Welches Essen macht scharf?
Liebe Frau Burri, gibt es natürliche Lustmacher, die mein Mann und ich verwenden können? Was können Sie empfehlen?
Spätestens seit Martin Suters Roman «Der Koch» wissen wir, dass ayurvedische Menüs eine derart aphrodisierende Wirkung haben können, dass sogar anders gepolte Frauen den virilen Reizen kulinarischer Zauberer nicht zu widerstehen vermögen. Doch was ist dran am Mythos der von Mutter Natur hervorgebrachten Scharfmacher?
Der Wunsch nach liebeslust- und potenzfördernden Mitteln ist fast so alt wie die Menschheit. Und namhafte historische Persönlichkeiten machten laut zahlreichen Überlieferungen nicht halt vor dem Griff in die Lebensmittel-Trickkiste, um die Leidenschaft unter der Bettdecke zu entfachen. So schlürfte der berühmte Liebhaber Casanova zum Beispiel regelmässig Austern, um die Standhaftigkeit im Bett aufrechtzuerhalten. Die Liste überlieferter Aphrodisiaka ist lang und so findet man nebst den in unseren Breitengraden häufig benutzten Lebensmitteln wie Chili, Erdbeere, Kakao, Süssholz, Knoblauch oder Granatapfel auch exotischere und zuweilen weniger verlockend klingende Nahrungsmittel wie Bullenhoden, Geiles Ziegenkraut und Haifischflossensuppe.
Die Amerikanerinnen schwören auf Ginseng
Eine Gruppe kanadischer Forscher ging der Legende natürlicher Scharfmacher nach und untersuchte systematisch die Tauglichkeit einer Reihe von seit Jahrhunderten gerühmten Potenzmitteln. Dabei erwies sich Safran als besonders effektives Potenzmittel und verhalf Männern zu signifikanter Verbesserung ihrer Erektionsfähigkeit. Ähnlich erfolgreich präsentierte sich die Wirkung von Ginseng, welches nicht nur bei den männlichen Abnehmern, sondern bei längerem Gebrauch auch bei Frauen die sexuelle Lust zu steigern vermochte. Übrigens ist Ginseng bei der weiblichen US-Bevölkerung das meistverkaufte Aphrodisiakum.
Ebenfalls für sinnvoll in Bezug auf natürliche Potenzmittel erachteten die Forscher Yohimbin, ein Extrakt, der aus der Rinde eines westafrikanischen Baumes gewonnen wird. Der Wirkmechanismus beruht hierbei auf der intensivierten Durchblutung der Genitalien, was bei Mann und Frau die Lust ankurbeln soll. So verlockend die nachgesagten erotisierenden Wirkungen auch sein mögen, so sollte auch hier zu Vorsicht geraten werden, denn einige Substanzen – wie zum Beispiel der Stechapfel – können giftig wirken.
Es geht vor allem um Sinnlichkeit
Ob Sie sich beim Kochen nun für in Chili und Knoblauch marinierte Bullenhoden, mit schwarzem Pfeffer gespickte Schoko-Erdbeeren oder ein Dutzend Belon-Austern entscheiden, wird für den sexuellen Appetit wohl sekundär sein. Letztlich beruht die Wirkung der meisten natürlichen Lustmacher eher auf dem Placeboeffekt. So oder so: Essen ist Sinnlichkeit. Sich bewusst die Zeit mit dem Liebsten zu nehmen und ein romantisches Candle-Light-Dinner in verführerischer Atmosphäre mit einer guten Flasche Wein zu geniessen, scheint mir der Begierde einträglicher.
Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri beantwortet einmal wöchentlich eine Leserfrage zum Thema Sexualität und Liebe. Diese wird vertraulich behandelt und ohne Namensnennung publiziert. Schreiben Sie uns auf sexologisch@tages-anzeiger.ch.
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16 Kommentare zu «Welches Essen macht scharf?»
Dass erlesener (und in Massen) Wein, zusammen genossen, die Sinne angenehm anregen und dem Eros zum Sieg verhelfen kann, wussten schon die alten Griechen. Bacchus war denn bei den Römern auch der Name von Liber pater, des ursprünglichen italischen Gottes des Weines und der Fruchtbarkeit.
Ich bin jetzt schon einigermassen enttäuscht, dass hier von der Bloggergemeinschaft, die sonst über alles mögliche diskutiert und sich mit Beiträgen überbietet, keine sinnlich/schmackhaften Rezepte ins Netz gestellt werden.
Das Thema hätte endlich mal Raum gegeben für einen rundum positiv-konstruktiven Austausch. Und siehe da: ein absoluter Minus-Rekord an Beiträgen.
Sinnlich-schmackhafte Rezepte? Wozu? Wenn ich esse, bumse ich nicht. Und wenn ich bumse, esse ich nicht.
RoXY, ja dann wollen wir es mal mit einem spontan improvisierten Nachtisch versuchen. Einfach, klassisch und elegant, und das ginge wie folgt:
Schokoladen-Fondant mit Erdbeer-Chili Coulis, dazu eine Kugel Durian-Sorbet mit einer Prise Safran (alternativ Zitronensorbet mit einer Prise Knoblauch) und bitte noch einen kräftigen Wodka-Schuss dazu, anschliessend ein Ginseng-Ristretto falls man ein gutes, starkes Herz hat.
Danach entweder den Fernseher anmachen oder, noch besser, ein gutes Buch holen, denn das Gestank (bzw Geschmack) des feinen Sorbets bestimmt schon dafür gesorgt hat dass Sie plötzlich alleine dasitzen 🙂
En Guete!
Hm, jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen weil ich nicht ernsthaft genug bin. Ja, dann wollen wir mal die oberen Sorbets durch entweder eine Kugel Grünteeeis (direkt auf dem Teller, neben den warmen Schoggi-Fondant) oder im Becher nebenan eine Kugel Birnen-Safran oder Blutorangen-Granatapfel Sorbet, mit oder ohne Wodka, je nach Geschmack. Viel besser, oder?
Safran und Ginseng in Kombination lässt dann wohl das stärkste Viagra blass erscheinen.
Wobei Ginseng ja in letzer Zeit auch bei uns in Europa stark im Trend zu sein scheint. Zumal es mittlerweile ja schon als Zusätze in Kaffee oder Tee angeboten wird..Vielleicht erübrigt sich ja die Viagra-Tablette bald 🙂
Tee mit Kuchen, dann gemeinsames Bibelstudium – da geht die Post aber richtig ab. Aphrodingsda braucht kein Mensch.
Mit dem Tee aber nicht übertreiben. 2l Pfefferminztee substituieren 10 mg Valium. Als Bibeltext empfehle ich das Buch der Lieder. Da gibt es ein paar Stellen …
Ein Kollege von mir, der beim weiblichen Geschlecht sehr erfolgreich ist, schwört aus Sellerie. Ich bin von Chili überzeugt. Stibe https://lustvollkochen.wordpress.com/
Ihre Eigenwerbung für Ihren Blog wird langsam etwas aufdringlich. Schon mal den Begriff Reaktanz gehört?
Hmmmm, grosses Problem… wir sind nicht die Häppli-Schnapper… wenn wir essen, dann essen wir… und weil es uns schmeckt, sind die Bäuche voll und die Hirne (Sexualorgan nummero uno) leer… sprich: Das letzt Glas Prosecco (zustimmendes Nicken richtung RoXY) nehmen wir nicht halbnackt im Bett zu uns, sondern mit offenem Hosenladen auf dem Sofa lümmelnd
😉
Das mit dem guten Essen und Wein ist effektiv ein schmaler Grat, der oft in der Theorie wesentlich besser funktioniert als es dann Kreislauf und Verdauungssystem in der realen Welt erlauben..
Placebo ist bestimmt das beste Mittel. Da kann es natürlich helfen, wenn eine halbe Nation auf ein bestimmtes Aphrodisiakum schwört. Dann wird es sozusagen zum Selbstläufer.
Rituale (vorgängiges Candle-Light Dinner) gehören auch in diesen Bereich.
Man stimmt sich durch eine bestimmte Atmosphäre, Genuss von Speisen, Kleidung, Gerüche auf die Sache ein. Wenn damit viele gute Erfahrungen verbunden sind, wirkt das.
Bei Rotwein würde ich allerdings Abstriche machen. Alkohol ist zwar ein guter Stimmungsmacher, aber auch ein Betrüger. Das wusste schon Shakespeare. Der einzige Alkohol, der wirklich förderlich und nicht hinderlich wirkt ist mMn Prosecco/Champagner. Deshalb: vom Rotwein nur ein Glas zum Essen. Dann umsteigen auf leichtere Kost.
Schön auf den Punkt gebracht Roxy. Nur eine kleine Anmerkung zum letzten Abschnitt: aus der Sinnlichkeitsperspektive bin ich einverstanden, aus Gourmetsicht aber läuft Prosecco auf Rotwein eher unter dem Kapitel Todsünde. 😉
Aber nichts gegen Placebo… 🙂 denn Placebo wirkt!
ja, das stimmt natürlich zu einem guten Essen ein guter Tropfen ist aus Gourmetsicht absolut stimmig.
Mann muss ja den Prosecco nicht gleich ins Weinglas nachschütten. Die Nacht ist noch jung. Nichts überstürzen. Vielleicht noch einen Espresso dazwischen. ….
Wie Ristretto macht ‚diretto‘ ; besonders mit orangem Grappa. Aber aus schönen runden Beeren.
Décolletiert.