5 Methoden gegen Nägelkauen

Beliebte Stressabbaumethode: Viele Kinder und auch Erwachsene «chätschen» ihre Fingernägel. (Foto: iStock)
Drei Viertel meiner Familie knabbern ihre Fingernägel ab. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ich bin es jedenfalls nicht. Und da mein Mann aus eigener Erfahrung weiss, dass es sehr schwierig ist, nach dreissig Jahren Nagelkonsum wieder aufzuhören, wollten wir handeln: Die Kinder sollten ihre Nägel nicht mehr essen.
Gar nicht so einfach! Denn grundsätzlich gehören die Fingernägel der Kinder ja den Kindern. Und sie sollen damit machen dürfen, was sie möchten. Allerdings müssen sie dann auch mit den Konsequenzen leben können. Zum Beispiel mit schmerzhaften Nagelfalzentzündungen. Oder mit Madenwürmern, deren Eier via Finger in den Mund gelangen. Spätestens wenn diese Würmer dann das Wohlbefinden und die Nachtruhe der gesamten Familie stören, ist das Nägelkauen nicht mehr
nur die Sache des Kindes.
Mit dem «Chätsche» angefangen hat der Sohn in der ersten Klasse. Wahrscheinlich vor lauter Stress. Vielleicht aber auch deshalb, weil seine Eltern ihm die Fingernägel nicht regelmässig genug abgeknipst haben. Die Tochter machte es ihm kurz darauf nach. Jedenfalls «chätschten» die Kinder seither in der Schule, beim Lesen, beim Fussball gucken oder vor dem Einschlafen. In den letzten drei Jahren haben wir mehr oder weniger konsequent verschiedene Methoden ausprobiert, die sie davon abhalten sollten. Mit mässigem Erfolg.
Methode 1: Klein anfangen
Weil es schwierig ist, gleich alle zehn Finger in Ruhe zu lassen, haben wir zunächst einen kleinen Finger mit einem Punkt markiert. Die anderen neun Finger durften nach Belieben abgenagt werden. Sobald es klappte, markierten wir den nächsten Nagel. Zwar wurden mit der Zeit dadurch bis zu fünf Finger verschont – die verbleibenden Nägel aber umso intensiver bearbeitet.
Methode 2: Bittere Erkenntnis
Alle Fingernägel wurden – natürlich mit Einverständnis des Kindes! – mit einem bitter schmeckenden Lack bestrichen. Genützt hat dies einzig dem Produzenten dieses Lacks. Zwar bemerkt das Kind dank dem widerlichen Aufstrich, dass es die Finger in den Mund nimmt. Aber entweder gewöhnt es sich an die Bitterkeit, oder es nagt den Lack einfach ab.
Methode 3: Ersatz anbieten
Anstatt Nägelkauen empfahl eine befreundete Psychologin eine Ersatzhandlung. Zum Beispiel: die Hände mit einem Massageball beschäftigen oder den Mund mit einem Kaugummi. Klappte zu Hause ganz gut. In der Schule war die Methode unbrauchbar.
Methode 4: Glitzernde Belohnung
Der Tochter haben wir lackierte Fingernägel in Aussicht gestellt, wenn sie das Nägelkauen sein lässt. Das hat ganz gut geklappt. Der Grund: Sie hörte nicht auf damit, um uns Eltern einen Gefallen zu tun, sondern weil sie selbst motiviert war. Der grosse Durchbruch war es dann aber irgendwie doch nicht: Eine Siebenjährige, die 365 Tage im Jahr lackierte Glitzernägel hat – das finde ich jetzt auch nicht viel besser, als eine Siebenjährige mit abgekauten Nägeln.
Methode 5: Bonussystem
Was bei Bankern funktioniert, klappt auch bei unserem Sohn: Die Performance ist viel besser, wenn ein monetärer Bonus winkt. Seit den Sommerferien bezahlten wir ihm 50 Rappen für jeden Nagel, den man schneiden konnte. Er hörte quasi über Nacht auf, und sein Kässeli wurde schwerer und schwerer. Bis er volljährig ist, werden uns seine schönen Nägel rund 2200 Franken kosten. So viel ist mir die Sache dann doch nicht wert.
Anstatt das Symptom zu bekämpfen, wäre es natürlich besser, wenn wir die Ursache beseitigen könnten. Aber auch das ist nicht so einfach. Ich kann ja schlecht spannende Bücher und aufregende Fussballspiele verbieten. Noch viel schwieriger: den oft stressigen Schulalltag entschleunigen. Also lasse ich die Kinder eben ihre Nägel kauen, bis sie selbst damit aufhören – oder eben nicht. Es gibt Schlimmeres. Das Kind meiner Freundin, zum Beispiel, isst seine Zehennägel.
33 Kommentare zu «5 Methoden gegen Nägelkauen»
Mein Bruder hat sich die Nägel runtergekaut, dass man kaum noch etwas davon sah – schrecklich sah das aus – habe mich immer gefragt, ob das nicht weh tut – dann… mit der ersten Freundin hat er beschlossen, dass dieser Look wirklich hässlich ist und… siehe da, die Nägel wurden in Ruhe gelassen – am Anfang wuchsen die Nägel richtig „buckelig“ – heute sieht man nichts mehr, aber ich bin immer fasziniert, wie gross seine Nägel sind (er hat grosse Hände). Also, entweder Sie warten die erste Partnerschaft ab oder sie geben Ihren Kindern ein Gebiss/Knirscherschiene, da funktioniert’s nämlich nicht mehr 🙂 – übrigens 2200 wäre es mir wert, da es ja immer nur 50 Rappen pro Mal sind – seien Sie nicht so knausrig, er wird sich was Tolles davon leisten können und sich freuen!
Mein Bruder und meine Schwester habe Nägelgekaut. Ebenso mein Papi und mein grosser Junge. Ich habe auch eine zeitlang Nägelgekaut. Was ich dabei beobachtet habe ist nicht, dass es einfach eine schlechte Gewohnheit ist, sondern viel mehr bei schwierigen Situationen die einen innerlich stressen, kommen die Finger automatisch zum Mund. Wären wir ein Baby würden Nägelkauer wahrscheinlich Däumlen 🙂
Wahrscheinlich hat Dein Bruder den vermissten halt in seiner Freundin gefunden, sodass sich seine innerliche Unruhe legte.
Mein Vater hat bis vor kurzem Nägel gekaut. Dann bekam er ein Gebiss und nun kann er nicht mehr.
Ich habe nie und werde nie Nägel kauen.
Ich habs von ca. fünf bis Fünzig getan. Sehr stark.
Habe Andere und mich selber damit abgetörnt. Hat aber als Wahrnehmung nicht geholfen, aufzuhören!
Ab Fünfzig hatte ich den Willen aufgebracht, bewusst bei der Wahrnehmung meiner „Tätlichkeit“ NEIN zu sagen. Dann noch 3 Jahre EINEN letzten Fingernagel gekaut und neun in Ruhe gelassen. Dann war irgendwann auch der letzte dran und wurde in Frieden gelassen. Hat viel mit „Gelassenheit beim Aelterwerden zu tun und ich habe keine allgemeingültige „tolle Methode“ anzubieten…
Auch ich kann die Geschichte eines Anfangs beitragen:
Meine Mama hat in der Küche mit meiner jüngeren Schwester geschimpft, weil sie Nägel kaue.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch gar nie auf die Idee gekommen… In diesem Moment ging´s los, denn erst die Neugier, wie das wohl gehe, hat mich dazu angestiftet.
Von daher muss ich empfehlen, auch bei der Bekämpfung, anderen Geschwistern gegenüber, diskret vorzugehen.
Blödsinn oder Faulheit ist es zu sagen, die Fingernägel des Kindes seien seine Fingernägel, mit denen es tun dürfe, was es wolle. Der Unterschied zwischen Kind und Eltern ist, dass das Kind nicht weiss und die Eltern wissen; das Kind hat einen Erziehungs- oder meinetwegen Erfahrungs- und Wissenstransferanspruch. Den soll man gefälligst erfüllen, wenn man Kinder in die Welt setzt oder auch nur beaufsichtigt.
Was wissen die Eltern den?
Wenn das Wissen der Eltern nicht grösser als das ihres Nachwuchses ist, sollten sie sich nicht vermehren, bitte. Bin im übrigen ganz auf der Seite von Georg.
Wieso sollen sie nicht Nägelkauen? Ich sehe da gar kein Problem.
Ich auch nicht. Spätestens wenn sie bei den Ellenbogen angelangt sind, hören sie sowieso auf, ausser es drängt sie, bei den Fussnägeln weiterzumachen…
Erstens kann es heftige Verletzungen am Nagelbett geben. Zweitens siehts einfach gruuusig aus.
Albert Gabriel, mit diesem Kommentar signalisieren Sie: , auch ich kaue Nägel.
Scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein, seine Nägel zu essen. Die deutsche Noch-Kanzlerin kaut ebenfalls dauerhaft und mit sichtbarem Erfolg.
Irgendwo muss auch sie erfolgreich sein, wie ich meine.
Ich habe bis ich 19 Jahre alt war Nägel gekaut. Dann erlernte ich den Beruf der Krankenschwester. Als ich bei den Patienten den Puls messen musste, merkte ich, dass mir die Patienten auf die Finger schauten. Die abgekauten Fingernägel beschämten mich und ich habe von einem Tag zum andern damit aufgehört. Dies ist nun 30 Jahre her.
Als Kind haben meine Eltern alles versucht, damit ich mit dem Kauen aufhöre, nichts hat geholfen bis ich es selber aufhören wollte.
Mein Tipp wäre noch:
Wenn es passiert, ein kurzes „Hee“ rufen, denn oft/meist passiert das Kauen (an Nägeln, Nagelhäuten, Haaren, Kleidern) ja unbewusst. Mit dem „Hee“ macht man das Kind/den Mann darauf aufmerksam. Aber kein weiteres Thematisieren/Problematisieren.
Sollte auch im Teenagerjahren noch gekaut werden, empfehle ich Gelnägel.
Jaaaa, ich weiss, ich mag diese Plastikdinger auch nicht; aber zum Abgewöhnen sind sie IMHO perfekt.
meine mutter hatte mir auch künstliche fingernägel „verschrieben“. habs 2 jahre gemacht und wollte dann zurück zu meinen echten und hatte dafür an einigen fingernägeln einen tollen pilz. der pilz ist heute noch nicht 100% unter kontrolle und die fingernägel sehen dort immernoch nicht schön aus. ich bin also vom regen in die traufe gefallen.
Kleine Tüpflisch***erei:
Ich glaube, Sie meinen nicht „Madenwürmer“, sondern „Fadenwürmer“ 😉
Kann übrigens auch passieren, wenn man keine Nägel kaut.
Madenwürmer ist schon ganz richtig – allerdings auch Fadenwurm: Madenwürmer gehören zur Gruppe der Fadenwürmer und sind bei Kindern häufig: Wer sich nach dem Stuhlgang noch nicht richtig den Hintern putzen kann und dabei die Hände beschmutzt, muss extrem gründlich die Hände waschen. Deshalb ist nicht Nägelkauen das eigentlich Problem, sondern sich nach dem Stuhlgang nicht ausreichend die Hände zu waschen.
Ein spannendes Thema! Ich habe als Kind angefangen Nägel zu kauen, weil es mir ein älteres Kind vorgemacht hatte, so doof! Leider habe ich bis zum 20. Lebensjahr weiter gekaut und mich also jahrelang geschämt für meine Finger, ganz zu schweigen von den Schmerzen, da ich die Nägel und auch die Nagelhaut so stark abkaute, dass es einfach nur weh tat. Meine Eltern haben immer wieder probiert, mich mit Belohnung zum Aufhören zu motivieren, das hat nur ein paar Wochen geklappt. Aufgehört habe ich erst mit 21, nachdem ich von meinem Chef angesprochen wurde, ich arbeitete da auf einem öffentlichen Amt mit Kundschaft. Es war sooo peinlich! Aber ganz aufhören konnte ich nie, noch immer erwische ich mich in Stresssituationen, wie ich die Nagelhaut abkaue. Immerhin lasse ich die Nägel in Ruhe.
„wie ich die Nagelhaut abkaue“
Bin kein Nagelhautkauer, aber Nagelhautgrübler. Gottseidank aber nur am rechten Daumen. Und da ich nicht fähig bin, mich (resp. mein Unterbewusstsein) selber zu überlisten, gibt’s an stressigen Tagen einfach ein Pflaster um den rechten Daumen 😉
Mir hilft jeweils, die angekauten Fingernägel mit der Nagelfeile „fein“ zu machen. Denn am meisten störts mich jeweils nach der Kauattacke auf meine Fingernägel, dass überall irgendwelche Stückchen abstehen und die Nägelränder rau sind.
Und ganz nach Nick’s Erfahrung mit Schmerz, schicken Sie ihre Kinder doch in einen Sportverein in welchem die Finger benutzt werden (Handball, Basektball, Kletter, etc.)
Also mein Mann und ich kauen beide immernoch unsere Nägel…. gehe stark davon aus, dass unsere beiden Jungs das dann auch mal tun werden (oder soooo angewidert sind von den abgekauten Nägeln der Erwachsenen, dass sie das nie selbst tun möchten)….
Eines unserer Kinder hat früher (so vom 4. (nach Entsorgung der Nuggis) bis zum 9. Lebensjahr Daumen gelutscht. Haben Versuche mit Methode 2 gemacht, ohne Erfolg. Irgendwann hat es aufgehört und sich aufs Nägelkauen verlegt…..
Nun tun wir gar nichts.
Ich teile die Meinung der Bloggerin: Es sind seine Nägel und es kann damit tun was es will.
Dieses Argument finde ich ehrlich gesagt nicht sehr einleuchtend. Dann könne man ja auch sagen: „Es sind seine Zähne, geht mich nichts an, ob es sie putzt“. Oder: „Es ist seine Leber, soll es halt saufen“, oder: „Es ist sein Gesicht, wenn es eine Tätowierung auf der Stirn haben will, geht mich das nichts an“.
Bis zu einem gewissen Alter, welches individuell unterschiedlich ist, denke, dass es durchaus Pflicht der Eltern ist, das Kind auch vor sich selbst zu schützen. Kaputte Nägel können in manchen Berufen ein ähnliches Hindernis sein, wie eine Tätowierung im Gesicht.
Klar: Die Möglichkeiten, das Nägelkauen zu verhindern, sind begrenzt. Aber das muss ja kein Grund sein, es gar nicht erst zu versuchen.
Beim Daumenlutschen haben wir es versucht, da es für die Zahnstellung schlecht war und der Haut am Daumen und am Mundwinkel ziemlich zugesetzt hat. 1000 mal sanft den Daumen aus dem Mund gezogen, 1000 mal ermahnt: „nöd dümmlä“, Grüselzeugs auf Nagel. Ergebnis: Frustriertes Kind, weil es nicht schafft, was von ihm verlangt wird. Frustrierte Eltern, weil alles nichts nützt. Darum: machen lassen. Die Angst, dass das Kind wegen Nägelkauen Mühe im Job kriegt, halte ich für ein bisschen überzogen. Und wenn wäre es eine Eigenmotivation damit aufzuhören. Und diese ist erfolgsversprechender als Fremdmotivation. Der Ehemann der Bloggerin hat ja trotz Kauen eine tolle Frau gefunden, ob sie ihn mit Tätowierung auf der Stirn auch genommen hätte???
Verirrungen bei Nägel, Frisuren, Ernähung und Kleider sind nicht dauerhaft wie kaputte Zähne oder eine Sucht. Und somit mMn sogar schon lange vor dem Berufswahlalter Ideal geeignet, um selber (absichtlich gegen die Eltern) zu entscheiden und aus den Konsequenzen zu lernen.
@Papperlapapi: Stimmt, Ich sehe den Punkt. Unnötige und ungewinnbare Kämpfe würde ich auch vermeiden wollen. Aus irgendeinem Grund wollte keines unserer Kinder einen Nuggi oder Daumen in den Mund stecken oder Nägelkauen, von daher argumentiere ich hier ohnehin nur theoretisch.
Ob die Bloggerin eine tolle Frau ist, kann ich nicht beurteilen, da ich von ihr nichts ausser zwei oder drei Texten kenne, aber doch, es gibt schon Frauen, für die abgekaute Fingernägel ein Abtörner sind. Was natürlich nicht heisst, dass man nicht eine finden kann, die es nicht stört. Dasselbe gilt fürs Tattoo auf der Stirn 🙂
Klingt für mich schlicht nach all den Eltern, die einem begegnen, die aus irgend einem Grund darauf verzichtet haben zu begreifen, was mit dem Wort „Erziehung“ gemeint ist.
Lassen Sie mich raten: Das Kind darf bei Tisch auch essen, wie es will.
Weil, wenn es wirklich, wirklich möchte, dann lernt es Manieren dann später schon noch. Ganz von selbst. Ohne irgend ein Zutun. Ohne, dass die Eltern die Mühe des Erziehens auf sich nehmen müssen.
Ein ähnlicher Trugschluss wie die Vorstellung, sich klug zu stellen sei genauso einfach wie sich dumm zu stellen.
@gabi
Klingt für mich nach einer Mutter die alles besser weiss…
Ich habe die Gründe dargelegt, mit fehlendem Willen zur Erziehung haben sie nichts zu tun.
Was die Tischmanieren angeht irren Sie.
Das will ich gerne glauben, Papperlapapi.
Dann irre ich mich gerne.
… Sie übrigens auch: Wenn schon, bin ich ein Papi, der alles besser weiss (aber nur, weil ich halt wirklich alles besser weiss!)
😉
In Berücksichtigung der Weisheit: „Man kann Kinder erziehen, wie man will, sie machen einem trotzdem alles nach“, hätte ich noch eine 6. Methode: Mit gutem Beispiel vorangehen. Der Vater könnte mit den Kindern eine Vereinbarung treffen, dass man gemeinsam versucht, sich das Nägelkauen abzugewöhnen.
Ich war als Jugendlicher auch Nägelkauer (**schäm**). Aber ich habe es mir in kürzester Zeit abgewöhnt: Als ich zur Zahnkorrektur sog. Brackets (auf die Zähne geklebte Zahnspange) bekommen hatte, habe ich gewohnheitsmässig (und unbewusst) zugebissen. Der Schmerz war derart heftig, dass ich es nach dem zweiten solchen Ereignis dauerhaft gelassen habe. Vermutlich hat sich das Hirn irgendwie gemerkt, dass das nicht gut ist und den bis dahin unkontrollierbaren Reflex abgestellt.