«Joël ist ein Schafseckel!»

Tiere eignen sich als Beleidigungen: Der «Schafseckel» ist gleichzeitig wirkungsvoll und harmlos. Und ein kulturelles Erbe, das wir pflegen sollten. Foto: Arno Burgi (Keystone)
Haben Sie Ihrem Kind schon beigebracht, wie es andere richtig beleidigt? «Gehts noch», sagen Sie jetzt vielleicht. «Meine Lea-Marihuana ist ein wohlerzogenes kleines Persönchen!»
Kommen Sie zurück in die Realität: Erstens hat Lea-Marihuana vorgestern im Kindergarten dem Niklas in die Ovo gespuckt. Loïc hat es nämlich seiner Mama gesagt, und die geht zufällig mit meinem Briefträger ins Pilates. Zweitens erlebt jedes Kind Situationen, in denen es mal Klartext reden muss:
- So ein Ochse mit tiefergelegtem Bobby Car fährt gefährlich nahe auf und gibt Lichthupe.
- Eine Fee fuchtelt an der Kinderfasnacht mit ihrem Zauberstab ausgerechnet dem Zyklopen ins einzige Auge.
- Maximilian-Jason aus der 3b hat zu seinem Geburtstag einen Kuchen mit Kristallzucker mitgebracht, weil sein Vater im Klassen-Whatsapp die Bitte der Lehrerin übersehen hatte, Gebäck nur mit Stevia oder Agavendicksaft zu süssen. Die ohnehin schon latent aggressiven Klassenzwillinge Noemi und Kira-Samantha haben gleich drei Kuchenstücke verputzt und sind jetzt so überdreht, dass sie in der grossen Pause die Zweitklässler gleich gruppenweise vom Klettergerüst schubsen.
- Oder man heisst Niklas und da schwimmt was Komisches in der Ovo.
Passiert das Ihrem Kind, könnte es natürlich «merci» sagen. Aber die anderen Kinder verstehen keine Ironie. Und weil Ihr Schätzeli heute ausgerechnet das rosarote T-Shirt mit der Aufschrift «I’m a sweet Girl» trägt, könnte es schnell wirken, als sei es mit der erlebten Aggression einverstanden. Nein, nein: In so einer Situation darf es richtig fest schimpfen. Das ist allemal besser, als wenn es auf die Milchzähne seines Gegenübers losgeht. Sie wollen ja nicht noch eine Zahnspange bezahlen.
Und Sie wollen auch nicht, dass Ihr Kind ungeschickt schimpft. Deshalb braucht es etwas Frühförderung. Der Lehrplan 21 sieht Schimpfen nämlich immer noch nicht als Schulfach vor.
Nehmen Sie das Heft selbst in die Hand und bringen Sie Ihrem Kind endlich bei, wie man sauber, aber treffsicher beleidigt:
Lektion 1: Die richtige Person adressieren
Ihr Kind muss sich bewusst sein, wen es treffen will. Dass «armer schwuler Mongo» sehr, sehr schlechtes Beleidigen ist, muss ich Ihnen hoffentlich nicht erklären. Mit solchen Begriffen mäht es ganze Bevölkerungsschichten um. Seien Sie ein gutes Vorbild, wenn Ihnen wieder mal ein Porschefahrer den Vortritt nimmt: Nennen Sie ihn nicht «Hurensohn», sondern «Arschgeige».
Also noch mal: Wen wollen Sie beleidigen? Wen beleidigen Sie wirklich? Was sagt das über Sie aus? – Denken, formulieren, beleidigen! Denken, formulieren, beleidigen!
Lektion 2: Die Genderfalle
Da müssen Sie vertammi ufpassen, was Sie vorleben. Vor zehn Jahren konnten Sie einen Jungen noch kränken, indem sie ihn als Mädchen oder als Prinzessin bezeichnet haben. Es gibt aber immer mehr stark erzogene Kinder, die diese Beleidigung einfach nicht verstehen. Da laufen sie dann mit Ihrer Schlagfertigkeit in einem kritischen Moment ins Leere und der vermeintlich harte Schlag verpufft. Eine verpasste Chance, denn die Beleidigung muss beim ersten Mal sitzen.
Hier hilft eine Faustregel: Wenn Sie denken, ein Wort sei für das eine Geschlecht eine schöne Bezeichnung und für ein anderes eine Beleidigung, dann befinden Sie sich auf dem Fettweg … oder im Holznäpfchen.
Lektion 3: Der Körper
Körperteile und ihre Ausscheidungen sind an sich ganz gute Schimpfwörter. Nur scheiden viele aus, weil sie nicht beleidigend sind: «Bein» oder «Nasespitzli» hauen nicht so rein. «Du Schnäbi» oder «Hödli» können zwar wirken, sind wegen ihrem Geschlechterbezug aber problematisch. Zu Recht beliebt ist hingegen der Hintern: «Du Arsch» als bewährter Klassiker, oder das nur leicht kreativere «Arschgesicht». «Arschloch» ist für Kinder vor der Pubertät natürlich eine Spur zu derb. Da würde ich zu einer milderen Form raten: «Du bisch ä schlächt abputzte Füdlispalt», zum Beispiel.
Lektion 4: Tiere
Tiere als Beleidigungen eignen sich gut, weil Tiere unsere Sprache nicht verstehen. Sie treten entsprechend selten einen Shitstorm auf Twitter los, weil sie sich diskriminiert fühlen. Blöd halt, wenn der Fynn-Luca das Kamel als Lieblingstier hat. Teilt man ihm ebensolches aus, wird er sich nur mässig beschimpft fühlen. Das ist schade, denn eine Beleidigung muss schon etwas knallen.
Das kann Ihr Kind sicherstellen, indem es Lektion 4 mit Lektion 3 kombiniert. Damit hätte ich mal wieder wissenschaftlich begründet, weshalb keine andere Beleidigung an «Schafseckel» herankommt. Schafseckel ist gleichzeitig wirkungsvoll und harmlos. Das Wort schöpft seine Kraft einzig aus einem leicht derben Klang, dem aber das nachhaltig Verletzende fehlt. Ausserdem ist der Schafseckel ein kulturelles Erbe, das wir pflegen sollten.
Lektion 5: Vorsicht vor einfachen Lösungen
Viele weitere Beschimpfungen sind problematisch, längst nicht nur die Offensichtlichsten. «Dummer Idiot» spielt unfair auf die geistige Leistungsfähigkeit. Auch «bist du taub, du Zwerg?» setzt andere Menschen unnötig herab. Diskriminierende Sprache ist genauso gemein wie in die Ovo spucken. Das haben nur viele Menschen noch nicht gemerkt.
Beleidigungen dürfen sein. Aber am besten ist es eben doch, sparsam mit ihnen umzugehen. Dann tut es auch ein kleines Repertoire: Ich habe mit Füdlispalt und Schafseckel noch jede Situation gemeistert.
66 Kommentare zu ««Joël ist ein Schafseckel!»»
Markus Tschannen, you made my day! Bei meinem Sohn in der Kita gerade unangefochten an der Spitze: „Du Gaggifurz“
Mutter wird hören dürfen, was nächste Woche auf Platz 1 ist …
„Du Loireschloss!“ ist doch sanft…. 😉
Diese Woche in Stuttgart gehört: „Dünnpfifferling!“
Kombiniert Tschannen’s fünf Regeln mit fast schon erschreckender Präzision 🙂
Danke, nach so einem Tag seeehr wohltuend so etwas zu lesen!!! Mein momentaner Favorit: du Pickel …
„Lea-Marihuana“… ich lach mich schlapp 🙂
Wir haben ein Fluchkässeli, das wurde aufgestellt, als mein damals 8-Jähriger vor den Schafseckel noch ein paar weitere etwas schlimmere Adjektive vorhängte…. aber eigentlich war ich mega stolz, dass er so schön auf Schwyzerdütsch fluchen kann (von meinem Nidwaldner Papa gelernt). Im normalen Alltag kostet fluchen bei uns zu Hause etwas (wird an einen guten Zweck gespendet). Die Regel gilt nur, wenn es Mami oder Papa (der flucht am Meisten und muss auch bezahlen!) hören. Und, vor dem Fernseher bei Sport (meistens Fussball) gilt die Regel nicht, da darf alles raus! Dort haben wir sogar Dreisprachigen Fluch-Unterricht!
Mamablog erst jetzt gelesen…. deshalb, you made my evening!!! 🙂
Meinen Sohn erst letzte Woche erwischt, als er seine Schwester als „Opfer“ titulierte…..
@Peter…Hut ab!
Grossartiger Beitrag. Schade, dass meine Kinder schon lange erwachsen sind und ihre Beleidigungen defintiv ein höheres Niveau erreicht haben.
Aber könnte man Kevin-Pascal nicht in die zukünfigen Blogs einbauen? Ist bei uns der Inbegriff der neuen Namens-Gebung…
Hat halt alles seine Zeit. Bei uns damals als ich klein war brauchten wir zum Beispiel den Namen Bruno quasi als Synonym für village idiot – tut mir bis heute leid für alle Bruno’s. Eigentlich ja ein schöner und interessanter Name. Aber so sind Kinder und ich kann’s ja nicht mehr ändern. Heute als Erwachsener bin ich froh, dass ich irgendwie darüber hinweg bin mich über die Vor-Namen anderer Leute Kinder lustig zu machen.
Herrlicher Beitrag, wobei mir persönlich der Jason-Maximilian auch fehlte. Herr Tschannen, sie können uns doch nicht so an ihn gewöhnen und ihn den treuen Lesern einfach plötzlich wegnehmen.
Und was bitte schön ist mit dem guten alten „Warmduscher“ geworden?
Korrigiert. Maximilian-Jason darf natürlich nicht fehlen. Das war ein Versehen.
Perfekt 😀
Du bist Kaki!
„Pfosten“ finde ich auch sehr kindergartentauglich, mit Steigerungsform „Vollpfosten“.
Habe den Blog gerade mit meiner 13jährigen Tochter gelesen und sie meint, dass „du Mathibuech“ oder „du Dezimalbruch“ sich auch gut eignen würden. Das Mathe nicht ihr Lieblingsfach ist, ist hiermit auch klar. 🙂
Sehr toll! „du Dezimalbruch“ ist hiermit in mein Schimpfwörterrepertoire aufgestiegen. Und Glückwunsch an die kreativ wortgewandte Tochter 🙂
Wo ist denn der gute alte Maximilian-Jason geblieben? Oder wars Jason-Maximilian? Wegen Mobbing den Kindergarten gewechselt oder zwei freie Halbtage eingezogen? Der Blog hilft bei der Namensfindung für den kommenden Nachwuchs. Lea-Marihuana und Fynn-Luca haben es auf meine Liste geschafft!
Maximilian-Jason möchte im Moment nur Jason genannt werden. Ist aber bestimmt lediglich eine Phase, die bald wieder vorbei ist.
Phase vorbei, Maximilian-Jason ist wieder da.
Marihuana: Da wäre ich selbst gerne rechtzeitig draufgekommen. Marihuana-Migroskind. Oder Marihuana-Masterpiece. Und dazu Müller, Meier oder Mosimann ..
Seit einigen Jahren beliebt „Du Holz“ (reiht sich wohl bei Lauch ein)
„Schoffseggel“ ist eines meiner Lieblingsschimpfwörter, wenn es denn mal nicht zu derb sein soll.
Andere wären „Habasch“,“Vollhonk“ (keine Ahnung was das bedeutet), sowie das allseits beliebte „du Mädchen“. Letzteres zieht übrigens auch bei Frauen, teilweise danke der „starken Erziehung“ auch bei wirklichen Mädchen.
Ganz kreativ habe ich mal gehört „dein Vater war mal deine Tante“
Im Internet gefunden: „Honk wurde vermutlich in Berlin erstmals als Abkürzung für ‚Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse‘ verwendet. Oder auch ‚Helfer ohne Nennenswerte Kentnisse‘.“
Ennet dem Rhein ist auch der „Vollhorst“ sehr beliebt.
Zeitlos perfekt, wenn auch für Kindergärtner zu massiv:
Richie Toziers (of IT fame) „best part of you ran down your fathers leg!“
bei den Tieren fehlt noch das schlimmste schwäbische Schimpfwort: „du Halbdackel“
(weil es bei dem Beschimpften nicht einmal für einen ganzen Dackel gereicht hat)
Oh der tut weh! Meine kurpfälzische Verwandschaft pflegte dann von einem „Dappschädel“ zu reden, der „dappisch“ sei….
Schafseckel ist toll und hat in unserer Familie eine lange Tradition, die auch meine Söhne gerne übernahmen, als sie klein waren. Dabei kann man sich auch weniger vertun, anders als beim Klassiker „Uhrensohn“, von dem man in Kindergärten schon mal hört…
Die Dreijährige hat im Sandkasten vor kurzem zum Lastwagen gesagt, er sei madafaga schnell.
Das mit dem „Uhrensohn“ war bei uns ein Thema, als es der eine Sohn zum anderen sagte (und offenbar nicht wusste, was er da von sich gab)…
dumm wie toastbrot!
toller blog. 🙂
Den Kindern wird hier schön beigebracht, wie man andere Beleidigt, erniedrigt, sich selber in eine erhabenere Stellung bringt. Leider wird den Kindern nicht beigebracht, wie schön es sein kann, wenn man friedlich miteinander umgeht. Durch beleidigungen das Selbstwertgefühl steigern, wie erbärmlich ist das und erst noch von Erwachsenen beigebracht.
Würde bitte hier jemand Marek erklären, dass es sich bei den Begriffen „Humor“ und „Satire“ um *keine* Schimpfwörter handelt? Danke!
Das denken Sie, dabei geht es bei diesen Humorbeschimpfungen genau um dies, einfach mit der Notbremse Humor. Es seie Humor, wenn man es falsch verstanden habe. Oder erklären sie im Vorfeld, „es seie Humor“ wenn ich sie jetzt beleidige?
Machen Sie mal eine Runde durch Kinderhorte wenn siebenjähriges Kind sagt Horterziehungsperson er wurde von anderem Kind gehauen und bekommt antwort das muss er ja schon selber lösen können. Was denken Sie wie löst das das Kind ?
@Shekina – ich melde mich freiwillig 😀
@Marek:
woher wollen Sie wissen, dass den Kindern nicht beigebracht wird, wie man friedlich miteinander umgeht? und warum drücken Sie das so passiv aus? es sind immer aktive Leute, die Kindern etwas beibringen!
Dass Kinder Schimpfwörter benützen, ist ein Fakt, dazu brauchen sie keine aktive Lektion, das hören sie überall.
Und wen Sie selbst noch nie ein Schimpfwort verwendet haben, leben Sie vermutlich in der Welt von John Lennons „Imagine“, aber sicher nicht auf diesem Planeten.
Einmal mehr finde ich es ungerecht, diese Spielwiese den Kindern zu überlassen. Oft und gerne wende ich deshalb (möglichst unpassende) Schimpfwort an. Zu meinen aktuellen Lieblingen gehören: „Du dislike!“ , „Verdammte Blog-Geischt!“, „Du O-Bike!“, „Du verplanti Sofalandschaft!“, „Sones Low-carb-Gsicht!“. „Du Laschtwagefahrer!“ und „Du Scheiss-Häsch-Täg!“. Oder ganz eifach: „Du Frau!“. Wünsche gefallen mir auch: „Dir möcht ich’s Händy querewäg is Muul ramme.“ Ja, ich könnte noch stundenlang so weiterfahren.
Wunderschöne Beispiele. Wünsche sind auch gut. Meine Frau wünscht rücksichtslosen Autofahrern immer Durchfall.
oder mein Klassiker unter den jüdischen (nicht: anti-semitischen!) Witzen:
„alle Zähne sollen dir ausfallen, bis auf einen für das Zahnweh!“
Wie wäre es mit Monty Phyton:
Ich furze in deine allgemeine Richtung. Deine Mutter war ein Hamster und dein Vater stank nach Holunderbeeren.
(Holunderbeeren steht aber vermutlich für Gin)
die berner haben noch ein paar lustige: „Du Bschüttimade!“
ich persönlich finde auch kulinarische beleidigungen adäquat:
„du stueck brot!“
Mit Steigerung: „du schimmliges Brot!“
E Löu, e blööde Siech, e Sürmu une Glünggi, hei eines Tages Striit …
von Mani Matter passt hier definitiv bestens in den Blog.
Genau!
Und diese sind – mit Ausnahme von Siech, aber das weiss heute ja kaum mehr jemand – auch nicht problematisch und für Shitstorm prädestiniert.
Bärndütsch äbe…
ich schliesse mich an: Prima, DANKE !
Witzig, ein bisschen derb – und schräg. Das mag ich!
Falls jemand noch eine Variante aus dem Tierreich einstreuen möchte: Du bisch e Schnäbizägg!! (Berndeutsch für „Peniszecke“)
Der Beitrag ist ja Weltklasse. Danke dafür!
Endlich mal ein Artikel von jemandem der offenbar keine Angst vor irgendwelchen Folgen hat…. Danke!!
Stark und inspirierend. Ich werde diesen Ansatz weiter verfolgen und kreative Anwendungen suchen. Danke!
Es war schwierig meinem Kindergärtler gestern zu erklären, dass bei den Jugendlichen ‚heb d Frässi‘ nicht böse gemeint ist, die brauchen den Ausdruck am Laufmeter. Aber mein Junior dürfe den Ausdruck keineswegs gebrauchen. Die Jugendlichen haben da etwas mehr Narrenfreiheit….
Hat richtig spass gemacht zu lesen!!!
Herrlicher Blog der subtil aber wirkungsvoll aufzeigt, dass Eltern Ihren Kindern beibringen sollen nicht diskriminierend zu beleidigen zu sein. Schimpfwörter wie „Mongo“ oder „Hurensohn“ sind echt fies und beleidigen jende die gar nicht gemeint sind – dafür um so mehr.
Es erstaunt mich immer wieder, dass auch Erwachsende Ausdrücke wie „das isch ja voll mongo“ von sich geben.
In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass Ihr Beitrag als erstes bei den Erwachsenen Wirkung zeigt und sich dies auf die Kinder überträgt.
Schön, dass es noch Leute gibt, die beleidigen, ohne gleich vor der drohenden Strafanzeige Angst zu haben. (Und an dieser Stelle, wer nach einer treffenden Beleidigung gleich zur Polizei geht, ist nun mal wirklich eine Heulsuse.)
Mir fehlt im Artikel die Kategorie „Gemüse“: Kürzlich habe ich ein paar Jugendliche überhört, wobei der eine den anderen mit „Du Lauch!“ taxierte. Klar, auch hier gibt es das Risiko, dass der Kevin dann per Zufall gerade gerne Lauch ist… Aber ich denke das Risiko ist kleiner, als dass er gerade ein Kamel als Lieblingstier hat.
Ein letzter Gedanke: Schimpfworte sind immer auch der Mode unterworfen. Wenn man jemanden als „Plagöri“ bezeichnet, ist man möglicherweise „out“. Diesen Faktor sollte man beim Beleidigen auch nicht ausser Acht lassen.
Guter Punkt. Gemüse ist ein relativ neuer Beleidigungstrend und ein grossartiger, wie ich finde. Lauch dürfte aktuell unangefochtener Favorit sein. Früher fand man Schimpfwörter ja eher bei den Früchten wie „Nuss“ oder „Bire“.
Meine Schwiegermutter sagt meinen Kindern nach einem Missgeschick immer auf Berndeutsch ‚Du bisch doch es Beeri!‘. Das ist aber keinesfalls böse gemeint, sondern Ausdruck der Bestürzung / Verzweiflung. Dennoch, ich mag den Ausdruck. Persönlich ‚beleidige‘ ich meine Kinder gerne mit dem Ausdruck ‚Du bisch än unglaublichi Sissy!“, im Sinne von Memme oder Waschlappen. Um es mit Oscar Wilde zu sagen, der Ausdruck „has a music of its own. It produces vibrations.“ Irgendwie muss man seine Kinder ja erziehen, aber sie Waschlappen oder Memme nennen.. geht irgendwie gar nicht.
Zur Generation des „Beeri“ passt auch der „Chlämmerlisack“.
Immerhin gibt’s bis heute den „Spargeltarzan“ und den „Kraut“. Beides aber nicht wirklich kindgerecht.
Gemüse funktioniert!
Meine Zweieinhalbjährige beleidigte mich wutschnaubend mit „du bisch e… du bisch e… du bisch e CHABIS!“
Ich musste mich allerdings ordentlich bemühen, adäquat getroffen auszusehen. Zwischendrin verwendete sie Gaggi, mit vier sind wir beim Liebesentzug angelangt (nicht mehr ihre Freundin, nicht mehr ihr mami, usw). Ich sehne mich nach Gemüse zurück…
Kann gut sein, dass man sich mit „Plagöri“ blamiert weil altbacken. Dennoch möchte ich hier ähnliche, eher nicht mehr verwendete Beschimpfungen in Erinnerung rufen, wie „Gumsle“, „Tschäddere“, „Tschumpel“, „Neesi“ und „Galöri“. Hatten wir den „Löli“ schon? Dank Baby Jail ist der „Tubel“ wohl noch am gebräuchlichsten.
Wobei man mit der Verwendung des „Tüpfi“ vorsichtig sein sollte….
Etwas ging vergessen: Pflanzen…
„Du Bonsai-Fichte!“ oder Kleidungsstücke („Du halbi Hose“!)
„Lauch“ scheint als Schimpfwort bei den heutigen Teenies auch gerade angesagt zu sein.
„Du Fisch“ war auch mal in.
Die zwei finde ich lustig wo haben Sie die her ?? 🙂