Wann dürfen Kinder mitentscheiden?
Mein Sohn darf sich beim Bäcker ein Zvieri aussuchen. Er denkt angestrengt nach, wägt stillschweigend die Pro und Kontra eines Muffins ab, fragt sich, ob die Berliner wohl mit Himbeer- oder Pflaumenmarmelade gefüllt sind, macht die Theke entlang einen Schritt nach links, zwei nach rechts, bleibt vor den Spitzbuben stehen, schaut auf zu den Brezeln und wieder runter zu den Muffins.
Leises Hüsteln vom Verkäufer, lautes Räuspern in der Schlange hinter mir. «Und?», frage ich drängend, gewähre zuerst dem Kunden nach uns und letztlich auch allen anderen den Vortritt, bevor ich ein Machtwort spreche: «Entweder du entscheidest dich jetzt, oder wir kaufen nichts.» «Ein Rosinenbrötchen», sagt er daraufhin etwas zerknirscht, und noch während ich heimlich die Augen verdrehe, weiss ich, dass meine Ungeduld fehl am Platz ist; schliesslich treffe ich meine Entscheidungen in der Regel ja auch nicht leichtfertig, und während wir heute noch über Rosinenbrötchen, die rote, die gelbe oder am liebsten gar keine Regenjacke diskutieren, werden die Themenfelder, innerhalb derer unser Sohn Entscheide fällen muss, zunehmend komplexer. Umso wichtiger also, dass er übt.
Meine oder deine Entscheidung?
Denn Entscheide zu treffen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen, und das will gelernt sein. Doch ab wann können Kinder die möglichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen voraussehen und somit auch wirklich die Verantwortung dafür übernehmen? Und umgekehrt gefragt: Bei welchen Entscheidungen und ab welchem Alter soll man Kinder überhaupt miteinbeziehen?
Bei uns stehen bald grössere Veränderungen an. Aus beruflichen Gründen müssen wir demnächst in ein anderes Land ziehen, wohin ist noch unklar, verschiedene Optionen stehen zur Auswahl, und wir können unsere Wünsche kundtun. Die Kinder möchten unbedingt nach Bern. Das hat leicht nachvollziehbare Gründe, denn in der Schweiz leben ihre Paten, ihre Cousins und Grosseltern; Bern ist ihnen von zahlreichen Besuchen her bekannt, Ausflüge auf den Gurten lieben sie, und zudem hat ihnen das eine Gotti für den Fall, dass wir in Bern leben sollten, eine YB-Jahreskarte versprochen – logisch, wollen die beiden nach Bern.
Obwohl ich Bern sehr mag und immer gern dort gelebt habe, könnte ich mir auch gut vorstellen, für einige Jahre nach Portugal oder Spanien zu ziehen. Irgendeinmal in die Schweiz zurückzukehren, wäre schön, aber soll es schon jetzt sein?
So oder so bestimmen die Kinder mit
Selbstverständlich reden unsere Kinder mit, und genauso klar ist es, dass wir nirgendwo hinziehen würden, wo es ihnen nicht gut gehen kann oder ihre Freiheiten wesentlich eingeschränkt wären; das Wohl der Familie steht immer an erster Stelle – aber sollen sie auch mitentscheiden? Zählen ihre Stimmen in dieser Frage gleich viel wie unsere, weniger oder gar mehr? Oder sind 9-jährige Kinder damit schlicht überfordert?
So oder so beeinflussen die Argumente und Wünsche der Kinder unseren Entscheidungsprozess und vermischen sich mit unseren eigenen Anliegen. Insofern bestimmen die Kinder mit, auch wenn am Ende wir Eltern die Verantwortung übernehmen und entscheiden müssen. Ich nehme an, bei Themen wie Ferien, Hauskauf, Anschaffung eines Haustiers oder anderen Entscheiden, von denen alle Familienmitglieder betroffen sind, ist das nicht viel anders.
Bezüglich unserer Umzugspläne bleibt uns zum Glück noch ein bisschen Zeit zum Reden, Abwägen und Herausfinden, was für unsere Familie derzeit wichtiger ist: unbekannte Abenteuer und neuer Alltag im Süden – oder vertrautes Bern mit Freunden, Verwandten und hoffentlich vielen, vielen YB-Toren.
45 Kommentare zu «Wann dürfen Kinder mitentscheiden?»
Kinder dürfen nicht selbst entscheiden aber mitentscheiden. Die volle Vertragsfähigkeit, d.h. Vertragsfähigkeit bedarf der Mündigkeit und der Urteilsfähigkeit. Urteilsfähig ist man, wenn man „vernünftig handel“ kann. Ein Kleinkind hat diese nicht, aus diesem Grund kann durch das lernen der Mitentscheidung und deren Konsequenzen Verantwortung für das eigene Handeln gelernt werden. Vgl. http://www.kinderschutz24.ch/infos-tipps/16-kinderrechte und http://www.familienrecht-anwalt.attorney
das thema beschäftigt mich momentan auch sehr, da ich mich selber beobachte, wie ich meiner bald 3jährigen tochter in letzter zeit öfter mal sage „das entscheide nur ich“ oder „das kannst du selber entscheiden“. finde das beispiel beim bäcker sehr gelungen: wenn ich von einem kind eine entscheidung erwarte, dann muss ich zeit geben, diese entscheidung auch in ruhe zu fällen. damit das geht, muss ich jeweils zuerst bewusst überlegen, welche entscheidungen mein kind im aktuellen entwicklungsstand fällen kann und soll. gar nicht so leicht! welche entscheidungen sind für das jeweilige alter überblickbar? kann zb. eine 3jährige mit ihrem zeitkonzept entscheiden, ob wir etwas heute oder morgen tun sollen? ständiges entscheiden oder zu komplexe entscheidungen können kinder überfordern.
Im Zentrum steht die Familie meiner Tochter mit drei schulpflichtigen Kindern im Alter von 6, 8 und 10 Jahren. Die Familie lebt in guten mittelständischen Verhältnissen.
Ihr Mann ist auf Grund von Internet-Informationen überzeugt, dass in Kürze unser System zusammenbricht. Das Geld hat keinen Wert mehr, das Bankensystem bricht zusammen, die Energieversorgung mit allen denkbaren Folgen steht nicht mehr zur Verfügung, kurz; es funktioniert nichts mehr! Er fühlt sich in der Schweiz nicht mehr sicher! Um sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen, will er nach Paraguay auswandern. Unsere Tochter scheint ihrem Mann blind zu vertrauen.
Wir sorgen uns um die Sicherheit, Gesundheit und Bildung unserer Grosskinder.
Da haben wir kürzlich intensiv darüber diskutiert, ob Eltern wirklich so schwer wiegende Entscheidungen für ihre Kinder treffen dürfen wie die Veröffentlichung eines Bildes auf dem Internet.
Aber wenn es darum geht, immer wieder umzuziehen, spielen die Interessen der Kinder plötzlich eine untergeordnete Rolle. Bestenfalls dürfen sie mitreden (nicht bestimmen), wohin es gehen soll.
Ähnlich ja auch bei Umzugsverbot nach Scheidung. Dieses gilt zwar, im Interesse des Kindes, das Vater und Mutter in der Nähe haben möchte. Aber nur, bis ein Elternteil nicht mehr will. Dann sind plötzlich die Rechte der Eltern (bzw. eines Elternteils, meist der Mutter) doch wichtiger.
Nicht dass ich dagegen bin, dass eine Familie auch mal umzieht. Wenn es sein muss. Aber nicht einfach so.
ich denke mal,bei der autorin muss es sein sonst würde sie sich nicht so viele gedanken machen,genau wie bei uns.fotos vom kleinkind ins internet stellen ist meiner meinung nach eine verletzung der privatsphäre,und daher ein no-go.umziehen,weil der beruf der eltern das verlangt lässt sich kaum vermeiden.ob die kinder das toll finden oder nicht hängt letztendlich vom kind und auch dessen alter ab(manche tun sich schwer,andere weniger) und von der familie (wieviel unterstützung,ob die eltern sich gerne und gut in die neue umgebung einfügen, etc.).ein kind würde whs immer das vertraute wählen und nicht das fremde.mitreden vielleicht,mitentscheiden sicher nicht.aber das heisst nicht,dass wenn es umziehen muss,es nur eine qual ist und es dem kind schlecht dabei geht.rede aus erfahrung!
@extraterrestre
😀
@Extraterrestre: Man muss die Sachen nicht schlimmer sehen als sie sind. Aber Ihre Argumente sind für mich doch ziemlich Schönfärberei.
Ob etwas „sein muss“ ist zudem sehr relativ.
@Brunhild Steiner: Frage mich gerade, wofür Sie da eigentlich applaudieren.
wo genau schönfärbe ich? verstehe ich nicht….
und nein, sein „muss“ ist in unserem fall nicht relativ.wir gehen dahin,wo wir einen job bekommen.denn wissenschaft ist international und die wenigen forschungsgruppen über die ganze erde verteilt,so ist das nun mal.ich persönlich denke,dass im kleinkinder-alter die engste sippe das wichtigste ist und solange die ganze sippe zusammenhält und geborgenheit gibt,kann man auch zusammen umziehen und sich in ein neues umfeld einfügen.sobald die kinder grösser (pubertät)sind,denke ich auch,dass man sie nicht mehr aus dem freundeskreis reissen sollte,wenn es aber notwendig ist,dann lässt sich auch das überstehen.wie gesagt,ich kenne leute,die so aufgewachsen sind und keinen schaden davon getragen haben, im gegenteil.
@Sportpapi
ja, das ist wirklich rätselhaft…, ich schätz mal dass jeder im-Kontext-Mitlesende ziemlich genau weiss wofür ich das platziert hab. Man müsste dafür nicht mal derselben Meinung gewesen sein, nur eins und eins zusammengezählt haben.
Aber um es noch ausführlicher zu machen, ich schliesse mich der Interessengewichtung an und finde Ihren Einwurf bezüglich „da hat man so gross über Bilder debattiert, aber umziehen soll man problemlos dürfen (als ob im Art propagiert würde die Kinder komplett aussen vor zu lassen)“ hand-und fusslos.
Denn es geht hier um Umzugssituationen die das Leben stellen kann, nicht um ohnehin problematische Konstellationen, welche als Auswirkung ua nicht angebrachte Umzüge produzieren, die nicht mehr im Wohle des Kindes sind.
2/
keine gut funktionierende/gesunde Familie zieht einfach „mal so und immer wieder“ um, denn bei aller Freude an neuen Orten ist es mit erheblichem Energie&Geldaufwand verbunden.
Allerdings gibt es Berufsgruppen denen öfteres umziehen (alle paar Jahre) nicht erspart bleibt, sollen die nun auf Familie verzichten? Um den Kindern regelmässige Umzüge zu ersparen?
welche argumente sind schönfärberei?verstehe ich nicht. und ob etwas sein muss,in unserem fall ein umzug wegen arbeit, ist bei uns nicht relativ,ich nehme an,bei der autorin auch nicht.wissenschaft ist international,die forschungsgruppen auf dem ganzen globus verteilt,so ist das nun mal.als eltern kann man die kinder bei einem umzug auch unterstützen.ich glaube ausserdem,dass für kleinere kinder die engste familie das wichtigste ist und solange die zusammenbleibt,sich stützt und geborgenheit schenkt,der rest zu bewältigen ist.warum nur denken menschen wie Sie,SP,dass ihr weltbild und ihre art,kinder grosszuziehen,die einzig wahre ist und anderes den kindern schadet und vom egoismus der eltern zeugt?sie haben bezgl.umzug in andere länder ja keine eigene erfahrung,oder?woher ihre argumente?
@Brunhild Steiner: Das eingeführte Thema war: Die Eltern entscheiden egoistisch über ihre Kinder und zum Nachteil ihrer Kinder. Nur dass es im einen Fall um ein Bild geht, dass vielleicht mal peinlich sein könnte, beim anderen um mehrere Umzüge über die Landes- und Kontinentsgrenzen während der Kindheit. Das ist bezüglich Belastung sicherlich eine ganz andere Grössenordnung.
„Keine gut funktionierende/gesunde Familie zieht einfach „mal so und immer wieder“ um, denn bei aller Freude an neuen Orten ist es mit erheblichem Energie&Geldaufwand verbunden.“
Da würde ich jetzt widersprechen, zumal ich die Beispiele kenne.
Aber klar, meistens geht es um den Job, Aufstieg, Karriere. Für eine Person.
@extraterrestre: Meine Aussage war ja, dass ich es in diesen Fällen sehr viel wichtiger finde, die Interessen der Kinder zu achten, also in so Banalitäten wie einem fröhlichen Kinderbild.
Und Sie schreiben ja selber, dass es vom Kind abhängt, wie gut das klappt.
Was Sie aber nicht schreiben ist, wie Sie entscheiden würden, wenn es dann für Ihr Kind eine Qual ist, wenn es dem Kind schlecht geht. Könnte ja sein.
Und hier kommt meine „Schönfärberei“. Einerseits sehen Sie die Probleme, erklären dann, dass müsse aber nicht so sein, nur um dann konsequent auszublenden, dass es aber durchaus so sein könnte. Auch wenn die Familie hier Geborgenheit bietet und alle sich bemühen.
@extraterrestre: „warum nur denken menschen wie Sie,SP,dass ihr weltbild und ihre art,kinder grosszuziehen,die einzig wahre ist und anderes den kindern schadet und vom egoismus der eltern zeugt?“
So etwas haben Sie von mir nicht gelesen. Und wenn, dann habe ich diesen Ball von anderer Seite aufgenommen (bezüglich der Bilder).
Was nicht heisst, dass ich mir keinerlei Gedanken mache. Und dass ich keinerlei (Lebens-) Erfahrung hätte, keine Familien mit unterschiedlichen Geschichten kennen würde. Oder keine Forscher/Wissenschaftler. Von denen kenne ich einige.
„sie haben bezgl.umzug in andere länder ja keine eigene erfahrung,oder?“ Nein. Da haben wir uns bewusst dagegen entschieden. Und dabei auch argumentiert…
nun mal halblang,SP.
1. meinem kind ging es bei unserem letzten umzug nicht besonders gut,va wegen sprachlichen problemen.ich habe mir viiiiieeeel zeit (fast ein jahr!) zeit genommen,um das kind langsam einzugewöhnen,dann kindergarten,also sagen Sie mir nicht,ich blende aus,wenn es dem kind schlecht gehen könnte.darauf bin ich gefasst und werde (und habe es getan) wenn nötig die notwendigen massnahmen ergreifen,um das kind zu unterstützen.ganz „nebenbei“ geht es dem kind in unserer familie sehr gut,es lernt, es lacht, es spielt, ist fröhlich und entwicklungstechnisch normal.
2. „job, karriere für eine person“. von dieser person hängt normalerweise (und auch bei uns) das haupt-einkommen ab, und somit hängt da auch die ganze familie dran, also: job für die familie, nicht karrieregeilheit eines egoisten.
3. „bewusst gegen umzug entschieden und dabei auch argumentiert“ – als ob die autorin (oder ich) nicht argumentieren würden FÜR einen umzug.weil der job dran hängt.weil das wohl in multikulturellen familien von vielen faktoren abhängt.weil das wohl der kinder vom wohlsein der eltern abhängt.ja, komplex ist das.daher:reden Sie mit, wenn sie konstruktiv sein wollen, nun nicht urteilen über etwas,was Sie selber noch nie erlebt haben
ok, punkt 2 und 3 wurden von der red zensiert,warum weiss ich auch nicht,aber es ging ungefähr so:2:“karriere für eine person?“-nein,job für den hauptverdiener der familie-ja, keine karrieregeilheit eines egomanen also,daher hängt das wohl der ganzen familie dran und wir ziehen alle mit. 3:“wir haben uns bewusst gegen umzug in anderes land entschieden und argumentiert“? – als ob wir nicht argumentieren würden FÜR einen umzug.keinem expat käme es in den sinn,urteilend darüber zu diskutieren,ob sesshaftigkeit einem kind schaden kann – umgekehrt jedoch schon.
@extraterrestre: Ich möchte noch einmal klarstellen, dass ich keineswegs die Entscheidungen in Ihrer Familie in Frage stelle oder kritisiere. Ich hatte und habe einen anderen Fokus. Aber ich merke schon, dass Sie sich persönlich angegriffen fühlen.
Ich habe auch nie geschrieben, dass Sie sich keine Gedanken über das Wohl Ihrer Kinder machen. Nur dass Sie die Konsequenzen hier in Ihren Beiträgen vorwiegend von der schönen Seite beschrieben haben und die möglichen anderen eben ausgeblendet. Dabei ging es Ihrem Kind offenbar wirklich über längere Zeit nicht gut. Trotz Ihren Bemühungen, trotz der engen Familienbanden. Übrigens ist es gar nicht selbstverständlich, dass die Eltern dann auch viel Zeit haben, wenn sie wegen dem Job ins Ausland gehen.
2) Sie haben natürlich recht, dass es wichtig ist, dass Familieneinkommen zu erhalten, und dafür auch Opfer zu erbringen. Ich denke dabei unweigerlich an Saisonarbeiter etc, an Leute, die über Monate ins Ausland gehen, weil sie sonst ihre Familien nicht ernähren können. Gut, wenn der Familiennachzug dann klappt!
Auf der anderen Seite halte ich eine wissenschaftliche Karriere nicht für alternativlos. Das sieht man spätestens dann, wenn die Ehefrau nicht mehr mitzieht, weil sie beispielsweise am neuen Ort nicht arbeiten kann. Ich habe schon Professoren gekannt, die deswegen eine tolle Anstellung aufgegeben haben.
Aber klar, den Partner fragt man eher als die Kinder.
3) „.keinem expat käme es in den sinn,urteilend darüber zu diskutieren,ob sesshaftigkeit einem kind schaden kann – umgekehrt jedoch schon.“
Klar. Weil es vermutlich schwer fallen würde, einen solchen Schaden zu bezeichnen. Hingegen werden die Vorteile für die Kinder herausgestellt, die viel in der Welt herumgekommen sind. Auch bei Ihnen: „Unseren kinder geht es gut.sie sind 3sprachig und lernen vierschiedene kulturen kennen.kollegen von uns sind mit ihren wissenschaflter-eltern genau soaufgewachsen, in verschiedenen ländern, immer wieder umziehen, und es sind tolle, weltoffene menschen geworden.“
Vielleicht werden sie irgendwann dankbar sein dafür. Vielleicht nicht.
„Reden Sie mit, wenn sie konstruktiv sein wollen, nun nicht urteilen über etwas,was Sie selber noch nie erlebt haben.“
Ich muss auch nicht Alkoholiker sein, um über die Probleme von Alkoholkonsum zu sprechen.
Meiner Meinung nach habe ich mich konstruktiv geäussert und mich mit Urteilen zurückgehalten (erwähnen, dass es nicht alle Kinder gleich toll finden, wie Sie ja auch selber sagen, ist kein Urteil).
Als wissenschaftlich geschulter Mensch sollten Sie doch eigentlich in der Lage sein, einen Text zu verstehen, und nicht aus der eigenen Befindlichkeit heraus zu interpretieren.
DAS war nun eine Bewertung.
SP, Sie müssen wohl immer das letzte Wort haben. Das passt zu ihrem weltbild, wie ich bereits erwähnt habe – ihre welt stimmt, andere welten sind schädlich fürs kind und stammen aus dem egoismus der eltern. ihnen hätte „ein bisschen in der welt herumkommen“ gut getan (soviel zum potentiellen schaden für sesshafte…). natürlich fühle ich mich angegriffen, wenn mir gesagt wird, ich blende mögliche negative folgen konsequent aus, ich schönfärbe meine argumente und in unserer familie ginte es um die karriere einer einzelnen person.da verteidige ich mich auch, denn das bild ist viel komplexer, als Sie sich vorstellen können, daher erübrigt sich meiner meinung nach eine weitere diskussion. trotzdem einen schönen abend!
extraterreste, ich verstehe Ihre Argumentation gut, und möchte Sie sicher nicht eingreifen. Bräuchte mein Kind aber fast ein Jahr Unterstützung zur Eingewöhnung, würde ich mir weitere Umzüge zumindest sehr gut überlegen. Vor allem im frühen Schulalter. Wir sind vor Beginn der vierten Klasse umgezogen, nur innerhalb der Stadt. Aber Taxidienst der Eltern war damals nicht üblich, ich habe entsprechend den Bezug zum damaligen Umfeld völlig verloren. Doch als ich grösser war, bin ich noch jahrelang (bis weit in die Studienjahre) an die Stätte meiner frühen Kindheit ‚gepilgert‘… Ich sage nicht, jedem Kind geht es so. Bei mir war es ein grosser Einschnitt, der lange nach sich zog. Ich verstehe deshalb jedes Kind, das sich schwer tut.
@extraterrestre: Ja, ich habe gerne das letzte Wort. Oder besser, ich verlasse eine Diskussion ungern, wenn kein (für beide Seiten) befriedigendes Fazit resultiert.
Hier stelle ich fest, dass Sie offenbar nicht gewillt sind zu verstehen, was ich eigentlich aussage. Auch keine neue Erfahrung, heute zählt die eigene Empfindung ja viel mehr als das, was objektiv vorhanden ist. Bei wissenschaftliche geschulten Menschen erwarte ich allerdings etwas anderes.
Die persönlichen Angriffe können Sie sich aber sparen, denn auch ich habe Sie nicht persönlich angegriffen. Und von meinem Weltbild wissen Sie relativ wenig – das spielt hier auch nicht wirklich eine Rolle.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Glück und bald eine der seltenen Dauerstellungen.
ich befinde mich mit meiner familie fast exakt in derselben situation wie frau portillo und auch wir stehen vor denselben fragen. als wissenschaftler (naturwissenschaften) hangelt man sich von befristetem vertrag zu befristetem vertrag, etwas anderes gibt es nicht, bis man irgendwann zwischen 35 und 45 eine festanstellung erhält und eine eigene forschungsgruppe leiten darf.soll man jetzt deswegen keine kinder haben?uns geht es finanziell ok und unseren kinder geht es gut.sie sind 3sprachig und lernen vierschiedene kulturen kennen.kollegen von uns sind mit ihren wissenschaflter-eltern genau soaufgewachsen, in verschiedenen ländern, immer wieder umziehen, und es sind tolle, weltoffene menschen geworden.nur mut, sag ich da, das sind entscheidungen der eltern (solange die kinder so klein sind)
Üben? Das Üben haben häufig die Eltern nötiger als die Kinder. Spätestens wenn es dann um Schulentscheide geht, die von den Vorstellungen der Eltern abweichen, dann ist es oft vorbei mit dem „das Kind darf mitentscheiden“. Dann ist alles wieder beim alten „Wir wissen, was das Beste für dich ist“.
Leider.
In dem Sinn: Üben Sie schön, damit sie es dann können, wenn es um gewichtigere Entscheide geht.
Das Wohl der Familie steht immer im Vordergrund… Ach so, tut gut das wieder einmal zu lesen, sonst würde es sicher nicht mehr glauben in der heutigen Zeit wo jeder und jede macht was im so passt! Ich finde es auch eher zweifelhaft für die Wertvorstellungen eines heran wachsenden Menschen wenn er im Kindesalter schon wie die Heuschrecken von einem Land zum anderen gezerrt wird, angeblich aus beruflichen Gründen.
Entscheiden dürfen sollen Kinder mit kleineren Dingen wie Kleider, Essen, Zimmereinrichtungen, was sie nach meiner Erfahrung schon genug gefordert hat.
Also bei so manchen Zeitgenossen muss man leider feststellen, dass es ihnen durchaus gut getan hätte in jüngeren Jahren mal aus ihrem Kaff heraus zu kommen, um den Horizont etwas zu erweitern. Immer nur im selben tristen Alltag zu sitzen macht ja nachweislich geistig unflexibel und kleigeistig.
Im übrigen, auch wenn Sie sich das offenbar nicht vorstellen können, aber es gibt effektiv plausible berufliche und private Gründe, wieso man umziehen sollte/will/“muss“. Nicht jeder hat das „Glück“, lebenslang auf dem Amt oder im Familienbetrieb zu bekommen..
Ja lieber Herr Bögli, das habe ich mir auch schon gedacht, wenn wieder mal in Ferien- Stimmungsmanier über ein weit entferntes Land geschrieben wird, dessen wirklichen Probleme ich aber bestens kenne!! Da kommt dann der selbstherrliche Schweizer und weis selbverständlich alles besser als die Einheimischen, wirft schnell alles über denn Haufen und schleicht sich dann verschämt davon wenn nichts gedeiht!
Zurück bleiben dann oft noch mehr Probleme, und was sonst noch so an Kolateralschäden zu verzeichnen sind…
Ein wichtiges Thema, womit ich mich auch je länger je mehr auseinandersetzen muss, wenn ich nicht dauernd von meinem 5-Jährigen Sohn wütend ‚immer bisch du de Chef!‘ hören will. So dürfen beide Jungs jetzt 1x pro Woche wählen, was es zum Mittagessen gibt. Solche Mitspracherechte gibt es mehrere im Kleinen. Aber den Wohnort/ Wohnung würde ich ganz bestimmt nicht die Kids mitentscheiden lassen. Auch nicht, wo wir unseren verlängerten Urlaub verbringen… dazu sind sie zu klein.
„Zählen ihre Stimmen in dieser Frage gleich viel wie unsere, weniger oder gar mehr?“
Solche Entscheidungen innerhalb der Familie sollen und können gar nicht rein demokratisch gefällt werden. Es zählen nicht die Stimmen, sondern Argumente. Und manche sind aus objektiver Sicher gewichtiger als andere. Vorbringen dürfen sie alle und es werden alle ernstgenommen. Welche aber wie gewichtet werden und wie letztlich der Entscheid ausfällt, entscheiden die Eltern. Denn nein, 9-jährige können nicht soweit in Zukunft denken, um das wirklich abschätzen zu können. Was aber nicht heisst, dass sie beim Entscheid nicht einbezogen werden sollten. Gerade das sowie die Erklärung weshalb erleichtert ihnen das Akzeptieren, wenn der Entscheid anders ausfällt als gewünscht.
Völlig richtig, 13. Es zählen die Argumente, aber auch die Gefühle, nicht einfach Stimmen. Eine Familie ist keine Demokratie. So viel Reflexion könnte man schon erwarten, wenn man Beiträge in diesen Blog einstellt. Es wirken viele Beiträge einfach schnell geschrieben. Es mangelt an echter Auseinandersetzung mit den gewählten Themen. Diesen Blogbeitrag hätte man auf eine Frage reduzieren können und die steht schon im Titel. Der Text darunter ergibt nichts, was nicht schon jede*r sowieso weiss, der*die Kinder hat.
Also unreflektiert finde ich den Beitrag nicht. Da macht sich jemand durchaus Gedanken, was das für die Familie bedeutet, auch für die Kinder und inwieweit sie einbezogen werden sollen.
Und Gefühle sind wichtig, da haben Sie recht, wobei sie auch als Argumente bestehen. „Ich habe Angst vor dem neuen“, „Ich mag mein heutiges zu Hause“, „Ich hätte Lust auf ein solches Abenteuer“ sind gleich wichtig wie „Da hätte ich gute Jobchancen“ oder „Die Möglichkeit eine neue Sprache zu lernen“. Und das alles zu berücksichtigen und daraus etwas zu entscheiden, können nur Erwachsene und selbst diese tun sich oft schwer damit.
Was bedeutet es denn für die Familie? Welche Konsequenzen sind zu erwarten? Wie werden sich die Kinder wohl in die neue Umgebung einpassen? Sehe leider keine Reflexion. Wo ist das Nachdenken, das Überprüfen von Thesen und der Vergleich (mit anderen)? Sehe nur eine kleine Episode beim Bäcker, den Grund für den Umzug, die freie Wahl des Ortes, Selbstdarstellung und Fragen. Antworten, reflektierte, gibt es leider keine. Es wird gesagt, selbstverständlich entscheiden die Kinder mit. Was entscheiden sie mit und wie viel Einfluss haben sie?
Aber vielleicht ist das auch zu viel erwartet? Denke ich aber nicht, denn die eigenen Ansprüche sind stets sehr hoch. Der Auftritt passt dazu.
Es ist ein Blog. Natürlich bleibt es oberflächlich, aber hier sehe ich doch einen Denkprozess, auch wenn nicht alle Argumente hier offengelegt werden:
„Selbstverständlich reden unsere Kinder mit, und genauso klar ist es, dass wir nirgendwo hinziehen würden, wo es ihnen nicht gut gehen kann oder ihre Freiheiten wesentlich eingeschränkt wären; das Wohl der Familie steht immer an erster Stelle“
„So oder so beeinflussen die Argumente und Wünsche der Kinder unseren Entscheidungsprozess und vermischen sich mit unseren eigenen Anliegen.“
„Bezüglich unserer Umzugspläne bleibt uns zum Glück noch ein bisschen Zeit zum Reden, Abwägen und Herausfinden, was für unsere Familie derzeit wichtiger ist: unbekannte Abenteuer und neuer Alltag im Süden – oder vertrautes Bern“
na toll…
schon wieder eine Mutter, die Kinder auf die Welt setzt ohne sich über deren Zukunft, Gefühle und etvl. psychologische Folgen Gedanken zu machen. Warum können sich manche Menschen nicht erst einfach irgendwo festigen?
Das erinnert mich stark an meine Mutter. Mit 9 Jahren hatte ich bereits 3 Länderwechsel hinter mir (heute bin ich 30). Bis 17 Jahre, 13 Umzüge – quer durch die Schweiz.
Mit 17 packte ich meine Sachen und sagte: TSCHÜSS Mutter!
Lässt es doch mit Kindern einfach sein, wenn ihr das eigene Leben nicht selbst im Griff habt oder euch zuerst noch selbstverwirklichen wollt!
Meine Güte, mit dem falschen Fuss aufgestanden? RP stellt doch genau dieses Thema heute auf, nämlich die Frage, inwieweit Veränderungen auch mit den Kindern besprochen bzw von ihnen mitentschieden werden sollen!? Haben Sie den Text überhaupt gelesen? Darin steht klipp und klar, dass der Sohn eine Stimme hat. Niemand redet von x Umzügen!
Und wenn man Kinder auf die Welt setzt, muss man sich über alles (!) Zukünftige bereits im Klaren sein? Veränderungen aller Art sind nicht mehr gestattet? Mir scheint, Ihre eigenen Erfahrungen haben Sie mit einem Tunnelblick versehen.
Nö – alles wunderbar. Ich bin halt sehr direkt – verstehen nicht alle, ist mir auch bewusst.
Nee, kein Tunnelblick. Sondern eine Äusserung aus einer Erfahrung, wie man es eben nicht machen sollte. Ob das Kind eine Stimme hat oder nicht; ich bezweifle, dass Mann oder Frau Karriere/Umzug sausen lässt, weil Kind sich mit einem „nein“ äusserte. Im Endeffekt wirds von den Erwachsenen so argumentiert & schön geredet, sodass Kind mitgehen muss, ob es will oder nicht. Natürlich sind gewisse Veränderungen(!) gestattet. Ich habe allerdings kein Verständnis dafür, Kinder aus ihrem Umfeld wegzureissen, denn ich weiss, wie ist. Dann lieber keines auf die Welt setzen, wenn man sich selbst noch nicht festlegen kann. Aber ja, unüberlegtes Kinder kriegen ist ja auch Trend heutzutage…
Ich finde die These von Lucia absolut plausibel und einleuchtend. Immerhin weiss sie aus eigener Erfahrung, was solche Erlebnisse in einem Kind auslösen können. Wir Erwachsenen tendieren gerne dazu, Dinge zu entscheiden, von denen wir wie selbstverständlich sagen: „Ach, so schlimm wird das schon nicht sein für das Kind!“ Deshalb bin ich froh und dankbar, wenn ich solche Erfahrungen lese. Auch wenn es bedeutet, dass man seine Entscheide viel öfters hinterfragen muss. Und im Extremfall halt auch auf etwas verzichten muss, was sich nicht mit dem Wohl der Kinder oder des Partners vereinen lässt. Inwiefern die Autorin die beruflichen Perspektiven im Endeffekt gegenüber den Bedürfnissen der Kinder gewichtet, wissen wir nicht. Tut aber auch nichts zur Sache. Es geht um eine generelle Haltung.
Lucia, lieber arbeitslos als Umzug für einen Job, oder wie?
@ Lucia
Wenn Sie genau lesen, werden Sie feststellen, dass auch die Kinder für einen Umzug sind. Von Frankfurt a.M. nach Bern. Und es geht hier um einen, nicht um X, das jedes Jahr. Und ja, mit einem solchen habe auch ich meine Erfahrung. Im Nachhinein, auch aufgrund Ereignissen, die man damals noch gar nicht kommen sah, war es die beste Entscheidung, die getroffen wurde. Es ist nicht immer leicht, das Umfeld zu verlassen und wegzugehen, aber es gibt auch gute Gründe und manchmal neue Chancen. Eigene Erfahrungen 1:1 zu übertragen ist aber schwierig. Da hat Carolina durchaus recht.
In unserer heutigen, wohlhabenden Welt sind wir sehr sesshaft geworden (auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird). Warum muss man diese Sesshaftigkeit den Kindern zwanghaft eintrichtern? Kinder sind in der Regel begierig auf Neues und profitieren von den neuen Erfahrungen. Nur weil es Ihnen aus irgendeinem Grund nicht gefallen hat, müssen Sie das ja nicht auf die ganze Menschheit übertragen.
Flori… natürlich…
Kinder sind begierig auf Neues – stimme ich Ihnen soweit zu.
Man kann natürlich nach aussen noch so viel plappern, wenn man es selbst nicht erlebt hat, dann hat man schlicht und einfach keine Ahnung, was es heisst: geliebte Menschen (Bezugspersonen), Freunde, Lehrerinnen, Bekanntschaften zu verlieren… und dies mehrmals, weil Mutter und/oder Vater kein Feldmeter überlegen, welche Auswirkung es für das Kind haben könnte.
Mal schauen, ob Sie gleich denken würden, würde es dabei um Ihre eigene Gefühle gehen.
Wir sprechen hier nicht von Entscheidungen/Mitspracherecht für die Farbe des Kinderzimmers oder Ausflugsmöglichkeiten.
Wir sprechen heute von einem Landeswechsel.
Und ich spreche hier über deren Auswirkungen – weil selbst erlebt. Mehrmals.
Ich glaube, in Ihrer Familie gab es andere Probleme, als die Umzüge – denn in einem intakten Umfeld können Kinder das ziemlich gut verkraften – 13 Umzüge in 17 Jahren sind auch nicht unbedingt typisch für Expats
Es scheint es sich bei der UP um mehrjährige Stellenangebote zu handeln – das kann jedes einigermassen geborgen aufwachsendes Kind verkraften, denn die unmittelbaren Bezugspersonen bleiben identisch.
Menschen sind von Haus aus Nomaden in kleinen Sippen – die Sippe ist arg klein geworden, aber grundsätzlich liegt Kindern das wandern im Blut.
Ja, ich weiss, von was ich rede – immerhin 8 Umzüge in den 18 Jahren meiner Kindheit – jedesmal ein kleines Drama (das kindliche Leben besteht ohnehin nur aus Dramen) und ein paar Tage später am neuen Ort den alten fast schon vergessen
Wunderbares Beispiel! Vielen Dank an die Autorin! Genau darum geht es: Der Zögerer darf zögern, so lange er will – ***wenn er damit niemanden in Mitleidenschaft zieht.*** Und zum Üben gehört auch, dass man eine Entscheidung schnell fällt. PS. Die Passage zwischen Sternchen trifft auch aufs Plärren, Schmatzen, Rauchen, Stinken etc. usw. usf. zu