Unglaublich, es ist ein Junge!
Babypartys – oder Baby Showers, wie sie in ihrem Ursprungsland genannt werden – finde ich eigentlich eine schöne Sache. Die werdende Mutter trifft sich gemütlich mit ihren Freundinnen, man isst Kuchen und trinkt Prosecco (wenn man nicht schwanger oder im Stillmodus ist). Und dann gibt es natürlich mehr oder weniger geschmackvolle Geschenke wie Windeltorten und I-Love-Mama-Nuggis.

So eine Baby-Party kann ja ganz süss sein: Eine werdende Mutter feiert mit ihren Freundinnen. Foto: iStock
Diese kleine Einleitung ist der Beweis, dass ich nicht jede aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten importierte Tradition für einen kompletten Blödsinn halte. Aber Gender Reveal Partys also schon. Diese seltsamen Feiern finden meist im mittleren Schwangerschaftsdrittel statt, also noch vor der Baby Shower. Höhepunkt jeder Gender Reveal Party: Die Gäste oder sogar die werdenden Eltern selbst finden heraus, ob ein Mädchen oder ein Knabe unterwegs ist.
Rosarot oder hellblau?
Während bei Baby Showers meist nur Frauen eingeladen sind, sind bei der Gender-Enthüllung auch die Männer mit von der Party, eh Partie. Alle erwarten gespannt die Antwort auf die grosse Frage, ob das Baby in Utero einen winzigen Penis zwischen den Beinen hat oder nicht. Um den kleinen Unterschied wird ein Riesen-Trara veranstaltet. Und die spektakuläre Enthüllung wird offensichtlich häufig mit dem Handy gefilmt und auf Youtube gestellt.
Dort sieht man dann Paare, die Kartons öffnen, aus denen rosarote oder hellblaue Ballone steigen. Oder die mit einer Nadel in Ballone stechen, aus denen es rosarote oder hellblaue Konfetti regnet. Oder werdende Mütter, die einen präparierten Baseball werfen, aus dem eine Puderwolke entweicht, sobald der künftige Papa mit dem Schläger draufhaut. Der Puder ist natürlich – na, haben Sie es erraten? – entweder rosarot oder hellblau.
Und dann geht das Gekreische los. Die Partybesucher hüpfen und jubeln, die Mütter schlagen die Hände vor den Mund oder rufen «I knew it!» (Ich wusste es!) – und die Männer weinen, tanzen oder zeigen ihren Bizeps. Alle sind total überrascht, dass da ein Mädchen oder Knabe im Bauch ist – als könnte es sich theoretisch auch um eine Katze oder einen Toaster handeln. Noch mehr aus dem Häuschen geraten die Enthüller, wenn es um Zwillinge oder Drillinge geht. Oder wenn eine Familie bereits drei bis vier Buben hat und dann endlich ein Mädchen unterwegs ist.
Wie überraschend – es ist ein Kind! Eine Best-of-Gender-Reveal-Compilation. Quelle: Youtube
Geschlecht: Egal!
Es ist ja schön, wenn sich Paare wie verrückt auf ein Baby freuen. Aber warum muss man komplett ausflippen, wenn man erfährt, ob das Kind als Knabe oder Mädchen geboren wird? Und warum müssen es alle Verwandten und Bekannten schon vor der Geburt erfahren? Noch im Mutterleib wird dem Kind ein Stempel aufs Babyfüdli gedrückt, der künftig über Geschenke, Kleidung, Haare, Spielsachen und Hobbys entscheiden wird. Während man bei Facebook heute zwischen Mann, Frau und 58 weiteren Kategorien wählen kann, gibt es bei der Gender Reveal Party einfach rosarot oder hellblau. So werden bereits Ungeborene unnötigerweise in Geschlechterrollen gedrängt.
Noch überraschender – es sind Zwillinge! Mehr Videos. Quelle: Youtube
Und bei vielen Videos wird man zudem das Gefühl nicht los, dass es hier weniger um das Baby oder die Eltern geht, sondern vielmehr um die meisten Views und Likes. Sollte ich jemals an eine Gender Reveal Party eingeladen werden, werde ich natürlich hingehen. Als Geschenk bringe ich ein Töpfchen mit, gefüllt mit eingefärbter Babykacke – rosarot und hellblau.
Lesen Sie von der Autorin auch die Postings «Rapunzel-Mädchen und Ronaldo-Buben» und «Zu wild für ein Mädchen».
54 Kommentare zu «Unglaublich, es ist ein Junge!»
Ist zu hoffen, dass die Eltern auf jedem Video ihrer Kinder gleich laut kreischen. Denn die Kinder werden es sich wohl später mal anschauen.
Sehe ich das falsch oder werden in der ersten Compilation ausschliesslich Boys gefeiert? Heisst das, dass die spektakulärsten Reaktionen bei Buben häufiger sind? Das finde ich krass, wenn es so ist. Es ist weltweit vermutlich im Durchschnitt eine Tatsache, dass Buben mehr gelten. Schlimm genug. Aber in den „Gender-Reveal“- Hochburgen wie den USA?
Treffer – versenkt!
Man läd alle Freunde und Verwandte ein und macht ein Fest – das ist doch schön.
Es gibt diesen einen Höhepunkt, bei dem alle mehr oder weniger theatralisch kreischen (wie auf der Achterbahn – ist ein Gruppenphänomen) – ansonsten ist eine Gender Reveal Party ein ganz normales Fest mit Barbecue, kaltem Büffet, Musik, Tanz und Tratsch und was sonst noch üblich ist auf einem Fest.
Feste feiert man schliesslich, wie sie fallen und man hat auf einen Schlag alle nervigen Fragen los, was es denn wird.
Wo ist das Problem?
der Witz daran ist ja, dass hier nicht der „Gender“ (sozial empfundenes Geschlecht) enthüllt wird, sondern der „Sex“ (biologisches Geschlecht), den man am Fötus feststellen kann.
Der Gender des Kindes wird sich erst später herausstellen – „[er] verweist nicht unmittelbar auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale“ (Zitat aus https://de.wikipedia.org/wiki/Gender )
Im engl. „Alltags“gespräch wird „Gender“ eben durchaus für „Geschlecht/sex“ gebraucht.
Nichtsdestotrotz ein guter Hinweis.
Vergessen Sie nicht, sich aufzuregen über:
– I bims 1 Influencer
– Pinterest, die Seuche
– Trump, Trump, Trump
– aufgemalte Augenbrauen
– Cheeky Exploits
– Einhörner
– Kirchen und Kuhglocken
und jesses natürlich die Frisur meines Nachbarn.
😉
Lieber Heinz
Aber wen stört das?
Ach diese Verachtung für alles, was einem nicht passt. Mir passt vieles auch nicht (z.B. die Neugeborenenschilder überall), aber hey, how cares.
Neugeborenenschilder? Mir scheint, in einigen Vorgärten stehen diese Schilder schon so lange, dass das betreffende Kind muss mittlerweile gefühlt in der Lehre sein muss.
Und ich rege mich total über die Verwendung englischer Sprachversatzstücke in deutschen Texten auf – aber eben, wie sie so richtig sagen: how cares…
ich bin so etwas von vorgestern (Jg 1966). Bei zwei von meinen drei Kindern gab es vor der Geburt kein einziges Ultraschallbild und niemand wusste, ob es ein Bub oder ein Meitli wird. Aber wir sind trotzdem sehr glücklich mit unseren Kindern.
Was? Sie wollen damit sagen, Sie haben Kinder bekommen, ohne im Vorfeld die Kinderzimmer rosa resp. blau zu streichen und ohne eine Anmeldung für die Ballettschule resp. Fussballverein ausgefüllt zu haben? Wie haben Sie denn die Kleider der Kinder gekauft oder waren sie den ersten Monat nackt? Wie haben Sie sich darauf eingestellt? Das geht doch gar nicht 😉
Auf dem ersten Video sieht man eigentlich alles über diese unsäglichen Parties und die Leute, die Spass daran haben, sowas zu veranstalten. Anscheinend bekommen die allesamt nur Jungs…? Das zweite Video habe ich mir nicht mehr angetan. Durch die Talk-, Container- und Socialmediashows und ihre penetrant überextrovertierten Exponenten scheint die Kommunikation leicht beeinflussbarer Menschen offenbar zu einer Art Gekreisch mit Dauerbegeisterung und quietschender Stimme mutiert zu sein. Man sollte denen entgegenhalten: „Wissen Sie was? ES INTERESSIERT MICH NICHT!!!“
Es gibt männlich und weiblich und pathologische Ausnahmen. Die 58 Gender bei fb sind lächerlich.
Ich bin nicht bei FB und mit solchen Selbstdarstellungen wie im Artikel kann ich mich auch nicht anfreunden – zumindest nicht in dieser öffentlichen Form.
ABER: Wenn hier einer pathologisch ist, dann wohl doch eher Sie *kopfschüttel* O.o
Ihre Aussage oben ist schlicht nicht mehr zeitgemäß, pauschal diskriminierend und degoutant!
Mir ist herzlich egal, ob meine Meinung zeitgemäss oder pauschal diskriminierend (warum eigentlich?) oder degoutant (wie Sie zu dem Schluss kommen ist mir ein Rätsel) sein soll.
Geschlecht ist nun mal eine genetisch definierte, biologische Tatsache. Da kann man (oder frau) drehen und wenden wie er/sie/es möchte. Es ändert sich auch nichts daran, wenn immer wieder betont wird, dem sei nicht so.
Wenn jemand aber den psychischen Druck verspürt, eine spezielle Spielart der Sexualität auszuleben, dann soll er das im Rahmen des gesetzlich Zulässigen tun.
Leidet der Betroffene darunter, wird es eben pathologisch. Ziemlich einfach. Aber leider nicht so modern und hipp wie 34783 Geschlechter.
Niklas Meier, Sie haben einen Fan ;-).
Was es nicht alles gibt? Von so einer Party habe ich noch nie gehört. Ich weiss nicht, ob das wirklich weit verbreitet ist und ob es nicht eher ein jüngeres Phänomen ist. Ich schätze eher auf letzteres. Ich glaube auch, dass es eher eine Gegenbewegung ist: einerseits gibt es die Bewegung Buben und Mädchen möglichst über einen Kamm zu scheren. Andereseits wird Rosarot und Hellblau schon verballert, bevor das Baby geboren ist.
Ist sind diese zwei blöden Farben für die Kinder nicht auch so etwas Änliches wie dummer Rassismus? Oder doch nur ein OBERSTSCHICHTSPROBLEM ?
Ist eigentlich niemandem aufgefallen, dass in dem ersten Filmchen nur hellblau bejubelt wird? über rosa freuen sich die Latinos wohl weniger….
In der spanischsprachigen Kultur auf beiden Seiten des Atlantiks gibt es tatsächlich oft einen seltsam verbissenen Umgang mit dem Geschlecht von Kindern. Dort ist es ja auch normal, dass Mädchen quasi als erstes nach der Geburt Ohrringe verpasst kriegen, als könnte es zu irgendeiner schrecklichen Verwechslung kommen (etwa ein blauer Nuggi!!) wenn ein Mädchen nicht sofort beringt und markiert wird..
Diese Ohrstecherei gibt es auch in Schweiz, CB! Obwohl es mir scheint, dass es am Abnehmen ist.
Ich persönlich finde es grauenhaft, aber wer sind wir eigentlich, dass wir unsere Sicht der Dinge anderen Kulturen aufdrängen wollen bzw summa summarum verurteilen und lächerlich machen, wenn die Handhabungen und Haltungen nicht unseren entsprechen? Wo ist eigentlich das Staunen darüber geblieben, dass es exotische, fremdartige, merkwürdige und unbekannte Dinge auf dieser Welt gibt, ohne dass wir gleich unsere moralinsauren Bewertungen abgeben?
Kann mir mal jemand sagen, warum bitte, warum überhaupt ist es notwendig im Voraus zu erfahren was es wird?
Ist es nicht viel schöner wenn man 9 Monate gespannt darauf warten kann und dann nach getaner „Arbeit“ ist doch das enthüllen des Geschlechtes ein wunderbarer und intimer Familienmoment.
Es scannt doch auch niemand nach dem Kauf sein Überraschungsei, nur um schon vor dem Öffnnen zu wissen was denn drin sein wird.
Absolut unverständlich!
Zum 9Monatigen warten, bis man das Geschlecht kennt: in der heutigen Zeit kommt es für den Arzt beim Ultraschall jedesmal zum Eiertanz, wenn die Eltern das Geschlecht par tu nicht wissen wollen. Find ich auch ziemlich doof. Das gleiche gilt natürlich für diese Parties – wäre mir nie in den Sinn gekommen so etwas zu veranstalten! Aber diese Welle wird wohl auch noch zu uns schwappen – Valentinstag & Halloween lassen grüssen! Und sogar unser Christkind wird verdrängt! 🙂
Also ich kann ja nur aus Männersicht sprechen, der bei 2 Kindern ungefähr eine Handvoll mal bei einem Ultraschall dabei war. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich aber ziemlich sicher sagen, dass man mit dem normalen Schwarzweiss-Ultraschall (nicht das moderne 3D-Zeugs) nicht einfach so „hoppla jetzt habe ich versehentlich zwischen die Beine gesehen“ macht, sondern man muss aktiv danach suchen, und das kann gerne auch mal dauern (oder falsche Resultate zutage führen). Und eigentlich gibt es nicht diejenigen, die partout nicht wissen wollen, sondern jene die partout wissen wollen. Die nichtwissenden sind im Fall die „normalen“ wenn man das so sagen kann. Aber das sehen die zuviel beschallten wohl etwas anders.
FS: Sie halten die Nichtwissenwollenden für normal, die anderen aber für unnormal? Schon mal was gehört von leben und leben lassen? Das geht Sie doch überhaupt nichts an – und ich habe auch keine Lust, Ihre Eingangsfrage zu beantworten, wenn Sie dann im folgenden gleich mal alle, die nicht Ihrer Ansicht sind, implizit als nicht-normal bezeichnen.
Im ersten Video sprechen die Teilnehmer grösstenteils Spanisch. Das zweite Video habe ich mir nicht mehr angetan.
Wir wussten bis zur Geburt nicht, was es wird. Fand ich persönlich sehr schön.
Unglaublich, welche neuen Trends Amerika immer wieder kreiert, welche nicht selten auch bis hierher herüberschwappen. Vergleiche Halloween und Black Friday etc. Alles nur hysterisches, völlig sinnloses Getue, um wenigstens einmal etwas Action ins Leben der gelangweilten Leute zu bringen. Sich überbieten, übertrumpfen. Mein Mann und ich wollten damals nicht mal das Geschlecht im voraus erfahren, obwohl uns dies der Arzt natürlich mitgeteilt hätte. Wir wollten uns primär zusammen auf das Kind freuen, das fortan mit uns leben würde und dem wir unsere ganze Fürsorge geben wollten. Es war unaufgeregt, innig, wir gingen alles behutsam an und wuchsen langsam in die Elternrolle rein.
Ob man das Geschlecht im Voraus oder erst bei der Geburt erfahren möchte, scheint mir kein relevanter Unterschied, sondern einfach persönliche Vorliebe.
Wir haben keinen Sinn darin gesehen, das Geschlecht erst 6 Monate nach dem Arzt zu erfahren.
Bei der Einschätzung zu Gender Reveal Parties und ähnlichem bin ich ganz bei Ihnen: Es ist ein sinnloses und hysterisches Getue, dass ich mir nur mit der Abwesenheit von spannenderen Dinge im Leben erklären kann.
Der Arzt erfährt es im Fall auch nicht vor ihnen, wenn er nicht extra für Sie danach sehen müsste.
Der Arzt schaut primär nach anderen Gesundheitsrelevanten Dingen und es ist ihm herzlich egal was es wird.
Als meine Frau und ich dem gesagt haben, dass wir es nicht wissen wollen, war die Antwort: Ach gut, dann muss ich ja jetzt hier keine Suche starten, wie schön.
Natürlich braucht es an sich keine Gender Reveal Party. Aber kann man andererseits denn Leuten nicht einfach die Freude lassen? Woher kommt der Drang, mit aller Kraft das biologische Geschlecht quasi als Quantité négligeable verdrängen zu wollen? Denn klar, wenn man dem Geschlecht jegliche Bedeutung verweigern will, dann muss man nicht nur gegen Geschlechterrollen, sondern auch schon gegen die Thematisierung sein. Demzufolge muss die genderbewegte Frau wohl auch gegen solche Parties sein.
Werdende Eltern freuen sich aber an allem, noch so belanglosem. Lassen Sie sie doch.
Sagen sie mir einen Vorteil, oder einen Grund warum man das Geschlecht überhaupt im voraus nachsehen sollte. Was hat man davon? ist das während der Schwangerschaft nicht absolut egal?
Ah, vielleicht wollen sie das Kinderzimmer hellblau oder rosa streichen. LOL
Werdende Eltern stellen sich das Kind vor und haben Träume. Sobald man das Geschlecht weiss wird diese Vorstellung ein grosses Stück konkreter – man erträumt sich nun das Leben mit diesem kleinen Bub oder diesem kleinen Mädchen.
Das dann alles ganz anders kommen kann, steht auf einem anderen Blatt…
Ich habe eine Kollegin, die träumte von ihrem Mädchen (wurde vom Arzt so versprochen) und strickte, stickte und nähte während Monaten was das Zeug hielt, pink mit Namen und allem schischischa, bekam dann aber ein Junge und hatte ziemlich zu beissen an ihren Gefühlen.
Wenn diese Enttäuschung dann nur nicht ins weitere Leben mit dem Kind einfliesst…
Mittlerweile ist sie wieder schwanger, hat wieder geschaut was es wird, und es soll wieder ein Mädchen werden. Manche lernen nichts…
ich frage mich, ob Sie mit diesem Resultat ruhig schlafen kann, oder ob der Arzt sich jetzt bei jeder Kontrolle mit dem Ultraschall aber ganz, ganz, ganz sicher versichern muss dass er nicht falsch geschaut hat.
Lieber Martin
es geht hier ja nicht ums Geschlecht des Kindes an sich, sondern um das Affentheater (Affen, verzeiht mir diesen Ausdruck), das heutzutage jede und jeder glaubt veranstalten zu müssen, um sich seinen Freunden und Followern zu präsentieren.
Lieber Martin Frey,
ich kann Ihnen nur zustimmen und sehe es genau wie Sie. Lassen Sie den Leuten doch ihre Freude. Es kann doch heute jeder für sich entscheiden, ob der das Geschlecht vor der Geburt kennen möchte.
Dass einem Baby durch eine Baby-Party im Mutterleib ein Stempel aufgedrückt und es in eine Geschlechter-Rolle gedrückt wird, wie die Autorin schreibt, sehe ich nicht, wohl hingegen die Hysterie unserer Zeit.
Junge und Mädchen, Frau und Mann sind nun mal NICHT gleich, sondern gleichwertig. Eines der größten Missverständnisse unserer Zeit.
Liebe Iris,
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich kann diese Gleichmacherei auch nicht verstehen und weiss nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommt, dass Mann und Frau, Junge und Mädchen gleich sein sollen. Ich erlebe die Unterschiede tagtäglich im Zusammenleben mit meinem Mann! Aber wie Sie ganz richtig schreiben: Ob Mann oder Frau, alle sind GLEICHWERTIG und eben nicht gleich! Ich habe einen Sohn und ich habe ihm nie eingetrichert, wofür er sich gefälligst als Junge zu interessieren hat. Das kam von ganz alleine. Bereits im Kinderwagen ist er ab jedem Lastwagen, Feuerwehrauto usw. fast ausgeflippt. Jetzt geht er in die Schule und seine Interessen sind nun mal die eines Buben, ganz natürlich ohne dass wir ihn in dies Richtung gesteuert haben.
@Scherer
Es gibt keinen Vorteil.
Aber es ist ein persönlicher Entscheid, das wissen zu wollen, und sich daran zu erfreuen, wie zb an 3d-Aufnahmen usw. auch. Das hat mit objektiven Vorteilen nichts zu tun, sondern mit Toleranz.
Wir wollten das Geschlecht auch wissen. Obwohl es für uns keinen Unterschied gemacht hat.
@Blaser
Affentheater ist wertend, auch wenn es für viele Social Media Aktivitäten durchaus zutreffen mag. Aber Social Media ist in meinen Augen nicht das Hauptthema von NM, die ja notabene selber sehr aktiv twittert. Ihr geht es um etwas anderes.
Bin völlig bei Ihnen, Martin! Was mich allerdings extrem stört, ist dieser moralinsaure Unterton, alles, was einem selber nicht passt und man merkwürdig findet, zu verurteilen. Auf dieser Welt gibt es sehr, sehr vieles, das uns völlig unbekannt ist und schockieren/ûberraschen und/oder nachdenklich werden lassen könnte. Könnte man das nicht einfach als Zeichen der Vielfalt willkommen heissen und sich evtl sogar daran erfreuen? Warum immer gleich den Zeigefinger ausfahren?
Das klassische Phänomen der heutigen Zeit:
Alles gleich sofort wissen/sehen/haben müssen.
Da passt das 3D-Scannen gleich in dieselbe Kategorie… kann der Mensch denn nicht mal 9 Monate warten bis er sein Kind voll und ganz in die Arme schliessen kann? muss er wirklich schon im voraus wissen was es ist, wie es aussieht?
Wann wird es wohl den vorgeburtlichen IQ-Test geben, um dann schon mal den Universitätsfond zu eröffnen….. überleged sie mal….
@Scherer
Gemäss allgemeinem Konsens gilt es eigentlich schon als Errungenschaft, die Möglichkeit zu haben, pränatale Ultraschalluntersuchungen machen zu können. Sie müssen das nicht gut finden, und können gerne darauf verzichten, sollte es bei Ihnen ein Thema sein. Aber weshalb ist das so schwierig zu akzeptieren, dass andere Menschen dies anders sehen?
Nicht die Untersuchung ist das Problem, sondern das, was die Leute mit dem Resultat dann machen. (siehe Blog und das ist ja eher noch das harmlose was man mit solchem Wissen anstellen kann, wissen Sie weshalb alle Jubeln bei der Verkündung? weil die nichtjubelnden schon vorgesorgt haben jubeln zu können)
Und eigentlich ist es erschreckend, dass die (eigentlich normalen) Leute, die das Geschlecht nicht wissen wollen hier als die Sonderlinge angesehen werden, obwohl es ja eigentlich umgekehrt wäre. Wer nachschaut ist speziell, nicht die anderen.
@Scherer
Und eigentlich ist es erschreckend, dass die (eigentlich normalen) Leute, die das Geschlecht nicht wissen wollen hier als die Sonderlinge angesehen werden, obwohl es ja eigentlich umgekehrt wäre.“
Tut das jemand?
Ich habe eher den Eindruck, nicht zuletzt bei Ihnen auch Herr Scherer („Wer nachschaut ist speziell, nicht die anderen.“), dass Leute, die nachschauen und sich einfach nur freuen, derart schubladisiert und kritisiert werden.
Weshalb ist nicht beides gleich legitim, zudem Privatsache, zu der man niemandem Rechenschaft schuldig ist?
@Frey
Ja, nämlich Madeleine
( 11. Januar 2018 um 11:22 Uhr)
>…in der heutigen Zeit kommt es für den Arzt beim Ultraschall jedesmal zum Eiertanz, wenn die Eltern das Geschlecht par tu nicht wissen wollen.<
… heisst soviel wie: Ach wieder solche die es nicht wissen wollen (als wäre das ein Aufwand…)
Dabei ist es genau umgekehrt. Diejenigen die wissen wollen produzieren partout den Eiertanz!
Scherer: ‚Die nichtwissenden sind im Fall die „normalen“ wenn man das so sagen kann. Aber das sehen die zuviel beschallten wohl etwas anders.‘
Dieser Satz kommt von Ihnen!
Man kann die Aussage von Madeleine, für die ich übrigens nicht sprechen kann, auch anders interpretieren:
Wenn Eltern das Geschlecht partout nicht wissen wollen, aber trotzdem permanent auf den Bildschirm starren, dann kann die Ultraschalluntersuchung zu einem ‚Eiertanz‘ werden. Zumindest wenn die Leute von Anatomie eine minime Ahnung haben. Das hat aber mit Druck oder Erwartungshaltung nichts zu tun.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der eine solche Party braucht, sich von N. Meiers beeinflussen lässt. Aber die verurteilt ja nicht die Parties, sondern die damit zusammenhängende Erwartungen an ein Geschlecht, welche dank der neuen Technologien, wie dem Ultraschall, bereits vorgeburtlich stattfinden. Das ist ein gesellschaftliches Thema, das durchaus so angesprochen werden darf.
@ Iris
Ja. Und Sie und ich sind auch alles andere als gleich, aber gleichwertig, obwohl beides Frauen (nehme ich bei Ihnen zumindest an). Und ich nehme an, M. Frey wird sich auch nicht freuen, als z. bsp. „gleich wie Trump“ bezeichnet zu werden, obwohl beides Männer. Was genau wollen Sie damit sagen?
13: Mir hat gerade eine Gynäkologin erzählt, dass in der westlichen Welt anscheinend der Wunsch nach Töchtern den nach Söhnen verdrängt hat (dafür habe ich keine Beweise, aber die Frau ist gut vernetzt). Verurteilen wir das jetzt auch? In lateinamerikanischen Ländern (woher zumindest eines dieser Videos stammt), ist der Wunsch nach einem Stammhalter von seiten der Väter anscheinend immer noch Standard. Darf man schlecht finden, aber mir ist es wirklich zu mühsam, die kulturellen Eigenheiten der ganzen Welt zum Anlass zu nehmen, mal wieder auf dem Genderpferd herumzureiten.
Zum Glück finden Sie jeweils die Kraft auf denen herumzureiten, die solche Sachen bemerken und benennen. Ob der Wunsch hier nach Töchtern wirklich grösser ist oder ob das v.a. für Frauen gilt, die ja die Gynäkologin öfters sieht als Männer, kann offen bleiben. Ich verurteile keinen Wunsch, sondern die Erwartungshaltung, die daran hängt, zwischen „ein Mädchen wäre schön“ und „ich will ein Mädchen, mit denen kann man shoppen gehen“ besteht manchmal ein relativ grosser Unterschied. Das Problem liegt nicht darin, dass man sich etwas wünscht, sondern warum. Das kann durchaus kulturell unterschiedlich sein. Ich kann in Indien, aber auch teilweise in Lateinamerika sogar den Wunsch nach einem Jungen gut nachvollziehen, wenn man bedenkt, welches Leben Frauen da erwartet.
Auch ich habe mir (ich habe beides) unterschiedliche Gedanken gemacht, als ich erfuhr, dass ich eine Tochter erwartete und als die Ärztin einen Sohn ankündigte. Weil ich weiss, dass sie (leider) auch in unserer Gesellschaft mit unterschiedlichen Herausforderungen werden fertig werden müssen. Das kann auch zu einer Präferenz führen. Aber nicht, weil ich erwartete, dass mein Sohn anders wird, als meine Töchter. Diese Erwartung aber lassen die Videos oben stark vermuten und Bestärken damit auch die verschiedenen Herausforderungen. Ich finde durchaus, dass das angesprochen werden darf, nein eher angesprochen werden muss.
@13
NM verurteilt sehr wohl diese Parties, wohl weil sie deswegen irgendwelche Erwartungenshaltungen inklusive frühkindliche Prägungen suggeriert (befürchtet?). So zumindest verstehe ich den Beitrag.
Oder anders gesagt, weil sie als genderbewegte Frau die Betonung (und Wertschätzung?) des biologischen Geschlechts (aus ideologischen?) Gründen ablehnt, findet sie solche (nicht gendergerechten?) Parties eher doof und unnütz.
Aber vielleicht interpretiere ich zuviel hinein und es ist alles ganz anders.
Nochmals, werdende Eltern werden oft selber etwas zu Kindern und sind nicht immer rational. Weshalb man da nicht etwas Nachsicht walten lassen kann, oder gar solche Parties zum gesellschaftlichen Thema machen soll, erschliesst sich mir zugegebenermassen nicht ganz.
@13
„Ich kann in Indien, aber auch teilweise in Lateinamerika sogar den Wunsch nach einem Jungen gut nachvollziehen, wenn man bedenkt, welches Leben Frauen da erwartet.“
dem gibt es nicht mehr viel anzufügen, man kann diese Parties davon komplett unabhängig sehen- oder sie in den grösseren Zusammenhang, welcher ungute Vorbedingungen eher zementiert als lockert, stellen. Mir ist zweiteres ebenfalls viel lieber.