Acht richtig gute Kinderbücher

Ein unterhaltsames und schön illustriertes Buch macht dem Papa und dem Knirps Freude. Foto: iStock

Vor einiger Zeit habe ich mich über allzu stereotype Kinderbücher geärgert. Hier nun der positive zweite Teil. Inzwischen haben wir die Bibliothek unseres Brechts aufgerüstet – dank vielen Tipps von Freunden und aus dem Internet. Und von Freunden aus dem Internet.

Diese Perlen will ich natürlich mit Ihnen teilen. Also die Bücher, nicht die Freunde. Setzen Sie sich zu mir in den Stuhlkreis, und lauschen Sie meinen acht Empfehlungen:

  • Ich bin kein grosser Fan von Büchern wie «Maximilian-Jake hat zwei Papis» und «Ali-Jason kommt aus einem fernen Land». Vielfalt muss als etwas ganz Normales vermittelt werden, und das macht «Das grosse Buch der Familien». In sachlicher Sprache und witzig illustriert zeigt es, wie vielfältig Familien sind. Dabei geht es längst nicht nur um Herkunft, sexuelle Orientierung oder Behinderungen, sondern auch um Hobbys, Essen, Wohnformen, Haustiere, Stimmungen und Ferien.
    Fischer-Verlage, ISBN 978-3-7373-6405-8

  • Es enthält drei Geschichten, die alle auch als einzelne Bücher erhältlich sind. Mein Favorit ist die mittlere: «Ich geh doch nicht mit jedem mit!»
    Wenn Ihre Kleine jedem Wanderer nachläuft, der ihr am Gartenzaun ein Stück Landjäger anbietet, dann lesen Sie ihr doch mal diese Geschichte vor. Sie handelt nicht von Männern mit Schnauzbart und Kastenwagen, sondern von Lu, die genau weiss, mit wem sie mitgehen darf und mit wem nicht. Da spielt es keine Rolle, ob die Oma vom Nebenhaus gütig lächelt. Steht sie nicht auf der Liste, geht Lu nicht mit. Lu ist eine gute Vorbildfigur, und sie zeigt, wie Selbstbewusstsein funktioniert.
    Loewe-Verlag, ISBN 978-3-7855-8496-5

  • Die Autorin fand es befremdend, dass Kinder früh von Adam und Eva hören, aber lange nichts von der Evolution. Deshalb hat sie ein Buch für Kindergarten- und Unterstufenkinder geschrieben, das erklärt, wie das Leben entstanden ist, und warum Libellen immer besser sehen. Wissenschaft, YAY!
    Verlag Susanne Leumann, ISBN 978-3-033-06186-6

  • Unser Körper ist eklig und faszinierend zugleich – das ist die Botschaft dieses Buches. Ideal für die frühe Bisi-Gaggi-Schnäbi-Phase und natürlich sehr lehrreich. Lustig illustriert mit vielen Ausklappern.
    Klett Kinderbuch, ISBN 978-3-941411-47-0

  • Noch nicht in Brechts Besitz, aber das wird unsere nächste Anschaffung sein. Warum Sexualität anhand von Bienen erklären, wenn man alle Tiere haben kann? Mit grossem Tierpenis-Vergleich.
    Klett Kinderbuch, ISBN 978-3-95470-169-8
    Exkurs: Diese Klassiker müssen Sie auch gelesen haben...

  • Bei Buchempfehlungen komme ich nicht umhin, ein paar etablierte Werke vergangener Jahrzehnte zu erwähnen. Zum Beispiel:
    das beste Aufklärungsbuch aller Zeiten. Ich habe es hier schon oft als Brechts Lieblingsbuch erwähnt und will deshalb nicht mehr viele Worte verlieren, ausser ... das Buch ist so alt: «Minimum», das Baby, wäre heute 41.
    Ravensburger, ISBN 978-3-473-35619-5

  • Die Vorgängerausgabe war mein Lieblingsbuch als Kind. Anhand von Mammuts sind darin allerlei physikalische Gesetze, Mechanik und Elektronik erklärt. Vom Flaschenzug über das Atomkraftwerk bis zum Smartphone. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, wie man Technik ohne Mammuts erklären kann.
    DK-Verlag, ISBN 978-3-8310-3072-9

  • Was die Geschlechterrollen angeht, muss man hier sehr grosszügig über den Standard der frühen 80er hinwegsehen. Ansonsten sind die Bücher von Richard Scarry einfach goldig. Witzig gezeichnet und getextet – wobei die deutsche Übersetzung alles noch witziger macht. Die Lehrerin heisst im englischen Original «Miss Honey» und in Deutsch «Fräulein Zuckertortel». ZUCKERTORTEL! Ich schmeiss mich weg.
    Delphin-Verlag, ISBN 978-3773549358

Nun denn, gehen Sie hin, und unterstützen Sie den lokalen Buchhandel.

Mehr zum Thema:
Kinderbücher zum Tasten, Riechen und Entdecken. Zum Blog >>
Wie man mit einem kleinen Kind Zeit zum Lesen findet. Zum Blog >>

31 Kommentare zu «Acht richtig gute Kinderbücher»

  • Balu sagt:

    Na toll, alles pädagogisch wertvoll … als ob ein Kind das spannend findet! Kein Wunder wollen sie später von Büchern nichts mehr wissen!
    Noch was: auch spannende Geschichten sind wertvoll, sie regen die Fantasie an und fördern Empathie & Allgemeinwissen. Nur so, wenn es denn unbedingt pädagogisch wertvoll sein muss.

    • Vierauge sagt:

      ich denke, dass spannende Geschichten auch pädagogisch wertvoll sind, weiss der Tschannen schon. Und ob Kinder später von Büchern etwas wissen wollen, hängt viel mehr davon ab, ob es überhaupt Bücher gibt im Haushalt und ob die Eltern auch gerne lesen.
      Ich hätte als Kind auch das Telefonbuch gerne gelesen, und damals in den 60ern gab es noch nicht soviele tolle Kinderbücher wie heute!

    • Der pädagogische Wert eines Buches liegt im Auge des Betrachters, oder so. Ich sehe keinen Zielkonflikt zwischen wertvoll und spannend.

  • Grimm sagt:

    „Acht richtig gute Kinderbücher“, schön und gut; und wann werden Acht falsch gute Kinderbücher vorgestellt? Wir vergiblen fast!

    F.G. S.

  • Roxy sagt:

    Schade, diese Tipps kommen einige Jahre zu spät für uns.

  • Daniele Lauffo sagt:

    Das Buch ‚Peter, Ida und Minimum‘ hatte ich vor 35 Jahren auch! Ich durfte damals unserer neuen Katze einen Namen geben und habe sie wegen diesem Buch ‚Minimum‘ getauft. 😀

  • Sportpapi sagt:

    Bei uns wird gerade „Beast quest“ verschlungen. Scheint sehr spannend zu sein.

    • Martin Frey sagt:

      Bei uns auch! 🙂

      • Martin Frey sagt:

        Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass mir nicht bekannt ist, ob diese Reihe die Kriterien an political correctness und pädagogischem Mehrwert auch erfüllt ;-)…

  • Sportkrücke sagt:

    Die „Olivia“ Bücher von Ian Falconer (ab 3 Jahren): schön gezeichnete Comics mit viel Humor

  • Maike sagt:

    Also ich hab in meinen Büchern als Kind gerne rumgekritzelt. Kann man bei einem eBook voll vergessen.

  • Vierauge sagt:

    ein Buch für unsere Jungs und uns gleichermassen: Das grosse Buch – Geschichten für Kinder, von Franz Hohler.

    Beispiel einer dieser Geschichten:
    „Es war einmal ein Zwerg, der war 1,89 m gross.“

    (die meisten Geschichten in diesem Buch sind allerdings etwas länger.)

  • Martin Moser sagt:

    Grosse Themen, die Sie sich da vornehmen, Herr Tschanen. „Du gehörst dazu“ und das Mammut-Buch werdens wohl auch in unsere Bibliothek schaffen. Danke für den Tipp. Damit der Nachwuchs aber auch mal ohne pädagogischen Nutzen was vorgelesen bekommen darf, hier meine zusätzlichen Empfehlungen: Findus und Peterson, Elmar (der Elefant), Wimmelbücher von Susanne Berner, Lindgren-Bücher lassen sich bereits ab 5 Jahren vorlesen, Die Schwarze Hand (Krimis für Kinder mit Bildern, auf denen man was entdecken muss).

    • Vielen Dank für die Tipps. Übrigens haben wir selbstverständlich auch viele Bücher, die keine besondere pädagogische Botschaft haben. Aber die hat man irgendwie sowieso immer … von früher, geerbt oder geschenkt gekriegt. Die vorgestellten Bücher sind sozusagen unser qualitative Feinjustierung des Kinderbücherregals.

  • 13 sagt:

    Oh, schöne Empfehlungen. Mir fehlt nur etwas die Altersangabe.

    Ich staune bei meinen Kindern auch, dass obwohl es Millionen von Kinderbüchern gibt, die Klassiker halt immer noch an erster Stelle stehen (Die kleine Hexe, Räuber Hotzenplotz, Pippi, Ronja Räubertochter, Jim Knopf etc.) und immer wieder erzählt werden können. Und ja, Sachbücher sind fast immer cool. Auch bei uns wird das Guinessbuch fast täglich gelesen.
    Ein Buch, das wir geschenkt bekamen und das geliebt wird, ist good night stories for rebel girls. Kurze, kindergerechte Porträts von 100 beeindruckender Frauen der Geschichte und der Gegenwart. Kann ich weiterempfehlen.

    • Altersangaben sind so eine Sache, finde ich. Stark abhängig vom Kind und davon, wie man an ein Buch rangeht. Man kann beim Vorlesen ja auch ein Buch für Ältere dem Kleinkind altersgerecht übersetzen. Irgendwann werden gewisse Bücher natürlich uninteressant, aber das kann ich mit dem vierjährigen Brecht noch nicht beurteilen.

  • LoGit sagt:

    Die Dory-Geschichten von Abby Hanlon

  • Colisa sagt:

    Einverstanden Rolf. Das ist so. Die Welt ändert sich, wir alle sind daran beteiligt.
    Eve: Diesen Satz verstehe ich nun gar nicht…

    • Vierauge sagt:

      was ist daran unverständlich? Tschannen empfiehlt 8 Bücher. Wieviele kann Ihnen die lokale Buchhandlung empfehlen?

  • Hotel Papa sagt:

    Mein Liebling für grössere, (Und Erwachsene)
    Philippe Hunemann, Benedicte Guettier: Leuchte, kleiner Glitzerfisch
    .
    Herrliche Parodie auf den Regenbogenfisch von Marcus Pfister.

  • Lucia sagt:

    Diese typische Denkweise eines Erwachsenen…

    Dem Kind ist doch die Zeit wichtig, welche Mama oder Papa sich nehmen. Es sind solche Erinnerug die bleiben… nicht die Geschichte. Oder Bücher.

    Welches Buch, von wem geschrieben, wie dick, wie teuer, Rezessionen und und und: ist doch dem Kind sowas von Wurscht!

    Zumal: Sie mögen diese Bücher gut finden, andere finden sie Käse.

    • Rahel S sagt:

      da stimme ich Ihnen nicht zu. Unsere Kinder lieben Buecher- aber nicht einfach irgendwelche- sie moegen gewisse Geschichten und andere gar nicht. Sie koennen sich stundenlang im Guinessbuch vertiefen (das ich eher langweilig finde) oder Walter und seine Freunde suchen („Wo ist Walter?“- empfehle ich sehr, auch fuer Erwachsene). Sie lieben Geschichten von Astrid Lindgren und Janosch. Und eher langweilige Buecher ohne grosse Handlung wollen sie nicht lesen oder erzaehlt bekommen.
      Ich erinnere mich auf jeden Fall noch gut an gewisse Buecher, die ich immer wieder vorgelesen bekommen wollte oder x-Mal anschaute/ selber las.
      Ich bin auf jeden Fall froh um Empfehlungen- entscheiden kann ich ja dann immer noch selbst.

  • Sportpapi sagt:

    Hm. Pädagogisch wertvolle (Sach-) Bücher. Und das lesen die Kinder gerne? Was würden sie denn lesen, wenn sie selber auswählen könnten?
    Freue mich immer, wenn meine mittlerweile durch die Bibliothek streifen. Und der älteste sich meine Bücher vornimmt, aber nach 100 Seiten weglegt, weil sie langweilig seien…

    • Das war ja jetzt einfach eine Auswahl. 4 der 8 Bücher erzählen übrigens durchaus eine Geschichte. Und natürlich empfehle ich nur Bücher, die dem Brecht auch gefallen.

  • Rolf Rothacher sagt:

    Finde ich seltsam, dieses „Nun denn, gehen Sie hin, und unterstützen Sie den lokalen Buchhandel.“
    Was ist der einzige nachhaltige Zweck des lokalen Buchhandels? Dass sich die Menschen DORT beraten lassen. Doch exakt das untergräbt Markus Tschannen mit seinen persönlichen Empfehlungen. Das ist so, als gäbe ich die richtigen Gesundheitstipps aber mit dem Hinweis, gehen Sie doch noch zum Arzt, damit dieser nicht verhungert.
    Nachhaltig ist lokaler Buchhandel ohne Beratung nicht, denn der logistische Aufwand ist im Vergleich zum Internet-Handel gigantisch.
    Wer CO2 sparen will, muss Bücher übers Internet als E-Books beziehen. Der lokale Buchhandel mit gedruckten Werken zerstört unsere Erde! (Ende der Satire)

    • Eve sagt:

      Sie tun mir echt leid. Wussten Sie, dass es noch andere Bücher im Buchhandel gibt?

    • Cybot sagt:

      Satire hin oder her, das Öko-Argument ist Unsinn, gerade wenn man ein Buch öfter liest. Und Kinderbücher werden dutzende und hunderte Male gelesen. Das eBook braucht dabei jedes Mal Strom, da ist der Break-even eines gedruckten Buchs ziemlich schnell erreicht. Und wenn Sie statt dem sparsamen Reader ein buntes Tablet nehmen, was bei Kinderbüchern wohl zwingend wäre, geht es noch viel schneller. Ein eBook ist allenfalls ökologischer bei Büchern, die man einmal liest und dann wegwirft. Aber auch dann nur, wenn man einen Reader für sehr viele Bücher benutzt – aber die Dinger gehen selbst in Erwachsenenhänden viel zu schnell kaputt.

      • Seeländer sagt:

        Ich glaube man kann gar nie soviele Seiten weit blättern (denn nur dann braucht der Reader Strom) bis man den Stromverbrauch eines gedruckten Buches überholt hat (vom Wasserverbrauch reden wir da noch gar nicht)
        Selbst wenn man die Herstellung eines Readers miteinberechnet, aber dann müsste man auch den Ressourcenbedarf von allen Büchern rechnen, die man auf dem Reader während seiner Lebensdauer liest miteinbeziehen.
        Somit ist ihre Aussage, gegen das Öko-Argument hinfällig!

      • maia sagt:

        @Seeländer: Ich möchte mich nicht in die Diskussion einschalten, aber das interessiert mich: Benötigt ein Reader wirklich nur Strom wenn „Seiten“ geblättert werden? Ich dachte bis anhin immer, dass auch auf einem Reader der Display irgendwie „leuchtet“.

    • 13 sagt:

      Ich bin selber en grosser Fan des E-Book-Readers und lese praktisch nur noch so (bis auf einige meiner Lieblingsbücher, die ich einfach auf Papier haben muss). Aber wir sprechen hier über Kinder und nicht über Erwachsene. Kinder lesen nicht einfach so ein Buch, sie erleben es. Es geht ihnen auch nicht einfach um den Text. Sie wollen die Bilder sehen (gross und in Farbe), es befühlen, riechen, hin und her blättern, alles auf einmal aufnehmen. Das kann man mit einem solchen Gerät schlicht vergessen.

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