Mein Kind verreist ohne mich!

Reisefertig. Der Sohn kann das Abenteuer kaum erwarten. Foto: Katsuhito Nojiri (Flickr.com)

Nächste Woche fährt mein Baby in die Landschulwoche. Natürlich ist er kein Baby mehr, sondern fast neun Jahre alt. Aber es stimmt halt schon: Sie werden wirklich so schnell gross. Eben erst mühsam herausgepresst, schwupp, gehen sie schon alleine ins Fussballtraining, sprechen ansatzweise Französisch und fahren ins Schullager.

Vier Tage, drei Nächte. So lange waren wir noch überhaupt nie getrennt. Ab und zu verbringt der Sohn eine Nacht bei den Grosseltern. So Übernachtungspartys bei Freunden, wie sie bei der Tochter grad total der Renner sind, interessieren ihn nicht. Er schläft am liebsten dort, wo sein Bett und seine Katze sind: zu Hause. Dennoch freut er sich nun riesig auf diese Landschulwoche. Er erzählt begeistert vom Programm («Es wird voll cool!»), der Zimmereinteilung («Da ich nicht der Zimmerchef bin, muss ich nicht so brav sein, weisch.») und dem Menüplan («Es gibt im Fall jeden Morgen Nutella!»).

Wenn mich das Kindweh packt

Ich bin weniger euphorisch. Wenn ich mir vorstelle, meinen Sohn vier Tage nicht zu sehen, bekomme ich Kindweh. Ich könnte mich ja freuen: vier Tage ohne Geschwisterstreit, ohne Rangeleien im Flur. Vier Tage lang nicht sagen müssen: «Buch weglegen!», «Hände waschen!», «Buch weglegen, hab ich gesagt!». Vier Tage ohne diesen nervigen Dab! Aber mein Mutterherz seufzt: drei Morgen ohne das fröhliche «Hallo, Mami!». Drei Abende ohne die neusten Informationen aus Hogwarts. Vier Tage ohne dieses spitzbübische Lächeln.

Seien wir ehrlich: Ich bin eine furchtbare Gluggere! Schliesslich ist so eine Landschul-Viertagewoche keine grosse Sache. Ich selbst war als Achtjährige in den Sommerferien im Blauringlager. Zwei Wochen lang! Und ich liebte es! Ich erlebte jede Menge Abenteuer und hatte nie Heimweh. Weil aber Caroline welches hatte und zu ihrer grossen Schwester ins Krankenzimmer wollte, schmiedeten wir einen verrückten Plan: Wir sagten der Leiterin, wir hätten Durchfall. Schon bekamen wir Einlass ins Lazarett, wo zu Spitzenzeiten gut ein Viertel der Mädchen mit Magendarmgrippe lagen. Kurz nach der ungerechtfertigten Selbsteinweisung wurde unsere Lüge übrigens wahr. Und dennoch erinnere ich mich gerne an dieses Lager zurück: so viel Freiheit, so viel gelacht!

Der Sohn ist alt genug, um seine eigenen Abenteuer zu erleben. Ohne Mami. Vielleicht wird er nie duschen und nur zweimal die Zähne putzen. Wahrscheinlich wird er die Mütze und die Hälfte seiner Socken verlieren. Sicher wird er zu wenig schlafen und zu viele Süssigkeiten essen. Aber das ist egal. Wichtig ist: Es wird ihm gut gehen. Er wird mit seiner Klasse in die Berge fahren und haufenweise Spass haben.

Zeit für Mutter-Tochter-Spass

Ich werde ihn zwar vermissen, aber dafür die Einzelkindzeit mit meiner Tochter geniessen. Wir werden Sachen unternehmen, die der Sohn doof findet (Rollerbladen, in den Kletterpark gehen oder «Bibi und Tina» schauen). Ich werde Dinge kochen, die nur die Tochter mag (Linsen, Krautstiele und Blumenkohl). Das wird mich von meinem Kindweh ablenken bis abends, wenn ich auf dem Weg ins Bett an seinem leeren Kinderzimmer vorbeilaufe und mich frage, ob er wohl schon schläft oder noch mit der Taschenlampe durchs Lagerhaus schleicht.

Am Montag begleite ich ihn, wenn ich darf, noch bis zum Schulhaus. Und dann werde ich tun, was man als Eltern eben tun muss: loslassen und winken. Mit einem Lächeln im Gesicht. Und falls mir dann doch eine Träne aus dem Auge rutscht, werde ich dem Heuschnupfen die Schuld geben. Den hab ich zwar gar nicht. Aber dafür Erfahrung mit dem Vortäuschen von Krankheiten.

Wie ging es Ihnen, als Ihr Kind zum ersten Mal ins Lager fuhr?

59 Kommentare zu «Mein Kind verreist ohne mich!»

  • Deidra sagt:

    Jemanden lieben, heisst gleichzeitig auch ihn loslassen können!
    Sei es Pfadi, Schul oder Skilager, irgendwann wird einem bewusst, dass der Nachwuchs selbständiger geworden ist. Sollte nicht genau das der Grund zur Freude sein, denn darauf ist die Erziehung doch ausgelegt? Wenn ich mir den Artikel durchlese gewichtet jedoch das Gefühl des Vermissens mehr und weniger der Stolz auf die Selbständigkeit vom Kind und das finde ich eigentlich schade – bzw was erwartet denn die Leserschaft, wenn derselbe Bub ein Sprachjahr im Ausland macht oder gar heiratet und auszieht?

  • Coffee Toffee sagt:

    Von wegen meine Gene… Ich war mit 6 eine Woche im WWF Lager und liebte es wie alle nachfolgenden Lager auch. Aber ich denke nicht, dass mein ‚Kleiner‘ 4-jähriger soweit sein wird. Hat bis jetzt abgesehen von Grosseltern jegliche Krippen/ Spielgruppen/ Übernachtungen bei Unseren Freunden korrumpiert. So sind sie halt verschieden. Aber Gene….naja…. immer wenns grad passt sind’s die Gene oder die Erziehung.

    • 13 sagt:

      Das Humor-Gen ist wohl auch nicht jedem gegeben 😉 Mein zweites Kind ist übrigens ganz ähnlich wie Ihrer, ich schiebe es auf den Genpool des Vaters…

  • Katharina sagt:

    Es dürfte wohl sinnlos sein, Lagersozialisierung an sich in dieser Echokammer in Frage zu stellen.

    Die Echokammer-Insassen wundern sich dann, dass immer weniger Kids da hingehen. Muss alles wegen deren egoistischen gluckenhaften Eltern sein!

  • Martina sagt:

    Schwierigkeiten wenn die Kids ins Lager gehen? Jöh! Wartet mal ab, wenn sie in wenigen kurzen Jahren mit den Freunden ans erste mehrtägige Festival gehen oder alleine in die Ferien reisen. Dann erst wird es spannend.

    • Nala sagt:

      Noch schlimmer, mein Tochterkind ist ausgezogen. Keine Nacht mehr im Schutz von Mutters Schoss. Kein Morgen mehr gemeinsam am Frühstückstisch. Nein mein Tochterkind ist mit ihrem Freund zusammen gezogen, ganz ohne mich.

      Irgendwie fand ich die Lager, Ferien und sonstigen Kinderabwesenheiten wesentlich einfacher zu verkraften als nun dieser „Bruch“.

      Aber auch hier gilt, da muss man als Mutter durch. Wer will schon sein Kind bis 50 zuhause haben 😉

      • Lichtblau sagt:

        Ihr Kommentar könnte von mir sein, Nala. Noch handelt es sich nicht um ein Ausziehen mit Sack und Pack, sondern eher um ein langsames „Einsickern“ beim Freund. Aber das dunkle Fenster des „Kinderzimmers“, wenn ich abends nach Hause komme … Klar, bis 50 sollen Kinder nicht zu Hause wohnen. Was spricht aber gegen 45? 😉

      • Lichtblau sagt:

        Selbst fand ich diese Klassenlager (so ab der 3. Klasse?) immer toll. Nicht etwa wegen mehr Freiheit, sondern gerade wegen dem strammen Stundenplan, den es so in unserer Bohème-Familie nicht gab. Dazu kam dieses spezielle Hanny-und-Nanny-Feeling. Meine Tochter hat das dann genauso genossen. Vom Primarschul- übers Pfadilager bis hin zu den mehrtägigen Ausflügen in der „Kunsti“, wo sich sogar die Lehrer danebenbenahmen.

      • Nala sagt:

        Ach Lichtblau ich denke 45 ist zu früh. Einigen wir uns auf 49? 😀

        Bei uns wars auch schleichend. Immer häufiger beim Freund geblieben. Und jetzt mit 19 3/4 ganz ausgezogen, zusammen mit Freund in eigene Wohnung. Sie wurde ja zur Selbständigkeit erzogen, von daher klappt das alles bestens.

        Ich fand Lager übrigens nicht so toll. War eher eine Aussenseiterin. Die Kinder fandens immer toll. Tochterkind war sogar mal ganz alleine in einem SLRG-Lager. Ohne dass sie vorher da jemanden kannte. Für mich wär das undenkbar gewesen, ihr hat es gefallen.

        Dann wünsch ich Ihnen mal noch das eine oder andere Mal ein helles Kinderzimmerfenster, bevor es dann für immer im Dunkeln bleibt und man endlich ein Bügel/Hobby/Genuss-Zimmer draus macht 😀

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Schöner Text danke.

    Mein Kleiner war schon immer sehr offen und den langen Spital und Rehaaufenthalt vor dem 5. Geburtstag eh schon früh an Trennung gewöhnt und wäre am liebsten schon im Kindergarten ins Skilager.

    Der Grosse war viel scheuer und musste in der 5. Klasse überredet werden, ins Lager zu gehen. Dafür war das Klassenlager in der 6. in einer SAC Hütte ein Hit.

    • mila sagt:

      Ich denke, Sie ergänzen hier einen wichtigen Punkt: Kinder sind verschieden (und nicht alle Eltern über-behütend, die darauf zunächst Rücksicht nehmen).

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Danke Mila. Ich denke einfach, dass es wichtig ist, scheuere Kinder zu ermuntern, anstatt aus Egoismus nich mehr zu bemuttern.

        Ich bin selber eine Gluggere und musste lernen, das vor meinen Kindern etwas zu verstecken, damit sie nicht vor lauter schlechtem Gewissen zuhause bleiben.

      • mila sagt:

        Finde ich eine gute Haltung. Fördern, ohne zu über-fordern. (Mein Kind schätze ich bislang als vorsichtig, aber nicht scheu ein. Ich kenne aber sehr scheue Kinder, die nicht aus Übergluggerung scheu sind, sondern temperamentsbedingt. Da hilft Nachhaltigkeit, nicht aber überforsches Drängen.)

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Mein Einwand bezieht sich darauf, dass man mit Übergluggerung die Kinder verunsichert und zwar nicht nur die scheuen, sondern auch jene, welche offen sind.

      • Susi sagt:

        Ich schliesse mich hier Tamar an.
        Als Au Pair arbeitete ich für eine Kinderpsychiaterin und lernte von ihr Folgendes: Man sagt zum Kind „du schläfst heute bei XY“, und nicht „du kannst heute dort schlafen, wenn du möchtest“, weil es sonst verunsichert würde. (Die Rede war vom Ältesten, damals 9-jährig.) Sie sagte, die Eltern meinten es oft gut, wenn sie den Kindern solche Entscheidungen überlassen, aber genau solche Kinder kämen dann mit Angststörungen zu ihr. Finde ich auch heute noch plausibel.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        In etwa so Susi danke. Im Verkauf habe ich miterlebt, dass Kinder 47 Mal gefragt wurden, ob ihnen denn die Schuhe ganz bestimmt gefallen würden und die Kinder wurden damit so verunsichert, bis sie schlussendlich nein sagten.

  • Hosting sagt:

    Ich frag mich allen ernstes warum manche Kinder in die Welt setzen und dann immer schreien sie wollen was mit dem Partner allein machen fur mehr als ein paar Stunden. Man kann sich doch wohl die Jahre wo die Kinder noch klein sind zusammenreissen und den Urlaub mit Kind verbringen!

    • 13 sagt:

      Ähm, es ging hier um eine Landschulwoche, ein Schullager also, kein Urlaub. Und das für einen 9jährigen und nicht für ein Kleinkind….

    • Sportpapi sagt:

      Meine Kinder haben 13 Wochen Ferien. Ich nicht. Toll, dass der Junior deshalb noch eine Woche ins Skilager konnte…

  • Samichlous sagt:

    Schöner Artikel! Sympathisch geschrieben.
    So eine Mutter, solche Eltern wünscht sich wohl jeder. Solche, die einem vermissen, die für einem da sind, und einem doch gehen lassen, wenn man dafür reif genug ist und sich darauf freut ins Lager zu gehen.

  • Karin Müller sagt:

    Im Ernst jetzt. Lassen Sie los. Vermutlich muss der arme Sohn sonst noch in 40 Jahren täglich dem Mami rapportieren, was er macht und denkt. Ich hatte so einen Mami-Mann. Diese Mütter haben in ihrer egoistischen und unentspannten Affenliebe keine Ahnung, was sie anrichten.

  • Paul sagt:

    Mit 8 Jahren schon in ein Lager halte ich für viel zu früh, da machen andere Kinder noch ins Bett.

    • 13 sagt:

      Nun gut, weil einige wenige in dem Alter noch Probleme mit dem Trockensein haben, sollen andere nicht ins Lager?

    • Anna Sommer sagt:

      Mein Sohn war schon mit 3 Jahren in seinem ersten Lager – 3 Tage bzw. 2 Nächte mit der Kita, mit den vetrauten Betreuer(inn)en und Gspändli. Er fand das megalässig! (Wir Eltern übrigens auch).

  • 13 sagt:

    Ich kann Ihnen gut nachfühlen. Ich war selber in unzähligen Lager und habe sehr viele geleitet und als mir meine knapp 8j Tochter letztes Jahr erklärte, sie wolle in ein Lager, wo sie niemanden kennt, platzte ich vor Stolz. Mein Kind, meine Gene, meine Fussstapfen. Von der Trennung hatte ich keine Angst, schliesslich war auch mein Kind seit Kleinkindalter jedes Jahr mit den Grosseeltern weg (@ susi). Na ja, und dann kam der grosse Tag und ich realisierte, sie ist weg. Ich kannte die Kinder nicht, die Leiter nicht, den Ort nicht und im Gegensatz zu den Grosselternelternferien konnte ich nicht kurz anrufen und fragen, wie es geht. Puh, waren das strenge 6 Tage. Das sie es super fand, muss ich aber wohl nicht erwähnen. Wie gesagt: mein Kind, meine Gene.

    • 13 sagt:

      Für mein Karma war es übrigens gut: Ich hatte plötzlich vollstes Verständnis für all die kleinen Fragen und Unsicherheiten der Eltern über die wir damals die Augen verdreht haben und frage mich ernsthaft, wie sie es geschafft haben, ihre 9jährigen für zwei Wochen 3 16j anzuvertrauen, das irgendwo auf der Alp, natürlich ohne Auto und mit einer Stunde Fussweg zum nächsten Telefon. Heute haben sie meinen grössten Respekt.

      • Brunhild Steiner sagt:

        🙂
        neben Ihren juristischen Inputs schätze ich das bodenverhaftete erzählen aus dem Alltag ebenso sehr, danke!

      • 13 sagt:

        Danke 😀

      • Sportpapi sagt:

        Ich weiss noch, wie wir uns geärgert haben, dass gewisse Eltern ihre Kinder statt zu uns ins Wölflilager lieber ins Kirchenlager gaben. Weil es dort Erwachsene hatte…
        Wir waren allerdings vermutlich auf das Lagerleben tatsächlich besser vorbereitet.
        Aber heute verstehe ich das schon besser. Dennoch: In der Gruppe meiner Söhne gehen nach wie vor die Hälfte der Kinder nicht mit ins Lager, weil sie nicht auswärts schlafen können (man weiss dann nicht, ob die Eltern wirklich traurig oder fast schon stolz sind…).
        Zum Glück haben auch meine Kinder meine Gene…

      • 13 sagt:

        @ SP
        Ich habe neben x Pfadi- und J&S-Lagern auch zweimal in einem Kirchenlager ausgeholfen und kann Ihr Statement unterschrieben. In den Kirchenlagern war vermutlich so einiges „sicherer“ und es wurden sicher regelmässiger die Zähne geputzt und ähnliches, aber so richtig „Lagerfeeling“ habe ich schon vermisst. Da die jüngsten allerdings knapp 4 Jahre alt waren, war das vielleicht auch ok.
        Dass aber heute so wenige gehen, finde ich schade, und frage mich da schon auch: Sind es die Kinder oder die Eltern? Wir hatten damals eine Lagerbeteiligung von 80-100%. Aber für mich persönlich habe ich mir vorgenommen, dieses Jahr besser emotional gewappnet zu sein. Vorsatz 2017: Der Stolz soll über die Gluckengefühle siegen!

  • Aloha sagt:

    Meine Tochter geht auch schon lange alleine in die Ferien zu den Grosselteren. Sie hat riesenspass – und ich vermiss sie sehr. Sie findet das lustige, weiss auch, dass wir dann Sushi essen gehen (mag sie nicht) und die Zeit zu zweit geniessen. Trotzdem vermiss ich sie – das eine schließt das andere nicht aus… Toller Text!

    • Delia sagt:

      Genau!
      Schöner, offener, ehrlicher text. Man lässt los und fühlt trotzdem so. Ist doch normal.

  • Damian Koller sagt:

    Wunderbarer Bericht einer wunderbaren Mutter, pure Liebe und Lektion im Loslassen. Der Sohn wird verändert nach Hause kommen und die Mutter wird stolz sein, wie er sich gemacht hat. Der Sohn wird realisieren, was er an seiner Mutter hat und sich sehr freuen, wieder daheim zu sein: Meine sagten nach dem Pfadilager, sie würden am liebsten gleich nochmals gehen – nein, doch erst nächstes Jahr, dann wurde erzählt und erzählt, ohne mich je loszulassen.

  • Frieda Müller sagt:

    Mir geht es wie Susi: Meine Kinder waren auch schon alle mit spätestens anderthalb mehrere Nächte jeweils weg bei den Grosseltern. Den Kindern tut’s gut, den Eltern ebenso. Das heisst nicht, dass ich sie nicht zwischendurch vermisse. Aber meistens geniesse ich die kinderfreie Zeit.

  • Susi sagt:

    Als unsere Tochter 18 Monate alt war, musste ich eine Woche weg auf Maturreise (der Abschied war schwierig). Seit sie knapp drei ist, geht sie jedes Jahr eine Woche ohne uns in die Skiferien (mein Mann und ich freuen uns immer auf die sturmfreien Tage). Nun lese ich „vier Tage, drei Nächte“, Sohn neunjährig, grosse Sache, und frage mich, ob ich / mein Mann / unser Kind irgendwie falsch gewickelt sind. Detached? Oder gar ein wenig schizoid? Drei Nächte sind echt Anlass für einen Artikel? Oder geht es um die Ablösung grundsätzlich?
    Frau Meier, irgendwie vermisse ich Ihre sonst so angenehme Selbstironie!

    • mila sagt:

      Grosseltern und Lager sind doch etwas unterschiedliche Paar Schuhe. Dessen ungeachtet: weshalb sollte man sich von so einem Text angegriffen fühlen, oder Ironie darin vermissen? Jedem das Seine. Und ich für meinen Teil geniesse die Ironiefreiheit durchaus auch mal, hier drinnen zumal.

    • 13 sagt:

      Es ist, wie ich oben schreibe, ein himmelweiter Unterschied. Die Grosseltern kennt man ganz gut und man kann in Kontakt bleiben. Wir telefonieren jeweils auch nicht jeden Tag, aber ich kann immer anrufen und fragen, wie es geht und zwischendurch melden sie sich auch und sei es nur ein What’s-App-Foto. Im Lager ist das Kind einfach mal weg, man muss sich auf die alte Regel „Keine Nachrichten sind gute Nachrichten“ verlassen und die Betreuungspersonen kennt man auch nicht oder nicht gut. Für die Kinder ist es toll und ich finde, man sollte sie gehen lassen, aber das man da als Elternteil etwas schlucken muss, ist nachvollziehbar.

    • Sportpapi sagt:

      @Susi: Du hast völlig recht. Aber es sind halt nicht alle Familien, nicht alle Eltern gleich. Und jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt…
      13 hat auch recht – Ferien mit den Grosseltern sind nicht ganz vergleichbar mit einem Lager. Andererseits unterbindet man bei den Kindern dort immer gerne den Elternkontakt, um Heimweh nicht entstehen zu lassen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, den Eltern zu verbieten, ständig nach dem Befinden zu fragen… Keine Meldung ist eine gute Meldung!

    • Susi sagt:

      @mila: Ich fühle mich nicht angegriffen, ich habe mir nur ein paar Gedanken dazu gemacht. Die Ironie vermisse ich, weil sie nicht vorhanden ist.

      @13 und SP: Naja, eigentlich ist mir immer wohler, wenn unser Kind im Rahmen eines schulischen Anlasses weg ist. Kommt wohl etwas auf die Grosseltern an… 😉
      Von wegen nachfragen: Wenn sie weg ist, ist sie eine Woche weg, da frage ich nicht nach, sondern gehe davon aus, dass alles gut ist, wenn man nichts hört.

      • Lichtblau sagt:

        Wo, wenn nicht im Rahmen der Schule, sind die Kinder so sicher aufgehoben? Da geht es doch eher übervorsichtig zu und her. Deshalb haben wir da jeweils auch keine Rücksprache gehalten. Aber okay, unsere Tochter hat sich auch immer auf diese Zeit gefreut.

      • Susi sagt:

        @Lichtblau: „Wo, wenn nicht im Rahmen der Schule, sind die Kinder so sicher aufgehoben?“

        Meine Rede!!

    • Susi sagt:

      @mila: P.S.: Wir sind nicht wirklich schizoid. Das war meine Art von (Selbst-)Ironie. 😉

      • mila sagt:

        Das habe ich verstanden, Susi. Aber es schlägt für mich der unterschwellige Ton durch die Selbstironie: wir machen das besser. Aber vielleicht findet dieser Ton ja auch nur in meinem Ohrkino statt…

      • Susi sagt:

        @mila: Nein, wir machen es nicht besser. Aber ich habe mich gewundert, dass drei Nächte weggehen ein solches Brimborium verursacht, dass man darüber texten muss. Eigentlich habe ich mich einfach etwas genervt, für mich ist der Textinhalt müssig. Ich lese gerne Interessantes und in letzter Zeit hatte es das hier wieder regelmässiger. Und gerade von dieser Aut0rin habe ich schon viel Unterhaltsames gelesen. Diesmal ist mir das Gesicht eingeschlafen.

      • mila sagt:

        Ok, das kann man sicher so empfinden. 😉

    • 13 sagt:

      @ Susi
      Nachfragen muss man nicht, aber man hat die Möglichkeit 😉 Meine Eltern mögen das jedoch, sie sind jeweils etwas irritiert, wenn sich da tagelang niemand erkundigt. Ich denke, es geht auch etwas um Stolz, erzählen zu können, was man gerade mit der Jungmannschaft alles unternimmt. Die Kinder bekomme ich da praktisch nie an den Hörer…“Sorry, Mami, keine Zeit!“ Ist auch ok. Nein, mehr als ok, einfach schön…

      • Susi sagt:

        @13: Man kann doch im Lager auch nachfragen, wenn man unbedingt will, das ist auch nicht aufwendiger als im Hotel anzurufen.
        Und: Mich wundert einfach, dass ein Weggehen von drei Nächten als „Lager“ bezeichnet wird, echt.

      • 13 sagt:

        @ Susi
        War bei uns „untersagt“. Klare Anweisung der Lagerleitung: Kontaktaufnahme nur im Notfall. Finde ich ja gut und habe es selbst als Leiterin so gehandhabt. Ich war selber von mir überrascht, denn ich bin vieles aber Gluggenmami kann man mich wirklich nicht bezeichnen. Den Unterschied zu den Grosselternferien spürte ich aber gut. Schon die Tatsache, dass sie sich im Gepäck etc. selber zurecht finden musste, es einteilen musste, fand ich doch anspruchsvoller, als wenn ich eh weiss, dass meine Mutter schaut. Man hat einfach das Gefühl, man schickt plötzlich ein grosses Kind irgendwohin, wo es zum Teil auf sich gestellt ist und nicht „zur Betreuung“ wie bei den Grosseltern.
        Und ein „Pfi-La“ (Pfingstlager) ist ja auch ein Lager und es sind nur 2 Nächte. 😉

      • Susi sagt:

        @13: JWenn es heisst, „nur im Notfall“, dann ist man ja offiziell davon entbunden! 😀
        Jaaaaa, wie gesagt, es kommt halt darauf an, was man bevorzugt, Grosselternbetreuung oder „Fremd“-betreuung.

    • Susi sagt:

      Mir kommt zu diesem Thema übrigens noch etwas in den Sinn: Unsere Tochter war ja in dem Fall auch schon in einem „Lager“, zwei Tage mit einer Übernachtung auf Kindergartenstufe.
      Habe mich vor allem über den Mut der Betreuungspersonen gewundert.

  • Bartholdi sagt:

    Hoffentlich sagen Sie Ihrem Sohn nicht, wie sehr sie ihn vermissen. Es wäre schlimme, müsste er ein schlechtes Gewissen haben, weil das arme Mami so traurig ist. Ich empfehle das Buch „Liebe Mutter, du tust mir nicht gut“. Es ist heilsam!

    • Samichlous sagt:

      Die Autorin schriebt , sie werde ihren Sohn vermissen und nicht sie werde traurig sein. Das sind zwei verschiedene Gefühle. Traurig sind Eltern vielleicht, wenn sie ihr noch viel zu kleines Baby allein lassen müssen, aber einen 9Jährigen den vermisst man einfach – ohne deshalb traurig zu sein. Sie schreibt ja selbst „er ist alt genug seine eigenen Abenteuer zu erleben“. Vielmehr freut man sich ja auch, dass er gehen kann, weil er es WILL und er sich FREUT. Da freuen sich die Eltern doch mit.

    • tina sagt:

      meine eltern waren immer so supercool, das muss imfall auch nicht sein.

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