Was Schlaf mit Beziehungsglück zu tun hat

Ständiger Schlafmangel kann nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Beziehung ruinieren. Foto: Katarzyna Bialasiewicz (iStock)

Wie der Tschannen schläft, wissen wir seit Mittwoch (Endlich glücklich im Bett): mit dem kleinen Brecht im Elternbett, während seine Frau im Gästezimmer auf der Pritsche ihre Ruhe findet. Es stimme nun für alle, verkündete er – und wir freuen uns ehrlich mit ihnen. Was gibt es Besseres als guten Schlaf?

Wer kleine Kinder hat oder sich an diese Zeit erinnert, weiss, was durchwachte Nächte und Schlaf in Etappen mit einem anrichten können: Man mutiert zu einem Zombie, schüttet im Büro literweise Kaffee in sich hinein und kneift sich an Sitzungen unter dem Tisch immer wieder in die Arme, um nicht auf der Stelle umzukippen. Traubenzucker, kaltes Wasser in die Armbeugen und Metal-Music in voller Lautstärke helfen auch. Holt man das Kind von der Krippe ab, funktioniert man noch irgendwie. Daheim angekommen, brechen alle Dämme. Jammern, nörgeln, schreien. Meine Nerven. Diese Tage mit den sich über Jahre hinziehenden Stakkato-Nächten waren hart. Seither ist mir bewusst, warum Schlafentzug eine Foltermethode ist.

Wer ausgeruht ist, hat Lust auf mehr

Guter Schlaf ist Gold wert. Sich um Tschannens Beziehungs- oder Liebesleben zu sorgen, wie es einige Kommentarschreiber getan haben, ist deshalb fehl am Platz. Denn es ist doch so, dass der, der gut schläft, in der Regel auch ausgeruht ist, gute Laune hat, geduldig ist und entspannt. Man hat mehr Freude am Leben, an den Kindern, der Familie und am Partner. Und man hat Energie, sich vom Sofa aufzurappeln und auch mal auszugehen. Zu zweit, mit Freunden. Ins Kino, Restaurant, tanzen.

Mutter und Vater müssen die anstrengende Kleinkindphase möglichst unbeschadet überstehen und sich trotz Alltagsgewusel, Kindergeschrei und Multitasking-Stress weiterhin mögen – damit die Beziehung nicht bachab geht: In Untersuchungen von Paartherapeut Guy Bodenmann gaben vier von fünf befragten Eltern an, dass sich die Qualität der Partnerschaft in den ersten fünf Jahren mit Kindern verschlechtert habe.

Kinderfreie Zonen!

Familienleben ist unsexy, und es ist oft nicht einfach, sich aus den Kinderklauen zu lösen. Umso wichtiger sind deshalb kinderfreie Zonen. Damit meine ich keine Badis ohne Babys oder kinderlose Cafés. Es geht um kinderfreie Zonen in der Paarbeziehung. Ob im eigenen Bett oder woanders ist egal. Gegenseitige Nähe, Gespräche, Zärtlichkeiten und Sex kann es an so vielen Orten geben. Ob es sich dabei um ein Schaumbad, um einen Waldspaziergang oder «nur» um sogenannten Obwohl-Sex handelt: Fehlt die gemeinsame Zeit als Paar, wird das Kind zum Beziehungskiller.

Lesen Sie dazu auch: Tiefer Schlaf für 300 FrankenUnd noch etwas mit Tippcharakter aus dem Väterblog «Fatherly»: 6 Quiet Sex Positions That Won’t Wake The Kids.

17 Kommentare zu «Was Schlaf mit Beziehungsglück zu tun hat»

  • Flo, die echte! sagt:

    Also ich habe die Lösung der Familie Tschannen als perfekt empfunden. Locker und der jeweiligen Situation angepasst, ohne sich gegenseitig Stress zu machen und mit Homor und Gelassenheit an die Sache herangegangen. Wenn Brecht erst einmal grösser/älter ist, wird sich das Ganze von selbst ändern – sei es vn Seite Brecht, Mutter oder Vater aus und so schätze ich die Drei ein, werden sie auch damit umgehen können oder es lernen.
    Ich finde es toll wie sie das machen und offenbar ist es im Moment die beste Lösung für ale drei.
    Falsch ist es, auf „gute FreundInnen “ zu hören – jede Familie und deren Mitglieder sind anders und für alle gibt es eine andere Lösung!

  • Stefanie Sollberger sagt:

    Darum haben mein Mann und ich keine Kinder. Wir geniessen das Leben.

    • Muttis Liebling sagt:

      Wir haben keine Kinder und geniessen das Leben. Lesen und Kommentieren trotzdem MamaBlog.

      • KD sagt:

        Wir geniessen das Leben mit Kindern. So soll jeder machen, wie er will. Der Unterschied zwischen Leuten die Kinder haben und Leuten, die keine Kinder haben ist der, dass die mit Kindern wissen wie es ist, keine zu haben. Die ohne aber nicht wie es ist, welche zu haben. Das Leben kann man mit Kindern auch äusserst geniessen! Diese Aussage, liebe Stefanie Sollberger, ist äusserst unbedacht!

    • Sabrina Steiner sagt:

      Ja,die Neider. 🙂

  • Happyfamilienbett sagt:

    Tipp an zukünftigen Eltern: Wir waren froh, dass uns Kollegen zu einem Babybay (Balkonbett) geraten hatten. Dank der Nähe zur Mutter und dem Einschlafstillen im Halbschlaf, mussten wir nie aufstehen, um ein weinendes Kind aus seinem Gitterbett zu holen, in den Schlaf zu wiegen/tragen um dann hellwach zurück ins eigene Schlafzimmer zu gehen und dann allenfalls noch wach zu liegen. Abgesehen von Ausnahmen (Fieber, starkes Zahnen), hatten wir so alle ruhige Nächte, Frau und Kind dank Co-Sleeping mit der zeit sogar harmonisierte Schlafzyklen, und alle waren ausgeschlafen am nächsten Tag. Kinder brauchen in den ersten Jahren Nähe um sich sicher zu fühlen, entspannen und ruhig schlafen zu können. Nimmt man dieses Bedürfnis ernst, schlafen alle besser.

    • Happyfamilienbett sagt:

      Es muss natürlich kein Babybay sein. Ein grosses Elternbett oder ein weiteres Bett direkt daran gestellt und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen reichen auch. Für die ersten Monate fand ich das Babybay allerdings echt praktisch. Nachher haben wir aus einem Gitterbett ein Balkonbett gebastelt (eine Seite abmontiert und wie ein Babybay ans Elternbett)

      https://www.youtube.com/watch?v=7ZlJQrfTFD4

      • Shanelll sagt:

        Haben wir die ersten 3 Monate auch so gemacht, aber soooo super erholsame Nächte hatten wir leider nicht. Unsere Maus wachte wegen jedem Husten oder rumwälzen unsererseits auf. Sie schlief erst besser, nachdem wir sie ausquartiert haben. Also leider ist auch das Babybay keine allerweltslösung. Jede Familie muss ihre eigene Lösung finden.

  • 13 sagt:

    Danke für den Artikel! Er ist sehr schön geschrieben und zu 100% wahr. Die Qualität einer Beziehung hängt nicht vom Schlafort ab. Aber davon, dass man die Beziehung pflegt und das auch, wenn Kinder da sind. Und das geht nun mal ausgeschlafen besser.

    • Muttis Liebling sagt:

      100% wahr? Das wäre der Durchbruch und das Ende aller Philosophie.

      Die Qualität einer Beziehung hängt auch nicht von der Grosswetterlage ab. Auch nicht von der Grösse der Wohnung, dem Einrichtungsstil.

      Liebe gibt es in jeder Hütte und so kann man die Plattitüden fortschreiben bis zum Ende aller Tage.

  • Michael sagt:

    Beziehungskiller Kind ? Wie ambivalent ist den das ! Erst wünscht man sich sehnlichst ein Kind und ist es endlich da, mutiert es auf einmal zum beziehungstechnischen Störfaktor ? Ihr habt euer Leben und Elternschaft echt nicht im Griff. Meine Frau und ich haben zwei Mädels grossgezogen und es hat trotz Schlafmangel, nächtliche Kilometer in der Wohnung mit einem Kind auf dem Arm keinen Knacks in der Beziehung gegeben. Grund – wir wussten, was auf uns zukommt, wenn wir Kinder haben würde. Das wir unsere Beziehung hintan stellen müssen. Die Phase beispielsweise, wo die Kinder mit im elterlichen Bett geschlafen hatten war sehr kurz.
    Und lese ich da was von notwendigen kinderfreien Zonen frage ich mich generell, wieso Ihr dann überhaupt Kinder in die Welt gesetzt habt.

    • Nando Widmer sagt:

      Die Moralkeule kommt…
      Und die kann nicht differenzieren und tut so, als wären alle Menschen und alle Kleinkinder gleich.

    • tststs sagt:

      „wir wussten, was auf uns zukommt“
      Sorry, aber da haben Sie wohl gar die Rosarückblickbrille auf…
      Oder natürlich Sie sind Gott! Dann werfe ich um Verzeihung flehend vor Ihnen zu Bett… äh zu Staube…

    • Florence Schmid sagt:

      Danke Michael… ich dachte schon ich wär die Einzige die so denkt.. Im Gegensatz zu dir, schlafe ich immer noch gerne mit meinen Kindern im Bett (wie lange die Grosse -11- noch mitmacht… möchte ich gar nicht wissen.. in spätestens 2 Jahren ist dann wohl schluss) 🙁 Die Kinder sind viel zu schnell gross – ich geniesse jeden Tag mit meinen Kindern.. Dass ich und mein Mann „kinderfreie Zonen“ haben, ist hauptsächlich wegen den Kindern selber – sie sollen ja auch lernen sich von uns zu lösen und selbständig und unabhänig erwachsen werden. Ansonsten geniessen ich und mein Mann jede Minute mit unseren Kindern (ich sage immer zum Scherz: erst ab 25 gibts ein Handy und frühstens mit 35 dürfen sie daran denken auszuziehen…) =)

  • Sophie sagt:

    Wie wahr, sie sprechen mir aus dem Herzen!

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