Ich bin ein Kind, holt mich hier raus!

Unbegleitetes Spielen im Freien ist wichtig: Ein Junge klettert in eine Röhre, auf die der Schatten seiner Schwester fällt. Foto: Frank O’Connor (Keystone)
Was wir nicht alles tun – für die Katze! Mein Nachbar hat vom dritten Stock zum nahe liegenden Baum eine Hängebrücke gebaut, damit seine Katze rein- und rauskann. Und beim Altersheim hat es über viele Stockwerke hinweg eine elegante, schmale Holzstiege, damit jeder Bewohner seine Katze ins Freie lassen kann.
Doch wie steht es mit unseren Kindern? Tatsache ist, dass in der Stadt Zürich alle Türen von Mehrfamilienhäusern tagsüber geschlossen sind und man sie nur mit einem Schlüssel oder Badge öffnen kann. Das zeigt eine Untersuchung, an der ich mitgewirkt habe. Das hat zur gravierenden Folge, dass selbst für das Spiel durchaus geeignete Wohnumfelder von den Kindern bis zum Alter von fünf Jahren nicht unbegleitet erreicht werden können. 12 Prozent von 926 Fünfjährigen können nicht ins Freie, weil die «Haustür zu schwer ist», 46,6 Prozent, weil die Tür nur mit dem Schlüssel geöffnet werden kann, 15,7 Prozent, weil die Klingel zu hoch angebracht ist.
Blinder Fleck der Architekten
Das ist ein Skandal. Sicherheit geht offenbar über alles. Auf dem Land ist die Situation übrigens nicht besser. Auch dort sind alle Türen geschlossen. Dabei weiss man heute, wie wichtig es bereits für kleine Kinder ist, unbegleitet im Freien mit anderen Kindern zu spielen, seine Umwelt ohne irgendwelche Indoktrinationen kennen zu lernen und das Gelernte zu verarbeiten.
Erziehungswissenschaftler, Neurologen und Psychologen sind sich über die grosse Bedeutung des eigenständigen Spiels im Freien einig. Nur die Herren und Frauen Architekten haben nichts gelernt. In Zürich gibt es eine Reihe sogenannter Pioniersiedlungen, die besonders familien- und kinderfreundlich sein sollen. Sie verfügen meist über eigene Kitas, Kindergärten und Räume für die Nachbetreuung der Kinder. Sie sind ganz auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Förderung der Kinder ausgerichtet und natürlich eine Entlastung der jungen Eltern.
Leere Spielplätze in der Stadt
Kaum ein Architekt oder eine Architektin aber hat daran gedacht, dass die Kinder schon früh auch unbegleitet im Freien spielen sollten. Das können sie nicht, wenn es für sie unmöglich ist, selbstständig rein- und rauszukönnen. So ist auch der schönste Spielplatz einer Siedlung leer, denn die Kinder bleiben nachweislich vor dem Fernseher sitzen.
Bei der Triemliburg etwa – auch dies eine hochgelobte Pioniersiedlung – wäre der grosszügige Innenhof für das Kinderspiel durchaus geeignet. Doch die Türen dahin sind 500 Kilo schwer und nur mit einem Schlüssel zu öffnen. Selbst Erwachsene haben Mühe diese Stahltüren zu öffnen und ins Freie zu gelangen.
Die Türen sind zu schwer
Nur die Jugendlichen haben es begriffen: Sie legen Steine hinter die schweren Türen, damit sich diese nicht wieder schliessen. Mit der Folge, dass sich die Stahltüren bei Sonnenschein verbiegen und ständig wieder gerichtet werden müssen. Die Antwort auf eine Anfrage beim Hersteller der Türen war: Diese müssten aus Gründen der Isolation so schwer sein.
Tatsächlich? Bis heute war ich immer der Meinung, dass Türen zum Öffnen da seien. Oder nicht?
62 Kommentare zu «Ich bin ein Kind, holt mich hier raus!»
Ich befürchte, dass das freie, unbegleitete Spiel von ganz Kleine draussen noch viel mehr von unserer Mentalität und den heutigen Bedingungen und Erwartungen vereitelt wird als von schweren, geschlossenen Türen… Leider…
Überflüssiges Thema: ein Kleberli markiert die richtige Klingel und ein Schemeli hilft, falls die Klingeln weit oben sind. Auch ist es für einen Elternteil zumutbar, nach unten zu gehen wenn die Tür für das Kind zu schwer ist.
Bei mir wurde 2013 während Ferienabwesenheit ein Einbruchversuch verübt, weil die lieben Nachbarn aus Faulheit das das Türschloss bei der Haustür blockiert haben. Den Selbstbehalt für den Schaden durfte ich dann selbstverständlich selber berappen.
Vor den offenen Grenzen fuer Lohndoemper und deren Nachzug aller (Un)art, von der Sippe ueber von Kriegs- zu Wirtschaftsfluechtlingen mutierte Bekannte bis hin zu Kriminalturisten gabs noch keinen Selbstbehalt fuer Diebstahl, geschweige denn Einbruch. Um die Diskrepanz zwischen kleinen Leistungen an die Kunden und der praemienfressenden wasserkoepfigen Buerokratie zu kaschieren, wurden gar fahrlaessig ausgesetzte Schirme, Schals und Maentel ohne die heute ueblichen Stempeneien zum Neuwert verguetet Natuerlich mit der teuren Korrespondenz fuer eine Zahlung von schliesslich einem Bruchteil des Buerokratieaufwandes…..
Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen bewegungsfreundlicher Umwelt und Bewegungsumfang, auch wenn möglicherweise das Gewicht der Haustür hier nicht der entscheidende Faktor ist.
Viel wichtiger scheint mir ein Kindergarten- und Schulweg, der selbstständig bewältigt werden kann. Nicht (nur) wegen dem Schulweg, der als Bewegungszeit ja nicht so riesig ist. Sondern weil die Schule auch der Treffpunkt und Spielplatz in der Freizeit ist, und auch nach der Schule und am freien Nachmittag selbstständig erreicht werden sollte.
Insofern sind auch Projekte wie Pedibus etc. eigentlich kontraproduktiv. Ebenso wie andere Präventivprojekte, die neben Aufruf zu mehr Schutz eben auch mehr Angst verbreiten. Und Ängste der Eltern basieren nicht immer auf der realen Gefahr.
Jetzt haben wir hier an einem Donnerstag also ein durchaus interessantes Thema, das erstaunlicherweise kaum diskutiert wird. Und daneben der auf einen anderen Kanal verschobene Sexblog, der gar keine Komment are hat. Eine lose-lose-Situation?
Es gab immer mal wieder Artikel im Mamablog, die trotz interessantem Thema eher wenig diskutiert wurden. Und das heutige Sexblogthema ist an neuer Stelle sicher besser aufgehoben als hier. Warum es niemand kommentiert? Wer weiss… Aber gleich in der ersten Woche von einer Verlierersituation zu reden, ist zu früh. Einfach mal abwarten, wie es sich entwickelt.
Bingo! Eine Sexologin wird weggemobbt, aber Papablogger, die nur Elternfremd nostalgieren, statt die Familienpolitik zu kritisieren, sind den selektiven Moralistinnen hochwillkommen….
Na ja, KvB, solange Ihre immer gleichen, unverständlichen und wirren Kommentare freigeschaltet werden, haben Sie sich ja wirklich nicht zu beschweren…….. Sie haben ja zu allem, wirklich allem immer etwas zu sagen, also sollten Sie sich vielleicht zurückhalten bei der Aburteilung von Mobbingvorwürfen….
wofür man doch alles Geld hat? Wenn die Kinder zu Hause sind, ist logischerweise auch ein Erwachsener zu Hause, der ihnen notfalls die Türe öffnen kann. Sie müssen ja nicht alle 2 Minuten rein oder raus.
Nur nach Scheidungsjuxtiz“logik“ bis 12 oder gar 16 Jahre. Wenn der Arbeitgeber oder die Sozialversicherung blechen nur bis zum Alter von 14 Wochen, und gar das Sozialamt bealmost hoechstens nur noch ein Jahr….
Ich finde es wie der Autor sehr wichtig, dass die Kinder ohne Aufsicht draussen spielen. Ich habe die Jungs (5 und knapp 4) immer mal wieder über die gut befahrene Strasse gebracht und beim Sportplatz zusammen spielen lassen. Hat gut geklappt. Ich habe kontrollgänge gemacht alle 45 min und ihnen ein walkie talkie gegeben, dass meistens funktionierte:)
Da der Autor auf Zürich referiert, hier mal ein paar „alternative Überlegungen“:
1. Die allermeisten Wohnungen/Häuser in Zürich sind schon eeeetwas älter, z.T. aus Zeiten, da Kinder sowieso nicht zu spielen, sondern zu arbeiten hatten.
2. Viele Bauten (Blockrand) sind nach aussen verschlossen, die Innenhöfe (mit Spielplatz) sind aber leicht zugänglich.
3. Dass in der Stadt die Haupttüren geschlossen sind, erklärt sich wohl von selbst.
Ganz allgemein: Die Tür meiner Kindheit im Dorf (Einfamilienhaus) steht gewichtsmässiger meiner heutigen in nichts nach.
Und nochmals ganz allgemein: Doch, Türen sind zum schliessen da. Ansonsten würde man erst gar keine einbauen!
Hm. Bei uns war die Tür früher tagsüber immer offen, wie auch in den meisten Blocks, die ich kenne. Warum sollten die Haupttüren in der Stadt verschlossen sein? Verstehe ich gerade nicht.
Und die Innenhöfe haben vielfach nicht einen Spielplatz, sondern einen Parkplatz.
Ähm, Zutritt für Unbefugte verboten?
Und ich kenne keine Blockrandbauten (soll natürlich nicht heissen, dass es diese nicht gibt), die in den Innenhöfen nur Parkplätze haben…
Ähm. Verstehe es immer noch nicht. Gibt ja noch eine Wohnungstüre.
Die Tueren waren offen, als die Grenzen fuer Kriminalturisten noch zu waren. Heute sind die Grenzen offen und die Tueren zu oder bei Ponzens von Privatpolizei bewacht….
@tststs
die schwere Haustüre Ihrer Kindheit im EFH lag nicht einfach in den Scharnieren, sondern hatte einen automatischen Schliessmechanismus (Bügel oben), welcher dann eben auch ein aufstemmen-müssen nötig machte?
Die Schwere ist ja bloss ein Problem wenn die Türe nach aufschliessen nicht einfach „aufschwingt“, sondern eigentlich grad wieder ins Schloss fallen will.
Und so alt sind die Häuser mit vielen Familien drin nun auch wieder nicht, dass deren Kinder vor allem arbeiten mussten, und man sich derartige Überlegungen ersparte, resp diejenigen aus jener Zeit haben inzwischen ein paar Renovationen, Anpassen an veränderte Lebensumstände mitgemacht, also besonders überzeugen tun mich diese Überlegungen nun nicht…. .
@BS: Nope, war wirklich so eine schwere Türe (mein Grosspapi selig war sooo stolz auf diese massive Holztüre)
Und Sie kennen doch meinen Hang zur Übertreibung… 🙂 Und es kommt natürlich darauf an, was man unter alt versteht. Unsere Siedlung stammt aus den 1920er Jahren (und das tun ganz viele Siedlungen/Blockrandbauten in der Stadt)
Die Innenhoefe von Blockrandbauten dienten urspruenglich dem Zubringerverkehr (fuer Umzuege, (noch sehr seltene) Lieferungen usw. pp und spaeter auch einigen billigen oder gar mehrkostenlosen Mieterparkplaetzen. Auf spielende Kinder wurde Ruecksicht genommen. Heute ist bald jeder „freie“ Quadratmeter als Parkplatz auch Gebeudefremden vermietet, eine fast aufwandlose Zusatzgoldgrube fuer den Grundbesitzer, der sich weder um fehlende Spielflaechen fuer Kinder, noch um die von dennoch spielenden verursachten Schaeden an den teuer parkierten Autos kuemmern muss. Dichtestressgewinne privat, Schaeden dem Buerger und Staat….
Kinder unter 5 Jahre unbegleitet aus dem Haus lassen? Hört sich irgendwie schräg an. Einerseits werden die Kinder heute überbehütet, andererseits will man dieselben Kindern in diesem Alter schon unbegleitet nach draussen lassen? Ziemlich schräg und abwegig. Abgesehen davon, dass man sich fragt, wie Generationen von Kindern unter fünf früher nach draussen gekommen sind. Vielleicht waren die Architekten früher kinderfreundlicher?
Das kommt sicher auf die Wohnsituation drauf an. Bei uns sind die Autos in der ganzen (ziemlich grossen) Siedlung unterirdisch. Deshalb sind durchaus Kinder im Alter von 3 Jahren alleine draussen. Klare Regeln (nicht die Siedlung und die angrenzende Wiese verlassen, immer zu Hause sagen, wenn man zu jemandem nach Hause geht) klappten bei unseren Kindern auch in dem Alter (bis auf eine einzige Ausnahme) tipp topp. An den meisten Orten verunmöglicht aber der Verkehr solche Freiheiten.
übrigens gehen viele Kinder heute mit 4 in den Kindergarten. Da gehen sie auch alleine raus..
Wie „schwer“ die Haustüre meiner Kindheit war, weiss ich nicht mehr. Aber sicher weiss ich, dass ich mit 4 Jahren häufig nachmittags im Quartier/im Wald unterwegs war, zusammen mit Freunden. Und wohlgemerkt – ich bin ein Stadtkind. Aber: „wir waren viele“. Meine Generation brauchte nie Gspänli suchen, die waren einfach da, massenweise. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum man später/heute vorsichtiger geworden ist. Oder eben dass sich unsere Eltern nicht soviel Gedanken machen mussten – kein Kind war allein unterwegs. So frei laufen lassen geht heute einfach nicht mehr. Nur schade, dass das Pendel manchmal etwas gar weit in die andere Richtung – Überbehütung – ausschlägt.
Darum spielen unsere Kinder im eigenen Garten und die Terrassentür ist offen oder nur angelehnt.
Vielen Dank für diese alternativen Fakten!
Bis anhin wurden seit Jahren die gräulichen Helikopter-Eltern für die leeren Spielplätze verantwortlich gemacht. Jetzt wissen wir: die Architekten sind daran schuld.
dass Architekten sich gerne um die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner foutieren, ist aber ein lange bekannter Fakt (nichts mit alternativ und so), und zwar nicht nur in der Schweiz.
Immer dieser elende Vorwurf, wir Architekten würden mit Freude gegen die Bedürfnisse der Nutzer agieren, nur weil sie die eine oder andere Entscheidung nicht nachvollziehen können. Schwere, selbstschliessende Türen haben selten etwas mit Kinderfeindlichkeit zu tun, sondern mit Brandschutzvorschriften und zu erreichenden Wärmedämmwerten. Für den Bauherr hat Sicherheit und ein Label einfach mehr Wert.
Gerne würden wir so bauen, dass es für jeden so angenehm wie möglich ist, aber das Bedürfnis von Sicherheit und die Möglichkeit dass Kinder unbeachtet rein und rausrennen können widerspricht sich halt. Meiner Meinung nach hält eine schwere Tür jedoch kein Kind mit Spieldrang vom spielen ab, und Eltern können mit ihren Kindern ab gegebenem Alter das Rausgehen üben und Regeln festlegen
@Nadine: Dass die Architekten immer das tun, was die Bauherrschaft verlangt, stimmt so auch wieder nicht. Vielmehr ist es bei Zweckbauten äusserst wichtig, den passenden Architekten auszusuchen.
Ich war einmal in der Baukommission einer Turnhalle. Da ist das recht gut gelungen, auch wenn viel diskutiert wurde. Ich kenne aber andere Turn- und Sporthallen, die funktional nicht genügten (bzw. in einem Fall auch für Millionen saniert werden musste). Weil der Architekt ästhetische Aspekte in den Vordergrund rückte.
Ich kenne auch ein Primarschulhaus, in dem die neue Eingangstür wieder ersetzt werden musste, da zu schwer für die Kinder. Hätte das der Architekt oder der Bauherr wissen müssen?
Na ja, es ist wohl wie immer eine Medaille mit (mindestens) zwei Seiten: es gibt ja wohl immer auch eine Gemeindeversammlung bzw Bauabteilung, die ein Projekt genehmigen muss – wenn sich ein Architekt allzu einseitig austobt, dürfte man wohl verlangen, dass hier eingeschritten wird. Aber leider gibt es – immer wieder selber erlebt – in einer Gemeinde sehr viele Egos, die befriedigt werden wollen, nicht immer zum Wohle der (Mehrheit der) Bürger. In unserer Gemeinde hat sich ein ehemaliger Präsident mit einem völlig überdimensionierten Objekt verewigt, das über Jahre hinaus das Budget so verunstaltete, dass alles andere liegenblieb.
Auf der anderen Seite: wir haben anfangs der neunziger Jahre in einem Beton-Reihenhausblock aus den Achtzigern gewohnt – die Bewohner hatten aus Verachtung
/2 für den Sichtbeton alle ihre Balkone mit Pflanzen zuwachsen lassen und wann immer möglich den Beton durch Grünes überdeckt. Irgendwann stand die 30-Jahr-Feier an und der Architekt, mittlerweile im Ruhestand, aber zur Bauzeit scheinbar eine lokale Berühmtheit, weigerte sich teilzunehmen, weil er die Bepflanzungen nicht in seinem Konzept vorgesehen hatte und für verunstaltend hielt. Er war richtiggehend beleidigt. Ego!
@Caro: Ein Architekt hat auch nach Jahrzehnten noch sehr viele Rechte. Ich bin sicher, er hätte verlangen können, dass die Pflanzen zurückgeschnitten werden. Bei uns ist vor einiger Zeit Ähnliches passiert. Die Erweiterung eines Baus wurde Jahrzehnte nach Bauabschluss durch den Architekten verhindert, so dass nun daneben für sehr viel mehr Geld ein neues Gebäude gebaut werden musste. Und wieder in einer Turnhalle musste das Farbkonzept erhalten bleiben, obwohl es massive Schwierigkeiten verursachte (Raumpflege, Schwindel im Raum).
Noch zu den politischen Verfahren. Dass einer allein sich mit einem überdimensionierten Projekt verewigt, geht fast gar nicht. Die demokratische Mitbestimmung beschränkt sich allerdings schon auf Wesentliches am Bau (z.B. Vorprojekt), und dann wieder auf die Kosten. Wobei man schlecht einen Nachtragskredit ablehnen kann, wenn schon gebaut wurde…
@Sportpapi: Ich gebe dir völlig recht im Bezug darauf dass nicht immer 1:1 ausgeführt wird was die Bauherrschaft will. Wie weiter unten schon ausgeführt, gibt es auch immer eine grosse Breite an Bedürfnissen wo halt selektioniert werden muss, was realisiert werden kann und was nicht. Weiter hat die funktionale Genügsamkeit nichts mit ästhetischen Aspekten zu tun, entweder der Bau hält stand, oder wurde minderwertig ausgeführt. Dass es auch schlechte Architekten gibt, die das Allgemeinwohl nicht genügend berücksichtigen und aufgrund mangelndem Wissen minderwertig bauen, dem bin ich mir bewusst. Aber wie in diesem Artikel verallgemeinert wurde fand ich falsch.
Das mit der Türe ist natürlich nicht leicht zu ahnen, hätte aber bemerkt werden müssen.
@Nadine: Problematisch wird es wohl vor allem dann, wenn die Architekten mittels Wettbewerb bestimmt wurden.
Aber ich denke schon, dass das Problem vielfach bei den Bauherren liegt, die unklare Vorstellungen haben und wissensmässig meist auch nicht mithalten können, wenn schnell entschieden werden muss.
Aber zurück zum Thema: Ich glaube auch, dass die Probleme in den beschriebenen Fällen mehr beim Auftrag als bei der Ausführung liegt. Formuliert man als Kriterium, dass Kleinkinder zur Türe ein- und ausgehen können, bekommt man das auch. Notfalls mit Motor.
Kluge Menschen können unterscheiden zwischen Alternativen „Fakten“ und alternativen Erklärungsansätzen…
Hüttenmoser hat zwar eine etwas einseitige, aber schon eine logische (und belegte) Sichtweise
Es war ja gar nicht ironisch gemeint.
Ich bin ja froh, dass wir Eltern, die unter medialem Dauerbeschuss sind, weil die Kinder nicht mehr so spielen, wie wir seinerzeit, endlich aus der Schusslinie genommen werden und wir zum ersten Mal einen alternativen Erklärungsansatz für die Ursachen dafür bekommen. (Den bis anno dato niemand(!) hier im MB je erwähnt hat.)
@RoXY: Niemand? Kann ich mir fast nicht vorstellen, denn bei der Bewegungsförderung finde ich, ist Verhältnisprävention gerade so wichtig wie Verhaltensprävention. Spricht: ein bewegungsförderndes Umfeld ist zentral. Allerdings würde ich das nicht gerade an der Haustür festmachen.
Ausserdem ist es leider so, dass die Ängste der Eltern sich längst von den realen Risiken entkoppelt haben.
Hüttenmoser hatte hier ja schon mehrfach ein Gastspiel.
@Reincarnation of XY
war schon öfters Thema hier drin, vielleicht nicht grad flutenweise in den Eröffnungsreden, aber durchaus immer wieder mal in den Verläufen.
Die Bauherrschaft bezahlt die Architekten also bestimmt sie. Die Liegenschaftsbesitzer und Wohnungseigner wollen keine Fremden im Haus (die meisten Kinderlosen ebenso) und sie wollen auch Kosten sparen. Die leider waaaahnsinnigen Bauvorschriften in der Schweiz (Brandschutz, Erdbebensicherheit, Umweltverträglichkeit, MinergieP und viele mehr) lassen nicht viel Spielraum zu. Und so kommen leider die Kleinsten zu kurz. Die Architekten hier zu beschuldigen finde ich absolut daneben.
Unsere Kinder waren schon ab 3 relativ selbständig draussen, dem alter und der Umgebung angepasst (und immer mit einem wachsamen Auge unsererseits). Barrieren gibt es immer. Man kann sie als Ausrede benutzen oder mit den Kindern Strategien entwickeln um sie zu überwinden!
MinergieP ist keine Vorschrift. Und hat ausserdem wie die anderen von Ihnen aufgezählten Bereiche nicht das Geringste mit dem Thema zu tun. Also was genau wollen Sie uns sagen? Weder zum Gewicht der Haustür noch zur Höhe der Klingel oder dazu, dass die Tür nur mit dem Schlüssel geöffnet werden kann, gibt es eine Vorschrift. Also nichts als warme Luft…
@Paul: Das Minergie-Label IST keine Vorschrift, sondern HAT Vorschriften.
San hat mit seinen Ausführungen völlig recht, auch bei uns hat es beispielsweise schwere Türen, die mit dem Brandschutz zu tun haben. Unpraktisch für Kinder und ältere Menschen, aber Vorschrift.
P.S. Die Brandschutztür hat mit der Minergie natürlich nichts zu tun. Aber das Minergie-Label ist mit ziemlich vielen Standards verbunden, die nicht allseits beliebt/praktisch sind.
@ Susi: Nein Minergie ist keine Vorschrift und hat auch keine Vorschriften. Minergie ist ein Label des Vereins Minergie, welches jeder Hauseigentümer komplett freiwillig anstreben darf, wenn er Bock darauf hat. Vorschriften sind das, was der Staat vorschreibt. Wenn das Haus in dem Sie wohnen die Bedingungen von Minergie erfüllen muss, dann weil der Eigentümer das Label wollte und nicht weil der Staat das verlangt hat.
Und nein, schwere Türen haben nichts mit Brandschutz zu tun. Eine einfache Alupantüre erfüllt jeden in einem Wohnhaus geforderten Brandschutz und kann von meiner dreijährigen Tochter mühelos geöffnet werden. Schwere Türen kommen vom Einbruchschutz, welcher wieder – es wird die Jammeris der bösen Vorschriften enttäuschen – ebenfalls freiwillig ist.
Was Sie vielleicht meinen – da dämmert mir was – sind die automatischen Schliessvorrichtungen, da die Brandvorschriften mancherorts geschlossenen Türen verlangt. Wenn die streng gehen, dann nur weil Ihr Vermieter das billigste Modell wollte. Auch das ist nicht Vorschrift. In Altersheimen ist der Brandschutz noch viel strenger und interessanterweise können diese Türen trotzdem auch von äusserst gebrechlichen Menschen geöffnet werden.
@Paul: Natürlich muss man sich an gewisse Vorschriften halten, wenn man das Minergie Label besitzen möchte. (Mir ist nicht ganz klar, was Sie mit Ihrer Wortklauberei anstreben…)
Wir haben ein Brandschutztür, die schwer zu öffnen ist, weil sie einen relativ streng eingestellten Selbstschlussmechanismus hat. Dieser ist nötig, damit die Tür nicht ständig von den Mietern mit irgendetwas arretiert wird – die leicht zu schliessenden Türen werden dann aus Bequemlichkeitsgründen oftmals einfach offen gehalten mit irgendwelchen Holzkeilen, dies musste unterbunden werden, weil es eben Vorschrift ist, dass diese Tür geschlossen bleibt. Voilà.
@ Susi: „Natürlich muss man […], wenn man das Minergie Label besitzen möchte.“ Eben: Möchte.
San beschwert sich aber über die „waaaahnsinnigen Bauvorschriften in der Schweiz“ und eine Vorschrift ist eben nicht „muss man, wenn man möchte“ sondern „muss man, egal ob man möchte“. Wenn Ihre Wohnung Minergie hat und Ihnen das nicht passt: Beschweren Sie sich bei ihrem Vermieter, er wollte das so.
Genau so wie mit der plötzlich gar nicht mehr schweren sondern nur noch streng eingestellten Brandschutztüre: Zuerst über die Vorschriften motzen und dann merken, dass es an den Nachbarn liegt. Haben Sie mit denen schon geredet?
Ist eben typisch Schweiz: Lieber über angebliche Vorschriften jammern statt mit den Nachbarn reden. Bringt zwar nichts, ist aber wahnsinnig bequem.
@Paul: Sehen Sie mich irgendwo motzen oder jammern? (Wo genau?)
Ich stelle Fakten fest. Sachlich. Wenn A, dann B. Dahinter steckt keine Wertung, sondern es ist eine Reaktion auf Ihren Post von 10:27h, Sans Kommentar sei warme Luft. Das ist es nicht, denn heutzutage wird fast ausschliesslich auf Minergie-Standard gebaut und gewisse Vorschriften haben nichts mit dem Architekten zu tun, sondern mit den Vorschriften, beispielsweise kombiniert mit dem Verhalten der Bewohner (wie in unserem Fall). Da gibt es einen Spielraum, auf den die Architekten keinen Einfluss haben. Das ist Sans korrekte Aussage.
Ich selber habe keine Probleme mit der Brandschutztür und unsere Tochter ist gross genug, sie problemlos öffnen zu können. Und ich schätze unser Minergie-Label, die Konzessionen trage ich gerne.
@ Susi: OK ich nehm‘ das Jammern und Motzen zurück.
Aber doch, Sans Post ist und bleibt warme Luft, weil San sich über die „waaaahnsinnigen Bauvorschriften in der Schweiz“ beschwert und Minergie halt schlicht und ergreifend keine Vorschrift der Schweiz ist sondern ein freiwilliges Label eines privaten Vereins. Ja, wenn Sie das Label wollen, müssen Sie die Anforderungen dafür erfüllen, aber nein, es ist deswegen trotzdem nicht Vorschrift. Wenn Sie diesen Unterschied partout nicht verstehen wollen, dann lassen wir es jetzt sein.
@Susi
das finde ich nun eher seltsam, eine stark schliessende Türe kann ich doch genauso gut mit einem Holzkeil am schliessen hindern, wie eine auf „leicht“ eingestellte, der stärkere Mechanismus wird doch kaum den Keil zerfleddern?
Nein, ich finde nach wie vor dass bezüglich Benutzerfreundlichkeit Architekten/Umsetzende noch einiges an Potential ausfüllen könnten….
@Brunhild: Doch, es wird sehr viel schwieriger mit dem Keil, der wird durch die starke Tür auf dem relativ glatten Boden verschoben, da braucht es jemanden mit genug Kraft, den Keil fest unter die Tür zu schlagen. (Es geht, wird aber erschwert. Und anstellen von Taschen o.ä. reicht nicht.)
@Paul: Eigentlich sind Sie es, der die Dinge ständig verdreht und Dinge versucht zu erklären, die bereits vor dem ersten Post klar waren und auch nirgendwo so stehen, wie Sie es darstellen. Niemand schreibt hier, Minergie sei irgendwo Vorschrift, sondern dass sie, falls vorhanden, Vorschriften beinhaltet. Genau das versuche ich ja bereits im ersten Kommentar zu klären. Genauer lesen? Oder nicht lesen und den herablassenden Ton sein lassen, wenn man den Durchblick nicht hat.
Stadt Zürich und viele Genossenschaften setzten Minergie P oft als Voraussetzung in den Auftrag. Somit ist es dann für die Architekten sehr wohl eine Vorschrift, die sie umsetzten müssen.
@ Ka: Nein, das ist dann immer noch keine Vorschrift, sondern einen Teil des Pflichtenhefts.
Vorschriften ist das, was im Baugesetz und in den SIA Normen steht.
Mir ist völlig schleierhaft, wie man Wünsche des Bauherrn mit Vorschriften des Staates durcheinanderbringen kann.
Ich habe unsere beiden Jungs auch nicht alleine auf den Spielplatz gelassen. Ich bin mit ihnen mitgegangen, verbunden mit einem Walderlebnis (der Wald grenzt an den Spielplatz). Mir wäre es zu gefährlich gewesen, eben der Wald und auch die offenen Schienen des Bähnchen). Es kam mir gar nicht in den Sinn, sie alleine dorthin gehen zu lassen. Ich spielte mit ihnen mit oder dann die Kinder, die auch dort waren. Das war eine sehr schöne unbeschwerte Zeit, bei der man – nicht wie später in Schulzeiten – immer auf die Uhr schauen musste. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Denn die Zeit, in denen sie dann alleine mit Kollegen mit Velo, Trotti etc. unterwegs waren, kam bekanntlich früh genug. Wir lebten auch nicht in einer „geschützten“ Siedlung. Dort hätte ich es ev. anders gehandthabt.
wir haben Ende der Neunziger mit Kleinkind in Fribourg gewohnt, im Schönberg-Quartier. Dort gibt es eine Siedlung, die aus 5 6-stöckigen Hausnummern besteht, Drumherum eine Wiese mit Hag ausserrum; die Autos sind alle unterirdisch. Dort konnten wir die Kids alleine rauslassen (die Türen waren keine 500 kg schwer) und ab und zu vom Balkon aus nach ihnen schauen – perfekt.
Das tönt wirklich perfekt, Vierauge!
So eine „geschützte Zone“ stelle ich mir einfach wundervoll vor.
Vor allem wird man in einer solchen Siedlung wohl auch den grossen Vorteil haben, dass man sich gut mit anderen Müttern absprechen kann und jede einmal das Aufpassen gerne übernimmt.
Andererseits empfand ich diese Zeit mit den Jungs, wo sie mit mir auf Entdeckungsreise im Wald, Spielplatz etc. gehen wollten, als sehr schön. Und ich würde auch heute – einige Jahre später – noch so argumentieren, wie die Kolleginnen unten von 13….: „Ich verbringe halt gerne Zeit mit meinen Kindern.“
Jedenfalls möchte ich diese Zeit niemals missen. Die Selbständigkeit der Kinder, wo sie selber alleine oder mit der Clique um die Häuser ziehen wollen, kommt/kam früh genug 🙂
Reine Neugier als Schönberg-Bewohner: welche Siedlung war das?
Wer heutzutage seine Kinder unter 5 Jahren unbegleitet draussen spielen lässt, wird doch eher schräg angeschaut? Und ab 5 können sie ja meist die Klingel mit dem eigenen Namen lesen. Vor dem alleinigen Bewältigen des Chindsgiweges liess ich meine Kinder nicht alleine draussen spielen. Ich hatte einfach keine Lust darauf, die Gefühle zu ertragen, wenn man sein eigenes Kind nicht mehr findet. Da ging ich lieber mit und las halt Zeitung, ein Buch, schwatzte mit anderen Eltern usw.
Als ich klein war, stand neben der Klingel eine Hocker und neben den einzelnen Namen waren farbige Tupfen angeklebt, damit auch diejenigen, die noch nicht lesen können, wissen, wo sie läuten mussten. Es liegt doch nicht an der Architektur, sondern an der Tatsache, dass die wenigsten Eltern ihre Kinder heutzutage alleine rauslassen. Selbst bei uns auf dem Land spielen sehr viele Kinder bis zu 10 Jahren ausschliesslich im eigenen Garten.
Vor Kurzem tauchte die Frage, ab wann man Kinder alleine rauslassen sollte. Die Antworten variierten zwischen 7 und 14, aber unter 5? Keine Chance. Die Begründungen gingen vom Strassenverkehr, über den bösen Mann bis hin zu „Ich verbringe halt gerne Zeit mit meinen Kindern.“ Die Architektur war nie ein Thema.
Ich hab unsre Tochter unter 5 rausgelassen, allerdings in Begleitung ihrer Brüder, wobei nicht gedacht war dass sie diese nun „überwachen“ müssten- tja, und dann war sie plötzlich unauffindbar… .
Bei der (zunnehmend verzweifelteren) Suche durch die Siedlung sahen wir sie im Treppenhaus eines anderen Wohnblockes, offenbar war dort die Eingangstüre nicht ganz ins Schloss gefallen, nach ihrem Eintreten aber schon, und sie brachte die Türe von innen nicht mehr auf… .
Unsere Türen sind vermutlich nicht grad 500kg, aber nicht nur kleine Kinder, auch ältere Mitmenschen haben damit ihre liebe Mühe; und isolieren tun sie eher nicht da genug Spälte vorhanden…
Nein, die „bösen“ Architekten sind nicht immer Schuld, sie bauen ja für die Bauherrschaft, die ihre Wünsche formuliert. Also setzten Sie letztendlich die gesellschaftlichen Trends um. Aber einer dieser Themen ist schon die Wärmedämmung, deshalb werden die Türen und Fenster immer schwerer und unhandlicher. Es gäbe aber z. B. Automatische Türöffner. Ich wohne in der Agglomeration, in unserer Siedlung mit ca. 70 Wohnungen sind die meisten Türen offen, es hat keine geschlossenen Treppenhäuser, sondern offene Laubengänge, jedes Kind kann bis zur eigene Haustür laufen. Viele liessen ihre Kinder ab 3 Jahren auf den Siedlungsspielplatz alleine raus.
Im eigenen Garten? Schön wärs. Wenn die Kinder irgendwo im Quartier spielen dauert es nicht lange und es verschwindet eins ums andere um bei einem Gschpänli elektronische Games zu spielen.
Der Vermieter wohnt in seiner sicheren Villa und ist nur an maximaler Rendite interessiert. Es waere Sache der Politik, nicht nur Vorschriften gegen Feuer, Energieverschwendung usw. zu brunzen, sondern auch dem Wohlbefinden von Kind, Frau und gar Mann und Katze auch als blossen Mietern dienliche. Angefangen von einer Katzenrampe an der Aussenfassade ueber Laermdaemmung ala 5-Sternhotel, bis hin zur Kontrolle der Grenzen und Strassen auf Einbrecher, Kinderschaender und Kinderhaendler durch den Staat statt Privat“polizei“ nur fuer Ponzen….