Die totale Verweigerung

  • Die Zauberfee in der Horizontalen. Fotos: Rémy Kappeler

  • Hier kletterte sie noch mit Bruder Zwerg auf den Felsen herum.

  • Schärenlandschaft nördlich von Göteborg.

  • One-way-Signalisation.

  • Zahlreiche Stege und Treppen zwischen Felsriffen erleichtern das Wandern.

  • Baumstrünke mit dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens motivierten die Zauberfee.

  • Dankeschön für den fleissigen Zwerg.

  • Geschnitzte Windrose.

  • Die Aussicht auf eine Glace am Ende des Tages beflügelte die Kinder zusätzlich.

Irgendwie hat die siebenjährige Zauberfee meinen damaligen Blogbeitrag wohl mitbekommen. Wie, ist mir unklar, denn ich habe ihr den Text bestimmt nicht vorgelesen. Vielleicht tat dies ihr älterer Bruder, der Zwergenkönig, oder die Bilder inspirierten sie. Jedenfalls wusste sie nur zu genau, dass es sich lohnt, sich mitten auf der Wanderung der Länge nach hinzulegen und schlafend zu stellen.

Sie tat es also wieder. Mit Erfolg, denn ich habe sie trotz Rückenschmerzen und ihrem doch unterdessen nicht zu verachtenden Gewicht wieder auf den Schultern getragen. Sie hat es wenigstens ausgiebig genossen und mich grosszügig mit getrockneten Mangoschnitzen verwöhnt.

Verkehrt auf dem Wanderweg

In den Ferien wanderten wir in Schweden, nördlich von Göteborg in den Schären, auf den von Gletschern abgeschliffenen Felsen zwischen Heidesträuchern und einzelnen freistehenden Bäumen. Die örtliche Tourismusorganisation hat hier wohl das Wandern als Pluspunkt entdeckt und zahlreiche Stege und Treppen zwischen Felsriffen montieren lassen – auch zur Freude unserer Kinder.

Allerdings dürfen die Touristen die Wege offenbar nur in einer Richtung benutzen. Anders ist die einseitige Signalisation des Weges nicht erklärbar. Wir hatten den Weg natürlich falsch herum eingeschlagen und mussten so immer wieder zurückschauen, um den korrekten Weg durch die Wegzeichen bestätigt zu bekommen. Wie einfach das Wandern in der Schweiz doch ist, dachte ich mir. Hier ist das gesamte Wanderwegnetz in beide Richtungen zuverlässig markiert.

Sie wanderte, ohne es zu merken

Im Landesinnern hatte uns zuvor ein wohl gelangweilter Holzer über die Kilometer geholfen. In praktisch jeden Baumstrunk hatte er mit einer Säge die Buchstaben M und UN eingefräst. Ein Glück, dass der Name der Zauberfee mit M beginnt, was sie aus Stolz fast etwas grösser werden liess – die folgende Wandersequenz durch den Wald ging also zügig voran. Wir suchten Buchstaben um Buchstaben, fanden weitere kleine Kunstwerke wie eine geschnitzte Windrose oder einen Zwerg, was natürlich unserem Zehnjährigen, dem Zwergenkönig, gefiel. Dieser war gerade daran, den Kiesweg nach besonders schönen Steinen abzusuchen, und schenkte mir einen weiss-rot-weiss geschichteten Stein – «einen Bergwanderwegstein für den Wanderpapa», wie er erklärte. Ich war gerührt und legte ihm als Dankeschön seinen Namen mit Steinen auf den Waldboden.

Der kleine Lichterprinz verschlief all dies in der Trage am Rücken der Mama. Vielleicht geschah es aus Eifersucht, dass sich die Zauberfee zwischenzeitlich zu Boden warf. Wie dem auch sei, schliesslich erwachte der Lichterprinz und die Zauberfee durfte auch ihn mit Mangoschnitzen verwöhnen und damit beim kleinen Bruder punkten. Sie wanderte dabei, ohne es zu merken, und die Aussicht auf eine Glace im nahen Hafendorf beflügelte ihre Motivation zusätzlich. Wie immer wählte sie dann die grösste Glace, nicht ahnend, dass die Schweden eine Schwäche für Lakritze haben. Das nächste Drama stand an.

Lesen Sie zum Thema auch «Kinder, jetzt wird gewandert!» mit Tipps, wie man Kinder zum Wandern motivieren kann.

18 Kommentare zu «Die totale Verweigerung»

  • Aminah Amaan sagt:

    Die totale Verweigerung? Omar!

    Da kommt mir mein geliebter Sohn Omar in den Sinn,
    der sich seinem Vater – den Omar soganannter Vater nannte –
    völlig verweigerte. Besuch??? Nein, ich will nicht, nein ich will nicht,
    nein, ich will nicht. Die Behörden hörten nicht auf Omar, sondern
    nur auf den sogenannten Vater und wollten den Jungen zwingen
    den sogenannten Vater zu besuchen,

    bis wir – auch auf Grund der verbalen Angriffe des Vaters – auswanderten,
    nach Misr – der richtige Name des Landes Aegypten, wo Omar in Frieden
    zur Schule gehen konnte und gesund aufwachsen durfte, alhamduli ALLAH kathiran – viel Preis und Dank an ALLAH

  • Bettina Baumann sagt:

    Also ich finde die Namensgebungen für die Kinder toll. Endlich ein Papa, der noch magische Worte für seine Kinder benutzt.
    Meine Enkelin will heute noch über den „Joggeli“ (eine Stabpuppe mit Glöckchen an der Kappe) erfahren, ob sie aufräumen muss. Obwohl ich manchmal den Verdacht habe, dass sie mit ihren 7 Jahren nur mir zuliebe noch an die Worte des „Joggeli“ glaubt. Aber Hauptsache, es funktioniert!

  • Dani sagt:

    Zwergenkönig? Zauberfee? Lichterprinz?
    Ich wage nicht zu fragen, wie denn die Frau Gemahlin genannt wird…..
    Nichtsdestotrotz würde ich im Leben keine 7-Jährige rumtragen, die nicht mehr laufen mag. Was lernt das Kind daraus? Wenn das Theater, das ich mache, gross genug ist, werden alle meine Wünsche erfüllt und zum Schluss gibts noch eine Glacé als „Belohnung“ obendrauf…..
    Wie schon genannt: Liegen lassen und langsam weitergehen bzw. eine Pause einlegen. Die kommen dann schon angerannt…..

  • Tom sagt:

    Zauberfee, Lichterprinz…

    Und der Wandertee aus der Feldflasche ist der Wundertrunk aus der Heldentüte? Und weshalb bloss Mangoschnitze und nicht Kraftmahl für kleine Wanderbären?

    Ich verstehe, weshalb sie Ihre Kinder nicht beim Namen nennen wollen – meiner Einschätzung nach übertreiben sie aber mit ihren verbalen Verschnuselungen ordentlich.

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    liegenlassen. sind die eltern ausser sichtweite, wird automatisch aufgestanden und gerannt. 🙂

  • Alpöhi sagt:

    Wenn Goof sich hinlegt und schlafend stellt, ist vielleicht auch einfach eine längere Pause dran… Darf ja so sein und darf Platz haben.

    Aber Eltern, die sich zum rumtragen nötigen lassen? Ach kommen Sie! Der ganze Text atmet eine grosse Freude zwischen Vater und Tochter. Von „totale Verweigerung“ kann ich beim besten Willen nichts erkennen. Viel eher handelt es sich hier um das geheime Ritual zwischen Vater und Tochter 😉

  • Lorena sagt:

    Kinder hassen Wandern – und zwar alle. Ich bin jedenfalls bis heute traumatisiert.

    • CoffeeToffee sagt:

      Stimmt nicht, Lorena. Es gibt in der Schweiz so ein Gipfel-Erklimm-Gen. Hab ich nicht, aber mein 6-jähriger Sohn wohl sowie sein Vater und seine Grossväter. Er schleikte mich auf den Gipfel- unbedingt bis ganz oben hoch, mehrstündig. Auch vor dem grossen Mythen machte er nicht halt. Und war sehr sehr stolz auf seine Leistung

      • Jänu sagt:

        Ach was. Bin mit meinen schon 1200 Höhenmeter gelaufen und auch 8-Stünder (mit Pausen). Die Kleinere war damals 7, die grössere 9. Wenn natürlich die geübten Erwachsenen das Tempo vorgeben, dann klappt das nicht.

      • Ka sagt:

        Ich habe da auch ganz andere Erfahrung. Ich bin schon mit meinen Eltern viel gewandert und mache das nun mit meiner Familie auch, die Älteste hat diese Wanderferien immer am meisten geliebt und geht nun an den Wochenenden mit Gleichaltrigen wandern, notabene sind die 19 und 20 Jahre alt!

  • Amanda sagt:

    Bei den Namen sehne ich mich geradezu nach dem Brecht . . .

    • Mariu sagt:

      Ich hoffe sehr, dass es sich hier (einmal mehr) um ein Märchen handelt. Wenn ich wüsste, dass es anders ist, würde mir nämlich übel. . „Zauberfee“, „Lichterprinz“ „Mangoschnitze“. Zauberfee auf den Schultern tragen, wenn sie sich schlafend stellt. Aber vielleicht erscheint ja demnächst einmal ein Blog mit der Überschrift : „Väter, die kindischer sind als ihre Kleinkinder“.

  • Sportpapi sagt:

    Heute verstehe ich nur Bahnhof. Geht es jetzt um das Kind, das sich verweigert beim Wandern? Dazu sehe ich weder Hinweise, warum das passiert, noch Lösungsansätze.
    Oder geht es um den schönen Wanderweg in Schweden? Dazu erfahren wir aber auch wenig.
    Wandern mit Kindern ist aber schon ein Thema. Wobei da wohl das Vorbild am meisten zu diskutieren wäre…

    • 13 sagt:

      Das ging mir ähnlich. Ich habe das Gefühl, es wurde einfach ein Rahmen gebastelt, damit der Link zum früheren, aus meiner Sicht recht guten, Beitrag, platziert werden kann.
      Aber Schweden muss zum wandern toll sein und so macht der Text doch ein kleines bisschen Fernweh.

      • Sportpapi sagt:

        Komme dann in zwei Wochen zu euch nach Bern zum Wandern. Vielleicht sehen wir uns ja auf einem Gipfel?

      • 13 sagt:

        Sehr schön. Wo geht es hin? Ich komme zur Zeit zu wenig dazu, da meine Kräfte das Tragen eines 12 kg-Kindes und sämtlicher Ausrüstung übersteigen und mein Mann am Wochenende arbeitet, aber es wird besser.

      • Sportpapi sagt:

        Jungfrauregion. Da meine Kinder alle auf eigenen Füssen stehen, kann ich ja dann tragen helfen 🙂

  • Hans Imhof sagt:

    Bin ich im falschen Film? Zauberfee? Zwergenkönig? Lichterfee? Wen wundert’s da noch, dass Ihre Adligkeiten wohlgemut dem Lakaien-Papi auf der Nase herumtanzen… Good luck!

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