Warum fühlt man sich zu jemandem hingezogen?

Hungrige Männer scheinen kräftigere Frauen zu bevorzugen. Foto: Raisa Durandi

Hungrige Männer scheinen kräftigere Frauen zu bevorzugen. Foto: Raisa Durandi

Liebe Frau Burri, wieso fühle ich mich gerade zu diesem bestimmten Menschen hingezogen und nicht zu jemand anderem?

Wer kennt es nicht, dieses vermaledeite Szenario. Frau lernt Mann kennen (oder umgekehrt), und alles wirkt geradezu perfekt. Er sieht gut aus, ist witzig, sprüht nur so vor Charme und Esprit, ist beruflich erfolgreich und trägt die Angebetete auf Händen. Und doch will der Funke nicht so richtig überspringen, stattdessen bringt der vermeintliche «Antityp» das Blut der Dame in Wallung.

Woran liegt es, dass wir uns zu manchen Menschen besonders stark hingezogen fühlen und zu anderen wiederum überhaupt nicht? Und wieso hat es gerade in diesen Situationen nur so selten Platz für Rationalität? Die Wissenschaft beisst sich an diesem Thema seit Jahren die Zähne aus, doch gibt es mittlerweile zahlreiche spannende Erkenntnisse aus ganz verschiedenen Disziplinen, welche ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Zwar neigen wir heutzutage dazu, Männlein und Weiblein gleichstellen zu wollen, doch gerade im Bereich der Liebe und Sexualität wäre dies nach heutigem Wissensstand faktisch falsch. So gibt es auch, was die Attraktion und sexuelle Anziehung angeht, klare Geschlechtsunterschiede. Nicht nur eine Vielzahl biologischer Faktoren wie zum Beispiel das Äussere diktieren, wen wir sexuell attraktiv finden, sondern ebenfalls eine Reihe psychosozialer Merkmale. Diese Einsichten und Befunde machen sich heutzutage nicht zuletzt auch Partnervermittlungsportale zunutze, um auf dem unüberschaubaren Singlemarkt die zwei passenden Parteien zu vereinen.

Vergessen Sie das Candle-Light-Dinner!

Um nur ein paar solcher Erkenntnisse zu nennen: Symmetrische Gesichter sowie Durchschnittlichkeit kommen besonders gut an. Studien zeigen, dass wenn mehrere Gesichter übereinander gelagert werden, das resultierende Bild als attraktiver bezeichnet wird als die Einzelfotos. Ein kindlich aussehendes Gesicht bei einer Frau sowie die Makellosigkeit der Haut sorgen ebenfalls für höhere Attraktivität. Laut einer britischen Studie suchen sich Menschen zudem oft Partner, die ihrem gegengeschlechtlichen Elternteil in Haar- und Augenfarbe ähneln. Sanduhrfiguren und spezifische Taille-Hüfte-Verhältnisse sind ebenfalls beliebt und ein Indikator für Fruchtbarkeit. Aus biochemischer Sicht bevorzugen Frauen den Geruch von Männern mit hohem Testosteronspiegel. Bei Schnüffelstudien an T-Shirts wählten die Frauen ausserdem Männer, die ein komplementäres Immunsystem zum eigenen aufwiesen. Dies soll dem gemeinsamen Kind die Überlebenschancen erhöhen.

Doch nicht nur auf die Nase ist Verlass, sondern auch die Stimme verrät uns. So bevorzugen Männer Frauen mit höheren Stimmen, da dies auf einen höheren Östrogenspiegel hinweist. Aus psychologischer Sicht ist vor allem das Gleichgewicht von Nähe und Distanz wichtig. Grob gesagt, fühlt man sich zu Menschen eher hingezogen, wenn diese auf Distanz gehen, während man eher auf Abstand zu denjenigen Menschen geht, die die Nähe suchen. Ebenfalls fühlen wir uns jemandem näher, wenn wir dessen Abneigungen teilen statt dessen Vorlieben.

Schliesslich gibt es auch noch ein paar ausgefallenere Befunde: Hungrige Männer scheinen kräftigere Frauen zu bevorzugen. Zudem finden sie Frauen in roter Kleidung im Vergleich zu blauer attraktiver und sexuell begehrenswerter. Kürzlich bin ich auch über eine Laienthese gestolpert, die mich ein wenig schmunzeln liess: Die Anziehung zwischen zwei Menschen sei magnetisch, da ja auch das Blut magnetisch (da eisenhaltig) sei, und wenn die Schwingungen passten, könne es somit schon mal zum «Andocken» kommen. Also immer schön reinhauen bei der Weizenkleie. Und noch ein Tipp für die Herren der Schöpfung: Männer wirken attraktiver, wenn sie beim ersten Date die Nerven der Angebeteten kitzeln. Also vergesst das romantische Candle-Light-Dinner und holt das Bungee-Seil raus.

Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri beantwortet einmal wöchentlich eine Leserfrage zum Thema Sexualität und Liebe. Diese wird vertraulich behandelt und ohne Namensnennung publiziert. Schreiben Sie uns auf sexologisch@tages-anzeiger.ch.

Dieser Beitrag ist neu unter www.tagesanzeiger.ch/warum-fuehlt-man-sich-zu-jemandem-hingezogen-801596565338 zu finden.

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56 Kommentare zu «Warum fühlt man sich zu jemandem hingezogen?»

  • Adina sagt:

    Das mit dem „komplementären Immunsystem“, da ist bestimmt was dran. Und wahrscheinlich auch das mit der Aehnlichkeit zu den/der Lieblingselternteil.
    Noch interessanter finde ich die Aussage:
    „Ebenfalls fühlen wir uns jemandem näher, wenn wir dessen Abneigungen teilen statt dessen Vorlieben.“ Abneigungen! Das werde ich mir jetzt etwas besser durch den Kopf gehen lassen („people’s sense of community“ grüsst mal wieder 🙂 )

  • Dieter Neth sagt:

    Was ein wenig vergessen geht ist, dass Attraktion vor allem auch ein biologisches Phänomen ist. Bei der Partnerwahl geht es heutzutage viel zu verkopft zu und her. Ich kam zu meiner Frau wie die Jungfrau zum Kind. Wir mochten uns einfach von Anbeginn.Zwischenmenschliche Anziehung fusst vor allem auf dem Geruchssinn. Also kein Axe! Die angetönten Pheromone und das Testosteron, aber laut einer Studie hat eine starke Anziehung von Beginn weg auch viel mit den beiden Immunsystemen zu tun. Im Sinne von: Wenn „es einfach passt“ kriegt das glückliche Paar gesunde Kinder, weil sich die Immunsysteme ergänzen. Und es kriegt welche, weil der Sex auch gut sein dürfte. Dann ist es auch egal, wenn die Frau ein wenig andere Masse hat als bei Victorias Secret.Und viel mehr braucht es nicht damit es hält

    • Dieter Neth sagt:

      Noch ein Zusatz! Das mit den hungrigen Männern hab ich auch gelesen. Da stand aber im englischen Text, dass die Männer dann auf Frauen mit runden Gesichtern stehen, was angeblich auf einen eher rundlichen, fülligeren Körperbau schliessen lässt. Körperliche Kraft hat damit nichts zu tun. Auch so ist das natürlich Unsinn und trifft nur auf angelsächsische Menschen zu. Meine Frau hatte damals ein Gesicht, rund wie der volle Mond – aber von füllig keine Spur. Das dürfte für die Mehrheit der Weltbevölkerung zutreffen. (Rundes Gesicht, schlanker Körperbau – Asien! Oder Mexiko, wie bei meiner Frau.

  • Rita sagt:

    ‚Frau lernt Mann kennen (oder umgekehrt)?!?‘
    Wie wär’s mit etwas mehr diversität Frau Burri? Wie Leben immerhin im 21. Jahrhundert!

  • Blerim sagt:

    Jaja, die Frauen fühlen sich insbesondere zu den Alphas hingezogen. Wenn sie dann um die 30 sind, ihre dutzenden ONS gehabt haben und sich niederlassen wollen, tut’s dann auch einer, mit dem sie ansonsten nie etwas zu tun hätten wollen. Dies aus der Einsicht, dass die harten Alphas a) nicht besonders zahlreich sind und b) es nicht nötig haben, sich nicht niederzulassen.

  • Lia sagt:

    ich habe noch nie einen Mann getroffen, der eine hohe MinnieMaus-Stimme attraktiv findet. Im Gegenteil, eine rauchig-verruchte Stimme finden die mir bekannten Männer bei einer Frau super.

  • Georg sagt:

    Was sind „kräftigere Frauen“? Ist das ein Euphemismus für „fette Frauen“ oder sind dabei Frauen mit mehr Kraft gemeint? Ob so oder so: Weshalb bevorzugen „hungrige“ Männer kräftigere oder fettere Frauen?

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Ganz einfach: hungrige Männer=fette Männer mit Schmerbauch wissen, dass sie in der Regel bei den hübschen und schlanken Frauen nicht landen können. Deswegen stehen diese gezwungenermassen auf „kräftigere“ Frauen. Die Trauben sind nie zu sauer, aber für Manche hängen sie zu hoch.

      Falls der fette Mann reich ist, tut dann aber weder Alter, Figur noch Hässlichkeit etwas zur Sache, will heissen: der Mann hat freie Auswahl

    • Lia sagt:

      das soll nicht Ihre Sorge sein – einen Mann, der eine Frau als „fett“ bezeichnet, will sowieso keine, auch wenn sie selbst gertenschlank ist. Und der Grund für die Bevorzugung sollte jedem mit etwas Denkvermögen klar sein, was noch ein Grund ist, warum Sie keine Partnerin finden werden.

    • Thomas Trachsel sagt:

      Ich vermute, die Autorin hat sich in political correctnes übernommen. Es könnte frei heraus auch einfach heissen: „Dünne Männer scheinen mollige Frauen zu bevorzugen.“
      Geht ja!

  • Adam Riese sagt:

    Interessante Aspekte.

    Doch was mir fehlt, ist eine Antwort auf folgende Fragen:

    – Warum steht man auf einen ganz bestimmten Typ? Also z.B. Latino/a, Asiat/in, Nordländer/in?

    – Warum hat man ganz genau Präferenzen, was einem (sexuell) anzieht? Also z.B. grosse/kleine Oberweite? Dicke, dünne, lange oder kurze Beine? Durchtrainiert oder weich? Dick oder dünn? Markant oder fein?

    – Warum spricht jemand auf Anzugträger/innen an, der oder die andere auf sportlich-légères Outfit? Warum sind für den Einen High-Heels und Minirock der ultimative Lustkatalysator, während der Andere seine Lust ob diesem Anblick sogleich verliert?

    Auf diese Frage hätte ich mir eine Antwort gewünscht. Dass generell Männer auf dieses und Frauen auf jenes stehen, bringt mir nicht so viel.

    • tststs sagt:

      Hier mein Versuch (wird im Blog schon angetönt):
      Ich bin dezidierte Anhängerin der Biologie/Hormon/ich-kann-dich-gut-riechen Fraktion. D.h. unser Unterbewusstsein hat aufgrund biologischer Faktoren schon im ersten Augenblick entschieden, ob uns jemand passt oder nicht. Und wenn es passt, dann spielen Aussehen etc. üüüüberhaupt keine Rolle mehr…also eigentlich…denn da setzt halt dann schon die Sozialisation ein… („nei, Bruschthaar chömmed nöd in Frag“).
      Ihre dritte Frage hat sicherlich mehr mit Prägung zu tun… ausserdem – so ist es zumindest bei mir – ändert sich dieser Geschmack auch…

      • Adam Riese sagt:

        @tststs

        Besten Dank für Ihre Erklärung, die ich durchaus nachvollziehen kann. Sie beschränken sich jedoch hauptsächlich auf den direkten Kontakt. Wenn ich aber prinzipiell nichts mit z.B. Asiatinnen oder zu dünnen oder zu dicken Frauen anfangen kann. Wenn ich z.B. kleine Brüste den grossen vorziehe, oder eben Turnschuhe den High-Heels, dann muss diese Präferenz doch irgendwo verwurzelt sein und ihren Ursprung haben. Aber wo?

        Dass das Aussehen zur Nebensache werden kann und man seinem Beuteschema untreu wird, wenn dann die biologischen/hormonellen Faktoren zur Geltung kommen, sehe ich auch so.

      • tststs sagt:

        Ah, Sie meinen, wenn man z.B. Fotos betrachtet?
        Dies hängt IMHO mit der Prägung zusammen. Und damit meine ich nicht so simple Dinge wie: Frauen bevorzugen Männer, die ihrem Vater ähnlich sehen. Das sind eher viele, kleine Dinge, die unterbewusst wirken.

        Dies sieht man nicht zuletzt auch daran, dass der Mensch ein Leben lang geprägt wird und dementsprechend seinen Geschmack/Vorlieben auch ändert (hey, vor 20 Jahren hätte ich viel Geld darauf gewettet, dass ich nienienieeeemals in Skinnyjeans rumlaufe oder den Brustpelz eines Mannes liebe oder …oder… ).

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Nun, es ist halt ein Unterschied, ob ich im Ausgang einen Abend lang Spass haben möchte, oder Ausschau nach einem Lebenspartner halte. Für den Ausgang gibt man sich ja schon mit wenig zufrieden, bei meinem Lebenspartner aber suche ich nach ganz bestimmten Eigenschaften, die erfüllt werden müssen.

    Mein Partner und ich sind in fast allen Themen einig, da wo nicht, lassen wir einander die eigene Ansicht, zumal diese nicht existentiell sind. Ich bin die Nervöse, welche ausflippt, wenn nicht alles nach Plan läuft, er holt mich auf den Boden retour. Nur was Ausgang angeht, sind wir total verschieden. Ich muss ab und zu die Sau rauslassen. Das tu ich dann halt ohne ihn mit gleichgesinnten Freundinnen und Kollegen.

    • tststs sagt:

      Auch Sie weisen – zurecht – darauf hin, dass es einen Unterschied gibt zwischen „erster Anreizung“ und „dauerhafter Bindung“. Für einen ONS reicht ersteres, für zweiteres müssen tatsächlich noch weitere Kriterien erfüllt sein.
      ABER (!) auch derjenige Partner, der Potential zur dauerhaften Beziehung hat, wird (idR) zuerst nach den Kriterien der „ersten Anreizung“ ausgewählt! Die Frage ist dann nur, ob er die weiteren Prüfungsrunden übersteht 😉

      • Ka sagt:

        also ich bin seit 25 Jahren mit meinem Mann zusammen, obwohl er die Kriterien der „ersten Anreizung“ überhaupt nicht erfüllte. Aber er war so verdammt hartnäckig, nach 6 Monaten bin ich eingeknickt und habe es bis jetzt nicht bereut 🙂

      • Susi sagt:

        @tststs: Ja, auf den ersten Blick ist noch mancher toll, mittelfristig kann dieser Lack eben schon bröckeln.
        Ich erinnere mich aber noch an den Moment, als ich meinen Mann vor etwa 25 Jahren zum ersten Mal sah, und was er in mir auslöste. (Nichtsdestotrotz musste er dann noch über ein Jahrzehnt warten, bis ich emotional reif genug für eine ernsthafte Beziehung mit ihm war… 🙂 )

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Mhh, nicht ganz. Rein optisch gefallen mir sehr grosse und kräftige Männer (1,85 +, 90kg+) Wären wir am gleichen Ort im Ausgang gewesen, wäre er mir nicht auf den 1. Blick aufgefallen. 1.75 ist sicher nicht klein, aber da ich selber über 1.70 bin, heirate ich hslt in flachen Schuhen.

        Für eine Beziehung sind halt gewisse Kriterien nicht wichtig. Klar muss ich jemanden als atraktiv empfinden, aber Körpergrösse ist dann halt nicht mehr wichtig.

        Geprüft werden musste gar nichts: ich wusste schon beim 1. Date, dass er der Meine ist.

      • tststs sagt:

        @Ka Bitte erlauben Sie mir die Arroganz: Ihr hormongetränktes Unterbewusstsein hatte sich schon längst entschieden, das bewusste Ich musste es sich nur noch eingestehen 😉

        @Susi: Jup, ganz genau. Biologisch mag man füreinander bestimmt sein; aber wenn dann zwei total unterschiedlich sozialisierte Wesen (also z.B. verschiedene Wertvorstellungen) aufeinandertreffen nützt der beste Hormonrausch auf die Dauer nix mehr…

  • Clara sagt:

    Diese Gegenseitige Faszination ist etwas vom Ultimativsten am Aspekt der Erotik – kaum zu toppen!
    …ich hoffe, dass sie bleibt, was sie am Ende ist. Ein Geheimnis in einer facettenreichen Form, die sich der Naturwissenschaft ständig entzieht – gut so.

  • Alpöhi sagt:

    Der Artikel fokussiert zu stark auf „Spontananziehung“. Und die trägt nicht auf Dauer – sind die Schmetterlinge im Bauch verfolgen, muss der nächste Lebensabschnittspartner her für den nächsten Kick.

    Liebe ist etwas anderes. Liebe ist kein Strohfeuer, sondern eine Glut, die tief drin warm gibt und nicht leicht auslöscht. Diese Glut braucht Zeit um zu entstehen. Will heissen: Liebe muss Zeit haben um wachsen zu können.

    In der Praxis sieht das so aus: Man tue sich zusammen mit jemandem, der ähnliche Interessen hat, und unterneheme gemeinsam Dinge. Wenn es passt, dann können die Gefühle und das Hingezogensein wachsen. Und wenn es nicht passt, – dann eben nicht.

    Auf jeden Fall hat das nicht viel zu tun mit „spontaner Anziehung“.

    • tststs sagt:

      Äääähhh??? Nei, ebä, der Blog dreht sich eben um die „spontane Anziehung“, nicht um die „dauerhafte Liebe“…
      Sie haben insofern recht, als dass das eine mit dem anderen tatsächlich nichts zu tun haben muss…

  • Muttis Liebling sagt:

    Der aufmerksame Blick ins Strassenbild beweist, dass Paarung in sehr engen biologischen und sozialen Kanälen erfolgt. Jeder weiss in etwa, welche Partner für ihn illusorisch sind und versucht es gar nicht erst. In der anderen Richtung weiss man, was auf keinen Fall in Frage kommt. Dazwischen liegen vielleicht 5%.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Das ist sicher richtig. Und ein wichtiger Faktor. Wenn auch nicht der Einzige.
      Der Mensch ist erstaunlich pragmatisch (zum Glück).

      • Muttis Liebling sagt:

        In der Demographie gibt es den Begriff des Heiratsradius. 90% aller Ehen bringt Personen zusammen, welche nicht weiter als den Weg auseinander wohnen, welchen man in 3h zurück legen kann. Bis zur Gründerzeit dürfte das Fussweg, also 20 km, gewesen sein.

        Unter dieser Voraussetzung gibt es für jeden eine nur überschaubare Menge potentieller Partner, die man alle vorher kennt. Zwischen diesen 3-4 gleichberechtigten Personen fällt dann eine pragmatische Entscheidung, wobei die Attraktiveren als erster das Los ziehen dürfen. Es gab keinen Grund zuzuwarten, denn die Auswahl wurde monatlich geringer.

        Heute leben Tausende im Heiratsradius und so kann sich mancher nie entscheiden.

    • Carolina sagt:

      Da ist sicher etwas dran, aber: mit Wissen im Sinne von ‚bewusst‘ hat die Partnerwahl wohl relativ wenig zu tun (ich rede bewusst nicht von einem ONS, da spielt wohl ausschliesslich körperliche Kompatibilität eine Rolle). Das erstaunliche ist ja, dass sich – egal, wie schön, hässlich, krummbeinig, intelligent, was-auch-immer wir sind – , fast immer ein Deckelchen findet. Ich weiss, trotz vieler Jahre Auseinandersetzung mit dem Thema, bis heute nicht, wo der rote Faden liegt. An Zufall glaube ich nicht, ich glaube eher, man findet im anderen (wenn man es zulässt) das Komplementäre, nach dem alten Spiegelprinzip. Wenn ich mir eine gewisse Aufgeschlossenheit und Unabhängigkeit bewahre, kann ich dem anderen diese auch entgegenbringen und bis zum Schluss lernen (dürfen). Bei

      • Carolina sagt:

        /2 den Paaren, die nicht so kopflastig sind wie ich, die diese Freiheit gar nicht zu suchen scheinen und einfach zufrieden sind, mit dem, was sie haben, scheint auch eine Art idealer Ergänzung vorzuliegen. Ich beneide diese Paare manchmal geradezu!
        Mein Mann und ich haben uns am Anfang nicht ausstehen können, wir sind immer noch sehr unterschiedlich und die meisten (wir inklusive) haben uns keine fünf Jahre gegeben. Es sind jetzt 25 Jahre! Wahrscheinlich haben wir immer irgendwo unterschwellig gewusst, dass wir beim anderen die Freiheit behalten dürfen, sich zu entwickeln und zu sein, wer man ist bzw wird. Aber was ist das? Glück? Zufall?
        Für meinen Mann ist die Antwort ganz klar: es ist eine Entscheidung, Punkt!

      • tststs sagt:

        Ich glaube, der rote Faden ist relativ simpel: Anziehung liegt im Auge des Betrachters. Wer nicht angezogen wird, sieht krumme Beine und eine Hakennase; wer angezogen ist, sieht diese Dinge nicht (genau genommen: er übersieht sie).

        Und ich glaube, ein Grund, weshalb Beziehungen halten, ist, dass der „Zauber des Übersehens“ erhalten bleibt 😉

      • Carolina sagt:

        Hmm, ich sehe, was Sie meinen, ts. Aber man müsste manchmal schon Tomaten auf den Augen haben, um die (körperlichen und sonstigen) Unzulänglichkeiten ûbersehen zu kônnen. Und die Grenze zwischen ‚übersehen‘ und ’schönreden‘ ist eben haarfein…..
        Die wahren Paarkünstler sind vielleicht die, die auch ohne den Zauber des Übersehens die Beziehung aufrecht erhalten können. (Nur so ein Gedanke :-))

      • Reincarnation of XY sagt:

        Carolina – wow! da haben wir viele viele Übereinstimmungen!
        meine Frau und ich konnten uns zwar gut leiden, aber niemand, absolut niemand gab uns eine Chance. Jetzt haben wir beinahe alle überdauert…

        Ich stimme ihrer Theorie zu. Ob es dabei ums unbewusste „riechen“ geht, wie tsts meint, weiss ich nicht. Kann wohl auch niemand beweisen.
        Letztlich ist es ja immer dieselbe Frage: wie viel ist Trieb, wie viel ist Psychologie. Ich denke, es ist wohl immer eine Mischung davon.

      • Carolina sagt:

        RoXY: das ist ein sehr weites Feld und, wie immer, gibt es wohl keine allgemeingültigen Antworten. Ich sehe ja meistens die problematischen und unglücklichen Paare – ich habe im Laufe der Jahre gelernt, mich insgeheim danach zu fragen, warum die beiden immer noch zusammen sind, wenn es doch oft (jedenfalls von aussen gesehen) kaum mehr einen triftigen Grund zu geben scheint. Die Antwort ist von Paar zu Paar unterschiedlich, mir hat es beigebracht, nicht mehr zu werten (sowieso gut für einen Paartherapeuten:-): wenn man das aber die Partner herausarbeiten lässt, WENN sie zu uns kommen, ergeben sich oft interessante Konstellationen und Aha-Erlebnisse – ich staune immer wieder darüber, wie variantenreich Partnerschaften sind und finde das wunderbar.

      • Carolina sagt:

        /2 Für uns scheint es das richtige zu sein, nicht stillzustehen, immer wieder Herausforderungen zu haben, sich auch immer wieder neu kennenzulernen (alles nicht immer nur positiv bzw einfach), für andere gilt das nicht – und das muss man respektieren. Das Entscheidende ist vielleicht, die Wünsche und Erwartungen bzw Hoffnungen an die Beziehung (die ja im Laufe der Zeit immer Prüfungen und Widerständen erfahren) miteinander abzugleichen, das halte ich persönlich für wichtig.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Totgesagte Beziehungen halten immer am längsten, solange nicht ich diese totgesagt habe…..

  • Flo sagt:

    @tommaso: bin bei Ihnen, vor Jahren auf einem Langstreckenflug mit Singapore Airlines hat mich die Stimme des Piloten darin bestärkt, dass Fliegen toll ist…und bei der Landung habe ich den Boden geküsst. Diagnose: akute Höhenflugglückshormonausschüttung! Happy landing uns allen.

  • tommaso sagt:

    Männer stehen auf Frauen mit hohen Stimmen…? Das höre ich jetzt aber zum ersten Mal. Es kann ja wohl auch kaum Zufall sein, dass Radio-, TV-, aber auch viele anderen öffentlichen Frauenstimmen (Bahnhof, Flughafen) angenehm temperierte Stimmen haben. Am Flughafen Amsterdam hatte es so eine, seufz, ich hätte fast den Anschlussflug verpasst…

    • Citaro sagt:

      Eine so pauschale Aussage wie „So bevorzugen Männer Frauen mit höheren Stimmen“ ist sicher falsch abgeschrieben. Kenne nur wenige Männer, die auf quietschende Barbiestimmchen stehen. Eine tiefe, runde Frauenstimme dagegen: WOW!

    • tststs sagt:

      1. Evtl. verwechseln Sie eine „hohe“ Stimme mit einer piepsigen/hellen/grellen Stimme.
      2. In die Durchsagedame wollen Sie sich ja nicht verlieben, sondern sie soll möglichst kompetent rüberkommen (da kann ein Mezzosopran durchaus geeigneter sein). 🙂

      • Reincarnation of XY sagt:

        genau – es geht einfach darum, dass eine Frau, die am Telefon wie ein Mann klingt, mal eher nicht mit ihrer Stimme punktet.

        Genauso wie die Männer, die am Telefon wie eine Frau klingen.
        Das Schöne: auch solche Menschen finden einen Partner, dank des von ML angesprochenen Pragmatismus, oder – etwas romantischer – weil es doch auch Menschen gibt, denen die Person irgendwie wichtiger ist.

    • Mamivon4 sagt:

      jöö, wie herzig ;0)

  • Stefan W. sagt:

    Wenn es universelle Kriterien gäbe („Symmetrie, Durchschnittsgesicht, Sanduhrfigur“), dann würden sich ja alle in denselben/dieselbe verlieben. Wir verlieben uns aber nicht unbedingt in das, was wir in irgendwelchen Studien oder auf dem Papier „attraktiv“ finden, sondern in … etwas anderes. Womit die Eingangsfrage nach wie vor unbeantwortet bleibt.
    Ich denke, vieles hat einfach mit dem blinden Zufall zu tun: Wir treffen zur richtigen Zeit in der richtigen Stimmung auf einen Menschen, der halbwegs ins eigene Attraktivitätsschema passt, und für den gleichzeitig zufällig umgekehrt dasselbe gilt. Und die Erkenntnis, auf jemanden zu wirken, beflügelt wiederum die Annäherung. Der Rest ist milliardenfach Geschichte.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Stimme überein, dass „Papier“ und Realität weit auseinanderklaffen. Was ich auf dem Papier sehr attraktiv finde, ist in der Realität nicht unbedingt mein Beuteschema. Das ist schon erstaunlich.
      Aber keinesfalls ist es „blinder Zufall“ in wen wir uns verlieben. Ganz im Gegenteil. Da spielen sehr viele Faktoren mit – vielen sind wir uns einfach nicht bewusst.

    • tststs sagt:

      Ganz einfach: Der Text verwechselt hier „attraktiv finden“ mit „(körperlich-sexuell) angezogen werden“.
      Es gibt Menschen, die finde ich von einem rein ästhetischen Standpunkt her äusserst attraktiv, aber nicht antörnend. Andere ziehen mich magisch an, entsprechen aber nicht meinen (oder den gängigen) Kriterien von „gut aussehend“.

  • Michael sagt:

    Am letzten Satz der Assistenzprofessorin bewahrheitet sich das Dogma – Die Praxis ist der Feind der Theorie. Frauen sollen eher auf Bungeejumping als auf ein Candlelightdinner stehen ?? Und viele der beschriebenen Ding hat wenig bis garnichts mit Psychologie zu tun, sorry Frau Burri. Rot zum Beispiel ist von je her schon eine Farbe gewesen, um das andere Geschlecht anzulocken. Schon mal im Zoo einen Pavianhintern gesehen ?? Und die Idealmasse 90-60-90 waren das Kennzeichen einer Frau, die ob ihrer Oberweite keine Fütterproblem bekommen würde, deren schlanke Taille zeigte, das sie noch kein Kind hatte und deren breites Becken anzeigte, das sie gebährfähig ist. Im Mittelalter war das alles sehr wichtig. Und die physiologische Wirkung von Düften kennt wohl jeder. Wenig Platz für Psychologen.

  • Hans Hintermeier sagt:

    Bereits Platon lehrte, dass man bereits eine Idee/Vorstellung des „Schönen“ im Kopf haben muss, um überhaupt etwas als schön erkennen zu können. In diesem Sinne projizieren wir in der Liebe ein inneres Bild auf etwas Äusseres, das dem inneren Bild am nächsten kommt. Oft wird diese Projektion jedoch durch die äussere Realität je längere je mehr gestört und schliesslich zerstört. Deshalb gibt es Menschen, die sich alle 2 Jahre einen neuen „Lebensabschnittpartner“ suchen.

    • Reiner Zufall sagt:

      Das sehe ich auch so. Mir geht es derzeit genau, wie beschrieben. Ich projizierte ein inneres Bild auf etwas Äusseres. Und siehe da, es gefiel mir, was ich zu sehen glaubte. Mit der Zeit zeigte sich jedoch, dass das, was ich sah, nicht wirklich dem entsprach, was ich zu sehen glaubte oder sehen wollte Die Gefahr ist gross, dass es wieder eine neue Lebensabschnittspartnerin geben wird.
      Das Ganze auch getreu dem Motto „Der erste Eindruck ist wichtig, doch der zweite zeigt die Wahrheit“.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Wie wäre es mal mit Erwachsen werden?
        Wenn ich nie in er Lage bin, etwas anderes als ein Projektion meiner Vorstellungen zu lieben, dann bin ich doch sehr … hm .. selbstbezogen, unreif.
        Liebe sollte tatsächlich irgendwann auch den Anderen meinen.
        Meine Frau ist nicht die, für die ich sie Anfangs in unwissender Naivität hielt. Meine Kinder sind auch ganz eigene Persönlichkeiten und nicht so „wie ich sie mir vorgestellt habe“. Aber ich liebe sie alle.
        Wer nur lieben kann, wenn es seinen Vorstellungen entspricht, liebt letztlich nur sich selbst bzw. seine eigene Wunschvorstellung.

      • Carolina sagt:

        RoXY: Vielleicht sollte man RZ zugute halten, dass er immerhin schon erkannt hat, was bei ihm wohl ‚falsch‘ läuft! Ob er dann letztlich in der Lage sein wird, das auch umzusetzen und sich von dieser Haltung trennen kann, ist ein anderes Thema (fällt den meisten Menschen extrem schwer und ist auch nur schwer ‚behandelbar‘). Ich denke mir, bei dem Themen ist es wie sonst auch: ein Problem meldet sich immer und immer wieder, eskaliert vielleicht sogar – bis man entweder etwas unternimmt und anfängt, den Rucksack (den man ja immer auch zur nächsten mit sich herumschleppt) mal genauer anzuschauen oder dann halt einfach immer so weitermacht……

      • Hans Hintermeier sagt:

        @roxy: „Liebe sollte tatsächlich irgendwann auch den Anderen meinen“

        Schön ausgedrückt.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Carolina – Einsicht ist immer die halbe Miete – im Minimum.
        Und ja volle Übereinstimmung.
        (PS Wenn ich schroff bin, so meist in guter Absicht. – Was nicht heissen will, dass es jedes mal auch gut ist.)

    • tststs sagt:

      Wieso kommen Sie jetzt mit „Liebe“?
      Hier geht es um die köperliche Anziehung, Sie alter Romantiker, Sie… 🙂

      • Reincarnation of XY sagt:

        na ja ich antwortete den beiden Herren, insbesondere „reiner Zufall“
        Ich bin ja offenbar nicht der einzige Romantiker (wenn auch völlig unromantisch). Man vermixt, das alles miteinander Attraktion, Verliebtheit, Partner fürs Leben ! – und dann oha lätzt, läuft es bei vielen so wie bei reiner Zufall. Plötzlich ist man „enttäuscht“, trennt sich …. und beginnt dann das Spiel wieder von neuem. DARAUF habe ich geantwortet.

        Ansonsten verstehen wir uns zu diesem Thema ja blendend heute. Ihre Worte können meine sein „ziehen mich an, obwohl sie nicht meinen gängigen Kriterien entsprechen“ –

      • Hans Hintermeier sagt:

        @tststs: Sie haben Recht, ich meinte eigentlich auch Verliebtheit.

        Romantiker? Eher philosophischer Idealist

        Ja, erwischt, auch Romantiker 🙂

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Den Partner nicht ändern wollen um ihn zu lieben, sondern ihn so lieben, wie Gott ihn gemeint hat.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.