Adventskalenderwahnsinn

Wer wem was geschenkt hat, wird dank Whatsapp sofort öffentlich: Mädchen mit Adventskalender. Foto: CasarsaGuru (iStock)
Es ist ein absolutes Luxusproblem: Meine an vielen Ecken und Enden erweiterte und immer noch wachsende Patchworkfamilie begeistert sich besonders in der Vorweihnachtszeit für meine Kinder. Sechs bis acht Grosseltern (ich kann das schlecht erklären), diverse Onkel und Tanten, Grosscousinen etc. wollen an der Vorfreude der Kleinen teilnehmen – und das eben auch möglichst sichtbar.
Doch so grossartig ich den Umstand finde, dass meine Kinder derart eingebettet in einer über ganz Deutschland verstreuten Familie aufwachsen, so sehr trifft es zu, dass eine gewisse Konkurrenzsituation hergestellt wird. Wir können nicht nur einem Grosselternpaar erlauben, für die Adventskalender zu sorgen. Was sollen denn die anderen dazu sagen?! Zumal so etwas heutzutage sofort kommuniziert wird. Für solche und viele andere Zwecke hat meine Grosse längst eine Whatsappfamiliengruppe eingerichtet. Was dieser Opa oder jene Tante wann geschenkt hat oder welche coolen Sachen mit ihnen unternommen wurden, wird dementsprechend umgehend gepostet.
Gar nicht mal so sehr, um andere Familienmitglieder davon zu überzeugen, sich ähnlich zu verhalten, sondern einfach um die Besonderheiten des Alltags zu dokumentieren. Also nicht «Wir sitzen am Essenstisch und streiten mal wieder», sondern «Wir verreisen, verkleiden uns, bekommen etwas geschenkt». Es wird also eine Art familiäre Öffentlichkeit hergestellt, vor der man sich nicht lumpen lassen will. Die anderen Omas schauen ja zu. Und das bringt mich wieder zu den Kalendern.
Spenden statt Kalender
Denn es geht nicht nur um ein paar Adventskalender. In den letzten Jahren ging es darum, sich einer zweistelligen Zahl von Kalendern zu erwehren, die in allen Ecken der Wohnung stehen und dafür sorgen, dass die ganze Familie unter der Woche früher aufstehen muss, weil alle Türchen entsprechend gewürdigt werden wollen. Inklusive der kleinen Naschereien, von denen sich nur wenige auf den Nachmittag verschieben lassen. Mehr versteht mein Zweijähriger einfach nicht. Der sieht seine Kalender und will. das. haben.
Mittlerweile versuchen wir für dieses Überangebot Alternativen zu entwickeln. Im letzten Jahr haben wir vorsichtig damit begonnen, mit Einverständnis aller Beteiligter den Geldgegenwert der Kalender in Spenden umzuwandeln. Das klappt ganz gut und meine beiden älteren Kinder können der aktuellen Nachrichtenlage ohne Schwierigkeiten die Notwendigkeit dafür entnehmen. Aber erstens hab ich noch zwei jüngere. Und zweitens löst auch das die Problematik nicht ganz. Spenden kann man nicht anfassen.
Analog statt digital
Aber gerade das Weihnachtsfest mit und für Kinder lebt von seiner Sehnsucht nach Traditionellem. Es lebt von der Ausgestaltung eines ominösen «Damals». Früher hatten wir ja noch … gab es … hätten wir nie. Zu dem Gefühl dieses «damals» gehört es unbedingt, Geschenke in die Hand zu bekommen. Wir feiern eher analog als digital und verschenken zwar gerne Elektrogeräte, aber eben nicht deren virtuelle Inhalte. Die sind nicht heimelig genug. Daher werden es gerade für Kinder oft Bücher, CDs und Spielzeuge. Auch Gutscheine will man den Leuten nicht einfach in Form eines Kassenbons in die Hand drücken. Es soll schon etwas festlicher sein. Zum Beispiel mit Adventskalendern.
Inzwischen glaube ich weder an den Weihnachtsmann noch daran, langfristig diesem Adventskalenderwahnsinn Herr werden zu können. Die ersten Verwandten haben schon verlauten lassen, dass sie die Idee mit den Spenden zwar ganz super fänden, den Kindern aber trotzdem gerne Adventskalender schenken würden. Damit es nicht so viele werden, könnte die ganze Sache auch unter uns bleiben.
Ja genau.
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81 Kommentare zu «Adventskalenderwahnsinn»
Schön für alle, die Ihre Familie managen können. Ich habe Eltern und Schwiegereltern und Gottis, die mir ganz klar sagen „Spar es Dir, wir haben im Gegensatz zu Dir keinen pädagogischen Auftrag, wir wollen VERWÖHNEN“…nun ja, ich habe kapituliert, und es ist nicht mal so schlecht.
Wir teilen uns die 24 Tage auf – auch auf die Kinder. Dann werden Gutscheine gemacht für je eine andere Person resp. die ganze Familie. z.B. Kaffee ans Bett bringen, Massage, zusammen etwas backen, eine Geschichte erzählen, – was einem gerade so einfällt und einigermassen in die Agenda passt. War letztes Jahr der Hit und alle freuen sich wieder für dieses Jahr darauf.
Ich löse das so, dass ich den Adventskalender für die Kinder jedes Mal selber mache, immer etwas anderes und das gross zelebriere mit Fotos posten etc., so dass sich gar niemand traut, mir da reinzufunken und einen eigenen vorbeizubringen. Die Familie darf Weihnachtsgeschenke machen, der Adventskalender gehört mir. Der Kalender selber ist dabei wichtiger als der Inhalt. Und die Kinder, die mir im Laufe des Jahres Hunderte kleine Baselergebnisse geschenkt haben, finden es toll, dass Mami jedes Jahr dann etwas für sie bastelt. Es gibt auch nur diesen einen für alle drei, also 8 Päckchen pro Kind. Das reicht völlig aus und dann findet man auch eher Sachen, die ihnen wirklich gefallen, als wenn man 24 Dinge suchen muss.
Wir machen es ganz ähnlich, nur bekommen Mama&Papa auch Geschenke 🙂 Den Verwandten wird dann vermitteln, dass wir einen „Familien“-Adventskalender haben und keine weiteren brauchen :). Das hat bis jetzt immer super geklappt.
…und für papi gibts den beliebten „bier-adventskalender.“ i’m loving it.
… und immer warten bis er in einer Aktion ist oder mit Superpunkten garniert, jedenfalls was die Ausgabe des orangen Riesen mit c betrifft…, und nie, wirklich nie, das Türchen vor Datum öffnen! Prost…
Als alter Patriarch diskutiere ich mit der Grossfamilie wer wie was. Wer sich nicht daran hält wird entmündigt. Bisher funktioniert das perfekt und die Kids haben ihre paar Geschenkli zum Auspacken. Keine Ahnung, warum man so etwas nicht steuern kann.
mach‘ ich auch so. befehlsausgabe am 2. advent und dann muss jede/r in die gänge kommen. und den samichlaus habe ich schon gebrieft. er muss nun widerwillig das „fitze-fatze“-lied vom helge lernen… sonst gibts kei schtutz.
Bei uns wechseln sich die Grosseltern mit dem Adventskalender ab.
Dann gibt es auch nicht nur Päckchen sondern immer mal wieder ein Couvert, wo dann mit Grossmami etwas unternommen wird, Bsp.. Guetzli backen, in die Stadt das Weihnachtsgeschenk aussuchen etc. Ich habe dann festgestellt, dass die Kids immer erst die Couverts zählen und sich richtig darauf freuen. Sie wissen, Couverts bedeuten Zeit mit Grossmami.
Dann kommt Weihnachten mit einem Berg Geschenke. Wir haben dann vor zwei Jahren angefangen, nach Weihnachten ein Paket für „Zweimal Weihnachten“ zusammen zustellen. Die Kids trennen sich von ein paar Spielsachen (natürlich nicht die neuen) und geben so anderen Kindern etwas zurück. Das klappt super.
@nicht-so-super-mami
„(natürlich nicht die neuen)“
natürlich???
Gebraucht-Spielwaren gehören wenn schon in die Sammeltasche für ein Hilfswerk, Brockenhaus, Caritas- aber ganz sicher nicht zu „Zweimal Weihnachten“!!!
Das ist nun echt nicht die Idee von dieser Aktion, es gibt genug andere welche sehr gerne Gebrauchtgeschenke entgegennehmen… .
Irgendwie ist in meiner Familie der Adventswahn (und Osterwahn) nicht genetisch verankert. Grosse Geschenke gibt es nur zu Geburtstag und Weihnachten. Den Adventskalender füllte ich mit 1 Schöggeli pro Kind/Tag, ansonsten gab es während der Adventszeit (und Fastenzeit) nichts Süsses, obwohl wir eine Naschfamilie sind. Oster nur Schoggi und eine Kleinigkeit.
Bin jetzt auch Patchwork und hat sich nicht viel geändert.
Warum sollte man spenden??? Leuchtet mir nicht ein, wenn man nichts will ok, aber deshalb muss ich als Grossmutter doch nicht spenden. Die andere Frage ist, ist man als Eltern nicht fähig es so zu managen, dass man mit den betroffenen das ganze bespricht und jeder was anderes gibt???
Wer eine „Patchworkfamilie“ will, der hat eben solche Probleme und soll nicht rumjammern: er hat selber Beziehungen „kaputtgemacht“ und dann muss man sich eben arrangieren. Ich finde es aber nicht verwerflich, wenn sich Leute mit klassischem Famuilienverständnis nicht näher mit solchen Problemen beschäftigen wollen.
Selten so einen Schwachsinn gelesen….
Da denken sie genau gleich wie ich.
Klassische Familien….. Sind das die, wo die Ehepartner über Jahrzehnte einen Lätsch nebeneinander her machen und die Beerdigung des Einen, der schönste Tag im Leben des Anderen ist?
Verzichte dankend.
@Tamar von Siebenthal
30. November 2016 um 12:53
Also ob sie mit ihrem Bauern glücklich sind.
@Koller
das war jetzt aber unter der Gürtellinie, nicht immer ist die Schuldfrage so einfach gleichteilig verteilbar, Menschen treffen Fehlentscheidungen, manchmal sind die Konsequenzen lebenslänglich.
Ich bin ein Kind mit Patchworkhintergrund, und solche Erwachsene mit diesen Haltungen haben wirklich immer enorm weitergeholfen auf dem schwierigen Weg damit klarzukommen, danke… .
Und übrigens, kann Sie auch auch als Grossmutter treffen, sollten Ihre Kinder plötzlich zu den Betroffenen gehören, oder eine Freundin von Ihnen.
Sich auf diesem Gebiet dermassen abzugrenzen ist eher unklug.
@Brunhild Steiner
1. Dezember 2016 um 06:49
Tja wer austeilt muss auch einstecken können.
Patchworkfamilien sind eines und zwar scheisse, all die Probleme und das Theater mit den verschiedenen Personen. Nur in einem Punkt haben sie recht, es könnte auch mal meine Enkelkinder erwischen. Aber auch in ferner Zukunft ist eine geeinte Familie eine schöne und gute, gesunde Familie.
Uiuiui, Kannenberg, Ihr Kommentar kann glaub echt nicht mehr getoppt werden (auf so vielen Ebenen)!
@ Susi ☺
Herr Kannenberg, da bleibt nur zu hoffen dass alle Omas und Opas in der Familie von „klassischen Papa“ (4 Kinder mit derselben Frau!) Nils Pickert auch seinen Sinn für Humor teilen 🙂
@ Koller
Äähm, ja schon.
@ Tamar von S: Bestimmt haben Sie es gut mit Ihrem Mann 🙂
Was sie oben erzählt haben, mit der Beerdigung und schönsten Tag: Tja, das hört sich nach der Familienverhältnisse der Kriegskinder-Generation (unserer Eltern/Schwiegereltern).
Kriegskinder.
Wir können es nicht wissen wie es war im Krieg aufzuwachsen, lange Zeit ohne Vater, mal mit einer Knarre am Kopf (meiner Schwiegermutter passiert, hat sie schon mind. 3 mal davon erzählt. Ihr Sinn für Humor hat sie trotzdem nicht verloren)
@Brunhild: „Menschen treffen Fehlentscheidungen, manchmal sind die Konsequenzen lebenslänglich.“ Eben. Unsere Eltern, die Kriegskinder.
Adina
Ich komme aus einer „Familie“ wo tägliches Geschrei und Streit als dermassen normal empfunden wurde, dass ich es als normal empfunden habe, dass in meiner eigenen Beziehung ebenfalls täglich psychische Misshandlung stattfindet. Nach 14 Jahren habe ich dann die Reissleine gezogen, um meine Suizidgedanken nicht auszuführen, meinen Kindern zuliebe.
Ja, ich habe es gut mit meinem jetztigem Partner, aber ich kämpfe noch immer mit meiner Vergangenheit.
Tamar, ja, dann soll es Ihnen weiterhin auch nur noch gut gehen. Es sei Ihnen gegönnt!
Tamar von Siebenthal
1. Dezember 2016 um 08:42
Tja aus so einer Familie komme ich auch(als Kind), allerdings steht man eines Tages vor dem Spiegel und man fragt sich was das soll? Ein solches Affentheater wird in meiner Familie im keim erstickt. Dauernd Streit in der Familie zu haben ist scheisse und man muss sich das Leben so einrichten das man die agressiven Leute raus schmeist. Danach ist das Leben wie Erholung.
Warum werden die Tage nicht einfach aufgeteilt, so kann sich jeder beteiligen
und es entsteht ein kunterbunter Adventskalender.
Kam mir auch spontan in den Sinn. Einfache und logische Lösung.
der „Wettbewerb“ ist damit aber nicht unterbunden. Aber wenigsten nur auf einen Kalender manifestiert 😉
Mal wieder ein Papablog von Nils Pickert, dem ich nur zustimmen kann. Finde seine Beiträge sowieso immer gut.
Da sieht man mal wieder, wie gut es uns doch geht. Unsere Kinder bekommen vom Samichlaus mehr Zeugs geschenkt, als wir zu unseren Zeiten vom Christkind bekommen hatten und schon im Adventskalender vom Gotti sind beinahe 24 weihachtsgeschenkwürdige Sachen drin. Wahnsinn!
Am meisten nervt mich aber auch, dass unsere Kinder ab morgen wieder sinnlos früh aufstehen werden und vor dem Zmorge schon Süssigkeiten in sich reingestopft haben werden.
Hoffentlich machen sie dann aber keine so ganz krassen Sachen, wie vier (vier!!!) kleine Twix aufs Mal zu essen.
Hey Reto, es ist wirklich krass, ich meine, versuchen Sie das mal, vier Twix aufs Mal in den Mund zu stopfen. Sowas kriegt man m.M.n. sowieso erst hin, wenn man das Grosse-Dinge-in-den-Mund-Stopfen schon jahrelang geübt hat.
Echt jetzt Reto: Ihre Kinder bekommen 24 weihnachtswürdige Geschenke im Advent? Schlitten, PCs, Velos? Kann ich mir nicht vorstellen.
@Tamar: „Ihre Kinder bekommen 24 weihnachtswürdige Geschenke im Advent? Schlitten, PCs, Velos?“
Hahaha, musste grad lachen!
@Tamar von Siebenthal: Nicht alle Kinder bekommen solche Luxusgeschenke.
@ maia
Keine Ahnung, was für Sie Luxus ist. Velo gehört zur Grundausstattung und PC benötigen die Kinder irgendwann für die Schule. Ich habe erst seit 2009 einen PC, weil mein Grosser diesen für die Schule benötigte.
@Tamar von Siebenthal: Wem soll man den Computer schenken, den die ganze Familie dann nutzt? Soll das Velo des grösseren Kindes eingepackt werden um es dann dem kleineren zu Weihnacht zu schenken?
Hm, tja, meine „armen“ Kinder haben sogar nur einen Bildkalender…
Aber es kommt ein Wichteli aus dem Wald und legt ab und zu mal was vor die Tür.
Ich werde so lange wie möglich diese Tradition aufrechterhalten und kann sie auch weiterempfehlen: die Spannung, ob das Wichteli da war oder nicht, ist was schönes.
@plop: Tolle Idee mit dem Wichteli!
Coole Idee.
Wünsche eine spannende Adventszeit.
wäre ja eine schöne Idee, wenn nicht alle gleichzeitig diese Idee hätten. Meine Kinder wichteln in der Schule, im Sportclub, im Hort, dazu kommen die Weihnachtsgeschenke die sie machen müssen, dummerweise sicher noch 1- 2 Geburtstagsfeste und dann hatten wir noch die blöde Idee, dass der Adventskalender von allen gemacht wird, nicht nur von der Mutter, d.h. da müssen sie auch noch 5 Päckchen machen. echt stressig die Weihnachtszeit!
@Ka, wir „Wichteln“ nicht, es kommt ein Wichteli (also Ich) …
Das klappt aber wohl nur, wenn man damit im Kleinkinderalter anfängt…
Die diversen Adventskalender sind das eine, doch die Weihnachtsgeschenke das andere. Da ist man von den Kalendern (Mehrzahl!!) schon so gesättigt, dass ja die Weihnachtsgeschenke nur gut sind, wenn sie wirklich noch viel toller sind als die vielen Geschenkli im Advent und zum Samichlaus.
Die Kinder haben schon alles (es sind fast keine Wünsche mehr offen) und jeder/jede versucht noch krampfhaft den Herzenswunsch der Kinder zu erfüllen.
Und weil man die Kinder nicht noch mehr überladen will, steht man als Eltern manchmal zurück (es sind dann etwas weniger Geschenke) und fragt sich plötzlich, warum man gerade als Eltern auf der Strecke bleiben soll und nichts schenken kann/darf/soll? Meine Mutter alleine hat schon für jedes Kind 3 Geschenke bereit (es ist noch nicht mal Dezember!).
Blöde Situation, aber vielleicht ist es dann vernünftiger, als Eltern die Sparkonti der Kinder aufzustocken, anstatt die Grosseltern zu toppen versuchen.
Da ich selber immer sehr arm war, habe ich den Kindern jeweils einen Ausflug ins Alpamare geschenkt, dafür aber nichts Grosses, ausser wenn die Kinder Velos, PCs oä brauchten.
Alpamare kostet aber auch ein Vermögen!
Unsere Tochter kriegt Haarkreide, ein kleines Pack Lego und eine Melodica. Alpamare mit der ganzen Familie würde das Dreifache kosten. (Machen wir aber manchmal auch.)
Eben, deswegen schenkte ich ihnen ja jeweils einen solchen Ausflug, anstatt Lego oder Plaxmobil.
Mir ist dieses Jahr auch etwas in der Richtung passiert. Wir haben einen Adventskalender mit kleinen roten Filzsöcklein, die man füllt. Also habe ich eine Packung „Celebrations“ gekauft, die haben grad etwas über 20 Schöggeli drin. Kommt eine Freundin zu Besuch und zu unserer Tochter: „Lueg!! Da häsch en M&M-Adventskalender!“ Der hat GENAU diese Schöggeli drin! Ok, ich also losgezogen und 24 von diesen Gummiviechern gekauft. Als ich die auslegte, um sie zu verpacken, wurde mir halb schlecht bei der Vorstellung, dass unsere Tochter diese alle isst. Zudem hab ich zwar die „Celebrations“ dann an den Arbeitsplatz mitgenommen, aber gestern hat es mich mal gepackt und ich habe 4 Mini-Twix aufs Mal gegessen. VIER! (Ich esse sonst eigentlich kaum Süsses…)
Spenden wäre echt besser.
Spenden ist gut. Aber als Geschenk an jemanden, der dazu vielleicht keine Lust hat? Und als Ersatz für einen Adventskalender, bei dem doch das Auspacken die grösse Freude ist?
?
Verstehe deinen Kommentar nicht…
(Mir ging es darum, dass man die Süssigkeiten gar nicht erst kauft, sondern das Geld stattdessen spendet. Für 50.- kann man z.B. eine Augenoperation (Grauer Star) in Afrika finanzieren. Christoffel Blindenmission. Die Schöggeli schicke ich nicht nach Afrika. Genauso wenig wie das Essen, das nicht aufgegessen wurde.)
Jede Spende nach Afrika verhindert den Aufbau eigener Strukturen vor Ort. Spenden schaden wie Kriege, was schon Mahatma Ghandi bemerkte.
Susi, mir ist klar, wie das mit dem Spenden läuft. Ich halte einfach nicht so viel vom Spenden statt Schenken, schon gar nicht, wenn es sich um Kinder handelt, die doch schon am Auspacken Freude haben.
Unter Erwachsenen verzichte ich lieber auf gegenseitige Geschenke. Und überlege mir dann selber, unabhängig davon, ob ich eine Spende mache.
Wir Erwachsenen schenken uns schon lange nichts mehr zum Advent/Weihnachten (wir haben eh schon alles und wenn wir etwas brauchen kaufen wir es vorher), das Geld dafür wird gespendet, an Menschen, die es wirklich gebrauchen können. Zudem erspart es auch den vorweihnachtlichen Stress: win-win.
Den Kindern wird selbstverständlich etwas geschenkt auch zum Advent, wir wollen ja auch, dass sie später ebenfalls spenden und nicht eine Aversion dagegen entwickeln.
@S.P.: Es ging mir darum, dass wir jetzt in Süssigkeiten sozusagen ersaufen, weil die Planung schlecht lief. Die ursprüngliche Idee war ja, dass unsere Tochter EINEN Adventskalender mit Schöggeli bekommt. Nun kriegst sie einen mit Schöggeli, einen mit Gummitieren (weil es ja wirklich keinen Sinn macht, genau die gleichen Schöggeli zweimal zu schenken) und es werden jetzt nochmal 24 Schöggeli „einfach so“ gegessen. Das ist absurd, ungesund und herausgeworfenes Geld, das gescheiter gespendet worden wäre. Und im Blogtext geht es ja genau um eine gute Planung.
@H.H.: „Wir Erwachsenen schenken uns schon lange nichts mehr zum Advent/Weihnachten (wir haben eh schon alles und wenn wir etwas brauchen kaufen wir es vorher), das Geld dafür wird gespendet, an Menschen, die es wirklich gebrauchen können. Zudem erspart es auch den vorweihnachtlichen Stress: win-win.“
Ich gehe so vor: Ich mache mit meinem Mann ab, dass wir uns wieder mal was schenken. Dann vergesse ich das wieder und sage zwei Tage vor Weihnachten zu ihm: „Du chunsch im Fall nüt über ufd Wiehnacht vo mir, gäll! Nur dasses weisch!“ Ich kriege dann trotzdem etwas Schönes und muss selber nichts kaufen!
@Susi: Sie Scherzkeks!
@M.L.: „Jede Spende nach Afrika verhindert den Aufbau eigener Strukturen vor Ort.“
Muss Ihnen echt widersprechen hier. Um eigene Strukturen vor Ort aufbauen zu können, braucht es die nötigen Mittel und häufig halt auch die Arbeit von Entwicklungshelfern. Diese arbeiten auch nicht gratis. (Mein Cousin ist einer.)
Aber ja, ich hab mich letzte Woche schon für den Umweltschutz stark gemacht, jetzt muss ich’s nicht auch noch für Spenden und Afrika, sonst komme ich am Ende noch als Mutter Theresa rüber. Was ich ganz sicher nicht bin. 🙂
@H.H.: Ist vor zwei Jahren tatsächlich so passiert!
😀
Ich habe es letztes Jahr dann wieder gut gemacht, da hat er etwas gekriegt und ich nichts.
@Susi: 🙂
Entwicklungshilfe richtig gemacht, kann tatsächlich helfen und ist sicherlich nicht kontraproduktiv, wie oft die „Hilfe“ der Weltbank, nachzulesen bei Ziegler, „Das Imperiuum der Schande“.
Entwicklungshilfe ist ein komplexes Thema, Herr Hintermeier, und hier auch etwas offtopic. Die Frage steht auch seit mehr als 50 Jahren im Raum, was denn nun „Entwicklungshilfe richtig gemacht“ bedeutet. Und ob die Bilanz der gigantischen Transfersummen unter dem Strich eine positive ist, wäre da schon noch die Frage. Hier hat ML in seiner (etwas gar pauschalen) Art nicht so unrecht.
Persönlich finde ich Spenden und Entwicklungshilfe unter gewissen Prämissen sinnvoll, gerade die von Susi erwähnte Christoffel Blindenmission finde ich ein gutes Beispiel. Aber man muss schon sehr genau anschauen, wofür man Geld spendet, und wie sinnvoll das eingesetzt wird. Meist ist nicht die breit angewendete Massnahme auch die effizienteste.
Und ob Ziegler da eine gute Referenz ist, ich weiss nicht.
Spenden? Ich dachte ihr wolltet euren Kindern etwas gutes tun?
@Martin: „Und ob die Bilanz der gigantischen Transfersummen unter dem Strich eine positive ist, wäre da schon noch die Frage. Hier hat ML in seiner (etwas gar pauschalen) Art nicht so unrecht.“
Es ist ein zweischneidiges Schwert, das stimmt.
Und ML hat häufig gar nicht so unrecht; würde er sich doch nur manchmal etwas differenzierter äussern! Andererseits fällt er so natürlich mehr auf. (Und man muss ja sein Image pflegen.)
@MF: dann sind wir ja einer Meinung, ausser was Ziegler bettifft. Er hat ja lange bei der UNO gearbeitet, er weiss sicherlich gut Bescheid. Haben Sie das Buch gelesen? Er erwähnt dort viele Bsp.
Ich hasse touchscreen 🙁
@Koller: „Spenden? Ich dachte ihr wolltet euren Kindern etwas gutes tun?“
Tun wir doch, wenn wir unser Karma aufforsten!
Oh mein Gott, schon wieder eine Schreckensmeldung! Diesmal von Susi. Man stelle sich das vor: Die Tochter wird sie alle aufessen, die Celebrations und fällt womöglich deswegen sogleich ins Koma und die Mutter? Die verputzt gleich VIER Mini-Twix aufs Mal… Wenn das keine Hiobsbotschaft ist!
Ich (und nicht nur ich) stelle einfach fest, dass das Riesentheater, welches ständig um die Kinder und nicht weniger um sich selbst veranstaltet wird eine Form angenommen hat, die bisweilen so skurril ist, dass durchaus die Frage gerechtfertigt ist, ob Erzeuger, Grosseltern etc. denn eigentlich noch bei Trost sind. Das ewige Brimborium wegen jedem Chickenshit wird nämlich den zukünftigen Erwachsenen dereinst kaum zum Vorteil gereichen.
@mia: Sie haben halt die leichte Ironie zwischen den Zeilen nicht getscheggt. Jänusodenn. 😉
‚Spenden wäre echt besser.‘
Oder besser Mikrokredite. Hilfe zur Selbsthilfe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrokredit
Spenden sollte man sowieso nur in Projekte mit Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn die Selbsthilfe nicht in Gang kommt, dann soll man die Leute im Sumpf lassen. Ausserdem müssen sich Grossfirmen aus solchen Ländern zurückziehen. Fie Bodenschätze dort sind nicht unser, sondern Eigentum der Bevölkerung dieser Länder.
Das liest sich wie eine Bankrotterklärung von unfähigen Eltern, die nicht in der Lage sind, eine vernünftige Famile zu haben.
Das Grosseltern etc. an der Vorfreude der Kleine teilhaben wollen – schön und gut, aber das muss seine Grenzen haben. Ein WA-Familiengruppe, da stellen sich mir doch gleich die Nackenhaare auf. Warum nicht gleich in FB eine öffentliche Gruppe aufmachen und alle 10 min etwas posten ?
Kindern und Verwandten müssen klare Grenzen gesetzt werden damit die Familie ein ungestörtes Familienleben leben kann.
Nun wenn man die Familie nicht einbezieht, läuft doch etwas falsch. Welche Grossmutter möchte etwas spenden? Hier werden doch die Bedürfnisse der Familie gar nicht verstanden. Die Grosseltern wollen den Kindern was gutes tun und dafür Anerkennung von den Kindern erhalten, die Eltern sind da eigentlich eher die Vermittler in dieser Beziehung. Somit wäre es aufgabe des Autors den Grosseltern zu sagen was sie den Kindern geben sollen. Welches normale Kind möchte eine Spende nach Afrika? Welches Kind hätte da nicht lieber ein kleines Geschenk oder ein Schoko?
Tja bei uns liess sich der „Wahnsinn“ ganz einfach eindämmen.
Jeder der was beitragen will muss sich vorher melden und angeben wie viele Tag er möchte, dann werden die Tage zugeteilt und ein Budget das nicht überschritten werden darf. So bleibt es bei einem Kalender pro Kind der von allen zusammen gefüllt wird.
Die Kinder finden das super und ich hab keine Kinder zuhause die x Schoggikalender öffnen und enttäuscht sind von der Schoggi.
Danke für Ihre Stimme der Vernunft.
Das wollte ich auch gerade vorschlagen! Braucht ein Bisschen mehr Organisation seitens der Eltern, aber dann kommt sicher ein wunderbarer Adventskalender zusammen 🙂 Und die Preisobergrenze finde ich auch wichtig, sonst artet es dann einfach bei den einzelnen Päckchen aus…
Ach herrje. Es wäre so einfach. Einfach den Leuten sagen: „Wir wollen keine Adventskalender“, erklären wieso (fünfzehn Adventskalender sind wirklich zu viel) und gut ist.
Weshalb er dies nicht so macht, darüber kann das grosse Spekulieren losgehen.
– Jammern ist ja soooo schön…
– Er getraut sich nicht, das zu sagen… (Schöne Verwandtschaft ist das)
– Die Verwandtschaft hört eh nicht… (Schöne Verwandtschaft ist das)
– Er braucht ein Thema für den Mamablog (das wäre jetzt ja gemacht)
😀
Vielleicht ist es auch Anwort E: Alle Aussagen sind richtig.
😀
man fragt sich manchmal wirklich:
Ich kann meiner Familie etwas nicht sagen, aber darüber einen öffentlichen Blog schreiben?
@xy
Oder so gesagt:
Entweder ist das wirklich ein Problem. Dann ist es ein bisschen peinlich, dass er über die Medien an seine Verwandtschaft gelangt und dies nicht direkt innerhalb der Verwandtschaft klärt. Dass die Verwandtschaft quasi über die Medien erfährt, dass diese x Adventskalender ein Problem sind.
Oder es ist eigentlich gar nicht so schlimm, eigentlich gar kein Problem.
Dann ist dieser heutige Blogbeitrag aber ein bisschen ein Nullthema
Noch einfacher wär’s derjenigen Verwandten die selber in der Kleinkind-Phase emotional steckengeblieben sind zu erklären: „Wir wollen unbedingt einen Adventskalender, aber bitte bitte bitte unbedingt, nichts anderes. Ja?!!“
@Susi: Ob das jetzt wirklich lustig sei??… (sorry, bin heute schlecht gelaunt)
„(ich kann das schlecht erklären),“
unterschätzen Sie uns da mal nicht, das ist vermutlich noch was vom einfachsten zu erklärenden in Ihrem Erlebnisuniversum… .
Bräuchte bspw bloss zwei Eltern mit je „konstruktiv gehandhabten Scheidungs/wiederpartnerschafts-Hintergrund ohne Todesfälle“ und schon hat man die acht Grosseltern… .
Das „familiäre Öffentlichkeit-herstellen“ gefällt mir hingegen sehr gut, vermutlich funktionieren ua deswegen all die sozialen Medien dermassen am Schnürchen, weil sie auch eine Sehnsucht bedienen welche man im tatsächlich gelebten Alltag, mit den vor Ort vorhandenen gelebten Beziehungen, weniger erlebt? Immerhin, all die investierte Zeit auf den diversen Kanälen fehlt ja irgendwo anders.
(ja, ich weiss, dazu gehört auchs Kommentareschreiben…)
🙂