«Geh weg, Mama!»

Mamablog

Wenn das Kind plötzlich nur noch mit dem Vater spielen will, kann das für die Mutter schmerzhaft sein. Foto: iStock

Der zweite Geburtstag meiner Tochter, den sie vor kurzem feierte, war traurig. Zumindest für mich. Als ich ihr am Morgen einen Kuchen mit Kerzen brachte, sagte sie als Erstes: «Geh weg, Mama!» und kuschelte mit Papa.

Ich dachte, es sei ein Witz, und sie habe schlechte Laune, weil der Kuchen nicht selbst gemacht war (was man tatsächlich schmeckte). Aber die «Geh weg!»-Phase ging nicht so schnell weg. Während mehrerer Tage ignorierte mich meine Tochter. Zumindest dann, wenn Papa auch da war (und er war viel da). Ich durfte nicht mit ihr essen, durfte sie nicht wickeln, durfte sie nicht ins Bett bringen, nicht ihren Nuggi suchen. Alles musste Papa machen. Er tat mir leid.

Denn es handelt sich nicht um einen, der jeweils um 19 Uhr nach Hause kommt und dann noch ein bisschen spielt. Es ist einer, der das Kind mehrere Tage pro Woche betreut. Er musste also nach seinen Papa-Tagen auch noch die Abendschichten schieben. Ich stand einfach daneben, war beleidigt und eifersüchtig, womit ich niemals gerechnet hatte. Denn bisher war ich eine total entspannte Mutter, die sich nie Gedanken um ihre Rolle gemacht hatte. Statt die unerwartet freie Zeit für mich geniessen zu können, studierte ich ständig dran herum, was ich falsch gemacht haben könnte. Wie weiblich! Ob wohl Männer auch dran herumstudieren, wenn das Kind lieber etwas mit Mama machen möchte?

Erster Ablösungsprozess

Trotzdem haben mir ein paar Recherchen geholfen, mich in der «Geh weg»-Phase zu entspannen. Erkenntnisse: Die Phase, von der ich bisher nie gehört hatte, ist völlig normal, kommt bei den meisten Kindern zwischen zwei und drei Jahren vor und ist bereits ein erster Ablösungsprozess. Dazu kommt die Erkenntnis, dass es sich bei den Eltern nicht um eine Einheit, sondern um zwei verschiedene Personen handelt, von denen eine – der Papa – halt eben grad spannender ist.

Mittlerweile hat sich die Phase gelegt. Und wenn sie manchmal in kleinen Episoden zurückkommt, dann mache ich jetzt genau das, was das «Papiditti» sagt. Als sie letzten Samstag mit Papa herumtollte und ich ins Zimmer kam, sagte sie: «Mama, geh doch wieder schlafen.»

Das liess ich mir nicht zweimal sagen.

Lesen Sie zu diesem Thema auch: «Wir ausgebrannten Mütter», «Eltern unterschätzen ihre Babys» und «10 Geheimtipps für Kleinkind-Eltern».

24 Kommentare zu ««Geh weg, Mama!»»

  • Florian Blumer sagt:

    Zur Frage in der Mitte des Texts: Ja! Auch Männer studieren daran herum, was sie falsch gemacht haben könnten, wenn das weinende Kind an den eigenen ausgebreiteten Armen vorbei zur Mama läuft. Ich, zumindest. Und ich weiss von mehreren anderen Vätern, die genau an dieser Frage auch zu kauen hatten. Der entscheidende Tipp, den ich bekam: Entspannen. Im Wissen, dass es eine Phase ist. Und siehe da – die Tochter geht gegen 2 –, die ersten Anzeichen, dass das nicht nur eine leere Versprechungen und billiger Trost waren, sind bereits da…

    • Tom Maier sagt:

      Herr Blumer, das wechselt ständig. Je nach dem wie viel die Mutter / der Vater anwesend ist, wie der Charakter des Kindes ist und wie die Entwicklunngsschritte ablaufen. Am Besten einfach dran bleiben und die Momente geniessen die man mit dem Kind hat. Sie gehen schnell vorbei.

  • Michael sagt:

    Ist doch vollkommen egal wer von den Eltern gerade mal das Lieblingselternteil von dem Nachwuchs ist. Das man sich da überhaupt Gedanken drum macht, wer gerade die aktuelle Nummer eins ist und wer nicht, ist mir unverständlich. Seid doch froh, das es überhaupt einer ist. Ist der beste Beweis, das man bei der Erziehung nicht so viel falsch gemacht hat.

  • Anna Seiler sagt:

    Ich unterstütze die Haltung von Herrn Riesen. Die 1-2 Mal, in denen unsere Kinder bestimmen wollten, welcher Elternteil ihnen helfen soll, haben wir ihnen erklärt, dass man einfach froh sein muss, dass überhaupt jemand hilft und dann nicht noch aussuchen kann wer das sein soll. Das haben die dann gleich begriffen (denn auch mit 2 Jahren begreifen Kinder schon sehr viel!) und so war das Thema dann erledigt.

  • Rudisüli sagt:

    Zum Lieben gehört auch das Loslassen. Dies ist aber sehr schwierig. Es sollte aber leicht fallen, wenn man gewiss sein kann, dass es dem eigenen Kind gut geht!

  • Michelle sagt:

    Unsere Kinder hatten nie eine Papa- und Mama-Phase. Ich kann mich nicht erinnern, dass je einer von uns wegen seines Geschlechts weggewiesen wurde. ABER: die Kinder haben je nach Angelegenheit entweder den Papa oder mich aufgesucht, was auch heute (in der Pubertät) noch so ist. So sind wir Eltern Ratgeber und Anlaufstelle auf unseren „Spezialgebieten“ und keiner muss sich alleine um alles kümmern.

  • Nora sagt:

    Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen! Mein Sohn hatte diese Phase ganz ausgeprägt & jetzt neu auch meine fast 2jährige Tochter! Wenn papa zu Hause ist zähle ich nichts mehr! Ich kann mal besser & mal schlechter damit ungehen. Aberbei meinemSohn ging sie vorüber & das wird sie hoffentlich bei meiner Tochter auch…

  • Hand Kurz sagt:

    Unser Sohn meinte letztens: „Papa ist der Beste!“ Dann komme sein kleiner Bruder. Auf die Frage was mit Mamma sei meinte er: „Halb Drei!“ S
    Spätestens wenn es in Nett geht ist Mamma wieder die Nummer Eins. Wir sind beide froh sind wir abwechseln gefordert.

  • Cybot sagt:

    Natürlich studieren Männer auch daran herum. Nur vielleicht nicht so lang. Unsere Tochter sagt zwar noch nichts, aber manchmal schreit sie einfach los, wenn Papa versucht sie auch nur anzufassen. Natürlich fragt man sich dann, ob man vorher vielleicht etwas zu unfreundlich war („Nein Schatz, du darfst nicht mit dem Messer spielen…“).
    Immerhin kann ich mich dank dem Artikel jetzt schon mal darauf freuen, dass es vielleicht auch irgendwann mal umgekehrt läuft.

  • Robert Riesen sagt:

    Da hat wohl die kleine Prinzessin das sagen im Haus. Wir wechseln uns beim Kinder ins Bett bringen ab, da gibt es nichts zu rütteln. Wenn ein Kind sich nicht wickeln lassen will von mir…so what, bleibt es mit verk….Windeln, was allerdings noch nie vorkam. Wenn ich einen Kuchen bringen würde, und mein Kind sagt mir „Geh Weg“, würde ich weggehen, allerdings mit dem Kuchen. Das Kind muss doch begreifen dass es nicht ok ist, jemanden wegzuweisen welcher ihm ein Geschenk bringt? Fundamentale Erziehung, Anstandsregeln, welches das Kind mit auf den Weg braucht.

    • sottosopra sagt:

      Gleichzeitig soll das Kind auch entscheiden dürfen, mit wem es seine Zeit verbringen will. Sie als erwachsene Person haben die Möglichkeit dazu. Das Kind wird in der Regel zu vielen Aktivitäten / Personen / Treffen mitgeschleift. Ein guter Mittelweg (z.B. das Weggehen mit dem Kuchen) machts wohl aus.
      Dass sich die Autorin Gedanken über die Ablehnung macht kann ich nachvollziehen. Als Teilzeitvater und (ehemalige) NR.1 für meinen Sohn war es im ersten Moment nicht einfach, von einem Tag auf den anderen, nicht mehr die Hauptbezugsperson zu sein. Auch als Mann habe ich mir da Gedanken über meine Rolle gemacht.

    • An Wa sagt:

      Oha, lieber Herr Riesen.
      Den Moralapostel in Kompendiumversion gegessen?
      Das hat wenig mit Erziehung zu tun, als wohl eher mit der Förderung der Entwicklung. Das Kind hat nicht immer die Wahl, aber wo es möglich ist, lass ich das Kind wählen, aber auch die Konsequenzen tragen. Auch wir wechseln uns bei allem ab. Und im Moment bin ich die Nr. 1. Das ist anstrengend, aber auch spannend. Wenn das Kind findet geh weg (mit dem Kuchen in der Hand) dann nimm ich den Kuchen halt mit. So what? Somit lernt es zu entscheiden, will Sie das „Geschenk“ oder nicht? Nicht jedes Geschenk muss / soll man annehmen. Oder würden Sie ein Säckchen mit Hundek…. annehmen? Ich nicht.

      • Robert Riesen sagt:

        Liebe An Wa, nun ja, ich nehme an die Autorin kennt ihr Kind, und macht so hoffe ich den Lieblingskuchen zum Geburtstag. Dann den Kuchen abzulehnen, oder gar den Kuchen nehmen und die Mama wegweisen ist ein Verhalten dass ich bei meinen Kindern nicht tolerieren kann/will. Ansonsten einig, ich lasse meine Kinder auch vieles entscheiden, aber nicht immer. Wenn ich den Artikel durchlese scheint mir doch ein Fehlverhältnis zu bestehen, „der arme Papa muss, weil Prinzessin will.“..und Mama ist traurig dass sie nicht darf…

    • Philippe sagt:

      Ach Herr Riesen:
      1. Hat Frau Schmid nicht geschrieben, wie sie darauf reagiert.
      2. Ist es normal, wenn das Kind mal das eine mal das andere Elternteil vorzieht.
      3. Sind solche Moralapostel wie Sie einfach nur anstrengend – nicht nur für andere Leser sondern wahrscheinlich auch für die eigenen Kinder (Oder Enkel? Ihr Kommentar tönt eher so als würden Sie sich an der Erziehungsphilosophie aus der Nachkriegszeit orientieren).

    • tststs sagt:

      OMG! Besagtes Kind ist 2-jährig! Es verfügt noch nicht einmal über die nötigen Hirnareale um den Gedanken „Das Kind muss doch begreifen dass es nicht ok ist, jemanden wegzuweisen welcher ihm ein Geschenk bringt“ zu erfassen. Es hat noch nicht einmal eine Vorstellung davon, was ein Geschenk ist…

      • dumdidum sagt:

        Lieber tststs. Also meine 2 jährige Tochter weiss aber Haargenau was ein Geschenk ist. Sie sagt mir sogar schon: „Papi, Gschänk uspacke“ und „Geburtstag Gschänkli ufmache“.

    • 13 sagt:

      Ein Geschenk ist eine Gabe ohne Gegenleistung. Geschenke sollte man darum nie an Erwartungen knüpfen und erst recht nicht an die Erwartung, dafür Zuneigung zu erhalten. Sonst ist es kein Geschenk, sondern eine emotionale Erpressung, die dem Kind genau das Falsche vermittelt.

  • 13 sagt:

    Kennen wir. Beide. Mal ist es die „Nur Mama“-Phase, mal die „Mama geh weg“-Phase. Einige dauern nur Stunden, andere Wochen oder Monate und sind entsprechend anstrengend. Es bleibt nichts anderes übrig, als entspannt sein, sich freuen, dass das Kind weiss, was es will und wissen, dass man in der nächsten Phase vielleicht wieder die Nr. 1 sein wird.
    Und noch ein Input: Mehrere Kinder sind superpraktisch, lehnt eins Mama gerade ab, ist sie fürs andere der Superstar 😉

    • tststs sagt:

      Da gibt es ja auch noch die „Sowohl-als-auch“-Phase.
      Und nicht zu vergessen: die „Weder-Noch“-Phase
      😉

      • 13 sagt:

        Stimmt! Wobei „weder-noch“ bei 2-Jährigen eher selten ist, es braucht ja noch jemanden, der hilft….allerdings hatten wir auch schon den Fall, dass 2 Wochen lang nur die 5jährige Schwester die Schuhe anziehen durfte 😀

  • Andreas K. Heyne sagt:

    Das nennt man ein Luxusproblem – Abertausende Frauen würden Gott weiss was darum geben, sie mal etwas Ruhe hätten und der Vater sich liebevoll um das Kind kümmert. Und was die Kinderpsychologischen Bücher angeht: Man kann damit Häuser Bauen oder Türme und Tunnels – dann haben sie durchaus ihren Nutzen.

  • Lucia sagt:

    Ist doch toll! Ich hätte meine Freude und würde diese Zeit für mich alleine nutzen und geniessen 🙂 Papa kann das nämlich genau so gut meistern wie die Mama.
    Freue mich jetzt schon auf die „Mama – geh weg!“ – Phase.

    • Dani sagt:

      Genau so geht es. Nicht schmollen, eifersüchteln oder zickeln. Geniess die Zeit, weil irgendwann ist wieder Mama „In“ und dann kann sich Papi mit anderen Dingen beschäftigen. Eigentlich ist das doch gut durch die Psychologie und Erziehung gelöst, nicht? Problem ist nur wenn wir uns nicht selber bewusst werden, dass wir nicht 24h, 7 Tage die Woche IN sein können und uns wichtiger nehmen als wir sind.

      • Lucia sagt:

        So sehe ich das auch. Bei uns spielt es sowieso keine Rolle, denn mein Mann und ich teilen die Betreuungszeit (jeder von uns 50%).
        Ich selber bestehe darauf, dass nicht alles an mir „hängen bleibt“. Daher, soll sie dann ruhig zu Papa gehen 🙂

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