Mehr Mut zu Arschigkeit

Nicht nachgeben, trotz Hundeblick: Das ist gar nicht so einfach. Foto: iStock

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich wäre liebend gerne einer von diesen grundentspannten Elternteilen, von denen man ab und an liest. So ein unerschütterlich begeisterter Vater, den nichts aus der Ruhe bringt und dem zu allem eine vielsagende Bemerkung einfällt. Bin ich aber nicht. Seit ich die zugegebenermassen nicht sehr bahnbrechende Entdeckung gemacht habe, dass die meisten Bemerkungen erziehungstechnischer Natur für Kinder absolut nichtssagend sind, versuche ich öfter mal meine Klappe zu halten. Das beruhigt die Lage ein wenig, reicht aber beileibe nicht aus, um alle Situationsminen zu entschärfen, die sich im Zusammenleben von zwei Erwachsenen mit vier Kindern zwischen Hotpants und Höschenwindel permanent wie von selbst ergeben. Es langt gerade einmal für einen partiellen Waffenstillstand. Gelegentlich.

Dabei versuchen die Liebste und ich allerhand Sachen, die auch im Freundeskreis hoch im Kurs stehen: Wertschätzung, Zuwendung, Verständnis, Kommunikation auf Augenhöhe. Gar nicht mal zwingend, weil wir diese Dinge für eine bessere Art der Erziehung halten, zu der wir uns bewusst entscheiden, sondern einfach, weil es so viel netter ist. In jeder Geste und jedem Satz das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern zu untermauern, ist nicht nur anstrengend, sondern auch extrem langweilig. Sich mit einem Zehnjährigen entspannt und bewusst interessiert über seinen Schultag zu unterhalten, ist so viel interessanter als die üblichen elterlichen Verhörmethoden:

«Wie war es in der Schule?»
«Gut.»
«Hausaufgaben?»
«Hmm…»
«Habt ihr eure Arbeit wiederbekommen?»
«Mathe ist ausgefallen.»
«Hast du Hunger?»
«Ich mach mir ein Müesli.»

Deswegen haben sich die meisten Eltern, die ich kenne, darauf verständigt, klare und womöglich gar disziplinarische Ansagen nur dann zu machen, wenn es notwendig scheint. Ist ja auch viel heimeliger. Es zieht nur so gut wie nie. Stattdessen hilft bewusste Arschigkeit.

Nachsicht wird nicht belohnt

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin oft genug ein Arsch. Wenn ich mir zu wenig Mühe gebe, aufbrause, die Geduld verliere oder ein wie auch immer geartetes kindliches Drama beim besten Willen nicht mehr als lächerlich finden kann.

Allerdings würde ich nicht von mir aus auf die Idee kommen, mich absichtlich wie ein Arsch zu verhalten. Bei (meinen) Kindern scheint das jedoch zwingend erforderlich zu sein. Weil sie einen für Ausnahmen nicht belohnen und Entgegenkommen kaum wertschätzen. Man sollte glauben, wer am Wochenende zwei Filme gucken darf, weil ausnahmsweise alles rechtzeitig gemacht wurde, würde einiges daran setzen, diesen Zustand baldmöglichst wieder herbeizuführen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wer dafür, dass er ohne Zetern und Geschrei seinen Teil der Vereinbarung einhält, das Doppelte bekommt, der macht beim nächsten Mal maximal die Hälfte. Man könnte meinen, ein entspanntes Leben ohne elterliche Machtdemonstrationen wäre wünschenswert. Aber nein: Gerade dann gilt es die paar Regeln umso nachhaltiger zu brechen.

(Kurze Randbemerkung zu «die paar Regeln». Als Faustformel kann gelten: Summe der Erfahrungen geteilt durch Beziehungsstatus ergibt die elterlich gefühlte Anzahl der Regeln. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist sie ≤ 10. Multipliziert man diese mit dem Produkt aus der Anzahl der Kinder und deren Abos für Youtube-Kanäle und potenziert das Ganze mit der Summe aus kindlichem Stresslevel plus die paar Male, wo die Kleinen richtig Mist gebaut haben, erhält man die kindlich gefühlte Anzahl der Regeln. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist sie ≥ zu viel. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen.)

«Bitte, liebster Papa der Welt»

Deshalb raffe ich mich immer häufiger zu Arschigkeit auf. Sicher, man könnte auch Konsequenz sagen, aber dieser Begriff erfasst den «Laufen lassen, wenn es gut läuft, ich hab ja auch was davon»-Aspekt nicht richtig. Alle Sachen fertig haben heisst ALLE Sachen fertig haben – auch wenn der Samstag super entspannt war und man sich selbst schon darauf gefreut hat, mit den Kindern auf der Wii Wakeboard zu fahren. Tisch abräumen wird nicht für «Bitte, liebster Papa der Welt» und auch nicht für Spielen mit dem kleinen Bruder aufgeschoben. Das tut zwar weh, hilft aber. Statt dauerpampiger Wakeboardprofis hat man dann ausgeglichenere Amateure. Die können zwar immer noch regelmässig sehr fies werden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein ätzendes Wochenende noch krönen, indem sie sich bis kurz nach Mitternacht lauthals darüber beschweren, NIE Wii spielen zu dürfen, sinkt beträchtlich.

Da scheinbar niemand von uns seine Elternschaft ohne ein gewisses Mass an Arschigkeit sowie ein ungleich höheres Mass an Arschigkeitsvorwürfen bestreiten kann, entscheide ich mich für das, bei dem ich am längsten schlafen kann.
Und Sie?

Lesen Sie dazu auch: Paps Kontrollverlust-Training und Welcher Erziehungstyp sind Sie?

34 Kommentare zu «Mehr Mut zu Arschigkeit»

  • Schlumpfine sagt:

    Super Artikel! Danke!

  • Nina sagt:

    Konsequenz ist selbstverständlich nie mit Liebesentzug gleichzusetzen.

  • Nina sagt:

    Insgesamt ein sehr wohltuender Artikel!
    Zu oft fühlen sich Eltern schlecht , wenn die wohlgemeinten Erziehungstipps von diversen Erziehungskursen , in der Praxis schlicht nicht funktionieren.
    Kinder brauchen kein Psychogelaber , jedoch klare Grenzen , Liebe und Verlässlichkeit und Eltern , welche auch nur Menschen sind.
    Aufgesetzte Problembewältigungstheorien werden spätestens in der Pubertät der Kids , zur Lachnummer . Ehrlich gesagt , ich kann mir ein Grinsen auch nicht verkneifen, wenn ich an unsere missglückte Familienkonferenz zurück denke.
    Diese Erkentnis macht die Erziehung ja nicht einfacher , ich bin auch oft „zu lieb“.Doch beim 3.Bub bin ich konsequenter und bestimmter, schlicht , weil mir die Kraft fehlt für die ewigen Diskussionen. Es funktioniert wirklich besser .

  • Maier Tom sagt:

    wer die ganze Zeit rumschimpft erreicht nichts mit noch mehr Schimpfen, prinzipiellem NEIN-sagen und gespielter Arschigkeit.
    wer nett ist, auch mal über sich selber lachen kann, hat mit einer einfachen leichten Tonanschärfung und dem Heben der Augenbraue Ruhe am Tisch., .. und vor dem Computer, und beim Autowaschen, … und und und

  • Jänu sagt:

    Weil man als Vater oder Mutter auch einmal die Geduld verliert, sich nicht (genug) Mühe gibt und etwas lauter wird, ist man ein A*sch? Aber so gesehen sind dann eigentlich die allermeisten Eltern Ä*sche, denn wer hat noch nie als Vater oder Mutter die Geduld verloren. Es kommt nichts heraus aus dem Text.

  • Hannes Müller sagt:

    Wieviel Erziehung ist überhaupt möglich?

    (Abgrenzung ist nötig gegenüber allen Menschen, nicht nur gegenüber den Kindern.)

  • tina sagt:

    hahaha, tatsächlich, da ist er ja, der text über arschigkeit 🙂
    mir gefällt vorallem die „kurze randbemerkung“ in klammern 🙂

  • Samichlous sagt:

    @ Pickert . Vergessen Sie das Arschigsein. Es schadet Ihrer Bezihung zu ihrem Kind. Sie schätzen es bestimmt auch nicht, wenn Ihre Partnerin arschig zu Ihnen ist, bloss weil Sie zu laut Musik hören, den Müll vergessen oder sonst was (in den Augen ihrer Frau) falsch gemacht haben. Und Sie kämen sich wohl auch wie ein Hund behandelt vor, wenn sie Ihnen jedes Mal wenn Sie etwas richtig gemacht haben, einen „krault“. Das hat mit glücklicher Beziehung nichts zu tun, sondern eher mit Dressur. Das gilt für alle Beziehungen egal ob Eltern-Kind, Mann-Frau, Chef-Mitarbeiter.

    Gibt ein tolles Buch zu dem Thema von Alfie Kohn

    https://www.amazon.de/Liebe-Eigenst%C3%A4ndigkeit-bedingungsloser-Elternschaft-Bestrafung/dp/386781015X

    • tststs sagt:

      Naja, manchmal sind Taten einfach effektiver als Worte… auch in der liebevollsten Beziehung 😉

  • Dodimi sagt:

    Kennen sie Sätze wie „Nein und fertig“, „so erreichst du bei mir nichts“, „mit losheulen geht nichts“, „das Dessert gibts naaach dem Essen“, „so läufts bei mir nicht, kleiner Herr“, „ja, du kannst draussen spielen wenn du aufgeräumt hast“. „Gebadet wird sowieso, also mach kein Rabatz“. „Wie bitte, die Zähne willst du nicht putzen“? „Nein bleibt nein“! „Schau mich mal an – glaubst du dass das in Ordnung ist“? “ Du willst nicht helfen beim Abtrocknen? Verstehe ich…machen wir es so…ich koche nicht mehr, dann machen wir nichts mehr schmutzig“. “ ich diskutiere jetzt nicht mehr, jetzt ist Zeit zum Schlafen – und aus“! Muss nicht oft angewendet werden. Strenger Blick, Stimme eine Oktav tiefer setzen und wirkt in den meisten Fällen. UND die LIEBE nie vergessen

  • Samichlous sagt:

    „Man sollte glauben, wer am Wochenende zwei Filme gucken darf, weil ausnahmsweise alles rechtzeitig gemacht wurde, würde einiges daran setzen, diesen Zustand baldmöglichst wieder herbeizuführen. “ Leider glauben immer noch viele Eltern Belohnungen und Strafen(alias Konsequenzen) wären ein gutes Mittel. Wie Sie selbst sehen, funktioniert das nicht wirklich. Ich sei sowas wie ein Musterkind gewesen. Das einzige Mal, als ich eine Belohnung bekam (es gab spontan ein Geschenk für das Zeugnis voller 6er) war ich beleidigt. Ich war 11, und war irgendwie in meinem Stolz begränkt, dass meine Eltern plötzlich meinten mich wie einen Hund dressieren zu wollen.

  • Jacques sagt:

    Ich brauche keinen Mut zur Arschigkeit. Als Babyboomer bin ich von Natur aus so. Schliesslich sind wir diese Generation, vor denen uns unsere Eltern schon immer gewarnt hatten. War zwar ein eher gutmütiger Vater (meiner war auch schon so). So wie guten Mutes. Wenn diese Kids mich aber sehr nervten oder gar provozierten: „Leckt mich doch am A…“ – und weg. Sollen die doch so selbstständig werden. Man(n) ist auch nur ein Mensch.

    • tststs sagt:

      „Wenn diese Kids mich aber sehr nervten oder gar provozierten…“
      Klassiker meiner Mama bei Geschwisterstreit war: „Geht wenigstens in den Garten, dann muss ich das wenigstens nicht mitanhören“ 🙂

  • Stefan W. sagt:

    Kämpfe um Regeln erspart man sich am ehesten durch weitgehendes Einsparen von Regeln. Erste Frage, bevor man sich aufregt: „Ist mir das wirklich so wichtig?“
    Wenn man mehr als zweimal pro Tag „Ja!!!“ sagt, dann ist man ein Choleriker oder ein hoffnungsloser Pedant, und da kann ich auch nicht helfen. In allen anderen Fällen beschränkt man sich auf die wenigen „Ja…“ oder allenfalls noch „Najaaa…“
    Ist das Arschigkeit?
    Ob die Kids einen oder zwei Filme am Wochenende schauen ist mir doch egal und hängt sicher nicht vom Wohlverhalten die Woche durch ab. Vielleicht schaue ich ja einen der beiden Filme mit…
    Die Kids sollen anständig sein, aber nicht, weil sie dann mehr Fernsehen dürfen, sondern weil sie es wollen. Oder wollen sollen. Sie wissen schon.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Sehr gut geschrieben!
    Kommt noch dazu: je netter man ist, je mehr man beide Augen zudrückt, umso unzufriedener werden die Kinder. Sie fühlen sich „noch ungerechter“ behandelt.
    Kinder bringen das menschliche Dilemma auf den Punkt.
    Am Faktor Mensch scheitern die meisten gutgemeinten Ideen.
    Das ist übrigens nicht nur bei Kindern so, sondern auch bei Erwachsenen. Daran scheitern auch die meisten humanitären Projekte. Sah ich in unserer Arbeit immer wieder.

    Ich denke, der Mensch braucht, dass er ernst genommen wird. Unser humanes-die-Augen-zudrücken, ist eben indirekt eine Abwertung.

    Auch noch spannend: super Beitrag, wenig Kommentare und bei schlechten Beiträgen gibt es viele Kommentare. Was sagt das aus über die menschl. Natur?

    • Jürg. sagt:

      Der Begriff Arschig gefällt mir nicht, wo sich die Kinder doch nur minimal an der Hausarbeit beteiligen sollen.
      Auch fühle ich mich als Elter verpflichtet die Zukunftschancen der Kinder zu wahren, da braucht es zwar kein Verhör, Prüfungen müssen unterschrieben werden , dennoch überlege ich mir was in Sommerferien noch für die Schule aufgearbeitet werden müsste.
      Und eigentlich Verhalten sich die Kinder ja viel arschiger..

      • Reincarnation of XY sagt:

        Der Begriff sagt mir nichts -ich habe ihn als regionalen Slang eingeordnet. Habe ihn noch nie gehört, auch nicht unter meinen deutschen Bekannten.

    • Adina sagt:

      @RoXY: Nicht dass Sie nett sein mit inkonsequent sein verwechseln („beide Augen zudrücken“). Manchmal macht es Sinn beide Augen zuzudrücken bei Ungehorsam, zB, wenn das bedeutet dass das Kind eine elterliche Grenze od Regel überschreitet bzw bricht die nicht mehr ganz angebracht ist, weil das Kind sich mittlerweile schon weiterentwickelt hat. Zwischen Höschenwindel und Hotpants, wie Herr P. das so schön sagt, gibt es viele solche Momente.
      Konsequente Eltern werden vom Kind nun mal als „arschig“ empfunden, und müssen sich deswegen auch einiges vom Kind anhören.
      Zur menschlichen Natur: Man zieht idR den kurzfristigen Spass vor, nett sein lohnt sich ja nur langfristig. Oder?…

      • tststs sagt:

        „Konsequente Eltern werden vom Kind nun mal als „arschig“ empfunden, und müssen sich deswegen auch einiges vom Kind anhören.“
        Gegenargument: Wenn ein Kind weiss, dass die Eltern konsequent sind, wird meistens auch weniger gequengelt… (oder was meinen Sie mit „einiges vom Kind anhören“)?

      • Adina sagt:

        tststs, ja, ich meine tatsächlich meckern, quengeln und bei den älteren auch mal beleidigen oder Vorwürfe machen.
        Aber seien wir mal ehrlich: Erstens ist es sehr anstrengend als Eltern rund um die Uhr konsequent zu sein. Auch hier gönt sich man mal eine Pause davon.
        Und zweitens ist jedes Kind anders, manche haben ein eher zufriedenes Gemüt während andere ewig unzufrieden sind und in Selbstmitleid zu versinken scheinen, bis man sie etwas zurück in der Realität holt mit zB „Hör damit auf, dir geht es eigentlich ganz gut“. (Wobei Unzufriedenheit durchaus als Qualität betrachtet werden kann, da es Ansporn geben kann).
        Manche Kinder quengeln also so oder so. Weil es ihnen liegt und sie Spass daran haben, mMn. Aber sicher je weniger desto konsequenter die Eltern sind.

  • tststs sagt:

    Trotz mangelnder Erfahrung erlaube ich mir ein paar Bemerkungen (da ich doch finde, dass „Erziehung“ im Klassenzimmer einige Parallelen zur „Familienerziehung“ aufweist).
    1. „Ausrasten“ ist völlig ok, WENN es dazu dient, den eigenen Gefühlen Luft zu verschaffen und dem Kind in aller Deutlichkeit klar zu machen, dass man verletzt wurde. Klassischer Fall von Ich-Sätzen. Nicht als Strafe nutzen.
    2. Arschigkeit (oder etwas gediegener: Ignoranz) ist ein brutales, aber doch sehr effektives Mittel. Ich glaube, nichts „straft“ einen Lernenden mehr, als wenn ich ihm das Gefühl gebe, seine Noten/Leben/Zukunft geht mir am Arsch vorbei. (Das funktioniert natürlich nur, wenn ich ihnen ansonsten das Gefühl gebe, wie wichtig sie mir sind.)
    Läuft auf einen Ratschlag hinaus: Authentisch sein!

    • Jacques sagt:

      Einverstanden. Manchmal muss einfach dieser Druck weg. Das ist besser für alle. Zu lange aufgestauter Druck – wirkt kontraproduktiv. Mensch ist und bleibt – eben Mensch.

  • Bernhard Schlegel sagt:

    Ich bin mir nicht sicher, ob mein letzter Beitrag durchgekommen ist (Internet fiel plötzlich aus). Phänomenaler Artikel, der mir aus dem Herzen spricht: Vor allem die Erkenntnis zu bewusster Arschigkeit. Zum Beispiel das würdelose Rumgejammere, es im Leben eigentlich zu nichts gebracht zu haben trotz eitlem Bemühen. Meine Kinder lernen seither völlig selbständig und bringen Noten nach Hause, auf die ich stolz wäre, hätte ich das Recht dazu. So aber bin ich einfach nur glücklich, wie sich meine Kinder entwickeln und über den ehrlichen, offenen Umgang mit ihnen. PS: Die Zimmer sind nicht aufgeräumt? „Puh! Hier riecht es aber auch schon wie in einer schäbigen Absteige.“ Und dann mit gerümpfter Nase wegschlarpen. Miss Tussie dreimalklug googelt und verwandelt sich flugs in einen Putzteufel.

  • Mike P sagt:

    Wenn ich mich in meinem Kollegen und engsten Freundeskreis umsehe, dann stehen mir die Haare zu Berge, wie lasch man die Kinder „erzieht“. Das üble ist, dass zwar im Halbstundentakt gedroht wird, aber kaum Konsequenzen folgen. Ich bin ganz nach dem Zucker-Brot-Peitsche-Prinzip erzogen und rückblickend meinen liberalen und konsequenten Eltern dankbar dafür. Es gab nie Schläge, aber man hat von Anfang an gewusst was geht und was nicht und hat das respektiert/toleriert. Heute beginnt die Konsum- und Spassgesellschaft offensichtlich bereits in den Kleinkindschuhen. Mit Folgen, die wir zb am G20 Gipfel sehen. Zwar gebildete, aber verwöhnte, gelangweilte Menschen, die nie Langeweile aussitzen mussten, weil man ständig gefüttert wurde.

  • Adina sagt:

    Lieber Her Pickert, „ich wäre liebend gerne einer von diesen grundentspannten Elternteilen, von denen…“ Wären Sie das wirklich? Wirklich? Wie schade wäre DAS denn!!!
    Ich hab’s mir überlegt: Nein, ich wäre das nicht gern. Ich bin so wie ich bin, bin offenbar auch so wie Sie, etwas zu lieb und zu nett dass es geradezu notwendig ist eine dicke Portion Arschigkeit am Tag zu legen um denselben überleben zu können. Klappe halten, gute Idee. Aber wenn einem das Kind nicht ganz egal ist dann wird’s schwierig.
    Anyway, selten etwas wohltuenderes im MB gelesen! Der letzte Satz ist spot-on und sogar Ihre kurze Randbemerkung find ich voll cool und lustig (obwohl ich da normalerweise immer die Augen verdrehe).
    Also, ganz herzlichen Dank für den heutigen Beitrag, Herr P!

  • mila sagt:

    Es gibt eine relativ simple Erklärung für das beschriebene Phänomen: ‚gutes‘ Verhalten sollte weder eigens belohnt, noch aufwändig belobt werden. Man muss es im Prinzip aus der kindlichen Perspektive betrachten, was heisst es denn, wenn um etwas, was ’normal‘ sein sollte (und im Grunde erwartet wird), grösseres Aufheben gemacht wird? Eben. 😉

  • Flo, die echte! sagt:

    wunderbarer Artikel: zeigt mir wieder einmal deutlich das auch Eltern Menschen sind. Menchen die Fehler machen, auch mal arschig sein dürfen und Fehler machen dürfen, ja sogar sollen.
    Wichtig ist, wie man damit umgeht!
    Spätestens wenn die „Kinder“ dann mal selbst Eltern sind, werden sie erkennen wie wichtig diese Erkenntnis ist.

  • Bruno Müller sagt:

    Ich überleg mir nicht so viel. Erziehungsstrategie passt mir nicht. Es kommt gut. Nichts hat so eine grosse Macht wie Vertrauen und volle Aufmerksamkeit. Es ist eine seltsame, aber verbreitete Einstellung, dasss es schief komme, wenn man als Elter nicht ständig lenke.

    • tststs sagt:

      Ouhhh, da drückt der Lehrer durch:
      „Vertrauen und volle Aufmerksamkeit“ sind auch Strategien 😉

  • Marcel Zufferey sagt:

    Total richtig, dieser Artikel, er spricht mir aus dem Herzen als Vater! Schön, dass nicht nur ich diese Erfahrungen machen musste! Die Kinder des Autors sind noch klein: Wehe, wenn sie grösser werden, der elterliche Einfluss langsam schwindet und mit der Volljährigkeit praktisch ganz ver-schwindet. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass die Eltern die Tragweite einer Handlung (präzise) voraus sehen können und der Nachwux nicht. Doch den Nachwux kümmert das meistens herzlich wenig, er weiss schliesslich alles besser, auch wenn er einem rhetorisch beipflichtet- und sei’s nur, um zu gefallen und ja nicht anzuecken…

    • tststs sagt:

      „und der Nachwux nicht“
      Wird zwar nur zwischen den Zeilen angetönt, ist aber IMHO immens wichtig: Kinderhhirne ticken anders.
      Wenn man etwas hundert Mal wiederholen muss, dann nicht, weil das Kind absichtlich den Gehorsam verweigert, sondern weil es einfach in anderen Dimensionen denkt und lernt. (Selbstverständlich zu unterscheiden von Trotzreaktionen!)

      • Reincarnation of XY sagt:

        So anders eben auch nicht tststs. Bei Erwachsenen ist das kindische Wesen meist nur weniger transparent.

      • Marcel Zufferey sagt:

        tststs: Ja, das Kind denkt in anderen Dimensionen. Aber was soll man machen, wenn es klar die Falschen sind? Unsere Denke als Erwachsene basiert u. a. auf Erfahrungen, jenes der Jungschaar auf Mutmassungen über noch weitgehend unbekanntes Territorium (Leben).

      • tststs sagt:

        @RoXY: Das Kindische dürfte oft mehr durchscheinen; aber den Kindergarten bringt man aus manchen Erwachsenen einfach nicht raus 😉

        @M.Z.: Mir geht es mehr um die Art des Denkens/Wahrnehmens/Memorierens (und nicht um „falsche“ Gedanken). Und damit mein ich eben so ganz simple Dinge, wie dass ein Befehl (z.B. „still sitzen am Tisch“), der als allgemeingültig ausgesprochen wird, beim Kind – das halt eben im Hier und Jetzt lebt – als situative Anweisung ankommt. Wenn man also am nächsten Tag die Anweisung wiederholen muss, dann nicht weil das Kind zu dumm/faul/trotzig ist, sondern eben weil es in anderen Dimensionen denkt…

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