Der grosse Wunschlisten-Leak

Die Weihnachtswünsche von Nadia Meiers Tochter. Beim «Zedel» handelt es sich allerdings nicht um den echten, das war der Tochter zu privat. Sie fertigte für uns dieses Duplikat an. (Foto N. Meier)
Tierisch wild
Von Nadia Meier
Die Tochter hat schon kurz nach den Sommerferien damit begonnen, einen Wunschzettel zu schreiben. Mittlerweile umfasst das Dokument mehrere Seiten. Einige Punkte wurden wieder gestrichen: «Schlööf» – Berndeutsch für Schlittschuhe – haben wir dem verwöhnten Kind einfach so gekauft. Und «Schwester!!!» wird auch dieses Jahr nicht unter dem Weihnachtsbaum liegen. Aber vielleicht «2 Möise»?
Der Sohn schreibt immer möglichst wenig auf den Wunschzettel. So steige die Chance, dass er die Sachen auch wirklich bekomme. Dieses Jahr können wir wählen zwischen «YB-Tapete», «Playstation» und «Boa constrictor». Zuerst sah ich da gelb-schwarz. Aber immerhin hätte die Tochter ja schon das Schlangenfutter im Zimmer.
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Teenager-Träume
Von Gabriela Braun
«Ich will eine eigene Bude, ein Tattoo und endlich mal wieder Lasagne.» Der Teenie grinst – und verschwindet im Zimmer.
Nun. Auf den Menüvorschlag des Halbstarken könnte ich eingehen. Mit der Erfüllung der anderen beiden Wünsche aber wird er sich gedulden müssen: Weil nein, ich werde dem Fünfzehneinhalbjährigen natürlich keine Unterschrift geben, sich schon mit 16 ein Tattoo stechen lassen zu dürfen. Auch das mit dem Ausziehen ist ein Witz.
Was sonst? Ein, zwei weitere Wünsche habe er durchaus, schiebt er irgendwann nach. Und Zimtsterne wären im Fall auch sehr cool. Mal sehen, was sich machen lässt. Die Zimtsterne, die backen wir in ein paar Tagen, das ist klar.
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Traktoren-Treffen
Von Markus Tschannen

Wie der Vater, so der Brecht: Die Tschannen-Dynastie neigt bei Weihnachtsgeschenken zum grünen Traktor. Fotos: privat
Wir bereiten mit kleinen Geschenken Freude. Der Brecht stellt ja noch keine grossen Ansprüche. Dieses Jahr wünscht er sich drei Plastiktüten und ein Brot.
Das Wettrüsten überlassen wir den Verwandten. Wir greifen allenfalls ein, wenn sie eine pädagogisch bedenkliche Richtung einschlagen – Stichwort lebensgrosse Barbie mit Echtpelz und Maschinenpistole.
Meine Kindheitsgeschenke sollten mich damals aufs Landleben vorbereiten: der Tret-Traktor, der Esel auf Rollen und der riesige Holzbauernhof. Ich bin später trotzdem in die Stadt gezogen.
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Rennmaus oder Rennauto?
Von Jeanette Kuster
Der Sohn darf sich dieses Jahr auf den heiss ersehnten Playmobil-Kran freuen. Und das Christkindli wird hoffentlich sein Bett endlich in höhere Sphären abheben lassen. «Aber die Hochbett-Treppe muss knirschen, damit ich höre, wenn ein Einbrecher raufklettern will!»
Die Tochter wollte zwischenzeitlich alle Wünsche streichen, wenn sie dafür nur den einen erfüllt bekäme: eine Rennmaus! Oder zwei, aus Tierschutzgründen. Mittlerweile hat sie eingesehen, dass daraus nichts wird, und beschlossen, sich lieber erst als Erwachsene Mäuse zu kaufen. Dafür möchte sie jetzt doch eine Uhr, die «schön» und «für Girls» sein soll – «ein sinnvoller Wunsch, gäll Mami?». Und ein ferngesteuertes Auto. Und Bücher. Am liebsten auch ein Handy. Träumen darf man ja.
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Wünsche mal vier
Von Nils Pickert
12-Jährige:
Haufenweise Filme, die ich alle superlangweilig finde. – Check, geht alles online.
Schuhe. Nein Papa, doch nicht solche Schuhe! – Check, das macht die Oma.
Eine Umhängetasche. – Nope, nicht noch eine.
Karten für den Cirque du Soleil. – Check und Heidewitzka, war das schwierig.
Staffelei, Leinwand, Farben. – Aber so was von Check. Freu ich mich drüber.
10-Jähriger:
Ein Mountainbike, Mann! – Ja Mann, check Mann. Hör auf so zu reden, Mann.
Eine neue Graphic Novel. – Auf jeden Fall Check.
Merchandise von derbe berühmten Youtubern! – Geh mir weg mit deinen Youtube-Lappen.
Kinderboxsack. – Check, hau rein.
T-Shirts. – Check, warum nicht.
3-Jähriger:
Kekse! – Check.
KEKSE! – Machen wir.
KEKSÄÄÄÄÄ!!! – Okay, okay, Kekse.
1-Jährige:
…! – Geht klar, du bist toll.
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Lesetipp: Das nervigste Weihnachtsgeschenk und Geschenke-Stress mit dem Ex.
21 Kommentare zu «Der grosse Wunschlisten-Leak»
Wünsche, die man verrät, gehen nie in Erfüllung…
Ich denke, das ist eher genau andersrum…
Ich mag die 4er-Regel: etwas, das er sich wünscht (Feuerwehrauto), das er braucht (Skianzug), etwas zum Anziehen (selbstgenähter Pulli mit Feuerwehr), und ein Buch.
Und falls was fehlt… im Januar ist der Geburtstag
@AzM: Finde ich gut formuliert:
Etwas, das er sich wünscht, etwas das er braucht, und ein Buch.
(Solange die kleinen Kinder die Büchlein anmalen und zerkauen und zerreissen ja, zum Lesen gibt es für die ganz altmodischen Bibliotheken da kann man sich Bücher ausleihen, ansonsten ist ein Buch nur eine ökologisch verwerfliche, komplett unnötige Verpackung für einen immateriellen Inhalt:
Nicht gegen lesen, aber Bücher braucht DAZU niemand mehr. Genauso wenig wie Zeitschriften(-abo’s). Wir haben zu wenig Wald um den für 3 Fragezeichen abzuholzen.
Vielen Dank für diesen lustigen Blog-Beitrag! Bei uns begannen auch ganz viele Wünsche mit „YB-“ – und ebensoviele mit „i-“ … Mit Haustieren und Velos sind wir inzwischen gut versorgt. Diesbezügliche Wünsche haben somit keine Chance…
Geschenk Abo einer Zeitschrift. Unsere Kinder fragen jedesmal erwartungsvoll, wenn Post kommt: Hat es etwas für mich?
Oh ja, das haben unsere Kinder auch, das Abo wünschen sie sich jeweils zum Geburtstag.
haha Keksäääää…
Das war witzig
Ich gestehe- ich gehöre zu der Sorte die eher zu viele Geschenke einkauft. Meine Kinder haben noch nie ein Spielwarengeschäft von Innen gesehen und wissen drum auch nicht was sie sich wünschen sollen. Ich liebe es aber, das eine oder andere für sie auszusuchen. Auch wenn das Metalldetektorgerät irgendwie doof ist- bin mir sicher die Jungs werden‘s lieben….
Ein Metalldetektor lieben meine Jungs — die können sich mit diesem blöden Teil ewigs beschäftigen. Gelohnt (wie im untenstehenden Link) hat es sich leider noch nicht…
http://www.edp24.co.uk/news/anglo-saxon-artefacts-found-in-norfolk-declared-as-treasure-1-4796430
Dieses Jahr habe ich den Wunschzettel für die Kids gemacht. Bzw. relativ deutlich deklariert, was es alles nicht gibt. Bleibt ein nicht zu vernachlässigendes Restrisiko, dass sich zumindest von einem Teil der Verwandtschaft nicht alle daran halten. Henusode, wir haben noch genug Abfallsäcke.
Ein Heidenspass ist auch jeweils die Frage der Grosseltern, Gotten und Göttis, Tanten und Onkel: was wünschen sie sich denn???? Auf keinen Fall wird „sie sind noch so klein, die merken doch eh nicht was los ist“ akzeptiert. Und auch mein verzweifeltes „ich weiss ehrlich nicht, sie brauchen NICHTS!!!“ wird höchstens mitfühlend lächelnd quittiert. Aber es den Schenkenden einfach ganz freizustellen hat leider bislang auch nicht so gut funktioniert- ferngesteuerte, laute Tiere oder andere Scheusslichkeiten mag ich nicht mehr aushalten müssen. Im Zweifel ist mein Mantra jeweils: zu viel Lego oder Brio kann man eigentlich gar nicht haben! Trotzdem: mir ist dieser Konsumwahnsinn jedes Jahr aufs neue ein Graus, in unserer übersättigten Welt. Weniger wäre mehr.
Und doch: ich habe gern Weihnachten, wir backen und dekorieren gern, feiern ein grosses Familienfest. Auch die christlichen Wurzeln sind für mich ganz klar ein wichtiger Bestandteil. Und leuchtende Kinderaugen sind Seelenbalsam nach einem anstrengenden Jahr, das wieder einmal viel zu schnell verflogen ist. Insofern gehört auch Schenken dazu. Einzig das Schenken um des Schenkens Willen, dieser Berg an unnützem Zeug, das Überfordern der Kinder durch 10 oder noch mehr Päckchen, die triumphierenden oder enttäuschten Gesichter der Schenkenden (je nachdem wie das Geschenk angekommen ist) – das ist mir schrecklich zuwider.
Vielleicht versuchen wir nächstes Jahr mal das Modell „alle schenken gemeinsam 1 oder 2 grössere Dinge“.
Büchlein kann man auch nie genug haben, dann gibt es noch Puzzles, Memory, Klang- und Musikinstrumente, diverse Outdoor-Spielsachen… für grössere Kinder ist vielleicht Tip Toi interessant. Evt. gibt es noch Zusatzbedarf für die Spielküche und den Kaufladen etc. etc. Aber klar, wenn die Eltern das alles selber kaufen (wollen), bleibt nichts zu wünschen übrig. Ich lasse deshalb bewusst Spiel-Raum offen für die nachfragende Verwandschaft. Klappt in den meisten Fällen gut. 😉
PS: Das mit dem Zusammenlegen für Grösseres klappt erfahrungsgemäss auch, und macht den Kleinen garantiert Freude!
Das mit dem Zusammenlegen für Grösseres klappt schon, ist aber nicht ganz einfach. Der Grössere hat das Grössere für Weihnachten (ein Velo) nämlich schon im Herbst bekommen, da so ein Geschenk bei einem Meter Schnee und gesalzenen Strassen wenig Sinn macht. Jetzt wird er vom „Jöh-aber-er-muss-doch-noch-ein-Geschenkli-unter-dem-Baum-haben-Mitleidsbonus“ doppelt abräumen.
Hmm, vertrackt in der Tat… Wir haben für uns beschlossen, dass Laufräder, Velos u.ä. Gebrauchsgegenstände sind, die wir selbst bei konkretem Bedarf anschaffen. Bleiben immer noch die Puppenstuben, Playmobil-Sets etc. fürs ‚Grössere‘.
Ich muss dazu allerdings anmerken, dass unsere Tochter kurz nach Weihnachten Geburtstag hat. Das erschwert die Geschenksplanung ein wenig, daher auch der obige Entscheid bzgl. Gebrauchsgegenständen.
Ächz, diesen Entscheid haben wir ja theoretisch eigentlich auch getroffen. Aber wenn die Kinderzimmer ohnehin vollgestopft sind mit Blödsinn bzw. Hunderten gleiche Sachen, dann müssen auch die Gebrauchsgegenstände mal zu Geschenken werden. Abgesehen davon, dass die Freude an einem MTB um einiges grösser ist als am Rest, der dann noch kommt am Stichtag… Egal, das sind Luxusprobleme, definitiv…
Ich kann nur für die Verwandtschaft und co. Verbrauchsspielsachen sehr empfehlen. Meine Kinder freuen sich sehr über Bastelsachen, Farb- und Filzstifte, Wasserfarben, Ausmalhefte, Mandalas, Knete, Malseife, Perlen, Beautyset etc. etc. So ist auch die Dankbarkeit ersichtlich, die dem Schenkenden Freude macht und es sammelt sich nicht an. Ich selber verschenke diese auch gerne, wenn ich mir nicht 100% sicher bin, was gefallen könnte.
Jungen bekommen Spielzeug- Waffen und Mädchen Kochgeschirr. Das passt in jedem Alter und ist biographiekonform bei bestehender Wehrpflicht und einer aussergewöhnlichen Fixierung auf Kochen und Ernährung in nationalkultureller Dimension.