Als wären wir die Ersten, die Kinder kriegen
Von Blog-Redaktion, 26. Mai 2017

Jetzt reden die schon wieder über Babys …: Kinderhaben oder -bekommen ist ein grosses Thema. (Foto: iStock)
In Elternzeitschriften, auf Onlineplattformen für Mütter und Väter, in Baby-Newslettern, im Freundeskreis und natürlich in Blogs wie diesem: Überall ist Kinderhaben oder -bekommen ein grosses Thema. Fast kein Aspekt des Elterndaseins wird sprachlich nicht bearbeitet – als wären wir die ersten Menschen, die jemals Kinder bekommen hätten. Elternschaft scheint so stark diskutiert zu werden wie noch nie. Doch warum ist das so? Sieben Gründe fallen mir ein:
- Wir haben lange keine Kinder gehabt. Viele von uns sind relativ alte Eltern. Wir haben viel erlebt, bevor wir Mama oder Papa geworden sind. Wir haben viele Jahre gearbeitet, im In- und Ausland gelebt, sind weit gereist oder haben die unterschiedlichsten Lebensstile ausprobiert. Mutter oder Vater zu werden, ist für uns – nach all dieser Freiheit – eine ziemliche Umstellung. Sich auszutauschen, macht sie einfacher.
- Wir haben keine Eltern vor Ort. Elternsein kann ohne Zweifel ganz schön herausfordern. Kinder verlangen uns ständig Neues ab – Brei einführen, Trotzanfälle kontern, ein Faschingskostüm basteln … Wie macht man das am besten? (Lesen Sie dazu auch: «Eltern, hört auf euren Bauch!») Unsere Eltern und anderen Verwandten könnten uns mit ihren Erfahrungen weiterhelfen. Aber sie sind oft nicht in unserer Nähe. Also verraten wir uns gegenseitig Tipps und Tricks und informieren uns ansonsten in Büchern, Zeitschriften und im Netz. (Lesetipp: «18 Dinge, die einem niemand sagt»)
- Uns stehen neue Mütter- und Väterrollen zur Auswahl. Was für eine Mutter, was für ein Vater, was für eine Familie möchten wir sein? Wir haben so viele Möglichkeiten zur Auswahl wie noch nie zuvor. Wollen wir als Familie möglichst viel für uns sein, oder haben wir ein offenes Haus? Wollen wir eine väterliche Mutter und ein mütterlicher Vater sein oder umgekehrt? Es ist toll, dass wir uns solche Fragen stellen können. Aber es ist auch nicht immer leicht, die richtigen Antworten zu finden. Sprachlich tasten wir uns an sie heran.
- Kinder zu haben, ist ein Leistungsausweis und Statussymbol. Es ist unsympathisch, aber es lässt sich wohl nicht leugnen: Kinder zu haben, wird mit gesellschaftlicher Anerkennung belohnt. Kinder, diese Gottes- oder Schicksalsgeschenke, deren Entwicklung man fördern, aber nicht steuern kann, werden oft als Leistung der Eltern angesehen. Sie gelten als Symbol ihres sozialen Erfolgs. Diesen Wertungen können wir uns nicht ganz entziehen. Wir gefallen uns schon auch ein bisschen in der Elternrolle. Entsprechend gern thematisieren wir sie.
- Wir sind eine Marketing-Zielgruppe. Punkt 2 und 4 sind selbstverständlich auch Unternehmen irgendwie klar. Entsprechend viele Produkte lancieren sie – Säuglingspsychotherapien, Baby-Tragekurse, Breikost-Workshops, Atmungsüberwachungsgeräte oder Cry Translators etwa. Selbst wenn wir noch so konsumbewusst sind, können (und wollen) wir das grosse Angebot nicht ganz ignorieren. Wir schauen und hören uns also um und geben weiter, was uns gefallen hat.
- Kinder verbinden. Wir lernen ständig neue Menschen kennen. Wir sind uns dabei, Ehrensache, bewusst, dass sie aus einem anderen Land kommen könnten, eine andere Religion oder andere politische Ansichten haben könnten. Die Erfahrung, Kinder zu haben, teilen wir aber mit vielen. Das ist ein Thema, das uns verbinden kann.
- Kinder bieten uns immer neuen Gesprächsstoff. Und schliesslich: Kinder sind unendlich – unendlich liebenswert, anstrengend, merkwürdig und unterschiedlich. Unendlich ist deshalb auch der Gesprächsstoff, den sie uns bieten. Wir sind zwar nicht die ersten Menschen, die jemals Kinder bekommen haben. Aber wir sind die einzigen, die diese Kinder haben.
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30 Kommentare zu «Als wären wir die Ersten, die Kinder kriegen»
„Wir sind zwar nicht die ersten Menschen, die jemals Kinder bekommen haben. Aber wir sind die einzigen, die diese Kinder haben.“
SO SCHÖN! <3
Die Sache ist doch ganz einfach. Die Kinder sind die Kunden von Morgen und in diesem Licht erscheinen sich viele Eltern fürchterlich wichtig, gemeint sind aber deren Nachwuchs! Ein Gradmesser für dieses Argument, ist in jedem Einkaufcenter ersichtlich, besonders vor Feiertagen.
Leider wirken die Bezeichnungen „eine väterliche Mutter“ oder „ein mütterlicher Vater“ genau dem entgegen, was eigentlich ausgesagt werden möchte. Sie verfestigen nur die Bilder, die wir von der jeweiligen Rolle haben. Eine Mutter ist Mutter und ein Vater ist Vater egal ob sie oder er zu Hause bleibt oder arbeiten geht.
Diese Aussage
‚Uns stehen neue Mütter- und Väterrollen zur Auswahl.‘
ist definitiv falsch. Es gibt genau eine Mutter- und genau eine Vaterrolle. Es gibt Versuche, die zu eliminieren, zu erweitern.
Die Evolution, manche sagen Gott dazu,hat vor hundert Millionen Jahren zwei Geschlechter erfunden. Wäre das nicht notwendig, wären die längst wieder weg.
Das Essentielle an den Geschlechtern ist, das die maximal unterschiedlich sein müssen. Sonst wären sie keine Bereicherung und überflüssig. Der Mann muss ganz anders als die Frau sein, und umgekehrt, sonst wäre eines von beiden überflüssig.
Bingo!
Bleibt nur zu hoffen dass den Muettern der Seugetiere von der „Krone der Schoepfung“ ihre natuerlichen Pflichten von der Milchquelle bis zur Erziehung zur Selbsterhaltung nicht auch noch ganz abgewoehnt werden. Dann kann die Wissenschaft wenigstens dort noch die Pflichten einer Mutter beobachten und publizieren, wenn sie im bibeltheokratischen Systemterror vergessen gegangen, und den vernachlaessigten, wie den verzogenen und vergluckten Kinder die Erziehung zur Selbsterhaltung endgueltig vorenthalten worden ist. Und sie in Leeren und dem Aerar nur noch endgueltig geschlissen, statt respektvoll nacherzogen werden….
Kommerz, Überkommunikation, pathologisches Sicherheitsbedürfnis.
Es ist gerade eine Biographie der österreichischen Kaiserin Maria Theresia erschienen. Die musst mangels männlichen Thronfolger das riesige Habsburger Reich regieren und hat dabei bis zu ihrem 40. LJ 16 Kinder bekommen.
Aber sie war eine hervorragende Kaiserin, was ihr Zeitgenossen ausnahmslos bestätigen. 2 Kinder sind unter der Geburt gestorben, 4 im Kindesalter. 10 sind erwachsen geworden, übrigens bevor Maria Theresia im Pensionsalter war.
Das ist eine Ausnahmebiografie, aber man muss auch die lausigen Bedingungen dieser Zeit berücksichtigen. Heute gibt es Frauen, die fangen erst in einem Alter an Kinder zu bekommen, in welchem Maria Theresia mit ihren 16 fertig war. Da ist kein Wunder, wenn man überprojeziert.
Als (bewusst) Kinderloser fehlt mir noch ein weiterer Grund: Eltern haben heute ein – von Politik und Staat bewusst gefördertes – Selbstbewusstsein, was ihren Lebensentwurf betrifft. Sie inszenieren sich, wo es nur geht, um auf ihre (vermeintlichen) meist wirtschaftlichen Nachteile aufmerksam zu machen und Forderungen zu stellen. Nicht zu vergessen der Hype um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eltern wollen heute Kinder und Karriere, angeblich. Denn immer wieder wird von Müttern und (seltener) von Vätern berichtet, die eigentlich ganz gerne zu Hause ihre Kinder betreuen, und sich dafür rechtfertigen müssen.
Ich muss ihnen in allen Punkten Recht geben! Ich betreue sehr gerne unsere Kinder zu Hause und werde tatsächlich oft dumm angemacht. Notabene von Eltern die ALLES haben wollen, nicht verzichten können und noch das Grosi rund um die Uhr anstellen für alles mögliche. Generation Y lässt grüssen.
Also ich denke, gerade arbeitende Mütter werden immer noch wesentlich öfter „dumm angemacht“ und wurden bis vor kurzem generell wie Ketzer gegen die heilige Lehre der Mutterschaft behandelt. Ich persönlich finde, dass jeder Lebensentwurf gleichermassen respektiert werden soll. Entsprechend sollte man die Anderen auch behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Jedoch zeigt auch Ihr Beitrag mit den nebenbei eingeflechteten passiv-aggressiven Vorwürfen, wie viel Verachtung und Dünkel da u.a. gerade bei „Vollzeitmüttern“ gegenüber anderen Familienformen immer noch herrscht..
@T.S.: „…und werde tatsächlich oft dumm angemacht. Notabene von Eltern die ALLES haben wollen, nicht verzichten können und noch das Grosi rund um die Uhr anstellen für alles mögliche. Generation Y lässt grüssen.“
Und Sie machen hier ja zum Glück niemanden dumm an.
JM und TS illustrieren eigentlich beide, jeweils vom anderen Pol aus, wie es meiner Ansicht nach nicht sein sollte: da werden die eigentlichen Befindlichkeiten zu allgemeinen Problemen erhoben, in dem man betont, gewollt kinderlos zu sein oder mit grosser Freude die Kinder zu Hause zu betreuen. Warum haben Sie das nötig? Es ist doch ganz allein Ihre Sache, warum Sie keine Kinder haben bzw wie Sie sie aufziehen. Aber diese fast schon vorauseilende Erwartung, dass irgendjemand einem immer an den Karren fahren will, vor allem – muss ich einfach feststellen – von Frauen selber, geht mir gehörig auf den Keks.
Wenn Sie nicht einmal selber hinter Ihrer eigenen, gewählten Lebensform stehen können, wie sollen Sie dann – und das wäre mMn ideal – die der anderen gutheissen und akzeptieren können?
Sehr schön analysiert Carolina
Das „gewollt kinderlos“ habe ich erklärend dazugesetzt, man versteht meinen Kommentar dann besser. Denn das Zelebrieren des Kinderhabens fällt dir natürlich unangenehmer auf, wenn du selbst gar keine willst. Aber ich stehe sehr wohl zu meinem Lebensentwurf und bin sehr glücklich ohne eigene Kinder.
Eltern wollen und können Beruf und Familie unbeschadet nebeneinander. Das dies geht, sieht man in den meisten entwickelten OECD- Staaten. Es ist überwiegend Standard, dass Gemeinden eine nichtkommerzielle, kostenfreie Ganztagsbetreuung für Kinder zwischen 5 Monaten und 6 Jahren anbieten.
@ML: Wie geht das den mit der „kostenfreien Ganztagesbetreuung“? Wer sind den „die Gemeinden“?
@maia,
Die Kindereinrichtungen sind entweder kommunale Einrichtungen, wie z.B. das Schulamt. Oder sie gehören karitativen Einrichtungen, meist einer Kirche und werden pauschal von der Gemeinde finanziert.
Es sind keine privatwirtschaftlichen Einrichtungen und ihre Leistungen sind keine Ware, haben keinen Preis. Es gibt ein leistungsunabhängiges Fixum.
In der BRD ist das derzeit noch fakultativ, die meisten Gemeinden leisten es dennoch. Im aktuellen Wahlkampf versprechen aber alle Parteien, das vollständig durchzusetzen.
Meine Berliner Enkel haben in 1km Laufumgebung mehrere Angebote, die Betreuungsdichte ist nahe 1:1. Man kann wählen, wer die Caritas nicht mag, nimmt einen weltlichen Träger. Bezahlt werden muss 100 Euro Essengeld. Betreuungskosten gibt es nicht.
Diese olle Kamelle wieder, ML. Sie haben mir immer noch nicht erklärt, wie Sie es denn finden, dass Erzieher nach 3- bis 4-jähriger Ausbildung von einem Hungergehalt leben sollen – wenn sie überhaupt ein Gehalt beziehen! In Berlin ist es gang und gäbe, dass sogar gut ausgebildete Erzieher nur noch Praktikantenverträge bekommen, d.h. soziale Absicherung können Sie vergessen. Ich bin sicher, Ihre Kinder und Enkel haben dieses Problem nicht, denn wenn sie das Kinderbetreuungsgeld sparen, geht es ihnen wahrscheinlich gut.
@Carolina, der Gehaltsmedian in der BRD liegt bei 2200 Euro brutto, macht so 1400 Netto, da liegen Kindergärtnerinnen völlig in der Norm.
Es geht aber nicht darum, sondern um die Tatsachen, dass Kinderbetreuung in der Schweiz als Gewerbe betrieben wird, nicht als hoheitliche Leistung der Daseinsfürsorge, wie überwiegend in der kultivierten Welt.
Sozialstaaten sind bemüht, so wenig als möglich über private Dienstleistung und soviel als möglich als hoheitliche Aufgabe zu regulieren. Privat ist immer minderwertig, weil das Geld im Vordergrund steht. Das betrifft Privatspitäler genau so, wie Privatpraxen, private Altenheime.
Bei Konsumgütern ist das egal, die sind ja auch minderwertig und passen zu Geld. Nicht aber bei Leistungen der Daseinsfürsorge.
@Carolina: Er hat es doch erklärt: Es gibt keine Betreuungskosten – d.h. die arbeiten alle gratis! – Nein jetzt im Ernst: @ML es ist doch so, dass die Einrichtungen entweder über direkte Beiträge oder halt eben über die Steuern bezahlt werden. Mit anderen Worten: Bezahlt werden muss – von uns – so oder so!
ML: Ihre immer wieder gebrachte Behauptung, dass in der restlichen zivilisierten Welt (wobei Sie natürlich die CH ausnehmen) jeweils der Staat für die Erziehungs- und Betreuungsarbeit zuständig ist, ist einfach nicht wahr. Es gibt in den mir bekannten anderen Staaten immer private Alternativen. Ihre (implizite) Lobhudelei auf das DDR-Prinzip verfängt einfach nicht, denn hier gab es keine Wahlmöglichkeiten: dieser kaputte Staat brauchte dringend alle Arbeitnehmer, auch Frauen, die gerne Teilzeit gearbeitet hätten bzw eine Weile gern bei ihren Kindern geblieben wären, wurden mit mehr oder weniger starkem Druck dahin gebracht, dass sie ihre Kinder in eine Aufbewahrungsanstalt (anders konnte man die meisten dieser Institutionen nicht nennen) gaben und zwar oft genug 10 bis 12 Stunden lang.
/2 Ich kann Ihnen aus persönlichem Wissen drei Kitas in Berlin und Umland nennen (alle drei staatlich!), in denen die jungen Erzieher keine regulären Arbeitsverträge mehr bekommen, sondern nur ihre Praktikantenverträge verlängert werden; die teilweise bis zum St.-Nimmerleinstag auf die Subventionen der Stadt warten; in denen Eltern mitarbeiten müssen, um die gröbsten Missstände zu verhindern, denn oft werden nur noch ungelernte Kräfte, die man schnell wieder loswerden kann, eingestellt.
Ihren Hinweis auf den Gehaltsmedian in der Bundesrepublik (! Nicht BRD!) kann ich angesichts dessen, was mir und meiner Familie bekannt ist, nur als Zynismus empfinden. Genau diese Haltung, die der real existierende Sozialismus gefördert hat: ich schaue nach mir und meiner Familie, egal, auf wessen
/3 Kosten das geht.
Sie können noch so oft auf der Schweiz herumhacken (und keiner wird behaupten, das System sei perfekt, aber es ist besser als viele andere, die ich kenne), Ihre Ostalgie ist einfach nur lächerlich.
Maia: 🙂
Die Wahlmöglichkeiten würde ich als Punkt unterstreichen, in jedem Fall. Aber Status…? Mir hat noch nie jemand auf die Schulter geklopft oder ‚Anerkennung‘ dafür gezollt, dass ich diesen Punkt in der Biografie (nun endlich mal) auch abgehakt habe. Es gab (und gibt) nur viel geteilte Freude. Vermutlich ist das Statusdenken in einem selbst etwas tiefer verankert, wenn man ihm im Umfeld begegnet.
Also ich finde es ist schon sehr weit verbreitet, dass viele ihren Elternstolz sehr offensiv ausstellen um vom Umfeld Anerkennung und Bewunderung zu erheischen. Das geschieht oft noch nicht einmal bewusst und natürlich würde jeder vehement verneinen, dass es dabei um Status oder Anerkennung geht, aber der Mechanismus ist trotzdem allgegenwärtig.
Das Umfeld spielt allerdings schon auch eine Rolle. Aber letztlich zieht sich das trotzdem durch weite Schichten. Und wirkt vielerorts auch ausgrenzend gegenüber Kinderlosen, die als mindestens seltsam angesehen werden und im politischen Diskurs gerne als asoziale Egomanen geschmäht werden..
Mir fällt dieser offensive, bewunderungsheischende Elternstolz wirklich kaum auf. Vielleicht habe ich schlicht keine Antennen dafür. Und ich selbst wäre beinahe (gewünscht) kinderlos geblieben, und wurde dafür, umgekehrt, äusserst selten als Egomanin bekrittelt (und wenn, dann von Wildfremden). Der Filter, durch den man die Welt wahrnimmt (und wie man sich entsprechend selbst gibt), scheint mir wesentlich.
Der Missgünstige spiegelt oft nur seinen eigenen Charakter in seinem Gegenüber. Der Ehrliche hält alle Welt für ehrlich, der Unehrliche hält alle für Betrüger.
Der wesentlichste Punkt scheint mir: Es wird heute generell sehr, sehr viel mehr über alles Mögliche publiziert, als vor 20 Jahren. In einer Zeit, in der schlicht alles, vom Selfie eines Filmsternchens bis zum unangemessenen Räuspern eines amerikanischen Präsidenten X-fach in den klassischen und den sozialen Medien diskutiert und analysiert wird, wäre es ja erstaunlich, wenn ausgerechnet das Eltern-sein eine Ausnahme wäre.
Als frischgebackene oder werdende Eltern befindet man sich in einer sozialen Blase, die dazu führt, dass man instinktiv auch genauer auf Eltern-Artikel achtet, und deswegen noch mehr den Eindruck gewinnt, man stehe unter medialem Dauerfeuer.
Das erscheint mir auch der wesentliche Punkt. Wir vergessen immer wieder, dass wir heute von unzählig mehr Medien dauerbeschallt werden als früher und dass wir (ich nehme mich da überhaupt nicht aus) uns daran oft genug aktiv beteiligt sind. Das, was man ‚früher‘ höchstens im Kollegen- oder Familienkreis geäussert hat, wenn überhaupt, schreibe ich heute in Blogs nieder. Das, was Sie schreiben über die soziale Blase, war auch früher wahr, allerdings eben in einer engeren Version.
Die Befindlichkeiten von Eltern/Nicht-Eltern und allen möglichen anderen Konstellationen haben sich mMn gar nicht gross geändert, aber die Reizüberflutung verführt uns dazu, zu glauben, wir seien einzigartig und die ersten, die das alles diskutieren und durchkauen.
@Christoph Bögli: In meinem Umfeld war und ist dieser „Elternstolz“, der nach Anerkennung und Spezialbehandlung heischt, doch ziemlich verbreitet. Sollte der wirklich unbewusst sein, ist das schon etwas seltsam. Gerade die von der Autorin beschriebene Altersgruppe hat doch reichlich Anschauungsmaterial, bevor sie ihre Kinder bekommt. Mich hat dieser komische Stolz auf etwas Selbstverständliches seit jeher genervt – deshalb habe ich mich dann als Mutter gehütet, in ähnliche Muster zu verfallen.