden haben zu Hause zu bleiben. Was wollen Sie eigentlich?
        Gibt es auch etwas oder jemanden, den Sie nicht beschimpfen, und gibt es auch einen Lebensstil den Sie nicht als „faul“ beschreiben falls er ein Mü von Ihrem abweicht?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Aquila Chrisaetos

        DAS habe ich ganz bestimmt NIE gesagt! Ich war alleinerziehend und habe immer gearbeitet und die Kinder fremdbetreuen lassen. Also werde ich wohl kaum so etwas von mir gegeben haben, also unterlassen Sie blitzartig solche Unterstellungen.

        Was ich sicher erwähnt habe ist, dass ich nicht verstehe Kinder zu haben, wenn beide Elternteile Karriere machen und 50/60 Std arbeiten wollen und nach 7 Tageskrippen rufen.

        Legen Sie mir einfach keine Worte in den Mund und zu verdrehen brauchen Sie auch nichts. Ich weiss, was ich geschrieben habe und was nicht, auch nach Jahren noch. Sie selber auch?

  • Christine Roos sagt:

    Joachim Ringelnatz
    An Berliner Kinder
    Was meint ihr wohl, was eure Eltern treiben,
    Wenn ihr schlafen gehen müßt?
    Und sie angeblich noch Briefe schreiben.
    Ich kann’s euch sagen: Da wird geküßt,
    Geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen,
    Da schleichen verdächtige Gäste herbei.
    Da wird jede Stufe der Unzucht durchmessen
    Bis zur Papagei-Sodomiterei.
    Da wird hasardiert um unsagbare Summen.
    Da dampft es von Opium und Kokain.
    Da wird gepaart, daß die Schädel brummen.
    Ach schweigen wir lieber. — Pfui Spinne, Berlin!

    • Lichtblau sagt:

      So schön, danke! Meine Mutter hat mit mir schon früh Gedichte von Erich Kästner eingeübt, ich habe die geliebt. Wie stolz hätte ich erst den Ringelnatz vorgetragen 😉 …

  • Früher war's immer besser.... sagt:

    Super geschrieben! Endlich jemand, der es genau so sagt, wie es sich immer angefühlt hat – schwarz auf weiss- war eben halt auch immer etwas ein „durchwursteln“ mit schlechtem Gewissen. Schade, dass nun meine zwei Töchter schon – seit kurzem – erwachsen sind, wir hätten alle von diesem Artikel viel profitieren können.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Die Lösung des Problems? Damit aufhören!
    Aufhören mit – Idealen predigen, an die man selbst nicht glaubt! (Denn das, was Sie tun, das glauben Sie wirklich.)
    Aufhören mit den Kindern etwas vormachen.
    Rauchen, Alkohol trinken, selbst zu spät ins Bett gehen, Süsses schlemmen – dazu stehen! (Und falls ich nicht dazu stehen kann, muss ich mich fragen, warum ich es dann tue.)
    Kinder brauchen authentische Eltern, keine pseudomoralischen. Was glauben Sie jetzt wirklich? Solange Sie die Kinder anlügen, lügen Sie sich auch selbst an.
    Wie kann man nur glauben, dass man mit Heuchelei mehr Moral und Selbstverantwortung in den Kindern hervorbringt, als mit Authentizität?
    Wir können doch nicht von unseren Kindern Ehrlichkeit erwarten, wenn wir selbst nicht ehrlich zu ihnen sind.

    • Marie sagt:

      Dem ist nichts mehr beizufügen. Danke.

    • Andreas Casaleggio sagt:

      Seh ich genau so! Unsere Taten zeigen sehr genau wer wir sind, heucheln kann jeder und ist in unserer Zeit von Instagram und Facebook leider höchst im Trend… Authentisch sein! Da kann ich nichts mehr hinzufügen.

    • tina sagt:

      die logische schlussfolgerung ist doch, dass man nicht jedem alles unter die nase zu reiben braucht, wenn man davon ausgeht, dass authentische menschen nunmal nicht stets 100% vorbildlich sind. das hat mit heuchelei und lüge nichts zutun.

    • tina sagt:

      wie meinst du das?: „Rauchen, Alkohol trinken, selbst zu spät ins Bett gehen, Süsses schlemmen – dazu stehen! (Und falls ich nicht dazu stehen kann, muss ich mich fragen, warum ich es dann tue.)“
      ….der grund, dass du zu spät ins bett gehst, alkohol trinkst, rauchst, ist WEIL du dazu stehen kannst? das, mein lieber, ist geheuchelt :). der grund ist, dass du es dir nicht verkneifen konntest oder es halt so passiert ist. der grund warum du das nicht allen unter die nase reibst, ist, dass du keinen guten grund für dein handeln vorzuweisen hast und weisst, dass es dir nicht gut tut und du deinen kindern ein besseres vorbild sein solltest

      • tina sagt:

        das wichtigste habe ich ja vergessen, lag aber ja auf der hand: der grund, warum man solche dinge tut, die man tut aber auf die man vielleicht nicht grad stolz ist und die kinder nun wirklich nicht jedesmal mitkrigen müssen ist: dass man es geniesst.
        und ich finds wirklich keinen betrug an der vertrautheit oder ein regelverstoss gegen offenheit, wenn man sich dinge genehmigt, die nicht für kinder sind.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Danke für diesen ehrlichen Beitrag.
    Aber genau das ärgert mich so.
    Ja, es ist leider weitverbreitet. Und es ist eben genau das, was die Gesellschaft zu kraftlosen Heuchlern macht und es ist genau das, das auch die nächste Generation zu kraftlosen Heuchlern macht. Denn egal was wir sagen: wir geben unseren Kindern, unsere Werte weiter. Und wenn wir sie anlügen, wenn wir vor ihnen heucheln, dann werden wir ihnen genau diesen Wert mit in ihren Charakter pflanzen. Je geschickter wir es tun, um so subtiler wird er auch in ihrem Gefüge wurzeln schlagen.

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