Wenn sich gute Freunde trennen

Nichts mehr, wie es war: Wenn sich zwei gute Freunde trennen, ist man selbst auch davon betroffen. (Foto: Getty Images)

Bei Scheidungsraten von knapp 50 Prozent ist es naheliegend, dass sich früher oder später auch Paare aus dem engen Freundeskreis trennen. Früher witzelten wir manchmal untereinander darüber, wen aus unserer Clique es wohl treffen würde, hofften aber, unser Umfeld bliebe verschont. Und falls es doch zu Trennungen kommen sollte, dann nur zu friedlichen, bei welchen das Einschlagen unterschiedlicher Wege für alle Beteiligten die beste Lösung wäre, wo man auch danach noch gemeinsam an einem Tisch sitzen und miteinander reden würde.

Manche meiner Freunde heirateten und bekamen Kinder, andere bekamen Kinder und kauften sich ein Haus, wieder andere heirateten und machten eine Weltreise oder leben in eingetragener Partnerschaft oder sind schon so lange zusammen, dass ich mir den einen kaum ohne den anderen vorstellen kann. Wir sind von unseren Kindern gegenseitig und kreuz und quer Gotti, Götti und lieb gewonnene Bezugspersonen geworden und alles machte den Anschein, als würde es immer so weitergehen – denn nicht nur das berühmt-berüchtigte siebte Jahr, sondern auch die Einschulung der Kinder, eine schwere, aber zum Glück überstandene Krankheit, der Karrieresprung, die Geburt des ungeplanten Nachzüglers oder mögliche Stellen- und Wohnortswechsel lagen hinter uns.

Doch dann, dann ging es plötzlich los

Wir haben uns getrennt, schreibt mir meine Freundin. Sie hat mich verlassen, schreibt mir unser Freund (ihr Mann). Erschrocken rufe ich beide an, höre zwei komplett verschiedene Versionen, bin fassungslos. Es ist doch nur wenige Wochen her, dass wir einen total schönen Abend zu viert und mit den Kindern verbracht haben. Bin ich tatsächlich so unsensibel, dass ich nichts bemerkt habe? Schon ganz lange hätten sie sich nur noch gestritten, sagt sie, die Trennung habe seit Monaten in der Luft gelegen. Es sei nicht mehr auszuhalten gewesen.

Überhaupt nicht wahr, schreit er, sie habe sich in einen anderen verliebt, wolle ihn wegen eines anderen verlassen. Lügner, schreit sie zurück. Ein normales Gespräch sei nicht mehr möglich, weinen beide verzweifelt.

Wir versuchen zu vermitteln, verabreden uns zu einer Aussprache, wo auch die Option einer Mediation diskutiert werden kann. Doch dazu kommt es nicht, die beiden sitzen sich gegenüber und hauen sich übelste Beschimpfungen und Vorwürfe an den Kopf und um die Ohren. Noch immer glaube ich nicht, was hier abgeht. Haben wir an besagtem Abend zu viert nicht noch über gemeinsame Ferienpläne und ihre um Jahre verspätete Hochzeitsreise nach Portugal gesprochen?

Was wird aus unseren Freundschaften?

Es sind nicht meine einzigen Freunde, die sich – aus meiner Sicht – ganz plötzlich trennen. Ein guter Bekannter beispielsweise stellte mir kürzlich bei sich zu Hause seine neue Freundin vor, bevor ich überhaupt wusste, dass seine Frau ausgezogen war. Perplex überreichte ich der Freundin den Blumenstrauss, den ich für seine Frau gekauft hatte.

Schwierig wird es für mich als Drittperson allerdings erst dann, wenn ich mit beiden Menschen eng befreundet und dadurch irgendwie auch betroffen bin. Werden sich die Freundschaften auch losgelöst voneinander halten können? Wen lade ich zum Geburtstag ein, wenn sich die beiden Ex-Partner partout nicht mehr begegnen wollen? Halte ich Informationen, die ich von der einen Seite bekomme, vor der anderen zurück? Und was, wenn die andere Seite danach fragt? Kann ich beiden Freunden gegenüber loyal sein?

Noch will ich glauben, dass es möglich ist. Und hoffen, dass die Zeit auch die tiefsten Wunden heilt und es irgendeinmal wieder denkbar ist, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Unter Freunden.

49 Kommentare zu «Wenn sich gute Freunde trennen»

  • Andreas Kaufmann sagt:

    Eine Scheidung ist nichts schönes und hat immer grosse Konsequenzen für das ganze Umfeld: Kinder, Freunde, Verwandte etc.
    Ein Kinderpsychologe sagte mal, dass eine Scheidung für die Kinder schwerer zu verarbeiten sei, als der Tod eines Elternteils! In dem Sinne, müsste man sich Gedanken machen, ob eine Scheidung, resp. die sich streitenden Eltern nicht schwerer Kindsmissbrauch sind…

  • 13 sagt:

    Meine Erfahrung ist die, dass egal, was man sich vornimmt und wie man es plant, letztlich der ältere „Freundesanspruch“ gewinnt. Das zeigt, dass auch da, wo man sich super versteht, immer einer der „Freund“ und die andere die „Partnerin“ (oder umgekehrt) bleibt. Alles andere sind gute Vorsätze, die irgendwann im Sand verlaufen.

  • Gogo sagt:

    Dass es weder für eine Ehe noch für Freundschaft einen Garantieschein gibt, diese Erkenntnis zu schlucken und verdauen, ist eine riesige Herausforderung.

  • Röschu sagt:

    „Werden sich die Freundschaften auch losgelöst voneinander halten können?“
    Das hoffe ich doch sehr. Falls nicht war die Freundschaft wohl nicht sonderlich gross/eng.
    .
    „Wen lade ich zum Geburtstag ein, wenn sich die beiden Ex-Partner partout nicht mehr begegnen wollen?“
    Beide, denn ich bin mit beiden befreundet und will es auch bleiben.
    .
    „Halte ich Informationen, die ich von der einen Seite bekomme, vor der anderen zurück? Und was, wenn die andere Seite danach fragt?“
    Meine Regel: Entweder fliessen die Informationen in beide Richtungen oder in keine. Wobei ich die zweite Variante bevorzuge. Ich stelle jeweils gegenüber beiden möglichst früh klar, dass ich nicht bereit bin mich als Bote oder Spion einspannen zu lassen.

  • Linus sagt:

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft – von aussen gesehen – wunderschöne Beziehungen in die Brüche gehen. Plötzlich wird ersichtlich, wie sich Paare über Jahre gestritten haben, in den gemeinsamen Ferien aber alles harmonisch wirkte. Dass mir ein Freund erzählt, er habe sich verliebt, und er fühle sich wie neugeboren. So vieles habe er in seiner immer noch intakten Beziehung vermisst.

    Vieles in unserer Welt besteht aus Blasen. Der Scham bei einer Beziehung zu versagen ist so gross, dass man weder mit Freunden noch mit dem Partner darüber sprechen will. Irgendwann ist es zu spät. Es bleibt nur noch, festgefahrene Tatsachen zu sortieren.

    Bei gemeinsamen Freunden darüber zu reden ist umso schwieriger, da man Gefahr läuft, eine Person dieses Bundes zum Geheimnisträger zu machen.

  • Ralphi sagt:

    Liebe Frau Portillo

    Zuerst mal herzliche Gratulation zu Ihrem lebensnahen Artikel. Ich glaubte wie Sie an das Gute im Menschen nach der Scheidung, doch die menschliche Natur hat mich was anderes gelehrt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich Paare zurückziehen und sich weder für die eine noch die andere Seite entscheiden können, sodass der ganze Freundeskreis verloren geht. Dies ist sehr traurig aber auf der anderen Seite ist der stetige Wandel im Leben jeweils auch eine Chance, neue Freunde zu finden, die man bisher nicht sah oder kannte. Mir hat sich jedenfalls ein ganz schöner und toller Freundeskreis eröffnet. Man sollte dies als göttliche Fügung ansehen.

  • Tom sagt:

    Ganz einfach: keine gemeinsamen Freunde in einer Beziehung, und keine Freundschaft zu einem Paar! Es lebt sich wunderbar damit.

    Das erspart einem den meist öden Pärchen-Pärchen-Kram. Und im Beziehungskrisenfall bleibt das Dilemma aus, „neutral“ zu sein und man kommt darum herum, als Pseudomediator agieren zu müssen.

  • Martin sagt:

    Interessant ist ja das eigene gefühlsmässige Erleben der früheren Wertschätzung, die auf einmal endet.
    Menschen, die man für Freunde gehalten hatte, sind weg – man stellt irgendwann einfach mal fest, dass man schon lange keinen Anruf mehr hatte mit…, dann ruft man an, tauscht aber nur Floskeln aus und dann, … , nichts mehr. Keine auch irgendwie gelagerte Kontaktaufnahme.
    Oder man lädt auch nach der Trennung jene ein, die man für seine engsten Freunde hielt, und nach dem Tschüss, … , das war’s. Keine Gegeneinladung mehr, kein Geburtstagsgruss. Man stellt fest, dass man in FB offenbar gelöscht worden ist (ist heute halt auch ein Anzeichen zumindest von ‚Bekanntschaft‘) und resümiert, dass man Luft geworden ist.

  • Laura Fehlmann sagt:

    Plötzlich ist man als Frau wieder auf dem Markt, egal wie alt Frau ist – und wird vor allem von den Frauen als Konkurrentin wahrgenommen… Neue Freunde finden und ein neues Leben aufbauen!

  • Einzelkind sagt:

    Ging schon einigen befreundeten Paaren so und war für mich eigentlich immer recht einfach: Freundschaft zum Kollegen blieb erhalten, Ex-Partnerin aus Handy, Outlook und Gedächtnis gelöscht.

    • Seelander sagt:

      Das funktioniert nur so wie sie es beschreiben, wenn die Expartnerin des Kollegen auch schon vor der Trennung nur die Partnerin des Kollegen ist.
      Was aber, wenn vom besten Freundin der PartnerIn auch ein sehr nahestehender Mensch wurde?
      Um dies geht es hier, und da wird man sicher nicht den einen oder anderen einfach auslöschen.

      • Einzelkind sagt:

        Okay, ich bin diesbezüglich halt relativ schmerzfrei. Andererseits hatte und habe ich keinerlei näheren Bekanntschaften zu Frauen, was die Sache natürlich vereinfacht…

  • andy sagt:

    Sie schreiben von „Freundschaften“ und kennen Ihre „eigenen Freunde“ nicht?

    Passt bestens zu der weit verbreiteten Oberflächlichkeit und Unzulänglichkeit.

    Qualität der Freundschaft geht über Quantität an Freundschaften.

    • Martin sagt:

      @Andy, das ist jetzt eine etwas deplatzierte Bemerkung! Auch Sie können nicht in die Köpfe der Menschen, Ihrer Freunde, reinschauen. Aber Sie haben womöglich sooo gute Freunde, dass das gar nicht nötig ist.

      • andy sagt:

        Richtig, nur wenig Freunde habe ich und dasselbe bin ich für die Wenigen. Egal, was das Schicksal bringt. Der Kern liegt bedeutend tiefer als die schwache Oberfläche. Deplatziert ist daher viel mehr Ihre herzlose Behauptung oder Unterstellung, Martin.

  • Michael sagt:

    Ob Männer das rationeller sehen als Frauen ? Ich habe mich aktiv von der Mutter meiner Kinder getrennt – wir waren nicht verheiratet, glücklicherweise. Es hat zum Kinderkriegen gereicht, aber nicht für den Aufbau einer gemeinsamen Beziehung. Heute sind die Kinder gross (25+26), haben zu mir und meiner Frau einen prima Verhältnis. Ich komme mit dem aktuellen Freund der Mutter gut aus – aber für die Mutter ist meine Frau nur die ‚Hexe‘ und sie will sie auf keinen Fall sehen. Am Freundeskreis hat sich da wenig geändert. So habe ich nach wie vor freundschaftlichen Kontakt zu der Schwester der Mutter. Wir sind füreinander die ‚Beihnaheschwägerin oder – schwager‘. Es muss also nicht in einem Blubad enden.

    • Julia sagt:

      Bei Familiendramen dreht in der Regel der Mann durch. Die Antwort auf ihre Frage ist also nein.

      • Dorli Knüsli sagt:

        Aber logo. Aber klar doch. Schliesslich existiert kein anderes biologisches Geschlecht, als die Männlein, um an einem Familiendrama schuld zu sein. Nässpa?

    • Franz Vontobel sagt:

      „Ob Männer das rationeller sehen als Frauen?“ – Das iemlich sicher nicht, aber ev. rationaler…

      • Hotel Papa sagt:

        Nach meiner Erfahrung nicht. Das Geschlecht, das eine romantischen Beziehung eiskalt bewertet und taxiert, ist weiblich.

      • Franz Vontobel sagt:

        „Nach meiner Erfahrung…“

        Immer ein etwas unsicherer Ansatz, um allgemeingültige Erkenntnisse zu präsentieren…

  • Victor sagt:

    Als ich und meine Frau uns nach 15 gemeinsamen Jahren friedlich trennten hab ich ueber Nacht fast meinen kompletten Umfeld verloren, da ich ihretwegen aus die USA in die Schweiz gekommen war und hauptsaechlich Personen aus ihrem Umfeld kannte.
    Abgesehen von einigen Bekanntschaften welche ich selber gemacht hatte war alles weg, obwohl ich von mir aus versucht hab Kontakt aufzunehmen. Warum tun Menschen so was? Ich glaub, die waren schlicht von der Situation ueberfordert. Nachher habe ich mehrere Jahre gebraucht als Mitte-40er mein eigenes Umfeld zu erschaffen. Da hatte ich aber Glueck. Ich haette auch alles anders kommen koennen.
    Bei einer Scheidungsrate von 50% sollte man ja doch faehig sein auch Bekanntschaften aufrechtzuerhalten, oder sind wir so naiv?

  • Nicoletta sagt:

    Und jetzt, was will uns die Autorin sagen? Was ist neu an solchen Geschichten? Hats schon immer gegeben und wird es geben, solange es Beziehungen gibt. Geht es evtl. nur um die Autorin und ihr ganz persönliches Befinden?

  • Paul Meier sagt:

    Bei Freunden die sich trennten, tröstete ich amigs die Frau. So gesehen war jede Trennung im Freundeskreis, ein Gewinn……

  • Karin sagt:

    „Wen lade ich zum Geburtstag ein, wenn sich die beiden Ex-Partner partout nicht mehr begegnen wollen?“ Ist das wirklich die wichtigste Frage bei diesem Thema? Viel mehr würde mich beschäftigen, wie ich diese Trennung von angeblich so engen Freunden nicht kommen sah. Warum habe ich nicht gefragt? Haben wir uns freundschaftlich nur auf der Oberfläche bewegt? Das sind die wirklich wichtigen Fragen. Oder nicht?
    „Halte ich Informationen, die ich von der einen Seite bekomme, vor der anderen zurück?“
    JA, anders geht das nicht.
    „Und was, wenn die andere Seite danach fragt?“
    Wenn Sie sich dafür entscheiden beide Freundschaften zu behalten, dann geht das nur so. Ansonsten müssen Sie sich zwischen ihnen entscheiden. Hart aber fair.

  • Ana sagt:

    Ich habe auch eine Scheidung hinter mir und meine Erfahrung ist die: in solchen Situationen merkt man, wer die echten Freunde sind. Viele haben sich gar nicht mehr gemeldet- nicht mal gefragt wies geht…. kranke Welt!

    • tina sagt:

      vielleicht haben diese auch einfach eine phase, in der sie anderes um die ohren haben und es hat gar nichts mit dir zutun. ich habe auch phasen, wo ich einfach nichts schwieriges zusätzlich in meine leben gewürgt kriege. es gibt leute, die kontaktiere ich in solchen phasen nicht…. das ist nicht gerade vorbildlich, ich weiss, aber ich glaube, man hat freunde nicht, weil sie vorbildlich sind

  • dres sagt:

    Die grosse Überraschung kommt nur dann, wenn man die „Freunde“ nicht wirklich kennt. Vielleicht sollte man diesen Begriff nicht überstrapazieren… Richtige Freunde sprechen mit ihren Freunden über Beziehungsprobleme.

    • Helene sagt:

      Es sei denn, diese Freundschaften sind „Paarfreundschaften“ (dh. die Freundschaften bestehen nicht zwischen Einzelpersonen, sondern zwischen Paaren) – wenn man sich immer nur als Paar trifft, gibt’s keine Gelegenheit, Beziehungskrisen zu besprechen, da ja die andere „Hälfte“ immer dabei ist…

    • Luna sagt:

      Muss nicht sein. Ich würde mit meinen Freunden auch nicht über Beziehungsprobleme sprechen, weil ich solche Sachen lieber mit mir selbst ausmache.

      • dres sagt:

        Paarfreundschaften? Sie treffen aber schon auch noch alleine ein paar sehr eng definierte Freundinnen oder Freunde, oder nicht? Dieses Päärlizeugs ist vielleicht nett für einen Grillabend. Aber mit ein paar sehr wenigen Freunden diskutiere ich dann schon noch ein wenig tiefgründiger – und ohne Anhang. Auch wenn wir den Inhalt am nächsten Morgen meistens nur noch verschwommen kennen…

  • Andreas sagt:

    Nicht nur Trennungen, sondern auch Neuverliebungen kosten bisherige Freundschaften. Und schaffen neue.

  • U. Knecht sagt:

    Endlich mal ein sehr gutes Thema. Danke.

  • Malena sagt:

    Die überraschenden, komplett verschiedenen Versionen sind bezeichnend. Offenbar sind wir fähig, uns selbst und unseren Partnern und besten Freunden sehr effektiv etwas vorzumachen. Die Fähigkeit der (Selbst)Täuschung ist manchmal notwendig im Leben, weil man sonst viel zu viel aneckt. Aber in engen Beziehungen ist Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit das Ideal, und die EntTäuschung entsprechend gross. Ist menschlich und nicht neu. Wir können uns aber fragen, wie wir individuell oder gesellschaftlich in die Richtung von mehr Ehrlichkeit und weniger (Selbst)Täuschung gehen: Selbstkritik üben, Umgang mit sozialen Medien überdenken, Einheitsmeinungen und Tabus hinterfragen, Info-Blasen vermeiden, offener Austausch/Umgang mit Andersdenkenden, Abstrafung von Lügen-Politikern…

    • Reincarnation of XY sagt:

      gut gesprochen….
      Ich frage mich in diesem Moment, ob ein Partner sich in die Welt der Selbsttäuschung begeben kann, wenn der andere das nicht tut. Ich frage mich, wenn jemand diese Werte lebt, die Sie hier in den Mittelpunkt stellen, wird dann diese Atmosphäre der Aufrichtigkeit nicht die Scheinwelt der Selbsttäuschung enttarnen? – Natürlich kann sich der Partner immer noch absetzen, aber dann wäre es eine bewusste Flucht.

    • Sportpapi sagt:

      Abstrafung von Lügen-Politikern finde ich interessant. Nur – welche wären denn das?

    • Ka sagt:

      doch xy, ich glaube schon dass man sich selber und anderen unglaublich lange was vormachen kann. wir sind Meister in der Selbsttäuschung, gerade auch wenn die Konsequenzen so gravierend und kaum denkbar sind. Das Kartenhaus bricht dann zusammen, wenn man sich neu verliebt, oder man in eine Depression rutscht. Himmeltraurig ist nur, dass viele nicht fähig sind, mit Respekt zueinander das Leben neu zu ordnen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        natürlich kann man das Ka – ich fragte mich nur, wenn ein Teil der Partnerschaft, dieses Ideal lebt, das malena beschreibt, wie stark dann der Einfluss auf den Partner ist.
        Obige Geschichte zeigt doch, dass meist beide in der Selbsttäuschung leben, dass es sich irgendwie gegenseitig bedingt. (und daher dann auch der Zorn und das Unverständnis) Meine Frage war: ist das umgekehrt auch möglich? Kann diese gelebte Atmosphäre der Aufrichtige es dem anderen Verunmöglichen sich in einer Blase der Selbsttäuschung zu vermeiden? Braucht es nicht immer zwei, damit eine Täuschung gelingt? Das war meine Frage.

      • Ka sagt:

        nein, ich glauben nicht das es zwei braucht. Man kann sich selber so was vormachen, dass man es fast selber glaubt. Wie soll denn da der Partner was merken? Wenn es für ihn stimmt, hat er keinen Anlass zu bohren. Nein, die Verantwortung kann man nicht an den Partner abgeben, man ist schon selber dafür zuständig, dass der Partner mit der eigenen Gefühlswelt einigermassen up to date ist. Deshalb für mich oberstes Prinzip: ehrlich mit sich selber und sagen, wenn irgendwo der Schuh drückt. Gerade Frauen denken ja oft, der Partner müsste es dann schon merken und sind dann beleidigt, wenn er nichts sagt.

  • Brunhild Steiner sagt:

    Die Zeit heilt leider nicht alles, schon gar nicht tiefste Wunden.
    Sie kann den Schmerz aus dem Zentrum rücken, und so „Erleichterung“ verschaffen, was manchmal schon sehr viel wert ist.

    Ob sich die frühere Unbeschwertheit wiederholen lässt?, zu wünschen wäre es allen Betroffenen, gerade auch dem Umfeld. Es ist eine sehr schwierige Gratwanderung, allen gerecht werden vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Ich glaube nicht, dass wir je wieder zu einer „früheren Unbeschwertheit“ zurückfinden können. Wir können höchsten eine „neue Unbeschwertheit“ finden.
      Aber das früher ist unwiederbringlich vergangen, weil unsere Erlebenswelt damals all das nicht kannte, was wir jetzt kennen.

      Wir müssen das akzeptieren. An das früher können wir uns erinnern, leben müssen wir im heute. Unsere Beziehungen können nie gleich sein, „wie damals“, sonst wären sie nicht echt. Das muss nicht zwingend negativ sein, sie können ja auch zu einer neuen Reife und Tiefe wachsen.

      • tina sagt:

        genau. wie kann man erwarten dass alles bleibt wie es immer war? zum glück ist das nicht so. ich dachte, das kapiert man irgendwann mal 🙂

    • Muttis Liebling sagt:

      Die Biographie ist eine serielle Abfolge von Zustandsformen, welche sich nicht wiederholen sollten. Kommt es dennoch zu einer Dublette, der zweite Frühling oder so etwas, ist es ein sicheres Zeichen für den degenerativen Anteil des an sich erfreulichen Alterns.

      Familie und Ehe sind etwas Schönes und Unverzichtbares zur rechten Zeit und in der rechten Dimension. Im seriellen Lebensentwurf gibt es eine Steigerung der Lebensqualität nach Ehe und Familie. Eine zweite Ehe oder eine Ehe ohne Mass ist Degenration und Verfall.

  • Daniel sagt:

    Als unser, mein Freundeskreis, hat mich fast ausnahmslos fallen lassen. Es ist wie es ist. In Kristen lernst du die wahren Freunde kennen.

    • tina sagt:

      ich finde das immer ein bisschen gemein, wenn man so über ehemalige freunde redet. viele können mit schweren krisen nahestehender menschen einfach wirklich nicht umgehen. als ich so richtig tief drinsteckte war mit mir als freundin auch nicht viel anzufangen….ich kann das schon verstehen. meine alten freunde waren nicht durchgehend meine alten freunde, da gibt es phasen, da lebt man sich auseinander.

      • tina sagt:

        und ich glaube auch, dass das notwendig ist. das sich phasenweise auseinanderleben. um sich weiterzuentwickeln

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.