Darum ist freies Spiel so wichtig

Holz statt Tablet: Leider bleibt Kindern immer weniger Zeit, selbstbestimmt zu spielen. (Bild: Getty Images)
Für Kinder, die heute aufwachsen, ist freies Spiel wichtiger denn je. Niemand von uns weiss, wie die Welt in zwanzig, dreissig Jahren aussehen wird. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird das Leben noch anspruchsvoller sein, als es heute schon ist. Doch sicher ist: Menschen, die als Kind genug Raum, Zeit und Anregungen für freies, vielfältiges Spiel hatten, bringen bessere Voraussetzungen mit, um mit anspruchsvollen Situationen umgehen zu können. Es wird ihnen leichter fallen, innovativ zu sein und eigene Interessen zu entwickeln.
Statt das freie Spiel anzuregen und zu unterstützen, geschieht jedoch leider genau das Gegenteil. Beobachtungen und Forschungsergebnisse belegen, dass Kinder sowohl daheim wie auch im Kindergarten und in der Schule immer weniger Zeit und Angebote haben, um frei zu spielen.
Dieses Phänomen hat verschiedene Ursachen. Vereinfacht und etwas zugespitzt formuliert: In Familien, die es sich leisten können, sind die Kinder mit Ballett, Frühenglisch und ähnlichen Aktivitäten verplant. Die Eltern meinen es gut und möchten die Kinder fördern. In anderen Familien dagegen verbringen die Kinder oft einen Grossteil ihrer freien Zeit mit Medienkonsum.
Spiel ist nicht gleich Spiel
Die kontinuierlich zunehmende Tendenz zu Standardisierungen und Leistungsvergleichen wie Pisa wirkt sich ebenfalls aus. So werden zum Beispiel schon mit Fünfjährigen die Wochentage trainiert, etwas, was sie ein, zwei Jahre später beiläufig selber lernen.
Doch was ist es, was freies Spiel so wertvoll macht?
Ein Beispiel:
Jana, siebenjährig, baut ein Schloss aus grossen Bauklötzen. Beim genaueren Betrachten fällt ihr auf, dass die Fenster fehlen. Nach einigem Ausprobieren ist dieses Problem gelöst. Jetzt überlegt Jana, wie sie ein Dach konstruieren könnte. Plötzlich die Idee: Ein grosser Karton erfüllt den Zweck. Als Nächstes entstehen Möbel aus kleineren farbigen Klötzen. Ermir, sechsjährig, kommt dazu. «Darf ich mitspielen? Ich könnte dann ja ein Prinz sein.» «Mhm», meint Jana, «wir könnten die kleinen Figuren nehmen und ich wäre eine Prinzessin. Der König und die Königin wären nicht da und wir könnten machen, was wir wollten.» «Wir könnten noch einen Garten machen mit einem See und einem grossen Glacestand», meint Ermir…
Lucca, sechsjährig, sitzt vor seiner Spielkonsole. Mit dem Touchpen «malt» er eine Zoo-Szene aus: Krokodile grün, Elefanten grau, Kinder mit farbigen Pullovern. Ist das Bild «ausgemalt», wählt er ein nächstes. Sein älterer Bruder kommt dazu. Er schlägt Lucca vor, mit ihm Autorennen zu spielen und setzt sich neben ihn vor die Konsole…
Verlorenes Vertrauen oder Angst vor Kontrollverlust?
Beim Vergleich dieser beiden Spielsituationen wird klar: Spiel ist nicht gleich Spiel. Nur das freie Spielen mit offenen Materialien und Rollen bietet eine fast unbeschränkte Vielfalt an Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten. Beim Spiel mit den Bauklötzen bewegt das Kind den ganzen Körper auf vielfältige Weise. Es muss präzise Bewegungen mit den Fingern machen, tastet, erlebt den Raum, begegnet elementaren Gesetzen von Physik und Geometrie, ist kreativ und sucht Lösungen, wenn ein Problem auftritt. Kommt ein anderes Kind dazu, geht es um den Austausch von Ideen und Wünschen, allenfalls auch um die Suche nach Kompromissen. Die Kinder entwickeln das Spiel gemeinsam weiter.
Vor der Konsole bewegt sich das Kind dagegen kaum. Es sitzt eher leicht verkrampft da. Eigene Ideen und Kreativität sind bei Spielen für jüngere Kinder nur in einem eng gesteckten Rahmen gefragt. Es müssen Vorgaben und Regeln eingehalten werden, man bewegt sich im Rahmen des Möglichen. Oft geht es um Konkurrenz.
Vielleicht hat die Verdrängung des freien Spiels, das Zeit braucht, das weder kontrollierbar, noch standardisierbar ist, mit Angst zu tun: Angst vor Kontrollverlust, Angst, das Falsche zu tun. Vor allem aber zeugt dieser Verdrängungsprozess von einem schwindenden Vertrauen in die angeborene Fähigkeit jüngerer Kinder, im freien Spiel lustvoll und selbstbestimmt zu lernen und all das zu erwerben, was im Leben wirklich zählt.
98 Kommentare zu «Darum ist freies Spiel so wichtig»
Ja, natürlich ist freies Spiel wichtig. Aber ebenso wichtig ist es in meinen Augen, dass den Kindern verschiedene Möglichkeiten und Freundeskreise eröffnet werden. Zum Beispiel über den Besuch der Musikschule oder einen Sportverein.
Mein Viertklässler hat inzwischen nur noch einen komplett freien Nachmittag. An den anderen Tagen hat er aber zwischen den „Terminen“ (Nachmittagsschule, Musikschule, Sport, Hausaufgaben, üben) auch immer wieder Zeitfenster zur freien Verfügung. Diese nutzt er allerdings auch gern teilweise am Tablet. Warum auch nicht?
Natürlich ist freies Spielen sehr wichtig, allerdings sehe ich keinen Grund, deswegen zusätzliche Sport- oder Musikstunden zu verbieten. Hier bei uns fängt der Kindergarten mit 3 Jahren an und die Kinder haben dort sehr viel Zeit für freies Spiel und dies automatisch mit ihren Freunden (jeden Tag mehrere Stunden). Meine Kinder (5 und 8) besuchen 2-3 zusätzliche Stunden pro Woche Tanz und/oder Sportunterricht. Die Tage dahin werden jeweils gezählt! Und zuhause wird trotzdem viel frei gespielt/gebaut/gebastelt/etc. Das eine tut dem anderen zum Glück keinen Abbruch.
Ich hätte mir als Kind gewünscht, mehr Kurse besuchen zu können…
Als Kind hatte ich wie viele der „Babyboomers“ sehr viel Zeit für freies Spiel. Kindergarten war freiwillig, mal ging man, mal nicht. In der Primarschulzeit war nur vormittags Schule, den Nachmittag verbrachte man – abgesehen von den Hausaufgaben – völlig frei und irgendwo. Neben Spielen gehörte für mich auch Lesen dazu. Die einzige Nachmittagsaktivitäten waren Blockflötenunterricht (nur 1 Jahr 1 Stunde pro Woche) und ab ca. 9 Jahren 1 mal pro Woche Gruppenstunde (Pfarrei). Wir hatten viele Geschwister, Freunde, Nachbarskinder, es war immer was los. ABER: spätestens ab 10 Jahren hätte ich auch gerne den ein oder anderen Kurs besucht, was aber finanziell nicht möglich war. Heute gibt es ein Überangebot an Kursen. Da das richtige Mass zu finden, ist für Eltern nicht einfach.
Das ist das Problem der Eltern die sich nicht mehr mit ihren eigenen Kindern abgeben wollen. Tagi, Schwimmen, Musikunterricht, Karate, etc. Hauptsache man muss nicht selber mit dem Kind spielen.
Noe, man soll nicht (nur) selber mit dem Kind spielen (und vor allem es waehlen lassen, was es spielen will), sondern es rauslassen, damit es mit frei gewaehlten Spielkameraden spielen kann, was es will. Das ist zwar viel gefaehrlicher als zu den Zeiten mit scharf gegen Kriminalturisten kontrollierten statt offenen Grenzen, aber unabdingbar fuer eine gesunde Entwicklung zur Selbstaendigkeit (und deshalb zu riskieren)….
Die Statistiken des Bundes zeigen keinen signifikanten Anstieg von kriminellen Handlungen mit Kindern oder Gewalt gegen Kinder, welche auf die von Ihnen so genannte „Öffnung der Grenzen“ zurückzuführen sind. Soviel am Rande zur Sicherheit unserer Kinder.
Musizieren ist ein Paradebeispiel von Freiheit. Ich habe zu Beginn meinem Kind immer wieder die gleichen Melodien mit verschiedenen selbsterfundenen Texten ausgeschmückt, seitdem macht sie es mir gleich und präsentiert mir immer wieder neue Variationen. Später würde ich sie irgendein Instrument spielen lassen, Klavier, Geige, Cello oder Gitarre? Mit dem Singen wird es vermutlich nicht mehr als Karaoke Niveau. Mal schauen was passt. Sportlich ist das Tor noch weiter offen, mal schauen wie gross sie wird und wo ihre Stärken sind.
Irgendwie erscheint mir beim Lesen der Kommentare das „genug Zeit zum freien Spielen“ als sehr weiter Begriff und bringt wohl auch wenig, denn egal wofür man sich entscheidet, die meisten Eltern werden sagen, ihre Kinder haben trotz Hobbies genug Zeit zum freien Spiel.
Meine Tochter (8,5) hat an jeweils drei Nachmittagen pro Woche von 16.15-20.00 (exkl. Abendessen) Zeit fürs freie Spielen. An zwei weiteren von 13.30 bis 20.00, wobei einmal ein Kurs von 1,5 Stunden (inkl. Weg) dazwischenkommt, den anderen Nachmittag ist sie betreut (zwar auf Freispiel, aber halt nicht zu Hause). Und am Wochenende ist meistens ein Tag frei, eines mit Programm. Natürlich gibt es zwischendurch normales wie Aufräumen, einkaufen., mehr Hausaufgaben etc. Ich finde das alles andere als viel.
das heisst, an tagen wo die tochter nicht den kurs hat, kann sie ca 1,5 stunden frei spielen. also kann man sagen: entweder kurs oder frei spielen. und nun ist mir auch wieder klar, warum bei uns die zeit immer so knapp war
@ Tina
Nein, an dem Tag kann sie ca. von 13.30 Uhr bis 15.45 Uhr und dann wieder von 17.15 bis 20.00 Uhr frei spielen, wobei es ja noch Abendessen gibt. Also unter dem Strich sind es etwa 2x 2 Stunden.
ja eben, ich habe znacht, einkaufen, hausaufgaben und aufräumen schon auch noch einkalkuliert 🙂
@13 Irgendwie hört es sich für mich komisch an, wenn man die freie Zeit auch noch in Uhrzeiten oder Stunden bemisst. Klingt wie ein Zusatzkurs. Wird das wirklich so geplant (unser Kind hat ihr Minimum von x Stunden freies Spiel pro Woche noch nicht erreicht) oder ist das hier nur als Beispiel gemeint? 😉
@ k. Miller
Es ist ein Rechenbeispiel, dass es eben nach mehr tönt als es wirklich ist. Sagt man nachmittags und abends tönt das sehr viel, aber eben unter dem Strich, ist es das nicht.
Das „Problem“ mit dem freien Spielen ist ja, dass man immer nur das macht, was man gerne und meistens auch gut macht. Und wozu man Zugang hat, auch durch das elterliche Vorbild. Natürlich lernt man dabei einiges. Vieles aber auch nicht!
für mich ist interessant wie man für freies Spielen ausgerechnet auf das Spielen mit Bauklötzen kommt.
Weder ich, noch meine Kinder, würden mit Bauklötzen spielen, wenn wir frei wählen könnten.
„frei“ fungiert hier als eine Worthülse für „so wie wir es für richtig und gut halten“
@rxy Für mich ist freies Spiel Zeit worüber ich spontan und frei verfügen kann. Mal lesen, mal andere Kinder treffen, mal rumlümmeln, mal schauen, ob sich draussen jemand findet, … in seltenen Fällen Klötzchen bauen .
das sind die ganz kleinen, die mit bauklötzen spielen. ich schätze auch du und deine kinder waren mal in dem alter und mochten bauklötze
@tina Stimm, wenn auch lieber Duplo. Und ganz klein war die mangelnde Zeit für freies Spielen noch kein Thema.
@ Roxy
Ich sage nur: Kapla!!!! Bauklötze mochten meine auch als Kleinkinder, es gab jedoch andere Lieblingsspielzeuge. Seit die Kaplas im Haus sind, sind alle begeistert dabei. Und mit alle meine ich wirklich alle, egal ob Eltern oder Kinder.
nadja, ich meinte xy 🙂
Das stimmt nicht ganz. Wenn ich mit Freunden spiele, muss ich mich auch auf deren Interessen einlassen können. Beim gegenseitigen Besuchen kommt man mit anderen Systemen in Berührung. In einer Famile wird viel musiziert, in einer anderen draussen Unihockey gespielt, bei jemandem wird viel gebastelt, … und dann gibt es noch sprachliche, kuturelle, und x Unterschiede. Da lernt ein Kind unglaublich viel.
@Nadja: Ja, das erscheint mir insbesondere dann zum Tragen zu kommen, wenn die Kinder in vorgegebenen Gruppen gemeinsam etwas erarbeiten sollten.
Ansonsten haben die Kinder Freunde, die ähnliche Interessen haben. Wie auch die Eltern sich vor allem mit anderen Eltern umgeben, mit denen sie viel Gemeinsamkeiten haben.
@sp Meine Kinder haben unterschiedliche Interessen mit Kindern abzumachen. Mal geht es ums Pokkemon Tauschen, mal ums Fussballspielen, mal um Feenwelten, mal ist es einfach das Nachbarskind, das gerade auch draussen ist, … die Interessen wandeln sich, bilden sich und werden neu im Spiel mit den anderen entdeckt.
Meine Freunde decken ebenfalls unterschiedliche Interessen von mir. Und nur wenige sind die Eltern der Freunde meiner Kinder.
ein wöchentliches gebuchtes hobby in einem verein zum beispiel: das macht man ja auch nur wenn man es gerne macht und darauf kommt man auch meist nur, wenn man irgendwie zugang hat (habe gerade gehört, bogenschiessen sei extrem beliebt seit hunger games)
Ich sehe das weder als Problem, noch so absolut. Erstens ändern sich die Interessen ja, wenn die Kinder älter werden oder etwas verleidet ist und somit erwirbt das Kind eben immer neue Kompetenzen. Zweitens sind die Kinder durchaus ehrgeizig und zwar ganz von sich aus. Wären sie das nicht, würde kein Kind laufen oder sprechen lernen. Das alles erfordert Übung, Motivation und Durchhaltevermögen. Vom Kind, das kann man ja kaum lehren. Drittens haben die Kinder ganz sicher nicht nur Freunde, die das gleiche mögen. Dazu kommen ja auch Geschwister und Nachbarkinder, die vielleicht ganz anders sind. Da wird neues ausprobiert und Kompromisse geschlossen. Und zuletzt: Ja, das Angebot ist entscheidend. Genau darum braucht es den Kindergarten, die Schule. Um allen das Gleiche zu ermöglichen.
„Zweitens sind die Kinder durchaus ehrgeizig und zwar ganz von sich aus.“
Das glaube ich weniger. Bzw. das reicht nicht, damit sie den Schulstoff quasi von selber lernen. Denn das würde ja bedingen, dass sie dessen Notwendigkeit bereits einsehen würden und noch fleissig wären.
Den gesamten 1:1 nach Lehrplan wohl kaum, dafür in einigen Teilen mehr und in einigen weniger. Die Kompetenzen würden sie lernen.
@13: Welche Kompetenzen? Sie wissen schon, dass die Ziele des Unterrichts neu alle in Kompetenzen formuliert werden?
Ich vermute ja, in einigen Teilen würden sie tatsächlich sehr viel lernen (nur: wer hindert sie daran, über den Schulstoff hinaus?), in einigen aber nicht nur weniger, sondern gar nichts.
Die verschiedenen Freizeitangebote sind toll und die meisten Kinder haben daneben genug Zeit für freies Spielen. Schwierig ist nur, dass sich diese freien Zeiten von Kind zu Kind unterscheiden. Meine Kinder machen am liebsten mit Gspänli zum Spielen ab und das ist manchmal nicht so einfach.
Man sollte sich halt immer fragen was dient wem und zu welchem Zweck. Bei der Nutzung der digitalen Medien ins besondere. Mir passt dieser Text sehr gut. Und auch wenn hier ab und zu die digitalen Medien genutzt werden, fühle ich mich in keinster Weise „geseitenhiebt“. Vielleicht sollte die Autorin auf Vergleiche verzichten, wenn sie die angepöbelten Mamis erreichen möchte. Doch eher die Vorteile des freien Spieles aufzeigen und was dabei alles spannendes passiert und gelernt wird von den Kids. Mathematik, Physik, Naturkunde, Sprache, soziale Interaktionen… einfach alles is im freien Spiel enthalten. Was nämlich für uns grossen Menschen als ein einfaches Spielen ausschaut, ist für die Kinder die Grundlage für alles was das Leben so mit sich bringt. Und diese Grundlagen braucht jeder.
6 jährige Kinder mit Spielkonsole und Tablet? Echt jetzt?
ich kenne Kinder die weit unter 6 Jahre alt sind und Tablets fast zur freien verfügung haben.
Ah ok…
Ein paar Ergänzungen hierzu:
1. Freies Spielen gelingt am besten, wenn man den Kindern so wenig wie möglich an Spielzeug zur Verfügung stellt (aber den Kindern alle Freiheiten lässt, bestehendes Mobiliar/Gegenstände zweckzuentfremden).
2. Der Fördergedanke sollte nie im Vordergrund stehen bei der Wahl der Freizeitbeschäftigung in Vereinen (resp. sollte gar keine Rolle spielen). Das entscheidende Kriterium sollte der Spassfaktor sein (dann klappts nämlich auch mit der Förderung so ganz nebenbei).
🙂
soviel zur pädagogischen theorie. meine kinder hatten ein riesen zimmer zur verfügung als sie klein waren und haben jeweils ganze welten aufgebaut mit schiffen, eisenbahnen, ungeheuren mengen an lego und playmobil figuren, autöli und tieren in verschiedensten grössen und aus verschiedenstem material, dazwischen auf rollenpapier gemalte landschaften, um möbel herum und darauf. ich glaube nicht, dass all das spielzeug hinderlich war, wirklich nicht
dazu wurde zusammengebastelt…. papier, karton, leim, klebband, schnur, stoff, schere, aber auch holz, nägel, draht….
matratzen und aufblasbares bad, bälle, bücher. kreide. ach was zähle ich auf, werde ja eh nicht fertig.
@tina
🙂
mein Motto war ebenfalls eher Richtung „je mehr desto besser“-weil man Welten zusammenbauen und die unterschiedlichsten Bereiche zusammenkombinieren kann, bei uns grosse Kisten mit Holzeisenbahn, Bauklötzen, Duplo/Lego, Playmobil etc
Beim „bestehenden Mobiliar“ war ich ganz froh wenn es einigermassen da blieb wo es war, ausser Stühle zur Zugformatierung 😉
🙂
ich wohne ja allein mit meinen söhnen, da waren halt die kinder immer in der überzahl 😉 (und die möbel sowieso occasion und kinderfreundlich. inzwischen entsorgt)
und draussen eigentlich auch: da sehe ich auch heute noch kinder mit viel matrial ganz frei spielen 🙂
Ich schreibe ja nicht „kein Spielzeug“, sondern einfach reduzieren…
Ein paar Beispiele: Ein paar Barbies und Kleider genügen; das Barbie Traumhaus, das Barbie Traumauto, der Barbie Pool etc. kann selber gebastelt werden (so mit Schere, Karton und Lego…)
Oder: Es braucht nicht 5x im Jahr ein neues Lego-Set; aus den alten kann man auch ganz toll neue Sachen basteln.
Nun gut, evtl. hatte es auch mit dem schmalen Budget meiner Eltern zu tun, dass meine Barbie in einem Lego-Traumhaus lebte (und Ken nur eine kurzgeschorene Barbie war), in unsere Legostädten die Matchbox-Autölis rumfuhren und Vorhänge zu Prinzessinnen-Outfits wurden…
🙂
ich glaube, du meinst einfach dinge, die man nach eigenen ideen zum spielen einsetzen kann.
weiss schon was du meinst. aber es ist imfall nicht so, dass man einen lego bausatz kauft, weil man zu wenig fantasie hat, selber irgenwas zu bauen. den bausatz kauft man, weil man genau dieses ding bauen will damit und zwar mit der anleitung. davon verträgts gut 5 im jahr 🙂 das wäre dann eben das gegenteil von freiem spielen, aber ist auch gut und wichtig (verzichtbar, klar, aber trotzdem gut und wichtig), aber aus ganz anderen gründen
@tststs
das hat nicht viel mit Budget zu tun, ich bin als Kind in Spielzeug fast geschwommen, das meiste aber Occasion und geschenkt (denn das Budget war sehr tief);
vieles davon konnte ich übernehmen oder wir wurden beschenkt- die Haltung „desto weniger desto edler und phantasiefördernder“ gefällt mir nicht so, macht einfach keinen Spass bloss ein paar Kurven bauen zu können, viel besser eine Bahn durch die ganze Wohnung 😉
Hm. Wie bewertet man denn den Spassfaktor? Nach meiner Erfahrung fühlen sich die Kinder da wohl, wo die Kollegen sind, unabhängig von der Sportart/Vereinsart. Das kommt dann vielleicht später.
Also ich weiss nicht, SP, sie merken doch sicher, ob Ihr Kind Spass an etwas hat oder nicht… (und ich mein jetzt nicht die Tagesform, sondern prinzipiell)
@tststs: Wenn ein Kind beispielsweise jede Woche unbedingt nicht in die Waldspielgruppe will, aber jede Woche begeistert aus dem Wald kommt. Spass?
Wenn in meiner Sportgruppe sich die Kinder bestens verstehen, nur den Sport möchten sie eigentlich gar nicht betreiben („wann können wir wieder mal Fussball spielen?“). Spass? Ja, sie kommen gerne, wegen den Kollegen.
Spass kann mit Tensorflow am Outputende gemessen werden.
Wir erleben gerade den Spielzeugfreien Kindergarten. Ist mal ein Experiment, eine gute Sache, aber immer muss das wohl nicht sein.
Unsere Tochter (8) geht ins Zusatzturnen, in einen Hiphop-Tanzkurs, ins Ballet und in den Klavierunterricht. Dies sind alles Kurse, die sie selbst gewählt hat und gerne besuchen möchte, sie finden an der Tagesschule statt während der Zeit, in welcher sie sowieso betreut würde. Natürlich entgeht ihr dann jeweils eine Stunde „freies Spiel“, aber dazu hat sie noch mehr als genug Zeit an den zwei freien Nachmittagen, an den Abenden, am Wochenende. Und sie hat sogar trotzdem noch Zeit, Filme zu schauen. (Konsole u.ä. haben wir nicht.)
Ich verstehe einfach nicht, wieso das immer gegeneinander ausgespielt werden muss. Hauptsache, man macht den Eltern wieder mal ein schlechtes Gewissen. Holzklötze versus Tablet. Echt jetzt?
Ich selbst bin im Übrigen dankbar, dass meine Eltern mir ermöglicht hatten, ein Instrument zu erlernen. Dass sie mich am freien Nachmittag ins Atelier in den Malkurs schickten. Dass sie mir Reitstunden bezahlten und ich den Umgang mit Pferden lernen durfte. Dass ich in die Mädchenriege gehen konnte und in die Pfadi.
Warum muss sowas verteufelt werden?
Ich finde, das Erlernen eines Musikinstrumentes sollte fast so etwas wie eine Pflicht sein…
Ein (Streich-)Instrument „musste“ ich auch lernen. Wenn schon sonst kein Vorteil: es hat keine Mäuse mehr im Haus…
ja, fände ich auch schön – während der schulzeit tststs :).
ich möchte ja nun wirklich nicht für compispiele werben, aber man kann damit heutzutage eben auch eine menge kreatives anstellen und auch lehrreiches, kommunikatives. man kann damit frei spielen und es ist lustig. da ich selber kein gamer bin, wusste ich das auch nicht, bevor es mir meine jungs zeigten
sorry, der letzte text sollte nicht als antwort kommen
Wir gingen auch in die Mädchenriege, in den Flöten- und anschliessend Musikunterricht, in den Blauring, in den (ursprünglichen) Muttersprachenunterricht, später ins Sporttraining, in die Theatergruppe… alles selbstgewählt. Und es blieb genug Raum für freie, unorganisierte Zeit.
@ romeo
Geige gegen Mäuse? Wenn das wirkt, kaufe ich sofort eine, wir werden unsere Mäuse nicht los, es ist zum Verzweifeln…
Danke für den Bericht. Ich kann ihn zum grossen Teil unterschreiben.
Was ich aber nicht einverstanden bin, ist der ständige Vorwurf an die Eltern betreffend der Hobbies der Kinder. Ganz ehrlich, kenne ich max. 1-2 Eltern die ihre Kinder dazu zwingen. Meine Tochter (2. Klasse) hat eine Stunde zusätzlich Sport pro Woche und darf nun nach langem stürmen noch ein zweites Hobby machen (alle 2 Wochen ein Nachmittag). Wenn es nach ihr ginge, wäre sie in 7 Vereinen und hätte einen vollen Stundenplan. Wir bremsen das bewusst aus verschiedenen Gründen. Und solche kenne ich auch viele. Die Standardisierung in der Schule und im Kindergarten, was einen grossen Teil der Zeit einnimmt, ist ein anderes Thema.
„Wenn es nach ihr ginge, wäre sie in 7 Vereinen und hätte einen vollen Stundenplan.“
Ich wundere mich gerade. Hier geht es nicht nach dem Wunsch des Kindes? Plötzlich habe ich den Eindruck, dass wir es sind, die unseren Kindern mehr Freiraum lassen…
Nein, es geht nicht immer nach Wunsch des Kindes und zwar aus 3 Gründen:
1. Wegen ihr selber: Sie wäre überall gerne dabei, das ist ihr Naturell, was auch ganz schön ist. Aber sie überfordert sich damit schnell selbst, kann dann nicht runter und ist schliesslich nur noch frustriert. Zudem empfinde ich es eben die Fähigkeit, sich selber etwas zu überlegen, anstatt vorgegebenes Programm sehr wichtig.
2. Wegen der Familie: Diese würde unter ihrer Frustration leiden und sämtliche gemeinsame Unternehmungen wären verdorben, weil sie dann eben finden würde, sie will endlich „Freizeit“ zu Hause. Zudem ist es bei drei Kindern auch eine finanzielle und organisatorische Frage, wieviele Hobbys wer machen darf. Bei unserem Wohnort geht das mit dem „selber gehen“ leider zur Zeit noch nicht.
3. Die Schule: Sie hat in einem Fach grosse Mühe und hat allgemein kein sehr schnelles Arbeitstempo, also muss Zeit vorhanden sein, auch mal zusätzliche Aufgaben etc. zu machen. Da ich die Erwartungen der Schule und der Aufwand, der dabei entsteht, wenn ich kein Homeshooling machen kann, nicht ändern kann, bleibt mir nichts weiter übrig, als dafür zu sorgen, dass es klappt. Ich mag so einiges kritisieren, aber ich halte mich eigentlich an die Spielregeln der Schule und trage politische Kämpfe nicht über meine Kinder aus. Auch wenn das heisst, sie in der Freiheit, die ich ihnen gerne gönnen würde, zu beschränken.
@13
ich weiss, für Sie ist das jetzt nicht unbedingt das best-formulierte Kompliment, aber Ihre Erziehung gefällt mir da gar nicht so schlecht, im Gegenteil, sogar ausnehmend gut 😀
@13: Für mich ist das alles absolut nachvollziehbar. Wir beobachten das bei unseren Kindern auch genau. Aber es ist für mich schon auch ein Hinweis, wie Theorie und Praxis halt nicht immer deckungsgleich sind.
@ BS
Danke.
@ SP
Das ist so. Theorie und Praxis gehen nicht immer den gleichen Weg. Oftmals ist es aber so, dass es gottgegeben ist, sondern man die (oftmals gute) Theorie darum nicht umsetzen kann, weil wir nun mal in einem System leben, welches damit nicht verträglich sind. Ich habe immer wie mehr ein Verständnis für alle, die daraus ausbrechen und halt ihr eigenes Ding durchziehen, auch auf die Gefahr hin zu Aussenseitern zu werden. Meine Art ist das jedoch nicht. Ich versuche, wo es geht, im System drin, als ein Teil davon, es zu verändern. Soweit es natürlich geht. Und meinen Kindern in dem Teil, wo es nicht ins System greift, die Freiheit zu lassen, die ich ihnen eben gerne ermöglichen würde.
@13: Wir Eltern müssen häufig für unsere Kinder entscheiden, nicht nur wenn akute Lebensgefahr droht. Das ist das, was ich unter anderem jeweils mit Erziehung meine.
Und ich sehe einen Unterschied, ob man sich als erwachsener gegen die Gesellschaft stellt und Einzelgänger wird, oder ob man das den Kindern antut.
Mir geht es wie SP, ich kann diese Seitenhiebe auch nicht nachvollziehen. Die allermeisten Kinder besuchen einen Musikunterricht ab der 2. Klasse. So wie zu unserer Zeit. Wenn es im Vorschulalter noch irgendeinen Sportkurs besucht (im Normalfall 1mal die Woche) hindert das doch nicht das freie Spielen.
Die Kinder haben so viel Zeit, dass ihnen oft genug „langweilig“ ist, selbst wenn sie sowohl eine zusätzliche Sport- und Musikeinheit haben. Sie haben selbst dann, neben allen Hausaufgaben, noch stundenweise Zeit zum spielen. Aber Hauptsache man hat wieder mal etwas gegen den angeblichen „Förderwahn“ gesagt.
Bei den heutigen Games (das, was die Kinder sich unter freiem Spielen vorstellen!) müssen sie übrigens auch selbständig Lösungen suchen.
Genau!
„Die kontinuierlich zunehmende Tendenz zu Standardisierungen und Leistungsvergleichen wie Pisa wirkt sich ebenfalls aus. So werden zum Beispiel schon mit Fünfjährigen die Wochentage trainiert, etwas, was sie ein, zwei Jahre später beiläufig selber lernen.“
Das verstehe ich nun nicht, bzw. halte ich für einen unangemessenen Seitenhieb.
Tatsächlich ist der Kindergarten aber seit einiger Zeit obligatorisch, es gibt einen Lehrplan und damit eine Vorstellung, was die Kinder in diesen zwei Jahren lernen sollten. Gespielt wird dennoch viel.
Aber ginge es nur um freies Spiel, bräuchte es keinen obligatorischen Kindergarten, und schon gar keine teure Lehrer dazu…
Nebenbei: auf der anderen Seite hat man sich geärgert, dass die interessierten Kinder im Kiga nicht lesen durften…
„Aber ginge es nur um freies Spiel, bräuchte es keinen obligatorischen Kindergarten, und schon gar keine teure Lehrer dazu…“
Das verstehe ich nun nicht. Vor 30 Jahren besuchten bei uns bereits 80-90% aller Kinder den Kindergarten und damals war er einiges freier. Brachte er somit nichts?
„auf der anderen Seite hat man sich geärgert, dass die interessierten Kinder im Kiga nicht lesen durften…“
Richtig, da sind wir eben wieder beim Standarisieren. Ein Kind soll mit 5 die Möglichkeit haben zu lesen, wenn es will, aber Buchstaben üben für alle ist im Kindergarten fehl am Platz.
„Vor 30 Jahren besuchten bei uns bereits 80-90% aller Kinder den Kindergarten und damals war er einiges freier. Brachte er somit nichts?“
Nein. Einfach entsprechend weniger… Für freies Spielen müssen meine Kinder nicht in den Kindergarten. Aber es gab schon einen Grund, warum das traditionell Vorschule hiess.
Und nein, das mit den Standards bezieht sich nicht auf den Unterricht, sondern die Messung von Output.
In Bern hiess das meines Wissens nie Vorschule…allerdings, könnten Sie recht haben, dass es zuvor eine VORschule und heute es einfach Schule ist…Ob er weniger brachte, hängt immer von den Anforderungen ab. Ich bin weder der Meinung, dass unsere Generation weniger gut in der Schule mitkam oder ansonsten weniger leistete, weil der Kindergarten freier war. Schliesslich sind die Fähigkeiten, die im freien Spiel angeeignet werden, ebenso notwendig, wobei es mir wichtig erscheint, dass dafür entsprechende Angebote zur Verfügung stehen. Da diese nicht alle Kinder gleich haben, ist der Kindergarten eben doch notwendig, ganz im Zeichen der Volksschule für alle.
Natürlich bezieht sich die Standarisierung auf den Unterricht, wie auf Anforderungen. Output scheint mir hier falsch.
Hm. Das Problem mit der Standardisierung kommt aus dem Te xt: „Die kontinuierlich zunehmende Tendenz zu Standardisierungen und Leistungsvergleichen wie Pisa wirkt sich ebenfalls aus.“ und „Vielleicht hat die Verdrängung des freien Spiels, das Zeit braucht, das weder kontrollierbar, noch standardisierbar ist…“
Wie auch immer: die Abneigung gegen Standards teile ich nicht.
Wenn ich mich an den Kindergarten erinnere, der übrigens im Wohnquartier lag und in dessen Aussenflächen wir auch sonst spielten, dann haben wir dort eben auch Sachen gemacht, die ich nie freiwillig getan hätte. Noch heute erinnere ich mich an die Meldung an die Eltern, dass ich feinmotorische Defizite hätte, erkannt beim Basteln Zeichnen. Dazu haben wir gemeinsam gespielt und gesungen und gewisse Rituale erworben. Und wir mussten mit Kindern auskommen, mit denen wir sonst wenig zu tun hatten.
Ansonsten hat der Kindergarten nur vom freien Spiel abgehalten…
Nach meinem Wissen werden auch an der PH in Bern Lehrer für die Vorschul- und Primarschulstufe ausgebildet. Aber der Begriff wandelt sich natürlich und dürfte eigentlich heute eher nicht mehr gebraucht werden.
„Wie auch immer: die Abneigung gegen Standards teile ich nicht.“ Ja, das überrascht mich nicht 😉
Ich ging zugegebenermassen nicht in der Schweiz in den Kindergarten, aber ich habe es durch jüngere Geschwister miterlebt und danach auch durch Freunde gehört. Natürlich wurde da auch gebastelt, gesungen und es gab Sachen, die einem besser gefielen und Sachen, die man weniger mochte. Aber keiner sass da mit einem Bewertungsblatt und kreuzte an, was man kann und was nicht, wie es heute normal ist. Einige konnten vielleicht vor der Schule lesen, aber bei weitem nicht alle, auch nicht den Namen. Heute basteln sie am Besuchstag, also 2 Monate VOR dem Kindergarten ein Garderobenschild mit Namen drauf. Und es wird im ersten Jahr gemessen, wer was kann.
@13: Das mit dem Namensschild ist offenbar hängen geblieben…
Das hatten wir in der Spielgruppe beim dreijährigen auch schon, nur durften die Eltern helfen.
Und nein, ich habe noch nie eine Kindergärtnerin mit dem Bewertungsblatt in der Hand gesehen. Dennoch sehen sie den Förderbedarf nach meiner Erfahrung genau. Was ich gut finde.
In Deutschland ist der Kindergarten nicht obligatorisch, und ich kann nicht sagen, dass er den Kindern nichts bringt, bloss weil keine „Lernziele“ vorgegeben sind. Freies Spiel heisst nicht unbedingt, dass Kinder tun und lassen können, was sie wollen, es bedeutet auch, dass sie sich mit anderen Kindern auseinandersetzen müssen, Spielsachen teilen, andere ideen in ihr spiel integrieren, etc. auch dafür braucht es eine geschulte Aufsicht. nicht alle Kinder haben so viele andere Nachbarskinder oder freunde zum spielen, für diese ist der kindergarten super. zum Glück sind die Betreuerinnen dort geschult und nicht einfach „irgendwer“ und meiner Meinung nach verdienen sie viel zu wenig (wenigstens in D), denn ihre Aufgabe ist sehr verantwortungs- und wertvoll.
Kindergärten in Deutschland sind grundsätzlich anders organisiert als in der Schweiz. Sie sind eher mit Spielgruppen oder Betreuungsinstitutionen vergleichbar.
Dafür erfolgt dann die Einschulung ein Jahr früher.
nein, die einschulung erfolgt nicht ein jahr früher, es sei denn, es handelt sich um ein „kann kind“, das die voraussetzungen mitbringt, eingeschult zu werden, das sind aber die wenigsten.
Unbestritten ist freies Spiel für Kinder enorm wichtig.
Aber ich sehe nicht, wie sich das mit der gelegentlichen Sportstunde, der auch mal geführten Stunde im Kindergarten oder auch mal Medienkonsum zu Hause (z.B. auch Geschichten vorlesen) beisst.
Der Tag eines Kindes ist doch so lang!
Auch fuer Sport statt Spiel ist es mit 7 Altersjahren frueh genug….
Definieren Sie mal den Unterschied…
„Der Tag eines Kindes ist doch so lang!“
Im Kindergarten mag das teilweise noch stimmen, wenn aber Primarschüler drei Nachmittage Schule haben und dann noch Hausaufgaben, dann fängt ihre freie Zeit um 16.15 an und um 20.00 sollten sie langsam ins Bett, da ja um 07.00 Uhr wieder der Wecker klingelt. So lange finde ich das nicht.
@13: Unsere Kinder haben die erste freie Stunde bereits vor Schulbeginn. Hausaufgaben erledigen sie, wenn sie Lust haben, bereits über Mittag – vielfach ist aber dann bereits Besuch da, oder eben – freies Spiel. Nach 15 Uhr ist dann Schulschluss und es bleiben immer noch Stunden übrig.
Ausserdem empfinden sie auch die Schule nicht als so verplant, immerhin sind alle Freunde dort. Und Pausen gibt es auch noch.
frage mich immer, wie andere das machen. unsere tage waren immer zu kurz. schwierig fand ich vorallem immer den zeitplan, jetzt, sofort, hierhin, pünktlich, mit ausrüstung. das schönste an ferien war die planlosigkeit
kann es sein, dass eher einzelkinder kurse besuchen?
Keine Ahnung? Ich kenne jetzt grad paar Familien mit jeweils 3 Kindern und einem aus meiner Sicht ziemlich gefüllten Freizeitprogramm. Das 3.5 jährige Kind hat schon 3 Mal pro Woche einen Kurs/Spielgruppe. Die Mutter sagt, er brauche das- er langweile sich zu Hause- Ist wohl von Kind zu Kind auch sehr unterschiedlich. Manche gehen gern in viele Kurse, andere spielen am Liebsten frei zu Hause und mit den Nachbarskindern?
mir geht es wie Ihnen, die tage sind nicht zu lang, und das, obwohl wir noch nicht einmal schulkinder haben. wenn sich ein 3.5 jähriges zu hause langweilt, dann muss man ihm nicht grad ein programm zurechtschneidern und es in div. kurse schicken. ich finde man sollte als eltern die langeweile der kinder auch mal aushalten können oder einfach mal ein paar inputs geben und schauen, was draus wird (spielsachen anbieten, kinder einladen, rausgehen,…). ein kind in einen kurs schicken ist manchmal auch einfach betreuung outsourcen, und sich nicht selber mit dem kind beschäftigen müssen, oder nicht (?)…
Auch Kinder müssen lernen, die Langeweile auszuhalten oder sich selbst zu motivieren – und nicht ständig „bespasst“ zu werden. Tut nicht gut.
@SP – Sport ist eine meist gecoachte Veranstaltung, die auf Leibesertuechtigung, Wehrertuechtigung oder Wettkampf ausgerichtet ist und stresst („Sport ist Mord“). Spiel ist, was ein Kind (oder gar auch Mann) aus Lust allein oder mit Spielkameraden freiwillig zusammengerottet ohne „uebergeordnete“ Ziele „nur“ zum Spass und zur Entspannung abfeiert….
@von Bruck: Sport ist ursprünglich eigentlich etwas Zweckfreies, Spielerisches, ganz im Gegensatz zum Turnen.
2/ Im Vergleich mit anderen Familien „fördere“ ich meine Kinder aber „zu wenig“ und das ist manchmal schwierig weil ich dann manchmal doch unsicher werde, ich sei zu nachlässig oder tue meinen Kinder nicht das beste. Die Rechtfertigung anderen Familien gegenüber, die ihre Kinder in Musik-, Sport- und Sprachkurse schicken, ist nicht einfach. Als Eltern scheint man dann einfach bald mal faul oder gleichgültig, dabei ist es eine bewusste Entscheidung.
1/Ich unterschreibe die Meinung der Autorin voll und ganz. Ich bin Mutter eines Sechs- und Dreijährigen und lasse die beiden spielen wann immer möglich. Die beiden sind beste Freunde, könnte man sagen, und spielen unglaublich fantasievoll mit allem, was sie haben (inkl. Möbel!), bauen ihre „Wohnmobile“, verreisen nach wo-auch-immer, packen dazu ihre Rucksäcke, etc.
meine Kinder haben je eine geplante Stunde in der Woche neben der Schule, und das ist eine Sportstunde. Die restliche Zeit verbringen sie hauptsächlich draussen, bis sie zum Essen gerufen werden – so wie auch ich aufgewachsen bin. Und das mitten in der Stadt Zürich. Das handhaben hier alle Eltern so – dass behauptet wird, alle oder fast alle Mamis würden ihre Kinder zur Schule fahren, ist vielleicht ausserhalb oder in Privatschulen so, hier laufen alle der ca 1600 auf 4 Schulen verteilten Kinder zu Fuss hin.
dafür braucht es keine Studie, da genügt es das Umfeld anzuschauen und zu beobachten. Danach kann sich jeder mal überlegen, ob er/sie seinen Kindern nicht doch eher in das freie/konstruktive Spielen einführen will. Ja, ich bin der Meinung, es bedarf einer kleinen Einführung und Mitspiel am Anfang.
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Der Schulweg, auf welchem die Kinder die Gegend zu Fuss auskundschaften, gehört auch dazu. Wo es verkehrstechnisch geht, bitte nicht mehr die Kinder zur Schule fahren und abholen. Das ist, wenn auch bequem, doch ziemlich trostlos und künstlich. All die Autos mit den Mamis drin vor den Schulhäusern. Kinder sind auch gern einmal unter sich, brauchen nicht ständiges Anleiten und Gefördertwerden durch ihre Eltern rund um die Uhr. Am besten in den natürlichen Alltag einbeziehen, praktisches Denken und emotionale Intelligenz ist ebenso wichtig wie Wissensanhäufung.
Verschiedene Forschungen aus den USA und Skandinavien haben ergeben, dass Kinder, die in ihrer frühen Kindheit zu wenig Zeit und Möglichkeiten zum Freien Spiel hatten, in der Pubertät häufiger an psychischen Erkrankungen wie Anisstörungen und Depressionen litten. Im freien Rollenspiel lernen die Kinder spielerisch alle möglichen sozialen Rollen kennen, so dass sie später besser und leichter im Leben zurechtkommen. Eltern. die ihre Kinder zu früh zu intensiv fördern und ihnen zu wenig Zeit für das freie Spiel lassen riskieren also auch die seelische Gesundheit ihrer Kinder .
So eine Anisstörung habe ich auch, beim Geruch von Chräbeli ergreife ich zur Weihnachtsszeit stets schläunigst die Flucht. Ob mich meine Eltern wohl zu wenig frei spielen liessen?
(Tschuldigung, ich weiss der war flach, aber der Pass kam so schön steil :-))
Dabei ist klar, dass nicht Anisstörung, sondern Anusstörung gemeint ist.
P.S. Ich habe ebenfalls so eine Anusstörung, Freud schrieb darüber ein paar Dinge. (Hätte ich doch auch mehr frei gespielt, anstatt mit 4 schon Schnüerlischrift lernen zu wollen.)