Bitte nicht so negativ!

Halb so schlimm: Selbst Schlafmangel kann man positiv sehen. (Foto: Getty Images)

Schön, dass Sie mitlesen an diesem wunderbaren Mittwochmorgen. Sind Sie gut in den Tag gestartet und schon gespannt, was Sie heute alles erwarten wird? Nein? Sie sind mit dem falschen Bein aufgestanden und schon früh am Morgen überzeugt, dass der Tag bereits im Eimer ist? Dann kurz durchatmen und neu starten. Schliesslich ist heute der 13. September, der «Tag des positiven Denkens».

Positiv Denken ist gesund

Positiv! Also bitte kein Ablästern über «lächerliche Tage von irgendwas» und «dieses neumodische Positive-Thinking-Gelaber». Dass eine positive Sichtweise auf die Dinge uns guttut, ja uns sogar gesünder macht, ist durch diverse Studien belegt. Zudem ist die Idee keineswegs neu, dass unsere Einstellung etwas gegenüber uns beeinflusst. Der Philosoph Epiktet zum Beispiel hat sich schon in der Antike damit befasst: «Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen und Urteile über die Dinge», heisst es in seinen Schriften.

Ein Satz, der mir im Kopf hängen geblieben ist, seit ich ihn zum ersten Mal gehört habe. Denn tatsächlich sind es in den meisten Fällen nicht bestimmte Sachen oder Begebenheiten, die uns aufregen und ängstigen, sondern unsere Meinung von ihnen. Und das ist eine Chance. Denn die Dinge selber können wir oft nicht ändern. Unsere Einstellung ihnen gegenüber hingegen schon: Wir können sie ins Positive drehen.

Ein Umstand, der auch uns Eltern in vielen Situationen helfen kann.

Ein paar alltägliche Beispiele:

  • «Bestimmt tritt mich das Kind wieder ins Gesicht, wenn es bei mir schläft!»

Vermutlich haben Sie recht. Trotzdem: Fokussieren Sie lieber darauf, wie schön es sein wird, schon beim Aufwachen ganz innig von diesen kleinen Ärmchen gedrückt zu werden. Das lässt Sie bestimmt zufriedener einschlafen.

  • «Ich bin müüüde! Es wird von Tag zu Tag schlimmer!»

Schlafmangel ist wahrlich grässlich. Aber das Tolle daran: Er lässt sich durch ein-, zweimal Ausschlafen beheben. Also nicht mehr jammern, sondern aktiv werden: sofort den Götti buchen und ein kinderloses Wochenende planen.

  • «Oh, Gott, das Kleine wird runterfallen / stolpern / …»

Wussten Sie, dass wir uns ganz oft Sorgen machen über Dinge, die noch gar nicht existieren? Die vielleicht gar nie real werden? Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach, während Sie das Kind klettern lassen. Das hilft nicht nur Ihnen, sondern auch dem Selbstvertrauen des Kindes.

  • «Läuse in der Klasse? Hilfe, in drei Tagen haben wir die Viecher auch!»

Haare hochbinden und an obigen Punkt denken: Noch sind auf den familieninternen Köpfen keine Läuse zu sehen. Warum sich also aufregen?

  • «Nie ist man alleine, nicht einmal auf der Toilette!»

Variante 1: Ist es nicht schön, so geliebt und gebraucht zu werden? (Doch, es gibt Eltern, die diese Denkweise beherrschen.)
– Variante 2: Das Kind steht jederzeit bereit, um eine Rolle WC-Papier zu bringen, wenn die alte aufgebraucht ist.

Denkanstösse und Einschlafrituale

Zugegeben, das waren alles sehr simple Beispiele. Bei anderen Themen ist es keineswegs so einfach, seine Gedanken ins Positive zu drehen. Aber je mehr man übt, desto besser wird man darin. Warum also nicht gleich heute zur Feier des Tages damit anfangen? Die Kommentarspalte steht Ihnen offen für positive Denkanstösse jeglicher Art.

Und wer seine Gedanken lieber für sich behält: Jeden Abend vor dem Einschlafen drei schöne Dinge oder Erlebnisse in ein Büchlein zu schreiben, hilft enorm dabei, den ganzen Tag positiv abzuschliessen. Nicht nur am 13. September.

13 Kommentare zu «Bitte nicht so negativ!»

  • werner boss sagt:

    Mich erstaunt, dass sich die “ negativen Beispiele “ ausgerechnet auf so etwas hoffnungsvolles wie die Kinder beziehen!

  • 13 sagt:

    Es gibt tatsächlich Menschen, die selbst beim positiven Denken und einem aufmunternden Text wie diesem, etwas zu meckern finden können? Ich lerne in diesem Blog wirklich täglich etwas neues…

  • tststs sagt:

    „Bei anderen Themen ist es keineswegs so einfach, seine Gedanken ins Positive zu drehen.“
    Man stelle sich die simple Frage: Gibt es irgendjemanden auf dieser Welt, mit dem ich tauschen möchte (also mit allen Konsequenzen)?

    Nein?

    Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung 😉

  • Christoph Bögli sagt:

    Nur so am Rande: Chronischer Schlafmangel und die dadurch bewirkten Gesundheitsschäden lassen sich natürlich nicht mit ein, zwei Mal ausschlafen beheben, erst recht nicht wenn es hinterher so weiter geht wie zuvor. Ist zwar nett und besser als nichts, aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Das Perfide am Schlaf ist leider, dass sich dieser nur sehr bedingt vor- oder nachkompensieren lässt.

  • Amanda sagt:

    Für mich haben diese Beispiele wenig bis gar nichts mit einer optimistischen Lebenshaltung zu tun. Mein Denkanstoss für den heutigen Tag:
    https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/dny/jetzt-seien-sie-doch-mal-negativ/story/30642547

    • Jänu sagt:

      Touché! Vielen Dank für den Hinweis.

    • tststs sagt:

      Fand diesen Artikel (resp. die zitierten Gedanken) schon damals irgenwie widersprüchlich.
      a) Wie soll man gleichzeitig “ auf das Negative zu fokussieren, ganz im Sinne des Stoizismus“ dabei aber bitte „nicht immer jedes Problemchen stundenlang zu bereden“?
      b) fokussieren auf das Positive (oder sich im Positivdenken versuchen) steht doch so gar nicht im Widerspruch zum Verdrängen von (negativen) Gefühlen, ganz im Gegenteil…?!

      • tina sagt:

        der haken ist halt, dass diese bemühte ins positive drehen so wirkt, als ob es an einem selber liegen würde, wenn man nicht glücklich sei. da es ja nur eine frage der einstellung sei. man könne halt nichtmal das gut genug, so dass man sozusagen selberschuld ist. das macht alles nur noch schlimmer. dann hat man nichtmal nur den schicksalsschlag am hals, sondern man ist nichtmal fähig, das positiv zu sehen und verdammtnochmal glücklich zu sein :).
        während es etwas völlig anderes ist, zu sagen „das ist jetzt wirklich übel so“. punkt. dann kann man schon überlegen, was man daran ändern kann. und man kann ja dann trotzdem freude haben am hübschen blümlein am wegrand. und man sieht trotzdem den einen kleinen positiven aspekt am grossen übel. aber man fühlt sich nicht so als versager dabei

      • tina sagt:

        das ist der unterschied zwischen positivem denken und einer positiven grundhaltung, bei der man zwar etwas wirklich übel finden kann, man kann das objektiv feststellen und man kann darüber heulen und jammern, das fühlt sich echt an und man muss sich nicht psychisch verrenken dabei. die positive grundhaltung hilft einem dabei, trotz der wirklich objektiv hässlichen lage damit klarzukommen

  • Ludmilla sagt:

    Ihr Beitrag hat mir gerade ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Danke.

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