Kinderspielzeug für Erwachsene

Grosse Freude: Ikea hat 2015 in Spreitenbach ein Riesenböllelibad für Erwachsene aufgestellt. Screenshot: Youtube
Meine Achtjährige würde vermutlich sagen, so etwas sei «für Babys». Etliche 28- bis 48-Jährige hingegen geraten in Verzückung, wenn von einer «Bölleliparty» in der Ikea die Rede ist. Sie wissen schon, das Böllelibad. Dieses Becken voller bunter Plastikbälle, das normalerweise im Kinderparadies steht, damit die Kleinsten sich beschäftigen können, während die Eltern sich durch das Möbelhaus schlängeln. Der Comedian Zukkihund hat die Ikea 2015 dazu gebracht, für einen Tag ein Riesenböllelibad für Erwachsene aufzustellen – und diese kamen in Scharen. Weshalb nun offenbar im Raum steht, das Ganze dieses Jahr zu wiederholen.
Sieht man sich die ersten Kommentare auf Zukkihunds Facebook-Account zum Thema an, wird klar, dass der Event auch in Runde zwei ein Grosserfolg werden würde. Denn die heutigen Erwachsenen lieben Kinderkram. Sie hüpfen nicht nur begeistert durchs Bällchenbad, sie treffen sich auch zu «Paint the Streets»-Events, an denen sie mit Strassenkreide am Boden kniend einen Platz verschönern. Auch in den eigenen vier Wänden tun es immer mehr Erwachsene den Kleinen gleich und zücken Farbstift und Ausmalbuch zur Entspannung. Oder sie bauen Sehenswürdigkeiten aus Lego nach und posten ihr Werk stolz auf Social Media.
Unendliche Adoleszenz
Die Adoleszenz dauere heute ewig, denn die Erwachsenen weigerten sich, sich auch wie solche zu benehmen, so der oft gehörte Vorwurf. Sie drückten sich davor, Verantwortung zu übernehmen, eine eigene Meinung zu haben und dafür einzustehen. Sie zögen sich an wie Teenager und hätten Mühe damit, den Kinderkram den Kindern zu überlassen.
Dass an der Feststellung etwas dran ist, beweisen all die Kinderevents für Leute über 20, die Erwachsenen-Malbücher und auf Grosse ausgerichteten Lego-Sets. Aber warum haben all diese Kindersachen eigentlich solchen Erfolg bei (oft kinderlosen) Erwachsenen? Ist es wirklich der Wunsch nach ewiger Jugend, wie manche suggerieren? Oder nicht vielleicht doch die Tatsache, dass es einfach befreiend ist, sich zwischendurch einmal gehen zu lassen und kichernd durch eine Wanne voller Plastikbälle zu hüpfen?
Das innere Kind rauslassen
Was auch immer der Grund ist: Während man den Kinderlosen solcherlei Gehabe schnell als kindisches Tun vorwirft, dürfen wir Eltern in aller Ruhe Bilder ausmalen, über den Fussballplatz toben, Legotürme bauen und auf Spielgerüste klettern. Keiner wird uns deswegen belächeln, solange wir unsere Kinder im Schlepptau haben. Wir gelten im Gegenteil sogar als besonders engagierte Mütter und Väter, wenn wir unser inneres Kind herauslassen und es gemeinsam mit dem Nachwuchs über den Spielplatz wirbeln lassen.
Wunderbar, nicht wahr? Und im Gegensatz zu den Bölleliparty-Besuchern müssen wir dabei nicht einmal cool aussehen.
16 Kommentare zu «Kinderspielzeug für Erwachsene»
Leider hat LEGO den Märklin Baukasten verdrängt. Zu meiner Jugand hatte LEGO noch nicht die heutige Vielfalt, deswegen bin ich auf den Märklinbaukasten umgesiegen. Die Bauteile waren aus grün lackierten Eisenteilen, die man mit Messingschrauben zusammenbauen konnte. Dazu gab es noch Bleche, Räder usw. das war echt super. Und fiel auch nicht auseinander, wenn man es mal runterfallen lies.
Und man konnte mit einer Dampfmaschine, die mit kleinen Anzünderli betrieben wurde, herrliche Windräder oder elektrische Dynamos betreiben und eigenen kleinen Ministrom erzeugen. Ich trauere immer noch der mini Zinngießerei hinterher. So viele Figuren konnte man damit gießen. Seufffffzz. Na ja, heute gibt es Tabletop Spiele und zum Glück haben sich die Konsolen für zu Hause durchgesetzt, so muss ich nicht mehr die ganzen Hauptstädte in der Schweiz nach den besten Spielhallenautomaten abklappern.
Mein Sohn spielte gerne mit Lego ist auch super. Wieso soll das plötzlich anders sein, was gut ist ist gut.
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Schiller
Und es macht mich tief betroffen, wie viele Kinder auf der Welt um ihr Mensch-Sein und die Entfaltungskraft des Spieles gebracht werden…
Ein steifes Zitat finde ich die sprachlich so ziemlich „unverspielteste“ Antwort diesen Artikel.
Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. (Spielen ist handeln frei von Notwendigkeit oder Pflicht)
Ich sage da nur: Kapla, Kapla, Kapla. Da kann hier keiner widerstehen!
Aber doch noch eine Korrektur: nein, Wltern die auf dem Spielplatz mitrutschen und mitschaukeln, obwohl das Kind im Alter ist, wo es das selber tun könnte, gelten nicht im positiven Sinne als überengagiert, sondern eher lächerlich!
Also, mir tun die Eltern grösserer Kinder leid, die auf den Indoor Spielplätzen gelangweilt im Latte Macchiato Bereich rumhängen und die Spielzeit absitzen… da geniess ich noch ein bisschen das Rumtollen auf dem Gumpischloss.
Bei mir hat sich die Freude an Spielplätzen länger gehalten als die Jungfräulichkeit. Noch als Teenager wurde geschaukelt und geklettert, halt einfach nachts. Als Mutter konnte ich dann nochmal aus dem Vollen schöpfen – aber schon eher mit dem kleinen Kind. 😉
Eltern grösserer Kinder haben das Privileg gelangweilt rumzustehen (sogar mit dem bösen Handy in der Hand), weil es da in erster Linie um Kinder geht, die sollen Spass haben. Und gerade dort, wo andere Kinder greifbar sind, sind Eltern die falschen Spielkameraden, ausser sie leiden an Überschätzung und halten sich für unentbehrlich. Eben, Ausnahme bilden Eltern kleiner Kinder, die schlicht noch gehalten werden müssen. Als Teenie mit der Peergroup zu schaukeln, ist etwas anderes.
Mir ging/geht es wie Lichtblau. Und ich werde die Gumpischlosszeit (trotz Handy) wieder schmerzlich vermissen. Ehrlich.
@13
Cuboro 😀
Wie wahr…
So ein Blödsinn. Lego war schon immer etwas für Klein und Gross. Ich bin Mitglied im swissLUG, das heisst Lego User Group.
Und wir haben Freude am Modelbau und den vielen Möglichkeiten die man mit Lego hat. Deswegen bin ich nicht jemand der in der Kindheit stecken geblieben ist und keine Verantwortung übernehmen will.
So ist es !
Verstehe ich auch nicht.
Sagt jemand, dass er Puzzles mag ists OK.
Bei Lego soll das irgendwie anders sein, nur weil es auch Sets für Kinder gibt (gibt es ja bei Puzzles auch)?
Bei Lego ist das ganze noch in 3D und kreativ!
Und wenn etwas Spass macht, sollte das eigene Alter keine Rolle spielen.
Ausser man gibt zuviel auf die Meinung anderer.