Best of: Warum kriegen wir Kinder?
Unsere Bloggerinnen und Blogger geniessen derzeit die Feiertage. Wir publizieren deshalb heute diesen Beitrag vom 5. Juli 2017, der besonders viel zu reden gab.

Eigener Wille oder Evolution: Es ist oft schwer, den eigenen Kinderwunsch in Worte zu fassen. (Foto: iStock)
Wir pflanzen uns fort, um unsere Spezies zu erhalten. Das klingt nach Eichhörnchendoku nachmittags auf Vox. Den Kinderwunsch von individuellen Menschen vermag dieser Satz hingegen nicht zu erklären. Oder haben Sie etwa ein Kind gezeugt, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern? Also ich nicht.
Für wen könnte man denn sonst ein Kind zeugen, wenn nicht für die Spezies?
- Für die Gesellschaft? Der glaubt man in der Regel nichts zu schulden. Zumindest nichts, was man mit einem Kind begleichen müsste.
- Für Gott? Um ihm zu gefallen, reicht fleissiger Kirchgang und ab und zu eine gute Tat, die nicht mit Geschlechtsverkehr verbunden ist.
- Für die eigenen Eltern? Um Mama und Papa mit Enkeln zu versorgen, hat man in der Regel Geschwister. Die sollen auch mal was machen.
- Für den Partner? Ob das sinnvoll ist, darf später die Paartherapeutin beurteilen.
- Für das künftige Kind selbst? Jemanden, den es noch nicht gibt, mit sich selbst beschenken? Ich weiss ja nicht …
Wir tun es für uns
Schauen wir der Realität ins Antlitz. Wir stellen aus rein egoistischen Gründen Kinder auf die Welt. Und das ist in Ordnung, denn wir bezahlen dafür einen hohen Preis: Plötzlich arbeiten wir rund um die Uhr, bei deutlich weniger Einkommen, aber höheren Kosten. Wir ärgern uns im Abstand von wenigen Minuten, verzichten auf Hobbys und Süssigkeiten, und unsere Freunde finden, wir seien so flexibel wie ein Pischihosengummizug nach dreitausend Kochwäschen.
Wer so was in Kauf nimmt, der hat doch gute, rationale Gründe für seine Tat. Wie immer hat mein 50-köpfiges Redaktionsteam mehrere Jahre intensiv für diesen Blogbeitrag recherchiert und folgende Motive fürs Kinderkriegen zusammengetragen:
- Wir trauen den Sozialwerken nicht und zeugen uns ein kleines, aber feines Team von pflichtbewussten Seniorenpflegerinnen und -pflegern.
- Wir streben nach Höherem und wollen irgendwann endlich Verantwortung übernehmen. Wenn wir schon bei jeder Beförderungsrunde im Büro übergangen werden, nehmen wir die Sache jetzt selber in die Hand … oder ans Glied.
- Wir wollen was Eigenes – das wir nicht nur als «was Eigenes» bezeichnen, aber genau genommen gehört es der Bank.
- Wir sind neugierig und experimentierfreudig. Mal schauen, was passiert, wenn wir unsere Wertvorstellungen auf einen Rohling schreiben und ihn in die Welt schubsen.
- Wir wollen diese ganz spezielle einmalige Bindung zu einem anderen Lebewesen spüren, gehören aber nicht zu den Menschen, denen dafür ein Hund reicht.
- Wir wollen nicht allein durchs Leben gehen, sondern mit jemandem, den uns niemand wegnehmen kann. Ausser die Kesb oder irgend so ein pickliger 15-Jähriger Töfflibueb aus dem Nachbarsdorf.
- Wir wollen beim Boarding als Erste ins Flugzeug steigen.
Erzählen Sie doch mal
Aber ganz ernsthaft: Weshalb haben Sie sich für Kinder entschieden? Ich bin gespannt, ob Sie es in Worte kleiden können. Mir fällt das schwer, obwohl mein Kinderwunsch mitunter sehr ausgeprägt war.
Hier ein hoffnungsloser Versuch: Tief in meinem Innern verspüre ich irgendwo zwischen Milz und Leber den Wunsch, mit jemandem als verschworenes Team durchs Leben zu gehen. Mit einer oder mehreren Personen in einer so innigen Verbindung zu stehen, wie sie fast nur aus einem anfänglichen Abhängigkeitsverhältnis wachsen kann. Das läuft so weit prächtig: Ich habe den Brecht noch nie bereut, er scheint ebenfalls ganz zufrieden zu sein, und seine Mutter haben wir auch gleich an mich gekettet. Wir sind ein tolles Team.
Nur ist das alles in keinster Weise rational. Ich rede mir ein, einen Willensentscheid getroffen zu haben, aber irgendwo im Gebüsch kichert die Natur. Hinter meinen Emotionen steckt eben doch die Evolution mit ihren fiesen Trieben zur Arterhaltung. Ich bin ein Eichhörnchen.
16 Kommentare zu «Best of: Warum kriegen wir Kinder?»
Weil ich es normal und richtig fand, dieses Leben weiterzugeben, das ich von meinen eigenen Eltern geschenkt bekommen hab. War und ist immer noch das Beste, was ich in meinem Leben erfahren durfte.
Das rationale Denken für oder gegen Kinder finde ich müssig. Ich wünschte mir 2 Schmusetöchter die meiner Frau ähnlich würden . die hat sie mir geschenkt und darüber hinaus auch noch einen Stammhalter. Und natürlich habe ich mir gewünscht, dass durch die Kinder unsere Ehe gestärkt und gefestigt wird. Eine Ehe ohne Kinder hätte ich als unvollständig empfunden, wo einfach etwas wesentliches fehlen würde. Und die ganze Entwicklung vom 1. Geburtstag bis zum ausgereiften Erwachsenen fand ich einfach unglaublich spannend im Vergleich zu meiner Eigenen. Und meine Sorge und Aengste um meine Kinder wurden mir zu einem besseren Verständnis der Beziehung Gott und Mensch. Auch wenn sie mich ab und zu masslos geärgert hatten, sie sind nie aus meiner Liebe und Sorge herausgefallen.
Wieso muss alles so rational sein? Die Natur hat sich so arrangiert dass es Männlein und Weiblein gibt und die sich fortpflanzen. Warum wir uns für Kinder entschieden haben? Zuerst wollten wir keine, aber als die biologische Uhr sich meldete machten wir uns Gedanken. Dann entschieden wir uns dafür, nicht zuletzt auch um unserem Leben einen Sinn zu geben. Wir hatten Glück und haben nun eine wunderbare Tochter und einen super Sohn. Eine Entscheidung, die wir nie bereut haben. Natürlich machten wir uns Gedanken, wie geht es wohl weiter mit unserer verrückten Welt. Aber die waren schnell ausgeräumt, denn ich mag mich erinnern diese Gedanken haben sich schon unsere Eltern gemacht. Und zum Glück kamen sie zum selben Schluss wie wir.
Die eigenen Kinder grosszuziehen und aufwachsen zu sehen, war schlicht eine Erfahrung, die ich mir nicht nehmen lassen wollte. Ganz einfach und ohne lange Recherche 😉
Das wissen Sie aber vorher nicht!
Was weiss ich vorher nicht? Wenn ich Kinder auf die Welt setze und ich sie nicht durch einen Unglücksfall verliere, dann rechne ich damit sie grosszuziehen. Wie das sein wird, weiss man nicht, das ist richtig. Darum auch „die Erfahrung machen“.
Ich liebte meine Frau und plötzlich war sie schwanger. Das ist uns zweimal passiert. Meine Frau liebe ich immer noch und unsere Kinder sind gut gelungen. Was gibt es da zu philosophieren?
„Für mich jedenfalls gilt, das Zeugen der Kinder Spass hat gemacht.“
Hihi, ich glaube, ein nicht unwesentlicher Prozentsatz an Kindern „kriegen wir“, weil zwei einfach spitz aufeinander waren (und nicht -adäquat- verhütet haben)
😉
Sorry, das hätte zu Michael 8:38 gehört.
Aber gerne hier noch mein Erklärungsversuch… ich komme ja aus der andere, kinderlosen Ecke. Mir stellt sich also die Frage „auf welche positiven Aspekte verzichte ich“ (also die Gründe, die durchaus für ein Kind sprechen würden). Und ich kann es eigentlich kurz zusammenfassen: Liebe… Sie wissen schon, dieses wohlig warme Gefühl von absoluter Glückseligkeit, wenn dieses kleine Bündel aus der Windel grinst. Diese Momente absoluter Zufriedenheit, wenn sie im Zug auf dem Schoss einschlafen. Diese Freude, wenn man sie auskitzelt, bis sie Tränen lachen. Dieser Stolz, wenn man sie menschlich weiterbringt.
Ich kenne diese Gefühle nur in der Gotti/Tanti/Lehrer-Light-Version, und sie sind sooo schön und wertvoll. Wie müssen sie wohl erst bei eigenen Kindern sein!
Ts, das haben Sie wirklich schön gesagt! Ich hätte es nie für möglich gehalten, was das Kinderhaben bei mir auslöst – die Erfahrungen sind mit grossem Abstand die allerwichtigsten meines Lebens! Aber meine Schwägerin liebt unsere Kinder ‘wie ihre eigenen’ und hat von Anfang an mit viel Liebe und Vertrauen an ihren Leben teilgenommen – das war für mich manchmal eine Offenbarung, dass Liebe keinesfalls nur an eigene Kinder gebunden ist.
Ihnen alles Gute für 2018!
Kinder zu bekommen hat den gleichen Wert auf der Normalitätsskala, wie einen Beruf zu erlernen. Die Frage kann also nur lauten, warum gibt es neuerdings und nur neuerdings in einem statistisch nennenswerten Umfang Menschen, welche sich bewusst gegen ein Kind entscheiden. Denn das ist ein artifizielle Entscheidung, nicht das stinknormal Kinder bekommen.
Falls sich jemand berufen fühlt, die Frage zu beantworten. Ich frage nur nach statistischen Hintergründe, nicht nach privaten Motiven. Private Entscheide gegen Kinder gab es schon bei den Höhlenmenschen. Aber das spielte statistisch keine Rolle.
Ich sehe 2 Hauptgründe und werde mir wohl mit meinem Komentar böses Blut einhandeln. 1. Ein Kind ist ein signifikanter Kostenfaktor den sich viele schlicht nicht leisten können oder wollen. 2. In unserer Ich-Zuerst-Gesellschaft wollen einige nicht die vorhandene Zeit damit verbringen, ein Kind zu erziehen. Sie wollen stattdessen lieber die Zeit für sich selber verwenden, ob das nun um die Welt trekken ist oder stundenlang Videogames zu spielen.
…. natürlich nicht mit meinem Bruder. auch wenn es so klingen mag !
Der Mensch denkt einfach zuviel nach… Gehen wir mal ein paar Schritte zurück und betrachten die Lebewesen, die mit weniger zu Nachdenken verwendeten Gehirnzellen geschlagen sind. Die Vermehren sich – einfach weil es geht und weil es ganz tief in ihnen verdrahtet ist. Die denken auch nicht über den Sinn des Lebens nach, die Glücklichen. Der Mensch hingegegen, des sich selber als Krönung der Schöpfung bezeichnet, ist in der Lage, viele naturgegebene Dinge zu hinterfragen – wer bin ich, warum bin ich, was mache ich hier und warum mache ich es. Ob das was bringt, sei mal dahingestellt.
Für mich jedenfalls gilt, das Zeugen der Kinder Spass hat gemacht. Und ich hatte mit meinem Bruder eine tolle Kindheit. Das wollte ich weitergeben, deswegen haben wir zwei Kinder in die Welt gesetzt.
Das ist nicht der Mensch, das ist in 2 Mio. Jahren Humanevolution eine Minderheit von 0.0000x%, welche mental so von der Rolle ist, die Frage nach den Gründen für das Normalste der Welt zu stellen. Weder erreicht diese Frage jemals mehr als eine krasse Minderheit, noch wird die nächste Generation der Menschheit von diese Frage weiterhin bewegt sein.