Albtraum Klassenlager

Furcht statt Vorfreude: Für manche ist die Aussicht auf ein Klassenlager «wie eine graue Wolke». (Foto: iStock)
Diesen Mai fahren unsere Söhne mit ihren jeweiligen Klassen zum ersten Mal ins Klassenlager. Der eine auf einen Bauernhof, der andere in ein Waldschulheim. Das Highlight des laufenden Schuljahres schlechthin! Doch was des einen Freud, ist des anderen Leid: Während sich der eine Sohn vorbehaltlos auf das Lager freut, bereitet es dem anderen schon jetzt schlaflose Nächte. Wie eine graue Wolke fühle es sich an, sagt er, verbunden mit der beinahe täglich wiederkehrenden Frage, ob er da tatsächlich mitfahren müsse. Da ich ein klassisches Heimweh-Kind war, kann ich seine Bedenken gut nachvollziehen.
Die Klassenlager während der Primarschule waren für mich allesamt ein Graus; noch heute lösen bei mir Gedanken an Schlafsäle mit Kajütenbetten, Teekannen aus Chromstahl oder Abwaschdienst in Grossküchen mulmige Gefühle aus. Deshalb fällt es mir auch nicht ganz leicht, meinem Sohn Mut zuzureden im Sinne von «Du wirst bestimmt viel Spass haben mit deinen Freunden» oder «Die Tage werden vergehen wie im Flug» etc. Denn gerade dies ist ja das Problem bei Heimweh; man hat «Längizit»; die Zeit scheint den Heimweh-Geplagten endlos lang.
Wenn Heimweh die Oberhand gewinnt
Gleichzeitig hoffe ich inständig, dass es so ist, dass er sich mit seinen Freunden toll amüsieren und kaum einen Gedanken an zu Hause verschwenden wird, kurz: Dass er das lähmende Heimweh nicht von mir geerbt hat. Denn «lähmend» war es tatsächlich; ich erinnere mich nur zu gut an diesen schweren, atemraubenden Druck in meinem Bauch, der nicht verschwinden wollte und besonders gegen Tagesende so stark wurde, dass ich beim Abendessen jeweils keinen Bissen herunterbrachte und mich später durchs Abendprogramm und in den Schlaf weinte. Ich weiss nicht, ob es meine Eltern und Geschwister waren, die mir so sehr fehlten, oder ob einfach dieses dunkle Gefühl, am falschen Ort zu sein, Oberhand gewonnen hatte.
Natürlich habe auch ich die Klassenlager überlebt; spätestens ab der Oberstufe war das Heimweh komplett verschwunden, und ich nutzte jede Gelegenheit, die Welt fernab meines Elternhauses zu entdecken. Nichtsdestotrotz bedrückt es mich, dass es unserem Sohn derart Sorgen bereitet, und ich überlege, womit ich ihm die Angst nehmen und eine Art von Vorfreude wecken könnte. Ein häufiger Ratschlag ist, das Kind gut auf die eintretende Situation vorzubereiten – es soll möglichst genau wissen, wie der Tagesablauf aussieht und wohin die Reise geht.
Abenteuer Klassenlager
Diesen Tipp müssen damals auch meine Eltern bekommen haben, denn einmal unternahmen wir gemeinsam eine Velotour zum Pfadiheim, wo ich zwei Wochen später ins Lager fahren sollte. Obwohl diese Strategie des «Vertrautmachens» bei mir damals jegliche Wirkung verfehlte, kann ich mir gut vorstellen, dass es hilft, die Schlafsituation zu kennen und beispielsweise zu wissen, mit welchen Kindern man sich das Zimmer teilt. Auswärts schlafen an sich bereitet unseren Jungs keine Mühe, beide übernachten gern bei Freunden. Aber klar, zum einen kehren sie von dort anderntags wieder nach Hause zurück, und zum anderen handelt es sich dabei nicht um eine so grosse Gruppe von Kindern. Während fünf Tagen rund um die Uhr mit vierundzwanzig anderen Kindern zusammen zu sein, ist gerade für etwas stillere Gemüter durchaus eine Herausforderung – gleichzeitig aber auch ein schönes Erlebnis.
Ich will möglichst verhindern, meine eigenen Erfahrungen oder gar mein «Heimweh-Trauma» auf meine Kinder zu übertragen. Anstelle dessen möchte ich Zuversicht ausstrahlen, dass etwas Heimweh zwar dazugehören kann, beide aber glücklich heimkehren werden; denn rein objektiv betrachtet, ist so ein Klassenlager ja eine tolle Sache!
Dieses Posting zum Thema Furcht könnte Sie ebenfalls interessieren: «Angst frisst Mutter».
112 Kommentare zu «Albtraum Klassenlager»
was mit hoher Wahrscheinlichkeit hilfreich ist, ist die Methode der Introvision. es lohnt sich jedenfalls, sich dazu mal Infos zu holen und auszuprobieren.
https://blog.kohlhammer.de/psychologie/angelika-c-wagner-stellt-im-interview-die-methode-introvision-vor/
Noch eine lustige Beobachtung aus einem Skilager: In den Massenlagern der Jungen herrschte auf den Betten durchgehend und ohne Zwang militärische Ordnung, während bei den Mädchen dort ebenso durchgehend absolutes Chaos war.
Die Skilager waren für diejenigen Schüler, die bereits gut skifahren konnten, ein riesiges Vergnügen, weil sie zusammen mit einigen Lehrern jeden Tag ihren völlig ungezwungenen Spaß und ihre Freiheit hatten.
Für die Schüler hingegen, die wie ich dort das Skifahren erst erlernen sollten, war es zum großen Teil eine arge Quälerei und im Grunde nur eine Fortsetzung des normalen Unterrichtes mit anderen Mitteln.
Interessanterweise waren in einer Klasse die drei Klassenhippies, die auf Gesellschaftskritik machten und Konsumverzicht propagierten, als verwöhnte Bürgersöhne bereits bestens geübt und hatten eine optimale Skiausrüstung.
Bei mir hat der Hintergedanke, mit Skilagern den Wintertourismus in der Schweiz zu fördern, übrigens völlig versagt, denn neben den Lagern fuhr ich nie Ski.
Mich nimmt es wunder, welcher der beiden Söhne der Autorin (un)gerne ins Klassenlager geht. Meinen Beobachtungen nach sind Erstgeborene meist zuversichtlicher, haben meist mehr Selbstvertrauen als ihre Geschwister und VOR ALLEM als die Zweitgeborenen, die oft nicht weniger begabt, im Gegenteil, wohl aber unsicherer bzw. empfindlicher sind – aus welchen Gründen auch immer. Fakt ist, dass jahrhundertelang die Erstgeborenen die Bevorzugtesten gewesen sind (erst recht wenn männlichen Geschlechts), während es „Kulturen“ gegeben hat, in denen man Zweitgeborene getötet hat nach deren Geburt.
@Paolo Martinoni: Es sind Zwillinge;)
Beste Grüsse
ich, 2.geborene, hatte weniger heimweh als meine schwester (massiv). mein 2.geborener hat weniger heimweh als mein erstgeborener. aber eben, vermutlich sind wir die minderheit, nichtwahr…
wobei sich ja heimwehstärke schlecht objektiv messen lässt, und darum könnte es auch sein, dass die einen es eher rauslassen und die anderen schluckens runter und sagen nichts.
Auch bei Zwillingen gibt es immer einen Erstgeborenen! Die Zwillinge meiner Lebenspartnerin zeigendies ganz eklatant. die Erstgeborene ist weiter in der Entwicklung, viffer und extrovertierter im Umgang. Die zweitgeborene ist viel introvertierter und auch bedachter und zögerlicher. Bei uns gilt die Feststellung: Was doch 4 Minuten ausmachen können.
Zum Thema – man kann sich redlich um Vorbereitung & Anpasdung an das Lager bzw. die Abwesenheit vom elterlichen Hort behen – Letztlich muss abder doch Jeder alleine durch diesen Lebensabschnitt hindurch. Letzlich dünkt mich auch wichtig wie im Nachhinein die Situation dann von allen Beteiligten aufgearbeitet wird. Denn das Trauma entsteht erst im Lager und kann / muss dann im Nachgang angegangen werden. Viel Erfolg dabei.
Meine beiden Söhne sind/waren auch total unterschiedlich. Der ältere ging überall hin, überall mit, rief aus Lagern an und erzählte z.B., er habe zwar nur noch nasse Socken, keine trockenen mehr, sei auch ein bisschen krank, aber sonst sei alles guet. Der jüngere war bei allem von vornherein skeptisch, er ging schon mit, Heimweh hatte er nicht, aber es gefiel ihm nicht. In Club-Ferien desgleichen, der ältere hatte sofort Freunde, ging in den Mini-/Jugendclub, machte bei Tanzshows mit usw., der jüngere war das genaue Gegenteil – obwohl er tanzen konnte wie Michael Jackson, zuhause, wenn ihn niemand sah. Auch während des Studiums hatte der ältere x Freunde, der jüngere 1 (dafür guten+treuen). ABER: Der jüngere Sohn hatte zuerst eine Freundin! Also: Cool bleiben, alles gleicht sich mal aus.
Beim Lesen des Textes kommen mir meine eigenen Erinnerungen an das Skilager wieder hoch. Mir hat es im Lager auch nie so recht gefallen, obwohl ich kein Heimweh hatte. Ich war aber schon als Kind nicht sehr gesellig (und bin es immer noch nicht). Das permanente Zusammensein mit anderen Kindern war für mich anstrengend. Ich bin dennoch kein komischer eigenbrötlerischer Kauz geworden. Wenn ich mal Kinder habe und sie wollten nicht ins Lager, so würde ich sie verstehen und sie nicht dazu zwingen.
Kinder sind verschieden. Mein Grosser ist eher introvertiert, hat auch schon mit 3 Monaten gefremdelt. Es brauchte viel Ermunterung und Bestärkung, damit er in der 5. Primar ein Skilager besuchte.
Der Jüngere war schon von klein auf viel offener, was durch seinen langen Spitalaufenthalt noch vor KIGA noch verstärkt wurde. Er wäre schon im KIGA ins Skilager oder Ministrantenlager, wenn er gedurft hätte…
Wichtig ist, seine Kinder zu bestärken und zu ermuntern, die Füsse auch mal unter fremde Tische zu strecken, anstatt die Kinder an sich zu binden, indem man sie in ihrer Unsicherheit bestärkt, nur weil man selber nicht loslassen möchte.
Zum zweiten Mal äussert sich eine Bloggerin über Erfahrungen, die sie in Deutschland gemacht hat. Das ist für schweizer Leserinnen und Leser verwirrend. Was in deutschen Schulen läuft, lässt sich mit dem was in der Schweiz normal ist schlicht nicht vergleichen!
Damit möchte ich nicht die Autorin kritisieren! Die Tagiredaktion sollte daran denken, für wen sie schreiben lässt.
Zur Sache: Im Kt. Zürich finden Klassenlager in der Regel in der 5.und 6.Klasse statt. Sie sind überdies freiwillig!!! Heimwehkinder gibt es dann nur noch selten. Wenn die Lagerleitung Heimweh akzeptiert und mit den Eltern abspricht, was wenn…. kann es aufgefangen werden. Das Kind muss wissen, dass es Heimweh haben darf. Habe 62 Klassen-und Skilager geleitet ohne dass ein Kind unbedingt nach Hause wollte.
Meine Heimweh-Erfahrungen stammen allesamt aus der Schweiz, wo ich aufgewachsen bin. Auch sind die Schullager meines Wissens in meinem „Heimatkanton“ Solothurn nach wie vor obligatorisch.
Beste Grüsse
Mein erstes Lager Klassenlager fand in der 4. Klasse statt und war obligatorisch. Zwar nicht Kanton Zürich, aber ein Nachbarkanton. Ein Neffe von mir fuhr letztes Jahr in der 2. Klasse ins Lager. Ebenfalls obligatorisch. Insofern sehe ich Ihr Problem nicht.
@Felix Hofstetter: Es gibt diesbezüglich auch gar kein Problem. Nur handelt mein Blog-Beitrag eben nicht von Erfahrungen, die in Deutschland gemacht wurden, sondern während meiner Kindheit in der Schweiz (@Christoph Daum).
Ich bin schon als Kind sehr gerne unterwegs gewesen. Mit den Eltern und in komfortablen Umgebungen. Schulreisen und Jugendherbergen habe ich gehasst. Am schlimmsten fand ich., keine Rückzugsmöglichkeit und keine Intimsphäre zu haben und den anderen 24h ausgeliefert zu sein. Man sollte einfach respektieren dass Menschen verschieden sind und auf Zwang verzichten. Gerade auch bei Kindern.
Schön zeigt der Text auf, dass Kinder trotz gleicher Erziehung ganz verschieden sein können. Ich habe Lager geliebt, bin immer in alle Möglichen gegangen und rund 20 geleitet und freue mich, hat mein Kind das „geerbt“. Das Zweite ist so wie Ihr zweiter Sohn, er mag nichts, was er kennt und so ein Lager wäre heute mit 7 noch nicht möglich. Später vielleicht. Daher bin ich ganz froh, finden hier Klassenlager erst ab der 5. Klasse statt. Wer vorher will, hat ja x andere Angebote zur Verfügung, aber warum es zuvor ein Muss sein soll, ist unverständlich. Es gibt auch viele Erwachsene, die am liebsten zu Hause sind und ungern auswärts übernachten. Nur mit dem Unterschied, dass diese die Wahl haben, die wir Kindern nicht gewähren, weil wir angeblich besser wissen, was gut ist.
Auch die Erwachsenen haben nicht immer eine Wahl. Gerade die Männer nicht…
Ansosten richtig, ab 4. oder 5. Klasse obligatorisch würde reichen. Dennoch bin ich überzeugt, dass es eine Rolle spielt, wie die Eltern und hier speziell Mütter mit dem Thema umgehen.
Und trotzdem wieder eine Handvoll Kommentare a la „die Eltern haben sie wohl zu Weicheiern erzogen bla bla bla“. Diese Ignoranz ist einfach unglaublich.
Wir haben ein Kind das sich freut und eines das sich ein wenig fürchtet.
Ich finde es trotzdem gut, dass das Lager obligatorisch ist. Ginge es gar nicht, könnte man sicher einen Dispens erwirken. Aber es kann ja auch eine Herausforderung sein, an dem das ängstliche Kind wächst. Der berühmte „Schubser ins kalte Wasser“. Manche unsichere Menschen brauchen ihn, um zu erkennen, dass sie mehr können, als sie sich selbst zutrauen.
Natürlich braucht es da ein verständnisvolles Umfeld, fähige Leiter. Da sind wir froh, dass wir das Vertrauen in die Lehrer haben.
Wenn das nicht vorhanden ist, wird es schwierig.
RoXY
Genau so. Ein unsicheres/ängstliches Kind soll bestärkt werden. Auch soll man einem Kind auch nicht von vorneherein sagen, dass man es heimholt, wenn „es“ nicht geht, weil das Kind sich dann ev auf die Heimholung fixiert. Besser keinen persönlichen Kontakt mit dem Kind während des Lagers. Die Kommunikation soll über die Leiter laufen und je nach Situation kann eine Heimholung beschlossen werden.
@RoXY: Ignoranz? Nur weil man anderer Meinung ist als Sie?
Die Erziehung hat sich verändert. Das gleiche, was viele positiv bewerten, hat halt auch eine Kehrseite, die andere negativ bewerten.
Persönlich geht mir diese starke das Kind ins Zentrum stellen und diese Überbehütung auch gegen den Strich und ich frage mich, was für eine Generation daraus entspringt.
Deswegen bin ich kein Ignorant.
Und nur weil es selbstverständlich Unterschiede im Temperament von Kindern gibt, kann es doch trotzdem sein, dass immer mehr Eltern ihre Kinder zu „Weicheiern“ (den Begriff würde ich nie verwenden) erziehen.
Ich wurde als Kind gehaenselt, hatte keine Freundschaften innerhalb der Klasse (ausserhalb schon, ich war also nicht einfach total sozial inkompetent). Klassenlager waren fuer mich der absolute Horror. Falls meine Kinder spaeter mal Anzeichen senden, dass sie sich nicht auf ein Lager freuen, werde ich mich sehr gut informieren, wie meine Kinder in die Klassenstruktur eingebunden sind und ob es eventuell Probleme gibt, von denen ich nichts weiss. Meine Eltern wussten damals nicht, wie schlimm schon nur die Schule an sich fuer mich war. Dass ich nicht in die Lager wollte, haben sie natuerlich mitbekommen, aber wohl nicht verstanden, was der Grund war…
ich würde mich schon vorher erkundigen, wie sie in die Klassenstruktur eingebunden sind.
Wäre ja schlimm, wenn man sich erst nach vier Jahren darüber Gedanken macht und Missstände erst ans Licht kommen, wenn ein Schullager angesagt ist.
Ziemlich sonderbar, wenn man als Eltern sich nicht dafür interessiert, ob ein Kind in die Klasse integriert ist, oder nicht.
Ich denke, Frau Meyer muss sich noch nicht damit auseinandersetzen, ob die Kinder in der Klasse integriert sind oder nicht, da sie wahrscheinlich noch zu klein sind!
Mir ging es als Behinderter genau so, ich wurde in der Schule gehänselt und schikaniert. Besonders schlimm waren diese Klassenlager – ein einziges Warten auf den letzten Tag. In der Folge habe ich als junger Mann den Spiess umgedreht, indem ich als Hilfsleiter in städtischen Lagern die Zukurzgekommenen und Schüchternen unter meine Fittiche nahm und sie vor Angriffen schützte. Heute bin ich Sozialarbeiter, der sich (weiterhin) mit dem Thema Gewalt auseinandersetzt.
Unglaublich. Was habt ihr mit Euren Kindern gemacht ? Warum habt Ihr sie nicht von klein an zu selbstständigen Wesen erzogen ? Ihr habt sie zwar in die Welt gesetzt, aber sie gehören nicht Euch, sind nicht Euer Spielzeug oder Versuchsfeld für an sich selber schief gegangener Erziehungsmethoden. Ich kann nur 10 Kreuze machen und meinen Eltern danken, das sie so fortschrittlich in ihrer Erziehung bei mir gewesen sind. Mein Bruder und ich, wir haben immer die Tage gezählt, bis wir endlich in’s Ferienlager durften.
Nicht alle Menschen sind Herdentiere, das gilt auch für Kinder. Ausserdem ist – wie so vieles im Leben – alles eine Frage der Alternativen und wenn dabei das Klassenlager das Highlight des Kinderjahres ist, ist das schon etwas dürftig. Es gibt auch Eltern, die es gerne ruhig haben und die Tage zählen, bis die Kinder in das Ferienlager fahren. Meine Kinder bevorzuge es, die Ferien mit mir zu verbringen, als Freerider, Rennfahrer, Gipfelstürmer, Künstler… Aber dafür muss man als Eltern auch Energie, Mut, Zeit und Geld aufwenden. Letztlich sollten aber die Kinder entscheiden, ob sie in ein Lager möchten oder nicht – es ist nämlich ihr Leben.
Die Eltern haben meistens 4-5 Wochen Ferien, die Kinder 13.
Es gibt einen Grund, warum z.B. Sport Camps überall aus dem Boden gestampft werden. Der Grund liegt jedenfalls mehr bei den Eltern, als bei den Kindern…
Gut, wenn es den Kindern aber in den Lagern gefällt, und sie dort Freunde finden und eine tolle Zeit verleben. Mein 10jähriger ist jedenfalls 3-4 Wochen im Lager und findet das ganz toll.
Etwas billig, einfach zu unterstellen, dass bei allen Kindern (bzw. Menschen im Allgemeinen), die anders sind als man selbst, irgendein Schaden vorliegt oder etwas „falsch“ gemacht wurde. Das Beispiel von Frau Portillo zeigt ja gerade, dass selbst innerhalb der gleichen Familie Kinder in solchen Fragen völlig verschieden sein können. Was belegt, dass es kaum an der Sozialisation und auch nicht wirklich an der Vererbung liegen kann, sondern halt individuelle, oft sehr feine Wesensunterschiede sind, die in manchen Fragen halt grosse Konsequenzen haben können.
Wenn jemand also so empathielos ist und sich nicht vorstellen kann, dass z.B. für ein introvertiertes Kind eine Ferienlager-Situation sehr belastend sein kann, dann ist nicht bei dem Kind was schief gelaufen..
@sportpapi: Wow, 4-5 Wochen im Lager. Ich muss allerdings sagen, mein Leben ist ein Ponyhof! Dank meiner guten Ausbildung ist die Wertschöpfung bei dem was ich tue so gross, dass meine Life/Work-Balance zu Gunsten des Lebens ausschlägt und ich viel Zeit mit meinen Kindern verbringe. Ich könnte auch normal arbeiten und viel verdienen und meinen Kindern vorjammern, das Leben sei kein Ponyhof. Aber das wäre gelogen.
@christoph: Leicht überheblich, oder? Zum Glück habe ich auch eine Lehrerin geheiratet. Ändert nichts daran, dass viele Menschen froh sind um Ferienangebote für ihre Kinder.
Unsere Kinder (heute 9 u. 12) hatten nicht ein einziges Mal Heimweh und sie haben ab 4 od. 5 Jahren regelmässig auswärts übernachtet, bald dann auch Lagerbesuche, Pfadiweekends allein, mit Geschwister oder Freunden. Ich glaube weniger, dass dies an unserer einzigartigen Erziehung od. Motivationsgabe lag, sondern dass dies wohl eher eine Charakterfrage ist. Trotzdem hätte ich unsere Kinder nie weggeschickt oder in ein Lager gegeben, wenn sie dies nicht von sich aus gewollt hätten. Ein solcher Zwang ist zu einschneidend für ein Kind. m. E. auch kontraproduktiv und das Gefühl des Heimwehs ist – wenn es dann auch nicht mal auf Verständnis trifft – ein ganz grausames Gefühl, das nicht einfach abgetan werden sollte.
Hatte zum Glück nicht so viele Probleme mit den obligatorischen Lagern. Aber bei den Freiwilligen war ich froh, dass sie freiwillig waren. Da wurde gemobbt, was das Zeug hält. Manchmal ist es nicht nur das Heimweh, sondern eben diese ungünstige Gruppenstruktur, dass die Kinder verzweifeln lässt. Und unfähige Lagerleitung, die das nicht unterbindet.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das „Vertrautmachen“ etwas hilft. Man gibt damit dem Ereignis eine Bedeutung, die ihm gar nicht zukommt: Wenn die Eltern so ein Tamtam darum machen, muss es ja wirklich etwas Schlimmes sein.
Ich glaube nicht, dass es so verkehrt ist, wenn man als Kind lernt, sein Ängste und Unlust manchmal zu überwinden. Das Leben kann durchaus zeitweise ein Ponyhof sein, aber nur bei wenigen Menschen ist es das immer. Und je besser man mit Frustrationen und Ängsten zurecht zu kommen gelernt hat, desto besser übersteht man später die Zeiten zwischen den Ponyhöfen.
In den meisten Fällen haben Kinder Heimweh, weil es die Eltern nicht aushalten, ihre Kinder ziehen zu lassen. Darum sind solche Lager ein Segen: endlich mal ohne Eltern.
ich hatte als kind zum teil übel heimweh, aber ähm meine eltern hatten imfall kein problem mich ziehen zu lassen.
es ist in ordnung, den aspekt anzusprechen, aber dieses vernichtende urteilen über andere eltern, wem soll das nützen.
bei uns wollte mal ein nachbarsjunge übernachten, den ich von klein auf kenne, die kinder sind sozusagen zusammen aufgewachsen (krippe, kindergarten, hort, schule, nachbar). er hatte so schlimm heimweh, und das lag 100% nicht an der mutter. wir haben die übung natürlich sofort abgebrochen, denn es war nicht ziel dass der arme leidet
@tina: „dieses vernichtende urteilen über andere eltern, wem soll das nützen.“
Nun, meine Frau, sie stillt unseren 20 Monate Alten noch, hat vor zwei Tagen gesagt, sie liebe ihn so sehr, er solle alles bekommen, was er wolle. Die Einstellung vertritt auch @Claude Buser in seinen Kommentaren hier. Ich verurteile weder meine Frau noch sonst jemanden dafür, Liebe ist das wichtigste, was insbesondere ein kleines Kind braucht. Aber ich trete dem bei unserem Kind dezidiert, hier habe ich lediglich versucht, einen Auszug von Pink Floyd’s „Mother“ aus „The Wall“ zu zitieren, das war der Zensur schon zu dezidiert. Meinem Kind, und vielleicht ein klein bisschen anderen soll meine Entgegnung, nicht Verurteilung nützen. Denn insbesondere kleine Kinder wissen nicht, was sie wollen.
Klar wissen Kinder, was sie wollen, hier und jetzt, aber sie haben keine Ahnung, was sie in der Zukunft wollen. Sie werden geboren als totale Egoisten, sie wissen nicht, dass sie soziale Wesen sind, dass sie mehr und mehr Beziehungen zu anderen Menschen wollen. Je älter sie werden, zu umso mehr Menschen. Tucholsky hat ein Gedicht geschrieben „Deine Welt“:
„Entflieh der Familie! Rutsch die soziale Leiter hinauf und hinab / es spielt sich alles unter zweihundert Menschen ab.“
Der Mensch lebt in Gesellschaften. Gesellschaften basieren auf Verbindlichkeiten (Beim Doggter Tingler gab’s das so schön formuliert).
Erziehen bedeutet für mich, Kinder zu gesellschaftsfähigen Wesen zu machen. Es bedeutet auch, es so weit zu bringen, dass es keine Angst davor hat, ohne mich zu sein.
Kinder sollen nicht nur zu gesellschaftsfähigen Wesen werden, sondern auch zu von den Eltern unabhängigen Wesen. „Hänschen klein, geht allein“ hat zwei Textvarianten: Bei der ersten kehrt er nach langer Zeit zurück, und die alte Mutter erkennt ihren Hans. Bei der heute bekannteren, dreht Hänschen an der nächsten Ecke um, rennt zurück in Mamis Arme und bleibt auf immer ihr Hänschen.
@Olaf Ganz hat einleitend geschrieben „In den meisten Fällen“: Ich schliesse mich dem an. Und damit verurteile ich nicht die Mütter, Väter sind es bestimmt auch, aber ich vermute weniger zahlreich und weniger intensiv, die ihre Ängste auf ihre Kinder übertragen, die ihre Kinder nicht weglassen und damit nicht erwachsen werden lassen wollen. Die können nicht anders handeln.
anh toan: hihi ausgerechnet pink floyd? wie ging schon wieder der refrain, den wir als kind jeweils mitgebrüllt haben? 😉
eben. thematisieren ist ja ok, aber nicht vernichtend verurteilen.
worauf kinder ansprechen ist nunmal eine sehr individuelle angelegenheit, und den einen kindern vermiest man irgendwas total, wenn man es forciert. man hätte nur zuwarten müssen und später wäre es von allein gegangen, als hätte es nie ein problem gegeben. an meinen und anderen kindern sehe ich auch solches.
für mich persönlich wars gut, in ein lager zu gehen und keine option auf heimgehen zu haben. ich habe gelernt, dass man manchmal etwas aushalten muss, und es dann vergeht. hätte ich aber auch anders lernen können, da bin ich sicher.
Nur wenn es sich dabei um schlechte Eltern handelt. Gute Eltern haben ein hervorragendes Verhältnis zu ihren Kindern. Diese Kinder halten es nicht für einen Segen von ihren Eltern weg zu sei. Man muss die Kinder machen lassen, sie vieles selber entscheiden lassen, dann fühlen sie sich auch nicht unterdrückt. Solche Arten von Beziehungen halten ein langes Leben an – setzen Sie sich doch einmal näher mit Andre Stern auseinander. Ein herrliches Beispiel.
Wer ein hervorragendes Verhältnis hat zu den Eltern, wer sich zu Hause sicher und geborgen fühlt, der kann auf dieser Basis auch mal weggehen. Wurzeln und Flügel.
Wenn Kinder ab einem gewissen Alter aber keine Nacht ohne die Eltern verbringen können, hätte ich allerdings Zweifel am „hervorragenden Verhältnis“.
@Claude Buser „Gute Eltern haben ein hervorragendes Verhältnis zu ihren Kindern. “
Ich habe keine Ahnung, ob ich mal ein gutes Verhältnis habe zu unserem Kind. Ich denke nicht mal darüber nach, wie ich dies erreichen könnte. Ich denke darüber nach, wie ich ihm helfen kann, Erwachsen genug zu werden, selber zu entscheiden, was für ein Verhältnis er zu mir will.
„Solche Arten von Beziehungen halten ein langes Leben an….“
Derartige Erwartungen sind mehr Druck als jedes Klassenlager.
@ C. Buser
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Und wenn meine Kinder eine solche Beziehung zu mir beibehalten, wie ich es zu meinen Eltern habe, dann weiss ich, es richtig gemacht zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann gegen sie rebelliert zu haben oder dass ich mich befreien oder ablösen musste. Das geschah automatisch, da ich ja immer schon ein Bestimmungsrecht hatte. Und doch ist etwas aus mir geworden.
Anh Toin hat recht, wenn er sagt, dass ein Erwachsener mit seiner Erfahrung einem Kind helfen muss, sich in dieser Welt zurechtzufinden.
„Allein der Wille des Kindes zählt“ – ist ein ungesundes Extrem. Es verkennt, dass jeder Mensch erstmal lernen muss, zu erkennen wer er ist und was es braucht, dass er auch sein kann, wer er ist.
Da viele Erwachsene „diese Schule“ nie besucht haben, sind sie dann leider nicht in der Lage ihren Kindern auf diesem Weg zu helfen.
Eine gute Beziehung hingegen, muss überhaupt kein Druck sein, Anh Toin. Sonst ist sie nicht gut. Sonst ist sie eine Einbahnstrasse, eine liebevoll getarnte Beziehungsunfähigkeit.
Sportpapi – sie haben völlig recht mit den Wurzeln und den Flügeln.
Allerdings dürfen wir nicht vorschnell urteilen, da Menschen sehr verschieden sind.
Wir haben zwei Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das eine offen, kontaktfreudig, welterobernd – das andere vorsichtig, ängstlich, kontaktscheu.
Selbst bei den Bildern im Ultraschall war das schon so! Das eine zappelte wild, das andere verharrte in ruhiger Denkerpose.
Seit ich diese Kinder habe, bin ich etwas vorsichtiger geworden mit vorschnellen Urteilen über die Eltern. Was die Eltern definitiv weitergeben, sind ihre Werte. Aber Charakter/Temperament ist genetisch festgelegt.
Beziehungen basieren auf Verbindlichkeiten. Die Erwartung einer lebenslang guten Beziehung ist auch eine Verbindlichkeit. Und auch wenn diese Erwartung nicht so gemeint ist, kann sie so verstanden werden. Gerade von einem Kind. Und dann ist es Druck.
Anh Toin – keine Ahnung von wem Sie diese Definition abgelesen haben, aber für mich steht dahinter ein sehr verkümmertes Menschenbild.
Es führt letztlich zu dem Nihilismus, den Sie ja so gerne vertreten.
Ich glaube nur einsame Menschen, können diese Standpunkte vertreten. Wer wirklich Beziehungen erlebt hat, die eben über dieses rein ökonomische Modell hinausgehen, der weiss, dass es mehr gibt, als das.
Eine Beziehung verbindet. Sie ist eine Bindung. Ohne Bindung ist keine Beziehung. Ohne Verbindlichkeiten ist zufällig, mit wem man in den Urlaub fährt, ausgeht oder Sex hat.
In einer Beziehung ist man gebunden, an die Versprechen die man gegeben hat. Nicht alle Beziehungen haben die gleichen Bindungen, manche erlauben Seitensprünge, aber ohne Bindung gibt es keine Beziehung.
Früher redeten wir von einer festen Freundin, einem festen Freund. Wofür steht das fest darin? Das Gegenteil ist der One-Night-Stand, oft braucht es nicht mal die ganze Nacht dazu, das ist nicht fest, nicht gebunden ohne Verbindlichkeit, aber keine Beziehung.
„Betrogen“ fühlen wir uns, wenn der Partner die Verbindlichkeiten der Beziehung nicht einhält.
Freiheit ist die Absenz von Verbindlichkeiten: „Freiheit ist nur ein anderes Wort für nichts zu verlieren haben“ ist keine Hymne auf die Freiheit, sondern ein Blues über die Einsamkeit nachdem die Beziehung brach.
Ach Anh Toin wir redeten hier über Beziehung Eltern – Kind, nicht über eine Ehe ähnliche Bindung. –
Janis Joplin mag ja eine grosse Künstlerin gewesen sein, aber Texte von Popsongs beschreiben meist das Gefühl des Autors und sind nicht per se eine absolute Begriffsdefinitionen. – Aber klar wenn man Freiheit so definiert, wie Janis, dann ist das eben nihilistisch und endet im Freitod.
Man könnte sich auch weiterentwickeln Anh Toin und den Katechismus seiner Teenie-Zeit mal ein bisschen in Frage stellen. Aber der Konservative bleibt halt bei dem, was er einmal gelernt hat, selbst persönlicher Fortschritt ist ihm suspekt.
Freiheit bedeutet für mich, wenn ich frei bin, der zu werden, der ich bin.
@RoXY: Es ist ein Unterschied, ob man (vorschnell) über Eltern im Allgemeinen urteilt, oder über bestimmte.
„Beziehungen basieren auf Verbindlichkeiten.“ Da bin ich ganz gleicher Meinung. Und AT sprach ja die Erwartungshaltung an, die Druck entwickelt.
„Freiheit bedeutet für mich, wenn ich frei bin, der zu werden, der ich bin.“
Das ist aber jetzt auch mehr ein lustiges Wortspiel als eine Aussage.
Wenn Sie für einmal in andere Weltregionen schauen, SP, dann erkennen Sie sehr leicht den tieferen Sinn dieser Worte. Aber auch in unseren Breitenkreisen haben nicht alle Kinder diese Freiheit, angesichts (sehr) bestimmter Zielvorstellungen elterlicherseits. Selbstverständlich ist daran leider nichts. Lustig eigentlich auch nicht. Darin
Zum anderen, persönlich denke ich, dass wir in unseren Bindungen (erst) frei sind. Frei flottierend, bindungs-los, sind wir unfrei – gerade, paradoxerweise, weil es nichts gibt, was uns hält. Und woran wir (selbstbestimmt und frei in unserer Wahl) festhalten.
Auch unsere Kinder werden dereinst die Wahl haben, wie sie zu uns stehen. Darin wird sich zeigen, ob das Band, das wir gesponnen haben, von Freiheit geprägt war. Oder von Zwang.
@mila: Ich sehe den tieferen Sinn schon. Sprachlich ist es aber natürlich Unfug.
Ich habe die leise Vermutung, dass Nietzsche das etwas anders sehen würde… aber dies nur nebenbei.
@mila: Unsere Gesellschaft, unser Recht lässt Ihnen viel Freiheit zu entscheiden, wie Sie sich binden, verbinden, eben verpflichten in ihren Beziehungen. In rechtlichen Beziehungen hilft Ihnen unser Recht,k die Verbindlichkeiten der Gegenseite durchzusetzen. In Beziehungen, wenn Sie verheiratet sind. Ansonsten geniessen die Verbindlichkeiten ihrer Beziehung keinen Rechtsschutz. Aber deswegen gibt es die dennoch die Verbindlichkeiten als Grundlage der Beziehung.
Juristisch haben wir Vertragsfreiheit: Wir sind frei, mit Verträgern Verbindlichkeiten einzugehen. Die Geschäftsbeziehung beruht auf im Vertrag festgehaltenen Verbindlichkeiten.
In einer Beziehung gibt es keinen Vertrag, welcher die Verbindlichkeiten festhält. Die werden manchmal mündlich versprochen, besprochen, manchmal aus entsprechedem Verhalten geschlossen, manchmal auch missverstanden: Diese Verbindlichkeiten können im Laufe einer Beziehung ändern. Aber wreden sie auf Dauer nicht eingehalten, und gibt es keinen Konsens zur Änderung, bricht die Beziehung, weil diese auf diesen Verbindlichkeiten basierte.
Oft wird einem die Verbindlichkeit als solche erst bewusst, wenn sie gebrochen wurde.
Auch ich hatte Heimweh. Allerdings nur in Ferienlagern; im Klassenlager, wo all die vertrauten Kameraden dabei sind, war dies kein Thema.
Später habe ich x Ferien- und Klassenlager geleitet und als Präsident der Stiftung Zürcher Schülerferien (früher: Ferienkolonien) begleitet mich bzw. unsere Leiter das Thema bis heute. Im Jahresbericht 2013 schrieb ich dazu:
„Natürlich gab und gibt es Kinder, denen es in einer grösseren Gruppe Gleichaltriger nicht so wohl ist. Andere hingegen fühlen sich dabei wie der Fisch im Wasser und haben Freude daran, mit so vielen Gspänli zusammen sein zu dürfen.“
Lustig ist manchmal zu sehen, wie schon der Besammlung, die einen Kinder sofort Kameraden finden, es mit ihnen lustig haben und fast vergessen, sich von ihren (weinenden) Mamis zu verabschieden.
Schwieriges Thema. Ich weiss noch gut, wie wir früher als Wölflileiter Wege suchten, Heimweh zu bekämpfen.
In meiner Erinnerung ist jede/r, der sich einmal überwunden hatte, und der bei uns ein Lager absolvierte, auch gerne in die nächsten gekommen.
Heute sehe ich, dass in der Wölfli-Gruppe mindestens jedes zweite Kind nicht für das Lager angemeldet wird, weil das Kind das „nicht kann“.
Und wie früher weiss man nicht so recht, ob die Eltern, die vom Heimweh ihrer Kinder berichten, deswegen eher irritiert oder gar etwas stolz sind.
Was früher klar war: Während des Lagers keinen Kontakt nach Hause und schon gar keine Option, dass das Kind einfach zu Hause anrufen und sich abholen lassen kann.
Das erste ist heute schwieriger, das zweite braucht Unterstützung der Eltern.
Die Wölfli sind ab 6, oder? Muss es denn aus Ihrer Sicht sein, dass Kinder in dem Alter schon ins Lager gehen? Bei uns fingen die Lager ab der 4. Klasse an (Ski, Landschulwoche). Meines Erachtens ist das ein gutes Alter für ein Obligatorium, ich kann mich auch nicht erinnern, dass eines meiner Gschpänli heftiges Heimweh gehabt hätte. Die grosse Mehrheit hat sich, im Gegenteil, sehr auf eine Woche fernab von Zuhause gefreut.
Ich will nicht sagen, dass manche Kinder nicht schon früher lagerreif sind (dafür gibt es ja fakultative Angebote wie bei der Pfadi), aber Obligatorien ab der 1. Klasse – ist das neu?
Ich kenne keine Obligatorien ab der 1. Klasse. Aber ja, wenn meine Kinder ab der 1. Klasse zu den Wölfen gehen, dann gehört das Lager selbstverständlich dazu. Wobei es vertretbar ist, das erste Wochenlager auszulassen, und dann erst an Pfingsten mitzugehen.
Es gibt aber auch Kinder, die sind jahrelang nicht dabei. Aus meiner Sicht nicht zuletzt, weil die Eltern eine grosse Geschichte daraus gemacht haben, statt sie einfach zu schicken.
Das Missverständnis hat sich geklärt, da es nicht um Schweizer Verhältnisse geht. Aber was würden Sie zB tun, wenn ein Klnd njcht nur nicht ins Pfadilager will, sondern auch nicht in die Pfadi? Ich selbst war ein Vereins- und Jugendgruppenkind, liebte das Lagerabenteuer. Aber es gibt Kinder, die damit nichts anfangen können. Soll man die dann ‚zu ihrem Glück zwingen‘? Davon würde ich absehen, auch zB, wenn es um Musikunterricht o.ä. geht.
@mila: Schlimmer ist es ja, wenn ein Kind immer begeistert aus der Pfadi heimkommt, aber das nächste Mal wieder nicht gehen möchte…
Haha, ich würde es wahrscheinlich mit einmal auslassen versuchen. Und schauen, ob es dann nicht doch wieder… aber in der Theorie klingt manches besser, als es sich in der Praxis erweist.
Ich würde meine Kinder nie in ein Lager schicken, in das sie nicht gehen wollen. Das ist das Problem – und das war es auch früher – mit dieser Gesellschaft: Man meint, Kindern aufzuwingen zu müssen, gewisse Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen, weil man denkt, es sei gut für sie. Dem ist aber nicht so, so laden wir nur dieser Generation dieselben Traumen auf. Diese veralteten Einstellungen, diese „Hat uns ja auch nichts geschadet“-Dumm- und Unwahrheiten kann ich nicht mehr hören.
Dann erziehen Sie ihre Kinder so, dass sie nur das machen wozu sie Lust haben?
Könnte evtl. schief laufen.
Ja, Kinder sollten nur das machen, was sie wollen. Jedenfalls meiner Meinung nach. Wir tun das mit unseren beiden Kindern auch so, und wir sind fast nie negativ überrascht.
Mit dieser Einstellung müssten Sie auch den Kindergarten und die Schule, ja überhaupt alle Bildungseinrichtungen abschaffen, denn manchen Kindern gefallen diese ganz und gar nicht.
Quatsch. Das Leben ist kein Ponyhof, und je früher man dies (auch unfreiwillig) erkennt, umso besser gewappnet ist man für das spätere Leben. Genau darum haben uns tatsächlich viele negativ erlebte Geschehnisse nichts geschadet, sondern geholfen dass wir heute sind, wie wir sind!
Sie hören sich eben genauso an wie einer aus eine längst vergangenen Zeit. Das Leben ist durchaus ein Ponyhof, wenn man das will. Unsere Kinder sind Freilerner und müssen nicht zur Schule. Und „gewappnet für das spätere Leben“ – das ist Quatsch! Sie wissen ja nicht, was aus Ihnen hätte werden können. Eventuell ja eine freigeistige Person, die nicht alles so eng sieht. Jemand, der Mut zu Neuem hat. Wer weiss? Eventuell hätten Sie ja hier einen ähnlichen Kommentar geschrieben, wären Sie nicht immer gezwungen worden, Dinge zu tun, die Sie nicht wollten. Die Menschheit ist bereit, neue Wege zu gehen. Man darf den Kindern vertrauen.
Das Leben kann durchaus ein Ponyhof sein. Schade, haben Sie dies niemals erfahren. In unserem Fall ist es so, dass die Kinder nicht zur Schule gehen, sondern Freilerner sind. Ich persönlich finde nicht, dass alle Bildungsinstitutionen abgeschafft werden sollen, aber es soll individuell erlaubt werden, wie und wo die Kinder lernen – so wie in den meisten angelsächsischen Ländern. Quatsch ist ihre veraltete Einstellung zum Leben. Für das spätere Leben – derartige Floskeln bringen bei mir Übelkeit hervor. Wären Sie damals nicht zu allem gezwungen worden, wären Sie ja eventuell vielleicht auch ein wenig freigeistiger, wer weiss?
Dazu passt: https://www.tagesanzeiger.ch/leben/bildung/3-3-8/story/20312780
Herr Buser, ich hatte oft genug als Kind/Jugendlicher „die Schnauze voll“, wollte alles hinschmeissen und mein Leben „freigeistiger“ gestalten. Wie unendlich dankbar bin ich meinen Eltern heute, dass sie mich damals immer wieder mit Unterstützung, aber auch Druck, auf den richtigen Weg zurückgeführt hatten!
@Claude Buser: Dürfen denn die Freilerner, wenn sie mal Eltern sind, auch verweigern, ständig um ihre Kinder herumzusein, statt diese in die Schule zu schicken und eigene Pläne zu verfolgen? Oder gilt die Freiheit nur für Kinder?
Schullager sind teilweise genauso obligatorisch wie Schwimmunterricht etc.
Ausnahmen werden meist bewilligt. Aber ob das den Kindern einen Gefallen erweist?
Warum denn auch nicht? Es erweist doch den Kindern einen Gefallen, da sie lernen und bemerken, dass auf Ihre Wünsche, ja, auf ihre Ängst eingegangen wird. Sie merken: wenn man sich wehrt, wird man gehört. Sie werden nicht gezwungen – ach kommen Sie, eigentlich wissen Sie doch ganz genau, dass man ihnen so einen Gefallen macht, oder nicht?
An Claude Buser:
Was macht Sie so sicher, dass das Aufbauen einer gewissen Frustrationstoleranz nicht auch ein wichtiges und wertvolles Erziehungsziel ist?
In diesem Zusammenhang kommt mir das Kind in den Sinn, das in die freiheitliche Schule kommt mit der Frage: „Müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?“ 🙂
@Buser: Ihnen rate ich einmal das Buch „Lord of the flies“ von Golding zu lesen („Herr der Fliegen“). Kann gut sein, dass Ihnen noch zwei grosse Albträume bevorstehen, weil Ihre süssen Kinderchen eines Tages gross sind und ihnen auf der Tasche liegen, weil sie nie Lust und dann auch kein Durchhaltevermögen hatten, einen Beruf zu erlernen.
Haben Sie einen freikirlich-christlichen Hintergrund, dass sie Ihre Kinder nicht in die öffentliche Schule schicken wollen?
@Claude Buser: Wir geben unseren Kindern grosse Freiheiten. Allerdings altersgerecht.
Wir glauben aber auch, dass es ganz wichtig ist, dass Kinder mit Gleichaltrigen zusammenkommen, gemeinsam spielen, gemeinsam lernen. Und wir haben eine Idee, was Kinder bis ins Erwachsenenalter lernen sollten.
Wir können das mit einem Lehrplan machen und Vorgaben, oder wir können versuchen, die Kinder ständig zu manipulieren, damit sie das lernen „wollen“, was wir von ihnen erwarten. Ist ja nicht so, dass Kinder ausgerechnet den vorgegebenen Schulstoff lernen möchten, von sich aus.
@Sportpapi
„Ist ja nicht so, dass Kinder ausgerechnet den vorgegebenen Schulstoff lernen möchten, von sich aus.“
Wenn wir ehrlich sind, wird doch jeder von uns zugeben müssen, dass wir damals in der Schule auch ganz schön viel unnötigen Mist lernen mussten. Die Krux besteht selbstverständlich darin, dass der Mist des einen die Vorliebe des anderen ist.
@Röschu: Die Krux ist vor allem, dass Kinder noch nicht wissen, was sie später einmal brauchen werden.
Lassen wir doch die Entscheidung den Experten, die sind ratlos genug.
@ Claude Buser: Für diese Worte möchte ich ihnen Dankeschön sagen. Wie wahr! Ich habe zwei Töchter. Die eine liebt Klassenlager für die andere ist es der absolute Albtraum. Und in unserer Gemeinde sind Schullager obligatorisch ab der 4. Klasse. Und zwar eine Landschulwoche und ein Skilager. Was ich nicht verstehe: Für jede Art von Gefühl und Emotionen muss die Schule auf die Kinder rücksicht nehmen. Gilt aber nicht bei Klassenlager
@Tabea Schneider: „Für jede Art von Gefühl und Emotionen muss die Schule auf die Kinder rücksicht nehmen. Gilt aber nicht bei Klassenlager“
Wie ist das gemeint? Wenn mein Kind singen oder französisch in der Schule hasst, kann es gehen? Wenn es nicht gerne im Wasser ist, muss es nicht in den Schwimmunterricht?
Ich glaube, dass man einem Kind einen grösseren Dienst erweist, indem man ihn ermuntert und ihm vermittelt, dass es das „schafft“ und ihm auch gefallen wird, anstatt es in seiner Unsicherheit zu bestärken.
Ja, ich finde es unglaublich, dass so etwas obligatorisch sein muss. In diesem Schulsystem, das ja noch immer dem preussischen nachempfunden wird, gibt es viel zu wenig Freiheiten. Das Problem ist halt, dass die Gesetzgebung diesbezüglich von Leuten mit „Das hat uns ja auch nichts geschadet“ und „Da mussten wir auch durch“-Vokabular bis aufs Blut verteidigt wird. Es ist aber ein Wandel im Gange, der sich durchsetzen wird, und das ist gut so.
„Das Problem ist halt, dass die Gesetzgebung diesbezüglich von Leuten mit „Das hat uns ja auch nichts geschadet“ und „Da mussten wir auch durch“-Vokabular bis aufs Blut verteidigt wird.“
Eigentlich ja eher von Leuten, die noch wissen, was eine obligatorische Schulpflicht ausgelöst hat und was sie auch heute noch wert ist.
Und von Leuten, die sagen: „Es war zwar manchmal mühsam. Aber es ist wichtig und richtig, dass wir das gelernt haben.“
Ist das wirklich ein Wandel im Gang? Was ich sehe ist, dass Kinder und Jugendliche immer später reif und selbstständig werden. Und immer mehr auf sich selber und die Eltern fixiert sind. Ob das gut ist?
Eher nicht!
@Sportpapi
„Was ich sehe ist, dass Kinder und Jugendliche immer später reif und selbstständig werden“
Das spricht doch aber eigentlich gerade dafür, dass ein Wandel dringend notwendig ist. Denn wie sollen die Kinder früher selbständig und reif werden, wenn ihnen von Eltern / Schule / „Gesellschaft“ bis ins kleinste Detail vorgegeben wird, wie sie wann was zu tun haben?
@Röschu: Die Lösung heisst, den Kindern altersgerecht Verantwortung übertragen, und dementsprechend Entscheidungskompetenzen.
Das heisst aber gerade nicht, dass Eltern ständig um das Kind herumwuseln, um es vor jedem Problem zu bewahren. Und es heisst schon gar nicht, dass Kinder einfach tun und lassen können, was ihnen gerade gefällt.
Ein paar Tage ohne Eltern mit Gleichaltrigen verbringen ist ein kleiner Schritt. Man kann das unterstützen, oder halt nicht.
@Claude Buser: Grundsätzlich ist mir da möglichst viel Freiheit auch sympathisch, allerdings geht halt gerne vergessen, dass Freiheit zwingend mit Verantwortung einher geht. Welcher nicht alle gewachsen sind. Nur weil also so etwas bei Ihnen und Ihren Kindern funktioniert, wenn man Ihnen glauben darf, heisst das wohl oder übel nicht, dass das eine gute Lösung für alle wäre. Angesichts dessen, wie überfordert viele Eltern schon in der Standardsituation ist oder welche kruden Weltbilder diese an ihre Kinder vermitteln, dann muss ich sagen, dass im Grossen und Ganzen die Schulobligatorien nach wie vor richtig und wichtig. Schon nur, weil es oft gerade die grössten und verantwortungslosesten Spinner sind, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen..
Meine Kinder müssen auch nur das, was sie wollen. Allerdings erwarte ich von ihnen, dass sie das Richtige wollen, und wenn sie nicht das Richtige wollen, dann versuche ich, sie soweit zu bringen, dass sie das Richtige wollen. Aber wenn sie dann wirklich immer noch nicht wollen, okay, dann müssen sie auch nicht.
Würde mich interessieren, wie alt Ihre Kinder sind, Herr Buser.
Herr Buser, ich teile Ihre Meinung voll und ganz! Die vielen Kommentare im Sinne „das Leben ist kein Ponyhof“, die kann ich nicht mehr hören….zu was man die Kinder immer früher zwingt ist einfach unglaublich, aber es passt auch irgendwie zu unserer Zeit: bloss nicht gegen den Strom schwimmen, ein bisschen Gefühl und Altes überdenken wäre angebracht.
Immer früher zwingt?
Klar, früher durften die Kinder viel mehr, wurden viel weniger irgendwelchen Zwängen unterworfen, durften immer nur nach ihren eigenen Wünschen spielen.
Und die Gesellschaft war freiheitlicher, nie musste man mit dem Strom schwimmen, jeder Aufbruch, jedes Neudenken wurde immer geschätzt und gefeiert…
CB: Ja, super. Weiter so! Machen Sie nur das, was Ihre Kinder wollen und das nicht, was sie nicht wollen und Sie werden – vielleicht noch nicht jetzt – aber irgendwann doch erkennen müssen, dass es so ziemlich das Verkehrteste war, was sie tun konnten, sei es aus falsch verstandener (Affen)liebe oder schlicht und ergreifend aus schierer Dummheit, ich tippe allerdings eher auf Ersteres…
Ach ja und noch etwas: Meiner Meinung nach bewirken Klassenlager für die Kinder nur dann ein Trauma, wenn sie sowieso schon längst einen Schaden haben. Kunststück!
jaja, das kenn ich zu gut. unsere älteste und mittlere geht demnächst in ein „stadtlager“. während sich unsere älteste freut (yeah,geilo! shoppen und so!), ist unsere mittlere wenn ich sie drauf anspreche eher ruhig und genau das gegenteil von freudestrahlend. ich finde wenn die angst überhand nimmt und nur noch geweint wird deswegen sollte man ein kind nicht zwingen, denn das ist ganz sicher nicht förderlich. ansonsten ihm mut zureden und es schönreden, was es ja eigentlich auch ist und sicherlich wie schon erwähnt wurde nicht die eigenen schlechten erfahrungen mitteilen.
Sie könnten Ihre Tochter auch unterstützen und vermitteln, dass sie es schafft und Spass haben wird, anstatt sie mit Ihrer ewigen Fragerei in ihrer Unsicherheit zu bestärken. Bei manchen Eltern bekommt man das Gefühl, dass sie diese Unsicherheit und Angst für ihr eigenes Ego benötigen, um vor aller Welt ihre starke Elternbindung zu präsentieren.
ich hab sie genau einmal drauf angesprochen und zwar als info für mich, wann den dieses stadtlager nun stattfindet, da ich noch keinen infozettel gekriegt hab. ihre reaktion damals war betrübt. weiter hab ich nicht mit ihr darüber gesprochen. brauch ich auch nicht, da es noch über einen monat geht bis es stattfindet. ausserdem brauch ich nix für mein ego es ist intakt und unsere verbindung stark ohne solche spiele.
also lieber mal nachhaken ohne gleich was zu interpretieren ohne die menschen und situationen zu kennen. ich schubladisiere sie jetzt auch nicht gleich als unsympatischer mensch nur weil mir ihr kommentar so rüberkam.
Ich habs gehasst, auch ohne Heimweh.
Weiss Gott, ich auch! Und als Erwachsenen foltern sie einen fröhlich weiter, mit Firmenausflügen, Firmen-Weihnachtsessen, Firmen-Kegelabenden, Firmen-Skiwochenenden etc. und kaum ist der eine Unfug vorbei, folgt schon wieder der nächste.. Und nein, man kann diesen Superevents schon im eigenen Interesse nicht einfach fernbleiben, ansonsten man schnell für eine Spassbremse, einen undankbaren Aussenseiter und Eigenbrötler gehalten wird. Im Gegenteil muss man sich schliesslich für den ganzen Schwachsinn noch herzlichst bedanken. Fazit: Man hat einfach nie, nie, nie seine Ruhe.
Ich würde meinem Sohn die Sicherheit geben, dass er jederzeit aus dem Lager nach Hause zurückkehren darf, wenn er sich nicht wohl fühlt. Zudem würde ich die Lagerleitung auf das mögliche Heimweh aufmerksam machen, damit die ein besonderes Auge auf ihn werfen können – etwa, wenn er sich zurückziehen sollte. Es hilft auch, wenn er ein Kuscheltuch oder -tierchen mitnehmen darf.
„Ich würde meinem Sohn die Sicherheit geben, dass er jederzeit aus dem Lager nach Hause zurückkehren darf, wenn er sich nicht wohl fühlt.“
Ich würde nie ein Kind ins Lager mitnehmen, dessen Eltern ihm solche Versprechen machen.
SP, braucht es solche Versprechen resp. wird diese Haltung nicht auch non-verbal (oder wie im Blog Text zwischen Zeilen raus triefend) vermittelt und stellen die eigentliche Ursache dar für das Heimweh?
Ich habe rund 20 Lager geleitet und dieses Versprechen immer gegeben. Und doch musste ich nur ein einziges Mal die Eltern anrufen und bitten, ein Kind abzuholen, jedoch weil es krank wurde (inkl. hohes Fieber) und deshalb Heimweh bekam. Da empfinde ich es logisch, dass ein Kind heim will. In weiteren Lagern war das Kind stets bis zum Schluss dabei. Meistens hilft es dem Heimweh auch seinen Raum zu geben, anstatt es einfach zu unterdrücken. Kinder, die sich so verstanden und geführt fühlen, entscheiden sich letztlich meistens doch zu bleiben.
@13: Es ist ein Unterschied, ob die Lagerleitung ein Versprechen gibt, oder die Eltern.
Und ob das Kind entscheidet, oder die Lagerleitung.
Ich weiss noch, wie ich mal ein nationales Kaderlager leitete. Eintreffen der Jugendlichen aus der ganzen Schweiz um 14 Uhr. Um 17 Uhr standen plötzlich die Eltern einer 13jährigen da, um die Tochter abzuholen. Diese hatte nach 30min Lager gemeldet, sie wolle nicht mehr bleiben, und die Eltern setzten sich sofort ins Auto (aus der Westschweiz), um die Tochter abzuholen.
Nur dass diese in der Zwischenzeit bereits Freudinnen gefunden hatte und ins Spiel vertieft war, und natürlich nicht mehr weg wollte…
Arme „Lagerleitung“, wenn die auf die Zimperlibinze jeden zweiten Knirpses eingehen und eventuell noch dessen vorzeitige Rückreise organisieren muss, der glaubt, keinen einzigen Tag länger ohne sein Mami leben zu können (wobei ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass es immer nur Heimweh ist, das die Lieben nach Hause drängt…). Auf jeden Fall hat man sich dann selbstverständlich noch mit den lieben Eltern abzusprechen, wann genau diese ihre Hätschelprinzen- und Prinzessinnen abzuholen belieben und sich ja peinlichst genau danach richten.
Übrigens: Kinder die ein Kuscheltuch benötigen, sind normalerweise noch nicht im Klassenlager. Ich höre allerdings jetzt schon den Tenor:
„Auch ich hatte im Klassenlager ein Kuscheltuch dabei, in das ich vor Heimweh hineinheulte, da war ich 15″…
„Obwohl diese Strategie des «Vertrautmachens» bei mir damals jegliche Wirkung verfehlte, kann ich mir gut vorstellen, dass es hilft, …“
Allzu hilfreich ist das nicht.
Ich schliesse daraus, dass diese Strategie unnütz ist. Wie sich ja gezeigt hat. Offenbar kann man nicht viel dagegen tun.
Eigentlich ist es schön, dass sich ein Heimweh-Kind zu Hause sicher und geborgen fühlt. Wir waren alles Kinder, die sich nie zu Hause fühlten, Heimweh war für uns absolut unverständlich. Wir wollten nur eines: weg.
Das ist viel schlimmer, aber niemandem fiel es auf.
Vielleicht sind Heimweh Kinder total gesund, einfach emotional noch etwas kindlicher als andere in ihrem Alter.
Ja, das kenn ich auch. Ich habe immer geheult, wenn ich wieder nach Hause musste….
Ich erinnere mich ebenfalls an mein schreckliches Heimweh/Einsamkeit im Ferienlager. Man wollte mich schon nach Hause senden, denn sämtliche Leiter haben mich vergeblich versucht davon zu überzeugen, dass ich nicht weinen müsse. Schlussendlich sprach ein Kind mit mir und wurde mir als vertraute Person beigegeben, auch andere Kinder sagten, ich solle nicht weinen. Soweit ich mich erinnere hat das geholfen.