Warum das mit der Fremdbetreuung schwierig ist

Das E in der Vereinbarkeit: Emotionen haben in unserem Wirtschaftssystem wenig Platz. (Foto: iStock)
Ist das erste Kind unterwegs, nimmt man die weitere Planung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in die Hand wie jedes andere Projekt: Man informiert sich, wägt ab, bespricht es mit dem Partner, evaluiert die eigenen Möglichkeiten. Dabei bleibt man sachlich, realistisch: Wie viel kostet ein Krippenplatz? Wer kann wie viel reduzieren? Wie lange soll die Babypause dauern? Diese fälschlich als «Urlaub» bezeichnete Auszeit, sie wird immerhin geplant wie ein solcher: Statt Reiseführer konsultiert man Babyapps, anstelle von Hotels vergleicht man Kinderkrippen. So war es auch bei mir.
Der Plan vor dem ersten Kind: Ich würde schrittweise wieder anfangen zu arbeiten, nach fünf Monaten dann wieder 60 Prozent, womit ich leicht über dem Deutschschweizer Durchschnitt von 53 Prozent liege. Den Krippenplatz hatte ich – denn so wurde mir geraten – noch im ersten Trimester sichergestellt; wir waren also tipptopp parat. Nur eines bereitete mir Sorgen: Würde ich mich nicht langweilen während der Babypause? So ein paar Monate lang?
Und dann war er da, der Moment, und ich wurde zum ersten Mal Mutter. Mit dem hormonellen Harvey kam eine nicht nur mir vorher unbekannte Liebe, sondern auch die überwältigende Verantwortung für einen Menschen in mein Leben. Die Prioritäten veränderten sich. Und – oh Schreck – ich mich auch.
Ein Bein nach links, eines nach rechts
Bald fing es in mir an zu reissen: Das Bedürfnis nach dem Ich auf der einen Seite – die Bindung zum Kind und der Wunsch, es jederzeit zu beschützen, auf der anderen. Ich war angekommen im Spagat, den jede erwerbstätige Mutter kennt. Ich hatte alles geplant, was man planen kann, und dabei vergessen, dass es auch eine Unbekannte in der Gleichung gibt: meine eigenen Emotionen – das E in der Vereinbarkeit. Das E, das eben gerade nicht berechen- oder planbar ist.
Das Ende meines Mutterschaftsurlaubs kam immer näher. Ich sehnte mich nach Langeweile – mittlerweile ein Fremdwort –, aber das Ende der Babypause lag mir auf der Seele wie ein Stein. Ich wollte Kind UND Karriere. Ich wollte emanzipiert sein. Aber ich wollte gleichzeitig mein Kind in den besten Händen wissen. «Warum hat mir das vorher niemand gesagt?», sagte nun auch ich.
Selber schuld?
Ich meinte damit nicht den organisatorischen Kraftakt, den eine Familie und ein Job mit sich bringen, denn der wäre wohl irgendwie zu bewältigen. Sondern die Zerrissenheit zwischen dem Gefühl, mit meinem Kind zusammen sein zu wollen, und gleichzeitig das Verlangen nach der Bestätigung, die ein beruflicher Erfolg mit sich bringt. Niemand klopft uns nämlich auf die Schulter, wenn wir einen Trotzanfall mit viel Geschick umschifft haben. Auch wenn das vielleicht die grösste Leistung des Tages war. Stattdessen bewältigen wir den täglichen Balanceakt zwischen Erwerbs- und Heimarbeit mit einem ständig schlechten Gewissen, weil wir weder hier noch dort die Besten sind, sondern einfach «okay».
Daran sind wir selbstverständlich auch wie immer selbst schuld. Denn die Entscheidung, berufstätig zu sein, liegt in den allermeisten Familien, die nicht zwingend auf ein zweites Einkommen angewiesen sind, bei der Frau. Während die meisten Väter – genau genommen 97,7 Prozent laut dem Bundesamt für Statistik – nach der Geburt des ersten Kindes weiterhin 100 Prozent arbeiten, arbeiten die neuen Mütter vor allem Teilzeit, auf eigenen Wunsch.
Mehr Kinderkrippen – mehr arbeitende Mütter?
Lange vor dem ersten Kind hegte ich einmal Pläne, selbst eine flexible Kinderkrippe zu eröffnen, mit extra langen Öffnungszeiten. Der Arbeitstitel war – mit viel Ironie selbstverständlich, aber trotzdem bezeichnend – «Get rid of your kid». (Ja, ich finde das heute auch jenseits.)
Ich dachte damals, die Probleme rund um die Vereinbarkeit liessen sich doch easy mit bezahlbaren und flexiblen Krippenplätzen lösen. Dass ich mein Kind vielleicht gar nicht loswerden wollen würde, sondern im Gegenteil seine Gesellschaft allen anderen vorziehe – dieses Gedankenexperiment führte mein noch kinderloses Ich nicht durch.
Mehr Kinderkrippen – das ist auch der Masterplan des Bundesrats, um wieder mehr Frauen zurück in die Arbeitswelt zu holen. Aber auch dort, wo es genügend Kita-Plätze hat, sind die Kosten so hoch, dass sich das zweite Einkommen – meist das der Frau – gar nicht mehr lohnt. Arbeitet sie mehr als 40 Prozent, könnte sie in vielen Kantonen den dritten Tag auch gleich zu Hause bleiben, da der Lohn direkt in die Kinderbetreuung fliesst.
Verlängerung der Babyzeit
Ich kenne keine einzige Mutter, die nach 14 Wochen gesetzlichem Mutterschaftsurlaub fröhlich pfeifend ihr Kind in die Krippe bringt. Diejenigen, welche es sich leisten können, verlängern die Babypause auf fünf oder sechs Monate.
Emotionen, da weiblich konnotiert und deshalb als Schwäche empfunden, mit der es umzugehen gilt (aber da machen wir jetzt ein komplett neues Fass auf) – diese Emotionen haben es schwer, mit wirtschaftlichen Fragen in Verbindung gebracht und ernst genommen zu werden. Dass eine Elternzeit oder zumindest ein flexibler Vaterschaftsurlaub genau hier ansetzen würde, weil wir Frauen mit einem guten «Gefühl» und vor allem mit einem gleichberechtigten Partner unsere Arbeit wieder aufnehmen könnten, wird nicht diskutiert. Dabei ist es genau das E in der Vereinbarkeit, das selbige auch heute noch so verdammt schwer möglich macht.
Und warum hat mir das niemand gesagt? Vielleicht, weil ich es selbst nicht geglaubt hätte.
Dieser Text erschien als Erstes auf anyworkingmom.com.
Weitere Postings zum Thema: «Mütter, was ihr leistet, ist enorm!», «Unsere neuen Dienstmädchen», «Und was ist mit den Kindern?».
111 Kommentare zu «Warum das mit der Fremdbetreuung schwierig ist»
Arme Kinder. Geopfert auf dem Alter von Wirtschaftlichkeit, Egoismus und Gefühllosigkeit.
Dass die Ausbildung der (über-)lebenswichtigen Mutter-Kind-Bindung nicht in ein paar Wochen und auch nicht in ein paar Monaten abgeschlossen ist, sollte heutzutage hinlänglich bekannt sein. Auch die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, ab wann ich mein Kind in eine sog. „Fremdbetreuung“ übergebe, sichert in keiner Weise dem Kind sein Recht auf diesen wichtigen Entwicklungsschritt, dessen Fehlen (auch ein partielles) Auswirkungen auf sein ganzes Leben haben wird.
Doch die Verantwortung liegt nicht nur bei den (potentiellen) Eltern, egal aus welchem Milieu. Unser gesamtes Wirtschafts-/Gesellschaftssystem ist gefordert. In vielen Schulen sind Folgen dieser Emotionslosigkeit offensichtlich.
Luxusprobleme. Die Krippe diente ursprünglich dem Zwecke, alleinerziehenden Elternteilen Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Sie wurde dann jedoch schnell dazu gebraucht bzw. missbraucht, Eltern, die Wert auf berufliche Fort-und Weiterenticklung (Karriere) legten, eine Kinderbetreuung zu ermöglichen, im Rahmen einer sog. „Work-Life-Balance“, also ein bisschen von diesem, ein bisschen von jenem, und dazu reduzieren wir noch das Arbeitspensum usw. Das wird staatlich honoriert, indem berufstätige Eltern aufgrund ihres 150%-Teilzeiteinkommens Zuschüsse für Betreuungsgutscheine bekommen. Reine Rosinenpickerei. Niemand fragt die Kinder, wozu auch, die können mit sechs Monaten eh noch nicht reden 😉 Was nervt: eben, das „Work-Life-Balance“-Gequatsche, das zum Erfolgsrezept aufgeblasen wird.
Andererseits
Diese emotions Frauen wollen dann die Wirtschaft führen ???
Wir haben aber ein marktwirtschaftliches Wirschaftssystem, dessen Mechanimus solchen Journalisteninnen nicht zu erklären ist.
Da ja 80 Prozent der Kaufentscheide Frauen fällen, wären grosse Firmen mit NUR diesen emotions Frauen schnell bankrott, da Frauen bei den bösen rationalen Männerfirmen einkaufen würden.. Diese Frauenfirmen wären zu teuer, zuwenig Qualität, zuwenig zuverlässig, nicht Kundenorientiert………
Und Sie könnte dann bis ans Lebensende wieder Artikel über die böse Männerbevorzugende Wirschaft schreiben……….
Selbstreflektion sieht anders aus.
Voellig am Thema vorbei ihr Kommentar.
Ziemlich interessant, gerade weil es hier um eine „IST-Situation“ (Realität) geht und nicht um „Wenn-dann-Situation“.
Wie die Frankfurter Allgemeine in einem Artikel vom 28. Januar (nicht online, nur in der Druckausgabe) berichtet, führen kostenlose Betreuungsplätze für kleine Kinder nicht dazu, dass Frauen verstärkt arbeiten gehen. Mit diesem Argument hatten zahlreiche Bundesländer die Gebühren für Kindertagesstätten zumindest teilweise abgeschafft, und die SPD versprach im Wahlkampf kostenlose Kita-Plätze für alle. Eine Studie, die zwei Forscherinnen des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) erstellten und die der Frankfurter Allgemeinen vorab vorliege, zeige nun, dass zwar mehr Kinder eine Kita besuchten, Frauen deswegen aber keineswegs vermehrt arbeiteten.
Das liegt daran, dass in Deutschland Kitas kostenlos sind, zumindest in bestimmten Bundesländern. Und wo sie nicht kostenlos sind, kosten sie immer noch nur einen Bruchteil von dem, was sie in der Schweiz kosten.
Ähm, Entschuldigung, aber das würde ja bedeuten, dass wenn die Kitas kostenlos sind, dann arbeiten Frauen nicht „mehr“, wenn die Kitas was kosten, aber schon?
Also müssen Kitas kosten, ansonsten gehen Frauen nicht mehr arbeiten, und dass wollen ja Feministinnen, Wirtschaft und wer-auch-immer.
Komme bei dieser Ideologie echt nicht mehr draus. Ist aber nicht schlimm, geht vorbei!
@Siggi: Auch in der Schweiz werden die Kitas nicht nur genutzt, damit die Eltern zu der Zeit arbeiten können. Und auch in der Schweiz hat die Arbeitstätigkeit der Frauen keineswegs dem massiven Ausbau der Betreuung entsprechend zugenommen.
Nicht nur das E geht vergessen, sondern auch das K.
Es ist nämlich aus meiner Sicht (männlich mit frau und kind, 5 tage Krippe, 2x 100% Arbeit) vor allem eine kulturelle Frage.
Schaue ich habe uns unsere Krippe an, sind die 5 Tage Krippekinder ausschliesslich der Nachwuchs von fremdländlischen oder binationalen Paaren. Und in dieser Gruppe gibt es die Diskussion Teilzeit etc nicht, und zwar nicht weil die Einkommen zu klein wären sonst.
Wir (CH/F) leben super mit diesem Modell und es klappt bestens.
In vielen Ländern ist die /Schule/Kita von 9-16 Uhr.Der Nachmittag in südlicheren Gebieten fängt erst an.Da wird dann noch viel unternommen.Hier um 18 Uhr nach der Krippe ist der Tag für das Kind doch gelaufen.5 Mal pro Woche ist schon sehr viel.Vorallem wenn man nicht Vollzeit arbeiten muss.Klar,komme selbst aus F,ist dort normal.Wird aber immer mehr in Frage gestellt…
Darf ich da mal ganz unbedarft nachfragen, wozu Sie überhaupt ein Kind bekommen haben? Um die Krippe zu befüllen? – Denn das verstehe ich ja nicht: Wenn Sie beide 100% arbeiten und auch sicher mal Überstunden machen, dann sehen Sie das Kind doch maximal 1 Stunde am Morgen und 1 Stunde am Abend. Das ist wie in der DDR, in der Tat eine andere Kultur. – Was Sie vergessen: in F oder D arbeiten die Leute nur 35-38 Stunden, also effektiv einen halben Tag weniger als hier in CH. Und es gibt durchschnittlich ein bis zwei Wochen mehr Urlaub im Jahr als in CH.
Wie gesagt, das Verständnis fehlt wegen kulturellen Hintergrund
Mit der Geburt kommt das Abschiednehmen, vom ersten Tag an, immer wieder. Die Frage, ab wann „Fremdbetreuung“ muss jede Familie für sich entscheiden: ob mit 14 Wochen oder erst mit dem Kindergarten. Und wie viel „Fremdbetreuung“ ebenso: ob 1 Tag oder 5 Tage pro Woche. Und was heisst eigentlich „Fremdbetreuung“? Grosseltern, Freunde, Nachbarn, Kita… (wenn es nach manchen Kommentarschreibern geht, ist schon der Papa „Fremdbetreuung“) – es gibt so viele Möglichkeiten, und das eine ist nicht immer per se besser oder schlechter als das andere. Ich persönlich denke, eine Mischung ist meist nicht so schlecht: bei uns heisst das 3 Tage Kita, 1 Tag Mama, 1 Tag Papa, 2 Tage alle zusammen Wochenende. Und hier funktioniert eben auch die GleichbeRECHTigung und Gleich-„PFLICHT“…
Und ich glaube einfach auch, dass Fremdbetreuung nicht grundsätzlich so schwer traumatisierend sein kann, wie viele das darstellen: sonst wären ja ganze Nationen von Psychopathen bewohnt… Menschen sind mit einer natürlichen Resilienz ausgestattet, was bedeutet, dass man mit suboptimalen Bedingungen umgehen kann. (Die Frage, ob es für Kinder besser ist, in einer geschützten „Mama-Blase“ aufzuwachsen, lasse ich mal dahingestellt.) Klar gebe ich meine Kinder nicht Wildfremden in die Obhut, aber ich vertraue meinem Bauchgefühl gegenüber unserer Kita: diese Menschen sind eben nicht „fremd“. Sicher gibt es Tage, an denen wären wir lieber zusammen. Aber es gibt wahrlich auch Tage, da wünschte ich, ich wäre im Büro und sie in der Kita. Und wir alle überleben all diese Tage wunderbar…
Sehe und lebe ich genau so. Bei den Kindern sieht man dann am besten, wie gut ihnen und ihrer ganzen Entwicklung eine solche „gleichberechtigte“ Mischung tut. In der Schweiz braucht es wohl noch ein paar Generationen, bis dies bei der Mehrheit angelangt ist. Immerhin geht der Trend (wenn auch langsam) in die richtige Richtung.
traumatisierend können jedenfalls auch tanten und cousins sein
Naja, bei den meisten Menschen dieser Welt wachsen Kinder bei den Eltern auf oder bei den allernächsten Verwandten. Länder, die sich durch Fremdbetreuung auszeichneten, waren v.a. die Ostblockländer, die einerseits die Frauen in die Produktion und die Kinder unter Kontrolle bekommen wollten. Ob nun in Russland, in der Sächsischen Schweiz, in Rumänien mehr Psychopathen leben als z.B. in Italien, Kanada oder Holland, weiss ich nicht, aber ich wage private Vermutungen …
Wieder wird emotional dieses komplexe Thema angegangen statt rational. So kommen wir in der Deutschschweiz natürlich nicht vom Fleck mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es soll doch auch Väter geben, die gehen höchst ungern zur Arbeit u wollen lieber zu Hause bleiben. Soll es tatsächlich geben, genau so wie Mütter es nicht gerne tun. Das ist ein menschliches Problem in einer monetären Gesellschaftsstruktur. Es müssen aber Rechnungen bezahlt werden, damit der Alltag funktioniert. Dafür können die Schaffung erwähnter Infrastrukturen ihren Beitrag leisten, damit dieses Wechselbad der Gefühle etwas einfacher in den Griff zu bekommen ist. Auch ich hatte Mühe damit. Aber meine Ausbildung u deren Anwendung im Berufsleben in den Sandkasten setzen? Nee.
ja was nun, werte widerspenstige?
Ohne Emotionen und Gefühle (…angegangen statt rational.)
oder
dann doch mit (subjektiven) Gefühlen (….damit dieses Wechselbad der Gefühle etwas einfacher in den Griff zu bekommen ist)?
UNd nein, ich sehe nicht ein, wieso ich Ihnen für Ihren Lebensentwurf und Ihre Wechselgefühle rational einen Beitrag leisten soll zur Familienbewältigung.
Ich meine, man sollte nicht die eigenen Bedürfnisse in diesem expliziten Bereich privater Entscheidungen auf die gesamte Gesellschaft ausbreiten.
Aha, das Zerzausen meiner Aussagen folgt bei Fuss. Ich finde auch, dass man Kosten für den Unterhalt von öffentlichen Infrastrukturen (zB Wanderwege, Fussballstadien, Eishallen, Sportplätze) nicht länger auf die gesamte Gesellschaft abwälzen sollte. Auch Börsenkurse haben in einem öffentlich-rechtlichen Medium nichts zu suchen vor einer ‚Tagesschau‘. Das sind private Interessen etc.
zysi, wenn auf dieser Basis diskutiert werden soll, dann müssen wir sämtliche Infrastrukturen im Lande infrage stellen oder wenigstens eine Liste davon erstellen, wem diese vorwiegend nützen sollen. Dann ergibt sich eine Gegenüberstellung von Wertschöpfung von bisher als Selbstverständlichkeit angesehenen Einrichtungen vs. unbeachtete Institutionen bzw. Leistungsträger.
Ich wollte eigentlich nur die sich widersprechenden Aussagen besser verstehen können.
Aber den unstatthaften Vergleich von Kosten zwischen Menschen und Infrastruktur aus Freizeitbeschäftigungen nehme ich mal so zur Kenntnis.
Oder zahlen Sie mir dann in den Sportstadien jeweils auch die VIP Lounge für einen Saison, dann bringe ich derweil gerne meine Kinder in die KITA…
Fatal ist in meinen Augen hauptsächlich, dass Frauen die einem so wichtigen und anspruchsvollen Beruf nachgehen – nämlich die nächste Generation, also die Zukunft zu schützen, pflegen, begleiten – oft als egoistisch, faul, ja sogar neurotisch hingestellt werden. Würden Mütter/Hausfrauen mehr gewürdigt hätten wohl noch viel weniger das Bedürfnis extern nach Anerkennung zu suchen und könnten mit gutem Gefühl ihrer inneren Stimme folgen. Zum Wohl von Kindern und der Gesellschaft als Ganzes.
Wo bitte steht, dass es am besten für Kinder ist, ausschliesslich von der Mutter betreut zu werden? Besser als der Austausch mit andern Kindern in der Kita? Besser als wenn der Vater ebenfalls eine Hauptbezugsperson ist? So was von altmodisch und überholt diese Ansicht. Wenn Mütter zu Hause bleiben wollen, sollen sie das tun, aber sie sollen aufhören zu behaupten, es wäre das einzig Richtige für die Kinder.
Fatal ist in meinen Augen hauptsächlich, dass die Berufstätigkeit der Mütter als „ihr Bedürfnis extern nach Anerkennung zu suchen“ dargestellt wird und nicht etwas als Lohnerwerb. Und warum haben eigentlich praktisch alle Väter das Bedürfnis weiterhin 100% zu arbeiten, anstatt die nächste Generation, also die Zukunft zu schützen, pflegen, begleiten? Und warum wird dieses einfach so akzeptiert?
@13: Haben Sie das noch nicht gemerkt? Mütter in der Schweiz arbeiten um „sich etwas dazu zu verdienen“, „sich selbst zu verwirklichen“, „am Ball zu bleiben“ und „etwas aus dem Haus zu kommen“. Arbeiten um die Familie zu ernähren wird hier nur von den Männer erwartet.
@ Jane
Sie vergessen den Zweitwagen und die teuren Ferien dreimal pro Jahr. Aber ja, genau hier sollte das Umdenken beginnen. Wenn es nämlich „normal“ wäre, die Miete und die Krankenkasse aus dem Lohn der Frau zu bezahlen und dafür das Ferienkonto mit dem Geld des Mannes zu füllen, dann würden weniger Sachen, sie arbeite für den Luxus, sondern eher „Er arbeitet Vollzeit, obwohl er es gar nicht müsste.“ Ich arbeite seit einigen Jahren Vollzeit, mein Mann Teilzeit, wir könnten mit gewissen Anpassungen von meinem Lohn relativ gut leben, viele Familien haben weniger, aber noch kein ein einziges Mal haben wir von jemanden gehört, dass er arbeitet, obwohl er nicht muss.
@13: Der ganze Artikel basiert darauf, dass die Familien überhaupt über eine Wahlmöglichkeit verfügen, weil es ihnen wirtschaftlich gut geht.
Und dass Frauen, viel mehr als Männer, Mühe haben damit, das Kind in Betreuung zu geben und ausser Haus zu arbeiten.
„Denn die Entscheidung, berufstätig zu sein, liegt in den allermeisten Familien, die nicht zwingend auf ein zweites Einkommen angewiesen sind, bei der Frau. Während die meisten Väter – genau genommen 97,7 Prozent laut dem Bundesamt für Statistik – nach der Geburt des ersten Kindes weiterhin 100 Prozent arbeiten, arbeiten die neuen Mütter vor allem Teilzeit, auf eigenen Wunsch.“
Insofern wird die volle Erwerbstätigkeit des Mannes nicht nur akzeptiert, sondern meist erwartet. Im Gegensatz zum Lohnerwerb der Frau.
@Jane Doe: Auch wenn Sie das natürlich ironisch meinten: Aber ja, genau so ist es meist.
@ Sp
Was ich vom Artikel halte, kannst Du nachlesen, hier ging es mir um den Kommentar, aber es ist für mich schon sehr bezeichnend, wenn die Wahl heisst: „Frau arbeitet“ oder „frau arbeitet nicht“ oder vielleicht noch „Frau arbeitet ein Kleinstpensum“. Und ja, ich kritisiere diese Erwartungshaltung.
@13: Was ist an dieser Wahl auszusetzen? Alle Optionen offen.
Fatal ist, dass allgemein die Fähigkeit nachzulassen scheint, von eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Wertvorstellungen und Lebensentwürfen zumindest so weit abstrahieren zu können, um auch andere daneben stehen lassen zu können (akzeptieren, respektive würdigen würde den Rahmen bereits hoffnungslos überspannen, scheint mir).
Herrlicher Artikel. Ja, die Emotionen sind nicht so planbar oder voraussehbar – ohne dass man deswegen gerade ein Emotionsbündel sein muss. Mein Fazit: es ist gut, sich zu informieren, zu planen, für die individuelle Situation sinnvolle Entscheide zu treffen. Und es ist völlig ok, diese nach dem „Realitätscheck“ wieder anzupassen. That’s life!
Ich habe zwar erst die Hälfte gelesen aber: Chapeau! Endlich wird das Kernthema auf den Punkt gebracht.
Erstens: Es gibt diese Bindungshormone und diese machen Mütter zu Müttern. Im Laufe 100’000er Jahre Evolution entwickelt damit Babies und Kleinkinder aller bestens aufgehoben sind. Dies auch der Grund warum kinderlose Frauen – und Männer in dieser Debatte nicht wirklich mitreden können. Erst die entsprechende Hormonlage ermöglicht den erforderlichen Blick auf das Kindswohl, nur so ist Frau in der Lage dieses Kindswohl überhaupt richtig einzuschätzen.
Zweitens: das Problem ist für die wenigsten Frauen, dass sie nicht extern Karriere machen können. Das Interesse daran verliert sich sehr oft sobald das erst e Baby da ist. Nicht so das Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung.
Danke für den Lacher, ich habe mich sehr über den Charme der 1950er Jahre amüsiert. Selbstverständlich können auch aktive und präsente Väter das Kindswohl richtig einschätzen. Man muss nicht stillen, um Bindungshormone auszuschütten.
Schön, dass Sie darüber lachen können. Ich finds eher zum heulen, wenn jemand in der heutigen Zeit noch solchen Mist von sich gibt.
@JaneDoe&Anyworkingdaddy:
Schade das ihr euch nicht mal die mühe macht, Corine zu verstehen.
Warum um alles in der Welt wird die Hausarbeit und das Managen einer Familie derart gering geschätzt?
Warum nur müssen Frauen zwingend Berufstätig sein, um die entsprechende Gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten? Wieso ist etwas schlecht, nur weil es schon seit langem existiert?
Ihre Arroganz scheint gross zu sein…..
joe: weil es eben nicht schon lange existiert und viele heikle faktoren beinhaltet. mutter zuhause muss man sich leisten können. die kinder sind ab 6jährig spätestens täglich 6 stunden ausser haus, also kein grund wegen dem kind zuhause zu sein.
es ist ja nicht verboten, es sich so einzurichten, aber warum soll eine nicht erwerbstätige mutter mehr hochachtung bekommen als eine erwerbstätige? und wieviel hochachtung bekommt denn so ein sagen wir elektroinstallateur für seinen beruf?
die heiklen faktoren sind:
– bei einer über 40% wahrscheinlichkeit einer trennung ist es ein grosses risiko, darauf zu setzen, dass einem das schon nicht passieren kann und wenn, dann findet man einfach so wieder den einstieg, wie alle anderen erfolgreichen wiedereinsteigerinnen.
– man trägt halt dazu bei, dass in der gesellschaft das bild des finanziellen alleinfamilienernährers weiter bestehen bleibt, mit allen nachteilen für männer, nämlich der scheidungspraxis so wie sie nun ist („zahlvater“), wenig vom kind haben wenn es klein ist (wie hier den berufstätigen frauen vorgeworfen wird)
– einseitige belastung für beide elternteile = risikofaktor
– enorme last auf den schultern des einzelnen, denn auch krankheit und unfälle passieren nunmal
@tina: Ein gesellschaftliches Bild und die individuelle Beurteilung eines Gerichtes sollte eigentlich nichts miteinander zu tun haben…
Ich bin nach 14 Wochen freiwillig wieder arbeiten gegangen und hatte volles Vertrauen in die Krippe. Ja, und wie macht man das mit den Emotionen? Ich habe mich gefragt, wie Männer das so hinkriegen (die haben ja glaub auch Emotionen) und von Ihnen etwas gelernt: Anstatt wie viele Frauen andauernd bei der Krippe nachzufragen (warm angezogen? gegessen? geschlafen?) und sich nicht auf Ihren Job zu konzentrieren, habe ich mir gesagt „no news are good news“. Beim Arbeiten bin ich geistig zu 100% dort, zu Hause zu 100% bei meiner Familie. Das kann man auch ein Stück weit erlernen und üben. Und es tut allen Beteiligten gut.
Like!
Warum den ein schlechtes Gewissen weil man hier und da nicht die Beste ist sondern «nur» okay? Warum reicht okay nicht einfach mal?
Leider ein sehr klischeehafter Artikel, der direkt konservativem Gedankengut in die Arme spielt. Die Frau, die nach der Geburt eh nur von Emotionen gelenkt wird und lieber immer beim Kind bleiben möchte und in der Arbeitswelt nicht mehr volle Leistung bringen kann. Oh je. War bei mir ganz anders. Natürlich war das in die Krippe geben nach (bei mir) 4 Monaten nicht einfach und emotionslos, aber dennoch für beide Seiten das Richtige. Und ich finde es immer sehr komisch, wenn jemand denkt, dass nur er/sie gut genug ist, das Kind zu betreuen. Das finde ich schon fast egoistisch. So haben mir die langjährigen Krippenbetreuerinnen auch bestätigt, dass viel mehr die Eltern Probleme mit dem Abgeben haben als die Kinder.
Schlagen Sie doch bitte mal das Wörtchen „Selbstbetrug“ nach. Es dürfte Ihnen helfen, beim Reflektieren Ihrer Situation.
Und ja, ich kenne kein Kleinkind, dass nicht lieber bei seiner Mama wäre, als in einer Krippe. Das sagen sie mir jeweils, wenn die Krippe auf dem gleichen Spielplatz halt macht, wie ich mit meinen Kindern spiele. „Oh! Diese Kinder haben aber ein Glück, dass ihr Mami immer bei ihnen ist. Wieso nimmt sich mein Mami keine Zeit für mich?“, sowas höre ich die ganze Zeit, von zwei-/dreijährigen. Aber hey, reden Sie ihr egoistisches Leben nur schön. Und dann wären wir wieder beim Selbstbetrug. Ihnen einen schönen Tag.
Hi hi, da haben Sie ja gerade das passende Wort für sich selber gefunden. Aber man hat ja heute sonst nicht mehr so viele Argumente dafür, die Kinder immer schön am eigenen Rockzipfel hängen zu haben
@ A.Z.
Hahaha, genau zu solchen Gedankengängen sind 2-3j ganz sicher in der Lage und äussern das einfach so die ganze Zeit!!! irgendwelchen Fremden gegenüber auf dem Spielplatz, warum auch nicht. Das ist vermutlich nicht einmal Selbstbetrug, sondern eine schlichte Lüge. Nun, ich habe auch eine knapp 3-Jährige zu Hause und die sagt eher so Dinge wie „Ich habe Hunger.“ „Meine Windel ist nass“, „ich will ins Bett“ oder „ich will ein Puzzle“, also geht die egoistische Mami arbeiten, um ihr Essen, Windeln, Puzzles und ein warmes Bett zu ermöglichen.
Mein zweijähriger Sohn kann leider noch nicht solche komplexen Sätze von sich geben. Liegt es möglicherweise daran, dass er zu oft in der Kita ist? Können Sie mich aufklären, da Sie sehr allwissend zu sein scheinen? Wissen Sie zufälligerweise auch, wieso die Kinder nur das Mami und nicht den Papi vermissen?
man könnte genauso argumentieren, dass Sie sich etwas vormachen, Frau Zumerblatten. Es gibt nicht die eine wahre Wahrheit und jede Familie und jedes Kind ist anders. Vielleicht ist ja auch nur die Kita schlecht, die regelmässig ihren Spielplatz besucht? Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss, ist, dass solche Pauschalurteile wie Ihres sicher nicht zutreffen.
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Wenn Ihr Lebensentwurf für Sie stimmt: Glückwunsch, es sei Ihnen gegönnt. Ich wäre mit diesem Lebensentwurf aber nicht glücklich – und meine Familie wäre mit einer unglücklichen Mutter auch nicht weiter. Wenn es Ihnen hilft, können Sie Mütter wie mich (und Lena) auch weiterhin als Opfer unserer eigenen Selbstwahrnehmung sehen.
Ich bin auch eine Mutter, die sich dazu entschieden hat, zunächst zuhause beim Kind zu bleiben. Aber ich habe noch nie drittbetreute Kinder auf dem Spielplatz solche Sätze schwingen hören – und schon gar nicht Zweijährige… Was ich zudem noch nie verstanden habe ist, weshalb man die Lebens-/Familienmodelle anderer schlecht reden muss, um die eigenen zu rechtfertigen. Das hat für mich immer – egal aus welcher Richtung kommend – einen sehr fragwürdigen Beigeschmack.
wow, 2jährige kinder können solche komplexen sätze absondern? das haben sie bestimmt nur dank der krippe gelernt ;-).
diese zwei- und dreijährigen haben aber einen super Wortschatz für ihr Alter!
Wow, Frau Zummerblatten, warum sind Sie so wütend?
Lena, ich teile ihre Erfahrung. Auch ich bin überzeugt, dass die Krippe für unsere Familie für alle Beteiligte das Richtige ist. Wir geniessen die gemeinsame Zeit sehr, nichtsdestotrotz sind die Arbeits/Krippentage für alle sehr wertvoll.
@ A.Z.
Wirklich? Sie erleben es dauernd, dass 2jährige auf dem Spielplatz zu ihnen kommen und über ihr Familienmodell diskutieren?
Ich denke mir bei solchen Antworten immer, dass mir kein Krippenkind so leid tut, wie das Kind, das nur zu Hause betreut wird, aber da so wenig Toleranz gegenüber anderen Menschen und Lebensentscheiden mitbekommen hat. Ich bin nicht sicher, ob diesem Kind wirklich ein Gefallen getan wurde.
„Oh! Diese Kinder haben aber ein Glück, dass ihr Mami immer bei ihnen ist. Wieso nimmt sich mein Mami keine Zeit für mich?“
Zwei- bis Dreijährige sagen Ihnen so etwas, von sich aus? Aha, alles klar….
@Adelheid Zumerblatten: S
Unserer hat Mami am Freitag und am Wochenende, unter der Woche auch abends und nachts. 2 Nachmittage geht er in die Kita, die andere Zeit betreue ich, der Papi ihn.
Sie Adelheid aber glauben, ein Kleinkind sei lieber von Montag bis Sonntag Tag und Nacht bei der Mutter? Ist das nicht ein wenig fad für ein kleines Kind? Ist es nicht eher, wie der Beitrag schön beschreibt, das Bedürfnis der Mutter, den Kleinen die ganze Zeit zu beschützen und betreuen?
Ich bin auch kein Freund von Kita von Montag früh bis Freitag abend, wo es nicht anders geht, muss das auch nicht schlimm sein, aber so extrem, wie Sie rüberkommen – Mami will das kleine Kind und ist gut für das Kind und sonst gar nichts – halte ich für Egoismus.
@Adelheid Zumerblatten
Sie unterstellen Lena Selbstbetrug…? Ich denke eine Reflektion dazu wäre aber wohl AUCH von Ihrer Seite nötig: Sie hören DIE GANZE ZEIT von 2/3-JÄHRIGEN: „Oh! Diese Kinder haben aber ein Glück, dass ihr Mami…“
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Warum sind denn eigentlich immer die Frauen diejenigen, die „egoistisch“ sind und „sich selbst betrügen“, wenn sie arbeiten wollen? Warum sollen die Frauen ihre Ausbildung brachliegen lassen, sich auf Gedeih und Verderb der finanziellen Übermacht des Mannes hingeben und noch dazu die gesellschaftliche Spannung aushalten: wer nicht arbeitet, ist faul und später selbst schuld, wenn die Ehe schief geht und man vor dem Ruin steht, aber wer arbeitet, ist eine egoistische Rabenmutter. Ich habe das so satt, egal von welcher Seite argumentiert wird. Gleichberechtigung gibt es nur, wenn beide Elternteile mithelfen. Wo ist denn „das Papi“ (als Gegenstück zu „das Mami“) tagsüber, warum nimmt der sich keine Zeit zum spielen? Und warum wirft ihm das niemand vor?
Also, 13, meine 2jährige kriegt schon auch etwas komplexere Sätze hin, wie: „(Eigename) isst jede Tag ä chli Schoggi“. Das zeigt auf, was für Gedankengänge bereits möglich sind. Und was noch ausserhalb des Denkmöglichen liegt…
@ mila
Das kriegt meine auch hin und schafft sogar noch ein „Du muesch mir go Schoggi ichoufe“ dranzuhängen, wobei wir wieder beim Ausgangsthema wären 😉
Ich kenne ein Kleinkind, das drei Tage in die Kita geht. An den zwei Tagen bei Mami kommt es oft vor, dass es sich langweilt, ihm fehlen die Gspänli, es möchte basteln ( dieses Wort war eines seiner ersten), das Singen und Gschichtlihören im Kreis der anderen Kinder fehlt ihm auch. Kurz, es freut sich auf die nächsten drei Kitatage !
Zum Glück haben Elten eine enge Bindung zu ihrem Kind.Man hat ja im besten Falle Kinder weil man sie will.Sie grossziehen will,das Leben miteinander teilen will.Mit 4 Monaten sein Bany in die Krippe zu geben finde ich viel zu früh.Wer es sich Leisten kann,kann doch noch etwas warten.In dem Alter hat das Kind nichts von der Krippe.Es sind Kinderparkplätze und nichts weiteres!Später finde ich Fremdbetreung in einer Krippe durchaus sinnvoll!
@Lena: Nicht alle Frauen sind gleich, aber was der Beitrag beschreibt, sehe ich an meiner Frau:
Vor der Schwangerschaft sagte sie noch, gar kein Problem, das Kind kommt zur Oma nach Vietnam bis zur Schulpflicht, die hat Zeit und ist lieb, meine Antwort war, dazu brauchen wir kein Kind. Nach dem Mutterschaftsurlaub hat sie wieder angefangenen zu arbeiten, 100%, das war zu viel, inzwischen sind es noch 80%. Aber es geht ihr wie Frau Jansen, seit er da ist, würde sie ihn am liebsten nie jemandem anderen überlassen. Sie ist zerrissen zwischen ihren Muttergefühlen und ihren Ambitionen, nicht für Karriere in unserem Sinn, aber sich aus der Armut zu befreien, ihre Geschwister, Eltern und Grosseltern weiterhin unterstützen zu können.
Die meisten Menschen arbeiten um Rechnungen usw.zu bezahlen.Nur im MB machen alle,vorallem Frauen, Karriere und ihr Beruf ist ja sooo wichtig.Abet so schwierig mit Familie und Job.Ohje!
Meine 18 Jährige Tochter gibt mir Hoffnung.Es scheint die nächste Generation will vorallem Qualität und Zeit.Egal ob Mann oder Frau!Ich glaube da wird kein Unterschied mehr gemacht!
Das ist grnau der Punkt: nicht Vereinbarkeit ist das Problem, sondern maternal gatekeeping! Genau so läufts auch bei mütterlicher Obhutsverweigerung des Kindes ggü dem Vater!
ah das ist dann die gelegenheit, hier mal ganz gut zuzu“hören“, was denn die gründe sind dafür. ich habe mich auch emotional plötzlich dermassen verändert, als ob ein hebel umgelegt worden wäre. beispiel: ich habe immer gern actionfilme geschaut, auch horror. kaum war ich mutter, ertrug ich das überhaupt nicht mehr. auch keine traurigen filme. irgendwas grundlegendes passiert mit einem, wenn man mutter wird. das macht man nicht extra. ich schämte mich dafür sogar, ich war eine andere person.
inzwischen schaue ich wieder actionfilme ;-). aber ich habe sicher 10 jahre lang überhaupt keine spielfilme gesehen. natürlich ist das völlig unwichtig, aber ich selber habe darüber extrem gestaunt und es zeigt einfach, dass etwas mit einem passiert, das man nicht steuert
ich schätze, es ist eine frage des evolutionären überlebens, dass mütter 1. und alleinige priorität dem säugling einräumen
Wer schafft sich einen Hund oder eine Katze an, um diese dann fünfmal in der Woche 8 bis 10 Stunden pro Tag ins Tierheim zu bringen? Bei der Betreuung ihrer eigenen Kinder erwartet man von Müttern jedoch genau dieses bizarre Verhalten.
KiKri, KiTa und GaTaSchu – Kapitalisten, Feministen und Marxisten ausnahmsweise mal einig Hand in Hand, einer der nützliche Idiot des anderen: Die Kapitalisten wollen (unter Applaus der Finanzminister) frisches Arbeiterinnenmaterial requirieren, die Feministen wollen die Frau vom Kind befreien, und die Marxisten wollen die verhasste bürgerliche Kleinfamilie zerschlagen. So kommen alle drei auf ihre Kosten.
Dummschwätz. Man kann sich dem Entziehen. Ich bin auch Hausfrau und hatte nicht eine Minute das Bedürfnis, arbeiten zu gehen. Im Gegenteil, viele dieser Frauen, die unbedingt arbeiten wollten, bereuen es heute, was sie sich und ihren kindern angetan haben.
Und jeden Tag seit mitlerweilen neun Jahren bereue ich meine Entscheidung kein einziges Mal. Im Gegenteil, all die Frauen, die zur Arbeit hetzen oder „selbstständig“ arbeiten tun mir insgeheim leid. Vor allem die ersten fünf Jahre sind so unglaublich wichtig bei den Kindern. Und falls jetzt jemand mit der alten Laier von AHV und Co. kommt: Wenn man verheiratet ist und nicht arbeitet, dann bezahlt der berufstätige Mann für einen in dieser Zeit der nicht Erwerbsätigkeit die AHV mit. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Meine Stiefmutter ging eine Woche nach Geburt zur Arbeit, Schichtarbeit in einem Spital. Sie schien nicht unglücklich. Wir hatten bezahlte Betreuung zuhause, damals noch völlig bezahlbar.
Es gibt übrigens Kinder, die sehr gerne in die Kita gehn. Meine Tochter geht seit sie 4 Monate alt ist zwei Tage die Woche. Sie hat dort Ihre Freunde, ihre Rituale, Lieder, Tänze, Waldspaziergänge, Kochnachmittage, etc etc. Eine gute Kita bringt den Kindern soviel Wertvolles. Bitte nicht verurteilen, was man offensichtlich selbst nicht kennt.
Und weil eben die ersten Jahre so wertvoll in der frühkindlichen Entwicklung sind, sind Kita Tage eine grosse Bereicherung für die Kinder. Ich arbeite gerne und geniesse die intellektuelle Herausforderung. Das Abgeben der Kleinen ist in der Tat nicht einfach, da geb ich der Autorin recht.
So voller Groll, liebe Adelheid? Weder hetze ich zur Arbeit noch bereue ich, dass meine Tochter in die Krippe durfte
Ich hätte doch noch eine Frage zur dieser „alten Leier“: Bezahlt der Mann da irgendwie doppelt? Oder leistet zusätzliche Pensionskassenbeiträge? Oder heisst das „mitversichern“ sein eher, dass die einfachen Einzahlungen des Mannes nun für zwei Menschen reichen sollen, was sie aber doch oft nicht tun, weshalb es zusätzliche Leistungen braucht, die letztlich andere mitfinanzieren?
Wenn man(n)/frau es sich denn leisten können…
Wissen Sie was, Frau Zumerblatten? Sie und Ihresgleichen sind verantwortlich dafür, dass jegliche Debatte wie diese immer wieder abgleitet in Polarisierungen, in Pauschalvorwürfe und dümmliche Eigenbestätigungsversuche.
Wenn Sie wirklich so zufrieden und glücklich mit Ihrem Lebensentwurf sind UND ihn sich zusätzlich leisten können, warum genau haben Sie es dann nötig, den anderer Frauen herunterzumachen?
Ich habe im Laufe meines Lebens mehrere dieser Entwürfe gelebt, alle hatten ihre Vor- und Nachteile. Aber unkritisch und selbstgefällig einen als den einzig richtigen darzustellen erweist allen Frauen einen Bärendienst, die zusammen mit ihren Partnern (oder eben allein) um ihren Entwurf ringen müssen.
Danke für diese Gedanken. Gleichzeitig ist da aber auch tatsächlich dieses Gefühl in mir -frei der genannten Ideologien- so unwahrscheinlich gern ganzheitlich Mensch sein zu dürfen. Dies ist leider nicht möglich, ohne dass meinem Mann die Möglichkeit gegeben wird Teilzeit arbeiten zu dürfen. Das Kind liebt den Vater abgöttisch und er betreut sie wunderbar. Anders aber ebenso liebevoll wie ich. Ich wünschte mir sehr eine Diskussion darüber, dass den Kindern durch unser System ihre Väter geraubt werden. Das macht was mit der Gesellschaft. Es verschärft diesen zerreissenden Spagat der Mütter und es macht Gleichberechtigung zu einer Pharse. Der Mann, der nach 100%Arbeit nach Hause kommt, reibt sich auf zwischen Müdigkeit,Kind und Haushalt. So schafft man unglückliche, erschöpfte Menschen.
Die meisten Kita-Eltern arbeiten teilzeit. Ich kenne niemanden in meinem engeren und weiteren Bekanntenkreis, dessen Kinder 5x die Woche ganztags in die Kita oder Tagesschule gehen. Bevorzugtes Modell in meinem Umfeld: 1-2 Tage Fremdbetreuung.
genau. eher 3 tage in meinem umfeld allerdings. aber hey, das sind 3 tage, an denen man nur tagsüber nicht beim kind ist, morgens und abends sehr wohl. ich hatte bestimmt auch mit mir zu kämpfen, klar, und darum ist gut, wird das thematisiert. jetzt wo sie bald erwachsen sind, meckern meine jungs schon auch, wie doof hort gewesen sei. und als baby haben sie nicht wirklich etwas davon. aber die krippe konnte dinge bieten, die konnte ich nicht bieten. eine werkstatt zum beispiel. ein malatelier. also ebenso wie man elterliche gefühle ernstnehmen muss, nehme ich auch die meiner jungs ernst. aber leiden mussten sie sicher nicht. ich glaube eher, dass das im sinne einer grossfamilie mühsam war zum teil. zu wenig ruhe, sich anpassen müssen, regeln. ist nicht nur schoggi
@ tina: als ich mit meiner Grossen mal das Thema Krippe diskutierte, meinte sie, dass sie schon manchmal Heimweh hatte. Auf meine Frage, wie das denn so war, antwortete sie: das war auch schön! meine überraschende Erkenntnis, Kinder wollen die ganze Palette der Gefühle kennen lernen. was wir als traurig einstufen, kann auch schön sein.
🙂
ja ich dachte dann eben auch: wären sie nicht in der krippe gewesen (weil ich erwerbsarbeite – und ob ich das nun muss oder will ist ja eigentlich wurscht, so aus perspektive des kindes), dann hätten sie sich gern mit anderen kindern getroffen. nachbarskindern. die übrigens mindestens zur hälfte auch dort in der krippe waren :). es ging ihnen nicht darum, bei mir zu sein. und wir hatten ja immer noch 3-4 volle tage zusammen, an denen ich ihnen auf die nerven gehen konnte ;-). ist ja nicht so, dass sie dann immer alles hätten machen können, was sie wollen
guter text, gute kommentare, es ändert sich wirklich alles, wenn man und frau sich auf das kind einlassen kann. leider ist unsere gesellschaft extrem kinderfeindlich, sonst hätten wir viel höhere kinderzulagen und viel längeren elternurlaub. ein anderer gedanke noch: kinder geben einfach arbeit, jemand muss das tun, und wenn wir eltern es nicht tun, machen das andere leute, meistens schlecht bezahlte frauen, die wir (ob in der krippe oder beim putzen) so ausbeuten. oder wer wäre bereit, seinen helfern den gleichen lohn, wie sie
/er verdient, zu geben?
Ja, genau so ist es, Frau Jansen.
Wie Frauen sind normalerweise sehr wechselhaft, ändern unsere Meinung und unsere Persönlichkeit je nach Hormonlage und Stimmung und wissen eigentlich gar nicht so recht, was wir wollen, weil wir immer wieder zwischen Extremen (24-Kita vs. Hausfrauendasein) hin und her Switchen. Wirklich ein Glück, dass wir nur zu Hause die Diktatorrolle übernehmen und alle Entscheidungen alleine treffen (ach nein, wir „besprechen“ es vorher mit dem Partner und entscheiden dann alleine) und nicht die Welt regieren. Das wäre ja ein reinstes Chaos.
Ja, Elternzeit, Vaterschaftsurlaub wie auch verlängerter Mutterschaftsurlaub (eben nicht nur für diejenigen, die es sich leisten können) wäre sinnvoll, aber sicher nicht wegen der Emotionen der Frauen.
Es gibt ja einiges an dem Beitrag, das kritikwürdig ist. Aber Sie kritisieren die Au.torin dafür, dass sie Emotionen beschreibt, ihre innere Zerrissenheit? Ernsthaft? Wollen Sie denn, dass Frauen die Männer in wirklich allem nachäffen, auch in Dingen die ihnen schaden, nämlich in der dämlichen Vorstellung, Emotionen nicht zulassen zu dürfen?
Ich kritisiere keine Emotionen. Ich kritisiere die Argumentation, dass diese (und nur die der Frau, der Mann hat ja bekanntlich keine!) als Begründung für die Kritik an einem familienfeindlichen, staatlichem System und für das Rechtfertigen eines nicht-gleichberechtigten Familienmodells herhalten sollen.
Ich schliesse mich UG an und verstehe auch Ihre Entgegnung nicht, 13. Es wird meines Erachtens an der Zeit, dass genau diese Emotionen – übrigens auch die der Väter, die sich hier regelmässig zu Wort melden – einen wichtigeren Stellenwert in der Diskussion bekommen. Kinder zu bekommen ist eben nicht wie ein neues Auto zu kaufen und in der Garage unterzubringen (wie Sie ja genauso gut wie ich wissen;-). Es ist eines, wenn nicht das emotionalste Ereignis im Leben vieler Frauen und Männer, warum soll das nicht als Argument dafür gelten, dass die Rahmenbedingungen für beide verbessert werden müssen?
@Caroline: Ja. Ich dachte vor der (1.) Geburt ja irgendwie noch, mit der Geburt als Kraftakt sei das „Schwerste“ (sozusagen das „Projekt Kind“!, war damals eben in Projekt-Phasen) geschafft, als mir nach der Geburt schlagartig bewusst wurde, dass dieses Kind ab jetzt immer da sein wird. Und dann kam diese Liebe, dieses Verantwortungsgefühl, kamen diese Emotionen, kein einziges meiner „Projekte“ vorher konnte damit mithalten – obwohl ich diese vorher gerne als „mein Kind/meine Kinder“ bezeichnet habe. – Bei der Diskussion um familienergänzende Betreuung denke ich immer grad an Kinder, die in Heimen, bei Pflegeeltern, Adoptiveltern aufwachsen (müssen), die haben keine Wahl, die sind i m m e r fremdbetreut, wie denn damit umgehen? D a s finde ich ein Problem.
@ Carolina
Ich habe keine Mühe damit, den Stellenwert des Ereignisses höher zu schrauben. Im Gegenteil. Die Begründung, welche so viele Klischees einfach noch weiter manifestiert, stört mich dabei.
Na toll, jetzt wollte ich auf die Frage im Titel antworten, dabei gibt sie die Autorin schon selbst. Wobei – ich glaube sogar, dass man uns das tausend Mal gesagt hat, wir haben es nur nicht verstanden. Niemand, der keine Kinder hat, kann die Gefühle von Eltern verstehen, weil er sie schlicht noch nie erlebt hat. Und das gilt nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter. Ich hab’s auch nicht für möglich gehalten, bevor ich es selbst erlebt habe.
Ein sehr guter Aspekt von Andrea Jansen. Genau so ging es mir auch. Bevor das Kind da war, achtete ich auf sehr lange Öffnungszeiten der Kinderkrippe. Als das Kind dann da war, achtete ich auf ganz Anderes! Nämlich die Qualität der Betreuung, die Kontinuität und Beziehung zu den Betreuerinnen, und ob die Betreuerinnen die Bedürfnisse der Kinder ernst nehmen. Und auch genug Personal dafür da ist. Da hapert es in der Schweiz, an einer gesichert guten Qualität der Kinderkrippen. Die Kontrollen sind marginal bis gar nicht vorhanden. Leider bekam ich aus beruflichen Gründen Kenntnis von sehr schlechten Einrichtungen, mit seltsamen, fast sadistischen Erziehungsmethoden. Erst wenn die Fremdbetreuung Qualitativ hoch ist, können wir Eltern guten Gewissens arbeiten gehen. Und Mütter erst recht.
Interessant. Nebst viel bla bla also die zentrale Aussage, dass die Au.torin – wie sehr viele andere Mütter auch – gar nicht mehr arbeiten will, selbst wenn sie könnte. Aber ‚Karriere‘ soll dann doch irgendwie ermöglicht werden.
Sehe ich auch so. Wieso dieser hartnäckige Wille zur Karriere? Eine solche bedingt nun mal ein überdurchschnittliches Engagement im Beruf, was unmöglich ist, wenn man auch noch Kinder betreuen will. Entweder oder.
Ist das Ihr Ernst? Sie wollen uns Mütter schon grundsätzlich die Fähigkeit absprechen, Kinder und überdurchschnittliches Engagement im Job unter einen Hut zu bringen! Ich arbeite in einer absoluten Männerdomäne und ich garantiere Ihnen, dass mein Einsatz denen der Männer in nichts zurück steht. Trotz 2 kleiner Kinder.
Wieso der Wille zur Karriere? Vielleicht weil an anderer Stelle von meist kinderloser und/oder männlicher Seite auch immer kritisiert wird, dass die Mütter nicht ausreichend arbeiten (damit ist immer die Erwerbstätigkeit gemeint, wobei Mütter an sich schon ausreichend Arbeit haben) und dann nach einer Trennung Unterhalt brauchen (weil die Karriere auch nach kurzer Zeit/Teilzeit schon bachab ist). Weil immer wieder darauf hingewiesen wird, dass auch Mütter gefälligst finanziell auf eigenen Füssen stehen sollen, damit sie niemals Unterstützung von welcher Seite auch benötigen. Und jetzt wird ihnen auch noch die Liebe zum Kind und die daraus folgende Zerrissenheit vorgeworfen. Gut dass Väter da Ihrer Meinung nach emotionslos sind.
Muss nicht hartnäckig sein, bin einfach gut in meinem Beruf und ist gut gelaufen! Liebe meinen Beruf, liebe auch meine 2 Kindern und auch meinen Partner. «Nur» weil ich Mutter wurde, heisst das doch nicht, dass ich alles aufgeben muss oder ändern muss. Ich verbringe weiterhin auch Zeit mit meinem Partner ohne die Kinder. Bin 100% berufstätig und 100% Mutter. Klar, die Zerrissenheit habe ich auch manchmal, ist auch gut so, ist menschlich!
Ich traue mir – als Mann – nicht zu, Kinder selbst zu erziehen und Karriere zu machen. Wieso sollte das also eine mutter können? Da fehlt doch einfach die Zeit.
Kommt darauf an wie Pragmatisch man im Leben ist, ich benötige nicht 10-12 Stunden am Tag um meine Kinder zu erziehen. Qualität und nicht Quantität, funktioniert bei vielen wunderbar.
Ich kenne das sehr gut. Vor dem ersten (ungeplanten, aber hoch willkommenen) Kind hatte ich alles durchorganisiert (nicht in diesem Land); wir hatten ausgemacht, dass mein Mann ein paar Monate lang zuhause arbeitet, während ich nach 2 Monaten wieder in die Bank zurückkehre. Als das Kind dann da war, war alles, wirklich alles anders. Ich hätte es wirklich nie für möglich gehalten, wie sehr mich alles danach zog, bei diesem Baby zu bleiben, wenigstens das erste Jahr bei ihr zu bleiben. Ich konnte es in meinem völlig neuen Gemütszustand kaum ertragen, sie zu verlassen, geschweige denn, weiter an meiner Karriere zu basteln. Ich hatte Glück, mein Mann und mein damaliger Chef hatten Verständnis und zogen am gleichen Strang. Das ist natürlich oft genug nicht so.
Aber wir könnten einfach
/2 zur Kenntnis nehmen, dass es vielen Müttern (und Vätern) auch so geht; dass sich einmal gesetzte Prioritäten und Vereinbarungen radikal ändern, mit Schuld oder Verantwortungslosigkeit hat das überhaupt nichts zu tun. Sondern damit, dass wir eben nicht alles planen können, dass das Leben uns ändert. Das in Gesetze zu fassen, ist extrem schwierig, denn auch hier ist jedes Elternpaar anders und hat auch andere Bedürfnisse – aber ich befürworte eine Elternzeit, da hinkt unser Land ganz gewaltig hinterher. Es bleibt ja dann immer noch im Ermessen der Eltern, wer von ihnen zu Hause bleibt, andere Absprachen mit dem Arbeitgeber trifft bzw wie die Aufteilung sein wird.
Vielleicht der springende Punkt: „weil wir weder hier noch dort die Besten sind, sondern einfach «okay».“ Müssen wir denn die Besten sein? Ich denke nein und ich denke auch es ist eine Illusion immer nach Perfektion und Optimierung zu streben. Egal wie wir es jonglieren, jedes Modell hat Vor- und Nachteile.
Das alles trifft auch mich nicht zu. Ich geniesse die Zeit mit meiner Tochter sehr, aber ich gehe auch gerne arbeiten. Und meine Tochter ist in der Krippe für drei Tagen „in den besten Händen“. Sie singt, sie tanzt, sie bastelt, sie spielt mit ihren Freunden und Freundinnen, sie erforscht, sie zieht Kerzen, sie wird geliebt….
Geht mir genauso. Ich geniesse die Zeit mit meinen Kindern sehr, aber ich sehe auch wie gern sie in die Kita gehen und wie gut sie sich dort entwickeln. Und ich gehe sehr gerne arbeiten.
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Ich kann aber auch verstehen, dass vielen Müttern 14 Wochen zu kurz sind. Da hat sich oft erst das Stillen so richtig eingependelt und schon muss man wieder alles umstellen. Und die meisten Babies schlafen da noch lange nicht durch, sodass Arbeiten und mehrmals nachst aufstehen müssen auch keine besonders tolle Kombination ist. Ich hatte damals 5 Monate zu Hause und das war für uns gut.
Ging mir genauso. Ich war jeweils heidenfroh, als der 14-wöchige Mutterschaftsurlaub vorbei war und ich endlich wieder arbeiten konnte. Dieses fremdbestimmte und absolut ineffiziente Den-Tag-irgendwie-Überstehen und froh sein, wenn man es geschafft hat, wenigstens die Post aus dem Briefkasten zu holen, das war absolut nicht mein Fall. Ich hätte die Kinder auch schon mit 2 Wochen in die Krippe gegeben, wenn es diese Möglichkeit gegeben hätte. Wo ich allerdings keine Abstriche hätte machen wollen: 3 Tage Kinderkrippe die Woche – mehr nicht. Was wieder einmal beweist, dass nicht alle Mütter (Väter, Eltern, Grosseltern) gleich ticken.
Es tönt ein bisschen als ob man sich für seine Emotionen schämen müsste. ..dabei wäre es doch fatal, hätten wir sie dem Kind gegenüber nicht! Ich habe bis zur Geburt unseres Kindes immer die Karriere vorgezogen, wollte maximal 6 Monate Zuhause bleiben. Nun bin ich drei Jahre Vollzeit beim Kind und bereue nicht einen einzigen Tag, meine Karriere aufgegeben zu haben! Jeder muss für sich selbst entscheiden, womit er sich am wohlsten fühlt und was er für sein Kind als das beste erachtet.
„Jeder muss für sich selbst entscheiden, womit er sich am wohlsten fühlt“.
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Absolut wahr. Nur glaube ich nicht, dass die Autorin aussagen will, man müsse sich für seine Emotionen schämen. Die Frage ist m.E. eher, warum wir welche Emotionen haben und wie wir mit ihnen umgehen. Für mich macht es schon Sinn, mich zu fragen, ob ich mein Kind ungern in der Kita abgebe, weil ich fürchte in der Kita geht es dem Kind nicht gut oder weil ich selbst Probleme mit der Trennung vom Kind habe. Was völlig legitim ist, aber die Lösung des „Problems“ sieht dann entsprechend völlig anders aus.
Warum werden diese Emotionen nur den Frauen zu geschrieben?
Mir brach es jeden Morgen das Herz, wenn ich zur Arbeit gehen musste (damals 60%). Das erste Kind hat mir dann jeweils zum Fenster raus nachgeheult, was es bei meiner Frau viel weniger machte.
Ich war der, der das Kind kaum verlassen konnte.
Das hängt nicht mit dem geschlecht zusammen, ausser, dass wir Männer solche Gefühle nicht haben dürfen.
Nun habe ich drei Kinder, alle zum Glück bereits im Schulalter und arbeite ohne jedes schlechte Gewissen 100%. Die Babyphase geht vorbei, die emotionale Abhängigkeit als Elternteil wird auch kleiner. Diese darf man durchaus auch als etwas ähnliches wie Heimweh betrachten, also auch als gutes Zeichen, welches aber trotzdem überwunden werden darf und auch sollte, den Kindern zuliebe
Gegenfrage: wer sagt, dass Männer diese Gefühle nicht haben dürfen? Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich ganz sicher nicht…….
Letztlich schreibt eine Frau hier darüber, wie sehr die Geburt eines Kindes ihre gesamte Erfahrungswelt auf den Kopf gestellt hat und ich habe geschildert, dass ich es kaum fassen konnte, wie sehr ich von einer sehr analytischen, planungsstarken und karrieregetriebenen Frau zu einer geworden bin, die von ihren Gefühlen für dieses Neugeborene so überwältigt wurde, dass alles vorher Geplante völlig nebensächlich wurde.
Dass es Frauen gibt, die andere Erfahrungen machen und Männer, die wie Sie gefühlt haben, hat doch niemand in Frage gestellt, oder?
Ich denke, idealerweise kann man diese Erfahrungen, die niemand vorausnehmen kann, mit seinem Partner
/2 bzw seiner Partnerin teilen, sie gewichten und das gemeinsame Leben darauf ausrichten. Wenn dafür ein intaktes Umfeld vorhanden ist, das z.B. einem Elternteil (je nach Wunsch) einen angemessenen (und 2 Wochen sind NICHT angemessen) Urlaub gewährt, hilft das dabei.
Carolina, für mich liest sich dieser Beitrag so.
Kinder ändern alles, das stimmt. Allerdings auch für die Väter. Ich wollte nie Karriere, sondern Freiheit. Die Freiheit, eine Stelle zu kündigen, wenn sie mich langweilt, immer mal wieder ein paar Monate nichts zu tun, was Geld einbringt, immer eine Wohnung nahe beim Arbeitsplatz zu nehmen, so dass ich zu Fuss zur Arbeit konnte usw.
Das alles hat sich radikal geändert, seit wir Kinder haben. Statt Freiheit ist nun Sicherheit gefragt. Ein stabiles Einkommen, keine Auszeiten mehr, keine langen Reisen mehr, statt der Zweizimmerwohnung ein Haus und damit Bindung an denselben Wohnort über viele Jahre. Das verrückteste daran ist, dass es mir nie viel ausmachte. Auch ohne Hormonschub erleben Väter eine vorher nie geglaubte Welle an Liebe und Verantwortungsgefühl für die Kinder.
Kann ich gut nachvollziehen! Nicht nur das Kind kommt auf die Welt- die Eltern auch!
so treffend geschrieben….als berufstätige Mutter von 3 Kindern kann ich das nur bestätigen, vor allem diese innere Zerissenheit….