Lüg nicht, sonst holt dich der Samichlaus

Lügen haben kurze Beine – oder einen weissen Bart: Ob Gspänli und Geschwister, die Wahrheit kommt irgendwann raus. (Foto: Getty Images)

Jetzt kommt wieder die Zeit, in der die Äuglein glänzen. Die Äuglein vom Grosi und vom Götti, wenn sie sich vorbücken und mit zuckersüssem Stimmlein fragen: «Was wünschst du dir denn vom Christkind?»

Dabei ist Shayna-Naylah egal, wer ihr das vierteilige Puzzle geschenkt hat. Jamie-Luaan kümmerts nicht, ob das Gotti oder das Christkind den Selfiestick fürs Barbie gesponsert hat, und Guy will einfach seine verdammten Flugis, egal woher. Warum also lügen? Und dann noch so eine dreiste Lüge wie das Christkind. Das provoziert doch Fragen über Fragen: Woher nimmt das Christkind das Geld? Wie kann es alle Kinder besuchen? Hat es einen Lastwagen? Da verstricken Sie sich unweigerlich in noch mehr Lügen. Ehe Sie es sich versehen, haben Sie die ersten zehn Lebensjahre Ihres Kindes darauf verwendet, ein komplexes Lügenkonstrukt um Christkind, Samichlaus und Osterhase aufzubauen. Ein Konstrukt, das irgendwann zusammenfallen wird wie das billige Klettergerüst von Aliexpress, das der Osterhase letzten Frühling in den Garten gestellt hat.

Lüg du mir, lüg ich dir

Gleichzeitig vermitteln wir unseren Kindern, wie schlimm lügen ist. Da geht doch etwas nicht auf. Wie soll sich Maximilian-Jason denn fühlen, wenn er merkt, dass Mama und Papa ihm jahrelang etwas vorgespielt haben? Nein, der Samichlaus hat nicht zufällig genauso nach Mary Long, Rasierwasser aus der Landi und Williams gerochen wie Grossonkel Alois. Nein, den Osterhasen gibt es nicht einmal als historische Figur. Und nein, das war kein Pilates, was Mama und Papa da im Bett gemacht haben.

Das sind doch nicht schlimme Lügen, sondern schöne, kindgerechte Traditionen, werden Sie vielleicht sagen. Aber bitte erwarten Sie ähnliches Verharmlosen von Ihrem Kind, dem nun gar nichts mehr heilig sein dürfte: «Die verheimlichte Party, als ich sturmfrei hatte, das war keine schlimme Lüge, sondern eine schöne Tradition.» Oder: «Ich hab dir kein Geld aus der Handtasche genommen, das war das Christkind, zwinkerzwinker.»

Wahrheit zu Hause oder Spoiler im Kindergarten

Was mich an den Feiertagslügen am meisten stört: Sie sind unnötig. Man kann dem Kind reinen Wei… Sirup einschenken und gleichzeitig die Traditionen leben. Wir haben dem Brecht von Anfang an gesagt, dass Osterhase, Samichlaus und Christkind nicht echt sind. Trotzdem darf er Eier suchen und den Stiefel rausstellen. Kinder können auch im Spiel echte Emotionen entwickeln. Entsprechend freut sich der Brecht und spielt mit: «Hää, warum hat der Osterhase ein Ei im Staubsaugersack versteckt?» oder «Hoffentlich hat der Samichlaus diesmal nur Smarties in den Stiefel getan.» Manchmal bin ich fast etwas unsicher, was er jetzt glaubt. Wenn ich ihn aber frage, ob es den Osterhasen wirklich gibt, dann sagt er: «Nein, aber man kann sich das ja vorstellen.»

Der Osterhase und der Samichlaus – das sind für uns einfach Geschichten. Schöne Geschichten, die der Brecht gern und oft in seinen Büchern liest. Und einmal im Jahr setzen wir sie dann gemeinsam in die Wirklichkeit um. Das stimmt für uns alle: Der Brecht freut sich, die Frau kann ihre geliebten Feiertagstraditionen leben und ich bin so ehrlich zu meinem Kind, wie ich es von ihm erwarte.

Natürlich kann man zu diesem Thema unterschiedlicher Meinung sein. Handhaben Sie es also, wie Sie wollen. Bedenken Sie einfach, dass Ihr Kind im Kindergarten von irgend so einem Brecht die Wahrheit über das Christkind erfahren wird.

97 Kommentare zu «Lüg nicht, sonst holt dich der Samichlaus»

  • Eduardo sagt:

    Der Glauben an das Christkind und den Nikolaus haben mir wunderbare Kindheitserinnerungen geschenkt. Es war dann in den Sechzigerjahren ausgerechnet eine junge marxistische Aushilfslehrerin, die in ihrer Dummheit alles verdarb. Ich hätte die Wahrheit noch früh genug von selbst erfahren.

    Höchst seltsam übrigens, dass die radikal aufklärerischen Linken heute gleichzeitig eine gewisse Religion verehren und fördern, obwohl ihnen doch bewusst sein müsste, wie es dort um die Wahrheit bestellt ist. Oder sind diese Linken alle heimlich konvertiert, weil sie nicht mehr in der völlig entzauberten, banalen Welt ihres eigenen Atheismus leben wollen?

    • tina sagt:

      es ist ja nun beleibe nicht so, dass es neben dem christentum nicht allerlei ähm zauberzeugs gäbe, nichtwahr….

  • simone sagt:

    Ich liebte es als Kind in der Weihnachstszeit und hab an alles geglaubt. Deswegen bin ich nicht traumatisiert. Und sehen wie sich meine 3 jährige Tochter auf das Christkind umd Santiklaus freut ist so schön zu sehen. Wie schon einige erwähnt haben gehört doch diese Märliwelt zur Kindheit. Die Realität ist hart genug und die Kindheit zu schnell vorbei. Ich finde es eine schöne Zeit und freu mich jedes Jahr drauf so dass ich selber wieder zum Kind werde und vielleicht sogar wieder einwenig selber daran glaube

  • Hans Minder sagt:

    Niemand ist gezwungen, die Wahrheit zu sprechen, wenn für keinen der Beteiligten die Wahrheit von Nutzen ist. So sieht dies zumindest der Christliche Glauben. Auf die Frage „wie geht es Ihnen?“ müsste ich oft ein 12-seitiges Elaborat rezitieren, ohne beim Zuhörer oder mir einen Nutzen zu erwirken. Somit ist meine Lügenantwort á la „Gut!“ absolut O.K., auch wenn diese oftmals nicht stimmt.
    Niemand kann abwägen, ob es für den Brecht von Nutzen oder Schaden ist, wenn er an den Samichlaus glaubt, oder halt nicht. Somit muss jeder seinem Bauchgefühl folgen. Die Diskussion ob JA oder NEIN wird somit zur fruchtlosen Angelegenheit.

  • Ulrich Meier sagt:

    An Weihnachten wurde Jesus Christus, Sohn Gottes, geboren. Jesus nahm die Schuld der Menschen am Kreuz auf sich. Somit ist der Weg zu Gott für jeden, der dieses Geschenk im Glauben dankend annimmt, frei. Ein Geschenk der Gnade, ohne eigene Leistung zu haben. Das feiern wir eigentlich an Weihnachten. Das Geschenk der Erlösung. Man muss es nur noch dankend annehmen.

    • Franz Vontobel sagt:

      Wurde der JC nicht, wenn schon, am Heiligen Abend geboren.
      Und ich bin mir wirklich keiner Schuld bewusst, die irgendjemand auf sich nehmen müsste. Wirklich nicht.

    • Alpöhi sagt:

      Dass JC an Weihnacht geboren wurde, glaubt niemand ernsthaft. Googeln Sie mal. Wikipedia sagt, „das Datum ist unbekannt“. Aus kalenderbezogenen Aussagen der Bibel lässt sich allerdings ableiten, dass JC im Frühling oder im Herbst geboren worden sei. Eine Geburt im Herbst passt am besten zur Symbolik der jüdischen Festzeiten – eine Sichtweise, die uns Europäern völlig fremd ist. (JC war und ist ja Jude.)

    • tina sagt:

      ok das war jetzt extrem geschmacklos, ich habs nicht so geschmacklos gemeint, wie es tönt ;-). bitte nicht übel nehmen. aber meine güte, nehmt das geschenk an und feiert 😉

  • Jan Holler sagt:

    Meine Kinder hatten nicht von uns die Geschichten über den Osterhasen und Nikolaus gehört, sondern aus der Kinderkrippe und der Verwandtschaft (alles ältere Nichten und Neffen). Natürlich haben sie alles geglaubt und uns die Neuigkeit, die sie erfahren hatten, weiter erzählt. Als liebe Eltern liessen wir sie in diesem Glauben. Kinder glauben ja auch, dass ihr Lieblingskuscheltier lebt. Es vergingen wenige Jahre, immer noch fest im Glauben an Nikolaus und Osterhase. Irgendwann, im zweiten Kindergartenjahr womöglich, streuten wir leise Zweifel ein mit folgenden Fragen:
    Wie viele Osterhasen (oder Nikoläuse) gibt es denn? – Natürlich nur einen, war die überzeugte Antwort. – Und dieser eine allein, der verteilt überall in einer Nacht auf der ganzen Welt all die Eier und Nester? – ?!?!

    • Ha! Sie haben Ihren Kindern also schonend die Wahrheit vermittelt? Herr Holler, ich war noch nie so stolz auf Sie.

      Interessant ist, wie Kinder unterschiedlich an diese Geschichten herankommen. Unseres hat den Osterhasen aus Kinderbüchern und deshalb von Anfang an angenommen, dass es sich um erfundene Geschichten wie in den meisten anderen Büchern handelt.

  • Reny sagt:

    Mir tun die heutigen Dreijährigen leid. Sie müssen offenbar in diesem jungen Alter schon Intellektuelle sein. Keine Phantasien, keine Kinderträume, vermutlich auch keine Kinderspiele. Mir haben die Geschichten meiner Eltern über Christkind, Samichlaus und Osterhase nie geschadet. Auch meinen beiden inzwischen erwachsenen Söhnen nicht. Vielmehr haben wir das „Geheimnis“ um diese Geschichten gerne weitergetragen. Es wäre uns allen nie in den Sinn gekommen, später jemanden als Lügner zu bezeichnen. Wir sind im Alltag auch alle keine Lügner geworden.

    • second step sagt:

      Mir tut der Brecht leid. Und gleichzeitig finde ich die Büenzligkeit mit der Herr Tschannen einem Kleinkind beibringen will dass der Weihnachtsmann nicht echt ist fast schon wieder süss und irgendwie faszinierend. Zumindest in der Schweiz sind die „Intellektuellen“ in meiner Wahrnehmung die neuen Büenzlis, was ich eine höchst spannende gesellschaftliche Entwicklung finde. Unsere Kinder sind gerade am Uebergang wo sie langsam aufhören an diese Dinge zu Glauben – ohne das Zutun der Eltern. Das ältere Kind findet es eher witzig dass sie vor 1,2 Jahren noch ans Christkind glaubte – ob das eine Lüge war ist kein Thema für sie. In ihrem Erleben ist es ein Märchen, an das sie halt bis vor kurzem noch geglaubt hat. Kinder sind ja nicht auf den Kopf gefallen.

    • tina sagt:

      was heisst da keine fantasie? die kinder erfinden ja den samichlaus undsoweiter nicht selber.

    • tina sagt:

      man kann die ganzen feiertage mit allem drumherum gut feiern, ohne je an die fantasiefiguren geglaubt zu haben. haha ja genau, kinder, die nicht an den osterhasen glauben, haben bestimmt gar keine spielsachen! 😀 sehr lustige idee. es soll ja sogar leute geben, die behaupten, dass kinder fantasie entwickeln, wenn man ihnen die spielsachen wegnimmt, also wäre das aus der perspektive sogar heilsam

  • Rolf Rothacher sagt:

    Bezüglich „lügen“ machen sich die Leute etwas vor. Wir alle lügen die ganze Zeit, weil wir die Wahrheit gar nicht kennen bzw. gar nicht wissen. Beispiel: Wie erklärt ich den Regenbogen? Ach ja, Spektralfarben, fallende Regentropfen, Sonnenlicht. Aber warum ist es ein Bogen und keine Linie? Warum manchmal eng und ein anderes Mal sehr weitgespannt? Aha!
    Lügen erleichtern das Leben, genauso wie Zwänge. Man glaubt zu wissen, kann den Punkt für sich abhaken, sich mit ihm arrangieren. Das funktioniert bei Religionen genauso gut, wie beim Osterhasen. Lassen wir den Kindern ihren schönen Glauben, auch wenn er auf Lügen beruht. Denn ähnliche Lügen, werden sie ihr Leben lang auch von Politikern und Wissenschaftlern hören. Früh übt sich, wer irgendwann dahinter blicken können will!

  • Murmeli sagt:

    Wir sehen das eigentlich genauso. Aber finde es gar nicht so einfach, das umzusetzen. Wie erkläre ich meiner 3-jährigen Tochter den Samichlaus-Brauch, ohne sie anzulügen? Für sie gibt es den Samichlaus. Ganz klar und ganz ohne mein Zutun. Sie hat ihn gesehen. Er kommt in Geschichten und Liedern vor. Also gibt es ihn. Alles andere würde sie nicht verstehen. Sie will auch, dass er vorbei kommt, damit sie ihm (auf Rat des Zahnarztes) den Nuggi abgeben kann (das will ich sehen!!). Also haben wir beschlossen, einen Verwandten zu engagieren und ihr aber (ehrlich) zu sagen, dass wir dahinter stecken. Ich habe also begonnen mit: „Ich habe den Samichlaus angerufen..“ Reaktion: „Das kann nicht sein. Der lebt in einer Höhle und hat kein Telefon!“
    Wie machen Sie das Herr Tschannen?

    • Rolf Rothacher sagt:

      Ist doch nicht nötig. Kinder entdecken die Welt ganz von alleine. Wir Erwachsene pfuschen viel zu sehr in die geistige Entwicklung hinein, glauben damit etwas „Gutes“ zu tun. Dabei machen wir bloss eines: wir nehmen den Kindern die Illusion weg. Das ist grausamer Sozialismus und widernatürlich.
      Die Natur hat sich nämlich etwas dabei gedacht, den Kindern ein Gehirn zu schenken, das sie die Welt mit eigenen Augen beobachten und enträtseln lässt. Unser zwanghaftes Hineinpfuschen aufgrund unserer „political correctness“ schadet mehr, als das es nützt. Wer will schon Roboter aufziehen. Die kommen aus der Fabrik, sind beschränkt, haben kaum Emotionen, sind so, wie viele Erziehungs-Wissenschaftler wohl Kinder sehen möchten. Nein, danke.

      • Herr Rothacher. Das klingt so einfach: „in die Entwicklung hineinpfuschen“. Aber was ist denn genau „hineinpfuschen“? Wenn Sie einem Kind vom Samichlaus erzählen, oder sogar einen verkleideten Verwandten organisieren, ist das kein hineinpfuschen?

        Ein konkretes Beispiel: Ich habe dem Brecht nie explizit gesagt, dass der Osterhase nicht existiert. Ich habe ihn aber kürzlich gefragt: „Gibt es den Osterhasen wirklich?“ Seine Antwort war „Nein, das ist eine Geschichte.“

        Habe ich nun hineingepfuscht? Hätte ich hineingepfuscht, wenn ich gesagt hätte: „Doch, den Osterhasen gibt es wirklich?“

    • Liebes Murmeli. Danke für die Frage. Vielleicht habe ich einfach ein besonders abgebrühtes Kind – es ist übrigens auch drei Jahre alt. Zuerst einmal sind Kinder natürlich unterschiedlich: Manch eines will vielleicht eine Fantasiegeschichte als Wahrheit anschauen, ein anderes will differenzieren. Was ich mache, und das ist mir sehr wichtig: Ich erziehe das Kind in einer Grundhaltung der Aufklärung. Es soll kritisch sein, fragen stellen und die Wahrheiten kennen – sofern es eine Wahrheit gibt. Ich finde, alles was das Kind später einmal wissen darf, kann es auch jetzt schon wissen. Entsprechend tische ich ihm nie irgendwelche Geschichten auf oder vertröste es auf später. Das folgt meiner Überzeugung, aber natürlich muss jeder für sich entscheiden, was für ihn und sein Kind stimmt.

      • Murmeli sagt:

        Das handhaben wir eigentlich genauso. (Natürlich muss man es je nach Thema manchmal „kindgerecht“ formulieren). Realität und Fiktion sind aber in der magischen Phase, in der die Kinder in diesem Alter sind, nicht so einfach abzugrenzen. Ja, es gibt Samichläuse, ganz viele. Es sind zwar „nur“ verkleidete Männer, aber in Verkleidung sind sie eben Chläuse für das Kind. Und so kommt das Kind unweigerlich mit Chläusen in Kontakt. Wenn ich sage, dass es mal einen Bischoff gegeben hat, der zu den Kindern geschaut hat, und man nun den Samichlausbrauch feiert indem sich Männer als Chlaus verkleiden und den Kindern Nüsse bringen, dann versteht sie dsas nicht. Für sie ist es einfach der Chlaus. 😉
        Mal schauen, wie wir das noch hinkriegen bis am 6.12. Danke jedenfalls für die Inputs 🙂

  • Billy Lomba sagt:

    Der Samichlaus füllt keine Stiefel! Er kommt am 6.12 und hat nichts mit dem amerik. Santa Claus zu tun!

    • Rolf Rothacher sagt:

      Jeder soll die Bräuche führen, die er will. Sie können auch keinem Muslimen, Hindi oder Buddhisten befehlen, Weihnachten zu feiern.

    • Billy, nach deutschem Brauch stellt man am 5. Dezember den Stiefel raus und der Nikolaus füllt ihn mit Nüssen, Schokolade und Mandarinen. Auch in der Schweiz machen das manche. Der Brauch geht auf den Heiligen Nikolaus zurück und ist hunderte Jahre alt.

      Und natürlich hat der Samichlaus etwas mit dem Santa Claus zu tun, er kommt einfach nicht am selben Tag. Früher hat der Samichlaus in Europa die Geschenke am 6. Dezember gebracht. Das schenkende Christkind am 24. Dezember ist eine Erfindung der Reformation. In Nordamerika bringt die Geschenke halt immer noch der Samichlaus, das Christkind kann ja nicht alles allein erledigen.

  • Katharina sagt:

    Was? Das Christkind gibt es garnicht?!??

  • tststs sagt:

    „Aber bitte erwarten Sie ähnliches Verharmlosen von Ihrem Kind, dem nun gar nichts mehr heilig sein dürfte“
    Ach come on… Ich habe auch daran geglaubt, und als der Glaube dann langsam in sich zusammenfiel und sich das Wissen um Lüge und Wahrheit (Recht und Unrecht) weiter entwickelte, konnte ich sehr wohl unterscheiden, dass die Samichlauslüge etwas anderes war als Geld aus dem Portemonnaie stibitzen…

    Und ich kenne eigentlich keinen ehemaligen Osterhasengläubigen der sich zu einem Lügenbaron entwickelt hat…

    • Möglich, dass es wenig Korrelation zwischen Samichlauskindern und notorischen Lügnern gibt. Ich will aber auf Nummer sicher gehen und meinen Kindern später keine Angriffsfläche bieten, wenn ich sie beim Lügen erwische.

      • Carolina sagt:

        Ihre Kinder werden immer, immer, immer eine Angriffsfläche finden, das ist auch gut so! Aber ich habe wirklich noch nie von Kinder gehört, die ihren Eltern Lügen nachweisen anhand des Wihnachtsmannes oder Osterhasen! Sie unterschätzen Kinder, wenn man sie machen lässt, sagen sie uns schon, wann es soweit ist. Benutzen Sie Ihren berühmten Humor, so wie sie das immer machen!

      • Jan Holler sagt:

        He did it again! Lol, will keine Angriffsfläche bieten… Träumen Sie weiter, Sie werden überall eine Angriffsfläche bieten, egal, was Sie vorher unternommen haben. Und wenn Sie meinen, ganz schlau solches zu verhindern, werden Ihre Kinder später die selben Schlaumeier und es fällt auf Sie zurück. Kindern kann man nichts vormachen, was sie nicht später, spätestens wenn erwachsen, durchschauen. Com’on Tschannen, das kann doch nicht sein, dass sich hinter der witzigen Fassade ein solcher Bünzli versteckt? Man braucht nicht den perfekten Daddy und Ehemann zu miemen, man wird auch geliebt, wenn man mal etwas nicht perfekt macht.

      • tststs sagt:

        „…später keine Angriffsfläche bieten…“
        Muhaha…

        „Häsch denn du früener nie gschwindlet, Papi?“

        Angriffsfläche mit Wegweiser in leuchtenden Neonlettern… 😉

        Wie gesagt, ich glaube, Ihre prinzipielle Überlegung zu verstehen; aber ich glaube einfach nicht, dass man die Konsequenz, die Sie bspsweise beim Chlaus an den Tag legen, durch die ganze Erziehung durchziehen kann…oder will 🙂

      • Das mit der Angriffsfläche war nicht so ganz ernst gemeint. Mein Punkt ist ja ein anderer: Dass es schlicht unnötig ist, dem Kind vorzumachen, der Osterhase oder der Samichlaus seien echt. Es trübt seine Freude nicht, wenn es weiss, dass es sich dabei um Fantasiefiguren handelt.

      • Jan Holler sagt:

        Seien echt? Um Himmels Willen! Wer erzählt seinen Kindern denn, die seien echt? Das habe ich niemals in meinem grossen Bekanntenkreis und Verwandtschaft (auch gläubige) jemals erlebt.
        Und das mit der Angriffsfläche war schon ernst gemeint. Stehen Sie doch zu Ihren Aussagen. Ihr Punkt war genau dieser und kein anderer, sonst hätten Sie einen anderen Satz geschrieben.

      • The American sagt:

        Es trübt aber auch des Kindes Freude nicht, wenn es an den Samichlaus glaubt. Ich jedenfalls habe es meinen Eltern nie übelgenommen, und meine Kinder genausowenig mir gegenüber. Daher, wie gesagt, ist Sache der Eltern und es gibt kein richtig oder falsch.

    • tststs sagt:

      „Dass es schlicht unnötig ist, dem Kind vorzumachen, der Osterhase oder der Samichlaus seien echt.“
      Also jetzt habe ich langsam Mühe, mir dies in konkreten Situationen vorzustellen…
      Fiktion funktioniert ohne „vorzumachen, als ob…“ einfach nicht; weder beim Spiel noch beim Erziehungsfunktionen wie der Chlaus… oder verstehe ich Sie falsch?!?
      Oder geht es eher um folgende Situation:
      Kind fragt: „Gits de Samichlaus würkli“
      Lügeneltern antworten: „Ja, sicher!“
      Nichtlügenelteltern antworten: „Nein, erst in nur erfunden.

      Und da gibt es noch Eltern wie meine, die in ungefähr jeweils so antworteten: „Bisch sicher?“
      🙂

      • Es ist doch ein Unterschied, ob ich in der Situation etwas spiele, während alle Beteiligten wissen, dass es nur gespielt ist, oder ob ich dem Kind über Jahre hinweg erkläre, dass es den Osterhasen wirklich gibt.

  • The American sagt:

    Ist diese Diskussion nicht etwas zu akademisch? Am Ende müssen alle Eltern selber wissen, wie sie das machen wollen. Und egal wie sie sich entscheiden, Kinder werden kaum einen Langzeitschaden oder ein Trauma erleiden. Und wer als Eltern den Kindern dauernd einprägt, Lügen sei niemals gut, der Lügt gerade eben in diesem Moment. Ausserdem ist die „Lüge“ vom Weihnachtsmann noch die harmloseste, die Kinder von ihren Eltern zu hören bekommen.

    Als ich meinen Kindern erzählt hatte es gäbe keinen Weihnachtsmann waren sie böse mit mir. Der Grund war allerdings, dass sie gerne noch eine Weile mit dieser Fantasievorstellung gelebt hätten. Vom Vorwurf der Lüge keine Spur.

  • Karl von Bruck sagt:

    In der entsaekularisierten Bibeltheokratie kann das Kind kaum frueh genug lernen, dass nicht mehr Treu und Glauben, sondern nur noch das geschicktere Luegen dem Fortkommen dienen kann. Ohne Luegen gibts keine Stellen oder akzeptablen Lebensabschnittspartner mehr. Es muss jedoch zwischen guten (zweckmaessigen) und schlechten (unnoetig schaedignden) Luegen untescheiden lernen. Und auch das arglistige Verschweigen ist halb gelogen. Jedoch ist Schweigen manchmal Gold und (zuviel) Schwatzen eher Blech als Silber….

  • Niklas Meier sagt:

    Wenn, dann wird hoffentlich den Kindern erklärt, worum es bei den Festen und den Figuren geht, dann wissen sie wenigstens etwas. Und ich spreche nicht vom Osterhasenkomik.
    Es gibt doch wirklich Ding, die lieben Kinder. Und nein, es ist nicht das Selbe, ob sich ein Kind über das Weihnachtskind freut und hofft es beim Wegfliegen zu sehen, als dass es sich „vorstellen könnte, dass es den Osterhasen gibt“.

    Und nein, diese Traditionen sind nicht die selbe „Lüge“ wie “ ich habe betrunken in den Waschkorb gekotzt und nichts gesagt weil es Tradition ist“

    Kinder sind Kinder, Traditionen sind Traditionen und Sie sind einfach zu feige und bequem sich mit dem Kind und diesen Anlässen zu arrangieren.
    Oder es ist gerade nicht hipp und cool. Sagen Sie’s mir.

  • Eleonore Grossmann sagt:

    Das ist Fiktion, das sind keine Lügen… Und Fiktion hat in der Welt ihre Berechtigung. Die Welt wäre so viel ärmer und Phantasiegespinste und geteilte Phantasiegespinste, und Darstellungen von Phantasiegespinsten.

    Nicht dass ich finde, dass Kinder unbedingt Osterhase und Nikolo brauchen, aber aus purem Rationalismus solche Traditionen abzuschaffen finde ich unüberlegt. Es wird dabei eine wichtige Dimension des Menschen – die Phantasie, das Märchen, die Vorstellungswelt übersehen. Diese Art Rationalismus ist ungesund.

    • Fiktion ist durchaus in Ordnung, Frau Grossmann. Fiktion bedingt aber nicht, dass man sie als Wahrheit verkauft. Sie geniessen einen Film, obwohl Sie wissen, dass die Handlung erfunden und die Szenen geschauspielert sind. Das vermag auch ein Kind zu leisten, vermutlich sogar besser als wir Erwachsenen. Die Freude über den Osterhasen ist nicht an dessen Existenz gekoppelt.

  • Anh Toàn sagt:

    Ich werde unser Kind mit meiner Unwissenheit konfrontieren: Seine Mutter glaubt an Geister, ich weiss nicht, ob es Geister gibt, weiss nicht ob es Osterhase, Christkind oder Weihnachtsmann, den heiligen Geist und die unsichtbare Hand des freien Marktes gibt. Keine Ahnung, ich glaube es einfach nicht.

    • Das finde ich grundsätzlich eine sehr gute Einstellung. Auch wenn ich mir beim Osterhasen schon ziemlich sicher bin, dass es ihn nicht gibt.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich glaub ja nicht mal an die Vernunft, und die sagt, Negatives lässt sich nicht beweisen, also niemand kann wissen, dass es den Osterhasen nicht gibt. Wissen kann man nur, dass bisher noch nicht beweisen wurde, dass es ihn gibt.

        Treffen sich zwei Yeti. Sagt der eine zum anderen, er hätte gestern den Messner gesehen. „Gibt’s den wirklich?“

  • Ursula K. sagt:

    Ich wusste, dass meine Kinder eines Tages mit der harten Realität konfrontiert werden würden. Um für diesen Moment vorbereite zu sein habe ich im Vorfeld die Hilfe einer Kinderpsychologin aufgesucht. Als es soweit war, ist uns ein Coach zur Seite gestanden und hat uns durch diese Zeit, in der Illusionen in sich zusammenstürzen und Kinder Neuorientierung brauchen, begleitet. Wir haben dabei viel miteinander geredet, gespielt und manchmal auch geweint. Heute geht es uns gut. Ok, dass wir den Osterhasen für einen osterlichen Festschmaus gebraten habe, war vielleicht etwas krass. Den Kindern hat er trotzdem geschmeckt. Definitiv richtig war, dem Christkind konsequent ein Rayonverbot für unser Wohnquartier zu erteilen. Das begleitende Engelgejaule war einfach nicht zum Aushalten..

  • David Rovere sagt:

    Und dann gibt es noch die Santichlaus Drohkulisse das ganze Jahr über, Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag.
    Zusammen mit dem Wissen, was ich alles so angestellt habe das Jahr über, hab ich mir dann eines 6. Dezember Abends die Hosentaschen mit Messern und Scheren gefüllt, um den Sack von innen auszuschneiden und die Flucht ergreifen zu können im WortCase-Böser-Bube-in-den-Sack-steck-Szenario. Natürlich warfen die ausgebeulten Hosentaschen Fragen auf.

    In den Folgejahren begann dann der Santichlaus Besuch zuerst mit einer ausführlichen Kontrolle auf spitze und scharfe Gegenstände. Mit dem beobachtenden Santichlaus auf Sicherheitsabstand. Erst dann trat er über Türschwelle ein.

  • CoffeeToffee sagt:

    Es kommt sehr auf das Kind an, wie es mit Samichlaus & co umgeht. Ich selber war jahrelang im Zauberland und wollte diese schönen magischen Jahren auch meinen Kindern bescheren. Da hatte ich aber nicht die Rechnung mit meinem Sohn gemacht. Mit seinem scharfen analytischen Verstand stellt er mir so viele Fragen, dass ich mittlerweilen auch ein ziemliches Lügenkonstrukt aufgebaut habe. Und leider fühlt es sich genau nach lügen an…

  • David Kamer sagt:

    Meine Mädels sagten mir noch nicht, dass sie nicht mehr dran glauben. Sehr mitfühlend, die Kleinen…

    Tschannen braucht einen eigenen Blog. Er ist ein Sehender unter Blinden.

  • Sonia sagt:

    Meine Tochter war sehr enttäuscht, als ihr die Zahnfee zweimal das gleiche Figürchen neben das Kopfkissen gelegt hat (überraschungstrollpäckli)! Die Zahnfee hätte das doch wissen müssen. Deshalb gäbe es die Zahnfee doch gar nicht, bzw. sei die Mama die Zahnfee. So ein Frust!
    Dass es sich beim Samichlaus um einen verkleideten Mann handelt, nahm sie hingegen relativ gelassen hin, als sie es irgendwann herausgefunden hatte. Also auch hier: Es gibt kein Patentrezept.

  • Jan Holler sagt:

    Das sind doch keine Lügen. Vielleicht mal doch einfach Wikipedia konsultieren, bevor man sich darüber auslässt? John-Boy kann auch noch etwas lernen.

  • Ka sagt:

    Das hat nichts mit lügen zu tun, man lässt sich da auf eine mystische Welt der Kinder ein. Wenn ich beim Versteckspiel suchend durch die Wohnung laufe, obwohl ich weiss, dass er sich wie die letzten tausen mal unter dem Bett versteckt hat, lüge ich ihn ja auch nicht an. Wir Erwachsenen sollten unseren analytischen, trockenen Verstand manchmal auf die Seite schieben und uns in die Traumwelt der Kinder entführen lassen.

    • Carolina sagt:

      Sehe ich genau gleich. Man kann sich ganz gut von den Kindern leiten lassen (bei mir war das zugegebenermassen mehr aus Bequemlichkeit) – die sagen und zeigen einem schon, wenn es Zeit für einen Richtungswechsel ist.

      • Da bin ich ja auch ganz bei Ihnen. Der Brecht hat letzthin „Scorki“ erfunden: ein Spiel, das man mit Luftballons und einem sogenannten Kuddlö (unserem Staubwedel) spielt. Seither spielen wir fast täglich Scorki-Meisterschaften.

        Das ist aktuell die Welt meines Kindes, auf die ich mich sofort einlasse. Den Osterhasen hat es jedoch nicht erfunden. Das ist eine Geschichte, die ich ihm erzähle, ohne sie chrampfhaft als Wahrheit zu verkaufen. Wenn es dann Osterhase spielen will: bitte. Da helfe ich dann gerne mit und spiele auch mal ein Ei oder so.

      • Ka sagt:

        also ich kennen niemanden in meinem Bekanntenkreis, der das chrampfhaft als Wahrheit erzählt hat, da ist doch immer ein Augenzwinkern dabei. Die Kinder ahnen, dass da ein Geheimnis dahinter steckt, genau das macht es so spannend. Irgendwann riechen sie dann den Braten. Bei uns gibt es auch im Alltag immer wieder Geschichten die wir den Kindern auf die Nase binden, dann selbstverständlich unter Gelächter auflösen. Unterdessen bekommen wir das mehrfach zurück 🙂 Alles mit Humor nehmen!

      • Da bin ich ganz bei Ihnen. Ironie, die Kinder kurz in die Irre führen und ärgern ist elterliche Pflicht.

      • Carolina sagt:

        Sehen Sie, MT, ein Genie, das Kind! Die wird sich auch später nicht ins Bockshorn jagen lassen von einem lumpigen Osterhasen 🙂

  • 13 sagt:

    Ein bisschen Zauber gehört doch zur Kindheit und auch zu Weihnachten dazu. Ich sehe darin nichts schlimmes und die meisten Kinder mögen das auch gerne. Mit Lügen hat das wenig zu tun oder nicht mehr, als wenn wir ein Buch lesen oder einen Film schauen und darin eintauchen. Entscheidender scheint mir die Frage, wie diese Figuren gebraucht werden. „Lieb sein, sonst steckt die der Samichlaus in einen Sack oder bringt Dir eine Rute“ ist grausam, bringt nichts und ist im Normalfall nur ein Versuch der Eltern, ihre Wünsche durchzusetzen. Schöner ist es, wenn er nur Freude bringt, gleich wie der Osterhase oder die Zahnfee. Das Christkind hingegen finde ich etwas schwieriger wegen des Bedankens und des gegenseitigen Schenkens.

    • Die Lüge beginnt nicht da, wo man vom Osterhasen erzählt, einen Film schaut oder eine Geschichte liest. Die Lüge beginnt da, wo man diese Geschichte dem Kind unbedingt als Wahrheit verkaufen will. Zugegeben, Lüge ist ein starkes Wort. Es gibt bestimmt schlimmere Unwahrheiten, aber mir behagt schon die milde Form nicht sonderlich.

      Was ich nicht ganz verstehe ist dieser „Zauber“, den wir unseren Kindern nicht nehmen dürfen. Ich habe den Eindruck, Kinder sind nicht so auf den Festtagszauber fixiert wie wir Erwachsenen. Kinder finden sehr viel Zauber in alltäglichen Dingen. Aber vielleicht ist der Brecht auch nur aussergewöhnlich begeisterungsfähig.

      • Carolina sagt:

        Echt, Herr Tschannen? Meine drei Kinder waren/sind alle, wirklich alle, im Zauberland – Weihnachten war magisch, sie freuen sich jedes Jahr wieder darauf – und dies mit einer Mutter, die immer Mühe mit dem Fest hatte und einem sehr analytischen Vater.
        Irgendwie – keine Ahnung, wie – haben alle drei irgendwann einen stillschweigenden Wechsel hingelegt zu dem Moment, wo sie auch uns klargemacht haben, dass wir ihnen nichts mehr vom Samichlaus erzählen müssten. Nie ein Drama, einfach ein fliessender Uebergang.
        Man kann relativ viel mit Humor und etwas Geschichtenerzählerei erreichen – mein analytischer Mann hat sich auf technische Fragen gar nie eingelassen, sondern einfach verschmitzt darauf reagiert und das reichte völlig aus.
        Man muss sich auch fragen, ob man eigene Befindlichkeiten

      • Carolina sagt:

        /2 nicht den Kindern aufpfropft.. Es hilft wie immer Gelassenheit – der Brecht zeigt Ihnen schon den Weg, der für ihn richtig ist.

      • Martin Frey sagt:

        „Was ich nicht ganz verstehe ist dieser „Zauber“, den wir unseren Kindern nicht nehmen dürfen. Ich habe den Eindruck, Kinder sind nicht so auf den Festtagszauber fixiert wie wir Erwachsenen. “

        Das kaufe ich Ihnen nicht ganz ab, Herr Tschannen.
        Jedes Kind hat das mehr oder weniger in sich. Aber Ihr Kind ist vor allem anderen auch Ihr Produkt; nicht nur biologisch sondern von Ihren Projektionen, bzw. was und wie Sie etwas vorleben.

      • 13 sagt:

        „Die Lüge beginnt da, wo man diese Geschichte dem Kind unbedingt als Wahrheit verkaufen will.“

        Tut man das denn? Ich zumindest kenne das nicht. Es reicht Fragen zu stellen und Ideen aufzubringen, ein ganzes Konstrukt ist meistens unnötig, der Zauber liegt im Nichtwissen:
        „Oh, da liegt ein Päckli, ob wohl der Samichlaus da war?“ oder
        „Was glaubst Du denn, wo der Samichlaus seine Sommerferien verbringt?“
        „Vielleicht kann er auf seinem Bart surfen?“
        „Vielleicht, wer weiss. Die Idee gefällt mir aber.“
        Es geht ja um die Fantasie.
        Und wer dabei erwischt wird, dass er etwas flunkert, der muss es ja gar nicht verteidigen, sondern kann es auch als Prozess sehen, dass Kinder nach und nach die Wahrheit erfahren.

      • Martin Frey sagt:

        „Es geht ja um die Fantasie.
        Und wer dabei erwischt wird, dass er etwas flunkert, der muss es ja gar nicht verteidigen, sondern kann es auch als Prozess sehen, dass Kinder nach und nach die Wahrheit erfahren.“
        Perfekt formuliert, 13.

      • Herr Frey, da haben sie natürlich recht. In meinem Kind ist viel von mir – biologisch und bezüglich meiner Ansichten. Würde ich sehen, dass der Brecht unbedingt vorgespielte Weihnachtsmagie braucht, würde ich ihm die vielleicht auch bieten. Braucht er aber nicht, er kommt da ganz nach mir.

      • Gut nicht gelogen, 13. Ich wünsche Ihren Kindern dasselbe Talent. 🙂

  • colisa sagt:

    Haha… einfach super ihre Blogs Markus Tschannen, ich habe mich köstlich amüsiert! Ihre Meinung ist auch meine, wir haben das gleich gehandhabt.
    Hauptsache authentisch!

  • Martin Frey sagt:

    Nicht einverstanden Herr Tschannen. Nein, weihnachtliche Traditionen können Sie nicht mit Notlügen à la ‚der Fernseher ist kaputt‘ vergleichen. Das ist nicht dasselbe.
    Sie mögen selber areligiös sein, aber für Kinder ist ein stimmiges Weihnachtsfest einfach eine wunderbare, mythische Erfahrung mit einem speziellen Zauber. Kein Mensch verlangt von Ihnen, dass Sie lügen wenn in einem bestimmten Alter dann konkrete Fragen kommen. Aber indem Sie viel früher schon präventiv diese Mystik zerstören, nehmen Sie Ihrem Kind eine dieser wenigen zauberhaften Erfahrungen im kleinkindlichen Leben unnötigerweise vorzeitig weg. Und das nicht nur Brecht sondern auch all seinen Gspänli, zu denen er am nächsten Tag neunmalklug rennen wird, um dasselbe zu tun.
    Danke für Obst!

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Martin Frey

      was verstehen Sie denn unter „weihnachtlichen Traditionen“?
      Einen „speziellen Zauber“ kann diese Zeit doch schon bloss aufgrund von Deko, Grundstimmung und vielen anderen Faktoren haben, es braucht dazu doch keine Samichlaus-Christkindinvasion?
      Wir haben von Beginn weg mit offenen Karten gespielt, wozu auch das Christkind fürs Geschenk vorschieben wenn uns wichtig ist, dass man sich für Geschenke auch bei der betreffenden Person bedankt? Das schmälert doch die spezielle Note und Vorfreude dieser Tage- falls man sie feiert- doch keineswegs?

    • Reincarnation of XY sagt:

      Nun, der religiöse Mensch muss natürlich glauben, dass die Religion etwas wunderbares ist, das der Mensch braucht, um sich gesund zu entwickeln.
      Während der religionsfreie eben gerade das Gegenteil denkt, weil er mit einem Blick auf die Geschichte und das aktuelle Tagesgeschehen denkt: so viel Tod und so viel Krieg und so viel Machtmissbrauch und so viel Abhängigkeit und so viel Aberglauben…
      Man steht da sozusagen vor gegenseitigem Unverständnis.
      Meine agnostisch erzogenen Kindern fehlt es allerdings weder an Magie, Ethik oder gar Spiritualität im Leben, sie sind da keineswegs im Rückstand gegenüber den Sternsingern, ganz im Gegenteil.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Aber kommen wir nun zum Samichlaus und co.
        Man Frau wurde mit den 3 Königen gross (andere Länder, andere Sitten). Als sie erfuhr, dass alles eine Lüge war, war sie traumatisiert, eine Welt brach für sie zusammen.
        Drohen mit Samichlaus geht gar nicht. Pädagogischer nonsense.
        Christkind? Kenn ich nicht, ich fand Weihnacht trotzdem immer schön und finde es gar nicht schlecht, wenn die Kinder wissen, WEM sie danke sagen können. Eltern/Götti/Oma etc.
        Weihnacht als Familienfest.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Irgendwie rutschten wir aber dennoch, mehr zufällig, in diese Tradition und zwar mit dem Osterhasen. Der brachte von je her nie grosse Geschenke. Es war stets nur was kleines im Nest und übernimmt weder pädagogische, noch eschatologische Aufgaben. Er ist also recht neutral und absurd genug, damit um ihn herum nicht ein regelrechter Marienkult entsteht.
        Irgendwie merkten wir, dass die Kinder den harmlosen Satz „… versteckt Osternestli“ einfach wörtlich glaubten. Und so begann das Abenteuer.
        Irgendwann kamen die Kinder auf die Idee, die teuren Sachen beim Osterhasen zu bestellen, um unsere Familienkasse zu schonen. Ich musste ihnen dann aber sagen, dass der Osterhase mir alle Geschenke in Rechnung stellt.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Der Höhepunkt war dann das Gespräch im frühen Morgen, wo sie miteinander diskutierten ob denn nicht die Mamma der Osterhase sei und sie waren sich schon ziemlich sicher, aber dann, als sie die Nester eine Weile nicht fanden, kamen dann doch Zweifel, ob sie nicht doch zu früh aufgestanden seien und deshalb der Osterhase nicht gekommen sei.
        Bei der Götterdämmerung war da kein Zusammenbruch, keine Welt die Unterging. Es war immer ein unwichtiger Spass, ein Spiel, so wie die Drachensuche im Wald. Schöne Erinnerungen und gleichzeitig die Erfahrung wie jeglicher Aberglaube (Religion) funktioniert.

      • Martin Frey sagt:

        @Roxy
        „Drohen mit Samichlaus geht gar nicht. Pädagogischer nonsense.“
        Das sehe ich natürlich gleich. Aber ich kann diese Drohkulisse nur im Titel erkennen. Und üblicherweise wird ja jeweils betont, dass der Titel anderweitig gesetzt wird.
        Item, derartige Drohkulissen, gerne auch mal unter Einbezug von Arzt oder Zahnarzt (Spritzen!), sind immer etwas Bankrotterklärungen, wie Sie sagen.

    • Brunhild Steiner sagt:

      2/
      zum „präventiv Mystik zerstören“ sind mir noch paar Sachen eingefallen, was für ein Gebilde wurde/wird denn da von wem und aus welchen Gründen um uns herum gebaut?
      Betrifft ja nicht bloss Weihnachten/Ostern, was wenn Zahnfeen, Waldbewohner in Form von Zwergen/Trollen ua, Glücksbringer (Armbänder, Steine, Kleeblätter, Hufeisen usw), Sternzeichen etc im Umfeld ein Thema werden oder schon wichtige Bestandteile sind? Je nach Thema und involvierte Personen ein ziemlicher Spagat, aber zwecks „Mystikerhalten“ und niemanden vor den Kopf stossen wollen mitspielen, hab ich nie eine gute Option gefunden.

    • Eveline sagt:

      das hat doch nichts mit areligös zu tun, Religion ist etwas, an das man glaubt. Ich denke, niemand von uns glaubt an Samichlaus & co.
      Ich erinnere mich noch, dass ich mich als Kind jeweils riesig auf das Christkind gefreut habe (wohl wegen den Geschenken…..) und es jeweils sogar wegfliegen habe sehen. Das Lügen hat wohl meine Kreativität gefördert 🙂
      Wenn man sich dafür entscheidet, zu lügen, muss man damit rechnen, dass einem das Kind irgendwann entlarvt. (sei es durch Gspändli, Internet oder durch einen Verwandten, der sich verplappert) Und was sagt man, wenn das Kind einem fragt, weswegen es belogen wurde? Dann wird es schwierig…

    • Martin Frey sagt:

      Das Weihnachtsfest, die damit verbundenen Zauber und Rituale, die Geschenke und damit auch die Figur des Christkindes sind nun mal letztendlich christlichen Ursprungs, daher das Stichwort ‚religiös‘. Wie man was kommuniziert kann ja jede Familie selbst entscheiden. Man muss für die Geschenke, wie BS richtig sagt, nicht zwingend das Christkind bemühen. Aber aktiv bei Kleinkindern darauf hinzuarbeiten, dass ‚es das nicht gibt‘, ist dann wieder eine andere Geschichte.
      Wie Eveline schön beschreibt, den kindlichen Fantasien sind in dem Alter kaum Grenzen gesetzt. Für uns war einfach wichtiger, dies tendenziell zu unterstützen als voreilig zu zerstören. Diese kindliche fantasiereiche Glückseligkeit kommt nie wieder.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Martin Frey
        das „Christkind“ hat in Form des Geschenkebeschaffers bloss dem Ansatz nach „christliche“ Wurzeln, und nochmal, wer genau arbeitet da aktiv auf was hin?

        Es ist ja nicht so dass diese Vorstellungswelt (Samichlaus (der immerhin eine historische Person ist wenn man ihn nicht mit dem Weihnachtsmann verwechselt), Christkind und Osterhase) im kindlichen Entwicklungsprozess entsteht, diese Vorstellung wird genauso aktiv von Aussen erschaffen, mindestens so ehrlich sollten wir schon sein… .

      • Reincarnation of XY sagt:

        Wie gesagt – ich finde Phantasien auch wertvoll, aber finde den spielerischen Umgang wichtig und die gleichzeitige Erdung.
        Für mich ist es wichtig, dass einerseits kein brutaler Bruch entstehen muss und andererseits keine Abhängigkeit in Phantasiegebilde.

        Leider erkenne ich nicht, dass die Christkindli-Fraktion ihren Kindern diese Phantasiegebilde mit der notwendigen Distanz vermittelt. Denn das Christkindli-aka Jesus-aka Schutzengel etc. wird ziemlich breit und ernsthaft vermittelt, sogar mit Unterstützung der staatlichen Schule.
        Da erklärt ihnen die Lehrerin was Aberglaube sei, sie aber an Engel glaube (kein Aberglaube!)… aha… auf der Grundlage von was?
        Viele Menschen sind abhängig von Mystik, weil sie von den Eltern abhängig gemacht wurden.

      • Martin Frey sagt:

        @Roxy
        „Viele Menschen sind abhängig von Mystik…“
        Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, das ist ein menschliches Grundbedürfnis, Roxy. Und somit mit ein Grund, dass heute viele Leute zwar nicht mehr unbedingt für unbefleckte Empfängnis und dergleichen empfänglich sind, dafür jedem Guru und Schamanen nachrennen, sowie an Esoterik und Verschwörungstheorien glauben.
        Einen Bruch sehe ich weniger als Problem, die Kinder wachsen da langsam raus, worunter die Faszination für die Mystik nicht zwingend leiden muss.
        Ja, ich finde nicht falsch, wenn man diese Vorstellungswelt von aussen aktiv mitgestaltet, im Ggt. finde ich das etwas schönes. Wie Zahnfeen u.ä übrigens auch. Trotzdem klar, eine gewisse Entspanntheit und Distanz muss sein.

      • Carolina sagt:

        Roxy: vielleicht liegt eine Lösung ja in dem, wie wir es gemacht haben. Wir haben gar nichts vermittelt, es hat sich einfach so ergeben, dass wir (ich mit jüdischem, mein Mann mit christlichem Hintergrund, Kinder nicht getauft) mit unseren Kindern entspannte Weihnachten gefeiert haben, die Rituale der jeweiligen Umgebung angenommen und mitgemacht haben und vor allem wollten, dass unsere Kinder einen entspannten Umgang mit Festtagen/Traditionen haben (bei uns beiden war es zuhause immer ein Krampf/Kampf), ohne irgendwelchen ideologischen Unterbau.
        Das hat wunderbar geklappt und war keinen Moment lang stressig – vielleicht auch, weil wir so naiv an die Dinge herangegangen sind und uns nur wenig um Aussenwirkung und ’sollte‘ und ‚müsste‘ gekümmert haben. Keine Traumata.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Carolina – wir machen das ja so. Weihnachten war für uns immer ein Familienfest, in einem Bergchalet mit Schnee und Grossfamilie und die Kinder freuen sich das ganze Jahr darauf.
        Magisch-mystisch ist für uns Grundtenor. Wir sind eine Zauberer-Familie, anstelle von religiös sein. Die Nuggifee kam als höhere Macht und befreite sie vom Nuggi und mein 4 jähriger überzeugter Atheist, war felsenfester Gläubiger der Zahnfee. Aber stets mit einem Augenzwinkern. Sie fühlten sich nie von uns angelogen, sondern sie wussten, dass wir mit ihnen in diese Welt eintauchten, dass wir sozusagen mit ihnen glaubten.
        Ich sehe es kritisch, wie religiöse Traditionen einerseits als Wunderzauberland gebraucht werden und andererseits vermittelt wird, sie seien mehr als das.

      • Reincarnation of XY sagt:

        MF – ich stimme ihnen vollumfänglich zu. Wäre es nicht ein Grundbedürfnis gäbe es ja keine Religionen und dergleichen.
        Aber, wie sie richtig sagen, sieht man, dass sehr viele Erwachsene nicht gelernt haben vernünftig damit umzugehen.
        Und das meinte ich mit „abhängig machen“. Es geht darum, dass wir lernen mit diesem Grundbedürfnis richtig umzugehen. Dass wir es im Griff haben und nicht es uns.
        Deshalb sollte man sich schon Gedanken machen, welche Traditionen man beibehält, welche man modifiziert und welche man komplett neu erfindet.

      • Carolina sagt:

        Roxy, bei Ihnen gab es eine Nuggifee? So cool! Das hätten wir damals ‘wissen’ müssen, unsere Lösung, das Ding loszuwerden, sah leider etwas prosaischer aus (heute lacht sie drüber, aber sie erinnert sich an alles – vielleicht doch Trauma?).
        Mein Mann und ich kommen aus Familien, in denen entweder immer Religionskrieg herrschte (meine) oder mit moralinsaurem Eifer und völlig spassbefreit Zwingli gehuldigt wurde. Wir haben das miteinander überwunden und unsere Kinder danken es uns mit einem völlig freien Umgang mit Traditionen. Diese eine Sache haben wir gut gemacht und ich fand die mystisch-magische Kreativität immer wunderbar.

  • Jade sagt:

    Ja! Das sehe ich als Kindergartenlehrperson genauso. Ich glaube sogar, dass manche Kinder den Eltern zuliebe mitspielen, weil diese eine so kindische Freude daran haben.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Jade

      schön sehen Sie das so entspannt, einer meiner Cousins, resp dessen Eltern, bekamen von der Kindergärtnerin ziemlich die Leviten gelesen als ihr Sohn seine Mitkindergärtler über die wahre Natur von Osterhase etc aufgeklärt hat… . Aber das ist schon paar Jahrzehnte her, die Zeiten haben sich vielleicht wirklich geändert.

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