Mit der Familie auf Traumreise

Grosses Weihnachtsgeschenk: Auch die Schule hatte nichts gegen die Ferienverlängerung. (Foto: Getty Images)

Die Rucksäcke liegen bereit, sowie Mückenspray, die neuen Pässe, Taschenlampen und einiges mehr. Der Sohn hat von der Schule drei zusätzliche Wochen freibekommen, und mein Freund und ich nehmen den Januar unbezahlt. Colombia, venimos! Wir werden bald auf unsere Reise gehen, und die Vorfreude darauf macht uns kribbelig.

Wie wohl Medellin und Cartagena sein werden? Und Mompox, dieser verträumte Ort an der weit verzweigten Flussebene des Rio Magdalena? Die Kaffeeplantagen, der Regenwald, die Rhythmen, Farben und Menschen? Um mich auf das Abenteuer einzustimmen, lese ich Garcia Marquez, Reiseblogs, «Lonely Planet», höre lateinamerikanischen Hip-Hop und büffle Spanisch.

Am Ende der Welt

«Und Sie sind sicher, Sie wollen das tun?», fragt der Beamte am Schalter. «Äh, ja», sage ich und lache. Ich möchte per Western Union 300 Dollar an eine mir unbekannte Frau namens Maria Velasquez Rodriguez schicken. Es handelt sich um etwa die Hälfte der Kosten für die Unterkunft an unserem ersten längeren Stopp an der Karibikküste. Doch der Herr hinter Glas zeigt sich misstrauisch. Ob ich mir sicher sei, dass bei dem Hotel alles mit rechten Dingen zu und her gehe, fragt er nochmals. Erstens sei ein einzelner Vorname in Lateinamerika eher unüblich. Zudem habe fast jedes Hotel der Welt eine Bankverbindung. Wieso unseres nicht?

Weil es dort, wo wir hingehen, weit und breit keine Banken gebe, erkläre ich ihm. Die Pension ist voll in der Pampa, am Ende der Welt. Abgesehen von paradiesischen Stränden, dichtem Regenwald und zwei kleinen Orten mit ein paar Unterkünften gibt es dort nicht allzu viel. Die eine Hälfte der Übernachtungskosten müssen wir deshalb im Voraus über Western Union bezahlen, und die andere Hälfte übergeben wir vor Ort, «bar, und in möglichst kleinen Dollar-Scheinen», sage ich. – Schweigen. Etwas abenteuerlich fühlt sich unsere Reise jetzt schon an.

Colombia, venimos!

Diese langen Ferien sind ein grosses Weihnachtsgeschenk an uns selbst. Erzähle ich anderen Menschen davon, werde ich meist sofort danach gefragt, wie wir das mit der Schule hingekriegt hätten: Ob es einfach gewesen sei, den Sohn für diese Zeit rauszunehmen? «Ja, das war es», ist meine Antwort darauf. Zweimal nur hatte ich deswegen mit dem Schulleiter Kontakt: Das erste Mal vor einem Jahr, als er mir antwortete, dass ein Verlängern der Ferien «einmal während einer Schulkarriere möglich ist». Und ein zweites Mal, als ich ihm im Sommer den genauen Zeitraum der Absenz angab.

Selbstverständlich mussten wir dem Schulleiter zusichern, dass der Sohn den Stoff der drei verpassten Schulwochen nachholen wird. Doch da sehe ich kein Problem, zumal er die dritte Sekundarschule besucht, eine Lehrstelle hat und in der Schule nicht mehr allzu viele neue Themen behandelt werden. Allein deshalb scheint der Zeitpunkt für eine solch mehrwöchige Reise ideal zu sein, um nochmals (ein letztes Mal?) gemeinsam in dieser Konstellation zu verreisen. Dass dies von der Schule her möglich ist, ist fantastisch – und von unseren Arbeitgebern selbstredend auch. Ich kann deshalb nicht anders, als nochmals zu schreiben: Colombia, venimos!

Eine schöne Zeit auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser – und bis bald, im Februar wieder.

35 Kommentare zu «Mit der Familie auf Traumreise»

  • Lukas O. Bendel sagt:

    Wir wünschen Ihnen für die Reise alles Gute.
    Am 1. September 16 reisten wir mit unseren Kindern los ohne fixes Rückkehrdatum. Da diese noch deutlich kleiner sind (und weil meine Frau doch etwas Luxustierchen ist), gingen wir nach Hawaii (da aber auch in den Regenwald), Neuseeland (in die komunikationstechnische Pampa) und Kanada. Alle paar Wochen zogen wir in eine andere Bleibe (2 Mal im Regenwald). Nach gut 7 Monaten kamen wir wieder heim
    Es war eine fantastische Zeit – auch für unsere nun 6jährigen Zwillinge (jedes Kind nimmt von einer solchen Reise altersgemäss mit, was es kann – in jedem Fall wird es aber offener für Neues).
    Ihnen wünsche ich eine ebenfalls gesunde Rückkehr voller faszinierender Eindrücke und Glücksgefühl sowie Dankbarkeit für alles, was hier normal ist.

  • U. Knecht sagt:

    +1

  • Jeannette sagt:

    Liebe Gabriela. Ich wünsche euch eine wunderbare Reise!! Alles Gute euch 3en – und bleibt ja nicht da hängen 😉 ! Bis hoffentlich nicht erst im Oktober 😉 Alles Liebe!

  • Max Melchlin sagt:

    Frau Braun: ich gebe Ihnen auf Ihre tolle Reise den Gruss mit, den chinesische Familien früher sagten, wenn ein Mitglied eine lange Reise antrat:
    „May you never arrive!“

  • Lisa sagt:

    Liebe Frau Braun – ich bin NEIDISCH! Nicht, weil Sie samt Familie fahren, nicht weil es an einen so tollen Ort geht. Nein – weil Sie schon gepackt haben. Alles so bereit ist, dass Sie noch Blogs schreiben. Bei uns ist Chaos. Ich bin bis Freitag Abend an der Arbeit, am Samstag sind wir auf dem Flieger zu den Verwandten auf einem anderen Kontinent. Die Vorfreude der Kinder ist gross, mir dagegen GRAUT es! Die Wohnung ist im Chaos – und jetzt gerade ist ein Mail reingekommen, das mir noch einiges an Kopfzerbrechen und Aufwand bescheren wird – zu all den anderen vorweihnächtlichen Abschlussarbeiten. Ich HASSE Sie (nein, tue ich natürlich nicht. Ich wünsche Ihnen eine grossartige Reise und nehme mir JETZT GLEICH ein Vorbild an Ihrer Gelassenheit – und arbeite weiter!) Schöne Feiertage!!

    • Blog-Redaktion sagt:

      Muss lachen. Nun, gepackt ist noch gar nix, davor graut mir ebenso. Obwohl: Allzu viel kann und soll gar nicht mit. Vor wenigen Tagen rannten wir zudem alle rasch zum Impfen; Gelbfieber und Hepatitis B. Hatten wir komplett verschwitzt. Dasselbe mit der Reisevollmacht des Kindsvaters, die musste noch husch notariell beglaubigt werden… Undsoweiterundsofort.
      Eine schöne Reise, Lisa!

    • tststs sagt:

      „Die Wohnung ist im Chaos“
      So what, liebe Lisa! Sie müssen das Chaos die nächsten paar Tage/Wochen ja nicht anschauen 😉
      Evtl alles Verderbliche entfernen, den Rest können Sie auch erledigen, wenn Sie zurück sind.

      • Christoph Bögli sagt:

        @tststs: Genau. Ich wundere mich auch immer wieder, was sich da manche für einen Stress machen. Für wen genau hinterlässt man denn die Wohnung in einen blitzblanken Zustand? Den etwaigen Einbrecher wird das ja kaum interessieren. Und bis man zurück ist, ist es alles wieder verstaubt. Darum macht man sich den grössten Gefallen, wenn man das mal nicht so eng sieht. Das Gleiche übrigens beim Packen, das meiste was da in riesigen Koffern mitgeschleppt wird ist eh überflüssig. Im Prinzip braucht man nur die Reisedokumente und eine Kreditkarte..

  • Markus Moreno sagt:

    So lustig, wie sich hier Neider melden, die ganz offensichtlich keine Ahnung von solchen Reisen haben.
    Frau Braun, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Entschluss und wünsche Ihnen eine super Reise. Erst noch haben Sie ein tolles Land ausgewählt. Vergessen Sie aber nicht: die anschliessende Rückkehr in die Schweiz wird nicht einfach sein.

  • Peter Aletsch sagt:

    Warum sollen Fernreisen ‚Traumreisen‘ sein? Sind oft erschöpfend, mühsam und teils gefährlich, wenn man etwa wie die Einheimischen und abseits der Hauptstadt unterwegs ist. Nichts für Kinder, die können ja auch gar nicht alles einordnen.

    • tina sagt:

      das kind fängt im sommer an einen beruf zu lernen.

      • k. miller sagt:

        @Peter
        Es kommt auf die Einstellung an, die man zum Reisen hat – und auf die Erwartungshaltung. Für mich wäre das ebenfalls eine Traumreise. Für andere dagegen ist eine All-inclusive-Reise auf die Malediven eine Traumreise. Jeder so, wie er es mag 🙂

    • Christoph Bögli sagt:

      Eine „Traumreise“ ist ganz einfach einem Reise, die sich jemand erträumt hat. Für den einen mag das Kolumbien sein, für den anderen Australien oder Portugal, und für manch einen mag es das grösste Glück sein, mal aufs Rütli oder Glattzentrum zu fahren. Menschen sind halt verschieden, stülpen Sie doch also nicht jedem Ihre enge, um nicht zu sagen kleinkarierte und ängstliche Weltsicht über.

  • CoffeeToffee sagt:

    Wir haben grosses Glück mit unserer Schule betreffend Kinder unkompliziert herausnehmen. Finde die Regelung super-pro Schulstufe 1x verlängerter Urlaub gestattet, also im Kiga/ 1-3.klasse/4-6. Klasse. Denke nicht monatelang, aber doch ein paar Wochen. Wir können es uns zum zweiten mal einrichten 5 wochen familien&Abenteuerzeit. Unvergesslich, wunderschön.

  • tststs sagt:

    Cool, seeehr sehr cool.
    Geniessen Sie es und bitte alle gesund zurückkehren!

  • hujee sagt:

    was für ein privilegiertes Land wir doch sind, wo Leute auch ohne Hochkaräter-Jobs einfach mal ans Ende der Welt mit der ganzen Familie gehen können zur Selbstverwirklichung.

  • Muttis Liebling sagt:

    So lernen die Kinder frühzeitig, wie man seinen ökologischen Fussabdruck maximiert und wie ein Trampeltier die Ressourcen dieser Welt für ein Nichts den Bach hinunter schickt.

    • Jänu sagt:

      Fliegen ist doch für den Umweltschutz haben wir im Mamablog gelernt. Für CHF 75.- kann man sich als Klimaretter fühlen, sagt Nils Althaus, Beitrager für den Mamablog. Ob wohl auch die Mama das Klima rettet?
      https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/74237/papa-rettet-das-klima/

      • Blog-Redaktion sagt:

        Klar, Ehrensache.

      • Muttis Liebling sagt:

        Der Ablasshandel blüht 500 Jahre nach Luther wieder.

      • Jänu sagt:

        Hier mit Bio, dorthin mit CO2. Gewissen? Nur, wenn man darauf angesprochen wird. Der Ablasshandel hatte doch beim katholischen Zweig nie wirklich aufgehört: Bete 10 Mal den Rosenkranz, dann ist Dir für die nächtliche Selbstbeschäftigung wieder vergeben.

    • H.Trickler sagt:

      Muttis Liebling wurde offenbar so verpäppelt, dass ein völlig schiefes Weltbild entstanden ist.

      Darum stänkert er jetzt völlig deplaziert: Suchen Sie Kommentarspalten wo über Wochenendausflüge nach USA, Ferienwoche in der Karibik etc. diskutiert wird!

    • Vierauge sagt:

      ist da jemand neidisch auf diese tolle Familienerfahrung?

      Frau Braun, ich finde es super, dass Sie das machen und dass die Familie auch komplett mit will!

    • mira sagt:

      Das habe ich mir auch gedacht… So schön solche Ferien für die Individuen auch sein mögen…. Nachhaltige und tiefe Erfahrungen kann man auch ohne Langstreckenflüge machen und wenns um den Preis geht: billige Länder gibt es auch in Europa…

      Aber Nachhaltigkeit ist nicht Herr und Frau Schweizers Lieblingsprojekt…

    • loulou55 sagt:

      Wenn Schweizer Kids ihren Horizont über den Gotthard, die Kurfürsten und den Säntis hinaus erweitern, kann das trotzdem etwas Positives sein.
      Es müssen ja nicht immer die bekannten Badestrände sein. Wenn diese 2x jährlich für Standardurlaub angeflogen werden, ist das zudem schädlicher.
      Und schlechter als eine All-inclusive-Kreuzfahrt ist es ebenfalls nicht.
      Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da mal wieder der Neid tröpfelt…

    • tststs sagt:

      Was glauben Sie, wie oft ist der Computer/Pad/Smartphone (auf welchem Sie gerade herumtöggeln) um die Erde gereist, bevor es bei Ihnen landet?

      Wer im Glashaus mit eingeflogenen/eingeschifften Interieur lebt, sollte nicht unbedingt mit Steinen werfen
      😉

  • Reisender Papa sagt:

    Da stehen sie, vier Rücksäcke, voll gepackt, für meine drei Jungs und meine Frau. Die Wohnung ist leer geräumt, für den Untermieter. Bald gehts los, für vier Monate nach Asien. Ich folge in einem Monat. Mein Rucksack ist noch leer. Schule gibts aus dem Rucksack, unterwegs, auch dank dem iPad. Wir werden trampen, wie damals, nur jetzt zu fünft. Ferien des Lebens, vielleicht. Lebenslange Erfahrung, definitiv. Das momentane Gefühl im Bauch haben sie, Frau Braun, oben gut beschrieben. Viel Spass wünsche ich ihnen und ihrer Familie.

    • Blog-Redaktion sagt:

      Wie aufregend und welch tolle Erfahrung für die Kinder und auch für Sie. Eine wunderbare Reise wünsche ich Ihnen! Und vielen Dank.

  • Esthée sagt:

    Gute Reise, tolle Erlebnisse, wunderbare Begegnungen, und ganz viel Weihnachten wünsche ich ihnen.

  • Martin sagt:

    Guten Flug und viel Spass. Wobei, jetzt wo der Schnee da ist, es könnte dieses Jahr mit weissen Weihnachten klappen. Das tolle an Ferien während Weihnachten/Neujahr, die Flugzeuge sind fast komplett leer. Oder wer ausser Nichtchristen fliegt am 24./25.12.?

  • Rosa sagt:

    Liebe Frau Braun! Ich wünsche Ihnen und Ihre Familie wunderschöne Ferien! Ich warte gespannt Ihren Reisebericht! Und … wenn man will ist nichts zu schwierig. Mit lieben Grüssen aus Basel.

    • Blog-Redaktion sagt:

      Liebe Leserinnen und Leser, herzlichen Dank für all die guten Wünsche – und viel Spass im Schnee!

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