Schlafmittel fürs Baby?
«Immer mehr Eltern geben ihren Kindern Schlafmittel», titelte das deutsche Magazin «Focus» vor kurzem. Kinderärzte und Wissenschaftler würden diesen gefährlichen Trend zurzeit beobachten, heisst es im Artikel. Und es werden verschiedene Passagen aus Onlineforen zitiert, in denen verzweifelte Eltern berichten, dass sie ihren kleinen Kindern «als letzte Option» Schlafmittel verabreichen würden.
«Grauenhaft», schoss es mir beim Lesen durch den Kopf. Und ich fragte mich, ob das in der Schweiz auch so sei. Wieso auch sollte das Problem nur ennet der Landesgrenze bestehen?
Keiner fragt offiziell nach Schlafmitteln
Dagmar Ambass, Psychotherapeutin und Mitarbeiterin der Stiftung Mütterhilfe, gibt auf Anfrage Entwarnung: «Noch nie haben wir erlebt, dass Eltern uns fragen, ob wir Schlafmittel für das Kind empfehlen würden oder dass sie bei ihrem Arzt die Verschreibung von Schlafmitteln für das Baby erbeten hätten», sagt sie, «und wir beraten sehr häufig Eltern, die unter Schlafmangel leiden.» Ihr falle vielmehr auf, dass Eltern gewissenhaft darauf achten würden, potenziell schädliche Stoffe wenn möglich von ihren Kindern fernzuhalten. «Ein einziges Mal in sieben Jahren Tätigkeit hat mir allerdings eine Mutter berichtet, dass ihr Kinderarzt ihr die einmalige Gabe eines schläfrig machenden Antiallergikums empfohlen hat, damit das neun Monate alte Kind erleben kann, wie es ist, durchzuschlafen.»
Auch bei der Elternberatung von Pro Juventute hat man noch nie davon gehört, dass Eltern ihre Kinder mit Schlafmitteln behandelt hätten. Dass das vorkommt, will man aber nicht kategorisch ausschliessen: «Bestimmt ist die Hemmschwelle sehr gross, so etwas zuzugeben.»
Craniosacraltherapie statt Medizin
Klickt man sich durch die Schweizer Mütter-Plattform Swissmomforum.ch, trifft man zwar auf viele Threads zum Thema (Durch-)Schlafen, aber zu Schlafmitteln oder einschläfernd wirkenden Hustensirups raten sich die Mütter nicht. Höchstens «die Schlafchügeli von Omida» werden da empfohlen. Noch lieber aber schicken sich die Mamas gegenseitig zur Craniosacraltherapie oder zum Osteopathen.
«Unserer Meinung nach ist die Ausgangslage in der Schweiz eine andere als in Deutschland», sagt Reto Steinmann vom Apothekerverband des Kantons Zürich. An Kinder unter zwei Jahren erfolge die Abgabe von Schlafmitteln ausschliesslich auf ärztliche Verordnung. In den Apotheken werde zudem gefragt, für wen und warum der Bezug erfolge, und bei Kindern unter 12 Jahren werde von der Einnahme abgeraten oder die Abgabe verweigert. «Ausserdem ist die Darreichungsform von Schlafmitteln für Kleinkinder meist nicht geeignet, da es sich um Tabletten handelt. Früher erhältliche Tropfen und Sirups sind nicht mehr im Handel, so Steinmann. Der Apothekerverband ist deshalb der Meinung, «dass damit in der Schweiz ein angemessener Schutzmechanismus eingebaut ist». Dennoch gibt Reto Steinmann zu, dass es sich natürlich nicht ganz verhindern lässt, dass jemand diese Schutzmechanismen vorsätzlich umgeht.
Denn dass sich immer mehr Eltern unter Druck fühlen, weil das Kind nicht früh genug durchschläft, bestätigen mir alle Experten. «Oft wird den Eltern vom Umfeld vermittelt, dass jedes Kind durchschlafen kann und man als Eltern relevanten Einfluss aufs kindliche Schlafverhalten hat», heisst es bei der Elternberatung. Natürlich kann man als Mutter oder Vater etwa durch Rituale und eine ruhige, reizlose Umgebung das Einschlafen fördern. Doch wie sehr ein Kind darauf anspricht, ist letztlich individuell. Häufig fehle auch die Gelassenheit, um dem Kind die nötige Sicherheit für das Ein- und Durchschlafen zu vermitteln, sagt Dagmar Ambass: «Viele Mütter wollen oder müssen schon nach wenigen Wochen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Zeit, um das Baby in Ruhe bei seiner Anpassung an die fremde Welt zu begleiten, ist dadurch knapp bemessen.»
Ob Globuli oder Schlafmittel: dieselbe Botschaft
Kann man als Eltern diesem Druck irgendwann nicht mehr standhalten, erliegt man womöglich dem Reiz des vermeintlich so einfachen Weges, das Kind medikamentös ruhigzustellen. Wobei die Verzweiflung riesig sein muss, geht man damit doch ein immenses Risiko ein. Wie ein Experte gegenüber «Focus» sagt, können die Medikamente nämlich psychisch abhängig machen, innere Organe schädigen oder gar einen Atemstillstand verursachen. Für den Körper eindeutig schonender ist der Griff zu den im Swissmom-Forum erwähnten Globuli. Die Botschaft dahinter ist dennoch dieselbe: Das kindliche Schlafverhalten muss mit Medikamenten optimiert werden.
Aufwendiger, dafür nachhaltiger ist es, seine Situation mit einem Profi anzuschauen. Die Elternberatung zum Beispiel gibt Tipps, die auch mal ganz pragmatisch sein dürfen. Manchmal reicht es nämlich schon, sich beim nächtlichen Aufstehen ganz strikt abzuwechseln, damit einmal der Papa, einmal die Mama eine ruhige, erholsame Nacht geniessen kann. Und Dagmar Ambass appelliert daran, sich nicht dem Druck auszusetzen, perfekt funktionieren zu müssen, sondern die eigene Familie und ihre Bedürfnisse gegebenenfalls mithilfe einer Fachperson ganz genau anzuschauen und nach individuellen Lösungen zu suchen. «So gelingt es in der Regel gut, dass alle Familienmitglieder ohne den Einsatz von Medikamenten ihren Schlaf wiederfinden.»
133 Kommentare zu «Schlafmittel fürs Baby?»
Beim 1. Kind war mit Unsicherheit das 1. Jahr sehr anstrengend. Danach versuchten ich und mein 2. Mann uns nicht mehr mit unseren Schlafgewohnheiten mit den 2 weiteren Kinder zu erklären. Aus un serem Schlafzimmer machten wir ein Riesenfamilienbett. Das Baby schlief jeweils gleich neben mir und im Halbschlaf gab ich ihm beim 1. „mämä“ die Brust im Liegen und ich schlief gleich weiter. Auf jeden Fall waren wir alle am Morgen herrlich ausgeschlafen und zufrieden. Nein, ich hatte nie Angst das Baby zu erdrücken oder mit meiner Decke zuzudecken. Es steckte friedlich je nach Jahreszeit in einem warmen Schlafsack. Ab und zu kam mal von anderen Eltern/Verwandten die Bemerkung:“Waaas? Ihr schläft mit den Kinder und was ist mit Sex???“ Alles war herrlich und sowas von kein Problem!
Unser Kind schlief mit 4 Wochen durch. Mit 1 Jahr entwickelte es massive Schlafstörungen. Wir waren dermassen am Limit, uns wurde empfohlen, zur Erholung das Kind 2 Wochen weg zu geben. Wir kannten so ziemlich jeden Ratschlag und jede Beratungsstelle in unserer Umgebung. Was ist in der Situation schlimmer – ein Kind zwei Wochen weg geben oder Globuli? Der entscheidende Tipp kam dann aber von einer Person, die ähnliches mit ihrem Kind erlebte: Milchintoleranz. Von der ersten Nacht an ohne Kuhmilch schlief unser Kind besser. Es dauerte dann noch eine Weile bis zum Durchschlafen, heute ist auch die Kuhmilch kein Problem mehr.
Geschätzte Miteltern, ich staune sehr darüber, wie es selbst beim Thema Schlaf von Babies gelingt, Politikgeschichte mit Erziehungswissenschaften und Globuli zu verquicken. Da erheben Mila und die wilde 13 eine wissenschaftliche Deutungshoheit für sich, ohne wissenschaftlich zu argumentieren und zielen auch noch unter die Gürtellinie, während andere versuchen zu erklären, wie es bei ihnen funktioniert hat. Jeder in diesem Forum berichtet von eigenen Erfahrungen und leitet daraus eine Theorie ab. Das nennt man Induktion und ist eine wissenschaftlich anerkannte Vorgehensweise. Genau so kann man deduktiv von der Theorie in die praktische Umsetzung gelangen. Sprich man kauft sich ein Buch, interpretiert den Inhalt und probiert es aus.
Jetzt bin ich doch ziemlich überrascht: zu sagen, eine bestimmte Aussage wäre vor wissenschaftlichem, evidenzbasiertem (!) Hintergrund (Schlafforschung) Unsinn, weil es schlicht so ist, ist nun ein Schlag unter die Gürtellinie? Come on… Konsultieren Sie Largo, und es gibt noch weit mehr einschlägige Literatur zum Thema.
Verzeihung, es sollte heissen: einschlägigere Literatur. Und falls Sie es nicht wissen sollten: Schlaftrsiningsbücher haben ihrerseits keinen wissenschaftlichen Hintergrund. Aber eine in meinen Augen nicht unproblematische Vor- bzw. Entstehungsgeschichte – deren sollte man sich einfach bewusst.
Die wilde 13?
Der Hinweis auf den Ursprung einer Methode ist keine wissenschaftliche Arbeit, nur eben ein Hinweis. Jeder kann damit das anfangen, was er will.
Und wie ich das Problem kenne. Unser Sohn hat zwei Wochen nach der Geburt abends nur noch geschriehen, an Schlaf war nicht zu denken. Wir haben alles versucht, bis er am Schluss jeweils nur noch auf meinem Bauch schlief. Mach 8 Wochen Termin beim Osteo, weil angeblich Blähungen sein Problem seien (gem. Hebamme/KA). Hat ihn durchgecheckt, das wars nicht wirklich. Anschl. Abendritual eingeführt, Stillposition angepasst, das Kind (huch) auf dem Bauch schlafen lassen und zack 3 Nächte später selbständig ein- und durchgeschlafen. Ich konnte mir das nie wirklich erklären. Manchmal denke ich es lag an meiner persönlichen Einstellung, zu wenig konsequent, übervorsichtig und ängstlich (1. Kind), evt. hätten wir das Theater auch nicht gehabt, wenn wir ihn nicht zum Rückenschläfer gezwungen hätten.
Es gibt gute Beratungsstellen für Eltern mit Schreibaby, vielleicht sollte man lieber darauf aufmerksam machen, als hier was von Schlafmitteln und Globuli zu erzählen.
Z.B. im Triemlispital in ZH ist sogar ein stationärer Aufenthalt für Kind und Eltern möglich. Überweisung erfolgt durch den Kinderarzt.
und auch: dass das Kind übermässig schreit/schlecht einschläft heisst nicht, dass die Eltern etwas falsch machen. Es ist nichts, weswegen man sich zu schämen hat. Viele Eltern sind betroffen. Dafür ist es super anstrengend, nervenaufreibend und psychisch wie auch körperlich sehr belastend (für Eltern und Kind). Man darf sich wirklich helfen lassen!
Im Mamablog werden jetzt ernsthaft Globuli vorgeschlagen? Gehts eigentlich noch?
Doch, doch. Die helfen auch gegen verdorbenen Buchstabensalat im MB. Falls nicht, trinkt man Tee aus Russells Teekanne. Aber ja nicht zu heiss. Im Ernst, die Verzweiflung zwingt manche Eltern zu drastischen Mitteln. Auch wenn’s dem Kinde nicht nützt, so beruhigt es Mutter’s Gemüt, was wiederum das Kind verspürt und sich ebenfalls beruhigt. Ergo die Annahme: Globuli wirken (irgendwie)… 🙂
Vielleicht Nachts einfach 5 Minuten warten, bevor nachgeschaut wird.
Beim einzigen Kleinkind zur Zeit in meiner Umgebung wird das Kind Videoüberwacht, und nach dem ersten Muks geht beim I Phone der Bildschirm an und die Mutter steht schon auf Abruf gerade im Bett.
Der Partner sagt mir, das er nichts gegen tun kann. Keine Wartezeit. Keine Gelassenheit. Er habe einfach keine Gefühle, verstehe halt nichts von Mutterliebe…..
Komische Entwicklung….
Während einige Kommentare hier einer überforderten Mutter Trost bieten, kommt mir bei anderen buschstäblich die Galle hoch; da wird mit dermassen viel Arroganz erzählt, wie halt die Anderen nucht fähig sind, einem Kind mit „sanften Nachdruck“ den Unterschied von Tag und Nacht beizubringen.
Mein Grosser war ab seiner Geburtsstunde ein Schreikind, ab dem 2. Lebenstag kam noch hyperventilieren dazu. Vom 1. Mucks bis zum Luft einziehen vergingen nur wenige Sekunden, so schnell konnte ich gar nicht bei ihm sein und ihn hochnehmen.
Trotzdem kamen dann von minderintelligenten Leuten der Rat, dass ich ihn halt einfach schreien lassen soll und wenn ich das nicht täte, wäre ich halt selber schuld an meinem Schlafmangel.
Nun, durchgeschlafen hat er erst mit 6 Jahren.
Mein Kind hat 4.5 Monate jeden Abend mind. 2h geschrien bis sie eingeschlafen ist! Dafür hat sie aber immer gut geschlafen. Für mich heisst durschlafen (auch gemäss div. Definitionen) wenn das Kind mind. 6h am Stück schläft…
Nun kommen die Zähne und der ganze Rythmus ist dahin…. hier greife ich halt wenns gar nicht mehr geht mit Beruhigen und Schlafen zu Globulis, obwohl es eigentlich nicht so ohne ist!!!
2/2 Ich kenne inzwischen einige Eltern, die irgendwann ihr Baby doch nachts entwöhnt haben (weil sie es nicht mehr ausgehalten haben) und alle bestätigen, dass es am Schluss relativ einfach war. Das Kind hat nachts einfach keine Milch mehr bekommen, höchstens Wasser. Ausserdem wurde es nicht mehr aus dem Bettchen genommen (wir reden hier über bereits ältere Kinder – jährig aufwärts). Nach zwei Nächten haben die Kinder seelig durchgeschlafen. Bei kleineren Babies ist es vielleicht auch Glück, wobei gemäss dem von mir erwähnten Buch in Frankreich anscheinend fast alle Babies früh durchschlafen. Anscheinend haben dort die Mütter aber auch nicht den Anspruch, bei jedem Mucks des Babies in Maximalaktion zu treten. Stattdessen wird erst kurz gewartet ob sich das Baby nicht doch wieder beruhigt.
Dies war eine Antwort an Carolina ganz unten, 23. Januar 2017 um 11:14…
Franka, bei mir war das alles der Fall. Da es mein zweites Baby war (das erste hatte null Probleme und schlief mit 6 Wochen durch), hatte ich keinerlei Erwartungen. Als die Probleme losgingen, habe ich alles durchprobiert an Ratschlägen, auch Bücher, bin mit ihr zu allen möglichen Aerzten aller möglichen Fachrichtungen gegangen und habe sie nach 3 Monaten abgestillt. Hat alles nichts genützt, sie war nachts einfach nicht davon abzubringen, auf mir oder später ganz nah an mir zu schlafen. Irgendwann hat mir mal eine Mutter, der es ähnlich ergangen war, gesagt, dass ich doch einfach akzeptieren könnte, dass sie so sei und mich einfach bräuchte – danach war es zwar immer noch anstrengend und der Schlafentzug hat mich immer noch fertig gemacht, aber ich habe mich entspannt, weil mir
/2 ja doch nichts half und es vielleicht mit mir gar nichts zu tun hatte. Ich habe danach übrigens noch zwei Kinder geboren und keines hatte dieses Problem. Aber dieses Kind hat, wie sich später herausgestellt hat, bei allem etwas länger gebraucht, um sich abzulösen – heute ist sie eine selbstbewusste und sehr patente junge Frau, mit der ich eine sehr enge Verbindung habe.
Vielleicht sollten Tipps einfach eher einen praktischen Bezug haben, z.B. wo man sich ganz konkrete Hilfe holen kann, wo man anrufen kann, wenn es ganz schlimm wird. Was nutzt es mir in dieser Situation, wenn Sie mir einen Vortrag darüber halten, dass jedes (!) Baby theoretisch mit 8 bis 12 Wochen durchschlafen sollte (!)? Es hilft mir im konkreten Moment nicht, sondern verstärkt nur meine Unzulänglichkeitsgefühle.
Naja, die Theorie und die Praxis liegen halt leider oft doch weit auseinander. Ich glaube ob es jemandem hilft oder nicht, so etwas zu wissen, ist eine Typfrage. Ich bin eher der Typ „wenn ich weiss es ist machbar, dann wird’s schon klappen“ und meistens stimmt das dann auch. Aber mir ist schon bewusst, dass das nicht für jeden so stimmt. Im Übrigen hatte ich in der harten Phase (Geburt bis ca. 12 Wochen) keinen wirklichen Schimmer und keinen vordefinierten Plan. Das einzige, was wir wirklich versucht haben, war einigermassen einen Rhythmus in die Sache zu bringen und die Abläufe gleich zu halten. Ausserdem war ich so erschöpft, dass ich teils recht lang gebraucht habe, um nachts aufzuwachen. Mit dem Ergebnis, dass sie oft tatsächlich weitergeschlafen haben.
Meine Tochter hat in den ersten 6 Wochen abends ab 21 Uhr nur noch geschrien. Ich habe jeden Tipp befolgt, es hat nichts genützt. Ich konnte Sie nur zum Schlafen bringen, wenn ich Auto gefahren bin oder sie herumgetragen habe. Somit hatte ich nach 1 Woche einen mega Schlafmangel. Geholfen hat mir, dass ich 2 oder 3 mal an einem Morgen den Elternnotruf gewählt habe. Die erfahrenen Ladies auf der anderen Seite waren super, sie haben mir nicht noch mehr Tipps gegeben sondern vor allem eine Weisheit: Jetzt ist die Zeit heavy, aber in einer Woche kann schon alles anders sein da ein Kind sich so schnell entwickelt. Es hat mich sehr beruhigt, dass das als Phase zu sehen ist und es hat mich gestärkt. Nach 6 Wochen schlief meine Tochter durch, woran es gelegen hat, weiss ich nicht.
Durchschlafen nach 6 Wochen ist Luxus pur. Wirklich super schön. Bei meinem Grossen dauerte es 6 Jahre.
Ich hatte/habe so ziemlich alles: Ein Kind, welches mit knapp zwei Monaten durchschlief, eines irgendwo in der Mitte, welches, bis zum 8. Monat alle 30 Minuten kam, dann von einem Tag auf den anderen nur noch 1-2 Mal und mit 2 Jahren durchschlief und eines, welches mit 21 Monaten immer noch bis zu 5 Mal in der Nacht erwacht. Und ja, es ist streng, manchmal auch sehr streng, v.a. wenn man tagsüber noch den Anforderungen des Jobs und der Familie gerecht werden sollte.
Ich kann nur zwei Tipps geben: Erstens annehmen, keine Erwartungen, dass das Kind schnell durchschläft, einfach akzeptieren, wie es ist. und zweitens Hilfe suchen und annehmen.
Schlafmittelchen oder -Trainings kommen meistens dann zu Zug, wenn die Eltern, oder die Mutter, am ende ist und nicht mehr weiter weiss. Kinder haben selten Schlafprobleme, die Erwachsenen können jedoch ein ziemliches Problem damit haben, dass Kinder individuelle Schlafrhythmen haben. Und wer soweit ist, Kindern Schlafmittel zu verabreichen, bei dem hat zuvor ein System versagt, in dem man sagen kann: „Ich kann nicht mehr, hilf mir.“ Wenn man sich mit dem Partner die Nächte teilen kann oder halt die Grossmutter tagsüber die Kinder kurz nimmt, damit man sich hinlegen kann oder die Freundin das Essen vorbeibringt, damit man sich nur hinsetzen kann, das ist es, was bei Schlafproblemen wirklich hilft. Man (oder frau?) muss nicht alles alleine schaffen.
„Kinder haben selten Schlafprobleme.“
Kommt vermutlich auf die Definition von Schlafproblemen an. Wenn jedes Verhalten quasi „normal“ ist, dann stimmt das wohl.
Wenn ein Kind aber in der Nacht mehrfach aufwacht und weint, weil es nicht mehr selber einschlafen kann, dann finde ich, es hat ein Schlafproblem.
Die Definition ist relativ einfach:
Ein „Problem“ ist es dann, wenn die Person, die das „Problem“ hat, darunter leidet, und nicht, wenn die Gesellschaft oder die Eltern der Ansicht ist, das Kind müsse nun durchschlafen oder wieder alleine einschlafen. Dieses Kind leidet dann höchstens unter den Folgen dieser Überzeugung. Ein Kind liegt ja kaum nachts im Bett, weint und denkt: „Ich wünschte, ich könnte alleine wieder einschlafen.“ Nein, es weint, weil die Eltern der Meinung sind, dass es das Können muss, und nicht kommen und hört dann auf, wenn sie es tun.
Was ich aber meinte:
Ein Kind, das tagsüber stets übermüdet ist, aber nachts nicht zur Ruhe kommt, welches abends völlig fertig ist, aber den Rank nicht findet, welches dauernd von Albträumen heimgesucht wird, hat Schlafprobleme, das trifft aber auf die wenigsten Kleinkinder zu. Meine Jüngste erwacht noch x Mal in der Nacht, sie nestet etwas herum, will gestillt und gestreichelt werden, vielleicht ein Glas Wasser und schläft dann weiter. Sie stört dieses Aufwachen nicht, für sie ist das kein Problem, ihr geht es gut damit. Das „Problem“ habe ich, nicht sie.
@13: Wenn Sie das Problem des Kindes lösen, in dem Sie es selber schultern, dann hat es natürlich keines mehr.
Kann man so sehen, muss man aber nicht.
Denkt man das weiter, gibt es auch kaum Lernprobleme, kaum Essprobleme, keine disziplinarischen Schwierigkeiten. Man kommt auch nicht zu spät, weil man verschlafen hat, sondern ist da, wenn man aufgewacht ist. Denn alles ist nur das Problem des Umfeldes, das Erwartungen hegt, die nicht erfüllt werden.
Wo ich bei Ihnen bin: Natürlich sollten die Ansprüche an ein Baby bescheiden sein.
@ SP
Sie müssen gar nichts, aber Sie haben es grundsätzlich erfasst. Ich wünschte oft, man könnte es anderswo auch so annehmen, aber bevor wir hier die Schuldiskussion weiterführen:
Ansprüche an ein Baby sollten möglichst gering, am liebsten gar nicht vorhanden sein. Erst recht nicht an den Schlaf. Aber ich habe einen Anspruch an mich, meinem Kind zu ermöglichen, diese Entwicklung bis hin zum durchschlafen oder selber wieder einschlafen im einen Tempo zu gehen. Das kann ich nur durch das Akzeptiere seines Tempos und eben dadurch, dass ich darauf reagiere, wenn ich darunter leide. Nicht durch die Manipulation am Baby, sondern indem ich mir Hilfe verschaffe.
Hier sehr schön gesagt:
„Es geht gar nicht um Erziehung oder darum, dass die Kinder möglichst schnell ein bestimmtes Verhalten erlernen, sondern es geht darum, als Eltern die Zeit zu überstehen, während die Kinder ihr Babyding machen.“
http://www.n-tv.de/panorama/Beim-Schlaf-geht-es-nicht-um-Erziehung-article18072561.html
@13: Eigentlich würde ich dem nicht Manipulieren sagen, wenn ich dem Kind helfen würde, sich selbst zu helfen. Denn darum geht es doch: Das von selber wieder einschlafen ermöglichen.
Übrigens weiss ich noch, wie auch wir im Notfall das Kind in den Kinderwagen oder noch besser ins Tuch gepackt haben, und es so praktisch zum Schlaf gezwungen haben – DAS war effektiv Manipulation, manchmal zum Wohl des Kindes, manchmal zu unserem.
Überhaupt finde ich es falsch, wenn die Eltern bis zur Selbstaufgabe versuchen, dem Kind alles recht zu machen. Sie sollen es da tun, wo sie dem Kind wirklich einen Gefallen machen, bzw. dieses vor ernsthaftem Schaden bewahren.
@ Sp
Leider hängt ein guter Link dazu. Die Selbstaufgabe sollte nie das Resultat sein, darum schrieb ich ja, lieber zum richtigen Zeitpunkt Hilfe holen. Sie erinnern sich? Das Dorf… Und Sie haben natürlich recht, dass das eigene Wohl nicht vergessen gehen sollte. Mein Kind will nachts mich. Wenn ich einfach zu müde bin und nicht mehr mag, gebe ich es meinem Mann. Er ist für das Kind in dem Moment die zweite Wahl, aber wenn man alle Faktoren beizieht, ist es das Beste, was wir in dem Moment bieten können. Aber ich finde es falsch, angebliche Bedürfnisse des Babys vorzuschieben, um eigene zu erfüllen und dann argumentieren, es sei das Beste für das Baby. Ist es nicht, aber je nachdem auch nicht schlecht, halt eben zweite Wahl, was auch mal gut genug ist.
@13: besser noch, als im Notfall Hilfe zu holen ist es, es gar nie soweit kommen zu lassen.
Warum glauben Sie denn, dass das Kind nachts Sie möchte, und niemanden anderen? Das ist doch nicht angeboren, sondern in den ersten Tagen entstanden. Und je länger man das stehen lässt, desto schwieriger kommt man wieder heraus.
Aber eben, ich musste manchmal auch weg mit dem Kind, weil die Mutter gar nicht zulassen konnte, dass es nach ihr verlangte (schreiend und weinend). Oder ich musste die Mutter wegschicken, zur Kur quasi. Aber das legte sich dann auch wieder.
@ SP
Oh, ich kann Ihnen genau sagen, warum das Kind in der Nacht mich möchte: 1. Ich bin seine Mutter, Kleinkinder hängen nun mal an Beziehungspersonen. 2. Ich bin tagsüber oft nicht da und es holt nachts auf. Und 3. Ich stille.
Aber anstatt dass ich dem Kind präventiv die Erfüllung dieser Bedürfnisse verweigere, weil ich evtl. mal in die Lage kommen könnte, es ihm nicht bieten zu können, leiste ich, was ich kann und vertraue darauf, dass es andere Personen gibt, die mich entlasten können, wenn es nötig ist und durch die Liebe zum Kind mit ihm ihre eigenen Wege finden können, dass es damit klarkommt. Das traue ich meinem Mann ohne Weiteres zu und halte es auch aus, wenn es nötig ist. Umgekehrt vertraut er darauf, dass ich meine Kräfte einschätzen kann und bevormundet mich nicht.
Aber sehen Sie den Mechanismus, der geschieht? Worauf ich hingewiesen habe?
Ich sage Ihnen: Mein Kind wacht in der Nacht 5x auf, aber es geht ihm gut dabei. Ich bin teilweise müde, habe aber eine Möglichkeit gefunden, dem Problem des Schlafmankos entgegenzuwirken.
Und Sie sagen zu mir: Ihr Kind hat Schlafprobleme, weil es nicht durchschläft und nicht alleine einschlafen kann.
Also, obwohl es allen mit der Lösung gut geht, interpretieren Sie ein Problem da rein.
Genau dazu schrieb ich:
„Ein „Problem“ ist es dann, wenn die Person, die das „Problem“ hat, darunter leidet, und nicht, wenn die Gesellschaft oder die Eltern der Ansicht ist, das Kind müsse nun durchschlafen oder wieder alleine einschlafen.“
@13: Sie können natürlich sagen, ein Kind das in der Nacht 5x aufwacht und weint, das habe keinerlei Probleme und es gehe ihm gut dabei. Vermutlich würde es ihm allerdings noch besser gehen, er könnte auf das Aufwachen und Weinen ganz verzichten. Wer weiss, fragen können wir ja nicht.
Ausserdem hätte ich auch als Vater und Partner ein Problem damit, wenn Rituale verfestigt werden, die mich ausschliessen, und die verhindern, dass ich effektiv helfen kann. Klar, in den ersten Monaten, wenn ausschliesslich gestillt wird, ist das vielleicht so. Aber später, wenn ich einen Teil übernehmen sollte, oder gar hauptsächliche Betreuungsperson bin?
Und wenn ich sehe, wie meine Frau immer müder und erschöpfter wird, weil nur sie das Kind beruhigen und zum Schlafen bringen kann?
„1. Ich bin seine Mutter, Kleinkinder hängen nun mal an Beziehungspersonen. 2. Ich bin tagsüber oft nicht da und es holt nachts auf. Und 3. Ich stille.“
Das finde ich jetzt eine sehr interessante Ansicht, gerade von Ihnen. Väter sind ja in der Regel auch den ganzen Tag weg. Und da erwartet niemand, dass das Kind entsprechend in der Nacht nach dem Vater verlangt. Sondern man glaubt, dass halt die mehr Umgangsstunden die wichtigste Rolle spielen.
Ehrlich gesagt glaube ich ja, dass die Konstellation, die hier geschaffen wurde/entstanden ist, vor allem auch hilft, dass Sie sich als Mutter wohl fühlen können – als „erste Wahl“, quasi. Ist ja auch ok, wenn es auch für Ihren Mann so stimmt (und wie so oft, würde ich ihn gerne mal hören zum Thema…)
Wo habe ich geschrieben, dass das Kind weint? Oder dass die Rituale meinen Mann ausschliessen? Nein, er hat seine eigenen. Sie laufen anders ab als unsere, sind dabei nicht weniger wertvoll. Er akzeptiert aber, dass das Kind mich auch vermisst, wenn ich nicht da bin und das es mich in der Nacht vorzieht, ohne das auf eine Ablehnung ihm gegenüber zu verstehen. Meine Nr. 1 können Sie durch den Vater ersetzen, da ist egal, das Thema war Bezugsperson, also nicht irgendwer. Wenn Sie aber eine Woche mit einem ihrer Jungs in die Ferien fahren, wird auch keiner auf die Idee kommen, es sei komisch, dass sie die beiden anderen vermissen. Für unsere Kinder sind wir gleichwertig, ist einer nicht da, weil er arbeitet oder sonst weg ist, wird dieser bei seiner Rückkehr vorgezogen.
Selbstverständlich sind Schlafmittel tabu, aber ich habe gerade Krach mit meiner Frau:
Unser 6 Monate alter Junge schläft mit meiner Frau im Bett, bzw. eben nachts eher weniger: Ich sage, warum sollte er, wenn er direkt vor sich die Brust hat, wenn Du mit ihm spielst und lachst wenn er nachts nicht schläft, ist dies seine „Party-Time“. (Ich freue mich den ganzen Tag an ihm, arbeite vor allem abends Homeoffice.) Ich denke, ein wenig Distanz durch Schlafen im eigenen Bett wäre hilfreich. Hilfreich wäre, wenn er aufwacht, sich mit ihm zu beschäftigen, aber halt eher langweilig für ihn sein (Singen, auf- und abgehen etc.).
Die Asiatinnen gelten bei uns ja als Tigermoms, die wenigstens hier wissen, dass aber bis etwa 3 Jahre die kleinen die Prinzen / Prinzessinen sind.
Es geht mir nicht um Durchschlafen, aber wenn der Kleine nachts in kürzeren Abständen an die Brust will als tagsüber, und dann kotzt weil zu voll, was ihn wiederum am Schlafen hindert, scheint mir etwas suboptimal zu laufen.
Meine Frau sagt, ich wolle sie nicht mit ihrem Baby in einem Bett schlafen lassen. Ich sage, nein, ihr Baby lässt sie nicht schlafen, solange sie mit ihm in einem Bett liegt.
@Anh Toàn
im selben Bett schlafen lassen, oder mit einer Anstellvorrichtung unmittelbar daneben finde ich kein Problem, das spielen/“pläuschlen“ nachts gehört allerdings in die Kategorie „wie verhindere ich dass unser Baby den Unterschied von Tag/Nacht erkennt. Füttern, Windelnwechseln sind je nach Kind ganz klar auch nachts vonnöten, käsperlen allerdings definitiv nicht und bewirkt eher eine Zunahme des nachts-Unterhaltung-suchen, das sehen Sie mMn ganz richtig.
@Brunhild Steiner: Ich weiss schon, dass es auch hier manche Anhänger von im gleichen Bett schlafen gibt: Die Hebamme hat gemeint, ihr Kleinster hä$tte die Frage, wann er dann im eigenen Bett schlafe beantwortet mit, wenn er einen Bart hat.
Ich halte das für so sinnvoll, wie einen Alkoholiker (tschuldigung ich weiss, der vergleich hinkt so sehr wie er meinen Standpunkt deutlich macht) auf das Sofa zu leben, eine Flasche Whisky, Glas und Eiswürfel auf den Salontisch stellen und sagen: „Schlaf jetzt.“
@ Anh
Wie geht es denn ihrer Frau? Kommt sie mit dem Schlafmangel zurecht oder ist sie völlig übermüdet?
Meine Frau ist „hart im Nehmen“, ihr „psychologisches Problem“ ist in meinen Augen, dass sie grundsätzlich zuviel gibt, ihrer Familie in Vietnam, ihrem Baby, ihrem Arbeitgeber und auch mir, und dabei sich selbst vergisst. Was sie nie bekam von ihren Eltern, kompensiert sie nun über.
Wieso sollte es problematisch sein, dem kleinen Schreihals Globuli zu verfüttern? Die enthalten ja keinerlei Wirkstoffe. Nun gut, sie enthalten Zucker – damit sollte man es tatsächlich nicht übertreiben.
Über die Wirkung habe ich gar nicht geredet, nur über das Zeichen, das man damit setzt: Der Griff zum Medikament.
Ob Globuli wirken oder nicht, darüber gehen die Meinungen bekanntlich auseinander.
Alle Muetter sollten fuer 2 Jahre ganz, und fuer weitere 2 Jahre halb von der Erwerbspflicht gleichermassen, statt die einen nur 14 Wochen und die Anderen 16 Jahre freigestellt werden. Es gibt Baeibis, die alle 2 Stunden Muttermilch trinken wollen; warum sollen sie nicht? Nach dem Abstillen kann man sie immer noch rechtzeitig auf die Zeitschemen der Ersatzfuttermittelindustrie abrichten. Und da heute fuer die immer widernatuerlichere Schul-, Leer-, Wehr- und Lonsklaverei immer monstroesere Medikamentendopingkeulen, statt Kuren und (Teil-)Pansionierungen verschrieben werden, koennen ein paar KO-Tropfen in der Wiege kaum einen ins Gewicht fallenden Zusatzschaden stiften….
Wir hatten unser Kind in unserem Bett, das Stillen ging im Schlaf, es war eine wunderschöne Zeit. Mit etwa drei Jahren zog es in sein eigenes Zimmer.
Bingo! – Meine ausfuehrlich begruendete Zustimmung wurde – einmal mehr – vorwegzensuriert statt feigeschaltet….
Was ich nie lese (okeeee, so vertieft habe ich mich mit Babyratgebern auch nicht auseinandergesetzt), aber IMHO sehr wichtig ist:
Durchlafprobleme sind im Prinzip Einschlafprobleme! Jeder Mensch erwacht mehrere Male pro Nacht; die allermeisten schlafen jedoch sofort problemlos und ohne etwas zu merken wieder ein (deshalb das Gefühl von Durchschlafen). Deshalb sollte man sich immer daran orientieren, unter welchen Umständen das Baby normalerweise (problemlos) einschläft.
Meine Tipps hierfür:
1. Ritualisierung inkl. möglichst fixem Zeitplan
2. Minime Lichtquelle, am besten ausserhalb des Zimmers
3. „Pseudoanwesenheit“: Legen Sie ein getragenes T-Shirt ins Bett (Geborgenheit durch Geruch)
4. Hörkontakt (Geborgenheit durch akkustische Wahrnehmung anderer), sprich Türe offen lassen
5. Nichts Aufregendes/Neues vor dem Schlafengehen
6. Vor dem Schlafengehen (während des Abendrituales) mit leiser, tiefer, langsamer Stimme sprechen
7. Wer sich nicht mehr getraut, sein Baby eng eingewickelt schlafenzulegen, sollte das Baby am Fussende platzieren, sodass es mit seinen Füsschen gegen das Bettchen stösst (Gefühl der Geborgenheit)
@tststs:
„Wer sich nicht mehr getraut, sein Baby eng eingewickelt schlafenzulegen…“
Dem kann ich persönlich gar nichts abgewinnen. Ich sehe, abgesehen von der verbesserten Nachtruhe der Eltern, schlicht nur Nachteile und Gefahren darin, einen Säugling in einer Ganzkörperzwangsjacke derart eng stundenlang einzuwickeln. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass Babys mit ihrem Bewegungs- und Freiheitsdrang Freude daran haben können, wie eine Mumie gebunden zwangsruhiggestellt zu werden. Zumindest in der traditionellen, in Osteuropa, Russland usw. noch üblichen Form des Wickelns.
Ts, ganz ehrlich: das stösst mir jetzt schon ein wenig sauer auf! Glauben Sie wirklich, dass verzweifelte Eltern (und Schlafmangel kann einen wirklich in die Verzweiflung treiben!) nicht schon alles mögliche ausprobiert haben? Dass sie nicht schon Ratgeber, wohlmeinende Tipps und Freunde und Familie, u.U. angebliche Fachleute, konsultiert haben? Auf diesem Gebiet tummeln sich soviele ‚Fachleute‘, wie es Eltern, NochnichtEltern etc gibt und dann noch ein paar dazu…….
Meiner Ansicht nach wäre es wichtiger, diese Eltern praktisch zu entlasten, ihnen das Baby mal abzunehmen (natürlich nachdem abgeklärt ist, dass mit dem Kind gesundheitlich alles in Ordnung ist) bzw ihnen irgendwelche Dienste zu erweisen.
@Martin Frey: Dumm nur, dass es offenbar manchen Kindern hilft.
Bei uns war es bald mal nicht das Einwickeln, aber ein Baby-Schlafsack.
@MF: Gegenargument: Babies im engen Unterus haben keine Schlafprobleme 🙂
Wie gesagt, es gibt ja schon gute Gründe, weshalb man sich nicht „getraut“; aber ich habe mal folgenden Tipp bekommen: Bei einem schreienden Baby Druck auf die Füsse ausüben (Gefühl der Enge erinnert Babies an den Mutterleib und gibt Geborgenheit).
@ Carolina: Nein, Carolina, ich glaube NICHT, dass Eltern ALLES ausprobiert haben. Und manchmal hört man von anderen Leuten Tipps, die man bisher noch nie vernommen hat. Tut mir leid, dass Sie keine Tipps von anderen Leuten wollen; die Mamis in meinem Umkreis sind idR dankbar (es ist IMHO ein Unterschied zwischen Tipps und Kritik/Besserwisserei)
@SP: Vom selber Babies-Schlafenlegen und aus den Erzählungen mir bekannter Mütter und Väter.
@tststs: Babys haben im Uterus sehr viel mehr Platz als im traditionellen Pucking/Wickeln. Wobei gegen Nähe und Geborgenheit als solches selbstverständlich nichts einzuwenden ist.
@Carolina: tststs‘ Ratgeber mag für viele eine Ansammlung altbekannter Gemeinplätze sein, nichtsdestotrotz ist es nicht falsch, das wieder mal zu erwähnen. Nicht wenige Eltern halten es ja auch anders.
@ MF
Wie erklären Sie sich dann den Erfolg des Tragetuchs bei den meisten Babys? Natürlich entdecken alle Kinder irgendwann ihren Bewegungsdrang. Ich kenne auch niemanden, der sein Baby länger als die ersten paar Wochen puckte. Aber für diese „Übergangszeit“ kann es manchen Kindern sehr gut tun.
@13: Zumindest in den Tragetüchern die ich kenne, sind die Kinder nie so gewickelt wie in den traditionellen Wickelformen die ich erwähnte. Sie spüren da aber die Nähe und Geborgenheit die wie gesagt, durchaus positiv ist und spürbare Auswirkungen hat.
@tststs: Aus welchem Erfahrungsschatz stammen denn Ihre Tipps?
Und: wie helfen Rituale, wenn das Kind in der Nacht aufwacht und wieder von selber einschlafen sollte?
selbstverständlich steht exakt diese liste in allen babyratgebern tststs. finds jetzt auch ein bisschen sehr schräg, hier eine 7-punkte-liste anzugeben, die den anschein erweckt, man müsste sie nur abgehakt haben und schon läufts, und dann noch zu betonen dass du das so nirgends gelesen hast und erst noch gleichzeitig zuzugeben, dass du so genau gar nicht informiert bist.
rat mal wieviele eltern so ihre theorien haben, bevor sie kinder haben…
Schliesse mich tina und Carolina an: diese Allerweltstipps klingen wunderbar in der Theorie. In der Praxis stellt man dann fest, dass einiges davon tatsächlich funktioniert, einiges (beim spezifischen Nicht-Allerweltskind) nicht, so dass man nicht umhin kommt, eigene Wege zu suchen. Und nichts kann beim Finden teils kontraproduktiver sein, als (allzu) starre Vorgaben, wie etwas (idealiter) zu sein hätte…
@SP: zur zweiten Frage: Ich dachte da z.B. daran, wenn man abends zum einschlafen Licht hat, dann sollte es auch in der Nacht brennen…
@tinaWeder ist diese Liste vollständig noch erhebe ich irgendeinen Anspruch auf garantierte Wirksamkeit…
Ehrlich, ich dachte, ich tue was Gutes und gebe mal ein paar Tipps, so dass andere auch ihre Tipps hier hineinstellen, so dass man voneinander was lernen kann… aber okeeee, scheint hier überhaupt kein Bedarf zu sein.
Dementsprechend wünsche ich einen schönen Tag
Doch, jetzt muss ich doch auch meine Frust rauslassen:
Ja, ich habe keine eigenen Kinder und habe dementsprechend keine Routine darin, meine eigenen Kinder schlafenzulegen.
Aber ich gehe jede Wette ein, ich habe schon mehr Babies (regelmässig oder sporadisch) schlafgelegt als ein Drittel hierdrin mit eigenen Kindern!
So, leicht gefrustet wünsche ich trotzdem: En Guete!
@tststs: Das Problem ist doch, dass diese Tipps vermutlich jedem hier bekannt sind. Nur verhindern Sie offenbar nicht alle Schlafprobleme.
Aber es ist ja sowieso etwas widersprüchlich, wenn argumentiert wird, man müsse halt die Kinder nehmen wie sie sind – als wäre da gar nichts veränderbar – aber gleichzeitig Tipps von Fachleuten holen…
Und ja, man braucht unter Umständen Hilfe. In der Regel vom Partner. Das geht aber nur, wenn man ihn auch machen lässt. Und nicht, wenn bei jedem Aufwachen gestillt wird.
Ausserdem glaube ich, dass man dem Kind auch mal die Möglichkeit geben muss, selber einzuschlafen. Also auch mal zuwarten (aber das kommt ja dann vielleicht von selber mit der Müdigkeit der Eltern).
Meine persönliche Empfehlung an Eltern, deren Kind auf die eine Art und Weise, oder phasenweise, aus dem gängigen Schlafschema fällt: Informieren Sie sich, was die Schlafforschung zu dem Thema zu sagen hat. Wissenschaftlich Fundiertes wird Ihnen die Augen öffnen, und Sie gegen krude ‚Tipps‘ à la ‚jedes Kind (Baby) kann schlafen lernen‘ immun machen. Ihr Kind wird es Ihnen danken, und Sie selbst werden von der Vorstellung entlastet, irgendetwas falsch gemacht zu haben, nur weil Ihr Kind nicht schon mit x Wochen durchschläft. Das allein – der Abschied von unrealistischen Erwartungshaltungen – ist schon viel wert, und öffnet die Augen für individuelle Lösungsansätze.
Ach ja, und bei der Wette würde ich dagegen halten. Oder meinen Sie, verschiedenen Kinder?
Aber vermutlich werden ja auch eher Kinder über Nacht weggegeben (oder zum Einschlafen – wobei: das ist ja schon ein Bruch mit dem Ritual…), die eher unproblematisch schlafen?
tststs, ich habe nur für mich gesprochen, daraus kannst du nun ja nicht schliessen, ob deine liste bei anderen gut ankommt oder nicht :). aber ich bin sicher, du kannst meine einwände ein wenig nachvollziehen.
auch deine wette finde ich nun etwas gar seltsam. eltern bringen 1 kind pro jahr 365mal ins bett, mit mittagsschlaf sogar 700mal. mal kinder mal jahre…
ts, ich nehme Ihnen gar nichts übel, Sie sind eine von denen, die normalerweise mit Humor und Gelassenheit reagieren!
Aber ich möchte darauf hinweisen (aus eigener, wirklich ziemlich übler Erfahrung und von den Eltern, die mir dann viel später mit ganz ähnlichen Erfahrungen begegnet sind, denn vorher redet eigentlich keiner so richtig drüber bzw man liest Ratgeber oder, wie bei mir, denkt, beim ersten Kind ist alles super gegangen, also mache ich mir beim zweiten keinen Kopf), dass Schlafentzug tatsächlich eine Foltermethode ist; dass rationales Denken von Gefühlen der Verzweiflung, Ueberwältigung, totalen Hilflosigkeit etc abgelöst wird. Was man dann wirklich braucht, sind keine Listen, sondern jemanden, der einem zutraut, alles versucht zu haben, der praktisch hilft – sei es der
/2 Partner oder irgendein wohlwollender Mitmensch. Zu dieser Zeit, die bei mir fast zwei Jahre gedauert hat (und glauben Sie mir, ich habe alles, wirklich alles probiert), wäre ich Ihnen, glaube ich, an den Hals gesprungen, wenn Sie mit einer Liste gekommen wären, wie Sie jede werdende Mutter wahrscheinlich hundert Mal gelesen hat – wären Sie aber hingegangen und hätten mir das Baby abgenommen, hätte ich Sie umarmt. Und noch etwas: manchmal – so war das bei mir – ist das ein Problem zwischen Baby und Mutter, bei anderen kann das Baby u.U. als völlig pflegeleicht durchgehen – vielleicht war das bei Ihnen der Fall. (Ich wusste übrigens nicht, dass Sie selber gar keine Kinder haben – sorry, das muss ich überlesen haben!).
übrigens: au en guete und en schöne tag 🙂
wollte dich nicht frusten imfall und das tut mir auch leid
womit tststs absolut recht hat ist, dass Durchschlafprobleme eigentlich Einschlafprobleme sind. Babies müssen erst lernen, die Schlafzyklen aneinanderzureihen. Am Anfang wachen sie mehr oder weniger nach jedem Zyklus wieder auf (45 – 90 Min.). Mit der Zeit dehnt sich das dann aus, bis mehrere Zyklen aneinandergereiht werden können. Auch der Magen muss mit der Zeit so gross werden, dass er genügend Nahrung für ein paar Stunden aufnehmen kann. Ab da steht dem Durchschlafen theoretisch nichts im Wege. Dies ist je nach Baby mit 8 bis 12 Wochen machbar. Die Frage ist also: was kann ich tun, damit mein Baby wieder allein einschlafen kann?
Ich kann’s nicht lassen…und musste nochmals nachschauen 🙂
Deshalb hier meine Antworten:
@SP und tina: Natürlich meine ich die Anzahl verschiedener Babies (jede andere Wette wäre grobfahrlässig meinerseits). Ich habe dementsprechend auch schon ganz viele Methoden (und Reaktionen auf die Methoden) erlebt.
@tina: Übrigens, ich schreibe nicht, meine Tipps seien nirgends zu lesen; dies bezieht sich auf die Aussage „Durchschlafprobleme=eigentlich Einschlafprobleme“
@Carolina: Jup, ich weiss um die Gefahr/Qual des Schlafmangels. (Hmmmm, habe ich heute zuwenig geschlafen, dass ich nicht gelassener reagieren konnte?!?)
Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man schon alle Tipps gehört und ausprobiert hat. (Also wenn ich nach 10 Jahren Lehrtätigkeit immer noch dazulernen kann…)
Könnte es nicht sein, dass man wegen der Schlaffolter in diesem Moment allergisch auf Tipps reagiert? 😉
@Carolina: Ganz wichtiger Hinweis mit der Mutter-Kind-Bindung: Wenn Mami/Papi völlig nervös und gestresst (völlig verständlicherweise) sind, überträgt sich das aufs Baby!
Am einfachsten ins Bett zu bringen sind übrigens die Babies, mit denen ich gewisse Rituale durchlaufen kann.
@tina+Carolina: Nüt für uguet 😉
Franka Ebi: Ihnen ist schon köar, dass Sie – wissrnschaftlich besehen – totalen Un-Sinn verbreiten? Nichts für ungut, aber Säuhlinge zwischen 8-12 Wochen schlafen vielleicht durch (gemäss Definition betrifft dies erst mal 6 Stunden am Stück), vielleicht auch nicht. Meine Tochter hat das nach vier Wochen getan, dann ab 7 Monaten nicht mehr. Entwicklungs(phasen)bedingt. Die Bandbreite, wie bzw. ab wann Kinder durchdchlafen, ist unterschiedlich. Insofern ist mit Ihren Angaben schlafgeplagten Eltern nicht geholfen – im Gegenteil.
@tststs: Durchschlafprobleme sind Einschlafprobleme. Mein Gedanke war nur, dass gewisse Rituale da eher stören, weil es die elterliche oder gar mütterliche Hilfe braucht zum Einschlafen.
Und natürlich schwören alle auf Rituale, bei denen das wirkt. Und es haben die keine Rituale, die schon alles durchprobiert haben, und immer noch auf der Suche sind…
Uj, tippfehleralarm. Tastatur-, nicht schlafmangelbedingt. 😉
weisst du, tststs, ich habe 2 kinder. und eins schlief immer früh und durch. und das andere nicht.
natürlich, wenn das übliche kind wieder lange brauchte um einzuschlafen, gleich wieder wach wurde und nachts alle paar minuten wach war, um 5 morgens wieder wie eine rakete durchzustarten, dann war schwierig zu vermeiden, dass das auf mich einfluss hatte und das wiederum auf das kind ;-). aber ansonsten kann man ja einigermassen schliessen, dass ich für beide kinder etwa die ähnliche haltung hatte, was erziehung betraf.
mir gings wie carolina. ich bräuchte in so einer lage jemand, der mir versichert, dass ich einen guten job mache, und nicht jemand, der mir sagt, dass es eigentlich ganz einfach ist 😉
und natürlich macht es einen nicht nur nervös, weil man nicht durchschlafen kann, sondern das andere kind könnte ja auch noch wach werden. und man muss am nächsten tag arbeiten
@tststs
@Franka Ebi
eben genau WEIL es einen Schlafzyklus gibt,
sind
Einschlafprobleme nicht gleichzusetzen mit
Durchschlafproblemen…
sofern man unter „einschlafen“ den Beginn des ersten Schlafzyklus versteht.
Wir haben Schlafprotokolle erstellt um rauszukriegen wo sich unsere Kinder wohl in Etwa so grade befinden, und ob wir zuwarten- weil Übergang zum nächsten Zyklus- sollen, oder eher nicht.
Und selbstverständlich gilt auch hier auf individuelle Unterschiede Rücksicht zu nehmen, wir konnten unsere Kinder nicht alle über denselben Tabellenkamm scheren…
@ Franka
Haben Sie Kinder? Mich fröstelt es gerade sehr ab Ihren Tipps. Ein Baby muss? Mit 8-12 Wochen? Und das „French Parenting“ als das Mass aller Dinge? Nicht einmal die Autoren der Bücher, die auf national*sozialistischen Methoden beruhen, würden es bei einem 2-3 Monatigen Baby empfehlen. Aus der Sicht der Schlafforschung zudem völlig falsch. Dass ein Baby mehrmals erwacht und nicht einfach „Schlafrhythmen aneinander reiht“ ist normal und auch sinnvoll.
„Durchschlafprobleme sind Einschlafprobleme.“
Ach so?
13, wo sage ich, dass ein Baby muss? ein Baby muss gar nichts. Ich sage nur, dass es in der Theorie kann.
.
Und ja, ich habe Kinder. Schlafen beide durch, seit sie 10 Wochen alt sind (erst 20:00 bis 05:00, mittlerweile 20:00 bis 7:00).
13, aber super, dass Sie es in dieser Diskussion schaffen, mich mit Nazis gleichzusetzten. Hut ab.
MF: Ja. Und das wurde auch erläutert. Aber Sie können gerne dagegen argumentieren…
@mila: Glauben Sie denn, die Methode „jedes Kind kann schlafen lernen“ funktioniert gar nicht? Oder nicht ganz bei jedem Kind?
Oder ist es nicht eher so, dass man das dem Kind so nicht zumuten will?
@ Franka
Sie schrieben:
„Babies müssen erst lernen, die Schlafzyklen aneinanderzureihen.“ Das ist nicht meine Erfindung.
Auch habe ich doch nicht Sie mit Nazis gleichgesetzt, sondern nur erwähnt, dass die Schlaftrainings einiger Bücher, welche eben auch von der Idee, dass Babys lernen müssen, auf Methoden der Nazizeit zurückgehen.
@mila & 13:
Ich habe grad ein Spielplatz-Rechthaberei-Hickhack-Flashback der üblen Sorte. Warum muss man über andere herziehen und sie implizit als Rabenmutter hinstellen? „Haben Sie Kinder? Mich fröstelt grad…“ „Unsinn verbreiten“ etc.
Ich kann nur sagen, MIR hat das besagte Buch wahrscheinlich Job und Ehe gerettet. Und ICH empfinde aufgrund meiner Kenntnisse in den Bereichen Lern- und Verhaltenspsychologie die Inhalte sehr fundiert und nachvollziehbar. Wenn Sie das nicht finden, henusodenn, es zwingt Sie ja niemand, diese Methoden auszuprobieren. Aber muss man den anderen, die – wie zum Beispiel ich damals, verzweifelt und am Rande sinde- dermassen an den Karren fahren?
smh
@Susi: Unsinn ist für mich zu sagen: ‚alle‘ Babies können ab 8 (oder x) Wochen durchschlafen. Weil es wirklich unsinnig ist. Zu dem, wie Eltern mit einem Kind zum Schlafen kommen, habe ich hingegen explizit nichts gesagt. Weil ich nicht an 08/15 Tipps glaube, und Eltern zutraue, dass sie den Weg finden, der für sie stimmt.
@SP: Es gibt Kinder, die mehr insistieren als andere. Wenn sie auch ein solches haben, wissen Sie, was ich meine. Sonst womöglich nicht. Den Kampf, sie zum Rückenschlafen ab Geburt zu bewegen, hätte ich nur um den Preis ihrer (und unserer) totalen Erschöpfung gewonnen. Und ja, dazu waren weder mein Mann noch ich bereit.
Doch, mila, Sie sagen: „Wissenschaftlich Fundiertes wird Ihnen die Augen öffnen, und Sie gegen krude ‚Tipps‘ à la ‚jedes Kind (Baby) kann schlafen lernen‘ immun machen.“
Sprich: Diejenigen, die solche ‚Tipps‘ annehmen, haben eben die Augen (noch) nicht geöffnet.
Es gibt wieder mal richtig oder falsch. Mann, bin ich allergisch gegen sowas, vor allem, wenn es um etwas geht, das mich wortwörtlich gerettet hat.
Und ich bin, scheints, einfach allergisch gegen die Worte ‚alle‘ und ‚jedes‘ – darauf bezieht sich krude. Anders formuliert: Ich finde sie schlichtweg eine Anmassung. Die kleine Schreibweise von ,jedes Kind kann schlafen lernen‘ sollte eigentlich implizieren, dass ich mich nicht auf einen Buchtitel beziehe. Sondern auf die Aussage als solche. Ich hoffe, dass ist jetzt verständlich so.
Noch etwas: Für mich ist es absolut einleuchtend, dass es einer chronisch extrem übermüdeten Mutter nicht gut gehen kann, und sich das auch aufs Kind auswirkt. Entsprechend legitim ist es auch, ab einem bestimmten Punkt (oder von Beginn weg) das eigene Schlafbedürfnis prioritär zu setzen. Mich macht es lediglich sauer, wenn man nicht einfach dazu stehen kann, sondern entsprechende Schlaftrainingsmassnahmen zusätzlich als etwas umdeutet, das das Kind ‚lernen‘ will. Und dann auch noch anderen solches partout aufschwatzen möchte („das Kind braucht das“). (Ich habe so eine extrem rückbestätigungsangewiesene Person in meinem Umfeld, und es macht mich gelegentlich echt grantig.)
Echt jetzt, 13? Darum ging es Ihnen? Ja, ein Baby muss neue Fertigkeiten erst lernen, bevor es sie kann. Ein Baby muss erst lernen, wie man einen Löffel handhabt, bevor es ihn benutzen kann. Es muss laufen lernen, bevor es nicht mehr jedes Mal dabei auf die Nase fällt. Ist das so unlogisch für Sie?
.
Wann und wie es etwas lernt, ist doch hier die Frage, nicht ob. Ich war lediglich der Meinung, dass Babies ab einem gewissen Zeitpunkt (m.E. mit ca. 3 Monaten, vllt etwas früher oder später) PHYSISCH in der Lage sind, THEORETISCH durchzuschlafen. Ob ein Baby das dann auch macht, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
Hm. „Jedes Kind kann schlafen lernen“ ist vielleicht etwas zu pauschal. Aber im Grundsatz vermutlich richtig. Aber die Methoden, die dafür nötig sind, werden zunehmend häufiger abgelehnt, bzw. es fehlt den Eltern auch die Konsequenz, das durchzuziehen.
Spätestens dann, wenn die Eltern verzweifelt und erschöpft sind, wäre es aber schon mal an der Zeit, noch einmal über die Bücher zu gehen.
Was mich erstaunt: Wie häufig heute erklärt wird, aus Sicht der kindlichen Entwicklung funktioniere dies oder das gar nicht – obwohl doch seit Jahrzehnten gezeigt wird, dass es geht. Auch ohne lebenslange Traumata, vermutlich.
Sie wissen schon, SP, dass nirgends so viel gelogen/beschönigt wird, wie beim Thema Schlafen…? 😉 Dass das Thema ein Dauerbrenner ist, zeigt doch, dass Durchschlafen bei Babies biologisch betrachtet nicht ’normal‘ ist. Man vermutet inzwischen auch, dass es sich dabei um einen ‚eingebauten‘ Schutz gegen SIDS handelt. Evolutionär betrachtet ist das Verhalten zudem leicht erklärbar. Und man weiss ebenfalls, dass Babies einer hohen Stresshormonbelastung ausgesetzt sind, wenn man sie alleine weinen lässt, ohne sie zu trösten. Mit potentiellen Auswirkungen für die spätere Stressbewältigung (wohlgemerkt, ich rede von Babies, nicht Kleinkindern, mit denen man so einiges schon recht vernünftig ‚klären‘ kann). Sich aktuelles Wissen anzueignen ist wirklich keine Hexerei.
„Sich aktuelles Wissen anzueignen ist wirklich keine Hexerei.“ Danke für den Seitenhieb. Wissen Sie, ich lese täglich Literatur zu Erziehung und Pädagogik. Und ich sehe viel Trends, und wenig harte Fakten. Und ich sehe, dass man vieles heute nicht mehr tut, weil – nun ja, weil man das heute einfach nicht mehr tut (eine pädagogische Erklärung gibt es immer) – egal, ob es nun funktioniert hat oder nicht.
Und ich finde das grundsätzlich auch nicht falsch.
Aber irgendwelche Indikatoren, verbunden mit „potentiellen“ Auswirkungen? Ah ja. Wie gewohnt, lassen sich solche Auswirkungen nun mal nicht belegen. Und dass Erwachsene, die von kleine auf gelernt haben, dass ihnen jedes Bedürfnis umgehend erfüllt wird, stressresistenter sein sollen, glaube ich eher nicht…
Noch ein Wort zu Largo: Ich habe ja vieles gelesen von ihm. Sehr Spannendes, seht Gutes. Und ich weiss auch, was er erforscht hat, und wo er interpretiert. Und ich habe auch schon mehrfach persönlich mit ihm diskutiert, unter Fachleuten für Bewegung (nicht von Babies, sondern von Kleinkindern).
Largo ist ein toller Fachmann. Aber er äussert sich zunehmend auch zu Themen, in denen er nur begrenzt kompetent ist, meiner Meinung nach. Und das ist einfach zu unterscheiden. Was hat er denn zum Thema Schlaf erforscht?
@mila zu 08:08: Da kann ich auf jeden Fall zustimmen!
Largo habe ich nur erwähnt, weil er in so gut wie jedem familiären Schweizer Wohnzimmer als Referenzgrösse rumsteht (ob er auch gelesen wird, ist eine andere Frage). Auf gewohnt nüchterne Art und Weise trägt er einige Forschungsergebnisse rund ums Schlafen zusammen. Ob er selbst dazu geforscht hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Verweise auf Studien finden sich z.B. sicher bei William Sears, oder auf Deutsch in der (sehr unterhalsam zu lesenden) ‚Besucherritze‘ von Eva Solmaz.
@mila, Ergänzung zu 08:08: Die Frage ist, wer was braucht, auch das lässt sich nicht so einfach verneinen, dass ein Baby Schlaftraining (Konditionierung) „braucht“. Als ich mitten in dieser Zeit des Schlafentzuges war, sagte mir ein Freund, Vater dreier Kinder: „Du solltest das unterbinden, allenfalls solltest du das Kind in ein eigenes Zimmer umquartieren, dann schläft es nämlich besser, dann schlafen alle besser. Mit genug ununterbrochenem Schlaf geht es allen Menschen besser, auch dem Baby.“
Das finde ich heute noch einleuchtend, ehrlich gesagt.
Ich werde demnächst noch Renz-Polster zum Thema lesen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gelegentlich Studienreferenzen durchgeben, sofern auf welche verwiesen wird (wovon ich ausgehe).
@Susi: Ich bezweifle noch nicht einmal, dass bestimmte Lernprozesse notwendig sind. Für mich stellt sich konkret die Frage nach dem Zeitpunkt (was kann man entwicklungsbedingt von einem Kind an einem bestimmten Punkt erwarten), nach der Art der Umsetzung, und nach den Umständen. Eine Familie, die ich kenne, vertritt das Konzept Familienbett – alle schlafen gut damit, alle sind zufrieden. Andere Bekannte wollten das Kind vom ersten Tag an im Kinderzimmer. Und es klappte (mehr oder weniger) gut. Ich denke, Kinder arrangieren sich im Allgemeinen damit, wohinter ihre Eltern konzeptuell entschieden ’stehen‘. Respektive, sie stellen im Zweifelsfall die Entschiedenheit auf die Prüfung.
Remo Largo: Babyjahre. München, 2004. Aus dem Kapitel: „Schlafverhalten“ (S. 141-198), S.176f.
„[…]Manche Kinder finden bereits nach wenigen Wochen den Schlaf problemlos selber, andere sind während längerer Zeit mindestens zeitweise auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Ob das Kind die Fähigkeiten, sich selbst zu beruhigen, entwickeln kann, hängt nicht nur von seinem Entwicklungsstand und von seiner Persönlichkeit, sondern ganz wesentlich auch vom Verhalten der Eltern ab.
Stellen wir uns zwei unterschiedliche mütterliche Verhaltensweisen vor: Ein Kind schläft jeden Abend an der Brust der Mutter ein. Es nuckelt an der Brust, wird gehalten und gewiegt, bis es in den Schlaf findet.
Ein anderes Kind wird wach zu Bett gelegt. Die Mutter sitzt am Bettchen. Wenn das Kind zu schreien anfängt, unruhig ist und nicht einschlafen kann, spricht sie leise zu ihm, streichelt ihm über sein Köpfchen und hält seine Händchen. Die Mutter bestärkt ihr Kind in seinem Bemühen, den Schlaf selber zu finden. Das erste Kind verbindet nach einer gewissen Zeit Einschlafen mit der mütterlichen Brust, mit Gehaltensein und Gewiegtwerden. Die Nähe der Mutter ist ein fester Bestandteil des Einschlafrituals geworden. Das Kind kann nur im engen körperlichen Kontakt mit der Mutter einschlafen.
Das zweite Kind wird von Woche zu Woche selbständiger, bis es schließlich so weit ist, daß es ohne die mütterliche Hilfe einschlafen kann. Wir sollten uns hüten, das eine oder das andere mütterliche Verhalten als besser oder schlechter einzuschätzen. […] Zwischen diesen beiden Verhaltensweisen gibt es einen großen Spielraum, den die Eltern entsprechend den Eigenheiten des Kindes und ihren eigenen Bedürfnissen gestalten können. Dabei sollten Eltern folgendes beachten: Sie gestalten die körperliche Verbindung zu ihrem Kind in den ersten Monaten für die kommenden Jahre.
Eine möglichst große Nähe und Enge der körperlichen Beziehung wird häufig mit psychischem Wohlbefinden und Stärke des sogenannten Urvertrauens gleichgesetzt. Dies scheint mir eine zu einseitige Vorstellung von der Entwicklung des kindlichen Selbstvertrauens zu sein, denn nicht nur Geborgenheit, auch Selbständigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Selbstvertrauens. Das Kind in dem Maße zur Selbständigkeit hinzuführen, wie das Kind selbständig sein kann, ohne es zu unter- oder überfordern, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Eltern. Wenn das Kind selbständig einschlafen kann, ist es weniger abhängig von seiner Umgebung und leidet weniger unter Verlassenheitsängsten, wenn es nachts im dunklen Zimmer aufwacht. […]“
Ich wundere mich ja gerade selber, wie gut ich mit Largo übereinstimme.
Den Text habe ich so übrigens von jemandem übernommen, ich hoffe, es stimmt mit dem Original überein.
Das kommt so hin, denke ich. Entscheidend finde ich: der (elterliche) Spielraum ist sehr gross, (kindliche) Schlafmuster und die Schlafdauer heterogen. Ergo: die eine (allseligmachende) Schlafmethode für eine Abdeckung der Bedürfnisse aller gibt es nicht. Darum geht es mir.
@tina: Ist es nicht immer so im Leben – alles ist so einfach, bis man eben doch mal an eine (echte) Grenze stösst? Und dann akzeptieren muss, dass doch nicht alles so ‚einfach‘ (bzw. ‚machbar‘) ist. Respektive, anders als (vor-)gedacht gelöst werden muss. Gewisse biologische Gegebenheiten, die von Kind zu Kind variieren – das betrifft nur schon den individuellen Schlafbedarf als solchen – kann man schlicht nicht beliebig ‚prägen‘.
Gute Zusammenfassung zum Thema auf elternplanet.ch
http://elternplanet.ch/2015/11/ich-will-doch-nur-mal-wieder-ein-bisschen-schlaaaaafen/
Habe auch auf jeden Mucks reagiert, Kind 1 hat mit 10 Wochen durchgeschlafen, Kind 2 bisschen später. Einschlafen war nie ein Problem. Obs geholfen hat, weiss ich nicht. Kinder sind so verschieden. Nicht alle Erfolge/Misserfolge sind direkt aus dem Verhalten der Eltern ableitbar. Mich stören die Vorurteile, die den Druck auf die Eltern zusätzlich erhöhen.
Ich glaube nicht, dass es um Vorurteile geht, die den Druck erhöhen.
Der Druck kommt – wie es Susi sagt – aus dem Schlafmangel. Schlafentzug ist eine Foltermethode!
Dieser Druck und diese Sehnsucht nach Schlaf lässt uns natürlich fragen, ob und wie wir etwas tun könnten, damit Babys durchschlafen. Deshalb wird darüber geredet, Tipps gegeben, persönliche Erfahrungen geschildert.
Das löst keinen Druck aus, sondern der Schlafmangel.
Wer sich nicht vorstellt, dass das Kind mit 3 Monaten (4 Monaten; 1 Jahr …) durchschläft, wird auch nicht enttäuscht und gestresst sein, wenn das Kind tatsächlich lange nicht durchschläft.
(Mama eines Kindes, das bis über zwei Jährig nie durchgeschlafen hat).
„wird auch nicht enttäuscht und gestresst sein, wenn das Kind tatsächlich lange nicht durchschläft.“
Ich habe 13 Monate lang nie mehr als 1.5 Stunden am Stück geschlafen, weil meine Tochter ständig an die Brust wollte (bei den Grosseltern schlief sie durch…). Musste dermassen übermüdet zur Arbeit, dass ich jeweils nicht wusste, wie ich den Tag überstehen soll, ich konnte gar nicht mehr richtig denken. Der Schlafentzug wirkte sich auch negativ auf die Beziehung aus.
Meine Gestresstheit hatte ganz sicher nicht mit unerfüllten falschen Erwartungen zu tun…
Bei meinem zweiten Baby war es ganz ähnlich – vor allem war sie während des Tages das liebste ausgeglichene Kind, das aber zwei Jahre lang auf mir schlafen musste (!), sonst hätte ich nicht mal zwei Stunden am Stück schlafen können. Beim ersten Baby hatten wir null Probleme, schlief ohne grosses Zutun von uns ab 6 Wochen durch.
Da fühlt man sich dann schon ein wenig verar…t, wenn die Leute mit solchen Trivialtipps kommen, als ob man zu blöde wäre, vorher mal alle möglichen Versuche gemacht zu haben.
Carolina: „vor allem war sie während des Tages das liebste ausgeglichene Kind“
GENAU! Die in der Krippe sagten: „Sie ist das tollste Baby, das wir je hatten! Immer zufrieden, sie hat den ganzen Tag kein einziges Mal geweint! Leider nur 30ml Muttermilch getrunken, aber immer fröhlich!“ Da ich trotz Arbeit voll stillte und die abgepumpte Milch den Schüttstein runter ging, wurde dann halt die Nacht zum Tag gemacht, und das bürgerte sich irgendwie so ein.
Und alle (ALLE!) anderen Babymütter so: „Was, echt? Also, meine/r schlief ab 3 Monaten durch!“
Irgendwann dachte ich in meinem Elend, alle haben einen Rolls Royce und ich habe einen Citroën 2CV…
@Susi: Wenn ich Solches höre, denke ich aber schon, da wäre doch auch etwas zu machen. In Zusammenarbeit mit den Betreuerinnen.
@S.P.: Das lag nicht an den Betreuerinnen, die können das Baby ja nicht zum Trinken zwingen, wie soll denn das gehen?
Sie wollte halt einfach die Brust. („Alles nur ä Phasä“.)
P.S. Sie schlief ja auch vor der Krippenzeit (1 Tag/Woche) nie durch. Mir wurde gesagt, es sei wegen dem voll Stillen. Sie kam bereits als Riesenbaby (4100g) zur Welt und musste dann halt oft genug trinken, um ihren Bedarf zu decken. Das war nicht immer einfach, v.a. mit dem ständigen Abpumpen an drei Arbeitstagen, aber es ging, und ich wollte mich an die Empfehlung von mindestens 6 Monaten ausschliesslich Muttermilch halten. (Wurden dann 7 draus.)
SP: Das ist doch das Entscheidende: dass es eben in jedem Fall wieder anders ist. Susis Baby wollte an die Brust, meines nicht. Bzw sie wollte nachts einfach bei mir sein, hat unruhig geschlafen und nach Ausprobieren von unglaublichen vielen Methoden, Tipps und Hinweisen haben wir irgendwann aufgegeben und ich habe sie halt auf mir schlafen lassen – aber habe sie in der Nacht nicht mehr gefüttert.
Es gibt eben kein Patentrezept, deshalb ist das Herunterbeten von allen möglichen Tipps eben meiner Ansicht nach so kontraproduktiv: eine Mutter (in der Regel), die sowieso am Anschlag ist, fühlt sich dann auch noch schuldig.
@Carolina: Haben Sie denn nicht mehr gefüttert, obwohl das Baby wollte? Mir wurde immer wieder empfohlen, dass ich die Abstände zwischen dem nächtlichen Stillen knallhart verlängern müsste, damit sie dann eben nicht nur ein bisschen trinkt, um weiterschlafen zu können, sondern genug für ein paar Stunden. Es ging aber nicht, dass das Baby mitten in der Nacht rumbrüllte, wir wohnten in einer derart ringhörigen Wohnung, dass man oben und unten wahrscheinlich hörte, wenn ein Haarspängeli auf den Boden fiel. Da wollte ich den Nachbarn kein stundenlanges Babygebrüll zumuten und habe halt immer wieder gestillt, wenn sie wollte.
„Aufwändiger, dafür nachhaltiger ist es, seine Situation mit einem Profi anzuschauen.“ Die Beispiele sprechen aber eher nicht dafür, denn das „pragmatisch“ ist doch eigentlich nur gesunder Menschenverstand. Und nur um zu hören, dass man sich halt mit der Situation arrangieren muss, braucht es auch keinen Profi.
Den Profi braucht es fürs BIP und dessen Einkommen. Es leben inzwischen recht viele Menschen von der Elternbewirtschaftung.
In diesem Fall gebe ich Ihnen beiden recht – was es viel mehr braucht in so einer Situation sind Mitmenschen, die nicht noch zusätzlich Schuldgefühle kreieren, sondern versuchen, ein wenig Normalität herzustellen. Ich werde nie vergessen, wie meine Schwester eines Tages vor der Tür stand und sagte, ich solle ins Bett gehen, ich hätte bis am Abend frei, sie nähme die Kinder. Einfach so…… Das hat mir wirklich geholfen! Ein sogenannter Profi (in was eigentlich?) verschärft nur das Gefühl, dass die Eltern irgendetwas falsch machen – was es aber braucht – wie gesagt, nach den entsprechenden Abklärungen – ist die Einsicht, dass es solche Kinder gibt und man auch das überlebt.
@Caro: Da hat die Schwester ja etwas sehr Vernünftiges gemacht.
Eigentlich das, was vernünftige Männer/Väter ja auch tun (sollten?).
Allerdings musste ich meine Frau einmal bei meinen Eltern einquartieren, weil sie zu Hause einfach nicht loslassen konnte. (oder ich ging mit dem Kind auf die Strassen, mitten in der Nacht).
Na ja, SP, manchmal geht es halt einfach mit reiner Vernunft nicht – oder es gibt niemanden, der hilft und die richtige Einsicht hat. Mein Mann ist, kurz nachdem unser zweites Kind auf die Welt gekommen ist, für ein paar Monate ins Ausland gegangen, ich war zum ersten Mal in meinem Leben Nur-Hausfrau und vor allem Nur-Mutter – er konnte also nicht helfen und Rat übers Telefon hätte ich wohl auch nicht akzeptiert. Jeder, der in so einer Situation einer überlasteten Mutter bzw Eltern spontan und unbürokratisch hilft, tut eine gute Tat. Erstaunlicherweise ist ein Baby ja oft bei anderen Menschen ganz anders…….
„Mein Mann ist, kurz nachdem unser zweites Kind auf die Welt gekommen ist, für ein paar Monate ins Ausland gegangen.“ Gut, das ist ja dann eine sehr spezielle Situation, ähnlich einer Alleinerziehenden. Und ja, da ist Hilfe angesagt, sofern sie angenommen wird.
Es gibt genügend Experten oder solche, die es gerne wären, die den frischgebackenen Eltern und v.a. den Müttern einbläuen, JEDEN Mucks des Babys ernst zu nehmen und SOFORT darauf zu reagieren. Egal, ob Tag oder Nacht – jeder Mucks ist ein sogenanntes Bedürfnis und gehört sofort befriedigt. Dass die Eltern auch Bedürnisse haben – in erster Line Schlaf – geht total vergessen. Dann hat man also ein ‚00% bedürfnisbefriedigtes Baby, das auch nach 6 Monaten noch keine Ahnung von Tag und Nacht hat und mit zwei Jahren immer noch 3 Schoppen trinkt in der Nacht. Irgendwann können die Eltern nicht mehr und greifen in der Verzweiflung zu Schlafmittel. Wie wäre es, von Geburt an einen gesunden Mittelweg zu wählen und das Baby sanft aber nachdrücklich zum Tag-Nacht-Rhythmus zu begleiten?
Sehe ich auch so. Nicht jeder Mucks bedarf einer sofortigen Reaktion der Eltern. Im Gegenteil. Oft ist es eben nur ein Mucks und das Kind schläft dann friedlich weiter – reagiere ich aber auf den Mucks, wecke ich das Kind erst vollständig…
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Lesetipp: „Bringing Up Bébé: One American Mother Discovers the Wisdom of French Parenting“ von Pamela Druckermann.
Sie bestätigen ja eigentlich nur, dass Eltern immer wieder diesen Tipps begegnen, die letztlich – mit dem folterähnlichen Schlafentzug – dafür sorgen, dass man extrem dünnhäutig und übersensibel wird und sich dann zu allem Ueberfluss auch noch Vorwürfe macht.
Ist ja alles gut und schön, aber ich kenne sehr viele Eltern (und ich bin eine dieser Mütter), die eigentlich – theoretisch – alles richtig machte und dann ging es mir wie Susi oben schilderte und zwar mit meinem zweiten Baby: das erste schlief nach 6 Wochen durch!
Ich habe mich irgendwann von anderen Müttern ferngehalten, die die üblichen Trivialitäten von sich gaben und mir gesagt, ich muss mich damit abfinden, dass das Kind andere Bedürfnisse hat als das erste – habe mir dann Hilfe gesucht von wirklichen Freunden und einer
/2 Schwester, die mir tagsüber das Baby mal abgenommen haben, damit ich ein paar Stunden schlafen konnte. Das biete ich heute selber an – ist meines Erachtens wichtiger, als mit guten Ratschlägen zu kommen und implizit mit seinem eigenen ‚Glück‘ zu prahlen. Man kann wohl mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die meisten Eltern in einer solchen Situation schon alles mögliche ausprobiert haben, da braucht es wirklich keine trivialen Tipps mehr à la das Kind an einen Tages-Nacht-Rhythmus zu gewöhnen…….
1/2 Carolina, Sie haben sicher nicht unrecht mit Ihrer Aussage, dass die meisten Eltern schon sehr viel ausprobiert haben und deshalb Tips von Eltern mit Glück (ich zähle mich da durchaus dazu – unsere Zwillinge haben mit 10 Wochen durchgeschlafen) nicht unbedingt brauchen. Aber ich habe in meinem Umfeld festgestellt (kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit, da kleine Stichprobe), dass viele Eltern (nicht nur die Mütter) den Anspruch haben, das Kind maximal zu versorgen. Damit meine ich: bei jedem Pieps wird geschaut, bei jedem Mucks nachts gestillt, das Baby darf an der Brust einschlafen etc. Das sind m.E. aber gerade die Punkte, die dazu führen, dass das Baby nicht allein wieder einschlafen kann, wenn es nachst aufwacht. Und dann Nahrung braucht – obwohl es auch ohne ginge.