So beurteilen mich meine Kinder

Mamablog

Wenn man zweifelt, ob man eine gute Mutter ist: Warum nicht mal die Kinder fragen? Foto: shapecharge (iStock)

Oft zweifle ich daran, ob ich meinen Job als Mutter gut mache. Bei der Arbeit erfährt man das ja Ende Jahr im Mitarbeiterinnengespräch. Und zu Hause? Ich könnte ja mal die Kinder fragen. Wobei die Hierarchien bei uns offen gestanden ziemlich flach sind und ich gar nicht sicher bin, ob sich alle einig sind, wer jetzt hier eigentlich die Chefin oder der Chef ist.

So oder so interessiert es mich, was die Kinder von mir als Mutter halten. Was mache ich gut, was schlecht? Also habe ich sie interviewt. Getrennt voneinander, in einem ruhigen Moment, als sie volle Bäuche und gute Laune hatten.

Es interessiert mich, wie du mich so findest als Mutter. Ich möchte gerne mit dir darüber sprechen.
Sohn (9): Okay. Aber du darfst es nicht filmen und auf Youtube tun oder so.
Tochter (7, «Schreib 7¾!»): Komme ich in der Zeitung?

Auf einer Skala von 1 (total untalentiert) bis 10 (Profi), wie findest du mich als Mutter?
Sohn: Neun.
Tochter: Neun.

Oh, wow! (Ich hatte eigentlich mit einer Fünf oder Sechs gerechnet und mir schon überlegt, ob ich diese mässige Bewertung wirklich veröffentlichen will.)

Was müsste man als Mutter machen, damit man eine Zehn bekommt?
Sohn: Alles perfekt machen. Und für alles klare Regeln aufstellen. Man muss mit den Kindern Spass haben und mit ihnen spielen. Und dafür sorgen, dass die Kinder viel Vergnügen haben und mit ihren Freunden abmachen können.
Tochter: Eine Zehner-Mutter ist so eine Mutter wie du, einfach müsstest du manchmal echli ruhig bleiben.

Neun ist ja eine Zahl. Wie würdest du mit drei Worten beschreiben, wie ich so bin als Mutter?
Sohn: Nett und grad richtig streng. Und lustig. Also nicht mega lustig, aber du machst bessere Witze als Papa.
Tochter: Nett, streng und zuverlässig.

Was mache ich gut als Mutter?
Sohn: Du organisierst immer alles und machst den Tagesplan. Und du kaufst mir neue Kleider.
Tochter: Du sagst oft Ja. Und du schimpfst zwar, aber ohne gewalttätig zu werden. Andere Mütter reissen die Kinder an den Haaren oder so.

Und was mache ich nicht so gut? Wo könnte ich mich verbessern?
Sohn: Du solltest mal bei deinen Regeln bleiben. Nicht alle zwei Wochen wieder etwas ändern.
Tochter: Du solltest nicht so stressen! Und wenn ich den Tisch abräumen muss und du in deinem Zimmer bist, dann weiss ich ja nicht, was du dort machst. Dann denke ich, ich muss hier die ganze Arbeit alleine machen. Und du könntest aufhören, mit Papa Französisch zu reden. Ich meine dann immer, ihr redet über mich.

Was denkst du, ist schwierig an meiner Aufgabe als Mutter?
Sohn: Du musst alles unter Kontrolle haben. Das kannst du doppelt unterstreichen.
Tochter: Es ist schwierig, wenn die Kinder nicht mitmachen.

Was ist einfacher, Mutter sein oder Vater sein?
Sohn: Das kommt draufan, wer mehr Verantwortung übernimmt. Bei unserer Familie ist es 50/50.
Tochter: Vater sein ist einfacher, weil der Vater mehr arbeitet. Die Mutter ist öfter zu Hause und muss deshalb mehr waschen und kochen.

Du hast ja jetzt schon ein paar Jahre Erfahrung mit Müttern. Welche Tipps gibst du einer Frau, die Mutter wird?
Sohn: Am Anfang sollte man dem Baby nur Brei füttern. Süsses erst so ab 18 Monaten. Und man sollte dem Kind nicht sofort alles geben, was es will. Pro Woche sollte das Kind nicht mehr als ein Geschenk im Wert von höchstens zehn Franken bekommen.
Tochter: Wenn man zwei Kinder hat, muss man wenn möglich von allem zwei Sachen kaufen. Also zwei Trottinetts und so. Wenn die Kinder gleich alt sind, sollen sie die gleichen Aufgaben haben und gleich viel Sackgeld bekommen.

Du kennst ja viele Mütter. Welche Mutter findest du gut, und warum?
Sohn: Ich finde dich gut, weil … (überlegt lange) Also es gefällt mir, ich möchte nicht tauschen.
Tochter: Ich finde die Mutter von A. gut, weil sie nett ist und gut erzogen.

Möchtest du noch etwas sagen?
Sohn: Nein.
Tochter: Wenn ich heute bei A. übernachten darf, gebe ich dir eine Zehn.

Lesen Sie zu diesem Thema auch: «Mama und ihre Mankos», «Von Müttern wird zu viel verlangt» und «Dinge, die ich als Mutter bereue».

34 Kommentare zu «So beurteilen mich meine Kinder»

  • Hans Müller sagt:

    Herziger Blog-Beitrag, zum Schmunzeln. Zur Abwechslung mal einfach etwas Normales, Gesundes und Herziges aus dem Mamablog. Gratuliere. Auch für die gute Note. Sie verdienen einen TripAdvisor-Kleber für die Türe.

  • Robert Wittibschlager-Capler sagt:

    Meine Frau ist eine Deutsche Scheidungsanwāltin in Zürich. Ich bin Lehrer und wird haben einen dreijährigen Sohn. Mein Sohn aus erster Beziehung ist 17 Jahre. Konstruktive Aussprachen sin für eine gute Familie sehr wichtig. In Ihren Job als Familienrechts-Expertin (vgl. http://www.anwalt-zuerich.attorney) erfährt meine Frau von Ihren Klienten, dass der Scheidungskampf dann beginnt, wenn das Vertrauen weg ist. Vielleicht würde dies nicht geschehen, wenn eine konstruktive Kritikkultur zur Familienkultur dazugehören würde.

  • Tina sagt:

    So schön!

  • Karl von Bruck sagt:

    Gratuliere! Gute Qualifikation, auch wenn niemand perfekt ist. Jetzt kommts nur noch darauf an, ob die Kinder in diesem Rahmen zur Selbstaendigkeit erzogen, oder mit Hotelmamasoervis uebergluckt zur ewigen Unselbstaendigkeit verzogen werden….

  • julia müller sagt:

    Frage mich gerade, ob man es umgekehrt – Eltern beurteilen ihre (älteren) Kinder – auch machen könnte? Psychologisch empfehlenswert oder ganz schlecht?

    • 13 sagt:

      Wird das nicht jeden Tag gemacht? Angefangen beim „normalen“ Loben und Bestrafen bis hin zu lustigen Ritualen, wie dem Samichalus, der erzählt, was das Kind gut und was schlecht gemacht hat oder zu Kleberlisystemen. Wie oft wurde wohl dieses „Pointy“ schon verkauft?….Die meisten Eltern geben dem Kind eigentlich permanent eine Rückmeldung, ob sie sein Verhalten gut oder schlecht finden…aber ja, eine Debatte darüber, ob das empfehlenswert ist, wäre sicher sinnvoll.

  • Peter Kauer sagt:

    Na ja, das Ergebnis hängt auch massgebend von der Intelligenz, und dem Gemütszustand der Kinder ab. Vorallem letzeres schwankt dann doch stark. Da können sie froh sein so intelligente Kinder zu haben Frau Meier und damit meine ich nicht das Ergebnis, sondern die differenzierten Antworten.

    • tina sagt:

      wie wahr. kürzlich so „du bisch es mami so wie mer sichs wünscht. ich bin froh, dass ich weiss, ich cha mit dir über alles rede. ich fühl mi würklich unterstützt vo dir“. ihr dürft die gemütslage raten. und hier?: „du häsch es kommunikationsproblem. und es besseret sich nie. du bisch überhaupt kei hilf, drum red ich nöd mit dir“. als ich fand, das brauche ich mir jetzt nicht anzuhören: „ja gsehsch, dänn laufsch immer furt. du bisch überhaupt nöd kritikfähig“. ächz

      • tina sagt:

        zum glück konnte ich mich noch an die erste aussage erinnern als ich die 2. um die ohren geschmettert bekam

      • tina sagt:

        die 2. aussage kam übrigens als das kind selber ein massives problem hatte und wohl einfach einen brauchte, der irgendwie schuld ist. es ist nicht so, dass ich meine fehler unter den teppich kehre und ich will auch gar nicht behaupten, dass da nichts wahres dran ist.

  • KR sagt:

    Noch eine schöne Frage, die sich zu stellen lohnt (hab ich in einem Elternkurs gelernt):
    „Woran merkst du, dass Mama / Papa dich lieb haben?“
    Sie werden staunen, was da so an Antworten zusammenkommt 🙂

  • Huldreich sagt:

    Jawohl, hör auf, mit dem Papi französisch zu reden, sonst hast Du später Kinder, die diese Sprache hassen und sich jahrelang standhaft weigern, diese Sprache zu lernen. Ging mir jedenfalls so. Und heute bereue ich es.

    • Brunhild Steiner sagt:

      ehm, da gibts aber ebenso Kinder die dann gerade erst recht diese Geheimsprache lernen wollen, damit sie es endlich verstehen…

    • Pauline sagt:

      Na ja,wir haben dies auch gemacht.Eines Tages merkten wir,unsere Tochter verstand fast alles!

    • Christina sagt:

      Bei uns war das auch so und so kam es, dass Französisch unsere parallele zweite Erstsprache wurde.

  • 13 sagt:

    Herrlicher Bericht und eine gute Idee. Ich werde es wohl morgen auch mal wagen. Bin ja gespannt. Ich kann auch die kritischen Stimmen nicht verstehen, es ist doch spannend zu hören, wie unsere Erziehungsarbeit bei denjenigen ankommt, die davon betroffen sind. Und wer weiss, vielleicht gibt es noch Verbesserungspotential. Ich frage meine Kinder in vielen Situationen, wo es Problem gibt, gerne, ob sie einen Lösungsvorschlag hätten. Alle sind nie umsetzbar, aber es kommt immer mal wieder überraschendes dabei heraus.

  • Dani sagt:

    Ich hab’s jetzt gerade am Mittagstisch probiert. Tochter, 13 und Sohn, 11.
    Noten: 3 und 1
    Eigenschaften in Worten: nervig, nervig, nervig
    Verbessern: Mehr Fernsehen schauen dürfen
    Ich habe wohl das ideale Alter für das Jahresendgespräch verpasst … .
    Die Mutter kriegt übrigens auch nur 1 und 3.
    Bin frustriert und lese nie mehr Mama Blog. Die Kinder habe ich in die Obhut der KESB gegeben.

  • Anya Meyer sagt:

    Köstlich!! Ich bin gerade schwanger und werde mir die Tipps für neue Mütter zu Herzen nehmen. Nicht mehr als 10Fr. pro Woche!! 😀

  • Amanda sagt:

    Erstaunliche Kriterien und Tipps für Kinder im Alter von sieben und neun Jahren: „Gut erzogen“, „zuverlässig“, „nicht gewalttätig“, „Süsses erst so ab 18 Monaten“, „das kommt darauf an, wer mehr Verantwortung übernimmt“.
    Überraschend auch die Teilantwort: „Vater sein ist einfacher, weil der Vater mehr arbeitet“.

    • mira sagt:

      Beim letzten Satz mit dem Vater musste ich schmunzeln, da das ja, wie alles, sehr subjektiv ist. Dass der Vater auf der Arbeit vielleicht noch grössere Probeme hat, erleben die Kinder halt nicht.

    • 13 sagt:

      Ich finde die Antwort betreffend des Vaters nicht überraschend. Schliesslich sehen die Kinder ja 1:1, was jemand zu Hause macht, aber nicht unbedingt, was jemand macht, wenn er das Haus verlässt. Ich habe meinen Vater mit ca. 9-10 Jahren mal gefragt, ob er denn inzwischen sehr reich sei und was er denn mit all dem Geld machen wolle. Er verstand zuerst kein Wort, also erklärte ich es ihm: „Du arbeitest ja den ganzen Tag und verdienst Geld, aber Einkaufen geht immer Mami. Sie bezahlt alles. Also musst Du doch inzwischen einen Haufen Geld haben!“ Das ist das, was die Kinder sehen, hat aber natürlich nichts damit zu tun, wer tatsächlich wieviel arbeitet.

  • Claudia sagt:

    made my da! …zuerst dachte ich auch, schrecklich – aber ich glaub, ich frage meine kinder auch mal!

  • Karin Keller sagt:

    Wir haben anfangs Jahr ein familiäres Ritual, in dem jedes Familienmitglied sich von jedem anderen etwas (Imaterielles) wünschen darf. Ebenfalls sehr bereichernd für alle!

  • CoffeeToffee sagt:

    Herrlich, die Antworten. Das werde ich auch mal machen.

  • Colisa sagt:

    na ja.. da käme mir jetzt nicht in den Sinn, mich von meinen Kindern bewerten zu lassen… vielleicht gibt es in einem Gespräch mal Kritik, zu der man sich äussern könnte…. das vielleicht.
    Aber jeder wie er mag.

  • Papperlapapi sagt:

    Ich habe beim Lesen des Aufhängers („Jahresgespräch“) den Kopf geschüttelt. Halte ich im Betrieb schon für eine mühsame Pflicht, nun auch noch zuhause?
    Der Blog hat mich dann sehr positiv überrascht, gute Fragen, coole Antworten!
    Könnte man ja vielleicht auch in der Partnerschaft machen, dann natürlich gegenseitig?

  • Carolina sagt:

    Sehr schön, NM! Ich musste mal im Rahmen einer Zusatzausbildung dasselbe machen – sie waren aber schon ein paar Jahre älter. Wir schlugen uns in dieser Zeit mit allen möglichen Problemen herum, und ich erwartete nichts Gutes.
    Dieses Gespräch hat unsere Beziehung enorm bereichert und wirkt bis heute nach. Jeder hat sich Kritik und Einwände zu Herzen genommen, aber festgestellt, wie stark unsere gegenseitige Verbundenheit war – es war dann auch viel erträglicher, wenn mal schlechte Stimmung herrschte, eine sich zurückzog oder mal eine Weile Funkstille war, weil wir von da an alle wussten, dass da eine sehr starke Grundlage war und wir uns vertrauen konnten.
    Klingt furchtbar kitschig, war aber sehr schön.
    Wiederholen Sie es in ein paar Jahren, Frau Meier!

  • Seeländer sagt:

    Jetzt aber in ein paar Wochen die Umfrage nochmals machen, wenn die Kinder in etwas mieserer Laune sind, alles andere ist tendenziös. 🙂

  • Gisela sagt:

    Der perfekte Artikel fuer den Start in die absolut-nie-stressigen-und-ueberladenen Familienfeiertage ; )) Gut gemacht!

  • Kevin sagt:

    @Ronea Eine 10 .

  • Ronea Studer sagt:

    Hahaaa, hab ich lachen müssen!! Ich finde zwar, dass Mütter sich nicht bewerten lassen müssen aber wenns so differenziert und herzig ist… ich gratuliere Ihnen zum guten Resultat, was gibt es Schöneres!

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.