Hilfe, meine Mutter ist depressiv

Mamablog

Und, wie geht es dem Kind? Psychische Erkrankungen der Eltern sind für Jugendliche eine grosse Belastung. Foto: iStock

«Ich bin Emily, und meine Mutter ist depressiv», sagt eine etwa 15-Jährige in die Kamera. Sie sitzt auf der Armlehne eines Sofas und erzählt, wie es war, als sich die Mutter veränderte: «Manchmal lag meine Mutter noch im Bett, als ich von der Schule heimkam.» Die Mutter sagte, sie habe «eine Depression». Emily sorgte sich, es ging ihrer Mutter zunehmend schlecht. «Ich fragte mich, ob ich am Zustand meiner Mutter schuld bin. In der Schule konnte ich mich kaum mehr konzentrieren.»

Das kurze Video macht betroffen. Es ist eines von mehreren, die auf der Website der Stiftung Institut Kinderseele Schweiz gezeigt werden. Sie sollen Kinder und Jugendliche wie Emily ansprechen, aber auch Mütter und Väter, die unter einer psychischen Krankheit leiden. Die Website des Instituts bietet gut aufbereitete Informationen, Angebote für anonyme E-Beratungen, Hilfe zur Selbsthilfe sowie Austausch mit anderen Betroffenen. All dies ist gratis (Tagesanzeiger.ch berichtete).

Niemand fühlt sich zuständig

So wie Emily geht es vielen Kindern in der Schweiz: Sie leben mit einem Elternteil zusammen, der an einer Depression, einer Angststörung oder einer anderen psychischen Krankheit leidet. Diese Situation ist für alle Familienmitglieder einschneidend. Doch während den psychisch kranken Erwachsenen meist geholfen wird – mit Therapien und Medikamenten –, wurden die Kinder bislang oft alleine gelassen. «Kaum eine Stelle fühlte sich für sie zuständig», sagt Christine Gäumann, Bereichsleiterin Psychiatrie für Jugendliche und junge Erwachsene der IPW (Integrierte Psychiatrie Winterthur) und Mitbegründerin des Instituts Kinderseele Schweiz.

Dies soll sich mit dem Angebot der Stiftung ändern. Kinderseele Schweiz will in ergänzender Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen dafür sorgen, dass Kinder nicht mehr durch das Netz der Aufmerksamkeit fallen. Wie das geschehen soll und wer bislang oft schlicht vergessen ging, erzählte mir Christine Gäumann während eines Gesprächs.

Christine Gäumann.

Was benötigen betroffene Kinder und Jugendliche vor allem?
Sie benötigen Aufklärung und Information. Gerade weil Kinder und Jugendliche Veränderungen des Elternteils immer zuerst auf sich selbst beziehen und sich fragen: Habe ich etwas gemacht, das Mama oder Papa traurig macht? Klärt man die Kinder nicht offen darüber auf, beginnen sie zu fantasieren. Hier gilt es, die Kinder zu entlasten. Die Krankheit und das Verhalten ihrer Mutter oder ihres Vaters hat überhaupt nichts mit ihnen zu tun.

Offenbar gelten viele betroffene Kinder als «unauffällig»; sie scheinen vordergründig keine grossen Probleme zu machen.
Genau. Sie befinden sich oft im «Anpassungsmodus», das heisst sie täuschen nach aussen hin Normalität vor. Die Familie soll nicht auffallen, denn sie spüren: Psychische Krankheiten sind stigmatisiert. Häufig kommt eine Belastung beim Kind deshalb erst dann zutage, wenn sich eine akute Krise bei einem Elternteil stabilisiert hat. Deshalb sollen behandelnde Ärzte und Therapeuten vermehrt hinschauen und nachfragen: «Und, wie geht es den Kindern?» Das gilt auch dann, wenn betroffene Kinder gar nicht auffallen.

In anderen Ländern gehört es längst zum Standard, dass neben den depressiven Eltern auch deren Angehörige therapiert oder zumindest betreut werden, richtig?
Ja, der Einbezug der Angehörigen, speziell der Kinder, findet meist nicht statt. Auch punkto Prävention ist die Schweiz ein Entwicklungsland. Deutschland etwa investiert einiges mehr in Forschung und in Programme für Kinder psychisch kranker Eltern als wir hier in der Schweiz.

Sie beschäftigen sich seit 20 Jahren mit dem Thema. Was hat sich in dieser Zeit getan?
Im Falle von kleineren Kindern ist die Sensibilität gewachsen. Sehr viele Fachleute wissen mittlerweile, dass ihnen geholfen werden muss. Jugendliche im Alter von 14, 15 Jahren aber gehen oft vergessen.

Weil Teenager tendenziell überschätzt werden?
Ja, das ist oft der Fall. Viele betroffene Eltern sind alleinerziehend. Psychische Belastungen führen häufig zu Trennungen. Leben die Kinder mit einer alleinerziehenden Mutter zusammen, die zum Beispiel wieder hospitalisiert werden muss, gehen Ärzte und Therapeuten einfach davon aus, dass ein 15-Jähriger schon mal drei, vier Wochen alleine daheim sein kann. Aber was das für einen Jungen oder ein Mädchen bedeutet, und wie sehr er oder sie in dieser Situation auf sich alleine zurückgeworfen ist, ist vielen nicht bewusst. Das ist für einen Teenager eine massive Überforderung.

Jugendliche werden in einer solch schwierigen Situation alleine gelassen.
Tendenziell stimmt das, ja. Auf solche Situationen treffe ich immer wieder. Sie erschüttern mich tief. Man ist sich viel zu wenig bewusst, wie stark ein Jugendlicher noch Unterstützung benötigt. Es geht um Rückendeckung, um Beziehung. Unser Angebot bietet deshalb nebst Information und fachlicher Unterstützung auch eine Peer-Beratung an: Speziell geschulte Betroffene unterstützen andere. Ende Februar starteten die ersten Beratungen für Erwachsene. Drei Frauen, die als Mütter selbst eine psychische Erkrankung durchgemacht haben, beraten betroffene Eltern. Im Verlaufe des Jahres wird dann auch eine Peer-Beratung von und für Jugendliche dazukommen.

Mehr Informationen zum Thema und zum Angebot erhalten Interessierte über Kinderseele Schweiz. Lesen Sie zu diesem Thema auch: «Wir Eltern sind mitschuldig» und «Wir ausgebrannten Mütter».

35 Kommentare zu «Hilfe, meine Mutter ist depressiv»

  • beatrice sagt:

    Bin selber betroffen. Mein Vater war depressiv (und alkoholkrank).

    ich könnte ein ganzes Buch schreiben – so komplex ist das Ganze.

    Mir (heute 46) geht es gut aber die Arbeit an der eigenen Biografie im Rahmen einer Ausbildung im psychologischen Bereich reisst jetzt viel auf, was unbedingt bearbeitet werden muss. Mir war gar nicht bewusst wie traumatisiert ich war/bin.

    Ich habe immer prima funktionert 🙂

    ob es wohl schon gute biografische Literatur gibt diesbezüeglich?

  • julia müller sagt:

    Es gibt doch die „Familienhelferinnen“, im Kanton Zug z.B. über die Familienhilfe Zug erreichbar:
    http://familienhilfe-zug.ch/de/home/index.html

    Habe sehr viel Positives über ihren Einsatz gehört, nicht spezifisch bez. des im Blog genannten Themas – aber vielleicht wäre es doch eine Möglichkeit, die (depressive) Mutter wenigstens eine bestimmte Zeit lang zu entlasten u n d dadurch auch die Kinder? Bin aber nicht vom Fach, ist nur ein Input, der evtl. weiterverfolgt werden könnte.

  • Kinderseele Schweiz sagt:

    Ja, natürlich kann man uns unterstützen!
    – mit „Darüber-Reden“, damit sich immer mehr Menschen bewusst sind, dass es viele betroffene Familien gibt und damit Menschen im Umfeld der betroffenen Familien hinschauen und einen Schritt auf die Familie zu machen
    – mit dem Bekanntmachen unseres Angebotes
    – mit Ideen dazu, welche Angebote es für betroffene Familien braucht
    – als Fachperson mit Freiwilligenarbeit
    – und natürlich auch mit Spenden: http://www.iks-ies.ch/spenden/
    Wir sind eine kleine Stiftung mit einer grossen Vision. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder psychisch kranker Eltern dieselben Chancen auf eine gesunde Entwicklung haben wie nicht betroffene Kinder. Der Weg ist lang und steinig, doch dadurch lassen wir uns nicht davon abbringen.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Guter Beitrag, wichtiges Thema.
    Vorbeugen ist besser als heilen. Ich wundere mich, dass Psychologie nicht als Fach in den Schulstoff integriert wird. In gewissen Kantonen haben die Kinder 2 bis 3 Stunden Religion, wo sie dann lernen: „schwarze Katze bring Unglück“ ist Aberglauben, aber „Glaube an Engel“ ist es nicht. – Oder: „Gott tötete alle Erstgeborenen in Ägypten, aber er ist nicht fies“. Begründung? keine – Logik? keine.
    Aber unsere heutigen Kenntnisse über die menschliche Psyche, werden nicht vermittelt. Es ist schon vieles besser, als in meiner Zeit. Das Wissen grösser, die Stigmatisierung geringer. Aber die Luft nach oben ist noch gross.

    • zysi sagt:

      Und diese Luft wollen Sie mit Psychologie in der Schule füllen? Welches wäre denn das angepasste Kompetenzziel nach der Schulzeit für einen Jugendlichen: Erkenne die Depression des alleinstehenden Elternteils?

      • Shekina Niko sagt:

        Wie wäre es mit Informationen und Übungen über Resilienz?

      • Reincarnation of XY sagt:

        Grundlegende Basics über die menschliche Psyche in der Primarschule.

        Die häufigsten Krankheitsbilder in der Oberstufe.

        Das wäre eine Allgemeinbildung die fürs Leben nützt. Durch diese Aufklärung könnte einiges Leid verhindert und nicht wenigen Scharlatanen ihre Spielwiese entnommen werden.

  • Anh Toàn sagt:

    „Die Krankheit und das Verhalten ihrer Mutter oder ihres Vaters hat überhaupt nichts mit ihnen zu tun.“

    Solange man nicht sagen kann, womit denn diese Krankheit zu tun hat, ist die Versicherung, es hätte nichts mit den Kindern zu tun, zumindest schwach, wenn nicht gar ein Hinweis dass eben doch und man dies nicht aussprechen will.

    Es ja meistens auch mit den Kindern zu tun, auch wenn die nichts dazu können, wenn die Mutter sich in eine (Erschöpfungs-) Depression abmeldet: Sagt man beim Manager Burn-Out: Hat überhaupt nichts mit deiner Arbeit zu tun?

    • Jan Holler sagt:

      „Zu tun haben“ heisst aber noch lange nicht, dafür verantwortlich zu sein. In einer Gemeinschaft hat man immer mit dem anderen zu tun.
      Dem zweiten Abschnitt Ihres Beitrages kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Kinder sind von vornherein nicht für Depressionen, Angststörungen oder dergleichen ihrer Eltern verantwortlich. Sie können auch nichts dafür, wenn Mutter oder Vater überlastet ist. Es waren diese zwei, die sie, ungefragt!, in die Welt gestellt haben.
      Wer schon nur ein ganz wenig gegenüber seinen Kindern den Eindruck erweckt, dass diese für den eigenen Zustand zumindest mitverantwortlich sind, der macht einen der grössten Fehler, den Eltern in der Erziehung ihrer Kinder machen können.
      „Zu tun haben“ ist nichts, aber auch gar nichts, was so etwas rechtfertigen würde.

      • Anh Toàn sagt:

        Aber alleine dass die Kinder da sind, dass sie so sind, wie Kinder nun mal sind, vor allem fordern von den Eltern, in der Realität meistens von der Mutter, hat eben mit der Depression der Mutter zu tun. Vielleicht hätte die auch ohne Kinder Depressionen bekommen, wegen der Arbeit oder wegen Einsamkeit, dann hätten die Depressionen mit der Arbeit oder der Einsamkeit zu tun.

        Ich erachte es nicht als hilfreich, dies zu leugnen: Die Kinder wissen, dass die Depression der Mutter mit ihnen zu tun hat. Besser ist doch, denen zu vermitteln, dass die Depression der Mutter mit der Belastung durch die Kinder zu tun hat, die Kinder aber nichts dafür können, auch Belastung zu sein. Wen jemand, kann das Umfeld (Vater, Grosseltern) etwas dafür, hat zuwenig unterstützt.

      • Anh Toàn sagt:

        „zu tun haben“ beschreibt eine Kausalität, einen Zusammenhang, genauer einen nicht-exklusiven. Auch die Kinder sind kausal für die Depression der Mutter. )Auch Adam und Eva sind kausal, ohne die gäbe es weder Mutter noch Kinder und damit keine Depression. Aber die Kinder sind näher an der Mutter als Adam und Eva.

        Dies ist zu trennen von Vorwerfbarkeit der Kausalität: Die Kinder können nichts dafür geboren worden zu sein, können nichts dafür, dass das Umfeld sich zu wenig kümmerte, können nichts für die „konstitutionelle Prädisposition“ der Mutter. Die Kinder brauchen sich weder zu rechtfertigen, noch zu entschuldigen, aber sie haben damit zu tun.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Danke Herr Holler. Sehr gut auf den Punkt gebracht.

        Ich würde noch anfügen: wer meint, eine psychische Erkrankung habe seine Ursache immer in einer Überlastung, der schürft auch nur an der Oberfläche.
        Selbst wenn die Überlastung der Auslöser war, müsste man fragen: Warum stellte sich die Situation für den Betroffenen überlastend dar? oder: Warum hat sich der Betroffene in eine überlastende Situation manövriert?
        Ganz so simpel ist es eben nie. Darum hat es ja genau „nichts“ mit dem Kind zu tun. Weil es eben nicht so simpel ist.
        Und genau deshalb, weil so wenig Einsicht in diese Mechanismen vorhanden sind, sollten die heutigen Kenntnisse unbedingt in den Lehrplan einfliessen.

      • Jan Holler sagt:

        „Aber alleine dass die Kinder da sind … hat eben mit der Depression der Mutter zu tun.“
        Das ist ein Fehlschluss. Erstens qualifizieren Sie es nicht: Was hat es damit zu tun? Und zweitens quantifizieren Sie es nicht: Welchen Anteil hat das Kind an der Depression der Mutter oder des Vaters? Ohne diese zwei Überlegungen ist Ihre Aussage wertlos und bringt nichts zur Klärung bei. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Eben weil Sie nichts dazu sagen, es nicht einordnen, besteht die allergrösste Gefahr, dass sich aus diesem „zu tun haben“ ein Vorwurf in Richtung Kinder ableiten lässt.
        Statt „zu tun haben“ sollten Sie sich besser auf die Verantwortlichkeit fokussieren. – Und, noch wichtiger, auf die Auswirkungen auf das Kind, die Kinder. Diese sind mitunter fatal, zerstören ganze Leben.

      • Martin Frey sagt:

        Auf den Punkt gebracht, Herr Holler, Danke dafür.

      • Anh Toàn sagt:

        @Jan Holler: Genau die Differenzierung, welche Sie fordern, wird ausgeschlossen, wenn man sagt, die Kinder hätten nichts damit zu tun. Wenn die „nichts damit zu tun“ haben, braucht es keine Differenzierung.

        Tut mir leid wenn ich zu sehr insistiere, aber kaum jemand würde sagen, die Kinder seien schuld. Die einzigen die dies denken, sind allenfalls die Kinder selber. Und mit „Du hast damit nicht zu tun“, verunmöglicht man Differenzierung und lässt das Kind allein.

      • Jan Holler sagt:

        Anh Toàn, dann einmal umgekehrt: Was haben denn Kinder mit einer Depression (oder einer Angsstörung) eines Elternteils zu tun?
        Was tun Kinder, dass ein Elternteil in eine Depression gerät, was über das normale Verhalten von Kindern hinausgehen würde?
        Genau eben da sie nichts mit der Erkrankung des Elternteils zu tun haben, braucht es eine Differenzierung, die den Kindern erklärt, dass sie nicht Grund für die Erkrankung sind. (Eine Überforderung der Eltern durch das Kinderhaben kann nicht den Kindern angelastet werden).
        Kinder leiden unter psychischen Erkrankungen ihrer Eltern. Wenn Sie das damit meinen mit „sie haben damit zu tun“, dann kann ich das so nachvollziehen. Aber so habe ich es nicht verstanden, wie Sie sich oben ausdrückten.

      • Anh Toàn sagt:

        Beispiel:

        Kind kommt mit schlechten Noten oder zerissener Hose nach Hause, Mutter beginnt zu heulen:

        Aus der Optik des Kindes haben die schlechten Noten mit dem Heulen der Mutter zu tun. Die Negation dessen, „du hast nichts damit zu tun“, glaubt es nicht.

      • Jan Holler sagt:

        Sie vergleichen zerrissene Hosen oder schlechte Noten, weil die Mutter deswegen heult mit einer Depression, weil sich das Kind schlecht verhält?
        Sie denken also, das Kind verhält sich auf eine Art und Weise, dass die Mutter davon eine Depression bekommt? Oder wie soll man nun Ihre Antwort verstehen?
        Ich denke, so kommen wir nicht weiter.

      • Jan Holler sagt:

        Lieber „Jan Holler“. Bitte schreiben Sie nicht in meinem Namen. Und wenn Sie, was sehr unwahrscheinlich ist, trotzdem so heissen, dann wählen Sie bitte einen Zusatz.
        Es sieht sonst so aus, als sei das ein und die selbe Person.

    • Martin Frey sagt:

      „Es ja meistens auch mit den Kindern zu tun, auch wenn die nichts dazu können, wenn die Mutter sich in eine (Erschöpfungs-) Depression abmeldet: Sagt man beim Manager Burn-Out: Hat überhaupt nichts mit deiner Arbeit zu tun?“
      Dem kann ich gar nichts abgewinnen, AT. Aber es ist die logische Folge davon, wenn man mit Modebegriffen à la Burnout hantiert die ein Fremdverschulden irgendwelcher Art suggerieren. Dem Manager (oder dem Politiker) kann man dies noch nachsehen, wenn er damit besser leben kann, seis drum. Aber kein Kind ist schuld an der psychischen Erkrankung der Mutter. Das ist nicht nur Unsinn sondern fahrlässig, und letztendlich auch Thema des Beitrages. Die Kinder machen sich eh schon genug unberechtigte Selbstvorwürfe. Wir Erwachsene sollten das nicht noch befeuern.

      • Röschu sagt:

        Es ist mMn wichtig zu unterscheiden: „damit zu tun haben“ ist NICHT gleich „Schuld daran haben“ bzw „dafür verantwortlich sein“

      • Muttis Liebling sagt:

        Auch bei der monopolaren Depression unterscheiden wir wie bei allen Psychosen zwischen endogen und exogen. Mir sind bisher viel mehr endogene Ätiologien untergekommen, bei der sich die Frage nach Ursache oder Auslöser eher nicht stellt.

      • Martin Frey sagt:

        Meine Worte, ML.
        @Röschu
        Wenn man im selben Haushalt lebt, kann man immer argumentieren, dass etwas „damit zu tun hat“. Schon allein darum, weil Sie nicht nicht interagieren können. Der Mensch neigt aber dazu, immer etwas die Schuld geben zu wollen, als Erklärung heranzuziehen. Darum ist AT’s Logik in dem Kontext auch gefährlich.
        Bei den meisten psychischen Erkrankungen jedoch sind endogene Faktoren entscheidend, mit ML richtigerweise ergänzt. Modebegriffe à la Burnout sind ja primär darum so beliebt, weil sie weniger stigmatisierend sind, und die endogene Komponente verschleiern helfen.
        Wenn Kinder sowieso schon unter solchen familiären Verhältnissen leiden (das tun sie immer), sollten wir nicht noch dysfunktionale Muster auf Kosten der Schwächsten verstärken helfen.

      • Anh Toàn sagt:

        @ML: Bei den Ursachen von Depressionen gibt es, so vermute ich, so viele Meinungen wie Anbieter von Behandlung.

        Ist ein Problem, ist die Frage nach den Schuldigen kein lösungsorientierter Ansatz. Wie den unter dem Problem Leidenden geholfen werden kann, ist lösungsorientiert.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Anh Toàn
        Der aktuelle Trend ist die Genetische Psychologie/ Psychiatrie. Um eine Depression zu bekommen bedarf es einer erblichen Komponente und eines auslösenden Umwelt- Triggers. Eines allein bewirkt nichts.

        In dem Modell gibt es keine Ursache, aber bisweilen einen Auslöser. Nur reicht es eben nicht, sich auf den Auslöser zu konzentrieren, zumal der häufig recht unspezifisch daherkommt.

    • Anh Toàn sagt:

      Zu behaupten, die Kinder hätten nichts damit zu tun verunmöglicht zu vermitteln, dass was sie damit zu tun haben, ihnen nicht vorgeworfen werden kann. Die haben Probleme, weil sie verstehen, wissen oder fühlen, dass sie etwas damit zu tun haben. Aber um zu verstehen, was genau sie damit zu tun haben und dass dies ihnen nicht vorgeworfen werden kann, brauchen die allein gelassen damit, lange. Und so lange leiden die unter Schuldgefühlen.

      • Jan Holler sagt:

        Naja, im Eingangsposting haben Sie geschrieben: „Solange man nicht sagen kann, womit denn diese Krankheit zu tun hat, ist die Versicherung, es hätte nichts mit den Kindern zu tun, zumindest schwach, wenn nicht gar ein Hinweis dass eben doch und man dies nicht aussprechen will. “
        Gerade diese Indifferenz (gegenüber den Kindern) zwischen „damit zu tun haben“ und „verantwortlich dafür“ ist mit ein Grund für Schuldgefühle. Und warum sollte man ausgerechnet auf die Kinder abstellen, wenn man gar nicht sagen kann, was die Ursachen/Auslöser für eine Depression eines Elternteils ist. Es ist eher umgekehrt: Wenn man nicht sagen kann, womit die Krankheit zu tun hat, sollte man NIEMALS die Kinder damit in einen ursächlichen Zusammenhang bringen.

      • Jan Holler sagt:

        Auch hier lieber anderer Jan Holler. Bitte schreiben Sie unter einem anderen Namen. Sie sind nicht der, der hier schon länger ist.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Jan Holler den Ersten

        naja, das erklärt zumindest die so ganz neuen Töne welche da erfreulicherweise angeschlagen worden sind, Sie sind in ganz neuem Licht erschienen und nun stellt sich das bloss als Scheinwerferattrappe aus…

      • Jan Holler sagt:

        Nein, nur die letzten 2 Einträge unter die ich schrieb, sind nicht von mir.

      • Jan Holler sagt:

        @BS: Nur die beiden, unter die ich direkt schrieb, sind nicht von mir. Wieso macht jemand so etwas, dass er im Namen eines anderen schreibt?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Jan Holler den Ersten

        keine Ahnung, entweder wirklich keine Ahnung von Nichts weil vor dem mitmachen nicht eine Zeit lang mitgelesen wurde, oder echtes kapern. Ist mir und andren hier drin auch schon mal passiert, wenigstens sind ein paar misstrauisch geworden weils so gar nicht zu meiner üblichen Tonlage gepasst hat.

  • Roger sagt:

    Vor allem müssen diese Kinder viel zu früh erwachsen werden und oft findet auch eine Parentifizierung statt. Sie haben auch ein Anrecht darauf Kinder oder Jugendliche sein zu dürfen und müssen nicht bereits als Kinder meinen diese grosse Verantwortung tragen zu müssen (z.B. dass es der Familie gut geht). Deshalb ist es wichtig, dass sie und ihre Eltern Unterstützung von aussen erhalten (hier sollte der Staat nicht sparen. Hoffe, das Institut Kinderseele ist dann mal mit genügend Stellenprozenten und Beratungsstellen präsent). Wenn dies nicht gelingt, dann ist die Gefahr gross, dass die Kinder auch Störungen entwickeln, weil sie z.B. glauben immer perfekt sein zu müssen, das Gefühl haben niemandem zur Last fallen zu dürfen, den Eltern helfen zu können/müssen.

    • Kinderseele Schweiz sagt:

      Das Institut Kinderseele Schweiz hat seit Anfang März drei neue Beraterinnen, die Betroffene per E-Mail beraten, und diese sind noch nicht ausgelastet. Zuerst müssen betroffene Familien überhaupt wissen, dass sie sich dort niederschwellig und kostenlos beraten lassen können. Also gilt: alle die davon Kenntnis haben, sollen betroffene Familien auf das Angebot hinweisen.

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